Ausgliederung Fahrdienst MVG

Alles über Stadtverkehr, was woanders nicht passt, wie z.B. Verkehrsverbünde
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elchris
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Beitrag von elchris »

34m² mit TG in angenehmer, ruhiger Lage kosten mich warm mit Strom in München 630€. Mit einem alten Auto und diversen Nebenkosten (Telefon, Versicherung, Festsparen) komm ich auf über 800€ Fixkosten je Monat.

Dank der größten deutschen Katastrophe nach A.H. (SPD+Grüne unter Schröder...) und deren, von einem überführten Verbrecher ausgearbeiteten Arbeitsmarktreformen, werden dir heute Vollzeitstellen in einem Lernberuf für 1000€ netto angeboten - und der AG kann sich sicher sein, jemanden dafür zu bekommen. Früher hätte er sich sicher sein können, NIEMANDEN zu bekommen für den Tarif. Leiharbeit geht noch günstiger - ich könnt jetzt schon wieder arbeiten, allerdings mit H4-Aufstockung und wohnend im Sozialbau - wohlgemerkt: Vollzeit in einem Lernberuf...
TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

Autobahn @ 23 Jan 2011, 07:53 hat geschrieben: Es ist wenig hilfreich, die Gehälter von Managern mit denen von Busfahrern zu vergleichen. Die Frage lautet eher, warum verdient ein Busfahrer der MVG 20% mehr, als sein Kollege bei einem privaten Busunternehmen, der die gleiche Arbeit macht.
Das bisherige Geschäftsmodell der privaten Busunternehmen beruht darauf, mit niedrigeren Gehältern zu unterbieten. Nicht mit besserer Qualität oder Innovation den Wettbewerb zu bestreiten. Oder besonderer Effektivität. Sondern eben Niedriglöhnen und teils schlecht gepflegten Klapperkisten.

Als Nahverkehrskunde habe ich aber noch nicht mal die Wahl, ob ich lieber einen gepflegten Bus mit kundigem Fahrer einsteige oder mich einem im Regelfall noch nicht mal des deutschen mächtigen Fahrer überlasse. Habe selbst schon vergebliche Versuche einer Kommunikation mit Busfahrern hinter mir. Daher würde ich mir wünschen, dass eine Angleichung auch mal nach oben stattfindet. Bzw. dass wenigstens ein in öffentlichem Besitz einer rot-grün regierten Kommune an der Lohndrückerspirale nicht noch mitdreht. So wie man auch erwartet, dass eine Stadt keine Produkte aus Kinderarbeit oder von Sklavenhaltern bezieht. Denn, sorry - das sieht man aus der Erfahrung des 20. Jahrhunderts, wenn sich eine Gewinnmöglichkeit durch Sklaven ergibt, greifen auch rennomierte Unternehmen wie BMW, Siemens etc. gerne zu, selbst wenn diese aus einem KZ stammen. So schnell blättert der Lack der Zivilisation ab, wenn nur die Gier befriedigt werden kann. Die Familie Klatten und viele andere Eliten des heutigen Deutschland haben ja damals die Grundlage für ihren Reichtum gelegt.

Würde man von heute auf morgen alle MVG-Fahrer, also U-Bahn, Bus, Tram, auf den Privattarif umstellen, ohne Bestandsschutz und so, sondern einfach mal die 15%-20% wegzaubern, so würde aus Fahrgastsicht rechnerisch die Fahrt um einen sagenhaften Cent billiger werden. Sie würde aber nicht billiger, denn das Geld verschwindet im allgemeinen Rauschen. DIe inzwischen schon recht gering gewordenen Ausgleichszahlungen aus Stom- und Gasgewinnen würden geringer, um damit noch ein Windrad mehr vor der walisischen Küste bauen zu können.

Und nein, selbst wenn die SWM-Versorgung keinerlei Verlustausgleich an den Verkehr zahlen müsste, würde der Strompreis und der Gaspreis keinesfalls sinken. Sonst müssten ja die Städte mit Versorgung durch Eon, EnBW etc. deutlich günstiger kommen, denn diese Unternehmen sind nicht durch Verkehr belastet. Sind sie aber nicht. Der zusätzliche Gewinn fließt dort nur an die Aktionäre.

Wenn schon Marktwirtschaft, dann richtig. Dazu gehört dann auch, dass ein Unternehmen 1. die Kosten auf das Produkt umlegen kann (macht BMW genau so wie die Mineralölindustrie, und beide bezahlen ihre Mitarbeiter über Tarif. Hast Du schon einen BMW-Kunden gehört, der über BMW schimpft, weil die ihren Mitarbeitern gerade wieder eine Prämie über 5000 Euro ausgeschüttet haben, statt den BMW billiger zu machen?).
2. Wird ein marktorientiertes Unternehmen auch die erzielbaren Markpreise ausschöpfen. Dazu gehört auch, dass in München die Monatskarten zu billig sind im Vergleich mit anderen Städten. Wahrscheinlich würden die Fahrgäste sogar locker 100 Euro für eine Monatskarte Stadtgebiet zahlen, wenn man es verlangen würde. In Köln zahlt man fürs Stadtgebiet 78,20 Euro (und es gibt nur eine Monatskarte fürs gesamte Stadtgebiet, keine billigeren Karten), in Berlin und Hamburg je 91 Euro, und auch bei den Monatskarten nur für das Stadtzentrum sind die Karten dort erheblich teurer. Meist zahlt man 30%-60% mehr als in München. In München zahlt man 64 Euro für die gesamte Stadt. Würde in München die Monatskarte aber nur um 10% bis 15% verteuert, was schon erreicht werden könnte, wenn man nur einen Monatskartentyp für die Stadt anbietet, zum Preis zwischen 60 und 64 Euro, dann wäre das Defizit kein Thema mehr. Im Gegenteil, man könnte das Angebot ausbauen und fair zahlen. Wäre eigentlich gerecht.
3. Jedes marktorientiere Unternehmen erbrächte nur Leistung, die sich auch lohnt. So lassen sich die Eisenbahnunternehmen es sich brav bezahlen, wenn sie eine defizitäre Strecke betreiben. Auch die S-Bahn München fährt nur exakt die Wagenkilometer, die bezahlt werden. Nur die MVG muss Buslinien mit geringer Auslastung anbieten, nachts zur Daseinsvorsorge fast leer herum fahren ohne dass die Verluste vom Besteller bezahlt werden. Ja die MVG muss auch Schwebeschädigte für lau befördern - das kann man ja mal von der Lufthansa oder den Taxiunternehmen auch verlangen. Oder bitte kostenlose Pkw von VW für Behinderte. Oder Semmeln für lau vom Bäcker für Kinder oder verbilligt für Senioren. Wird alles nur von den kommunalen Verkehrsbetrieben verlangt.

