Die DB Telefonauskunft

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
Benutzeravatar
eurostarter
Routinier
Beiträge: 318
Registriert: 03 Jan 2005, 06:54

Beitrag von eurostarter »

Larry Laffer @ 23 Oct 2006, 01:22 hat geschrieben: Ja, genau das ist es. Die Menschen sind arbeitslos und wurden durch mittelmäßige Software ersetzt. Sei es am Bahnübergang, beim Verkauf oder bei der Auskunft. Daß die Einsparungen nichts bringen, weil die Kunden durch Qualitätsmangel wegbleiben, who cares? Bis dahin sollen sich andere damit rumärgern. Personal abbauen, abbauen, abbauen, damit die Bahn börsenfähig wird.

So wie die Deutsche Telekom AG. Und wenn das Netz nicht an die Börse gebracht, dann geht die Deutsche Bahn AG zu 100% auf den Kapitalmarkt, und dann wollen wir doch mal sehen, wie schnell irgendwelche Heuschrecken den Laden aufkaufen und zerfleddern. Ein Kandidat für eine feindliche Übernahme wird sie jedenfalls vom ersten Tag an sein.

Und dann können die Fahrgasthasser zum Arbeitsamt gehen. Hartz 4 ist angesagt. Leider auch für die Mehrheit der DB-Mitarbeiter, die sehr unter dem mittelmäßigen Management des Konzerns zu leiden haben.
Ich glaub ich habs jetzt verstanden. Das war keine sachliche Kritik sondern sollte einfach mal wieder ein Rundumschlag gegen die Bahn werden: Alles ist schlecht. :lol:

Ich hab zwar den Reiseservice unter 11861 noch nie benutzt, aber dort sollten doch Menschen sitzen. Die 0800-Nummer wird explizit als Hotline "mit Sprachdialogsystem" beworben. Also wo ist das Problem? Wenn man unbedingt telefonisch eine Reise nach Timbuktu buchen will, dann wählt man halt einfach die richtige von den beiden Nummern.
Benutzeravatar
120 160-7
Kaiser
Beiträge: 1902
Registriert: 13 Jan 2006, 20:10
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von 120 160-7 »

ChristianMUC @ 23 Oct 2006, 01:40 hat geschrieben: Ich - denn die haben dieselben Computer und denen kannst ewig lange Tarifcodes, Viapunkte und dergleichen diktieren, ohne dass du angeschaut wirst, als würde er dich am liebsten umbringen. Und dabei ging es doch nur um eine Fahrkarte München - Montbard via Zürich, Basel SBB, Basel SNCF, Chaumont und Paris ohne TGV :D
:blink: äh, ja....

Hat dich das gute Ding denn auch vernünftig und zügig verstanden? :D
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

120 160-7 @ 23 Oct 2006, 07:58 hat geschrieben: Hat dich das gute Ding denn auch vernünftig und zügig verstanden? :D
Ich hab mit einer realen Person gesprochen - der Bahncard-Service leistet sich dieses Luxus noch...
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Das ist kein Rundumschlag gegen die Bahn, sondern das eine schlechte System ist Teil eines gesamten schlechten Systems. Auch wenn einige fahrgasthassende DB-Mitarbeiter und Eisenbahnenthusiasten es nicht wahr haben wollen: In allen Punkten des Services hinkt die Deutsche Bahn AG ihren Hauptkonkurrenten, also sowohl dem Flugzeug als auch dem Auto, meilenweit hinterher.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
120 160-7
Kaiser
Beiträge: 1902
Registriert: 13 Jan 2006, 20:10
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von 120 160-7 »

