Im Frühsommer dieses Jahres bin ich mit dem „Ulmer Spatz“ von Ulm aus nach Kleinengstingen auf der Schwäbischen Alb gefahren, um von dort aus auf das Schloss Lichtenstein zu wandern.
Dabei habe ich festgestellt, dass in Baden-Württemberg eine „Große Schwäbische Albrundfahrt“ mit dem Baden-Württemberg-Ticket und aufeinander abgestimmten Fahrzeiten inklusive einer Dampfzugfahrt auf der „Sauschwänzlebahn“ angeboten wird.
Das hat mich sehr gereizt, so dass ich die Rundfahrt vor einer Woche (21.08.11) in Angriff genommen habe.
Der Fahrplan der „Großen Schwäbischen Albrundfahrt“ sieht wie folgt aus:
1) Abfahrt: Ulm Hbf ab 9.00 Uhr, RB 22396 „Ulmer Spatz“ (Museumsschienenbus)
Ankunft: Kleinengstingen an 11.05 Uhr
2) Abfahrt: Kleinengstingen ab 11.20 Uhr, HzL 83 (Hohenzollerische Landesbahn)
Ankunft: Sigmaringen an 12.26 Uhr
3) Abfahrt: Sigmaringen ab 12.34 Uhr, HzL 88069 („NaturparkExpress“ der Hohenzollerische Landesbahn)
Ankunft: Blumberg Zollhaus an 13.58 Uhr
4) Abfahrt: Blumberg-Zollhaus ab 14.05 Uhr, DPN 4 (Dampfzug der Sauschwänzlebahn)
Ankunft: Weizen an 15.10 Uhr
5) Abfahrt: Weizen ab 15.15 Uhr, RB 31398 (Regionalbahn)
Ankunft: Waldshut an 16.35 Uhr
6) Abfahrt: Waldshut 17.15 Uhr, IRE 3361
Ankunft: Ulm Hbf an 19.53 Uhr
Prolog und Etappe 1:
Da ich jedoch nicht in Ulm wohne, sondern in Stuttgart, musste ich für diese Rundfahrt erst einmal nach Ulm fahren. Das bedeutete ein frühes Aufstehen für mich. Für solche Ereignisse stehe ich jedoch gerne früher auf; die kurze Nacht verkrafte ich dafür gerne.
Immer wenn ich um spätestens 9.00 Uhr oder früher in Ulm sein möchte, fahre ich mit dem IRE 4221 um 7.02 Uhr ab Stuttgart Hbf.
Ich wartete im Zug in Stuttgart Hbf auf die Abfahrt, als mir einfiel, dass ich mein GPS-Geotagging-Gerät zuhause liegen gelassen habe. Verdammt! Ich wollte doch die gesamte Strecke mit meinem GPS-Gerät festhalten. Ich ärgerte mich darüber sehr. „Ah, zum Aussteigen und noch holen, ist’s zu spät“. Die frühe Abfahrt um 7.02 Uhr war somit abermals „zu früh“ für mich. Irgendwie vertrödele ich zuviel Zeit um diese Uhrzeit, so dass es dann immer stressig wird und ich dann wie jetzt Sachen liegen lasse. In Zukunft muss ich wohl noch früher aufstehen.

Die restliche Fahrt nach Ulm verlief ereignislos. Die 10 Minuten Verspätung durch Bauarbeiten, waren für mich kein Problem, da ich in Ulm massigst Zeit hatte. Die Anschlusszüge hätten sogar gewartet.
In Ulm habe ich die Gelegenheit genutzt mich noch erleichtern zu können (auf dieses Thema komme ich später nochmals zurück).
Ansonsten war es langweilig in Ulm – wenn nicht die Ablenkung durch Besoffene & Polizei gewesen wäre:
Ich bin in Ulm raus vor das Bahnhofsgebäude. Dabei habe ich den Besoffenen schon schreien und pöbeln gehört. Er stand an der Bushaltestelle und hat Richtung Bahnhof lautstark geschrien: „Ihr Schweine“. Ich dachte, komm’ bloß nicht rüber. Der Besoffene hat sich dann jedoch doch in Richtung Bahnhof auf den Weg gemacht. Ich habe mir gedacht, ich verkrümele mich besser und wenn der wüsste, dass sich im Bahnhof 2 Bundespolizisten langweiligen... Wenig später – ich stand derweil in einem Seitengang des Hauptbahnhofes – hörte und sah ich die „3“: „Lasst mich los.“ „Nein, wir lassen Dich nicht mehr los“. Die beiden Bundespolizisten haben sich um den Besoffenen „gekümmert“. Der Besoffene ist angesichts des harten Griffes der Polizisten „freiwillig“ stammenschrittes mit den beiden Bundespolizisten zu deren Revier im Bahnhof gegangen. Den Besoffenen habe ich an diesem Tag nicht mehr wieder gesehen.
Etwas später – kurz bevor der „Ulmer Spatz“ in Ulm eintraf – habe ich die beiden Polizisten auf einen Bahnsteig noch einen anderen Besoffenen filzen sehen. Der war aber so besoffen, dass der alles über sich ergehen hat lassen, ohne Widerstand. Aus meiner Sicht, haben die Polizisten ihn dabei aber korrekt behandelt.
Dann ging es endlich los, mit dem Ulmer Spatz. Der „Ulmer Spatz“ ist ein Museumsschienenbus, der von den Schienenbusfreunden Ulm betrieben wird. Mit dem Ulmer Spatz wird u.a. immer sonntags und feiertags (vom späten Frühjahr bis in den Herbst) von Ulm über Schelklingen nach Kleinengstingen (Schwäbische Albbahn) gefahren. Eine tolle Fahrt über altes Gleis. Von der Landschaft und der Eisenbahnromantik her, kann ich das nur empfehlen. B)

