Allgemeine Diskussion über Politik in Deutschland

Alles was in den anderen Foren OFF-TOPIC wäre.
<br>Guinan freut sich auf Ihren Besuch.
Gesperrt
Benutzeravatar
TramPolin
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 12132
Registriert: 17 Feb 2007, 18:29
Wohnort: Hoch über den Dächern, mit einem anderen Blick auf unser Millionendörfchen (197, N45)
Kontaktdaten:

Beitrag von TramPolin »

Balduin @ 15 Mar 2016, 10:19 hat geschrieben: Die einzigen die ein offizielles Konzept haben ist die AfD. Das ist zwar jenseits von Gut und Böse, aber es ist ein Alleinstellungsmerkmal.
Das ist noch sehr freundlich ausgedrückt. Die AfD will eine andere Republik, sie will gesellschaftlich zurück in die 1950er-Jahre. Die deutsche Frau soll zurück an den Herd und sie soll drei Kinder gebären. Ich habe mir das Wahlprogramm mal angeschaut. Auch bei den anderen Punkte ist es indiskutabel. Die Atomkraftwerke wollen sie weiterlaufen lassen. Japan steigt nach dem Unglück von Fukushima aus, aber die AfD ködert die Wähler mit dem Versprechen eines günstigeren Atomstroms in einer strahlenden, völkischen Zukunft.
Jogi
Kaiser
Beiträge: 1609
Registriert: 12 Mär 2009, 16:13

Beitrag von Jogi »

Balduin @ 15 Mar 2016, 10:19 hat geschrieben: Die einzigen die ein offizielles Konzept haben ist die AfD. Das ist zwar jenseits von Gut und Böse, aber es ist ein Alleinstellungsmerkmal.
"Konzept" im Sinne eines Wahlprogrammes hat die AfD noch nix, das soll in den nächsten Wochen verabschiedet werden. Sie hat für einige Bereiche (allem voran natürlich Flüchtlingsfrage, aber auch innere Sicherheit, Familienpolitik oder etwa ein Einwanderungsgesetz nach kandischem Vorbild) Forderungen verbreitet.

Bei corrective.org gibt's eine "subjektive Analyse" des "geleakten" Entwurfs, der u.a. enthält: eine Abkehr vom Solidarprinzip (vereinfacht: jeder zahlt einen bestimmten Teil seines Einkommens ein, woraus ein Anspruch auf Leistungen erwächst) in der Arbeitslosenversicherung zugunsten privater Vorsorge; "selbstgewähltes Alleinerziehen" (so wie es die AfD nennt!) soll nicht mehr "staatlich finanziert" zugunsten finanzieller und Beratungshilfe für "das Zusammenleben von Vater, Mutter und Kindern" (Plural); verschärfte Strafmündigkeit bereits ab 12 Jahren; geringere Besteuerung von Erbschaften und Grund & Boden.

Im Wesentlichen gab es bei den Landtagswahlen eine andere Position in der Flüchtlingsfrage mit Wucherungen rüber zur Fragen der Inneren Sicherheit (als stärker präventive wie auich repressive Kriminaltätsbekämpfung) und zur Sozialpolitik ("näher an den Sorgen der Bürger") (wahl.tagesschau.de auf Ba-Wü bezogen). Im Fluchtpunkt läuft das auf "den Islam" raus, und genau auf diesen Themenblock will sich die AfD wohl in Zukunft mehr einschie..., äh konzentrieren. Stand jetzt ist die AfD eine Alternative, die sich gut verkaufen kann. Hauptsache anders.
TramPolin @ 15 Mar 2016, 13:19 hat geschrieben:Das ist noch sehr freundlich ausgedrückt. Die AfD will eine andere Republik, sie will gesellschaftlich zurück in die 1950er-Jahre. Die deutsche Frau soll zurück an den Herd und sie soll drei Kinder gebären. Ich habe mir das Wahlprogramm mal angeschaut. Auch bei den anderen Punkte ist es indiskutabel. Die Atomkraftwerke wollen sie weiterlaufen lassen. Japan steigt nach dem Unglück von Fukushima aus, aber die AfD ködert die Wähler mit dem Versprechen eines günstigeren Atomstroms in einer strahlenden, völkischen Zukunft.
Atom: Das ist ja noch einhergehend mit einer "interessanten" Interpretation des Klimawandels. Inwieweit der von menschen ausgelöst und/oder verstärkt wurde, darüber kann man ja gerne diskutieren. Aber was ist denn für ein Käse, die etablierten Modelle als unzureichend zu kritisieren (was sie ja durchaus sind), aber anstatt (hihi) alternativer Vorschläge folgt bei der ehemaligen Professorenpartei da nur raus, dass "der Klimawandel" ausschließlich natürlich ist, so dass man einfach so weitermachen kann wie bisher. CO2 sei ja auch
AfD Programmentwurf S. 15 @ hat geschrieben:kein Schadstoff, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil allen Lebens.

Genau so wie Wasser, unverzichtbar, deswegen sollte man aber trotzdem nicht zu viel trinken, Stichwort Hyponatriämie resp. "Wasservergiftung". Ehrlich, was ist das denn für eine Argumentation? Mit der hätte man spätestens zum Wechsel ins 20. Jahrhundert Ökonomie als Wissenschaft abblasen müssen, was die (heutigen tandard-)Modelle damals & heute alles nicht erklären können... Dann säh's für Lucke, Henkel oder Meuthen aber ganz schön mau aus :D

Für mich ist das der Versuch, Kapitalismus à la USA hier einzuführen: mehr private Vorsorge, weitgehende Auflösung sozialer Errungenschaften, enges Subsidiaritätsprinzip mit einem hauptsächlichen, "klassischen" Familienverständnis bei faktisch vielen Lebensentwürfen, Staat stark "Law & Order" und Regelgeber zugunster weitgehender unternehmerischer Freiheit, geringeren Lohnnebenkosten und für sie moderater Besteuerung. Im heutigen Verständnis dürfte man das ohne große Problem als neoliberal verstehen mit stark ordoliberalem Verständnis über den Staat. Da kann sich die Lehrbuchökonomik mit ihren tollen Modellen voll entfalten.
Benutzeravatar
Balduin
Kaiser
Beiträge: 1513
Registriert: 07 Mär 2010, 13:01

Beitrag von Balduin »

@TramPolin
Also das mit Japan stimmt so aber nicht (mehr), wurde erst zum Fukushima-Jubiläum in den dt. Medien breit getreten, dass die dort wieder aus dem Ausstieg austeigen, und kaum einen juckts dort...

Wie auch immer, die AfDler sind sicher meist finstere Gesellen die dumpf rückwärtsgewand sind.
Aber was du schreibst zeigt ziemlich genau auf, was ander Auseinandersetzung mit diesem Haufen leider falsch läuft: erst sagt man, die haben außer "Alle raus" Rufen bzgl. Flüchtlingen kein Programm. Jetzt finden sich urplötzlich in diesem bislang angeblich fehlenden Programm lauter böse Sachen. Dann wird sie immer wieder mit der NSDAP verglichen (nicht ganz zu unrecht!). Nur, bei besagter NSADP wird immer wieder darauf hingewiesen, dass das sozialistische in Namen wie auch im Parteiprogramm angeblich nichts bedeutet hätte. Wenn man aber sagt AFD = NSDAP, dann heißt es große Teile des Programms sind eh wertlos. Und damit sind besagte üble Punkte auch egal, und man kann sie nicht gegen die AfD verwenden.