Wo gibt's beim Auto denn Service?
  • Tankstellen? Alle Waren teurer als im normalen Laden. Vom Benzin ganz zu schweigen.
  • Werkstätten? Ein mal mit der Beifahrertür nen Betonpfosten berührt + anstehende Inspektion = 2000 € (AutoComfort-Status hab ich damit leider noch nicht erreicht)
  • Polizei? Hm, na ja... Also in der Bahn werden Kontrolleure immer beschimpft, wenn sie mal nicht nachsichtig sind. Schon mal versucht nen Polizisten davon zu überzeugen, dass die 25 km/h zu schnell nicht weiter schlimm waren?
  • ADAC/AVD? Ja gut, hilfreich. Keine Frage. Bei ner Panne (equivalent zu Störung am Triebafahrzeug/Wagen) Verzögerungen von selten unter einer Stunde; in der Regel deutlich mehr. Bei der Bahn geht es in den allermeißten Fällen nach spätestens zwei Stunden später weiter. Sonstige Service-Leistungen gut, aber schwer vergleichbar
  • Verkehrsfunk? Also ich möchte mal hören, was du sagst, wenn über die aktuellen Verspätungen bei der Bahn nur alle 30 Minuten informiert würde. Bzw. wo ist der Unterschied, ob man mal wieder im Stau steht, ohne dass er in irgendeinem Sender genannt wird, oder dass man ohne Information ne halbe Stunde auf der freien Strecke steht?
  • Schon mal ausprobiert, nur eine Woche lang jedes mal auf die selbe Minute loszufahren und exakt auf die selbe Minute anzukommen? Warum auch, da wäre man es ja selbst schuld... Oder die neuste Baustelle.
P. S. Das Flugzeug betrachte ich nicht als direkte Konkurrenz zur Bahn (einzelne Strecken/Verbindungen ausgenommen). Daran ändert nichts, dass einige namenhafte Volltrottel im Bahnvorstand das anders sehen.
Nichts desdotrotz:
Die Verspätungssumme einer Flugnummer pro Jahr dürfte in vielen Fällen höher sein, als die eines Zuges. Warum meckert da denn keiner, wenn es mal wieder 50 Minuten zu spät losgeht, weil mal wieder das Gepäck falsch eingepackt wurde, weil mal wieder auf einen Fluggast zu spät kommt, oder sein Deospray dabei hatte. Von "Wendeverspätungen" von tlw. gut einer Stunde und mehr. In Plastikfolien eingepacktes Labberessen ist auch garantiert lecker *würg*. Von Flugpreisen, Beinfreiheit, Flexibilität (selbst das naturgemäß starre System Bahn ist felxibler) mal ganz zu schweigen. (und jetzt komm mir keiner mit Billigfliegern)
Aber ja, die Zug- äh Flugbegeliterinnen sehen oft besser aus, das stimmt!
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

120 160-7 @ 23 Oct 2006, 11:05 hat geschrieben: Schon mal ausprobiert, nur eine Woche lang jedes mal auf die selbe Minute loszufahren und exakt auf die selbe Minute anzukommen? Warum auch, da wäre man es ja selbst schuld... Oder die neuste Baustelle.
Mit der Bahn klappt das jedenfalls nicht. Und wenn Du dich mit dem Auto verspätest, dann sind ein paar Minuten eben ein paar Minuten. Wenn Du Deinen Anschlußzug verpaßt, weil der InterCity eben nicht auf die S-Bahn wartet, sondern höchstens auf einen anderen InterCity oder InterCityExpreß, dann wird aus zehn Minuten schnell mal eine oder zwei Stunden.

Sicher ist es teuer, an Tankstellen einzukaufen. Nicht so teuer wie ZugCafés, aber teuer. Und daß die Benzinkosten gestiegen sind und am 1.1. wieder steigen, weiß ich selbst. Gleiches gilt für die Bahnpreise.

Und Verkehrswarnfunk? Klar ist es ärgerlich, wenn er auf den Mainstreamsendern nur alle 30 Minuten kommt. Bei aktuellen Anlässen kommen Verkehrsmeldungen aber auch zwischendurch. Oder eben auf Sonderfrequenzen, i.d.R. im Mittelwellenbereich. Und die Züge bleiben auch einfach stehen - ohne daß einer sagt, was Sache ist. Vermutlich will der Fahrer die Aussicht genießen.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
120 160-7
Kaiser
Beiträge: 1902
Registriert: 13 Jan 2006, 20:10
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von 120 160-7 »

Joa, alles keine Frage. Aber wo der Service beim Auto besser ist, weiß ich jetzt immer noch nicht.

