Das Auto abschaffen

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autolos
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Beitrag von autolos »

Rohrbacher @ 4 Aug 2010, 13:40 hat geschrieben: Rechtfertige ich mich? Bin ich gereizt? Nö, ich sage nur wie es ist an einem Beispiel, das ich Leuten, die länger im Forum sind, nicht weiter erläutern muss. Was zickst du eigentlich immer rum, wenn ich auf deine Beiträge eingehe?

Ich meinte die Frage ernst. Beantworte sie doch lieber. Was schlägst du Leuten vor, die auf's Auto verzichten wollen, aber nicht in der Großstadt wohnen wollen oder können? Denn überall sonst außerhalb der großen und mittleren Städte kannst du ÖPNV-mäßig verdammt auf die Nase fallen, wenn nach 10 Jahren die kleine Bahnstrecke zugemacht wird, der Busverkehr langsam eingestellt wird, es gibt vor allem beim Busverkehr eigentlich keine Garantie, dass eine Linie, die heute 12x am Tag verkehrt, nicht in fünf Jahren eingestellt ist, selbst wenn sie wie die praktisch nicht vorhandene Linie Rohrbach - Wolnzach etwa 15000 (!) Einwohner und einen Bahnhof mit Takt 30/60 erschließt. Das ist auch ein ganz klares Vertrauensproblem, dass neu eingerichteten Linien sogar richtig Probleme macht, was man immer wieder in Geisenfeld sieht, wo der Anschluss an die INVG-Busse mit direkter Verbindung nach Ingolstadt recht wacklig ist. Ich weiß nicht, wie man es den Leuten schmackhaft machen soll, auf einen Bus umzusteigen und nur mal auf den eigentlich nur als Bahnhofszubringer genutzten Zweitwagen (!) zu verzichten, wenn so Sachen kommen wie "Fährt der denn dann auch?" oder "Dann stellen die den Bus wieder ein und ich komm' nicht mehr weg. Nene, lass' mal lieber...", die man, wenn man ehrlich ist, nicht entkräften kann.

Nehmen wir München und folgen der B13 nach Norden. In München ist der ÖPNV sehr gut, klar, in den großen Vororten wie Unterschleißheim (15 km von München, S-Bahn Takt 20, Bus 215/219 Takt 20) findet man immer noch ein gutes Angebot vor, aber schon 2 km weiter in Haimhausen wird die Bedienung mit den Bus 693 mit ca. 15 Fahrten am Tag schon dünner. In Fahrenzhausen hat man zufällig noch ein ähnliches Angebot, weil's an der selben Buslinie liegt, aber spätestens ab hier kann der ÖPNV schon keine große Rolle mehr spielen...
Für mich klingt es durchaus gereizt, wenn auf den Hinweis, jeder möge für sich entscheiden, was er für richtig hält, die provokante Frage kommt, ob man sein Haus verkaufen und umziehen soll, wenn die ÖPNV-Struktur sich ändert. Letztlich trägt jeder die Folgen seiner Entscheidungen nach Möglichkeit selber. Es möge deshalb auch jeder für sich entscheiden, wie er auf Änderungen von Rahmenbedingungen reagiert. Wie käme ich dazu, jemandem einen Ratschlag zu erteilen, was er tun soll, wenn sich die ÖPNV-Bedienung ändert?

Was ich nur sagen wollte war: Man kann ohne Auto leben, wenn man will, aber niemand muß es tun (zum Glück)!
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Beitrag von autolos »

Hot Doc @ 4 Aug 2010, 13:43 hat geschrieben: Laß mal deinen Gereiztometer neu justieren. Alle 3 Antworten kann ich nicht als irgendwie aggressiv ansehen, sondern als ziemlich sachlich. Nur weil einer anderer Meinung ist, heißt das noch nicht, dass er auch gleich austeilen will.
Aber warum wurde überhaupt reagiert? Das empfinde ich als gereizt - aggressiv habe ich an keiner Stelle behauptet - , wenn auf den Hinweis "jeder, wie er es für richtig hält" Erklärungen geliefert werden. Die Antworten mögen sachlich sein, aber es gab keinen Grund für diese Antworten, jedenfalls habe ich, vielleicht mit einer Ausnahme, keinen gesehen.
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Beitrag von Hot Doc »

autolos @ 4 Aug 2010, 14:15 hat geschrieben: Aber warum wurde überhaupt reagiert? Das empfinde ich als gereizt - aggressiv habe ich an keiner Stelle behauptet - , wenn auf den Hinweis "jeder, wie er es für richtig hält" Erklärungen geliefert werden. Die Antworten mögen sachlich sein, aber es gab keinen Grund für diese Antworten, jedenfalls habe ich, vielleicht mit einer Ausnahme, keinen gesehen.
Was soll das denn jetzt? Du schreibst was und erwartest, dass keiner antwortet? Oder nur die antworten die deiner Meinung sind oder was? Manchmal versteh ich dich einfach nicht.
Wenn du ein Thema anstößt, dann können doch andere Ihre Meinungen abgeben, vor allem wenn sie andere Meinung sind als du. Man muß ja nicht immer direkt angesprochen werden um etwas zu schreiben.
Überleg mal ob du in einem Forum wie diesem richtig bist, wenn du so auf ungefragte Beiträge die nicht deinem Geschmack entsprechen reagierst!
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Beitrag von autolos »

Hot Doc @ 4 Aug 2010, 14:39 hat geschrieben: Was soll das denn jetzt? Du schreibst was und erwartest, dass keiner antwortet? Oder nur die antworten die deiner Meinung sind oder was? Manchmal versteh ich dich einfach nicht.
Wenn du ein Thema anstößt, dann können doch andere Ihre Meinungen abgeben, vor allem wenn sie andere Meinung sind als du. Man muß ja nicht immer direkt angesprochen werden um etwas zu schreiben.
Überleg mal ob du in einem Forum wie diesem richtig bist, wenn du so auf ungefragte Beiträge die nicht deinem Geschmack entsprechen reagierst!
Beiträge, die als Antwort auf meinen Text kamen, zeugten m.E. von einem Mißverständnis. Weder will ich anderen deren Lebensführung madig machen, noch halte ich meine Meinung für allein seelig machend. Aber diese Meinung heißt nun mal, daß jeder für sich selber entscheidet. Ich verstehe nicht, wieso das eine Diskussion auslöst. Nur dieses Befremden wollte ich ausdrücken. Wenn das anders verstanden wurde, tut mir das natürlich leid.
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Beitrag von Rohrbacher »

