Flo_K @ 10 Jul 2010, 11:52 hat geschrieben: Auch wenn du es nicht glaubst, aber es gibt auch nicht behinderte Leute, die mit den DIngern einfach nicht zu recht kommen. Beim warten auf die S-Bahn beobachte ich das immer wieder gezielt. Und es gibt mehr Leute als man denkt (und als man sich vorstellen kann), die es einfach nicht checken. Meine Oma wäre sicher auch vollkommen überfordert. Diese Leute haben ihr leben nie gelernt mit Menüstrukturen auf Bildschirmen umzugehen und in diesen zu denken. Für uns scheint das selbstverständlich. Und dann darf man nicht vergessen, dass die Bahn quasi Monopolist ist. Man muss ihr alsos cheinbar vorschreiben kundenfreundlich zu sein. Abgesehen davon, dass die Bahn (noch) ein öffentliches Unternehmen ist und daher vielleicht auch gut Sachen zu Gunsten der Kunden anbieten kann, die nicht die maximale Proftrate versprechen (=Online-Tickets), sondern weniger Gewinn abwerfen (Schalter, Zug). Subventionen gibts schließlich genug. Es ist nämlich eigentlich kein Gnadenakt der Bahn, Tickets am Schalter zu verkaufen. Aber man hat immer mehr das Gefühl, dass es was Besonderes ist bei einem Menschen ein Ticket zu kaufen. In anderen Ländern auf auf anderen Strecken kann man auch im Zug kaufen.
Bahntickets sind für uns mit lebensmitteln vergleichbar, für viele andere aber nicht. Du solltest da nicht immer nur von dir ausgehen. Im Übrigen kann ich dir sagen, wer sich an den Schalter stellt: Ich. Und ich komme in pasing immer schnell dran und werde bestens bedient. manchmal sogar schneller als am Automaten. Klar geh ich auch zum Automaten, dann, wenn ich keien Zeit habe. Und was heißt überhaupt, dass es alle ausbaden müssen, wenn im Zug verkauft wird? Wieso badest du das denn bitte aus? Wenn ich bei der Pizzeria mit Lieferservice meine Pizza bestelle oder beim Wienerwald was und liefern lasse, anstatt sie dort zu essen oder selbst abzuholen zahl ich auch den gleichen Preis, aber lass sie mir bringen. Bin ich jetzt deswegen der böse, der auf Kosten der anderen Pizzeriabesucher so frech ist, Service in Anspruch zu nehmen?
Entschuldige mich erstmal für die "Verspätung" der Antwort.
Das ganze hinkt gewaltig, aber in meinen Augen zeigst du das eigentliche Problem ganz gut auf: es geht hier vielfach nicht darum, dass die Leute körperlich und geistig in der Lage einen Automaten zu bedienen (denn das sind die Meisten), sondern, dass sie nicht nicht wollen bzw. glauben es nicht zu können (kein Wunder, wenn überall rumgetönt wird, diese Dinger seien unbedienbar). Ich habe den Fall schon sehr oft (ebenfalls an der S-Bahn) erlebt, dass eine ältere Person mit Fragezeichen in den Augen vor dem Automaten stand (und mehr oder weniger ohne es auszuprobieren schon zuvor resigniert hat) und daherschaute "wie a Schweiberl wenns blitzt". Wenn ich die Zeit habe, dann helfe ich da auch gerne (wohl so wie wir alle) und mit ein paar beruhigenden Worte ("schauen Sie, das ist ganz einfach, davor braucht man keine Angst haben") und ein ganz klein wenig Erläuterungen zu den Menüs ist das Ticket nach drei Minuten auch bezogen. Mit schöner Regelmäßigkeit kommt dann von den Leuten "Ach, das ist ja ganz einfach, warum sagen "die" denn immer, das sei so schwer? Jetzt kann ja sogar ich das, vielen Dank".
Natürlich haben viele ältere Leute erstmal Schwierigkeiten mit dem Konzept menügeführter Touchscreen, aber Alter schützt im Endeffekt nicht davor, sich geistig nicht weiterzuentwickeln. Die Sturheit es nicht zu tun ist natürlich ohne Zweifel oftmals vorhanden, aber wenn man einfach mal mit dieser Hetzkampagne gegen die Automaten aufhört (und die legitimen Kritikpunkte auch beseitigt), dann klappts auch mit der Generation 60+.
Versteh mich nicht falsch, ich habe ja kein Problem damit, dass man Schalter betreibt oder Tickets im Zug verkauft. Ich für meinen Teil sehe halt nicht den "Vorteil" einer Person, die meine Präferenzen nicht kennt eine ellenlange Wortkette an Daten für meine Verbindung, die ich ganz genau so haben will und meine Reservierung, viermal zu sagen, weil es zuviel Information für einen einzelnen Menschen in zu kurzer Zeit ist und dafür dann auch noch extra zum Bahnhof zu tingeln, wenn ich das zu Hause bequem am PC machen kann oder notfallmäßig am Bahnsteig mit dem Handy.
Und wieso ich das ausbade? Ganz einfach, Zugbegleiter - zumindest, wenn sie für den Fahrscheinkauf eigentlich nicht notwendig sind - kosten Geld und wo das herkommt, da sind wir uns ja einig. Außerdem hinkt dein Beispiel mit der Pizza teilweise gewaltig: wenn ich zu meinem Pizza-Dealer an der Ecke gehe, dann zahle ich locker mal 1/4 bis 1/3 weniger, wenn ich das Ding selbst abhole, bei den meisten Restaurants die Take-Out anbieten gibts Rabatte, wenn man das Zeug nicht vorort verspeist oder sich liefern lässt.
Was meinst du wie "toll" die Automaten auf einmal wären, wenn es in Fällen wo es auch anders möglich ist, eine Gebühr von 10€ für den Schalter gäbe? Das ist eine Einstellungssache und keine Unmöglichkeit.