btw: Ich habe, und werde nicht behaupten, dass bei der Bahn alles gut ist. Ich bin gegen kategorische Schwarzweiß-Malerei, die behauptet bei der Bahn wäre alles sch****. Das ist nämlich mindestens genauso falsch.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Nein, es ist nur alles schlechter als früher. Weil es nämlich zwangsweise zu Verschlechterungen führt, wenn Infrastruktur, deren Nutzen ein volkswirtschaftlicher ist, nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt wird.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14678
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Aber wo der Service beim Auto besser ist, weiß ich jetzt immer noch nicht.
Ich auch nicht. Service im Autobereich bekommt man auch nur noch, wenn man Glück und/oder Geld hat.
Überhaupt kenn' ich kaum eine Branche, wo man heute noch wirklich von Service sprechen kann. Service-Wüste Deutschland.

Ein einziges postivies Beispiel, das mir einfällt, ist mein kleiner Optikerladen im Ort, da ist fast der ganze Service (Ultraschallreinigung, Bügel nachziehen, neue "Nasen-Pads", etc) gratis... Und wenn ich wieder mal eine brauche, geh' ich bestimmt nicht zu Fielmann & Co. Der Laden ist übrigens nicht weit weg vom Bahnhof. Werbung Ende. :D
Benutzeravatar
120 160-7
Kaiser
Beiträge: 1902
Registriert: 13 Jan 2006, 20:10
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von 120 160-7 »

Larry Laffer @ 23 Oct 2006, 12:01 hat geschrieben: Weil es nämlich zwangsweise zu Verschlechterungen führt, wenn Infrastruktur, deren Nutzen ein volkswirtschaftlicher ist, nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten geführt wird.
Absolut deiner Meinung. Ein Unternehmen mit öffentlichem Beförderungsauftrag darf nur in gewissen Grenzen woll betriebswirschaftlich geführt werden und darf keines Falls der Gewinnoptimierung dienen.

Es ist aber deswegen nicht alles schlechter geworden. Einiges sicherlich (Rückzug aus der Fläche, Personaleinsparungen im Service-Bereich, etc.). Aber ganz ehrlich, war der Service zu Bundesbahnzeiten so viel besser? Als es mit der Bundesbahn zu Ende ging war ich 9 und wage es daher kaum zu beurteilen. Was einem immer mal wieder so an Ex-Bundesbahner zu sehen/erleben bekommt, ist aber definitiv auch des öfteren nicht das gelbe von Ei.

Außerdem: Wollen wir ernsthaft ein Bahnunternehmen, dass Verluste in Milliarden Höhe pro Jahr aufweist und noch dazu Pläne vorstellt, nur noch ein Netz von 14500 bis 6000 (!) km zu unterhalten (so geschehen 1976 durch die Deutschen Bundesbahn)?

=> Nein, früher war nicht alles besser. Einzig die Erinnerung an schlechte Erfahrung verschwinden im Laufe der Zeit.

Die Edith hat eine geschlossene Aufzählung wieder eröffnet.
EuroCity
Foren-Ass
Beiträge: 96
Registriert: 20 Jul 2006, 08:17
Wohnort: Singapur

Beitrag von EuroCity »

Bei 3Cent/sekunde, da bekommt man immerhin 9€ in 5 Minuten, da sind die Gebuehren bei einer Internetbuchung wesentlich niedriger!!!
[img]http://img152.imageshack.us/img152/5708/140423fu1.png[/img]
ET 423---Der Nachfolger des ET 420 und mein Lieblingsfahrzeug bei der S-Bahn
Benutzeravatar
eurostarter
Routinier
Beiträge: 318
Registriert: 03 Jan 2005, 06:54

Beitrag von eurostarter »

Es sind 39 Cent pro Minute..
EuroCity
Foren-Ass
Beiträge: 96
Registriert: 20 Jul 2006, 08:17
Wohnort: Singapur