Für mich klingt es durchaus gereizt, wenn auf den Hinweis, jeder möge für sich entscheiden, was er für richtig hält, die provokante Frage kommt, ob man sein Haus verkaufen und umziehen soll, wenn die ÖPNV-Struktur sich ändert.
Du stellst eine Möglichkeit sein Leben zu gestalten in ein Diskussionsforum und ich stelle im Rahmen der Diskussion im Rahmen meiner Erfahrungen mit dem ÖV außerhalb von Städten eine einfache Frage. Was ist daran gereizt? Du sagst ja, jeder kann hinziehen, wo er will und muss eben die Konsequenzen tragen. Das ist soweit richtig. Aber jetzt sag' doch bitte auch, was jemand tun soll, der kein Auto haben will und sich in einem Ort mit 10000 Einwohnern (ist ja nicht so klein) ein Haus kauft, sagen wir in der Kreisstadt Pfaffenhofen arbeitet und dann ein paar Jahre später der ÖV auf 4 Hin- und 3 Rückfahrten an Werktagen außer Samstag reduziert ist? - Nein, jetzt sind Ferien. Jetzt sind's genau 2 Hinfahrten und 1 Rückfahrt am Tag. :rolleyes:

Noch schlimmer ist es ja, wenn die Beispielperson in Mainburg arbeitet, auch nur etwa 10 km weit weg, aber da fährt heute gar kein Bus mehr hin! (Obwohl da der Busunternehmer daheim ist, versteh' ich nicht ganz... warscheinlich weil Mainburg heute niederbayerisch ist und ÖV politische Grenzen scheut wie der Teufel das Weihwasser...) Ganz früher als es die Eisenbahn nach Mainburg noch gab, gab es Richtung Rohrbach, Pfaffenhofen, München etwa gleich viele tägliche Verbindungen, später als der Zugverkehr nach München ausgebaut wurde, immerhin noch mehrere Fahrten mit dem Bahnbus. Als ich hier her gezogen bin, gab's die Fahrten noch, auf der RBA-Webseite ist die Linie u.U. sogar heute noch drin, kann also so lang nicht her sein... Heute musst du aber von Wolnzach nach Mainburg zu Fuß gehen oder mit'm Radl fahren (die Steigungen sind nicht zu unterschätzen) oder mit dem einen Bus morgens nach Rohrbach, dann mit der Bahn nach München, umsteigen nach Freising und dann mit dem Bus des selben Busunternehmers nach Mainburg. Ist natürlich sauteuer und völliger Blödsinn.

Sowohl bei den Kosten und der Fahrzeit als auch bei der Umweltbilanz ist ein Auto plötzlich deutlich im Vorteil, obwohl vielleicht alles ganz anders war zu dem Zeitpunkt als man sein Häuschen gekauft hat. Dummerweise gibt es keinerlei Garantie, dass dir das nicht überall sonst passieren kann. Selbst in der Großstadt München kann's passieren, dass du irgendwo wohnst und plötzlich verändert sich was, die Verbindungen sind anders oder deine Haltestelle ist ganz weg, auch wenn das ein vergleichsweise kleines Problem ist - wenn man noch fit ist...

http://www.fahrgaeste.de/index.php?fontsize=3&show=493

Deswegen sage ich, es ist einfach zu sagen, man kann einfach ohne Auto leben, wenn man irgendwo hinzieht, wo es ÖV gibt. Die Praxis ist aber weniger einfach. Wenn es den ÖV dann plötzlich nicht mehr gibt, dann schaut man blöd, versucht die Politik zu beeinflussen, organisiert einen Bürgerbus, kann sich immer ein Taxi leisten oder man muss ggf. doch ein Auto kaufen oder umziehen und ggf. sein Haus verkaufen. Dann muss eben jeder für sich wissen oder mit der Familie abstimmen, wo man persönlich seine Prioritäten setzt.

Es kann mir auch keiner versichern, dass nicht irgendwann jemand eine Autobahn durch meinen schönen autofreien Vorgarten bauen will. Andererseits gibt's auch Leute, die in diesen Ort an eine kleine Bahnstrecke gezogen sind und dachten, die kommt eh bald weg. Heute sitzt da ein EVU und macht fleißig Güterverkehr.^^ Die Welt verändert sich. Mehr wollte ich gar nicht sagen. Völlig friedlich und sachlich korrekt recherchiert. ;)

Nachtrag: Hier die seit rund 10 Jahren nicht mehr vorhandene Linie nach Mainburg, zu finden auf der aktuellen Webseite der RBA:
Ganze Seite: http://www.rba-bus.de/liniennetz,11.html
Entsprechender Ausschnitt: http://www.rba-bus.de/images/b3.jpg
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Beitrag von autolos »

Rohrbacher @ 4 Aug 2010, 15:06 hat geschrieben: Du stellst eine Möglichkeit sein Leben zu gestalten in ein Diskussionsforum und ich stelle im Rahmen der Diskussion im Rahmen meiner Erfahrungen mit dem ÖV außerhalb von Städten eine einfache Frage. Was ist daran gereizt? Du sagst ja, jeder kann hinziehen, wo er will und muss eben die Konsequenzen tragen. Das ist soweit richtig. Aber jetzt sag' doch bitte auch, was jemand tun soll, der kein Auto haben will und sich in einem Ort mit 10000 Einwohnern (ist ja nicht so klein) ein Haus kauft, sagen wir in der Kreisstadt Pfaffenhofen arbeitet und dann ein paar Jahre später der ÖV auf 4 Hin- und 3 Rückfahrten an Werktagen außer Samstag reduziert ist? - Nein, jetzt sind Ferien. Jetzt sind's genau 2 Hinfahrten und 1 Rückfahrt am Tag. :rolleyes:

Deswegen sage ich, es ist einfach zu sagen, man kann einfach ohne Auto leben, wenn man irgendwo hinzieht, wo es ÖV gibt. Die Praxis ist aber weniger einfach. Wenn es den ÖV dann plötzlich nicht mehr gibt, dann schaut man blöd, versucht die Politik zu beeinflussen, organisiert einen Bürgerbus, kann sich immer ein Taxi leisten oder man muss ggf. doch ein Auto kaufen oder umziehen und ggf. sein Haus verkaufen. Dann muss eben jeder für sich wissen oder mit der Familie abstimmen, wo man persönlich seine Prioritäten setzt.

Es kann mir auch keiner versichern, dass nicht irgendwann jemand eine Autobahn durch meinen schönen autofreien Vorgarten bauen will. Andererseits gibt's auch Leute, die in diesen Ort an eine kleine Bahnstrecke gezogen sind und dachten, die kommt eh bald weg. Heute sitzt da ein EVU und macht fleißig Güterverkehr.^^ Die Welt verändert sich. Mehr wollte ich gar nicht sagen. Völlig friedlich und sachlich korrekt recherchiert. ;)
So ist es halt, Rahmenbedingungen ändern sich und man muß sich anpassen. Es gibt dann immer mehrrere Möglichkeiten der Anpassung, die beste setzt sich durch - wie bei Darwin. Auto kaufen, Umziehen, Arbeitgeber wechseln.... Übrigens finde ich einen Ort mit 10.000 Einwohnern schon recht klein. Wegen der Erfahrungen, die ich in derartig kleinen Orten gemacht habe (Bad Meinberg, Dippoldiswalde), kommen für mich solche Orte als Wohnort auch nicht mehr in Frage, aber das ist halt Geschmackssache.

