So, ich packe das mal hier rein, da passt es noch eher rein als unter "DB-Garantie". Damit man den Faden noch erkennen kann, lasse sich mal die ursprünglichen Zitate drin.
Larry Laffer @ 18 Nov 2006, 13:09 hat geschrieben:tra(u)mmann @ 18 Nov 2006, 12:52 hat geschrieben:Liegt die Verödung der Innenstädte nicht an den vielen Einkaufstempeln auf der grünen Wiese?
Ja, die Kaufhäuser auf der grünen Wiese tragen einen erheblichen Anteil daran. Wie konnte es soweit kommen? Was hat die Leute dazu gebracht, nicht mehr in die Innenstädte, sondern auf die grüne Wiese zu fahren?
In den Innenstädten werden Autofahrer drangsaliert, wo es nur geht. Überall Halte- und Parkverbote, saftige Parkgebühren, mit denen die Kommunalpolitik seit den 70er Jahren versucht, die Leute in Busse und Straßenbahnen zu bringen.
Das Kaufhaus auf der grünen Wiese konnte seinen Siegeszug überhaupt nur deswegen antreten. Man hat massenhaft kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür. Oft sind die Einkaufszentren mit dem ÖPNV nur schlecht angebunden. Die Busanbindung des Ruhrparks an die Bochumer Innenstadt ist z.B. ein schlechter Witz - anders als das CentrO in Oberhausen. Weil man hier ohne Probleme parken kann, fahren die Leute nicht in die Innenstädte, sondern auf die grüne Wiese. Gerade die kaufkraftstarken Schichten interessieren sich in vielen Fällen nicht für die Busse oder die Straßenbahnen, die sie in die eigenen Innenstädte bringen würden. Wenn sie mit ihren Autos da drangsaliert werden, fahren sie
woanders hin.
Grundsätzlich hast Du hier nicht Unrecht. Dass die Tempel auf der grünen Wiese so erfolgreich sind, liegt aber auch daran, dass dort im Umfeld einfach mehr Platz ist und die großzügigen Straßen schon vorhanden sind (siehe PEP in München Neuperlach).
Grundsätzlich bin ich auch gegen eine Gängelung, aber was schlägst Du vor? Billiges Parken in den Innenstädten, mehr Parkplätze, bessere Ampelschaltungen? Das lockt nur noch mehr Autofahrer an. Wo sollen die denn alle fahren? Einige Städte außerhalb von Deutschland haben hierfür Hochstraßen gebaut, wo sich der Verkehr jetzt in mehreren Etagen quält. In Münchens historischer Altstadt würden diese aber kaum reinpassen, weder vom Platz noch optisch, das wäre ein Albtraum. Daher sehe ich als einzige Chance, dass die Leute mit dem ÖPNV anfahren. Die vorhanden Straßen sollen dann von denen genutzt werden, die nur mit dem Auto fahren können - Notärzte, Handwerker etc.
Die Geschäfte müssen sich hierauf einstellen. Ein Baumarkt in der Münchner Fußgängerzone wäre eher unpraktisch. Das hochpreisige Angebot von Uhren- und Schmuckhändlern wird ja Deiner Aussage nach primär vom Autofahrerpublikum genutzt. So ganz sehe ich das nicht, sonst würde es nicht so viele Geschäfte dieser Art jetzt in der Münchner Fußgängerzone geben. Aber es gibt ja noch genug andere Warenangebote für jeden Geldbeutel - Bücher, DVDs, Kleidung, wo man kein Auto zum Abtransport braucht. Auch die Möglichkeit einer Lieferung gibt es. Im Tempel auf der grünen Wiese kannst Du auch nicht gleich einen Kühlschrank mitnehmen, vieles wird geliefert.
Früher oder später wird ohnehin die Citymaut kommen, auch in München, auch wenn du diese jetzt vermutlich auf das Schärfste ablehnen wirst.
Larry Laffer @ 18 Nov 2006, 13:09 hat geschrieben:tra(u)mmann @ 18 Nov 2006, 12:52 hat geschrieben:Ich traue es mir auch kaum zu schreiben, da ich zu diesem Thema mich wohl zehnmal stärker als jeder andere hier im EF bereits ausgelassen hat: Aber die in einigen Bundesländern bereits liberalisierten Ladenöffnungszeiten könnten auch zu einer Belebung der Innenstädte zumindest abends beitragen.