Dies alles verursacht eben ein Defizit, das sonst nicht da wäre. Und nicht die Frage, ob ein Fahrer 15%-20% mehr oder weniger verdient.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Dir ist aber schon bewusst, das wir auch aufgrund der günstigen Zeitkarten sehr hohe Öpnv-Anteile im Berufsverkehr haben? Z.B. weil Leute, die ein oder zwei Auto haben, trotzdem ne Zeitkarte kaufen für den Arbeitsweg? Wenn Du die 2- und 3-Ringe-Karten auf Innenraum zwangsanhebst, wird das dann einige ins Auto treiben.

Btw, bei der Umstellung vom Zonen-Zeitkartentarif auf die Ringe wurden damalige Innenraum-Netzkarten mit Umstellung auf Ring1-4 deutlichst günstiger. Eigentlich zahlten nur die mehr, die ihre Zonen ausschliesslich radial ausgerichtet hatten.
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Beitrag von TravellerMunich »

spock5407 @ 23 Jan 2011, 13:41 hat geschrieben: Dir ist aber schon bewusst, das wir auch aufgrund der günstigen Zeitkarten sehr hohe Öpnv-Anteile im Berufsverkehr haben? Z.B. weil Leute, die ein oder zwei Auto haben, trotzdem ne Zeitkarte kaufen für den Arbeitsweg? Wenn Du die 2- und 3-Ringe-Karten auf Innenraum zwangsanhebst, wird das dann einige ins Auto treiben.
Wenn das Entscheidende die Wirtschaftlichkeit ist, dann kann ein Unternehmen darauf keine Rücksicht nehmen.
Im Gegenteil, ein wirtschaftliches Unternehmen würde sogar im Berufsverkehr noch mal einen Aufschlag verlangen.
So wie die Fluggesellschaften und Hotels dies auch machen. Oder in Grenzen auch der Fernverkehr der DB.

Zudem sind die Berufsverkehr-Fahrgäste die teuersten Kunden. Sie erzeugen eine Spitzenlast, für die extra Fahrzeuge vorgehalten werden müssen (und Fahrpersonal!) die 80% der Zeit nicht benötigt werden.

Damit dies niemand falsch versteht: Eine hohe ÖV-Quote im Nahverkehr ist erstrebenswert für eine Gesellschaft.
Aber auf wessen Kosten? Soll dies der Berufstätige, der ja in München hoffentlich auch ein ausreichendes Einkommen besitzt und dies von der Steuer absetzen kann, über die Monatskarte bezahlen? Oder die Stadt als Subvention, also folglich alle? Oder u.a. die Fahrer über niedrigere Gehälter? Oder die Fahrgäste im Freizeitverkehr, der aus Kostengründen z.B. nachts bei der U-Bahn ausgedünnt wird? Oder diejenigen, die morgens um 6 Uhr jetzt bei der Tram aus Kostengründen nur noch einen Takt 20 vorfinden?

Bin da doch eher für die Monatskarte, zumal bei dem vorgeschlagenen Modell ja auch sogar ein Mehrangebot da wäre.
Für 5 bis 10 Euro mehr im Monat wird wahrscheinlich niemand ernsthaft aufs Auto umsteigen, dann viel Spaß mit den Parkgebühren!
Höchstens einige wenige aufs Fahrrad.
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Beitrag von ropix »

spock5407 @ 23 Jan 2011, 13:41 hat geschrieben: Wenn Du die 2- und 3-Ringe-Karten auf Innenraum zwangsanhebst, wird das dann einige ins Auto treiben.
dagegen hilft doch sehr effektiv dass man die Parkplätze in der Innenstadt mit immer mehr Unsummen belegt. Weil was nützt das billige Auto wenn man damit nicht mehr in die Stadt fahren und dort parken kann. Eigentlich ist das Parkraummanagement doch recht effektiv, im Gegensatz zu so einer drüberbügel-Citymaut.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ TravellerMunic

Weiter oben habe ich die historischen Gründe aufgezeigt, warum Mitarbeiter öffentlicher Verkehrsunternehmen mehr verdienen, als ihre Kollegen bei privaten Busbetreibern. Und mit meiner absichtlich etwas provokanten Frage habe ich nach der Rechtfertigung gefragt.

