Sendlinger @ 26 Dec 2012, 11:24 hat geschrieben: 2) Eine Trassenfreihaltung für eine
Hauptverkehrsstraße im oben beschriebenen Verlauf hat es so
NICHT gegeben; ein wenig weiter südlich allerdings durchaus. In östlicher Fortsetzung der
Ständlerstraße gab es eine Freihaltung für eine Trasse, die in etwa auf Höhe der Stadtgrenze auf die Wasserburger Landstraße getroffen wäre und von selbiger die Funktion als B304 übernehmen sollte. Längerfristig wäre der Ausbau zur Voll-Autobahn A993 vorgesehen gewesen, die außerhalb der A99 dann als A944 die B304 bis in den Raum Wasserburg hätte ersetzen sollen. Heute eigentlich kaum mehr vorstellbar.
Unser hiesiger Neuperlach-Experte TramPolin dürfte ggf. noch tiefer gehende Kenntnisse hierzu haben.
Die Trassenfreihaltung für die
Straße wurde tatsächlich erst vor einigen Jahren aufgegeben, ob die Trassenfreihaltung für die Tram noch verfolgt wird, ist mir nicht bekannt.
Laut dem Buch "Entlastungsstadt Perlach" (Herausgeber: Neue Heimat, 1967) war wenige Meter nordöstlich des Graf-Zentrum ein Autobahnkreuz geplant. Diese würde man nach wenigen Metern über eine gedachte schnurgerade Verlängerung vom heutigen Ende der Ständlerstraße erreichen. Geradeaus sollte es dann als neue B304 nach Wasserburg durch den Truderinger Wald gehen. Tangential wäre durch das Autobahnkreuz der "Bundesautobahnring" gelaufen. Wenige Meter östlich von der Friedenspromenade wollte man also tatsächlich eine Autobahn bauen, die deutlich vor der Stadtgrenze auf die Wasserburger Landstraße getroffen wäre. Es wäre dann unmittelbar westlich des Flughafen Riem weitergegangen. Bekanntlich hat man den Autobahnring gebaut, aber ihn mit einem viel größeren Radius versehen, sodass er erst auf Höhe von Vaterstetten viel weiter draußen die Stadt umrundet. Dass der Autobahnring bis heute kein echter Ring ist, sondern kaum mehr als ein Halbkreis, ist klar.
Eine Tram-, U- oder Stadtbahn entlang der Friedenspromenade war laut den Plänen nicht vorgesehen (was aber nicht heißt, dass man nicht doch an vielen Stellen Trassen freigehalten hat), allerdings sollte die U-Bahn ganz anders verlaufen. Sie sollte Neuperlach nicht in Nord-Süd-Richtung durchqueren, sondern in West-Ost-Richtung. Die Haltestellen wären in etwa gewesen (keine offizielle Namen):
- Neuperlach West (etwas westlich des heutigen Quidde-Zentrum)
- Albert Schweitzer-Straße (dort wo heute das Einkaufszentrum Life steht, sehr nahe am heutigen U-Bahnhof Quiddestraße)
- Neuperlach Ost (etwas westlich vor dem heutigen Ende der Ständlerstraße, also Nähe Heizwerk)
- Graf-Zentrum (etwas südöstlich davon). Die Haltestelle wäre laut Plan exakt unter (!) dem Bundesautobahnring
- Von dort aus wäre es in einem Bogen nach Süden gegangen bis zu einem potenziellen Endbahnhof, der auf S-Bahnhöhe, aber östlicher als der heutige Bahnhof Neuperlach Süd liegen würde. Unklar bleibt, ob das nur eine Abstellanlage werden solle oder wirklich der Endbahnhof, denn gerade hier ist keine Haltestelle mehr eingezeichnet.
Eine Trambahn durch Neuperlach war auch vorgesehen. Diese dann in Nord-Süd-Richtung. Interessanterweise wäre sie ab der Kreuzung Heinrich-Wieland-Straße/Albert-Schweitzer-Straße auf die Albert-Schweitzer-Straße abgebogen und nicht weiter auf der Heinrich-Wieland-Straße verlaufen. Die Endtation wäre südlicher gewesen als das heutige Neuperlach Süd!
Zur Trassenfreihaltung St.-Veit-Straße Richtung Waldtrudering bis zur Friedenspromenade findet sich nichts, aber diese gibt es wirklich. Man kann sie heute auch noch in Gestalt von Grünstreifen und langgezogenen Parkanlagen neben den Straßen erkunden.
Schade, dass ich die Pläne nicht einstellen darf, aber das oben genannte Buch gibt es noch im Antiquariat. (Die Rechtsnachfolgerin der Neuen Heimat, die WSB, setzte sich dafür ein, mir die erforderlichen Genehmigungen zu erteilen, aber das Ganze scheiterte, da nicht alle Rechteinhaber erreicht werden konnten.)