Die etablierten Anti-Afdler machen es sich leider auch verdammt einfach, und verwickeln sich in eklatante Widersrpüche. Das verschlechtert die Gesamtsituation fast mehr als diese Gurckentruppe!
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

TramPolin @ 15 Mar 2016, 13:19 hat geschrieben: Das ist noch sehr freundlich ausgedrückt. Die AfD will eine andere Republik, sie will gesellschaftlich zurück in die 1950er-Jahre. Die deutsche Frau soll zurück an den Herd und sie soll drei Kinder gebären. Ich habe mir das Wahlprogramm mal angeschaut. Auch bei den anderen Punkte ist es indiskutabel. Die Atomkraftwerke wollen sie weiterlaufen lassen. Japan steigt nach dem Unglück von Fukushima aus, aber die AfD ködert die Wähler mit dem Versprechen eines günstigeren Atomstroms in einer strahlenden, völkischen Zukunft.
Sie wollen auch die Zwangsarbeit wieder einführen, was man ja vom RAD kennt. Sprich, eine Arbeitsverpflichtung für Arbeitslose, die man durchaus als Zwangsarbeit bezeichnen kann. Dazu total marktradikale Thesen gegen Arbeitnehmer, die aber gleichzeitig auch Wirtschaftsfeindlich sind durch den politischen Kurs. Man schafft es also eine Politik sowohl gegenüber den Normalbürgern als auch gegen die Wirtschaft zu machen, das schafft auch nicht jeder.
Jogi hat geschrieben: Für mich ist das der Versuch, Kapitalismus à la USA hier einzuführen: mehr private Vorsorge, weitgehende Auflösung sozialer Errungenschaften, enges Subsidiaritätsprinzip mit einem hauptsächlichen, "klassischen" Familienverständnis bei faktisch vielen Lebensentwürfen, Staat stark "Law & Order" und Regelgeber zugunster weitgehender unternehmerischer Freiheit, geringeren Lohnnebenkosten und für sie moderater Besteuerung. Im heutigen Verständnis dürfte man das ohne große Problem als neoliberal verstehen mit stark ordoliberalem Verständnis über den Staat. Da kann sich die Lehrbuchökonomik mit ihren tollen Modellen voll entfalten.
Den US-Kapitalismus und seine menschenverachtende Ausuferungen kann man aber nicht nur der AfD anlasten, dem hecheln leider auch die anderen Parteien hinterher. Besonders schlimm ist es bei der SPD und der Begriff TTIP-Sigi kommt nicht von ungefähr. Da wird das Land bzw. Europa wieder mal verraten an die Großkonzerne dieser Welt, während große Teile Europas nur verlieren und sich einem US-Diktat unterwerfen, was man ja schon beim Leserecht der Unterlagen erkennen kann.
Die klassische soziale Marktwirtschaft der Bundesrepublik der 50er bis 80er ist das einzig vernünftige System an dem alle einigermaßen beteiligt sind und die Schere nicht zu sehr auseinanderklaffen kann.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Benutzeravatar
autolos
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2040
Registriert: 26 Jul 2004, 14:08
Wohnort: Aschaffenburg

Beitrag von autolos »

Jogi @ 15 Mar 2016, 14:37 hat geschrieben: "Konzept" im Sinne eines Wahlprogrammes hat die AfD noch nix, das soll in den nächsten Wochen verabschiedet werden. Sie hat für einige Bereiche (allem voran natürlich Flüchtlingsfrage, aber auch innere Sicherheit, Familienpolitik oder etwa ein Einwanderungsgesetz nach kandischem Vorbild) Forderungen verbreitet.

Bei corrective.org gibt's eine "subjektive Analyse" des "geleakten" Entwurfs, der u.a. enthält: eine Abkehr vom Solidarprinzip (vereinfacht: jeder zahlt einen bestimmten Teil seines Einkommens ein, woraus ein Anspruch auf Leistungen erwächst) in der Arbeitslosenversicherung zugunsten privater Vorsorge; "selbstgewähltes Alleinerziehen" (so wie es die AfD nennt!) soll nicht mehr "staatlich finanziert" zugunsten finanzieller und Beratungshilfe für "das Zusammenleben von Vater, Mutter und Kindern" (Plural); verschärfte Strafmündigkeit bereits ab 12 Jahren; geringere Besteuerung von Erbschaften und Grund & Boden.

Im Wesentlichen gab es bei den Landtagswahlen eine andere Position in der Flüchtlingsfrage mit Wucherungen rüber zur Fragen der Inneren Sicherheit (als stärker präventive wie auich repressive Kriminaltätsbekämpfung) und zur Sozialpolitik ("näher an den Sorgen der Bürger") (wahl.tagesschau.de auf Ba-Wü bezogen). Im Fluchtpunkt läuft das auf "den Islam" raus, und genau auf diesen Themenblock will sich die AfD wohl in Zukunft mehr einschie..., äh konzentrieren. Stand jetzt ist die AfD eine Alternative, die sich gut verkaufen kann. Hauptsache anders.


Atom: Das ist ja noch einhergehend mit einer "interessanten" Interpretation des Klimawandels. Inwieweit der von menschen ausgelöst und/oder verstärkt wurde, darüber kann man ja gerne diskutieren. Aber was ist denn für ein Käse, die etablierten Modelle als unzureichend zu kritisieren (was sie ja durchaus sind), aber anstatt (hihi) alternativer Vorschläge folgt bei der ehemaligen Professorenpartei da nur raus, dass "der Klimawandel" ausschließlich natürlich ist, so dass man einfach so weitermachen kann wie bisher. CO2 sei ja auch

Genau so wie Wasser, unverzichtbar, deswegen sollte man aber trotzdem nicht zu viel trinken, Stichwort Hyponatriämie resp. "Wasservergiftung". Ehrlich, was ist das denn für eine Argumentation? Mit der hätte man spätestens zum Wechsel ins 20. Jahrhundert Ökonomie als Wissenschaft abblasen müssen, was die (heutigen tandard-)Modelle damals & heute alles nicht erklären können... Dann säh's für Lucke, Henkel oder Meuthen aber ganz schön mau aus :D

Für mich ist das der Versuch, Kapitalismus à la USA hier einzuführen: mehr private Vorsorge, weitgehende Auflösung sozialer Errungenschaften, enges Subsidiaritätsprinzip mit einem hauptsächlichen, "klassischen" Familienverständnis bei faktisch vielen Lebensentwürfen, Staat stark "Law & Order" und Regelgeber zugunster weitgehender unternehmerischer Freiheit, geringeren Lohnnebenkosten und für sie moderater Besteuerung. Im heutigen Verständnis dürfte man das ohne große Problem als neoliberal verstehen mit stark ordoliberalem Verständnis über den Staat. Da kann sich die Lehrbuchökonomik mit ihren tollen Modellen voll entfalten.
Für mich ist die AfD auch unwählbar. Jedoch hielte ich ein Wahlprogramm, welches der Haltung entspricht, die ich aus deinem Kommentar hier entnehmen kann, für ebenso unwählbar. Nur weil eine Partei eine üble Ideologie vertritt, ist nicht alles andere sofort prima. So halte ich eine deutlich veränderte Erbschaftsteuer (niedrige Sätze, keine Ausnahmen), eine Flattax, ein Erziehungsgeld (als alternative zur Krippennutzung) für richtig, weil ich sie gerecht, sozial und fair finde. Außerdem bin ich ein Befürworter der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Balduin @ 15 Mar 2016, 14:54 hat geschrieben: Wie auch immer, die AfDler sind sicher meist finstere Gesellen die dumpf rückwärtsgewand sind.
Wenn du die Parteimitglieder meinst ok, aber bei den Wählern ist das nicht so und da darf nicht der Fehler gemacht werden sie zu beschimpfen, denn genau damit bindest du sie an diese Gesellen.