Es ist keineswegs so, dass das Geschäftsmodell eines privaten Busunternehmens darin besteht, niedrigere Gehälter zu zahlen, sie nutzen lediglich die Möglichkeiten des mit der Gewerkschaft verd.i ausgehandelten Tarifvertrages und es ist beileibe keine Lohndrückerei.

Gerade von einem in öffentlichem Besitz befindlichen Unternehmen, dass teilweise aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, kann man erwarten, dass es kostenbewusst handelt. Das gilt eigentlich auch für die Gehälter von Führungskräften, doch hier steht man vor dem Problem, dass man mit niedrigen Managergehältern nur Leute aus der zweiten oder dritten Reihe bekommt.

Wenn ich jetzt unterstelle, dass die MVG von den Stadtwerken quersubventioniert wird, schmälerte dies aber den Gewinn der Stadtwerke, den diesen an die Stadt München abzuführen haben. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass dieses Geld der Stadt für andere Projekte fehlt.

Auch in Düsseldorf hat die Rheinbahn Subunternehmer auf einigen Buslinien, Deine Erfahrungen mit alten Fahrzeugen und unmotivierten Fahrern kann ich hier aber nicht bestätigen. Die Rheinbahn hat sogar ein privates Busunternehmen gekauft, um bei zukünftigen Ausschreibungen in den Nachbarkreisen weiter mithalten zu können.

Noch ein Hinweis, es geht nicht darum, das bestehende Personal auf einen niedrigeren Tarif umzustellen.

@ ropix

Wenn Du die Parkplätze in der Innenstadt unbezahlbar machst, werden sehr viele Menschen nur noch dann in die Innenstadt fahren, wenn sie ihre Wünsche nicht auch woanders erfüllt bekommen :)
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von Antares »

TravellerMunich @ 23 Jan 2011, 13:53 hat geschrieben: Für 5 bis 10 Euro mehr im Monat wird wahrscheinlich niemand ernsthaft aufs Auto umsteigen
Was hast du bei dem Vorschlag eigentlich mit den Studenten vor? Erzähl irgendjemand von den großen Hochschulen, dass die Monatskarten diesmal nicht "nur" um 2-3€, sondern um 5-10€ erhöht werden, und du wirst größere Schwierigkeiten bekommen. >70€ pro Monat (hallo Garching) sind ein ziemlicher Schluck, 80€ dürfte sich kaum jemand leisten können (abgesehen von den "Nein, ich hab den NC nicht gehabt, aber mein Papa hat mich eingeklagt"-Kindern, aber um die gehts eh nicht, da zahlt Papa ja auch die Strafzettel fürs Falschparken).
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Beitrag von spock5407 »

ropix @ 23 Jan 2011, 13:55 hat geschrieben: dagegen hilft doch sehr effektiv dass man die Parkplätze in der Innenstadt mit immer mehr Unsummen belegt. Weil was nützt das billige Auto wenn man damit nicht mehr in die Stadt fahren und dort parken kann. Eigentlich ist das Parkraummanagement doch recht effektiv, im Gegensatz zu so einer drüberbügel-Citymaut.
a) Du würdest aber auch gerne wiedergewählt werden....
b ) gehts nicht nur um die Innenstadt, viele Grossbetriebe und viele andere Arbeitsplätze sind ja auch im Rest des Stadtgebiets und angrenzend.
c ) hast Du genug Arbeitnehmer, die selbst auf günstige Fahrpreise angewiesen sind.
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Beitrag von TravellerMunich »

Antares @ 23 Jan 2011, 14:05 hat geschrieben: Was hast du bei dem Vorschlag eigentlich mit den Studenten vor? Erzähl irgendjemand von den großen Hochschulen, dass die Monatskarten diesmal nicht "nur" um 2-3€, sondern um 5-10€ erhöht werden, und du wirst größere Schwierigkeiten bekommen. >70€ pro Monat (hallo Garching) sind ein ziemlicher Schluck, 80€ dürfte sich kaum jemand leisten können (abgesehen von den "Nein, ich hab den NC nicht gehabt, aber mein Papa hat mich eingeklagt"-Kindern, aber um die gehts eh nicht, da zahlt Papa ja auch die Strafzettel fürs Falschparken).
In München fehlt sowieso ein attraktives Semesterticket. Was bei praktisch allen anderen Hochschulstädten vorhanden ist.
Aber auch das kann sich München als meines Wissen nach einzige Universitätsstadt nicht leisten.

Manchmal würde ich ja am liebsten mit einer Büchse in Bremen oder Dortmund oder Leipzig sammeln gehen für die verarmte Landeshauptstadt München und ihre armen Bürger, die nie so viel für eine Monatskarte ausgeben könnten wie die Stuttgarter, Kölner, Hamburger oder Berliner. Und daher auf Niedriglöhner im Fahrdienst angewiesen sind.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

@ TravellerMunich

Schon mal darüber nachgedacht, warum in München soviele mit dem ÖPNV fahren? Das liegt u.a. auch daran, das hier die Preise noch einigermassen human gehalten sind. Erhöht man die jetzt wie von dir gefordert, wird man in erster Linie einen Teil der Fahrgäste wieder auf die Strasse treiben. Weiter dürfte es dem Grossteil der Fahrgäste herzlich egal sein, was z.b. ein Busfahrer im ÖPNV verdient.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von TravellerMunich »

Autobahn @ 23 Jan 2011, 14:04 hat geschrieben: Es ist keineswegs so, dass das Geschäftsmodell eines privaten Busunternehmens darin besteht, niedrigere Gehälter zu zahlen, sie nutzen lediglich die Möglichkeiten des mit der Gewerkschaft verd.i ausgehandelten Tarifvertrages und es ist beileibe keine Lohndrückerei.

