DumbShitAward @ 7 Jun 2010, 14:25 hat geschrieben:Ich hab neulich auch endlich mal den "Regiomops" 440 von München nach Augsburg (und zurück) genommen. Okay, es war nicht gerade viel los, hatte auch kein Gepäck und lang ist die fahrt auch nicht, aber ich persönlich bin schwer begeistert von den Teilen. Laufruhe gefällt, Geräuschkulisse im allgemeinen, Sitze sind okay (Regionalverkehr halt), Klimaanlage ist brauchbar und auch vom Innenraumdesign habe ich nichts auszusetzen (da finde ich Bpmz oder gar TGV schon wesentlich schlimmer).
Unter ähnlichen Bedingungen habe ich den auch zwischen München und Augsburg getestet. Die neuen Sitze sind wirklich nicht unbequem und das Fahrgefühl reicht meiner Meinung nach an das des ICE-2 ran, welches für mich das "Non plus Ultra" ist. Mir ist kein laufruhigeres Fahrzeug bekannt. Aber das wars schon mit den durchgehend positiven Eindrücken.
In den Reihensitzen ist die Beinfreiheit unter aller Kanone (bei 1,90 m Lebendgröße). Ein Teil der Sitze ist, wohl wegen der Drhgestelle und sonstiger Technik, auf Podesten platziert, ähnlich dem 425er. Und da hochkommen ist zumindest bei der ersten Reihe direkt nach dem Einstiegsbereich schon eine Kunst für sich.
Und überhaupt finde ich, dass die "Fugger-Express"-Züge irgendwie billig wirken. Der erste Eindruck ist bestenfalls gewöhnungsbedürftig. Da kommt so ein Quader angerollt, der selbst am Kopf quadratisch wirkt. Keine weichen Formen auf den ersten Blick. Durch die vielen kleinen Fenster wirkt das Verkehrsrot IMO dominant, beinahe erschlagend. Der Silbergrau, was die Dominaz abmildert ist gerade noch bei einem 55cc-Bahnsteig unten rum erkennbar.
Im Innenraum wirkt der Zug wie eine Rumpelkammer. Jeder verfügbare Quadratzentimeter ist mit Sitzplätzen vollgepflastert und das Mehrzweckabteil vor dem WC ist ein Witz seiner selbst. Da ein Rollstuhlfahrer und zwei Fahrräder hinstellen und vorbeikommen ist so gut wie unmöglich. Durch die Rampen, die zu kleinen Fenster, was mich beim Durchgehenwenn man so will "über das Tageslicht" bringt, enge Durchgänge und durch mattgraue Plastikverkleidungen fühle ich mich dort wie in einer Tropftsteinhöhle. Ganz ehrlich, das gefällt mir nicht.
Im Designgedanken kann ich keinen fahrgastfreundlichen Zweck erkennen außer möglichst viele transportieren. Das ist dann aber für mich kein Anreiz, außerhalb des Pendlerverkehrs, wo man Zug fahren "muss", diesen zu benutzen. Ich finde, der Zug ist an Bedürfnissen der Kunden außerhalb des Pendlerkreises vorbei entworfen. Das kann doch nicht im Sinne des Erfinders sein.
Selbst Kleinwagen haben heute einen Komfort, der vor zehn Jahren noch nicht mal annährend denkbar war. Dazu gehört nicht nur technischer Schnickschnack wie Navigationssysteme, CD-Player und ähnliches, sondern auch das Innenraumdesign. Man kauft sich ja ein Auto nur, wenn man sich drin wohlfühlt beim Fahren.
Und was haben wir bei den neuesten Regionaltriebwagen an Komfortsteigerungen im Fahrzeug? Objektiv die Klimaanlage, ein neues Sicherheitskonzept (Videokameras, möglichst von einem zum anderen Ende des Zuges sehen können, Sprechstellen zum Lokführer) und der optisch modernere Eindruck (Verwendung von Glas und Naturmaterialien bzw. Holzdekor). Davon ist allerdings der dritte Punkt stark subjektiv beeinflusst (Stichwort "Beamten-Barock" - nicht gegen Lehrer gerichte

).
Dagegen scheint der Fahrkomfort unwichtig zu sein. Beinfreiheit? Nimmt Sitzplatzkapazität weg. Zweifellos bequemere Polstersitze? Nicht vandalismusresistent. Und selbst die Armlehnen wollte man mit den ersten 425ern wegrationalisieren.
Versteht mich nicht falsch: ich mag die modernen Triebwagen. Grad aus dem 425er könnte man ein richtig tolles Fahrzeug machen, wenn man anständige Sitze reinbauen würde. Aber der "Regiomops"... "Rollende Schrankwand" sagt ja eigentlich alles. Mit dem Ding regelmäßg Augsburg-München pendeln... das würde Brechts Ausspruch, das Schönste an Augsburg sei der Zug nach München ad absurdum führen. :ph34r:
Grüße, Jogi