Die große Mehrheit der AfD-Wähler sind laut Statistik Protestwähler, die mit der Politik der Bundesregierung nicht einverstanden sind und keine die von der AfD sonderlich überzeugt sind. Von was soll man bei denen auch überzeugt sein? Die sind ein Schaden für das Land, doch hier ging es wohl eher um einen Denkzettel für die etablierten Parteien.

Übrigens kann ich mit dem Begriff der immer wieder fällt: "Sozialdemokratisierung aller Parteien" nicht einverstanden sein, denn das ist, was die Sozialpolitik betrifft, überhaupt nicht wahr. Da gab es einen rechtsrutsch der SPD und nicht einen linksrutsch der CDU/CSU, wie das vielleicht bei anderen Themen leicht der Fall sein mag.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

autolos @ 15 Mar 2016, 15:00 hat geschrieben: So halte ich eine deutlich veränderte Erbschaftsteuer (niedrige Sätze, keine Ausnahmen), eine Flattax, ein Erziehungsgeld (als alternative zur Krippennutzung) für richtig, weil ich sie gerecht, sozial und fair finde. Außerdem bin ich ein Befürworter der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
Was ist bitteschön sozial, gerecht und fair an einer Flattax? Das ist eine Bevorteilung von Besserverdienern. Warum sollte eine Krankenschwester den anteilig gleichen Steuersatz zahlen wie ein Börsenmakler? Was ist daran bitteschön gerecht?
Das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft hast du nicht verstanden, denn jeder muss nach seiner Leistungsfähigkeit an der Gesellschaft beteiligt werden! Eigentum verpflichtet.

Was die Erbschaftssteuer angeht, so würde ich niedrige Sätze für Erbschaften im Verwandtschaftskreis (was die Leute sich ja hart erarbeitet haben) durchaus begrüßen (nur gibt es das heute schon mit hohen Freibeiträgen!), da sie ja den Mittelstand stärken. Hier muss es aber eine gewisse Grenze geben, so dass ab einem bestimmten Vermögen auch höhere Sätze anfallen. Es sollten nur die normalen Bürger vor hohen Belastungen bei Erbschaften bewahrt werden.
Bei Firmenübergängen müsste es eben auch harte Regeln geben, so dass bei Verkäufen oder Schließungen hohe Rückzahlungen fällig sind, so dass sich solche Maßnahmen aus purer Geldgier und Interessenslosigkeit von Berufssöhnchen/-töchterchen nicht lohnen würden.

Kernenergie? Wer soll das bezahlen? Das ist die teuerste Energieform, wie kann man da bitteschön dafür sein?
Wer bezahlt denn die Entsorgung und das Risiko? Das wird dir keiner deiner Energiekonzerne übernehmen und schon alleine daher müsste man dagegen sein, aber eben auch weil es hochgefährlich ist.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Jogi
Kaiser
Beiträge: 1609
Registriert: 12 Mär 2009, 16:13

Beitrag von Jogi »

Balduin @ 15 Mar 2016, 14:54 hat geschrieben:@ TramPolin
[...] erst sagt man, die haben außer  "Alle raus" Rufen bzgl. Flüchtlingen kein Programm. Jetzt  finden sich urplötzlich in diesem bislang angeblich fehlenden Programm lauter böse Sachen.
Nicht nur angeblich, die AfD hat bislang noch kein eigenes (Bundes-)Programm. Sie hat im Wesentlichen einige Themenfelder besetzt, vor allem in Sachen Familienpolitik, Innenpolitik mit Fokus auf innerer Sicherheit und Wirtschaft (da noch stärker unter Lucke; nach dessen Gegangen worden verlagerte es vor allem in Ost- & Mitteldeutschland sich in Richtung Bewahren des Deutschen) und sich besonders in der Flüchtlingsfrage profiliert;
z.B. hat vor über einem Jahr auch die (Bundes-)SPD mal den Vorschlag publik gemacht, ein Einwanderungsgesetz nach kandischem Vorbild wenigsten zu bedenken, woraufhin die sächsiche Fraktion unter dem Namen Petrys dann sinngemäß sich ein Loch in die Socken gefreut und verbreitet hat, sogar die "Altparteien" übernehmen unsere gute Ideen, die treiben wir wirklich vor uns her, wir sind so geil.

Und was man immer noch nicht vergessen darf: Zu weiten Teilen ist das immer noch eine junge (nicht altersmäßig, sondern von der Gründung her) Partei aus "Freizeitpolitikern" (FAZ) im Sinne davon, dass viele auch Parteioberen noch einem Beruf nachgehen und sich erst nach Feierabend und an Wochenenden in die Partei einbringen und dementsprechend noch "lernen" müssen. Besonders offensichtlich war/ist dies bspw. in Sachsen-Anhalt, wo anscheinend rechnerisch jetzt jedes zehnte sachsen-anhatlinische Mitglied im Landtag sitzt... Die Leute muss man sich erstmal "requirieren".
Balduin @ 15 Mar 2016, 14:54 hat geschrieben:Dann wird sie immer wieder mit der NSDAP verglichen (nicht ganz zu unrecht!).
Wo denn? TramPolin schrieb zwar von einer "anderen Republik" und verband dies mit dem/einem Frauenbild der 1950er-Jahre, also der Bonner Republik unter Adenauer und vielleicht noch Erhard (um mal den Wirtschaftsbezug mit reinzubringen). Da war die NSDAP kein Problem mehr, weil verboten und aufgelöst.

---
autolos @ 15 Mar 2016, 15:00 hat geschrieben:Für mich ist die AfD auch unwählbar. Jedoch hielte ich ein Wahlprogramm, welches der Haltung entspricht, die ich aus deinem Kommentar hier entnehmen kann, für ebenso unwählbar.
Öhm... :unsure: Also ich beziehe mich auf den "geleakten" Entwurf des AfD-Programms, auf den oben verlinkten corrective.org-Kommentar und den gestern von mir verlinkten "Zeit"-Artikel, der ebenfalls das Programm auseinandernimmt.

Kurz, das ist meine (begründete, aber natürlich immer noch subjektive) Interpretation dessen, wofür die AfD augenscheinlich und meinem besten Wissen nach programmatisch im Wesentlichen einsteht. Ich erhebe da keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer es anders sieht, ich freue mich wirklich über andere Interpretationen.