Gerade von einem in öffentlichem Besitz befindlichen Unternehmen, dass teilweise aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, kann man erwarten, dass es kostenbewusst handelt. Das gilt eigentlich auch für die Gehälter von Führungskräften, doch hier steht man vor dem Problem, dass man mit niedrigen Managergehältern nur Leute aus der zweiten oder dritten Reihe bekommt.

Wenn ich jetzt unterstelle, dass die MVG von den Stadtwerken quersubventioniert wird, schmälerte dies aber den Gewinn der Stadtwerke, den diesen an die Stadt München abzuführen haben. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass dieses Geld der Stadt für andere Projekte fehlt.
Hierzu folgendes:
1. Natürlich sind niedrigere Kosten resultierend aus niedrigeren Gehältern das Geschäftsmodell der privaten Busunternehmer. Die nach Einführung der TV-N für kommunale Verkehrsunternehmen mit erheblich abgesenkten Gehältern bei den nächsten Gehaltsverhandlungen der privaten Busunternehmen auch darauf hingewiesen haben, da sie ja leider unter den jetzt niedrigeren Gehältern der öffentlichen bleiben müssen.

2. Der Betrieb der MVG wird bekanntlich komplett aus Fahrgeldeinnahmen finanziert. Nur ein Teil der Investitionen nicht. Aber auch die könnte man abdecken, wenn man für die Leistungen der Daseinsvorsorge (unrentable Strecken, Freifahrten etc.) einen Ausgleich bekäme. Und gerade als öffentliches Unternehmen sollte man eine auch soziale Vorbildfunktion erfüllen. Denn ansonsten sollte man gleich so konsequent sein und alle Leistungen ausschreiben und dann auch bezahlen. Ob dies auf Dauer billiger kommt, sei dahin gestellt, wie man unter anderem in England sehen kann. Denn die privaten Unternehmen lassen sich dann auch wirklich alles bezahlen.

3. Komischerweise meinen viele Menschen, dass der Anreiz Geld nur für Führungskräfte gilt. Man muss viel Geld ausgeben, um qualifizierte Führungskräfte zu bekommen, aber bei Busfahrern reicht es als Anreiz, weniger Geld zu zahlen, denn die sind ja in jedem Fall motiviert. Oder da ist es egal, welche Qualität sie abliefern? Nun, seltsamerweise haben gerade die am höchsten bezahlten Manager den größten Mist gebaut. Siehe Middelhoff bei Arcandor, siehe die Hypo Real Estate oder auch Porsche. Denn da geht es nur noch um Gier und persönliche Bereicherung. Gleichzeitig würdest Du auch für die Leitung der Verkehrsbetriebe sofort Leute finden, die es auch für die Hälfte machen würden, und dies nicht schlechter. Und ob König gegangen wäre, wenn sich sein Gehalt in seiner letzten Amtszeit nicht mal eben verdoppelt hätte, glaube ich auch nicht. Ich gönne ihm das Gehalt, jeder Sparkassendirektor in der Provinz bekommt mehr, aber mit guten und schlechten Managern hat das nichts mehr zu tun. Im Gegenteil: bis in die 90er waren die Managergehälter in Deutschland sehr moderat, die Leistung aber besser. Zudem gibt es nicht so sehr einen Mangel an Managern (oder Menschen, die gerne Führung übernehmen würden), sondern an Positionen. Und: wenn Geld und Leistung so zusammen hängen, dann müsste man schleunigst das Gehalt für Positionen wie Oberbürgermeister oder Kanzler dringend erhöhen, die alle weniger verdienen als Herr König.

4. Über wieviel Geld reden wir denn? Die Stadtwerke machen jährlich einen Gewinn in Höhe von 500 bis 600 Mio. Hiervon fließen irgendwas zwischen 30 und 50 Mio. in den Nahverkehr, und das kann noch steuerlich abgesetzt werden. Vom Rest gehen nur 100 Mio. an die Landeshauptstadt. Der Löwenanteil hingegen wird derzeit für Windräder vor Wales und ähnliches ausgegeben. Statt für Kindergärten, Sanierung von Schulen, Flicken von Schlaglöchern oder auch nur einen vernünftigen Konzertsaal. Da ist das Spielgeld für den Nahverkehr wohl noch das, was vom Stadtwerkegewinn am ehesten den Bürgern zu Gute kommt.
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Beitrag von TravellerMunich »

Lazarus @ 23 Jan 2011, 14:39 hat geschrieben: @ TravellerMunich

Schon mal darüber nachgedacht, warum in München soviele mit dem ÖPNV fahren? Das liegt u.a. auch daran, das hier die Preise noch einigermassen human gehalten sind. Erhöht man die jetzt wie von dir gefordert, wird man in erster Linie einen Teil der Fahrgäste wieder auf die Strasse treiben. Weiter dürfte es dem Grossteil der Fahrgäste herzlich egal sein, was z.b. ein Busfahrer im ÖPNV verdient.
Das liegt nicht an den Fahrpreisen (die sowieso jedes Jahr um 3%-4% steigen, und dennoch gibt es immer mehr Fahrgäste), sondern am Angebot, u.a. U-Bahn und Tram.

Die angeblich zu hohen Gehälter bei den Fahrern machen für eine Monatskarte so um die 60 Cent pro Monat aus.

