Boris Merath @ 12 Jan 2009, 16:35 hat geschrieben:Das war, wie ich schon in nem anderen Thema geschrieben habe, wohl ne Falschmeldung - bei dem Zug hatte es wohl nur eine Phantomstörungsmeldung gegeben, die aber nicht temperaturbedingt war.
Eine Phantomstörung kann sehr wohl witterungsbedingt sein. Das muss für den angesprochenen Fall aber nicht unbedingt zutreffen. Elektronische Bauteile "spinnen" bei Frost auch schon mal. Ich habe dies in den letzten Tagen auch einige Male an Fahrzeugen festellen müssen.
Boris Merath @ 12 Jan 2009, 16:35 hat geschrieben:..... Zum anderen war sicherlich auch der zusätzliche Personaleinsatz intensiver, so gibt es z.B. Filmaufnahmen von Bahnern, die die Weichen mit Flammenwerfern enteist haben.
Heutzutage gelten ja ausreichende Personalzahlen als Schande für das Management.
Wenn man das aus Sicht eines Investors sieht, ja. Aus Sicht eines Kunden sind ausgefallene oder verspätete Züge eine Schande für das Management.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Ein anderes Problem bei den "Winterproblemen" ist ja, das die Bevölkerung heute einfach dünnhäutiger ist.
Wenn z.B. nicht um halb sechs in der Früh die 0,5mm dicke Schneeschicht nicht beseitigt ist wird sofort Skandal gplärrt.
Die heutigen Winterprobleme sind aber sicher auch dem Fortschritt geschuldet. Waren früher fast ausschließlich mechanische Baugruppen es, die Fahrzeuge in Bewegung brachten und hielten, so nimmt heute Elektronik doch einen nicht unerheblichen Anteil daran.
Aber nicht wenige elektronische Bauteile funktionieren nur in einem vergleichsweise engem Temperaturbereich störungsfrei. Um den Temperaturbereich zu vergrößern, kann man zwar mit Lüftung für den Sommer und Heizung für den Winter arbeiten und auch durch thermische Isolierung den Arbeitsbereich vergrößern, aber irgendwann ist Schicht im Schacht.
Tja, eines der vier grossen Probleme der Deutschen Bahn: Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter!
Aber mal Hand aufs Herz: Erwarten wir manchmal nicht zuviel? Wie oft hört man: "Münchner S-Bahn heute pünktlich!" Oder: "Flugzeug sicher gelandet!" ? Picken wir nicht immer das negative raus, weil man da ein Muster erkennen kann, manchmal auch eine Verschwörung?
War früher wirklich alles besser? Auch die Zukunft?
Warum sind Autos in Sibirien resistenter gegen die Kälte? Vielleicht weil die Besitzer die Autos dementsprechend "winterfest" machen, weil sie wissen, dass es kalt wird? Weil man da nur im Notfall mit dem Auto unterwegs ist? Weils da kein Äquivalent zum ADAC gibt und deswegen Statistiken fehlen?
Wie hat man früher solche Winter überlebt? Ganz einfach: Die Menschen waren vorbereiteter und gelassener, heute geht ja bei einigen schon die Welt unter, wenn man seine Seifenopern sehen können! Wie waren die Katastrophenwinter z.Bsp. 1978/79?
Damals war man aufgrund der Erfahrungen und der Personaldecke besser vorbereitet, aber heute hat man halt keine entsprechenden Sachen...
Aber WIESO soll sich ein Unternehmen, das gewinnorientiert arbeiten muss, für den absoluten Notfall absichern? Wer will das bezahlen? Sicher kann man Deutschland gegen einen Sibirischen Winter absichern... Aber wieviel Räumfahrzeuge müssen dafür angeschafft werden? Wie viele Weichen müssten extra ausgestattet werden? Wieviele Züge müssten mit Holz-/Kohleöfen ausgestattet werden? Und vor allem die Frage: WER SOLL DAS BEZAHLEN? Obwohl das ja ein gigantisches Konjunkturpaket wäre...
Ich kannmich an einen Winter in den späten 80ern erinnern... Damals war es auch einige Nächte Ars**kalt, da liess man einfach die LKWs die ganze Nacht laufen, weil sie sonst eingefroren wären... Auch eine Lösung, aber probiers mal heute, da bekommst du sofort Ärger mit den Nachbarn, die dir die Polizei auf den Hals hetzen...
Ich hab keine Probleme mit der Kälte, ich weiss, das Winter ist, ich zieh entsprechende Sachen an, fahre mit dem Auto vorsichtiger, plane mehr Zeit ein... Wers nicht macht, der soll sich dann nicht auch noch aufregen, wenns dann mal schiefgeht... Etwas mehr Gelassenheit hat noch nie jemanden geschadet!