Beitrag von EuroCity »

eurostarter @ 23 Oct 2006, 12:24 hat geschrieben: Es sind 39 Cent pro Minute..
oops :mellow: sry, mein fehler
[img]http://img152.imageshack.us/img152/5708/140423fu1.png[/img]
ET 423---Der Nachfolger des ET 420 und mein Lieblingsfahrzeug bei der S-Bahn
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14678
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Außerdem: Wollen wir ernsthaft ein Bahnunternehmen, dass Verluste in Milliarden Höhe pro Jahr aufweist und noch dazu Pläne vorstellt, nur noch ein Netz von 14500 bis 6000 (!) km zu unterhalten (so geschehen 1976 durch die Deutschen Bundesbahn)?
Schön. Früher hat die Bundesbahn die Verluste gemacht. Aber wo kommen die Gewinne z.B. von DB Regio her? Der Verlust wurde nur auf den Steuerzahler "verlegt", wo er im Grunde eh schon war, es hat sich im Nahverkehr also nix verändert, außer dass heute die Gewinne der Unternehmen und vielleicht bald die der Aktionäre (zumindest bei der DB AG) zusätzlich noch gezahlt werden wollen.

Es heißt aus der Politik immer gern "mehr Verkehr auf die Schiene". Dass ich nicht lache. In dem der Staat sich aus der Verantwortung zieht, zeigt er doch nur, dass er kein Interesse an einem vernünftigen Bahnbetrieb hat. Bei der geplanten Privatisierung von Straßen wie dem privat finanzierten Ausbau der A8 über die schwäbische Alb macht man jetzt wohl doch einen Rückzug, da man durch die Privatisierung wohl nicht nur Vorteile sieht... ach ne...
ist aber definitiv auch des öfteren nicht das gelbe von Ei.
Man hat's verändert, dass es so bleibt?? Das bei der Bundesbahn einiges nicht ganz toll gelaufen ist, ist unzweifelhaft. Aber jetzt sollte doch alles besser werden. Es sollte alles besser werden, leider erkennt man vor allem im Fern- und Güterverkehr wenig von der besseren "Mehr Verkehr auf die Schiene"-Welt. Die InterRegio wurden zusammengestrichen, die Zahl der Las wird angeblich auch immer größer und die Milliarden versickern nur in wenigen Großprojekten. Klar, man hat an vielen Stellen nach Jahren des Stillstands mal wieder in neue Fahrzeuge und Infrastruktur investiert, was sehr positiv ist, aber mussten die im Kampf um jeden Cent doch dann ordentlich an Kritik einstecken. Die Zahl der Riesenpannen im Regelverkehr á la 605/611/612 kam nach 1994. Und jetzt sagen, dass da Hersteller xy schuld ist, das ist einfach - obwohl in den selben Hallen in früheren Jahrzehnten Serien mit weniger Fehlern gebaut wurden...
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Die Deutsche Bundesbahn hat keinen Pfennig Zuschüsse vom Staat gekriegt. Sie mußte - nahezu ohne Eigenkapital - die Eisenbahn im zerstörten Nachkriegsdeutschland wieder ans Laufen bringen. Entsprechend mußte sie sich am Kapitalmarkt massiv verschulden.

Die Schulden der Deutschen Bundesbahn wurden zum 1. Januar 1994 in den Bundeshaushalt überführt. Trotzdem hat die Deutsche Bahn AG nach weniger als 13 Jahren inzwischen fast genausoviele Schulden angehäuft wie die Deutsche Bundesbahn in 44 Jahren. Allerdings mit wesentlich höheren Subventionen als die Deutsche Bundesbahn sie je bekommen hat.

Die Deutsche Bahn AG hat noch nie auch nur einen Meter Strecke selbst finanziert. Es wurde alles vom Steuerzahler finanziert - gehören tut es dann allerdings der Deutschen Bahn AG.

Die Deutsche Bahn AG ist in ihrem größten Geschäftsbereich - dem Nahverkehr - nur Lohnkutscher. Sie kriegt öffentliche Aufträge, an denen sie als Privatunternehmen verdienen - der Bürger bezahlt. Den gewinnträchtigen Fernverkehr betreiben sie auf eigene Rechnung. D-Züge, das Bindeglied zwischen Nah- und Fernverkehr, wurden ganz abgeschafft. Gewinne wurden privatisiert, Verluste wurden verstaatlicht.