Das Defizit wird im Wesentlichen durch Investitionen, durch Freifahrten für Behinderte und Ermäßigunvgen für Senioren und Schüler, durch Busse in Trudering, in die Menzings und Busverkehr nach 20 Uhr verursacht.
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Beitrag von TravellerMunich »

Favorisiere angesichts zahlreicher Wortmeldungen hier inzwischen das Modell "Bürgerbus":
Die MVG schafft ihren Fahrdienst U-Bahn, Bus, Tram ganz ab. Dafür fahren die Münchner ehrenamtlich die Verkehrsmittel.
Spart immerhin pro Monatskarte 5 bis 9 Euro. Die Monatskarten würden dann aber nicht billiger, nur das Defizit wäre dann endlich weg.

Nach gleichem Muster machen wir dann weiter bei der Sparkasse, bei der Polizei (die Sicherheitswacht lebt!) und auch den Lehrern. Denn Schulen sind so mit das defizitärste, was es gibt. Wenn schon, dann sollte man Leihlehrer aus der Ukraine einsetzten, die teils sogar Deutsch sprechen können. Sind schließlich Steuergelder, da muss man schon sparsam wirtschaften.

Man könnte sich aber auch überlegen, ob man lieber auf eine Mass Helles im Biergarten im Monat verzichtet, dafür aber einen Nahverkehr ohne Defizit bekommt, wohl auch mit besserem Angebot und der Möglichkeit, für Stundenten ein Semsterticket einzuführen (das an einem völlig lächerlichem Betrag von 1 Mio. Euro pro Jahr gescheitert ist, den niemand übernehmen wollte). Vielleicht kann man j dann sogar mal irgendwann den Verkehrsverbund bis Landshut oder Rosenheim ausdehen, denn das will aus vermeintlichen Kostengründen auch keiner. Nach heutigen Denkmustern würde es den MVV gar nicht geben.

Wir könnten auch den MVV auflösen. Denn das allermeiste Geld wird in München von der MVG eingespielt, die nur einen Teil davon wieder zurück erhält. Machen wir doch wieder ein System mit Bahnfahrarten und MVG-Fahrkarten auf - auch wenn da Fahrgäste abspringen, ist das Defizit bei der MVG dann auch weg, dank deutlich höherer Einnahmen. Denn aktuell subventionieren die Münchner die Einpendler.
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Beitrag von spock5407 »

TravellerMunich @ 23 Jan 2011, 14:54 hat geschrieben: Der Löwenanteil hingegen wird derzeit für Windräder vor Wales und ähnliches ausgegeben.
Nun, auch das ist Investment in Münchner Arbeitsplätze: Siemens....Infineon.... die liefern Bauteile und Ausrüstung für sowas. Alternativ könnte man ja dieses Investment sparen, dafür wird dann von anderen Konzernen wieder in Kohle und AKW investiert, deren Entsorgung dann auch wieder der Öffentlichkeit aufgehalst wird.

Nichts desto trotz: für vernünftige Arbeit (und Fahrdienst ist sicher nicht der bequemste Job der Nation) soll man vernünftig leben können. Wann gibt der Ude eigentlich mal zu, dass er eigentlich FDP'ler ist? Von Rot nach Gelb isses im Farbspektrum nich so weit.... :ph34r:
Früher war man stolz, wenn man vorn in der Trambahn saß und sein Kappi aufhatt. Eine Respektsperson, die sich um den Lebensunterhalt de facto keine Sorgen mehr machen musste. Heut stehen Anfänger an der Schwelle zum Sozialamt und Altverträge werden eingefroren, bis sie auch über Zeit im Niveau sinken. :angry:
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 23 Jan 2011, 14:04 hat geschrieben: Und mit meiner absichtlich etwas provokanten Frage habe ich nach der Rechtfertigung gefragt.
Die Frage der Rechtfertigung stellt sich aber für viele Bereiche - insbesondere auch für die Topverdiener, Aktionäre und ähnliches. Das Problem ist dass sich in Deutschland ausschließlich die Mitarbeiter für ihren Lohn rechtfertigen müssen, die eh schon sehr wenig verdienen.

Die Frage ist weniger warum die Busfahrer der MVG so viel bekommen, sondern warum die Busfahrer der Privaten so wenig haben.
Es ist keineswegs so, dass das Geschäftsmodell eines privaten Busunternehmens darin besteht, niedrigere Gehälter zu zahlen.
Doch, ist es - sonst wäre es für die MVG ja nicht rentabel Subunternehmer einzusetzen (die ja schließlich im Gegensatz zur MVG auch Gewinn machen müssen, damit die Eigentümer zufrieden sind - der Gewinn wird auch durch die Lohndifferenz erwirtschaftet!).
doch hier steht man vor dem Problem, dass man mit niedrigen Managergehältern nur Leute aus der zweiten oder dritten Reihe bekommt.
Was nicht zwangsläufig ein Nachteil sein muss. Die in der ersten Reihe sind die Leute die am lautesten schreien, nicht unbedingt die besten.
Wenn ich jetzt unterstelle, dass die MVG von den Stadtwerken quersubventioniert wird, schmälerte dies aber den Gewinn der Stadtwerke
Dann les doch nochmal genauer nach was hier so geschrieben wurde.
Deine Erfahrungen mit alten Fahrzeugen und unmotivierten Fahrern kann ich hier aber nicht bestätigen.
Zwei Möglichkeiten:
1) Deine Erfahrungen beschränken sich auf eine Busfahrt alle zwei Jahre
2) In Düsseldorf läuft es aus irgendeinem Grund wesentlich besser

