Ein paar Schneebilder hatte ich von diesem Ast ja schon gezeigt, doch ein detaillierter Blick ohne Schnee ist durchaus lohnenswert. Beginnen wir nochmal an der seit 2017 bestehenden Endstation Hbf/ZOB, nachdem die Strecke über den Ernst-August-Platz vor dem Hbf zum Aegidientorplatz stillgelegt wurde.

Die Weiterführung der Stadtbahn über Berliner Allee zur Marienstraße und weiter zur Bismarckstraße über Sallstraße scheiterten an vielfältigen Gründen. Die erste Hürde ist die im Hintergrund sichtbare Hochstraße, deren Abriss für den Weiterbau erforderlich ist, wofür aber keine Fördergelder zur Verfügung stehen. Der Verzicht auf den vierten Stadtbahntunnel dürfte wohl bis auf Weiteres einen Ausbau behindern. Nach zähem Ringen wurde seinerzeit der oberirdische Ausbau beschlossen, obwohl es schon eine Bauvorleistung am Hbf und Steintor gibt.
Mehr Details zur Geschichte finden sich hier: http://www.stadtbahn-h.de/D1.htm
Die Linie 10 ist jedenfalls Hannovers langsamste Linie und ich weiß nicht, ob die Vorrangschaltung auf dieser Linie tatsächlich nicht so konsequent wie auf anderen Linien umgesetzt wird, da sie sich ja nicht in den Tunnel einfügen muss oder ob ich mir das nur einbilde.
Passiert man Steintor und Goetheplatz, kommt man am Betriebhof Glocksee vorbei.

Hier verlässt 2515 diesen auf einer verkürzten Fahrt, da die weitere Strecke an jenem Wochenende wegen Gleisbauarbeiten gesperrt war. Wohlgemerkt, nur an einem Wochenende.
Auf der gegenüberliegenden Uferseite der Ihme liegt das berühmt-berüchtigte Ihme-Zentrum. In den 60er-Jahren als Stadt in der Stadt geplant, ist es heute wenig überraschend zum Lost Place, Drogenumschlagpunkt und Zuhause für all diejenigen geworden, die sich nichts anderes leisten können.


Ein Tw 6000 rollt vorüber
Auch wenn die damalige Idee sicher nicht verkehrt war, hat man sich einen städteplanerischen Fauxpas passend zur autogerechten Stadt erlaubt. Denn die unterste Ebene, welche dem Straßenniveau entspricht, wurde vermutlich früher als Garage genutzt. In der Ebene darüber waren Geschäfte angeordnet und darüber die Wohnungen.

Das bedeutet aber gleichzeitig, dass jegliche Beziehungen zwischen drinnen und draußen stark erschwert werden. So führt dieser attraktive Fußgängertunnel durch die bauruinenartigen Katakomben des Betonklotzes. Immerhin soll er als erstes umgestaltet werden, wobei den Kritikern zufolge die untere Ebene auch weiterhin keine Aufenthaltsfunktion erhalten wird und auch eine sanierte Unterführung ihren Charakter eines toten Angstraumes behalten wird.
Man darf gespannt sein, was dabei rauskommt: https://www.ihmezentrum.info/

Man muss schon sehr genau hinschauen...

Die leerstehenden unteren Stockwerke sind ein wahres Labyrinth und ein größtenteils frei und legal zugänglicher Lost Place.

Dieser Bereich war früher vermutlich eine Garage und wenn man die richtige Tür findet, kommt man wohl auch in die Wohngebäude.

Auch wenn es draußen ein paar zaghafte Bestrebungen gibt, den Ort aufzuwerten (bei meinem Besuch hat eine alte Bewohnerin gerade Blumen in einem kleinen Beet vor ihrer Haustür gepflanzt), strahlt der gesamte Ort eine hoffnungslose Trostlosigkeit aus.
