TramPolin @ 29 Mar 2009, 23:42 hat geschrieben:Nein, 18 Stockwerke.
Bild: Die beiden Hochhäuser zwischen Hanns-Seidel-Platz (U-Bahnhaltestelle Neuperlach Zentrum) und Gerhart-Hauptmann-Ring (ganz in der Nähe der Brücke über die Fritz-Erler-Straße) sind mit 17 und 18 Stockwerken die höchsten in Neuperlach.
Das ist interessant, danke. Da bin ich einer einfachen optischen Täuschung auf den Leim gegangen: ein freistehendes Punkthochhaus (bzw. auch derer zwei) sieht halt nicht so hoch aus wie ein massiver, zusammenhängender Wohnring (auch wenn dieser abgestuft ist).
Electrification @ 30 Mar 2009, 21:33 hat geschrieben:Baut man heute eigentlich noch diesen hässlichen Wohnhochhäuser? Ich denke man hat doch aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und ehrlich gesagt tut mir jeder leid, der in so einer Betonburg wohnen müssen, die freiwilligen, wie Trampolin mal ausgenommen.
Eine moderne Wohnbebauung sollte schon angenehm und nicht übertrieben sein, die Leute sollen sich wohl fühlen und das bietet ein anonymer Wohnhochhauskomplex nicht.
Und wie man z. B. zwischen Laim und Hbf sieht, werden da auch normale Geschosshöhen verwendet oder auch in der Messestadt, da wurde auch nicht bei der Höhe übertrieben.
Wobei gegen ein modernes Wohnhochhaus mit einer ansprechenden Architektur (also das genaue Gegenteil der 70er-Klötze) nichts einzuwenden ist.
Jeder sollte eh für sich entscheiden, was man lieber hätte, eine Bettenburg, moderne Mietwohnungen oder ein Leben im Grünen, wo man den "Garten" nicht mit tausenden anderen teilen muss und auch etwas Privatsphäre hat. Alles ist relativ.
Ja, gebaut werden Wohnhochhäuser noch, allerdings nicht in Deutschland. Dafür aber in den USA, Australien, China, Dubai ... überall dort eben, wo Platz in den Metropolen extrem knapp und/oder wohnen in Hochhäusern tatsächlich in ist.
Ganz interessant ist das übrigens in Hongkong, unabhängig von der sozialen Schicht wohnt dort fast jeder in einem Hochhaus - es gibt nämlich nichts anderes. Hongkong wird daher auch "the world's most vertical city" genannt und noch heute befinden sich 38 der 100 höchsten Wohngebäude der Welt
in Hongkong (danach gefragt, würde übrigens wohl keiner darauf kommen, sondern das eher in New York, Dubai oder Shanghai vermuten).
Allgemein bin ich, wie TramPolin auch, ein Hochhausverfechter, und zwar besonders dort, wo Wohnraum knapp und begehrt ist - also gerade auch in München.
Die regelrechte Verachtung von Wohnhochhäusern in Deutschland war mir schon immer ein Rätsel. Stattdessen ziehen die Leute offensichtlich liebend gern in 4-stöckige Wohnhäuser z.B. in der Messestadt Riem, wo mangels Hochparterre keine Privatsphäre vorhanden ist (schön, wenn einem Passanten bei allem zuschauen können) und der 25qm "große" Garten irgendwo zwischen Mülltonnenhäuschen und Tiefgaragenauffahrt eingequetscht wurde. Aber die Abneigung der Deutschen gegen Wohnhochhäuser hängt vielleicht auch damit zusammen, dass es in Deutschland eigentlich immer nur Plattenbauten waren/sind, die über 8 Stockwerke hinauskamen, und die entsprechenden Stadtteile spätestens ab den 80er Jahren als "Ghettos" galten. In Städten wie New York dagegen standen ja schon Anfang der 30er Jahre architektonisch anspruchsvollste Luxus-Apartment-Hochhäuser, die sich gegenseitig mit Säulengängen und Atrien in den Dachgeschossen regelrecht überboten haben.
Noch ein Wort zum Thema Wohlfühlen: das hängt m.E. nicht mit der Geschoßhöhe des Gebäudes zusammen. Anonym kann auch ein 4-stöckiges Haus mit 15 Mietparteien sein, wo man vielleicht die direkten Nachbarn kennt, aber sonst auch niemanden.
Und ich persönlich fühle mich übrigens entweder unter ganz wenigen Menschen wohl - oder eben unter so vielen Menschen, dass man allein aufgrund der Masse schon im Nichts verschwindet. Daher wohl auch meine Präferenzen: entweder ein Einfamilienhaus mit uneinsehbarem Grundstück - oder ein Hochhaus mit mindestens 20 Stockwerken und wenn möglich, mehreren hundert Bewohnern. In beiden Fällen ist garantiert, dass sich niemand für mich interessiert und ich in Ruhe meines Weges gehen kann. Alles dazwischen ist nichts für mich.
Ich bin übrigens überzeugt davon, dass auch in Deutschland und gerade in München Bedarf für Neubau-Wohnhochhäuser sowohl im gehobenen Bereich wie auch im sozialen Wohnungsbau besteht, und dass es insgesamt gesehen auch ökologisch mehr Sinn macht, in die Höhe zu bauen.
Beispiel gehobener Wohnungsbau: in München leben viele junge, gutverdienende Singles oder Pärchen, die bestimmt gerne ein schickes Penthouse oder Loft im 15. Stock mit Blick auf Innenstadt und/oder Berge genießen würden. Problem ist - es ist kein Angebot vorhanden. Also wird die Nachfrage totgeschwiegen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es keine gibt.
Beispiel sozialer Wohnungsbau: die städtischen Wohnungsbaugesellschaften, allen voran die GEWOFAG (welche übrigens die Messestadt mit bunkerähnlich aussehenden 4-Geschossern zumüllt), können den Bedarf an Sozialwohnungen - wie bereits seit Jahrzehnten - nicht ansatzweise decken. Da würde es doch mehr Sinn machen, wenn man schon große Gründstücke hat, diese mit 15-geschossigen Punkthochhäusern zu bebauen, als mit 4-geschossigen Zeilen, die 10x so viel Fläche versiegeln. Das Resultat - man sieht es übrigens am immer so geschmähten Neuperlach - wären weitaus mehr Grünflächen und Bäume (so viele, dass man im Sommer teilweise nichtmal das Nachbarhaus sieht), Spielplätze, aber auch breitere Fahrradwege, Fußgängerwege, Parkplätze und Straßen (m.E. ein Gewinn für alle, egal wie man sich nun fortbewegt).
Ebenso die ökologische Sicht: 500 Bewohner auf einen Fleck zu setzen, macht in einer Großstadt einfach mehr Sinn, als sie auf 10 Gebäude aufzuteilen. Es erleichtert nämlich die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das kennt jeder aus SimCity: einen kleinen Komplex aus Hochhäusern mit einer U-Bahn-Station zu erschließen, ist effektiver und billiger als ein Riesen-Wohngebiet mit fünf Zubringer-Buslinien an die U-Bahn heranzuführen - und spornt die Leute aufgrund der kürzeren Wege zur U-Bahn auch mehr zur Benutzung derselben an.
Meines Erachtens wäre es durchaus mal eine Grundsatzklage gegen die Stadt wert, ob es zulässig sein kann, in einer Stadt mit extremster Wohnungsnot zuzulassen, dass Grundstücke direkt an U-Bahn-Stationen nur viergeschossig bebaut werden - und wieder tausende Leute, die eine billige und verkehrsgünstig gelegene Wohnung suchen, auf der Strecke bleiben.