Andere Leute haben möglicherweise weit weg von der Großstadt, in der sie arbeiten, ein großes Haus gebaut, weil es da so schön billig war, und leiden heute unter den hohen Heiz- und Fahrtkosten. Die könnten dann fragen, was soll man denn tun, wann man unbedingt im Grünen ein großen Haus haben will? Es muß jeder mit seinen Entscheidungen leben, auch wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Es gibt keine Garantie der Unabänderlichkeit und keinen Anspruch auf Hilfe der Allgemeinheit, wenn Änderungen eintreten. "Wenn ich das vorher gewußt hätte, dann hätte ich..." - Sehr beliebt, wenn man andere verantwortlich machen will. Da man nie alles wissen kann, bergen alle Entscheidungen immer ein Restrisiko. Dieses muß man tragen, ob man will oder nicht.
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Beitrag von Rohrbacher »

Andere Leute haben möglicherweise weit weg von der Großstadt, in der sie arbeiten, ein großes Haus gebaut, weil es da so schön billig war
... oder sie da schon immer gewohnt haben und Familie, Freunde und Verein da haben. Soll's auch geben, wir sind ja kein klassisches Nomadenvolk. Ich bin als Zugezogener (mit zwei früheren Wohnorten und einem dritten als "Migrationshintergrund") in der Tat in meinem Ort in der Minderheit. Es arbeiten nicht alle in der fernen Großstadt. Denn wie gesagt, der Mensch in meinem Wolnzach-Beispiel arbeitet ja in Pfaffenhofen oder Mainburg und geboren ist er vielleicht in Scheyern und hat nach Wolnzach eingeheiratet oder so. Kein "Isarpreiß", der ein billiges Haus wollte. Das sind die wenigsten. ;)
Es gibt keine Garantie der Unabänderlichkeit und keinen Anspruch auf Hilfe der Allgemeinheit, wenn Änderungen eintreten. "Wenn ich das vorher gewußt hätte, dann hätte ich..." - Sehr beliebt, wenn man andere verantwortlich machen will. Da man nie alles wissen kann, bergen alle Entscheidungen immer ein Restrisiko. Dieses muß man tragen, ob man will oder nicht.
Völlig richtig und eben genau deswegen ist das eigene Auto bei der deutlichen Mehrheit der Deutschen, die sich das selbst aussuchen können, die liebste Fortbewegungsart.

edit: einige ungleich eigene
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 4 Aug 2010, 00:06 hat geschrieben: Die Zeit mit seinen Kindern kann er auch ohne im Regen an der Bushaltestelle stehend mit seinen Kindern verbringen, z.B. im eigenen Haus. Letztendlich verbleibt ihm und den Kindern mehr Zeit am Zielort (Freizeitpark, Schwimmbad, Kino etc.), wenn er die in der Regel kürzeren Fahrtzeiten mit dem Auto nutzt.
Bei einer Anfahrt per Bus oder Zug kann er aber bereits die Zeit der Anreise nutzen, während er im Auto primär mal fahren muss, während die gelangweilten Kinder auf der Rücksitz rumquengeln.
Autobahn @ 4 Aug 2010, 10:00 hat geschrieben:Ob das aber den persönlichen Vorstellungen eines Einzelnen entspricht, in dicht besiedeltem Gebiet zu wohnen und seine Freizeit dort zu verbringen
Die Frage ist doch vorallem, ob diese Leute, die es als unter ihrer Würde betrachten in dicht besiedeltem Gebiet zu wohnen, einen Anspruch darauf haben, in dicht besiedeltem Gebiet staufrei mim Auto durchzukommen und damit den Leuten, die dort vergleichsweise umweltfreundlich wohnen, den Platz wegzunehmen?

Ich hab ja kein prinzipielles Problem mit dem Auto, sondern mit den Auswirkungen des Autos in Form von Lärm, Gestank und extrem großem Platzverbrauch, mit denen alle Leute, nicht nur die Autofahren, leben müssen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Bayernlover »

Boris Merath @ 4 Aug 2010, 17:00 hat geschrieben: Bei einer Anfahrt per Bus oder Zug kann er aber bereits die Zeit der Anreise nutzen, während er im Auto primär mal fahren muss, während die gelangweilten Kinder auf der Rücksitz rumquengeln.
Was aber auch nur bei einer längeren Fahrt Sinn macht - mehr als unterhalten ist bei kurzen Strecken eh nicht drin, und das kann ich auch als Fahrer. Abgesehen davon, dass solche kurzen Strecken mit dem ÖPNV meistens entschieden länger dauern.
Ich hab ja kein prinzipielles Problem mit dem Auto, sondern mit den Auswirkungen des Autos in Form von Lärm, Gestank und extrem großem Platzverbrauch, mit denen alle Leute, nicht nur die Autofahren, leben müssen.
Dann bitte aber auch den Umstieg vom Auto auf den Bus/die Bahn so attraktiv machen, dann verbrauchen die vielen Pendler auch nicht so viel Platz.
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Beitrag von Boris Merath »

Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:06 hat geschrieben: Dann bitte aber auch den Umstieg vom Auto auf den Bus/die Bahn so attraktiv machen, dann verbrauchen die vielen Pendler auch nicht so viel Platz.
Das ist aber nicht überall möglich - in ausgedehnten Einfamilienhaussiedlung kann man halt nicht alle drei Straßen einen Bus anbieten.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Bayernlover »

Boris Merath @ 4 Aug 2010, 17:20 hat geschrieben: Das ist aber nicht überall möglich - in ausgedehnten Einfamilienhaussiedlung kann man halt nicht alle drei Straßen einen Bus anbieten.
Denkst Du? Messestadt Riem ist für mich so ein Positivbeispiel - ein Bus, der quer durch geht und dazu noch die U2 - besser geht es nicht. Kenne auch Leute mit sehr hohem Einkommen, die dort trotzdem U-Bahn fahren.
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Beitrag von Rohrbacher »

Boris Merath @ 4 Aug 2010, 17:20 hat geschrieben: Das ist aber nicht überall möglich - in ausgedehnten Einfamilienhaussiedlung kann man halt nicht alle drei Straßen einen Bus anbieten.
Mir würde ein Stundentakt, der einigermaßen zentral durch den Ort führt und entsprechend der heutigen Bedürfnisse platzierte Haltestellen hat, eigentlich reichen. Bei mehr als einem Stundentakt würden eh die Bewohner der Einfamilienhäuer eh auf die Barikaden gehen, denn Busse sind ja sehr viel lauter als Mopeds, Motorräder, Traktoren und Lkw... ganz bestimmt... :)
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Beitrag von autolos »

Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:06 hat geschrieben: Was aber auch nur bei einer längeren Fahrt Sinn macht - mehr als unterhalten ist bei kurzen Strecken eh nicht drin, und das kann ich auch als Fahrer. Abgesehen davon, dass solche kurzen Strecken mit dem ÖPNV meistens entschieden länger dauern.
Ist es tatsächlich so, daß man sich als Fahrer während der Fahrt mit den Kindern auf dem Rücksitz unterhalten kann? Meine Erinnerung ist eine andere und meine Hoffnung ist, daß der Fahrer sich auf die Fahrt konzentriert und somit zur Sicherheit für sich, seine Familie und andere Verkehrsteilnehmer beiträgt.

