Boris Merath @ 18 Aug 2009, 11:37 hat geschrieben:Der größte Teil der Fahrgäste besteht aus Pendlern und Personen, die regelmäßig fahren, zumindest in der HVZ. Diese Leute fahren im Jahr sicherlich über 200mal auf ihrer Strecke. Du tust in Deiner Argumentation ja so wie wenn das jeden Tag 800000 neue Fahrgäste wären, die zum ersten Mal in ihrem Leben mit der S-Bahn fahren. Es ist ja auch nicht so, dass die Fahrgastverteilung in den Zügen jeden Tag völlig anders wäre. Es ist also nicht nötig , dass ein Fahrgast das bereits bei der ersten Fahr kapiert, sondern es reicht aus wenn ers nach der 50ten versteht - weil die enge der Neufahrgäste doch vergleichsweise gering ist gegenüber den eingeübten Pendlern.
Also mit Überforderung kann man da finde ich nict argumentieren.
Die exakte Zahl ist hierbei völlig unerheblich. Es geht nur um die Größenordnung. Wenn hierbei z.B. die Pendler morgens und abends extra gezählt werden wären es auch noch 400.000. Man kann auch noch die dazuzählen, die nur einmal im Monat fahren.
Fakt bleibt aber, dass Du und einige andere von diesen Menge an Fahrgästen erwarten, dass Sie sich ein Wissen über die Auslastung vieler Züge aneignen, ohne ernsthaft zu sagen, wie sie dies tun sollen. Um ein halbwegs zuverlässiges Wissen darüber zu bekommen reicht einmal schauen pro Tür nicht aus, da durch Ferien und Veranstaltungen die Auslastung ständig schwankt. Von Überforderung habe ich hier nichts geschrieben. Also wie viel Zeit sollen die S-Bahn-Fahrgäste Deiner Meinung nach darauf verwenden Wissen über die Zugauslastung zu aufzubauen, damit sich die S-Bahn es sparen kann Ihre Auslastungsdaten zu veröffentlichen? Was ist wohl volkswirtschaftlich sinnvoller?
Boris Merath @ 18 Aug 2009, 11:37 hat geschrieben:Genau das ist aber doch das Problem - dass die Leute alle nur überlegen, wo sie an dem Zielbahnhof rausmüssen, und dann zu dem Ergebnis kommen dass für sie nur genau eine Tür sinnvoll ist.
Kannst hier einer der Fahrgastverhalten Kritiker das mal belegen. Dieses Verhalten habe ich noch nirgendwo gesehen. Nur Ungleichverteilungen über zig Meter hinweg. Und solange die Fahrgäste nicht wissen ob sie noch ausreichend Zeit haben woanders hinzugehen, ändert sich daran auch nichts.
Boris Merath @ 18 Aug 2009, 11:37 hat geschrieben:
Zu der irreführenden und gedankenloses Verhalten fördernden Werbung der Politik und Verkehrsunternehmen hat sich auch noch keiner ernsthaft geäußert. Hier wäre Selbstkritik durchaus mal angebracht.
Kannst Du das bitte mal näher begründen?
"Fahren Sie doch einfach eine Stunde später". Also nicht nachdenken oder nachschauen ob dann überhaupt ein Zug fährt / Züge auf der Verbindung fahren, sondern einfach eine Stunden später fahren. So einfach wie in dieser Werbung dargestellt ist bahnfahren einfach nicht.
Oder das immer wiederkehrende Argument man könne während der Fahrt alles mögliche machen, wie z.B. Hausaufgaben, Lesen, Arbeiten. Und wenn dies dann jemand macht und deswegen Durchsagen nicht mitbekommt, muss natürlich geschimpft werden, was das Zeug hält.
Leider habe ich nirgendwo auf die schnelle eine Übersicht über die aktuellen und die alten Werbekampagnen gefunden, sonst könnten wir die mal analysieren. Meisten dreht sich aber immer um folgende Botschaften: einfach, unkomplizert, entspannt, schützt die Umwelt, ist günstig.
Solange nicht kommuniziert wird, wie sich die Fahrgäste verhalten sollen, ist es reines Bashing, wenn das Befolgen von Werbebotschaften kritisiert wird.
Boris Merath @ 18 Aug 2009, 11:37 hat geschrieben:
Die Zuglängenanzeige ist stark fehlerbehaftet
Kann ich so nicht nachvollziehen.
Passiert mir spätestens alle zwei Monate meist sogar öfter. Es gab auch so Spezialitäten wo es zumindest letztes Jahr noch bei meinen Deutschland-Pass Touren grundsätzlich der gleiche Zug falsch angezeigt wurde im Münchner S-Bahn-Netz. Da habe ich und wahrscheinlich auch viele andere einfach keine Lust mehr mich irgendwo hinzustellen wo ich bei einer falschen Anzeige im letzten Moment teilweise bis zu einer Zuglänge laufen muss. Nur damit ich bei wenn die Anzeige stimmt in einem evtl. etwas weniger vollem Wagen sitzen kann. Solange das System nicht fehlerfrei läuft wird es auch nicht besonders beachtet, vor allem wenn zu Beginn das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Anzeigen gestört wurde. Das dauert lange bis bei gutem Betrieb dieses Vertrauen zurückgewonnen wurde. Reift beim Kunden ist hier kontraproduktiv.
