Boris Merath @ 8 Sep 2014, 15:32 hat geschrieben:Dann stellt sich hier aber auch die Frage, ob das Problem hier wirklich der MVV ist, oder ob der MVV nicht letztendlich auch einfach nur an der Politik der Landkreise verzweifelt?
Richtig. Der MVV ist nicht das Problem, sondern - wie überall - dass die Landkreise seit der Bahnreform für den ÖPNV verantwortlich sind. Der MVV übernimmt zwar für die Mitglieder die Aufgaben bezüglich Ausschreiberei, Fahrgastinfo, Fahrkarten etc., bezahlt wird es aber von jedem Landkreis separart. Und da haben wir das Problem. Die Entscheidungen beim sämtlichen städtischen und regionalen Busverkehren werden auch im MVV in Rathäusern und Landratsämtern getroffen und nicht vom MVV. Der MVV ist ja vereinfacht ausgedrückt fast nur die zentrale Kommunikationsplattform, die den eventuell herauskommenden Blödsinn dann zentral nach außen kommunizieren soll. Ansonsten läuft der Regionalbusverkehr im MVV im Prinzip genauso wie außerhalb des MVV. Deswegen bin ich persönlich schon lange dafür, dass man hier mal die Reform der Reform macht und die Regionalbusse dem Regierungsbezirk unterstellt statt so extrem kleinteilig den Landkreisen, die es teilweise gar den Gemeinden überlassen, selbst rumzuwurschteln, z.B. bei uns im Landkreis Pfaffenhofen. Wenn da nicht noch ein großer Regionalbusbetreiber dahintersteht, z.B. der RVO, dann ist an den Entscheidungen meist niemand beteiligt, der irgendwie das halbwegs große ganze sieht, geht allein wegen der Organisationsstruktur meistens gar nichts.
Dazu kommt, dass die meisten Buslinien nicht direkt "bestellt" sind, sondern die Landkreise oft nur Zuschüsse zahlen und ggf. einzelne Fahrten bestellen, der Rest ist eigenwirtschaftlicher Schüler- oder/und HVZ-Verkehr. Das erklärt manchmal auch die bei unterschiedlichen Linienwege. Manchmal geht's auch nur um Konzessionsbürokratie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der MVV das alles wirklich so haben wollen würde, wenn er es ändern könnte. Der MVV würde schon sehen, dass der 619 durchgehend Freising - Allershausen - Hohenkammer - Petershausen mehr Sinn machen würde, als Stichfahrten mit Endstation 6 km vor Petershausen. Der MVV würde möglicherweise auch den 693 von Kammerberg über die Landkreisgrenze bis Petershausen verlängern, weil er sich denken könnte, in der heutigen Zeit könnte das eine weitere interessante Querverbindung sein, aber die Landkreise und Gemeinden, die wie gesagt sagen wo's langgeht, kommen auf sowas gar nicht. Und wenn, wer sollte die Initiative ergreifen? In den wenigsten Landratsämtern sitzen Leute wie die mehrfach in der Presse erwähnte Dame in Starnberg, die sich vorgenommen haben, so Dinge wie den Stundentakt (zumindest für ihren Landkreis) durchzuboxen. Meistens sind da Leute zuständig, die nebenbei Abwasser und Friedhof machen und ihre Aufgabe beim ÖPNV darin sehen, *irgendwie* die Schülerbusse und ggf. noch ein paar Fahrten für Arme, Alte und ein paar Leute ohne Auto auf die Räder zu stellen.
Der MVV hat wie bei Regionalzugverkehr/S-Bahn (-> Freistaat/BEG) und U-Bahn/Tram/Stadtbusse München (-> Stadt München/MVG) keinerlei Entscheidungskompetenz, was die Fahrpläne und Linien der Regionalbusse (-> Gemeinden/Landkreise) angeht.