Das Eisenbahnnetz wurde so massiv zurückgebaut, daß ein vernünftiger Betrieb kaum noch möglich ist. Gleisanschlüsse von Firmen wurden abgebaut, weil sie sich nicht mehr lohnen. Zumindest nicht betriebswirtschaftlich für die Deutsche Bahn AG.

Auch heute ist die Deutsche Bahn AG ein massiv verlustträchtiges Unternehmen, das wohl kaum börsenreif ist. Dazu kommt - zumindest aus volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise - die Subventionen für den Nahverkehr. Die Deutsche Bahn AG erhält nun wirklich nicht weniger Geld als die Deutsche Bundesbahn. Aber die Qualität der Eisenbahn ist massiv zurückgegangen.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19066
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Larry Laffer @ 23 Oct 2006, 21:49 hat geschrieben: Den gewinnträchtigen Fernverkehr betreiben sie auf eigene Rechnung
Naja. Wirklich gewinnträchtig is der FV auch wieder nicht.
ET 423
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13072
Registriert: 23 Okt 2002, 12:34

Beitrag von ET 423 »

joh999 @ 24 Oct 2006, 12:10 hat geschrieben: Naja. Wirklich gewinnträchtig is der FV auch wieder nicht.
Der is sogar das Hinkebein im gesamten Konzern. Gut, ein paar gewinnträchtige Strecken gibt es schon, aber der überwiegende Teil fährt Verluste ein.
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Genau das meine ich. Bis auf ein paar gewinnträchtige ICE-Strecken wird wohl auch der Fernverkehr rigoros beschnitten werden. Der D-Zug ist schon lange verschwunden, und selbst der InterCity wird in Frage stehen. Wenn man die Eisenbahnpolitik der letzten Jahre und Jahrzehnte fortsetzt, dann wird die Eisenbahn in zwanzig Jahren absolut keine Verkehrsalternative mehr sein.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
Benutzeravatar
120 160-7
Kaiser
Beiträge: 1902
Registriert: 13 Jan 2006, 20:10
Wohnort: Wuppertal

Beitrag von 120 160-7 »

Über die Sache mit dem Fernverkehr hülle ich jetzt mal das Mäntelchen des Schweigens, weil ein Thema für sich.

Zurück zum NV:
Rückzug aus der Fläche? Tlw. ja! Aber: "Im - vor allem ländlichen - Nahverkehr werden die Fahrgäste durch schlechte Angebote kategorisch ins Auto gedrängt." Nein!

Zwar, besteht in vielen Regionen noch Nachholbedarf, aber wenn man sich mal genauer umsieht, dann sieht man zunehmend Regionalnetze, die im Laufe der letzten Jahre - auch und vor allem auf Druck der Besteller - vollkommen neu aufgestellt wurden und wo mit einer präzisen Vertaktung, attraktiven Fahrzeiten, zentralen Verknüpfungspunkten zum überregionalen NV und zum FV, modernen Fahrzeugen, modernisierter Infrastruktur und - der betrieblich weitesgehend isolierten Netze* sei dank - sehr hoher Pünktlichkeitsquote, massenweise Fahrgäste auf die Schiene zurück geholt wurden und werden.
Beispiele sind u. a. das Münsterland-Netz (zusammen mit der PEG; incl. Haard-Strecke) mit den Eckpunkten Essen, Enschede, Münster und Dortmund und den Knoten Dorsten, Coesfeld und Gronau; das Nordharz-Netz (Braunschweig, Bad Harzburg, Salzgitter, Kreiensen, Göttingen etc.) u. v. m.

Der Einwand, dass das letztlich auf Zwang basiert, ist sicher berechtigt, kann aber dahin stehen, da - Konkurrenz, (EG-)Auschreibungsrichtlinien und Co. sei Dank - das auf Dauer so bleiben wird.