Etappe 2:
Nach einem kurzen Aufenthalt (Pippi habe ich verdrückt), bin ich in Kleinengstingen in einen Regio-Shuttle (BR 650) eingestiegen. Von dort ging es (über Gammertingen) nach Sigmaringen. Während ich meine mitgenommene Mittagsbrotzeit vertilgt habe, habe ich die tolle Landschaft der Schwäbischen Alb genossen. Ich fand diese Fahrt landschaftlich sogar schöner als der erste Teil. Von der Geschwindigkeit her, ist der Regio-Shuttle zwischen 20 – 50 km/h gefahren, je nach Gleislage (ein Teil der Strecke war bereits saniert). Zudem ist die Strecke schön kurvig.

Etappe 3:
In Sigmaringen, bin ich dann ich einen NE 81-Triebwagen eingestiegen. Hierbei war ich echt vor, dass ich im Zug ein Klo erblickte - und habe mich noch im Bahnhof erleichtert (endlich!).
Der HzL 88069 verkehrt zwischen Sigmaringen und Blumberg-Zollhaus als „NaturparkExpress“, der Räder transportieren kann und potenziell an jeden Bahnhof zwischen Start- und Endbahnhof hält.
Der Streckenabschnitt zwischen Sigmaringen und Immendingen, insbesondere bis Fridingen, entlang der Donau ist grandios. Ich kann das als Ausflugsziel echt nur empfehlen. Auch das Schloss Sigmaringen ist auch sehenswert.

Etappe 4:
Ich war richtig nervös, als ich in Blumberg-Zollhaus ankam. Die Kamera war schon gezückt – für den Höhepunkt der Rundreise: eine Dampfzugfahrt auf der „Sauschwänzlebahn“.
Leider war die Umsteigezeit in Blumberg so kurz, dass ich mich in Blumberg nicht richtig umschauen konnte. Eine Fahrtkarte und reservierten Platz im Zug hatte ich nicht, also bin ich ohne groß zu zögern eingestiegen.
Ich habe einen super Platz erwischt – wie sich später heraus stellte. Er eignete sich super um Fotos während der Fahrt vom Zug und der Strecke zu machen.
Ah,

Die Art wie die Museumsbahn betrieben und vermarktet wird, finde ich gut.
Im Zug habe ich dann noch meinen Fahrschein beim Conductor gelöst: 11 Euro für eine Einfache Fahrt. Für das Baden-Württemberg-Ticket gab es 1 Euro Ermäßigung.
Im Zielbahnhof Weizen hatte ich dann endlich eine kurze Gelegenheit die Dampflok vernünftig zu fotografieren.




Etappe 5:
In Weizen hat schon unsere Regionalbahn gewartet, ein Desiro (BR 641). Er konnte allerdings erst in den Bahnhof Weizen einfahren, als die Dampflok ihren Lok-/ Richtungswechsel vollzogen hatte. Dieser Übergang war mal stressfrei.

Überhaupt die gesamte Fahrt von Weizen nach Waldshut war stressfrei, denn es war eine Fahrt mit niedrigster „Dampflokgeschwindigkeit“: vmax = 30 km/h, teilweise mit 20 km/h sogar noch langsamer. Die Strecke hat noch eine weitere Besonderheit: Autos haben Vorfahrt! An allen, mit Ausnahme eines einzigen Bahnübergangs, musste der Zug vorher anhalten, damit ein Bahnmitarbeiter aussteigen kann und den Bahnübergang durch Betätigen der Ampeln/Bahnschranke oder per Fahnenzeichen sichern kann.
Der Zug hat zudem ab und zu geschaukelt wie ein Schiff. Das hat wohl dazu beigetragen, dass ich auf dieser Fahrt ein bisschen gedöst habe.

Etappe 6:
In Waldshut gab es dann eine Umsteigezeit von 40 Minuten. Darüber war ich heilfroh, denn endlich konnte ich in Ruhe Pickeln gehen (in dem Bahnhof gegenüber gelegenen Burger King).
Mit dem IRE (BR 611) ging es dann direkt zurück nach Ulm. Während des ersten Teils der Fahrt bis Friedrichshafen, konnte ich hin und wieder Ausblicke auf den traumhaften Bodensee genießen.
Im Zug gab es dann eine positive Überraschung: der Zugbegleiter hat Mineralwasser an die Passagiere ausgeteilt. Bis Friedrichshafen ist er damit 2x durch den Zug gegangen. Super!!
Nach Friedrichshafen war der nette Schaffner anscheinend im anderen Zugteil, denn er ward von mir nicht mehr gesehen.