Und wir werden sehen, was in ein paar Wochen wirklich rauskommt, wenn auf dem Stuttgarter Parteitag das Programm verabschiedet wird.
autolos @ 15 Mar 2016, 15:00 hat geschrieben:Nur weil eine Partei eine üble Ideologie vertritt, ist nicht alles andere sofort prima.
'türlich. Auch wenn ich hier viel über die AfD schreibe, heißt das aber nicht, dass mir andere große Parteien "sofort prima" gefallen.
autolos @ 15 Mar 2016, 15:00 hat geschrieben:So halte ich eine deutlich veränderte Erbschaftsteuer (niedrige Sätze, keine Ausnahmen), eine Flattax, ein Erziehungsgeld (als alternative zur Krippennutzung) für richtig, weil ich sie gerecht, sozial und fair finde. Außerdem bin ich ein Befürworter der friedlichen Nutzung der Kernenergie.
Dass sei Dir auch ungenommen, das respektiere ich auch. Auch die dahinter stehenden Argumentationslinien kann ich nachvollziehen, aber eben nicht teilen kann - z.B. das Erziehungsgeld: Das Argument der Gleichberechtigung zählt nur so lange, bis die Wahl wirklich frei und v.a. sicher möglich ist. Will heißen, so lange es weiter nicht sicher ist, auch in Großstädten zeitnah einen wohnortnahen Betreuungsplatz zu bekommen, setzt es (auch, aber nicht nur) falsche Anreize mit dem Ergebnis, dass sehr wahrscheinlich eher Frauen zu Hause bleiben, die eigentlich weiter arbeiten wollten, und dass Familien mit geringem Einkommen eher auf das zusätzliche Einkommen zugreifen und so eine Chance frühkindlicher Förderung ungenutzt bleibt. Mit aus diesen Gründen sage ich heute, bei heutigen Gegebenheiten aus vollem Herzen "Herdprämie" dazu. Für mich (!) ist heuer die Gefahr zu groß, Frauen von der Arbeit und Kinder von Förderung & Spaß abzuhalten.

Das heißt aber nicht, dass ich die "guten" Argumente nicht anerkenne oder dir deine Position madig machen möchte. Heißt auch auf die AfD übertragen, wer sie wählen will, kann & soll das tun. Wer will, kann noch das "aber" dazu lesen:

Aber dann bitte mitbedenken, welche Wertvorstellungen und andere (sozial- und wirtschaftspolitischen) Ziele dann mitgewählt werden. Ob deren Realisierung wünschenswert sind, "nur" um Flüchtlingen/dem Islam/Merkel oder sonst irgendeiner Personifikation eins auszuwischen?
Fichtenmoped
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2286
Registriert: 05 Jul 2010, 16:12
Wohnort: LK Freising

Beitrag von Fichtenmoped »

Vorsicht bei der Flattax! Auf den ersten Blick erscheint dies gerecht - jeder bezahlt X% Steuer.

Aber was wegfällt, sind die Abschreibungsmöglichkeiten. Sprich: Fahrtkosten, eigene Fortbildung, Arbeitskleidung und deren Instandhaltung (Waschen!), doppelte Haushaltsführung, Gesundheitskosten (Zahnersatz!), Freibeträge (für Kinder, Schwerbehinderung,...) und auch das Ehegattensplitting.

Vor allem die Geringverdiener werden dadurch stärker getroffen, da die erstens im Moment weniger Steuern zahlen und zweitens durch die Abschreibungsmöglichkeiten sich wenigstens einen Teil der obigen Kosten zurück holen können.
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Es sollte natürlich schon einen steuerlichen Grund-Freibetrag geben. Fang mit der Flattax erst bei 12000,01 im Jahr an, und du hast die Geringverdiener entsprechend entlastet. Gab ja schon mal den Vorscghlag eienr 3 stufen tax : Die erste 12k Frei, die zweiten (also 12k-24k) 15%, die dritten (24-36k) 25% und alles darüber 35%, da brauchts dann keine grossen absetzmöglichkeiten mehr. da sind dann nur die mit weiten anfahrtswegen gegen über denen mit kurzen Wegen angeschmiert, weil deren werbungskosten nicht mehr raus fallen.
Benutzeravatar
Balduin
Kaiser
Beiträge: 1513
Registriert: 07 Mär 2010, 13:01

Beitrag von Balduin »

Jogi @ 15 Mar 2016, 16:23 hat geschrieben: Wo denn? TramPolin schrieb zwar von einer "anderen Republik" und verband dies mit dem/einem Frauenbild der 1950er-Jahre, also der Bonner Republik unter Adenauer und vielleicht noch Erhard (um mal den Wirtschaftsbezug mit reinzubringen). Da war die NSDAP kein Problem mehr, weil verboten und aufgelöst.
Ich bezog mich damit auch nicht auf TramPolin speziell. Sondern allgemein dass dieser Vergleich mit der NSDAP im Diskurs hier wie auch anderswo immer wieder bemüht wird. Und wie man sich u.a. damit hoffnungslos verrennt, ohne das es irgendwas gewonnen ist. Alles vielleicht gut gemeint, aber am Ende weit entfernt davon wirklich gut zu sein...
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
Fichtenmoped
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2286
Registriert: 05 Jul 2010, 16:12
Wohnort: LK Freising

Beitrag von Fichtenmoped »

Das Problem: 36k Euro klingen erstmal viel - wären aber 3.000Euro brutto je Monat.
Und ohne Abschreibung (die eben nicht nur die Fahrtkosten umfasst) hat man sehr schnell eine höhere Belastung.

Bei den letzten meiner Steuererklärungen waren nicht die Fahrtkosten, sondern das Ehegattensplitting (eh schon durch die Steuerklasse verringert!), Gesundheitskosten (Zahnersatz schlägt gerne mit 4k Euro und mehr durch!) und die Fortbildungskosten (Fernstudium) die Gründe, warum ich einen Steuersatz von 8% hatte.
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Cloakmaster @ 15 Mar 2016, 18:10 hat geschrieben: Es sollte natürlich schon einen steuerlichen Grund-Freibetrag geben. Fang mit der Flattax erst bei 12000,01 im Jahr an, und du hast die Geringverdiener entsprechend entlastet. Gab ja schon mal den Vorscghlag eienr 3 stufen tax : Die erste 12k Frei, die zweiten (also 12k-24k) 15%, die dritten (24-36k) 25% und alles darüber 35%, da brauchts dann keine grossen absetzmöglichkeiten mehr. da sind dann nur die mit weiten anfahrtswegen gegen über denen mit kurzen Wegen angeschmiert, weil deren werbungskosten nicht mehr raus fallen.
Nein, eine Flattax ist sozial ungerecht. Es muss endlich gemacht werden dass Leute mit eigener Arbeit weniger stark versteuert werden als Gewinne aus Spekulationen usw.

Die Absetzmöglichkeit von Fahrtkosten ist sehr wichtig, gerade für Menschen die nicht viel verdienen. Von ihnen wird höchste Flexibilität gefordert, dann will man ihnen aber das auch streichen? Das geht nicht.
Für alle Zyniker die einen Umzug fordern: Wenn jemand eine Familie, Bekannte/Freunde und ein entsprechendes Umfeld bei sich hat, so jemanden verpflanzt man nicht so einfach und ich halte das auch für unmenschlich, da sich ein Mensch wohl fühlen muss. Wir wollen hier keine Vereinsamung und Zunahme von Depressionen und anderen Dingen fördern!