Die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten gilt ja nicht nur für die Innenstädte, sondern sie gilt gleichermaßen für die Kaufhäuser auf der grünen Wiese. Im übrigen hat die Lockerung des Ladenschlußgesetzes 1996 in vielen Innenstädten nichts gebracht. In Witten z.B. machen die Läden jetzt alle unterschiedlich zu, die Innenstadt ist bereits unattraktiv und verödet - wie viele andere auch. So schön die Aufgabe der Ladenschlußzeiten von montags bis samstags ist, sie wird nicht zur Verbesserung der Situation in den Innenstädten beitragen.
Es gibt die Möglichkeit, die Leute in den ÖPNV und SPNV zu locken. Allerdings nicht, indem man Autofahrer drangsaliert, sondern indem man die Qualität bei ÖPNV und SPNV erhöht. Regelmäßig verkehrende Busse und Bahnen in gutem Zustand, klimatisiert und nicht überfüllt, das ist notwendig. Nicht umsonst hat eine 14%ige Steigerung der Zuschüsse einen 27%igen Fahrgastzuwachs gebracht. Wenn man die Zuschüsse senkt, kommen auch wieder weniger Fahrgäste. Nach der fünfprozentigen Zuschußkürzung im VRR zum 1. Februar 2006 wurde z.B. der Annener Ast der Buslinie 350 der Bogestra zwischen 8.30 und 12.30 aufgegeben. Vormittags verkehrt hier nur die Linie 320, und oft werden Leute nicht mehr reingelassen, weil der Bus überfüllt ist. Und wenn man ein oder zweimal nicht in den Bus gelassen wird, weil er zu voll ist, dann steigt man halt aufs Auto um.
Selbstverständlich profitieren von längeren Ladenöffnungszeiten auch die Tempel auf der grünen Wiese. Aber wenn man sich anschaut, dass die Innenstädte nachts vor allem für den Besuch von Lichtspielhäusern, Wirtshäusern und Diskotheken genutzt werden, würde die Möglichkeit, diesen mit einem Einkauf zu verbinden, den Innenstädten gut tun. Dies wird aber wohl nur in großen Städten funktionieren. Mit den kulturellen Einrichtungen haben die Innenstädte dann einen gewissen Vorteil gegenüber den Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Diesen zu nutzen, wäre einen Versuch wert. Der Andrang in Berlin war gestern groß, aber viele kamen halt nur aus Neugier. Hoffen wir mal, dass sich das mittelfristig durchsetzt.
Larry Laffer @ 18 Nov 2006, 13:09 hat geschrieben:So, jetzt sind wir wirklich Off-Topic, vielleicht kann das hier verschoben werden.
Was hiermit geschehen ist.
[edit - added]
LugPaj @ 18 Nov 2006, 13:25 hat geschrieben:Naja, nur weil plakativ einzelne Haendler durch laengere Oeffnungszeiten neue Leute einstellen, heisst das ja nicht, dass die Summe der Angestellten im Handel somit steigt. Schleichend werden bei anderen Laeden somit auch Stellen wegfallen, da diese weniger Umsatz machen. (Da zB Leute in Dussmann schon spaet abends eingekauft haben, anstatt das woanders am naechsten morgen zu machen).
Richtig. Deswegen schrieb ich ja, dass man das abwarten muss und nicht dass ich es schon als Erkenntnis gewonnen hätte. Denkbar ist aber auch, dass ein paar Urlauber abends oder am Sonntag zusätzlich Geld ausgeben, bevor sie Deutschland wieder verlassen. Das mögen nur ein paar Peanuts sein, aber es ist halt auch etwas, was an Umsatz dazukommt.
[edit - added #2]
In Bayern soll das Thema Ladenöffnung erst im Sommer neu diskutiert werden. Laut dem Artikel ist eine völlige Freigabe an Werktagen so gut wie ausgeschlossen:
http://www.lvz-online.de/aktuell/content/7140.html
Für ein Einkaufen bis 22 Uhr sehe ich in Bayern eine vielleicht 30- bis 50-prozentige Chance, dass dies bis ca. 2010 realisiert wird. München und Nürnberg werden voraussichtlich zunächst einmal die einzigen Großstädte in Deutschland bleiben, bei denen um 20 Uhr Schluss ist mit dem Shoppen. 