Mit der Ankunft in Ulm Hbf war die Rundfahrt komplettiert. Eine tolle Fahrt, die ich Bahnfans nur empfehlen kann!
Epilog:
Ich musste noch zurück nach Stuttgart. Unser IRE war pünktlich in Ulm angekommen. Ich war glücklich zu sehen, dass ich eine nahtlose Weiterfahrt mit dem nächsten IRE Richtung Stuttgart hatte, der schon auf die Abfahrt wartete. Also rein in den IRE – aber was war das? Schock! Der IRE war bombenvoll, alle Plätze belegt und teilweise standen die Leute schon.
Was war der Grund? Aha, ein IRE aus Friedrichshafen ist mit einem Lokdefekt liegen geblieben. Nun sind in dem Zug Fahrgäste von 2 IREs + die jetzt zugestiegenen Fahrgäste aus Waldshut/Friedrichshafen. Na, merci. Nach 10 Minuten Zugfahrt hatte ich glücklicherweise es doch noch geschafft, einen Sitzplatz zu ergattern.
Unseren ersten Halt machten wir in Westerstetten – unplanmäßig für 10 Minuten. Nachdem Zugführer und Triebfahrzeugführer gemeinsam nur hinten schiebenden Lok gegangen sind, bekam ich eine böse Vorahnung (Dejà-vu-Erlebnis genau 1 Woche vorher auf der Fahrt von Friedrichshafen nach Stuttgart, bei der dann der IRE mit 50 Minuten Verspätung aus technischen Gründen die Fahrt in Ulm abgebrochen hatte). Naja, es ging dann weiter und ich war zu müde um mir weiter Gedanken zu machen. Ich habe dann geschlafen, bis zu unseren nächsten Stopp ... in Süssen ... wieder unplanmäßig. Nach kurzem Warten kam dann die Durchsage, dass die Fahrt hier nun endet. Die Lok (war eine 111er) ist defekt, bitte alle aussteigen!
Schon wieder, dachte ich, meine zweite aus technischen Gründen abgebrochene Fahrt innerhalb einer Woche! Aber was sollen die denken, die das gleich 2x an einem Tag erleben??? – Ich war sprachlos. Irgendwie fährt die DB Regio Baden-Württemberg seinen Fuhrpark auf Verschleiß. *kopfschüttel*
Netterweise ist der IRE auf dem Durchfahrtsgleis Richtung Stuttgart liegen geblieben. Das Zugpersonal hat dann sogar dort das Licht ausgemacht und ihn abgesperrt.
Der angekündigte Regionalexpress als Ersatzzug, kam dann auch bald. Der RE war zum Glück kaum besetzt. Mei, war ich froh, dass ich ohne Fahrrad unterwegs war. So bekam ich für die Weiterfahrt nach Stuttgart einen Sitzplatz und konnte weiter dösen auf der Bummelfahrt nach Stuttgart – die Regionalexpresse agieren ja zwischen Süssen und Plochingen als Regionalbahnen und halten an jedem Bahnhof.
Um kurz vor 22.00 Uhr war ich dann endlich zurück in Stuttgart, mit knapp 60 Minuten Verspätung.
Ich war zwar verschwitzt und müde – dennoch war es ein schöner Bahntag!


Weitere Bilder mit zusätzlichen Beschreibungen und Kommentaren findet Ihr auch in meinem FlickR-Album:
http://www.flickr.com/photos/9080537@N0 ... 980551652/
Ein paar zusätzliche Daten und Tipps:
Insgesamte Fahrzeit für Stuttgart-Ulm-Kleinengstingen-Sigmaringen-Zollhaus-Weizen-Waldshut-Ulm-Stuttgart: regulär ca. 12 Std. 50 Minuten, ohne Berücksichtung meiner langen Umsteigezeit in Ulm in der Früh sowie der Verspätung bei der Rückfahrt
Gefahrene Kilometer: 680 km
Anzahl Züge: 8
Preis: 32,- € (21,- € für Baden-Württemberg-Ticket, 11,- € für Sauschwänzlebahn)
WC: ist ein Problem auf dieser Rundfahrt aufgrund der kurzen Umsteigezeiten, folgende Möglichkeiten gibt es: Ulm Hbf, Ulmer Spatz, NE 81, Desiro (wenn sie funktioniert), in Waldshut im Burger King, in BR 611.
Die Umsteigezeit in Waldshut reicht auch, um sich beim Burger King mit einem Abendessen zu versorgen.
Sauschwänzlebahn: um diese tolle Museumsbahn wirklich kennenzulernen und genießen zu können, sollte man eine Hin- und Rückfahrt mitmachen.