Das derzeitige Steuermodell ist sicher überarbeitbar, aber nur im Sinne dessen dass Gutverdiener stärker herangezogen werden, denn Spitzenverdiener werden entgegen immer wiederkehrender Behauptungen in Deutschland so gering wie nur in wenigen Staaten besteuert.
Ich bin daher für 49% ab 200.000 Euro Jahresverdienst (egal ob aus Arbeit oder sonstige Einnahmen).

Heute gibt es, auch entgegen anderen Behauptungen, nämlich eine Umverteilung von unten nach oben und das ist sowieso eine ungerechte Sauerei!
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Der Punkt ist der um rund 4000 Euro erhöhte-Grund-Freibetrag. das wären auf die km-Pauschale umgelegt schon mal rund 100 Kilometer Anfahrtstrecke jeden Tag. DAfür aber endlich ein wirklich verständliches Steuersystem. Viele, und gerade Geringverdiener, machen einen Bogen um die Lohnsteuer-Erklärung, weil es ihnen zu kompliziert und zu aufwändig ist, man man Stuer-sparpogrammen und/oder Lohnsteuer-Hilfevereinen nicht übern Weg traut (bzw. ewig auf einen Termin watet) , und so einen nicht unerheblichen Teil ihres geringen Lohnen auch noch an Vater Staat verschenken. Über die geneuen Zahlen kann man siocher diskutieren, sie sind ja nur ein Beispiel. Mur: Fängt man wieder an, ausnahem zu machen, hier die Fahrtkosten, dort Kontoführung, da Waschkosten usw, unsf, dann wirds halt keinen Deut einfacher, als es jetzt schon ist.


Zudem muss heute, sobald man steuerpflichtig ist, jeder Euro ab dem ersten versteuert werden. bei meiner fiktiven Rechnung kämen bei 13.000 Euro Verdienst nur 150 Euro Steuern ab (15% von 1.000€ über dem Freibetrag) Für Kinder zB sollte es wieter einen zusätzlichen Freibetrag geben.


Warum, du jetzt Spekulations- und Einkommensteuer vermischen willst, ist mir etwas unklar. das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.
Fichtenmoped
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2286
Registriert: 05 Jul 2010, 16:12
Wohnort: LK Freising

Beitrag von Fichtenmoped »

Nee - aktuell sind 8.472Euro (ledig) bzw. 16.944 Euro (verheiratet) steuerfrei. Zumindest 2015.
http://www.steuerklassen.com/steuerfreibetrag/
Erst danach werden Steuern gezahlt.


Hab mal Dein Modell bei mir durchgerechnet. 55.000Brutto, Verheiratet. Steuerbescheid 2015* sagt:
5.500 Euro Steuer fällig, da mehr gezahlt wurde gibt es eine Rückerstattung.

Nach Deinem Modell hätte ich 11.800 Euro Steuern zahlen müssen, da ich keine Abschreibungsmöglichkeiten und das Ehegattensplitting hätte.

*Ja, ich habe die Steuererklärung 2015 bereits erledigt und den Bescheid vom Finanzamt vor mir liegen und die Rückerstattung bereits auf dem Konto.
Den kleinsten Teil macht die Entfernungspauschale aus - die wurde mit knapp 900 Euro angesetzt.
Das, was meine Steuer nach unten drückt sind die Fortbildungskosten (2.500 Euro) und die außergewöhnlichen Belastungen (Zahnarzt! 5.000Euro).
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Ich war im Kopf bei bei "etwas über 8000" aktueller Freibetrag, nun sind es eben 8472 - sooo viel mehr ist das auch nicht. ich sag ja, mann kann drüber reden. DAnn eben 15 k GRund-Frei betrag, die 15% gelten bis 40k, die 25% bis 65k und ab da dann die 35. Gewinner und Verliertere wirds in jedem System geben. Ich weiss auch nicht genau, warum die Allgemeinheit dir Geld dafür schenken sollte, daß du zum Zahnarzt gegangen bist, und dir einen Bildungsurlaub gegönnt hast. Genau diese "Abschreibungsmöglichkeiten" sind es ja, die das System undurchschaubar, und damit auch ungerecht machen.
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Cloakmaster @ 16 Mar 2016, 05:32 hat geschrieben: Ich weiss auch nicht genau, warum die Allgemeinheit dir Geld dafür schenken sollte, daß du zum Zahnarzt gegangen bist, und dir einen Bildungsurlaub gegönnt hast. Genau diese "Abschreibungsmöglichkeiten" sind es ja, die das System undurchschaubar, und damit auch ungerecht machen.
Findest du solche Aussagen ok? Das ist eines der Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft, dass jeder sich fortbilden und sich das auch leisten kann. Auch der Zahnersatz ist ein hohes Gut oder willst du hier auch eine Zweiklassenmedizin? Wer sich das nicht leisten kann hat Pech gehabt? Eiskalt?

Diese Abschreibungsmöglichkeiten, wie du es nennst, sind wichtig und gesamtgesellschaftlich sinnvoll.
Was heißt hier es gibt Gewinner und Verlierer, es gibt viele Verlierer im Normalverdienerbereich und das ist nicht hinnehmbar.
Die Möglichkeiten sollte man nur für bestimmte Bereiche reduzieren, nämlich dann wenn Größtverdiener profitieren, die brauchen nun wirklich keine Hilfen.

Dieses Geseiere nach einem einfacheren Steuersystem ist billig, aber es fallen viele darauf herein, dabei profitieren nur reiche und gutverdienende Personen davon. Ist auch komisch dass das immer nur von den Wirtschaftsrechten gefordert wird, alleine das sollte ja zu denken geben oder nicht?

Du hast eine zutiefst unsolidarische Einstellung die doch eher in die marktradikale Richtung geht. Ich finde das nicht gut, aber du musst damit leben.
Es gibt übrigens diverse Flattaxstaaten. Wem das deutsche Steuersystem nicht passt (es ist nicht perfekt, aber ich finde es gut!), kann ja auswandern.

Das ist nicht mein Land, wo man Fortbildungen oder Zahnersatzkosten (die beide arg ins Geld gehen und für Normalbürger ein harter Brocken und Einschnitte bedeuten) nicht mehr absetzen kann. Wir sind nicht die USA, wo man sich das leisten kann oder nicht und dann "selbst schuld ist", wie ein Teebeutler das sagen würde....
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Benutzeravatar
autolos
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2040
Registriert: 26 Jul 2004, 14:08
Wohnort: Aschaffenburg

Beitrag von autolos »

DSG Speisewagen @ 16 Mar 2016, 08:14 hat geschrieben: Findest du solche Aussagen ok? Das ist eines der Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft, dass jeder sich fortbilden und sich das auch leisten kann. Auch der Zahnersatz ist ein hohes Gut oder willst du hier auch eine Zweiklassenmedizin? Wer sich das nicht leisten kann hat Pech gehabt? Eiskalt?

Diese Abschreibungsmöglichkeiten, wie du es nennst, sind wichtig und gesamtgesellschaftlich sinnvoll.
Was heißt hier es gibt Gewinner und Verlierer, es gibt viele Verlierer im Normalverdienerbereich und das ist nicht hinnehmbar.
Die Möglichkeiten sollte man nur für bestimmte Bereiche reduzieren, nämlich dann wenn Größtverdiener profitieren, die brauchen nun wirklich keine Hilfen.