Aus meinen Erfahrungen von 11 Jahren auf einer Linie mit privaten Betreibern mit zwei Fahrten pro Tag:
-Extrem versiffte Busse, innen vollgeschmiert, anhand der Datumsangaben an den "ich war hier"-Sätzen ließ sich das Baujahr des Busses erkennen - das ging teilweise über ne Zeitspanne von fast 10 Jahren
-teils erhebliche Sicherheitsmängel (wenn mehr als die Hälfte der Nothämmer vorhanden waren war das schon fast ne Sensation, teilweise lockere Haltestangen, fehlende Schutzscheiben, Türen bei denen die Lichtschranke defekt war schlossen sich teilweise über Monate hinweg einfach alle 5 Sekunden automatisch ganz egal ob grade jemand ein/ausgestiegen ist)
-Fahrer sind teilweise unter aller Sau gefahren mit Vollbremsungen direkt vor ner seit ner halben Minute roten Ampel und ähnlichen "Späßen". Teilweise haben sie auch kein Deutsch gesprochen
Noch ein Hinweis, es geht nicht darum, das bestehende Personal auf einen niedrigeren Tarif umzustellen.
Doch, darum gehts.
Wenn Du die Parkplätze in der Innenstadt unbezahlbar machst, werden sehr viele Menschen nur noch dann in die Innenstadt fahren, wenn sie ihre Wünsche nicht auch woanders erfüllt bekommen   :)
Was bei der chronisch überfüllten Münchner Innenstadt eine Wohltat wäre. Nur leider wird das nicht funktionieren, da nur ein verschwindend geringer Teil der Leute mit dem Auto in die Innenstadt anreisen.
TravellerMunich @ 23 Jan 2011, 14:54 hat geschrieben:Und ob König gegangen wäre, wenn sich sein Gehalt in seiner letzten Amtszeit nicht mal eben verdoppelt hätte, glaube ich auch nicht.
Wäre er sicher nicht. Ich stand kurz nach der Lohnerhöhung zufällig in der U-Bahn neben König und Mühlhäuser, wo sie sich über die Gehaltserhöhung unterhalten haben - bzw. wo eher der Mühlhäuser auf den König einredet hat dass die Gehaltserhöhung absolut gerechtfertigt war und er die Leute doch reden lassen soll oder so ähnlich und es bis zur nächsten Wahl doch längst vergessen ist. Ich hatte da nicht den Eindruck wie wenn die Erhöhung vom König ausgegangen wäre - aber an einem einzigen Gespräch kann man das natürlich nicht festmachen.

Meinem Eindruck nach ist der König jemand der seinen Job macht weil es ihm Spaß macht - ob er ihn gut oder schlecht macht mögen andere beurteilen, da sind ja viele nicht grade überzeugt davon.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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spock5407 @ 23 Jan 2011, 15:35 hat geschrieben: Nun, auch das ist Investment in Münchner Arbeitsplätze: Siemens....Infineon.... die liefern Bauteile und Ausrüstung für sowas. Alternativ könnte man ja dieses Investment sparen, dafür wird dann von anderen Konzernen wieder in Kohle und AKW investiert, deren Entsorgung dann auch wieder der Öffentlichkeit aufgehalst wird.
Die Windparks dort sind reine Investmentprojekte mit der Hoffnung auf Rendite. Bevor der Emir von Katar sich den Anteil geschnappt hätte. Der Strom geht nicht nach Deutschland, sondern nach England. Die Bauteile werden in der Regel auch nicht mehr in Deutschland hergestellt. Profitabel ist das ganze, weil der Staat solche Projekte massiv mit Subventionen fördert.

Stattdessen könnte man das Geld auch in Deutschland für Wärmedämmung, stromsparende Techniken und den Nahverkehr ausgeben. Würde mehr bringen, auch für die Umwelt, und auch die heimische Industrie stützen. Gerade auch der Nahverkehr, wenn der attraktiver gemacht wird, ist die Energieeinsparung beim Umstieg vom Privatpkw auf die Tram und U-Bahn enorm. Aber nein, da muss alles kostendeckend sein.

Ist aber nicht so, dass die Einsparungen im Nahverkehr relevant sind für die Windparks. Die Stadtwerke geben dort meines Wissens gerade für diese Windkraftanlagen ziemlich genau das Doppelte der Summe aus, die das gesamte U-Bahn-System in München für Bau und Fahrzeuge gekostet hat. Tja, man muss Prioritäten setzen.
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Beitrag von spock5407 »

TravellerMunich @ 23 Jan 2011, 16:21 hat geschrieben: Die Bauteile werden in der Regel auch nicht mehr in Deutschland hergestellt. Profitabel ist das ganze, weil der Staat solche Projekte massiv mit Subventionen fördert.

Stattdessen könnte man das Geld auch in Deutschland für Wärmedämmung, stromsparende Techniken
Komisch nur, dass ein paar dutzend Meter von mir weg viele Entwickler ihren Arbeitsplatz haben, die sich u.a. um Energieeffizienz bei Energiegewinnung, -transfer und -management sowie Mobilität kümmern.

Ach ja, nur so nebenbei, ein sehr ordentlicher Teil Leistungshalbleiter und Microcontroller werden in Regensburg, Dresden, Villach und Warstein gefertigt. Ohne das Zeug, egal von welchem Hersteller, würde sich ohne Gefälle keine R- oder S-Trambahn oder B- oder C-Zug der U-Bahn bewegen.... so ganz nebenbei sind wir Marktführer bei solchen Themen (kannst auch auf der Homepage sehen, is nix geheimes).
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spock5407 @ 23 Jan 2011, 16:37 hat geschrieben: Komisch nur, dass ein paar dutzend Meter von mir weg viele Entwickler ihren Arbeitsplatz haben, die sich u.a. um Energieeffizienz bei Energiegewinnung, -transfer und -management sowie Mobilität kümmern.
Stellt sich nur die Frage ob es sich (wenn man nur die städtischen/staatlichen Finanzen bzw. die deutsche Wirtschaft betrachtet) wirklich rechnet wegen ein paar Entwicklern in Deutschland so viel Geld auszugeben.