Daher noch mal: Es ist nicht alles schlechter, es ist sogar einiges besser geworden. Ein marodes, in seinen Grundzügen über 160 Jahre hinweg entstandenes, Staatsunternehmen wie die ehmalige Deutsche Bundesbahn zu einem zukunftsfähiges Unternehmen zu machen, dauert halt länger als 12 Jahre. (vor allem dann, wenn Politik und oberster Bahnvorstand (wo die Politik auch reichlich ihre Finger drin hat) immer wieder in eine falsche Richtung steuert). An den Leuten, mit denen es der Fahrgast direkt oder indirekt (Fahrplan- und Konzeptgestalltung u. ä.) zu tun hat, liegen die Schwächen der jetztigen Bahn sicherlich am allerwenigsten.

(Tlw. gravierende) Schwächen in der Umsetzung sind also da, der grundsätzliche Weg einer Verschlankung und Effektivisierung (gibt es das Wort überhaupt? *g*) der Bahn, hin zu einem Untenehmen, dass in der Lage ist - im Rahmen seiner Aufgaben und Verpflichtungen - nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu funktionieren, ist aber unumgänglich und im Ergebnis (so in 10 bis 15 Jahren) auch im Interesse des Befördeungsf... *hüstel* ( ;) ) Fahrgastes.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Genau das ist doch das Problem. Hier sind ja einige positive Beispiele genannt, über ein anderes positives Beispiel, den Nokia-Expreß von Bochum nach Gelsenkirchen, habe ich in meinem Blog geschrieben.

Was ist da passiert? Der Staat bezahlt und gibt Aufträge an ein gewinnorientiertes Privatunternehmen. Hier bleiben die Kosten beim Steuerzahler, allerdings gehen die Verluste zugunsten von Privatunternehmen. Hier entstehen hochsubventionierte Privatgewinne, eingefahren von Unternehmen, die immer versuchen, den Profit zu steigern und so effizient wie möglich zu sein. Oft auf Kosten der Qualität. Anschaffung einer Reservelok oder eines Reservetriebwagens, wieso? Das wär doch totes Kapital! Stattdessen ist es billiger, Konventionalstrafen zu bezahlen und Züge ausfallen zu lassen.

Das, was jetzt besser geworden ist, ist keine Folge der Privatisierung an sich, sondern eine Folge der Tatsache, daß die Eisenbahn heute Empfänger von wesentlich höheren Subventionen ist, als es zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn der Fall gewesen ist. Hätte die Deutsche Bundesbahn ebenfalls Neufahrzeuge finanziert gekriegt, hätte man den selben Effekt haben können, ohne daß irgendwelche Privatpersonen kräftig dran mitverdienen. Es ist nicht die Konkurrenz der Deutschen Bahn AG, die dafür sorgt, daß die Zugqualität in vielen Fällen besser ist. Es ist die Tatsache, daß es von der Allgemeinheit finanziert wird. Eisenbahn ist Infrastruktur, die der Staat zur Verfügung stellt, und dies kann er am effizientesten selbst tun, auch wenn die FDP und diverse Mietprofessoren (Sinn, Miegel, Raffelhüschen und die anderen üblichen Verdächtigen) was anderes behaupten.

Die Deutsche Bundesbahn war nicht marode. Die Deutsche Bundesbahn hatte sehr hohe Schulden, die zum 1.1.1994 in den Bundeshaushalt überführt wurden. Warum war das so? Für Neufahrzeuge und Neubaustrecken war die Deutsche Bundesbahn gezwungen, sich am Kapitalmarkt massiv zu verschulden. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Deutsche Bahn AG finanziert nichts selbst. Die Deutsche Bahn AG ist Empfänger hoher Subventionen, die Behauptung, es wäre für die Allgemeinheit billiger geworden, ist eine Lüge. Eine Lüge, die man mit einfachem Nachdenken ohne weiteres entlarven kann. Die Deutsche Bahn AG hat jetzt, nach weniger als 13 Jahren, bereits ähnliche Schulden wie die Deutsche Bundesbahn nach 44 Jahren. Allerdings kommt dazu noch das, was der Steuerzahler in dieser Zeit finanziert hat. Das, was jetzt Eigentum der Deutschen Bahn AG ist.