Dieses Geseiere nach einem einfacheren Steuersystem ist billig, aber es fallen viele darauf herein, dabei profitieren nur reiche und gutverdienende Personen davon. Ist auch komisch dass das immer nur von den Wirtschaftsrechten gefordert wird, alleine das sollte ja zu denken geben oder nicht?

Du hast eine zutiefst unsolidarische Einstellung die doch eher in die marktradikale Richtung geht. Ich finde das nicht gut, aber du musst damit leben.
Es gibt übrigens diverse Flattaxstaaten. Wem das deutsche Steuersystem nicht passt (es ist nicht perfekt, aber ich finde es gut!), kann ja auswandern.

Das ist nicht mein Land, wo man Fortbildungen oder Zahnersatzkosten (die beide arg ins Geld gehen und für Normalbürger ein harter Brocken und Einschnitte bedeuten) nicht mehr absetzen kann. Wir sind nicht die USA, wo man sich das leisten kann oder nicht und dann "selbst schuld ist", wie ein Teebeutler das sagen würde....
Ich weiß, es ist vollkommen hoffnungslos, mit dir zu diskutieren. Deine Interpretation dessen, was die "Soziale Marktwirtschaft" ist, hat schon etwas putzigen. Was du für gut hältst, gehört dazu, was dir nicht passt ist "marktradikal" und widerspricht den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft.

Bei einer Flattax gäbe es hohe Freibeträge je Person und einen einheitlichen Steuersatz für alle und (weitgehend) keine sonstigen Werbungskosten mehr.. Mit steigendem Einkommen steigt die durchschnittliche Steuerbelastung. Die von interiessierten Desinformanten bemühte Krankenschwester hat also einen deutliche geringeren Steuersatz zu zahlen als der Bonibanker. Das viel diskutierte Ehegattensplitting würde obsolet. Die Steuererklärung würde deutlich vereinfacht, die Steuerverwaltung könnte deutlich verkleinert werden. Parlament, Gerichte und Internetforen würden deutlich von steuerlichen Fachthemen entlastet und Desinformanten im Hinblick auf steuerliche Wirkungen hätten ein Betätigungsfeld weniger. Weiterhin würde die absurde Diskussion enden, wenn es um die Frage höherer Freibeträge geht. Da wird heute immer der Vorwurf laut, davon profitierten ja nur die Gutverdiener, wobei vergessen wird, dass man irgendwann gezielt das Steuersystem so progressiv gestaltet hat, dass diese zunächst mal überproportional mehr zahlen müssen. Wenn dann Freibeträge diskutiert werden, will man von dieser Wirkung dann plötzich nichts mehr wissen.

Aber all das ist dir gleichgültig, weil dir in Wirklichkeit was anderes vorschwebt, auch wenn du immer was anderes behauptest.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

DSG Speisewagen @ 16 Mar 2016, 08:14 hat geschrieben: Findest du solche Aussagen ok? Das ist eines der Grundpfeiler der Sozialen Marktwirtschaft, dass jeder sich fortbilden und sich das auch leisten kann. Auch der Zahnersatz ist ein hohes Gut oder willst du hier auch eine Zweiklassenmedizin? Wer sich das nicht leisten kann hat Pech gehabt? Eiskalt?

Diese Abschreibungsmöglichkeiten, wie du es nennst, sind wichtig und gesamtgesellschaftlich sinnvoll.
Was heißt hier es gibt Gewinner und Verlierer, es gibt viele Verlierer im Normalverdienerbereich und das ist nicht hinnehmbar.
Die Möglichkeiten sollte man nur für bestimmte Bereiche reduzieren, nämlich dann wenn Größtverdiener profitieren, die brauchen nun wirklich keine Hilfen.

Dieses Geseiere nach einem einfacheren Steuersystem ist billig, aber es fallen viele darauf herein, dabei profitieren nur reiche und gutverdienende Personen davon. Ist auch komisch dass das immer nur von den Wirtschaftsrechten gefordert wird, alleine das sollte ja zu denken geben oder nicht?

Du hast eine zutiefst unsolidarische Einstellung die doch eher in die marktradikale Richtung geht. Ich finde das nicht gut, aber du musst damit leben.
Es gibt übrigens diverse Flattaxstaaten. Wem das deutsche Steuersystem nicht passt (es ist nicht perfekt, aber ich finde es gut!), kann ja auswandern.

Das ist nicht mein Land, wo man Fortbildungen oder Zahnersatzkosten (die beide arg ins Geld gehen und für Normalbürger ein harter Brocken und Einschnitte bedeuten) nicht mehr absetzen kann. Wir sind nicht die USA, wo man sich das leisten kann oder nicht und dann "selbst schuld ist", wie ein Teebeutler das sagen würde....
Ja, und die Gänseeblümnchen müssen geschützt werden, und dies ist auch sinnvoll, und das ist auch nicht verkehrt, und jenes ebenfalls nicht - und dann sind wir wieder beim alten, komplizierten, und ungerechten System. Jedem Tierchen sein Plesierchen, und jedem Lobbyisten seine persönliche Abschreibungsmöglichkeit. 95% der Welt-Steuerliteratur befassen sich allein und ausschließlich mit dem deutschen Steuerrecht. Und wem nutzt diese Praxis letztlich am allermeisten? Nicht dem Geringverdiener. Was ist dem mit dem, der sich überhaupt keinen Zahnersatz leisten kann? Der hat in deinen Augen Pech gehabt, Zweiklassen Medizin, Nur ist es dir jetzt plötzlich egal. Nur, wer so hohe Steuern zahlt, daß er seinen Zahnersatz davon absetzen kann, darf in den Genuss von Zahnersatz kommen. Wäre ja noch schöner, einfach allen Menschen, völlig unabhängig von der persönlichen Mundhygiene mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Und voll ungerecht, dieses alle kriegen mehr, und jeder entscheidet selbst, wofür er sein Geld aus gibt bzw. nicht ausgibt. Wir wissen doch schon seit Orwell: Alle sind gleich. nur manche sind gleicher.

Der erste Ansatz war, den Grund-Freibetrag um grob 50% zu erhöhen, im zweiten verdoppele ich ihn mal eben. Aber nee, das ist dir ja auch noch zu wenig. Vielleicht sollten wir gleich alle Steuern abschaffen, ? und damit natülich auch Poliziei, Feuerwehr, billige Schwimmbäder, öffentlichen Nahverkehr usw, usf. Wo es keine Steuereinnahmen geben darf, kann es eben auch keine Stuerausgaben geben....