Weiterhin denke ich, daß "sich unterhalten" mit den Kindern außerordentlich wertvoll ist, keineswegs ein "mehr ist eh nicht drin" verdient. Kinder haben zudem ein anderes Zeitgefühl. In 10 Minuten geht für Kinder oft schon viel mehr. Ich stelle mal eine Gegenthese auf: Es lohnt sich immer, nicht nur bei kurzen Fahrten. Außerdem ist es egal, ob die Fahrten mit ÖPNV "entschieden" länger dauern, da der Weg zum Ausflug dazugehört.

Wem aber die Zeit im ÖPNV nichts bringt, der darf uns sollte durchaus das Auto nutzen, um seine Nerven zu schonen.
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Beitrag von Hot Doc »

Das wichtigste ist wahrscheinlich die Anbindung frühzeitig anzubieten, also mit dem Entstehen des Viertels angelegt werden. Dadurch schaffen sich viele erst garkein Auto an (oder zumindest kein zweites). Wenn erstmal eins da ist, fällt der "Rückschritt" deutlich schwerer, auch wenn die Voraussetzungen sich verbessern. Deshalb finde ich die Planungen für die Messerstadt aber auch für die Tram23 oder die Tram in Freiham besonders gelungen, weil da von Anfang an (teilweise sogar vor den Häusern) die öffentliche Nachverkehrsanbindung geplant und gebaut wurde.
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Beitrag von autolos »

Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:27 hat geschrieben: Denkst Du? Messestadt Riem ist für mich so ein Positivbeispiel - ein Bus, der quer durch geht und dazu noch die U2 - besser geht es nicht. Kenne auch Leute mit sehr hohem Einkommen, die dort trotzdem U-Bahn fahren.
U-Bahn fahren trotz was? Trotz des guten Angebots? Ich stehe auf dem Schlauch.
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Beitrag von Bayernlover »

autolos @ 4 Aug 2010, 17:32 hat geschrieben: Ist es tatsächlich so, daß man sich als Fahrer während der Fahrt mit den Kindern auf dem Rücksitz unterhalten kann? Meine Erinnerung ist eine andere und meine Hoffnung ist, daß der Fahrer sich auf die Fahrt konzentriert und somit zur Sicherheit für sich, seine Familie und andere Verkehrsteilnehmer beiträgt.
Wen schon ein kurzes, 15minütiges Gespräch mit den Kindern auf dem Rücksitz überfordert, sollte vielleicht darüber nachdenken, seinen Führerschein zum Wohle der anderen Verkehrsteilnehmer abzugeben.
Weiterhin denke ich, daß "sich unterhalten" mit den Kindern außerordentlich wertvoll ist, keineswegs ein "mehr ist eh nicht drin" verdient.

Ich habe nie behauptet, dass das wertlos ist. Ich wollte nur deutlichmachen, dass irgendwelche Spiele etc. auf einer kurzen Pendelfahrt eigentlich nicht möglich sind, in einer vollen S-Bahn, wenn man mit den Kindern stehen muss, schon überhaupt nicht.
Wem aber die Zeit im ÖPNV nichts bringt, der darf und sollte durchaus das Auto nutzen, um seine Nerven zu schonen.

Also mir bringt sie relativ wenig, außer Stress, wenn ich meinen Bus verpasse, der nur alle 20 Minuten fährt. Dann nervt mich das extrem.
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Beitrag von autolos »

Rohrbacher @ 4 Aug 2010, 17:31 hat geschrieben: Mir würde ein Stundentakt, der einigermaßen zentral durch den Ort führt und entsprechend der heutigen Bedürfnisse platzierte Haltestellen hat, eigentlich reichen. Bei mehr als einem Stundentakt würden eh die Bewohner der Einfamilienhäuer eh auf die Barikaden gehen, denn Busse sind ja sehr viel lauter als Mopeds, Motorräder, Traktoren und Lkw... ganz bestimmt... :)
Knackpunkt könnte sein, daß es dort einen eigenwirtschaftlichen Busbetrieb gibt, der nicht so einfach durch einen subventionierten verdrängt werden darf. Die meisten Linien sind konzessionierte, eigenwirtschaftliche Verkehre die Wettbewerbsschutz genießen. Ein Stundentakt würde vermutlich öffentliche Gelder kosten.
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Beitrag von Bayernlover »

autolos @ 4 Aug 2010, 17:34 hat geschrieben: U-Bahn fahren trotz was? Trotz des guten Angebots? Ich stehe auf dem Schlauch.
Trotz des hohen Einkommens. Wo der Spritpreis auch bei 2€/Liter kein großes Loch in die Haushaltskasse reißen würde.
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Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:36 hat geschrieben: Wen schon ein kurzes, 15minütiges Gespräch mit den Kindern auf dem Rücksitz überfordert, sollte vielleicht darüber nachdenken, seinen Führerschein zum Wohle der anderen Verkehrsteilnehmer abzugeben.


Ich habe nie behauptet, dass das wertlos ist. Ich wollte nur deutlichmachen, dass irgendwelche Spiele etc. auf einer kurzen Pendelfahrt eigentlich nicht möglich sind, in einer vollen S-Bahn, wenn man mit den Kindern stehen muss, schon überhaupt nicht.


Also mir bringt sie relativ wenig, außer Stress, wenn ich meinen Bus verpasse, der nur alle 20 Minuten fährt. Dann nervt mich das extrem.
Wer glaubt, ein 15 minütiges Gespräch mit Kindern im Auto wäre möglich, ohne die Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr zu verringern, sollte darüber nachdenken, seinen Führerschein zum Wohe der anderen Verkehrsteilnehmer abzugeben.

Irgendwelche Spiele auf einer kurzen Pendelfahrt sind möglich. Fahrten in einer überfüllten S-Bahn lassen sich ja durchaus auch mit Fahrten durch eine überfüllte Innenstadt mit dem Auto und einer langwierigen Parkplatzsuche vergleichen. Das wäre aber fruchtlos.