Staatliche Ausgaben sollten schon sachlich sinnvoll sein und nicht nur dazu dienen indirekt irgendwas zu subventionieren - siehe auch die Abwrackprämie, wo der größte Teil der Prämie ins Ausland abgeflossen sein dürfte.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 23 Jan 2011, 16:19 hat geschrieben:Zwei Möglichkeiten:
1) Deine Erfahrungen beschränken sich auf eine Busfahrt alle zwei Jahre
2) In Düsseldorf läuft es aus irgendeinem Grund wesentlich besser
1.) Ich fahre zwar nicht täglich mit dem Bus, aber deutlich häufiger als alle zwei Jahre
2.) Es läuft in Düsseldorf tatsächlich besser.
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Autobahn @ 23 Jan 2011, 17:26 hat geschrieben: 2.) Es läuft in Düsseldorf tatsächlich besser.
Vermute mal, dass es in NRW, mit dem strukturschwachen Ruhrgebiet um die Ecke, erheblich einfacher ist, motiviertes Personal bei den Privatunternehmen anzuwerben, die zudem, dank niedrigerer Lebenshaltungskosten, davon auch leben können.

Das unfaire an der Situation in München ist ja, dass die MVG die gleichen Gehälter wie in Augsburg, Passau oder Fürth bezahlt, dies aber jetzt auch noch aus MVG-Sicht zu hoch ist. Und da wird es eben grenzwertig für die Fahrer, dann noch weniger zu bekommen. In München ist man da schon in einer besonders blöden Lage, auch finanziell. Als Busfahrer würde ich ernsthaft überlegen, hier weg zu gehen oder bei BMW anzufangen.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Nicht verwirren lassen, ich antworte auf mehrere Beiträge von verschiedenen Leuten, da sich einiges in den letzten Stunden getan hat.
[b]Froschkönig[/b] @ 23 Jan 2011, 08:40 hat geschrieben:Im Busverkehr reicht im wesentlichen ein Führerschein und einige kleinere Zusatzqualifikationen und das macht diesen Beruf anfällig für Billiglöhne.
Wenn ich jungen Leuten in meinem Bekanntenkreis zu einem Beruf raten soll, sage ich auch immer, mach um Himmels willen was, was nicht jeder machen kann oder die Konkurrenz wird dich erdrücken.
[b]ropix[/b] @ 23 Jan 2011, 13:55 hat geschrieben:dagegen hilft doch sehr effektiv dass man die Parkplätze in der Innenstadt mit immer mehr Unsummen belegt. Weil was nützt das billige Auto wenn man damit nicht mehr in die Stadt fahren und dort parken kann. Eigentlich ist das Parkraummanagement doch recht effektiv, im Gegensatz zu so einer drüberbügel-Citymaut.
Ich teile diese Meinung. Zumal gerade beim MVV wohl die gutlaufenden Stadtstrecken die defizitären Verkehre in der Peripherie bezahlen. Im Sinne der Stadt - Umland Gerechtigkeit wäre es sinnvoll, von jedem der mit dem Auto in die Stadt fährt, einen Obulus zu verlangen, denn er nutzt städtische Infrastruktur, an deren Kosten er nicht beteiligt ist.
Wenn man die soziale und stukturpolitische Komponente nicht mehr über die Fahrpreiseinahmen abfedern müsste, könnte man die Fahrer sicherlich auch anständig bezahlen und müsste nicht ungemessen niedrige Löhne bezahlen (ja das kommt von mir dem alten Kapitalistenschwein).
[b]spock5407[/b] @ 23 Jan 2011, 16:37 hat geschrieben:Komisch nur, dass ein paar dutzend Meter von mir weg viele Entwickler ihren Arbeitsplatz haben, die sich u.a. um Energieeffizienz bei Energiegewinnung, -transfer und -management sowie Mobilität kümmern.
Rein aus Neugier, welche Firma bzw welches Büro meinst Du?
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Beitrag von TravellerMunich »

Iarn @ 23 Jan 2011, 17:39 hat geschrieben:
[b]spock5407[/b] @ 23 Jan 2011, 16:37 hat geschrieben:Komisch nur, dass ein paar dutzend Meter von mir weg viele Entwickler ihren Arbeitsplatz haben, die sich u.a. um Energieeffizienz bei Energiegewinnung, -transfer und -management sowie Mobilität kümmern.
Rein aus Neugier, welche Firma bzw welches Büro meinst Du?
Ich vermute mal, er meint die Stadtwerke :D ...
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Beitrag von JNK »

Autobahn @ 23 Jan 2011, 14:04 hat geschrieben: Auch in Düsseldorf hat die Rheinbahn Subunternehmer auf einigen Buslinien, Deine Erfahrungen mit alten Fahrzeugen und unmotivierten Fahrern kann ich hier aber nicht bestätigen. Die Rheinbahn hat sogar ein privates Busunternehmen gekauft, um bei zukünftigen Ausschreibungen in den Nachbarkreisen weiter mithalten zu können.
Weißt Du welche Linien und welche Subunternehmer? Ich seh' immer nur die Schülerwagen vom Mesenhohl aus Essen an den Arcaden.