Ansartz Nummer 3: Grund-Freibetrag von 100.000 Euro. Mal sehn, ob es nun sozial gerecht genug ist.
Benutzeravatar
Münchner Kindl
Kaiser
Beiträge: 1288
Registriert: 13 Aug 2005, 11:17
Wohnort: München-Molenbeek

Beitrag von Münchner Kindl »

Mal ausnahmsweise was zum Lachen, ein Interview mit dem ehemaligen Verkehrsminister Peter Ramsauer:

Merkel ist wie der Klavierspieler auf der Titanic :lol:

Laut der letzte INSA Umfrage vom 14.03 ist die Union aktuell bei 32%, wer will mit mir wetten, dass sobald das Ergebnis 29% lautet, sich langsam Panik breit machen wird, die Angst ums Pöstli umgeht, und man dann Merkel zum Handeln "zwingen" wird. :D
-
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Offensichtliche reichen dem Ramsauer die 24% Protest von S-A noch nicht. Wenn er nach der Selbstzerfleischung der SPD nun auch die Union zerfleischen will, und damit endgültig das Ende aller Volksparteien einleiten, dann soll er nur so weiter machen. Vielleicht schafft es auf diese Art sogar die Bayernpartei wieder in den Landtag.
Benutzeravatar
Münchner Kindl
Kaiser
Beiträge: 1288
Registriert: 13 Aug 2005, 11:17
Wohnort: München-Molenbeek

Beitrag von Münchner Kindl »

Cloakmaster @ 16 Mar 2016, 11:20 hat geschrieben: Wenn er nach der Selbstzerfleischung der SPD nun auch die Union zerfleischen will, und damit endgültig das Ende aller Volksparteien einleiten, dann soll er nur so weiter machen.
Was ist denn die Alternative, wenn das Volk sich nicht mehr mit der Politik der "Volksparteien" identifizieren kann?
-
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Münchner Kindl @ 16 Mar 2016, 11:28 hat geschrieben: Was ist denn die Alternative, wenn das Volk sich nicht mehr mit der Politik der "Volksparteien" identifizieren kann?
Eien Alternative, auf die wir möglicherweise zusteuern, wäre eine Wiederholung der Wahl vom 5.3.1933. Mit genügend Tschingderassa kann man die konzeptlosen "Dagegen" - Wähler zusammenrotten, den jeder ist schließlich nicht nur für, sondern auch immer gegen irgendetwas.

Wie so oft zeigt sich, daß gerde die, welche sich selbst als "Alternative" bezeichnen, gerade keine solche bieten können - oder auch nur wollen.

So rein grundsätzlich wäre mein Ansatz eher einer aus den USA: Bei jeder Wahl wird immer nur ein Teil der Sitze neu besetzt. , damit lassen sich auf eine akut-sitiation bezogene ein-themen-Partein ganz gut ausbremsen.
Benutzeravatar
autolos
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2040
Registriert: 26 Jul 2004, 14:08
Wohnort: Aschaffenburg

Beitrag von autolos »

Cloakmaster @ 16 Mar 2016, 11:20 hat geschrieben: Offensichtliche reichen dem Ramsauer die 24% Protest von S-A noch nicht. Wenn er nach der Selbstzerfleischung der SPD nun auch die Union zerfleischen will, und damit endgültig das Ende aller Volksparteien einleiten, dann soll er nur so weiter machen. Vielleicht schafft es auf diese Art sogar die Bayernpartei wieder in den Landtag.
Auch hier reiten offenbar wieder die Braunhemden. Wenn schon abkürzen, dann richtig: Sachsen-Anhalt = ST

Ansonsten: Man kann geteilter Meinung zu der Frage sein, ob Verschweigen von Schwierigkeiten oder das Ansprechen zu den massiven Wählerwanderungen geführt hat. Was sie nicht verhindert hat war jedenfalls das Fehlen eines Konzepts zum kurz-, mittel- und langfristigen Umgang mit der Flüchtlingsfrage. Wer kein Konzept hat, macht sich angreifbar und spielt Vereinfachern in die Hände, die auch keine Konzepte haben, aber Probleme benennen, auch wenn dies auf eine unerträglich primitive und irreführende Art geschieht.
Für die, die sich anmaßen über den Wert und Unwert anderer zu urteilen: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Nein, es fehlt nicht am Konzept - es fehlt an der Durchsetzungsfähigikeit, da Merkel nunmal nur die BRD regiert, und ihr Konzept für ein europäisches Problem eben auch eine europäische Lösung vorsieht. Das Regionalfürsten da nicht micht halten können bzw. wollen, liegt auf der Hand.

PS: Die Braunhemden haben nie einen Bindestrich zwischen die Buchstaben gesetzt. Mit Sachen-Anhalt haben weder die Stadt Steinfurt, noch ein Schlauchtrupp zu tun, und wenn du auf die ISO schielst, dann solltest du die korrekte Abkürzzung dann auch wirklich korrekt angeben: DE-ST. Da ist mir S-A, vor allem im entsprechenden Kontext, dann doch etwas eingängiger.
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

Cloakmaster @ 16 Mar 2016, 10:33 hat geschrieben: Ja, und die Gänseeblümnchen müssen geschützt werden, und dies ist auch sinnvoll, und das ist auch nicht verkehrt, und jenes ebenfalls nicht - und dann sind wir wieder beim alten, komplizierten, und ungerechten System. Jedem Tierchen sein Plesierchen, und jedem Lobbyisten seine persönliche Abschreibungsmöglichkeit. 95% der Welt-Steuerliteratur befassen sich allein und ausschließlich mit dem deutschen Steuerrecht. Und wem nutzt diese Praxis letztlich am allermeisten? Nicht dem Geringverdiener. Was ist dem mit dem, der sich überhaupt keinen Zahnersatz leisten kann? Der hat in deinen Augen Pech gehabt, Zweiklassen Medizin, Nur ist es dir jetzt plötzlich egal. Nur, wer so hohe Steuern zahlt, daß er seinen Zahnersatz davon absetzen kann, darf in den Genuss von Zahnersatz kommen. Wäre ja noch schöner, einfach allen Menschen, völlig unabhängig von der persönlichen Mundhygiene mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Und voll ungerecht, dieses alle kriegen mehr, und jeder entscheidet selbst, wofür er sein Geld aus gibt bzw. nicht ausgibt. Wir wissen doch schon seit Orwell: Alle sind gleich. nur manche sind gleicher.

Der erste Ansatz war, den Grund-Freibetrag um grob 50% zu erhöhen, im zweiten verdoppele ich ihn mal eben. Aber nee, das ist dir ja auch noch zu wenig. Vielleicht sollten wir gleich alle Steuern abschaffen, ? und damit natülich auch Poliziei, Feuerwehr, billige Schwimmbäder, öffentlichen Nahverkehr usw, usf. Wo es keine Steuereinnahmen geben darf, kann es eben auch keine Stuerausgaben geben....

Ansartz Nummer 3: Grund-Freibetrag von 100.000 Euro. Mal sehn, ob es nun sozial gerecht genug ist.
Du weißt selbst dass der Grundfreibetrag von 100.000 Euro zu hoch wäre.

Wenn euer Konzept (autolos und Cloakmaster) so toll und sozial wäre, dann wären doch alle Parteien dafür, also nicht nur die Wirtschaftsmarionetten. Warum ist das nicht so? Die haben ja auch Experten und Berater. Daher bleibe ich dabei, zutiefst unsozial.

Wer sagt dass ich keinen Zahnersatz für alle will? Ich habe das nicht abgeschafft bzw. so gemacht dass viele sich das nicht mehr leisten können. Ich würde es auch jederzeit ändern, denn jeder sollte die Möglichkeit dazu haben, das ist kein Luxus, sondern sollte sich ein Land leisten für das Wohl seiner Bürger.