Ich ärgere mich auch, wenn ich einen Bus oder Zug verpasse. Aber wenn ich alleine unterwegs bin, habe ich immer was zu lesen oder arbeiten dabei, mit Kindern kann man sich die Wartezeit auch interessant vertreiben.

Aber, wie gesagt, wenn es Dir halt so geht, geht es Dir halt so und dann wäre Dir nicht geholfen, Dich in den ÖPNV zu zwingen, sondern Du solltest wirklich das Auto nutzen.
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Beitrag von autolos »

Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:37 hat geschrieben: Trotz des hohen Einkommens. Wo der Spritpreis auch bei 2€/Liter kein großes Loch in die Haushaltskasse reißen würde.
Aber was hat denn hohes Einkommen mit der Frage zu tun, ob jemand ein Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzt? Jeder nutzt das Verkehrsmittel, das für ihn am vernünftigsten erscheint. So fährt mancher Student im Auto, manch Millionär in der Straßenbahn, andere Studenten radeln, Millionäre fahren Taxi, noch andere Studenten nutzen den ÖPNV, andere Millionäre ihr eigenes Auto. Ein "fährt trotz hohem Einkommen mit der U-Bahn" klingt wie eine abartige Verletzung einer Standesdünkelregel. Vielen ist Standesdünkel fremd. Dir auch?
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autolos @ 4 Aug 2010, 17:44 hat geschrieben: Wer glaubt, ein 15 minütiges Gespräch mit Kindern im Auto wäre möglich, ohne die Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr zu verringern, sollte darüber nachdenken, seinen Führerschein zum Wohe der anderen Verkehrsteilnehmer abzugeben.
Die Frage ist halt, ob der Straßenverkehr nicht auch nur 80% meiner Aufmerksamkeit benötigt - es ist aber sinnlos, das jetzt auszudiskutieren.
Irgendwelche Spiele auf einer kurzen Pendelfahrt sind möglich. Fahrten in einer überfüllten S-Bahn lassen sich ja durchaus auch mit Fahrten durch eine überfüllte Innenstadt mit dem Auto und einer langwierigen Parkplatzsuche vergleichen. Das wäre aber fruchtlos.

Nein, ist es nicht, denn dann gewinnt man nichts im Gegensatz zum Auto - man verliert nur eine Menge Zeit, denn mit den Kindern in Ruhe über den Tag zu sprechen ist bei dem Gedränge, das in manchen Verkehrsmitteln vorherrscht, auch nicht möglich.
Ich ärgere mich auch, wenn ich einen Bus oder Zug verpasse. Aber wenn ich alleine unterwegs bin, habe ich immer was zu lesen oder arbeiten dabei, mit Kindern kann man sich die Wartezeit auch interessant vertreiben.

Und ich ärgere mich eben darüber, dass ich dann 20 Minuten länger unterwegs bin und meine Zeit an irgendwelchen hässlichen Haltestellenhäuseln flöten geht.
Aber, wie gesagt, wenn es Dir halt so geht, geht es Dir halt so und dann wäre Dir nicht geholfen, Dich in den ÖPNV zu zwingen, sondern Du solltest wirklich das Auto nutzen.

Würd ich ja gern :D

Wenn ich allerdings irgendwo in Schwabing wohnen würde, wo die Parksituation wirklich grausam ist und die U-Bahn alle 2,5 Minuten fährt - gut, da würde ich nicht aufs Auto pochen.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Bayernlover »

autolos @ 4 Aug 2010, 17:48 hat geschrieben: Aber was hat denn hohes Einkommen mit der Frage zu tun, ob jemand ein Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzt? Jeder nutzt das Verkehrsmittel, das für ihn am vernünftigsten erscheint. So fährt mancher Student im Auto, manch Millionär in der Straßenbahn, andere Studenten radeln, Millionäre fahren Taxi, noch andere Studenten nutzen den ÖPNV, andere Millionäre ihr eigenes Auto. Ein "fährt trotz hohem Einkommen mit der U-Bahn" klingt wie eine abartige Verletzung einer Standesdünkelregel. Vielen ist Standesdünkel fremd. Dir auch?
Standesdünkel ist mir ein Begriff, falls Du das meinst. Fakt ist aber, dass viele Menschen gern mit dem Auto fahren würden, es aber nicht können, weil das Geld fehlt. Das sind gerade die Leute, die bei einer Solobuslinie im 20-Minuten-Takt im Bus sitzen, auch Zwangskunden genannt. Meistens wird das Verkehrsmittel hergenommen, das am schnellsten ist. Bei Gleichstand wird das Auto genommen, weil es bequemer ist.

Und dann kommt es auch noch darauf an, was man sonst so im Leben vorhat, ob man eben allgemein viel unterwegs ist.
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Beitrag von autolos »

Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:53 hat geschrieben: Standesdünkel ist mir ein Begriff, falls Du das meinst. Fakt ist aber, dass viele Menschen gern mit dem Auto fahren würden, es aber nicht können, weil das Geld fehlt. Das sind gerade die Leute, die bei einer Solobuslinie im 20-Minuten-Takt im Bus sitzen, auch Zwangskunden genannt. Meistens wird das Verkehrsmittel hergenommen, das am schnellsten ist. Bei Gleichstand wird das Auto genommen, weil es bequemer ist.

Und dann kommt es auch noch darauf an, was man sonst so im Leben vorhat, ob man eben allgemein viel unterwegs ist.
Nein, ich meinte nicht, ob Dir das Wort Standesdünkel unbekannt ist, ich meinte, ob Dir Standesdünkel fremd ist.

Bei einem 20-Minuten-Bustakt findest Du weit mehr als Zwangskunden im Bus. Da gibt es viele die freiwillig fahren. Es gibt sogar auf Eisenbahnlinien Pendler, die mit einem 60-Minutentakt leben und zwar auf freien Stücken, nicht weil sie sich kein Auto leisten können, könnten oder wollen. Mir scheint, Du bist in einem Umfeld groß geworden, wo es derlei nicht gibt oder gab. Vielleicht täusche ich mich aber auch.
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Beitrag von Bayernlover »

autolos @ 4 Aug 2010, 18:03 hat geschrieben: Nein, ich meinte nicht, ob Dir das Wort Standesdünkel unbekannt ist, ich meinte, ob Dir Standesdünkel fremd ist.
Du meinst, ob ich Leute kenne, die sich ein Auto kaufen, um damit gesellschaftlich besser dazustehen? Naja, nicht wirklich, die meisten brauchen das wirklich.
Bei einem 20-Minuten-Bustakt findest Du weit mehr als Zwangskunden im Bus. Da gibt es viele die freiwillig fahren.