Boris Merath @ 18 Aug 2009, 11:37 hat geschrieben:Mal die Augen aufmachen beim Fahren und schauen wie voll die anderen Wagen sind würde da ausreichen. Dazu muss man auch nicht studiert haben.
Also bitte doch mal etwas weniger polemisch und dafür nachvollziehbar: Wo sollen die Fahrgäste stehen, wohin sollen sie schauen und was sollen sie dabei erkennen? Und nochmal zur Erinnerung Menschen können nicht durch Wände und Menschen durchsehen und auch nicht fliegen um über andere Menschen und Gegenstände hinweg zu schauen.
Wildwechsel @ 18 Aug 2009, 11:58 hat geschrieben:Mit einer solchen sekundengenauen Angabe, wenn sie denn stimmen soll (sonst bringts ja wieder nix), kriegst Du aber vielleicht noch 15 Züge pro Stunde durch die Stammstrecke, mehr nicht. Warum? Nunja, wodurch bestimmt sich in der Praxis die Abfahrtszeit zur HVZ? Eben nicht nach dem Fahrplan, sondern dadurch, wie langen beim vorvorhergehenden Zug an der nächsten Station ein Egoist die Türen aufhält, oder wann endlich mal einen Teilblock nachgerückt werden kann im Rückstau vor der Weichenstörung am Ostbahnhof etc. Wenn man all diese Glaskugelfaktoren ausschalten will, müsste man den Fahrplan so weit strecken, dass man dadurch das Gegenteil der von Dir herbeigeredeten Kapazitätssteigerung erzielt.
Wo habe ich denn etwas von einer Kapazitätssteigerung geschrieben? Und wenn die Fahrgäste nicht wissen wieviel Zeit sie noch haben um woanders hinzugehen, macht es auch keinen Sinn durchzusagen, sie sollten woanders hingehen, weil sie dann nicht wissen, ob sie denn noch mitkommen. Also sind alle diese Durchsagen wertlos für den Fahrgast und bestärken ihn noch darin, dass man nicht auf Durchsagen zu hören braucht.
Boris Merath @ 18 Aug 2009, 12:22 hat geschrieben: Aber auch so glaube ich nicht, dass sich dadurch wirklich nennenswert viele Leute bewegen würden - schließlich könnten alle bis auf die, die wirklich erst in letzter Sekunden kommen, sich auch schon vorher weiter verteilen.
Nur wissen sie vorher nicht, ob sie noch Zeit zum umverteilen haben. So nimmst Du den Fahrgästen die Flexibilität sich umzuverteilen.
Es ist schon interessant, dass bisher keine einzige meiner vielen Fragen zur Gleichverteilung beantwortet wurden. Bei den bisher grob skizzierten Lösungen wie "denken" und "schauen" fehlt zum einen wie sie denken und schauen sollen und zu welchem Verhalten dies führen soll. Welche und wieviele Fahrgäste sich so verhalten sollen, damit überprüft werden kann ob diese Lösungsvorschläge überhaupt umgesetzt werden können und ob diese den gewünschten Erfolg bringen.
Wenn man z.B. den Vorschlag mit der Anzeige der Besetzung der S-Bahnen auf den ZZAs betrachtet, dann funktioniert der nicht, wenn entweder keiner darauf achtet oder zuviele darauf achten. Wenn zuviele Fahrgäste auf diese Besetztungsanzeige achten hat man dann eine Verstärkung der Ungleichverteilung.
Die Verteilung von Menschen ist ein hochkomplexes System. Dies fällt heute nicht auf, weil sich die meisten immer gleich verhalten und man damit Ungleichverteilungen auf manchen Linien von einigen wenigen Freaks sehr gut genutzt udn kritisiert werden können. Wenn aber mehr Fahrgäste anfangen ihr Verhalten zu ändern wird es verdammt schwierig ein Aufschaukeln zu vermeiden. Damit sich tatsächlich im Endeffekt eine Gleichverteilung ergibt muss diese "Schwingung" des Fahrgastverhaltens auf jeden Fall gedämpft sein. Wie wollt ihr das erreichen?
Schreibt doch endlich einmal einer der Fahrgastverhalten Kritiker wie sich ein Fahrgast tatsächlich Verhalten soll, damit sich eine Gleichverteilung ergibt. Was wohl passieren würde, wenn durch einen Aufruf während der Schulzeit viele Fahrgäste gleichzeitig anfangen würden die Auslastung der Züge auszutesten? Das möchte ich nicht miterleben, weil diese dann wirklich in den zu testenden Wagen müssen.
Meckern kann jeder und polemisch auf "nachdenken" und "schauen" verweisen. Also macht mal ernsthafte Vorschläge, wie sich jeder einzelne Fahrgast verhalten soll, damit sich eine Gleichverteilung in den Zügen ergibt unter Berücksichtigung der von mir gestellten Fragen zu den Themen Gleichverteilung am Bahnsteig ist nicht gleich eine Gleichverteilung der einsteigenden Fahrgästen und beides ist nicht gleich der aussteigenden Fahrgästen an einer beliebigen Station.