Wie sieht es in einem anderen, sehr wichtigen Bereich, dem Güterverkehr, aus? In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden massenhaft Gleisanschlüsse von Firmen abgebaut, infolge dessen findet Güterverkehr sehr viel stärker auf der Straße statt. Das ist oft teurer und ökologisch nicht vertretbar. Der volkswirtschaftliche Nutzen eines wesentlich höher ausgebauten Güterverkehrs ist gar nicht aufzuwiegen.

Die deutsche Wirtschaftspolitik beschränkt sich in den letzten Jahren auf die Parole "Löhne runter!". In der Realität aber sorgt eine vernünftige Infrastruktur dafür, daß die Lohnstückkosten viel massiver sinken, als würde man einfach nur Löhne senken - und das ganz ohne negative Folgen für den Binnenmarkt. Die Produktivitätsfortschritte sind enorm, wenn die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19066
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Larry Laffer @ 25 Oct 2006, 13:13 hat geschrieben: Für Neufahrzeuge und Neubaustrecken war die Deutsche Bundesbahn gezwungen, sich am Kapitalmarkt massiv zu verschulden.
Nein, auch zu Bundesbahnzeiten wurden die Schnellfahrstrecken AFAIK vom Bund finanziert.
Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Deutsche Bahn AG finanziert nichts selbst. Die Deutsche Bahn AG ist Empfänger hoher Subventionen, die Behauptung, es wäre für die Allgemeinheit billiger geworden, ist eine Lüge. Eine Lüge, die man mit einfachem Nachdenken ohne weiteres entlarven kann. Die Deutsche Bahn AG hat jetzt, nach weniger als 13 Jahren, bereits ähnliche Schulden wie die Deutsche Bundesbahn nach 44 Jahren. Allerdings kommt dazu noch das, was der Steuerzahler in dieser Zeit finanziert hat. Das, was jetzt Eigentum der Deutschen Bahn AG ist.
Die Deutsche Bahn AG finanziert die neuen Fern- und Güterverkehrsfahrzeuge natürlich selbst. Im Nahverkehr läuft das natürlich über einen höheren km-Preis.
Wie sieht es in einem anderen, sehr wichtigen Bereich, dem Güterverkehr, aus? In den letzten Jahren und Jahrzehnten wurden massenhaft Gleisanschlüsse von Firmen abgebaut, infolge dessen findet Güterverkehr sehr viel stärker auf der Straße statt. Das ist oft teurer und ökologisch nicht vertretbar. Der volkswirtschaftliche Nutzen eines wesentlich höher ausgebauten Güterverkehrs ist gar nicht aufzuwiegen.
Be den Firmen wo abgebaut wurde , gab es in 90% der Fälle keine GV-Bedienung auf der Schiene mehr. Ausserdem wurde, v.a. der internationale, Güterverkehr auch ausgebaut.
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14678
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Nein, auch zu Bundesbahnzeiten wurden die Schnellfahrstrecken AFAIK vom Bund finanziert.
Die Bundesbahn war ja "Bund", sonst würde sie nicht so geheißen haben.
GV-Bedienung
Nettes zweideutiges Wort. :D
Rückzug aus der Fläche? Tlw. ja! Aber: "Im - vor allem ländlichen - Nahverkehr werden die Fahrgäste durch schlechte Angebote kategorisch ins Auto gedrängt." Nein!
Grob gesagt, macht sich die BEG in Bayern nicht so arg viel draus, Nebenstrecken zu bedienen, erst recht wenn 20 oder 30 km in der Nähe eine große Hauptstrecke ist, Bayern ist noch viel zu "DB-hörig", die ja bekanntlich dieses Kleinzeugs nicht brauchen kann. Und Nebenbahnen gar neu oder wieder einzurichten: *Mega-Rofl* In Baden Württemberg läuft das scheinbar anders, wenn ich mir das so Sachen wie die HzL anschaue...
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19066
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Rohrbacher @ 25 Oct 2006, 15:09 hat geschrieben: Die Bundesbahn war ja "Bund", sonst würde sie nicht so geheißen haben.
Das Geld kam ausm Bundes-Topf, nich ausm DB-Topf
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14678
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Das Geld kam ausm Bundes-Topf, nich ausm DB-Topf
Die Töpfe standen aber quasi unter der selben Dunsthaube auf'm selben Herd. Heute ist das nicht mehr so.
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19066
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Rohrbacher @ 25 Oct 2006, 15:26 hat geschrieben: Die Töpfe standen aber quasi unter der selben Dunsthaube auf'm selben Herd. Heute ist das nicht mehr so.
Da Larry LAffer behauptet hat, dass nicht, wollte ich ihm das so klarstellen.
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Einige Strecken wurden tatsächlich vom Bund mitfinanziert, aber nur einige. Für die meisten Projekte, egal wie notwendig sie waren, und egal, wie hoch der volkswirtschaftliche Nutzen war, war die Deutsche Bundesbahn gezwungen, sich massiv am Kapitalmarkt zu verschulden. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Der Deutschen Bahn AG wurden alle Strecken subventioniert. Sämtliche Nahverkehrsfahrzeuge wurden, direkt oder indirekt, von der öffentlichen Hand bezahlt. Trotzdem ist die Deutsche Bahn AG massiv verschuldet.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
JeDi
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 19066
Registriert: 22 Apr 2006, 18:27
Wohnort: Land der Küchenbauer
Kontaktdaten:

Beitrag von JeDi »

Larry Laffer @ 25 Oct 2006, 18:02 hat geschrieben: Einige Strecken wurden tatsächlich vom Bund mitfinanziert, aber nur einige. Für die meisten Projekte, egal wie notwendig sie waren, und egal, wie hoch der volkswirtschaftliche Nutzen war, war die Deutsche Bundesbahn gezwungen, sich massiv am Kapitalmarkt zu verschulden. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

Der Deutschen Bahn AG wurden alle Strecken subventioniert. Sämtliche Nahverkehrsfahrzeuge wurden, direkt oder indirekt, von der öffentlichen Hand bezahlt. Trotzdem ist die Deutsche Bahn AG massiv verschuldet.
Habe ich etwas anderes behauptet?

(@Rohrbacher: siehste)
Benutzeravatar
Larry Laffer
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2591
Registriert: 15 Dez 2005, 22:47
Wohnort: Witten

Beitrag von Larry Laffer »

Dann sag mir mal, was an diesem System gut ist? Die Verluste trägt der Staat, die Gewinne sind privatisiert und verdienen tun an allem diverse Privatunternehmen. Das ist makroökonomischer Unsinn, und daß so ein wichtiges Stück Infrastruktur seit Jahrzehnten so betrieben wird, zeigt, daß Du unsere Führungselite entweder dumm oder korrupt - oder beides - ist. Denn die dahinterstehende Ideologie, die Staat und Gesellschaft ruiniert, die ist bereits seit dem Lambsdorff-Papier im September 1982 die Staatsdoktrin in der Bundesrepublik.
Kunden - Ein bei der DBAG völlig unbekannter Begriff für "Beförderungsfälle"
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Und stell dir vor - wenn der Börsengang so wie derzeit geplant realisiert wird, wird das noch viel schlimmer. Aber die Regierung und das ganze Parlament will Geld verschenken, die wollen die Investoren füttern. Verkaufen für 7 Milliarden Euro 50% eines Unternehmens, dass das Zehnfache wert ist.
Benutzeravatar
Flo_K
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2581
Registriert: 11 Nov 2004, 19:32
Wohnort: München

Beitrag von Flo_K »

ChristianMUC @ 25 Oct 2006, 19:07 hat geschrieben: Und stell dir vor - wenn der Börsengang so wie derzeit geplant realisiert wird, wird das noch viel schlimmer. Aber die Regierung und das ganze Parlament will Geld verschenken, die wollen die Investoren füttern. Verkaufen für 7 Milliarden Euro 50% eines Unternehmens, dass das Zehnfache wert ist.
Wenn die Bahn ohen Schienennetz an die Börse ghet, werden doch sogar 100% verkauft, oder? oder ist es etwa so, dass der Staat dauerhaft 50% plus einer Aktie hält?
Antworten