Das glaube ich nicht, zumindest nicht in der Stadt.
Es gibt sogar auf Eisenbahnlinien Pendler, die mit einem 60-Minutentakt leben und zwar auf freien Stücken, nicht weil sie sich kein Auto leisten können, könnten oder wollen.

Eisenbahn ist nicht Bus - das darf man nicht durcheinanderwerfen.
Mir scheint, Du bist in einem Umfeld groß geworden, wo es derlei nicht gibt oder gab. Vielleicht täusche ich mich aber auch.

In Dresden, wo ich herkomme, haben die meisten Leute, die sich eines leisten können, ein Auto, ja. Das liegt vermutlich auch daran, dass man mit dem ÖPNV saulahm unterwegs ist, was in München zumindest auf den Schnellbahnrelationen nicht der Fall ist.
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Beitrag von Rohrbacher »

autolos @ 4 Aug 2010, 17:36 hat geschrieben:Knackpunkt könnte sein, daß es dort einen eigenwirtschaftlichen Busbetrieb gibt, der nicht so einfach durch einen subventionierten verdrängt werden darf. Die meisten Linien sind konzessionierte, eigenwirtschaftliche Verkehre die Wettbewerbsschutz genießen. Ein Stundentakt würde vermutlich öffentliche Gelder kosten.
Natürlich kostet das öffentliche Gelder, auch die drei Fahrten am Tag kosten indirekt öffentliche Gelder, weil der Bus zwar eigenwirtschaftlich fährt, aber die Fahrgäste alle Schüler sind und die Fahrkarten im Rahmen der kostenlosen Schülerbeförderung bis zur 10. Klasse vom Staat gezahlt werden.

Konzession: Wenn das neue Verkehrsangebot eine deutliche Verbessung gegenüber dem alten aufweist und zum Beispiel erweitert ist, kann die Regierung von Oberbayern bzw. Niederbayern trotzdem eine Konzession ausstellen. Den X 80 gibt's ja auch, obwohl in Ingolstadt die INVG fährt und zwischen Eichstätt und Ingolstadt die Züge der BRB... Wär' ich jetzt ein zugelassenes Busunternehmen, würde ich vermutlich ohne weiteres z.B. eine Konzession für eine Regionalbuslinie Schrobenhausen - Hohenwart - Pfaffenhofen - Rohrbach - Wolnzach - Mainburg bekommen, obwohl die Bahn und andere Buslinien teilweise parallel verkehren.

Natürlich macht das kein Busunternehmen, weil sich sowas eigenwirtschaftlich nicht trägt und wenn es niemand zahlt, dann gibt's sowas halt nicht. Eigenwirtschaftlich kann man eine solche Linie nur betreiben, wenn man morgens und mittags den Bus bis unter's Dach voll mit Schülern mit Zeitkarten hat und bei den übrigen zwei Fahrten drei, vier Leute, die mitfahren müssen, so vermeidet man halt Leerfahrten auf'm Rückweg.

Dass genug Leute da wären, die einen Bus benützen könnten, sieht man an den 500 Parkplätzen am hiesigen Bahnhof, die laut einer aktuellen Studie zu einer möglichen MVV-Erweiterung (kostet Geld, wurde daher abgelehnt) zu 95% belegt ist. Das geht noch, denn Pfaffenhofen hat einen zu 115% ausgelasteten ähnlich großen P+R Platz, trotz Stadtbus. Bezahlt werden diese Riesenparkplätze an Dorfbahnhöfen übrigens vom Staat, Parkgebühren gibt es keine und die Zuschüsse zum Bau eines P+R Platzes sind deutlich höher als die für den Betrieb einer öffentlichen Buslinie. Die "Parkanlagen" werden daher deutlich wachsen, ein Ausbau auf über 700 Stellplätze ist in Pfaffenhofen schon vorgesehen. Vor 10-15 Jahren haben meine ich 200 ausgreicht und keiner hat gemotzt.
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Beitrag von Autobahn »

Jeder hat das Recht, sein Leben so zu gestalten, wie es ihm am besten gefällt.

Der eine wohnt gerne im Zentrum einer Großstadt oder in stadtnahen, eng bebauten Vierteln. Er braucht die Nähe zu anderen Menschen, die alltäglichen Geräusche und Gerüche sind ihm vertraut und er liebt sie. Den Arbeitsplatz erreicht er zu Fuß, dem Rad oder mit dem ÖPNV und auch Einkaufen und Freizeitziele machen die Benutzung eines Autos überflüssig.

Würde man einen solchen Menschen in eine Kleinstadt oder gar in ein Dorf verpflanzen, er würde eingehen wie eine Primel. Das morgend- und abendliche Vogelgezwitscher würde ihn in den Wahnsinn treiben. Und wenn dann gar auch einem Teich das Quaken der Frösche zu hören ist, springt er ins Wasser und will sie erschlagen. Natur sind für ihn der Blumenkästen auf dem Balkon, ein paar Blumenbeete und Bäume am Straßenrand und die geharkten Wege im Stadtgarten.

Wer dieses Leben liebt, soll das auch tun und er darf es auch gerne äußern.

Es gibt neben den Abstufungen „Stadtrand“, „Villenviertel“ und „Speckgürtel“ aber auch Menschen, die einfach nicht in Großstädten leben können. Zum einen, weil sie „auf dem Land“ aufgewachsen sind und dort ihren Lebensmittelpunkt und oft auch ihren Arbeitsplatz haben. Zum anderen, weil sie sich bei so vielen (fremden) Menschen um sich herum nicht wohl fühlen.

Die auf dem Land Aufgewachsenenen – und damit meine ich die „Eingeborenen“ - werden aber am wenigsten nach einem ÖPNV schreien. Ich kenne Leute, die sind früher (in den 1940er/1950er Jahren) einmal die Woche 10 Km zu Fuß zur Berufsschule gelaufen - und wieder zurück. Heute gibt es dort zumindest einen Schülerverkehr und darüber hinaus Anrufsammeltaxen.

Natürlich gibt es auch einige „Zugereiste“, die ihren Arbeitsplatz in weiter entfernt liegenden Großstädten haben, aber diese haben den fehlenden ÖPNV nie als Nachteil empfunden. Es soll ja – so die Statistiker – schon einen Trend zur Rückkehr in die größeren Stadte geben, zumindest bei Älteren, die ihre Häuser im Grünen den Kindern überlassen.