Unser Steuersystem ist so schlimm nicht, es funktioniert und lieber kümmert man sich um Themen wie Vermögenssteuer und solche Geschichten, um bestimmte Kreise endlich mal stärker an der Solidargemeinschaft zu beteiligen.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Cloakmaster
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 10295
Registriert: 25 Jan 2004, 17:09

Beitrag von Cloakmaster »

Dann hat die Lobbyarbeit bei dir ja perfekt funktioniert. Wenn man soager einen uktralinken wie dich damit linken kann, muss man den Lobbyisten wirklich Respekt zollen.
143
König
Beiträge: 920
Registriert: 18 Jul 2010, 09:18

Beitrag von 143 »

DSG Speisewagen @ 16 Mar 2016, 22:32 hat geschrieben: ...um bestimmte Kreise endlich mal stärker an der Solidargemeinschaft zu beteiligen.
Ausnahmsweise eine gute Idee vo Dir!
z.B. könnte man Abkassierer von "Sozial"leistungen mal an der Solidargemeinschaft beteiligen anstatt den ganzen Tag auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung RTL 2 zu schauen oder in der Trink- bzw. Spielhalle zu verbringen
Benutzeravatar
DSG Speisewagen
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3482
Registriert: 17 Mär 2014, 00:04

Beitrag von DSG Speisewagen »

143 @ 16 Mar 2016, 22:44 hat geschrieben: Ausnahmsweise eine gute Idee vo Dir!
z.B. könnte man Abkassierer von "Sozial"leistungen mal an der Solidargemeinschaft beteiligen anstatt den ganzen Tag auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung RTL 2 zu schauen oder in der Trink- bzw. Spielhalle zu verbringen
Findest du das nicht polemisch, wenn du hier wieder pauschal alle in einen Topf schmeißt?
Natürlich gibt es Leute die das Sozialsystem ausnutzen, das ist nicht gut, aber das sind Peanuts gegenüber denen die den Staat um Milliarden berauben und die kommen nicht aus dem sozial schwachen Bereich.

@Cloakmaster
Ich bin nicht ultralinks, sondern gemäßigt links.
Ultralinks ist für mich ein Kommunist oder derartiges. Will ich nur klarstellen.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Zorngiebel
Doppel-Ass
Beiträge: 141
Registriert: 11 Mär 2016, 17:46

Beitrag von Zorngiebel »

"Soziale" Politik hat sich in unserer Umgangssprache zu einem Synonym für Alimentation entwickelt, ebenso wie wir unter "Reformen" inzwischen umgekehrt v. a. Einsparungen, "Sozialabbau" (d. h. Abbau von Alimentationen) o. ä. verstehen. Beides hat eigentlich nichts mit der Wortbedeutung zu tun, siehe Wörterbuch. "Soziale" Politik ist erstmal nur jene, die das Gemeinschaftliche im Blick hat. Das kann auf vielerlei Weisen geschehen.

Unter soziale Marktwirtschaft verstand man dementsprechend eine kooperative Form der Marktwirtschaft. Am besten lässt sich das am Verhältnis von Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Rahmen der Tariffreiheit und betrieblichen Mitbestimmung veranschaulichen. Das Betriebsverfassungsgesetz ist quasi sowas wie eines der Gründungsdokumente der sozialen Marktwirtschaft.

Sozial heißt hier aber gerade nicht "Freibier", "Umverteilung" oder "Klassenkampf". Ko-Operation heißt trotzdem, dass alle Seiten "operieren" (also auf Deutsch: Leistung bringen). Der klassische Sozialdemokrat mit seiner Arbeiterehre wollte ja auch nichts geschenkt haben. Er wollte keine leistungslose Gleichheit, sondern gleiche Chancen. Und einen Interessensausgleich (also gerade keinen einseitigen "Krieg den Palästen"-Klassenkampf). Und wenn diese Chancen dann tatsächlich einigermaßen gleich sind, dann kann auch wirklich gelten "Jeder ist seines Glückes Schmied" und wenn Leute dann aus ihren Chancen nichts machen und selbstverschuldet nicht auf einen grünen Zweig kommen - tja, Pech. Nur unverschuldet in Not geratenen wird geholfen, das nennt sich dann Solidarität. Und da knausert man dann auch nicht und schikaniert nicht und macht den Leuten auch kein schlechtes Gewissen - sondern man gibt ihnen gesetzlich verbriefte Ansprüche an Behörden, die mit erhobenem Haupt eingefordert und auch eingeklagt werden können. Die Geburt der Sozialversicherungssysteme, Versicherungsansprüche statt Almosen.

Das ist grob und holzschnittartig umrißen die Mentalität der sozialen Marktwirtschaft.

Wenn man einmal das aktuelle Gesellschaftsklima grob gegenüberstellt wird man in der Tat feststellen müssen, dass wir nicht mehr in der sozialen Marktwirtschaft leben. Fragmente, die bis heute überdauert haben, hin oder her, wie beispielsweise die noch starken IG Metall Belegschaften. Siehe dort auch ein Zerbröseln, der alte Standard wird nur noch für Altbelegschaften gehalten, Nachwuchs kommt v. a. in irgendwelche Servicegesellschaften zu weitaus schlechteren Konditionen, für die selbe Arbeit. Das ist eigentlich schon das Ende der Solidarität, man zieht sich auf die Verteidigung von erreichten Besitzständen zurück. Was also auf den ersten Blick noch wie ein Refugium der alten sozialen Marktwirtschaft aussehen mag entpuppt sich auf den zweiten Blick als ein weiterer Beleg dafür, dass die soziale Marktwirtschaft am Ende ist.

Das ist auch makroökonomisch bedauerlich und schlicht dumm, denn das kooperative Wirtschaftsmodell führte erst zum "Wirtschaftswunder" und hielt die alte Bundesrepublik an der Spitze Europas. Erst als man dieses Modell aufgab, zu Gunsten der Oberschicht, begann auch der Abstieg der deutschen Volkswirtschaft und wir finden uns nun in allen Statistiken hinter Ländern, die vor 30 Jahren noch hinter uns lagen, wie zB die ganzen skandinavischen Volkswirtschaften - die, oh Wunder, weiterhin recht stark auf ein kooperatives Wirtschaftsmodell setzen.

Das ist auch nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass die Marktwirtschaft auf Angebot und Nachfrage beruht, also auf Konsum - keine Gesellschaft wurde durch Lohndumping wohlhabend, wohl aber durch steigende Massenkaufkraft. Das in den 1990ern eingeschlagene Wirtschaftsmodell der Reaganomics, das über Großbritannien nach Deutschland kam und dessen Instrumente teilweise sogar namentlich übernommen wurden (vgl. "JobCentre"), hat in den USA ja schon großflächige Verheerungen angerichtet - das ist zeitversetzt auch unsere Zukunft. Eine immer fettere, plutokratische Oberschicht, absteigende Mittelschicht, working poor und trotzdem die Gehirnwäsche, dass der Einzelne denkt, er ist ganz alleine für sein Elend verantwortlich und jene, die noch nicht abgestiegen sind, verhalten sich nach dem alten Feudalismusmantra "nach oben buckeln, nach unten treten" und so bleibt gewährleistet, dass sich an all dem auch nichts ändert.

Das ist eine zivilisatorische Degeneration die wohl erst gestoppt wird, wenn das Leiden zu groß ist. Noch leidet die Masse nicht genug, noch glaubt der "dritte Stand" weiterhin die Versprechungen from rags to riches und wenn du es nicht schaffst, dann bist du halt ein dummer Loser und selbst schuld. Noch individualisiert man Erfolg und Mißerfolg.
Gesperrt