Antworten kannst Du auch gerne hier: http://www.eisenbahnforum.de/index.php?act...b179225c7479ed2
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Beitrag von Bayernlover »

Fakt ist doch, dass man nicht nur die jetzigen Fahrer vergnätzt und zu schlechter Arbeit "motiviert", sondern auch zukünftig kaum mehr neues Personal anwerben kann. Für das Geld kann ich auch Jobs ohne vorherige Ausbildung machen, 9to5 in der Woche nicht Weihnachten und Silvester und Sonntag früh um 4. Wenn dieses Denken weiterhin so fortgeführt wird, braucht man sich in Zukunft keinen Kopf mehr über nicht zugelassene Variobahnen machen, sondern eher um nicht ausrückende Kurse, die dann aufm Betriebshof vergammeln. Man kanns dann aber in den Medien möglicherweise wunderbar auf Fahrzeuge, die TAB, die Taliban oder den Papst schieben.
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Beitrag von spock5407 »

Nur zu schade, das man uns Fahrgäste nicht nach Indien oder China outsourcen kann...
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Ich bezweifel stark, das der Grossteil der Fahrgäste dafür Verständnis hätte, wenn man für Lohnerhöhungen fürs Personal die Fahrpreise stark anheben würde. Abgesehen davon, gibts in München noch genug Arbeitnehmer, die weniger Netto in der Lohntüte haben, als ein Mitarbeiter bei der MVG.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von spock5407 »

Das dürfte dann aber dran liegen, dass vielen Leuten nicht bewusst sein dürfte, wie gering das entlohnt wird. Die Masse meint doch, die Fahrer sind Beamte, die "eh zu viel verdienen".
Geringer verdient wird vmtl. in der großen Zahl bei den Discountern und deren Servicedienstleistern.

Als ich in meinem Umfeld dann dem einen oder anderen die TV-N Tabelle gezeigt hab, war man relativ häufig der Meinung: "Mei, da kemma doch nummal sovui Zulagen aus Schicht und Feiertag dazua"
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Beitrag von Bayernlover »

Lazarus @ 23 Jan 2011, 18:23 hat geschrieben: Ich bezweifel stark, das der Grossteil der Fahrgäste dafür Verständnis hätte, wenn man für Lohnerhöhungen fürs Personal die Fahrpreise stark anheben würde. Abgesehen davon, gibts in München noch genug Arbeitnehmer, die weniger Netto in der Lohntüte haben, als ein Mitarbeiter bei der MVG.
Nur weil es jemanden gibt, der weniger verdient, muss man sich nicht daran orientieren. Und von 1000€ kann man in München nur gerade so leben, das ist Fakt. Und mit einem Trick muss man die Fahrpreise gar nicht erhöhen, sondern man kann, wie schon vorgeschlagen, einfach das komische Ringsystem bei den Monatstickets abschaffen und dann einfach für den Preis den heute eine Karte für drei Ringe kostet nur noch Monatskarten für das gesamte Stadtgebiet verkaufen. Im übrigen spielt der Preis für Monatskarten nicht die große Rolle bei der Entscheidung Auto-ÖPNV, denn ein Auto ist im Zweifelsfall immer teurer. Fünf Euro mehr oder weniger für eine Monatskarte ist da kein Kriterium.

Man könnte sich in München allerdings auch an den Kostendeckungsgraden vergleichbarer Verkehrsbetriebe orientieren und sich irgendwo zwischen 60% und 80% einpendeln - damit könnte man allen Mitarbeitern ein ordentliches Gehalt zahlen und noch ein einer Großstadt angemessenes Angebot finanzieren; durchgängiger Takt5 auf der U-Bahn, Takt10 auf der Tram bis spät in die Nacht usw.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Mir gehts jetzt auch net um einzelne Berufsgruppen und die gegegeinander auszuspielen. Was ich damit sagen wollte, der ÖPNV sollte auch für Geringverdiener bezahlbar bleiben und das seh ich bei einer geforderten Erhöhung von bis zu 15% als dann net mehr gegeben an sorry.
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von viafierretica »

Lazarus @ 23 Jan 2011, 18:23 hat geschrieben: Ich bezweifel stark, das der Grossteil der Fahrgäste dafür Verständnis hätte, wenn man für Lohnerhöhungen fürs Personal die Fahrpreise stark anheben würde. Abgesehen davon, gibts in München noch genug Arbeitnehmer, die weniger Netto in der Lohntüte haben, als ein Mitarbeiter bei der MVG.
Es geht ja nicht um LohnerHÖHUNG, sondern darum, dass die Löhne GESENKT werden sollen. Demnach müssten die Fahrpreise ja billiger werden, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passieren wird.

Ich kenne nur ein Beispiel der neueren Zeit, dass Fahrpreise gesenkt wurden. Das war vor einigen Jahren bei der CD, die nach einer drastischen Tariferhöhung mehr Einnahmen hatte als erwartet (die Kunden sind nicht abgesprungen) und im nächsten Jahr dann die Tarife geringfügig gesenkt hat, sozusagen als Belohnung für die treu gebliebenen Fahrgäste. Die MVG "belohnt" jeden Zuwachs an Fahrgästen mit weiteren Tariferhöhungen, und verweist auf die vermeintlichen Sprungkosten, die durch die zusätzlichen Fahrgäste entstehen. Wenn die Fahrgastzahlen nicht steigen würden, müssten die Tarife jedoch auch erhöht werden.....
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