Auch diese Menschen sollte man akzeptieren.
Boris @ , hat geschrieben:Bei einer Anfahrt per Bus oder Zug kann er aber bereits die Zeit der Anreise nutzen, während er im Auto primär mal fahren muss, während die gelangweilten Kinder auf der Rücksitz rumquengeln.
Meine Mutter hatte bereits 1951 ein Auto und ich bin immer mitgefahren. Gequengelt habe ich nie, ich fand das einfach toll, hinten zwischen den Vordersitzen stehend auf die Fahrbahn zu schauen (damals gab es noch keine Kindersitze und keine Anschnallpflicht). Und reden kann man auch während der Fahrt, ohne dabei die Konzentration auf den Verkehr zu vernachlässigen. Die meisten Menschen tun es, wenn sie nicht allein im Auto sitzen. Bei Urlaubsfahrten wechselten sich meine Eltern am Steuer ab, zudem war meine Großmutter immer dabei. Aber das war eher lästig, denn das Geschehen auf der Straße war für mich interessanter.

Aber gut, jeder Mensch ist anders und vielleicht bin ich ja wirklich ein seltenes Exemplar. Quengelei bei Autofahrten kenne ich aber auch von meinen Kindern nicht, höchstens Streit unter den Geschwistern.

@ autolos
Man kann viele ruhige Orte ohne Auto erreichen, aber halt nicht alle. Der Eindruck, den Du mit Deinem Beitrag erweckst, führt jedenfalls in die Irre.
Es ist richtig, dass man viele ruhige Orte auch ohne Auto erreichen kann. Von den nächstgelegenen Bahnhöfen/Haltepunkten muss man dann aber noch eine ganze Zeit laufen oder mit dem Rad fahren. Vielleicht hätte ich es mit einem Beispiel untermauern sollen, was ich gerne nachhole.

Von meiner Wohnung zu einem bevorzugten Waldgebiet im südlichen Münsterland brauche ich mit Umstieg in Essen 1:40h mit dem RE zuzüglich 0:30 h mit dem Fahrrad. Ohne Fahrrad wäre es ein Fußmarsch von mindestens 1:00 h, bis ich am eigentlichen Ziel bin, wo ich wandern oder Radeln will. Also zwischen 2:10 h und 3:40 h Anreise und die gleiche Zeit zurück (ich habe das vor Jahren einmal gemacht – mit dem Fahrrad). Mit dem Auto brauche ich (schon häufiger gemacht) pro Richtung eine Stunde.

Nun kann man die berechtigte Frage stellen, warum ich

a.) genau dort hin will
b.) nicht schon die Anfahrt als Erholung ansehe.

Antwort:

a.) ich will dahin, weil es mir dort gefällt
b.) die Anfahrt mit dem Auto ist zwar kein Stress für mich, sie ist Mittel zum Zweck.

Die Anfahrt mit dem Zug ist aber für mich (leider) Stress. Erreiche ich den Zug, ist der Zug pünktlich, ist genug Platz im Fahrradabteil, ist der Zug ohnehin überfüllt, erreiche ich meinen Anschluss, wie bekomme ich das Fahrrad von Bahnsteig A nach Bahnsteig B usw. Die Bahnfahrt selbst ist für mich langweilig (Buch lesen zählt nicht, ich bin zu sehr angespannt)
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 4 Aug 2010, 20:27 hat geschrieben: Auch diese Menschen sollte man akzeptieren.
Das ist letztlich dieselbe Diskussion wie beim Thema rauchen - jemand anderes hat eine Verhaltensweise, die andere beeinträchtigt. Leider blendest Du nach wie vor sämtliche Nachteile des Autoverkehrs für die jeweiligen Anwohner völlig aus, und versuchst die ganze Zeit die Diskussion darauf zu reduzieren ob für die Reisenden das Auto bequemer ist oder nicht. Das ist aber nur einer von mehreren Aspekten des Autoverkehrs. Klar, in Deiner gemütlichen Stadtrandwohnung mit Blick auf die Äcker ist der Autoverkehr sicher kein Problem, aber für die Leute, die an einer dicht befahrenen Straße wohnen müssen sieht das völlig anders aus.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Ach Boris,

wir leben nun mal in einer Zeit, in der Pferdekutschen nur noch eine Attraktion bei Volksfesten sind. Mir geht es selbst auf den Senkel, mit dem Auto durch dicht bebaute Wohngebiete fahren zu müssen. Das tue ich nur, wenn der Kunde mit Auftrag droht. Beschwere Dich also nicht bei mir, sondern bei Deinen Nachbarn, die irgendwo eine Lieferung gewünscht haben.

Mir ist natürlich bekannt, dass viele Menschen mit ihrem Auto aus welchen Gründen auch immer (die Du nicht akzeptieren wirst) in die Innenstadt fahren. Und ich verstehe auch Deinen Unmut über die daraus resultierenden Belastungen. Sei aber versichert, dass ich niemals einen Kilometer zu Unzwecken mit dem Auto fahre. Dazu bin ich nämlich zu faul. Aber gleichermaßen bin ich zu „faul“, den ÖPNV zu nutzen, wenn er eine längere Reisezeit beinhaltet.

Werfe mir aber bitte nicht vor, dass ich in einer gemütlichen Stadtrandwohnung lebe. Jeder Bundesbürger hat die Freizügigkeit, auch bei der Wahl des Wohnortes. Und ich habe mir das ausgesucht, was mir gefällt.
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 4 Aug 2010, 22:41 hat geschrieben: wir leben nun mal in einer Zeit, in der Pferdekutschen nur noch eine Attraktion bei Volksfesten sind.
Die Alternative lautet nicht Pferdekutsche - könnten wir bitte beim Thema bleiben?
Beschwere Dich also nicht bei mir, sondern bei Deinen Nachbarn, die irgendwo eine Lieferung gewünscht haben.
Der Lieferverkehr ist nur ein kleiner Anteil des Autoverkehrs in der Stadt. Dass es für den keine Alternative gibt ist schon klar, das steht auch nicht zur Debatte. Für einen großen Teil der Autofahrer gibt es aber nunmal eine Alternative.
Sei aber versichert, dass ich niemals einen Kilometer zu Unzwecken mit dem Auto fahre.
Sei doch bitte so nett und beziehe nicht immer grundsätzlich alles auf Dich. Es geht hier nicht um Dein Verhalten beim Autofahren, sondern um das Verhalten der Gesamtmasse aller Autofahrer. Was Du tust oder lässt ist also völlig irrelevant und verschleppt die Diskussion nur.
Werfe mir aber bitte nicht vor, dass ich in einer gemütlichen Stadtrandwohnung lebe. Jeder Bundesbürger hat die Freizügigkeit, auch bei der Wahl des Wohnortes. Und ich habe mir das ausgesucht, was mir gefällt.
Das werfe ich Dir auch nicht vor. Aber ich erwarte dann auch, dass es respektiert wird, wenn man als Stadtbewohner von den Blechlawinen genervt ist und eine möglichst starke Einschränkung des Autoverkehrs wünscht. Und dazu gehört halt auch, dass die Stadtrand- und Umlandbewohner eben nicht das Recht für sich beanspruchen können immer und jederzeit und vorallem staufrei in die Innenstadt mim Auto fahren zu können.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Didy »

Rohrbacher @ 4 Aug 2010, 11:27 hat geschrieben:Damit vermeidet man im Einzelfall auch unsinnige Bahn vs. Bus Parallelverkehre unterschiedlicher Aufgabenträger.
Die lassen sich auch mit zentraler Planung im heutigen System leider nicht vermeiden. Der DING-Geschäftsführer (DING = Verkehrsverbund Großraum Ulm) erwähnte bei nem Vortrag mal, sie hätten gerne einen (Schul?? weiß nicht mehr) Bus gerne an nen Bahnhof geschickt und die Leute auf die Bahn umsteigen lassen, um mit dem Bus woanders ne Fahrt anbieten zu können. Antwort der Bahn: Bitte nicht der Zug läuft uns eh schon über!