Achja... zum "winterfestem Auto" gehört z.Bsp. eine dicke Decke, entsprechnd "voller" Tank, etwas zu Naschen... Entsprechender Frostschutz in Waschanlage und Kühler... alles drin... Bei wem nicht? Etwa gespart?
Was gehört eigentlich in einen "winterfesten Zug"???
Das ein absolut winterfestes System eine illusion ist, ist mir klar.
Das die Bahn auf Grund von Kostendruck etc. halt irgend wo sparen muss, ist mir auch klar.
Das die höheren geschwindigkeiten und dichterer Zugverkehr ein übriges dazu tun, um das System im winter anfälliger zu machen, ist mri auch klar.
Eigentlich wollte ich lediglich herausstellen, das die forderung nach einem zuverlässigen Verkehrssystem keine entwicklung der letzten zehn, zwanzig jahre ist sondern schon so alt wie die Bahn selbst. Ballungsräume fordern eine entlastung seit es ballungsräume gibt. Schon zu zeiten der Römer wurde auf Verkehrsströme geachtet. Das liegt nicht an unserer neuen Zeit. An unserer neuen Zeit liegt nur, das das alles mit einer höheren Geschwindigkeit abläuft, was eine entwicklung ist, die ebenfalls spätestens seit der verwendung von maschinen eingesetzt hat. Hier entsteht eine spirale durch erwartungen und angebot. Und die Bahn hat sich hier selbst überholt, in dem sie ihr Angebot im bezug auf geschwindigkeit, takt und netz (wahlweise auch oder) verbesserte, dabei jedoch ihre zuverlässigkeit senkte, mit der konsequenz, das die leute hetzutage das bessere angebot erwarten, gleichzeitig jedoch auch eine hohe zuverlässigkeit.
Ich grabe das Thema mal aus, da die kalte Jahreszeit so allmählich wieder beginnt . Was mich mal interessieren würde: Seit wann sind Weichenheizungen eigentlich überhaupt gebräuchlich?
Vieles hinsichtlich der Einstellung ist da auch hausgemacht.
Ich habe mal in nem Mietshaus gewohnt, mit Schlafzimmerfenster zur Straße. Wie's der Teufel will gabs eine Woche lang nachts immer leichten Schneefall. Das hatte zur Folge, dass spätestens um 5 in der Früh der bestellte Winterdienst den Hof, Vorplatz und Gehweg vom Schnee befreien wollte. Mit einer Metallschaufel! Das macht bei 5mm Schneedecke (die spätestens um 7h von selbst wieder verschwunden wäre) und dem ganzen Rollsplit der da rumliegt natürlich einen höllischen Radau. Ich stand jeden morgen um 4.30h senkrecht im Bett. Nach drei oder vier halbwegs schlaflosen Nächten reißt einem da natürlich mal der Geduldsfaden, man geht runter und macht den armen Kerl (der ja auch nur seine Arbeit macht, was einem aber um die Uhrzeit i.d.R. ziemlich egal ist) zur Schnecke. Der rechtfertigt sich natürlich damit, dass der Gesetzgeber das vorschreibt und wir im Nachbarhaus so ne Oma haben, die um 7h in der früh ihre Blöd-Zeitung vom Kasten holen will und jedesmal wenn da auch nur ein winziges Flöckchen zu sehen ist die Polizei holt.
Wir reden hier übrigens von einer Schnee"decke" die so dünn ist, das jeder der da auf die Fresse fliegt es nicht anders verdient hat.
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB
Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Densha Otaku @ 14 Oct 2009, 08:13 hat geschrieben: Ich grabe das Thema mal aus, da die kalte Jahreszeit so allmählich wieder beginnt . Was mich mal interessieren würde: Seit wann sind Weichenheizungen eigentlich überhaupt gebräuchlich?
Ohne es genau zu wissen: ich vermute mal, seit es günstiger ist, eine Heizung einzubauen als jemanden hinzustellen, der die Weiche regelmäßig freischaufelt - also vermutlich seit den 60er oder 70er Jahren
Densha Otaku @ 14 Oct 2009, 08:13 hat geschrieben: Ich grabe das Thema mal aus, da die kalte Jahreszeit so allmählich wieder beginnt . Was mich mal interessieren würde: Seit wann sind Weichenheizungen eigentlich überhaupt gebräuchlich?
Das ist eine gute Frage. Bisher bin ich noch über keinerlei Hinweise zu dem Thema gestopert.
Früher war halt noch viel Handarbeit, zu einen Freischaufeln von Hand (was es aber auch heute noch gibt), zum anderen wurden teilweise auch Flammenwerfen eingesetzt, also quasi eine mobile Weichenheizung. Ich werd mal drüber nachgrübeln wo man dazu Informationen finden könnte.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.