Ne ÖPNV-Pflicht (über Schülerverkehr hinaus) für Orte über x Einwohner oder so wäre mal ein interessantes Diskussionsthema...
Rohrbacher @ 4 Aug 2010, 13:40 hat geschrieben:wo der Anschluss an die INVG-Busse mit direkter Verbindung nach Ingolstadt recht wacklig ist. Ich weiß nicht, wie man es den Leuten schmackhaft machen soll, auf einen Bus umzusteigen und nur mal auf den eigentlich nur als Bahnhofszubringer genutzten Zweitwagen (!) zu verzichten, wenn so Sachen kommen wie "Fährt der denn dann auch?"
Das mit den wackeligen Anschlüssen is ein ganz anderes Problem und heißt Engstirnigkeit.

Ich hab da auch so nen "geilen" Busfahrer. Ich steig von der Bahn in ne Busline um. Bus ist planmäßig immer schön ca. 5min versetzt zur Bahn, also ganz klar vom Fahrplan her so ausgelegt dass es im Prinzip ein Anschluß ist. Vor kurzem hat die Bahn paar Minuten Verspätung gehabt, dementsprechend ich und noch ein paar andere gerannt. Eine der rennenden hat hinterher mit dem Fahrer diskutiert ob der Bus denn da nicht wartet (klar wenn die Bahn nicht kommt gehts nicht - aber wenn sie soviel verspätung hat dass der Busfahrer sie noch kommen sieht...). "Nein wieso ICH fahre pünktlich sollen sich die Leute bei der Bahn beschweren."
Ich hab mich dann auch eingemischt und gemeint von wegen sind ja auch seine Fahrgäste und 3 Leute a 20 Min verspätung (weil Bus weg) sei doch mehr als 10 Leute (die ohne Bahn im Bus sitzen) a 1 Minute verspätung - war dem sowas von egal.

Naja. Nicht umsonst schätz ich das übrige Klientel im Bus *überwiegend* (nicht ausschließlich) so ein als sei der Hauptgrund für das Busfahren der Preis.

Verdammt ähnliche Beispiele kenn ich auch aus anderen Regionen. Wären alle da etwas aufgeschlossener könnte man viel bewegen - aber dazu muss man offenbar erst mit der technischen (und teuren) Keule der Anschlußsicherung kommen, die natürlich über zig verschiedene Betriebsleitsysteme hinweg erstellt werden muss (sofern die Regionalbusunternehmen überhaupt schon ein Betriebsleitsystem haben).
Bayernlover @ 4 Aug 2010, 17:06 hat geschrieben:Was aber auch nur bei einer längeren Fahrt Sinn macht - mehr als unterhalten ist bei kurzen Strecken eh nicht drin, und das kann ich auch als Fahrer.
Es is aber ein kleiner Unterschied ob sich zwei erwachsene unterhalten oder ob man sich mit Kindern unterhält. Beispiel:

"Papa schau mal was ist das?" "Ich kann jetzt nicht schauen ich muss fahren."
Hot Doc @ 4 Aug 2010, 17:34 hat geschrieben:Das wichtigste ist wahrscheinlich die Anbindung frühzeitig anzubieten, also mit dem Entstehen des Viertels angelegt werden.
Was bei Stadtvierteln richtig und wichtig ist. Es gibt aber halt auch viel bestehende Orte außerhalb heutiger "Gut-ÖPNV-Erschließung". Da kann man sich jetzt auch nicht zurücklehnen mit "ja mei hätte man bei der Viertelentstehung..."
autolos @ 4 Aug 2010, 17:36 hat geschrieben:Knackpunkt könnte sein, daß es dort einen eigenwirtschaftlichen Busbetrieb gibt, der nicht so einfach durch einen subventionierten verdrängt werden darf. Die meisten Linien sind konzessionierte, eigenwirtschaftliche Verkehre die Wettbewerbsschutz genießen. Ein Stundentakt würde vermutlich öffentliche Gelder kosten.
Nunja. Das mit dem Wettbewerbsschutz lässt sich lösen. Es gibt in Ulm mehrere Fälle, da wurde eine Stadtlinie in Richtung einer früheren Regionallinie erweitert. Als Gegenleistung fährt der Regionalliniekonzessionär jetzt halt einige Kurse auf der Stadtlinie mit.

Primär braucht man dann halt jemanden der die weiteren Verkehre bestellt und ggf. bezahlt. Und sekundär wird man sich halt dann bei der Fahrplangestaltung damit rumschlagen müssen dass da jetzt x leute mitreden wollen. Und so wie ich manche Busunternehmen einschätze und wie bestimmt viele im Regionalbusverkehr ähnlich sind kommt da bestimmt mehrfach so ein "des hammer schon immer so gmacht" und ähnliches :rolleyes:
autolos @ 4 Aug 2010, 17:48 hat geschrieben:Aber was hat denn hohes Einkommen mit der Frage zu tun, ob jemand ein Auto oder öffentliche Verkehrsmittel nutzt?
(...)

Ein "fährt trotz hohem Einkommen mit der U-Bahn" klingt wie eine abartige Verletzung einer Standesdünkelregel. Vielen ist Standesdünkel fremd. Dir auch?
Das hat doch nix mit Standesdünkel zu tun. Aber für einen durchaus nennenswerten Anteil der ÖPNV-Kunden dürfte eben auch der im vergleich zum eigenen Auto günstigere Preis der Hauptgrund für die ÖPNV-Nutzung sein - er wollte in meinen Augen lediglich sagen, dass dieser Grund bei denjenigen Leuten höchstwahrscheinlich kein Grund ist.


Übrigens war in der Süddeutschen Zeitung vom Wochenende 17./18. Juli eine große Themen-Doppelseite "Leben ohne Auto - das Ende eines Statussymbols". War hochinteressant zu lesen - habs nur damals auf die Schnelle im Netz nicht gefunden.
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