Alles gute, richtige Fragen über die CSU-Strohfeueraktion der Grenzsicherung, die
Fichtenmoped gestern formuliert hat - aber die, die sie eigentlich erreichen sollen, erreichen sie ja gerade nicht. Weder wollen die besorgten Bürger sie hören, weil [Beleidigung mit "links", "Gutmenschen" oder "Hypermoral" nach Wahl einfügen] damit ja den
Asyltourismus (vice.com) auch noch fördern noch wollen sie die Komplexität dahinter anerkennen, geschweige denn erkennen.
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Seien wir mal ehrlich - was will die CSU umsetzen?
In einem ersten Schritt diejenigen an der Einreise hindern, die bereits ausgewiesen wurden oder bereits in einem anderen EU-Land als Schutzsuchende registriert wurden.
Im Prinzip wird das bereits heute durchgeführt; mehr oder weniger neu ist das Abweisen bei der Zweitantragsstellung. Nur fehlen dafür noch die technischen Voraussetzungen (zu wenig Fingerabdruckscanner, um Eurodac zu überprüfen) und eben die flächendeckende Kontrolle der Grenze.
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Grenzkontrollen ohne Bundespolizei? Die bayrische Polizei wird sich bedanken, wenn sie hoheitliche Aufgaben des Bundes oben drauf gepackt bekommt.
Bereits heute unterstützt die (bayerische) Bereitschaftspolizei die Bundespolizei bei der Grenzsicherung. Grundätzlich dürften alleinige Kontrollen durch die Landespolizei (prototypisch zwei Bereitschaftspolizisten in ihrem VW Bully am Grenzübergang zwischen Schlagmichtot und Sagichnet) möglich sein, solange die Bupo die "Federführung" behält. Und mit Seehofer und Herrmann als oberstem Dienstherrn dürften zumindest bis zur Landtagswahl auch Bund und Land die entsprechenden Ressourcen bereitstellen können, um erste Wirkungen zu erzielen ("Lüchow-Dannenberg-Syndrom": eine erhöhte Zahl eingesetzter Polizisten führt zu Erfassung von mehr Straftaten).
In der Praxis werden sich zwei Probleme stellen: Zwischen Bayern und Österreich gibt es 90 offizielle Grenzübergänge an 816 Kilometer Grenzlänge. Davon die Alpen abgezogen gibt es genug Kilometer Grüner Grenze, so dass neben der permamenten Sicherung offizieller auch der verdeckte Einsatz massiv
st ausgeweitet werden müsste. Die aktuellen Ressourcen reichen aus, um bei dieser Zweiteilung permament ganze drei (drei!) Übergänge zu bewachen: die Übergange Passau an der A3, Salzburg an der A8 und Kiefersfelden an der A93 sowie (wahrscheinlich) die Bahnstrecken. Der ganze, lange Rest wird "lageabhängig" kontrolliert. Die Normalsterblichen werden das am ehesten mit stichprobenartig übersetzen. (
zeit.de: "Mission Quichotte", 20.6.2018)
Als zweites, das Problem des Überstundenberges und der zu geringen Polizistenzahl wird dadurch natürlich nicht kleiner.
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Abweisen wohin? Nach Österreich oder gleich ins Heimatland, wo die dortigen Behörden zustimmen müssen?
Abseits der Dublin-III-Problematik, die Du bereits mit dem Interview anreißt, ist eine entsprechende Zurückweisung (sofern kein Schutzgesuch gestellt wird) bereits heute möglich.
Dublin erlaubt außerdem eine Verwaltungskooperation zwischen Ländern, um die sog. "Rücknahmeersuchen" einfacher durchzuführen.
Übrigens sehe ich da auf ängere Sicht die größten Nachteile an einem deutschen Alleingang: Es ist politisch und wohl auch juristisch durchaus legitim, Zweitantragssteller zügig wieder in das Land der Erstantragsstellung zurückzuführen - die Menschen verschwinden aber nicht einfach, so dass die "klassischen" Ankunftsländer Italien und Griechenland sowie die entlang der sog. "Balkanroute" damit einen Anreiz haben, auf die Registrierung zu verzichten. Da hilft Seehofers Aktionsplan dann auch nicht mehr viel.
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Oder werden die erstmal irgendwo interniert und bei Gelegenheit abgeschoben?
Tststs, höre ich da eine Anspielung auf Seehofers ANKER-Zentren heraus???``? angrysmiley angrysmiley angrysmiley lachenderweinsmiley
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Wie sehen die Kontrollen aus? Nur jedes 1.000 Fahrzeug - zu löchrig. Jedes Fahrzeug - viel Spaß zur Hauptreisezeit.
Im Prinzip
so wie jetzt auch schon (zeit.de: "Flüchtlinge? Fehlanzeige", 18.6.2018): Stichprobenartige Kontrolle nach strengen kriminalstischen Kriterien. Höchste Relevanz werden Kastenwagen und LKW mit
osteuropäischen ausländsichen Kennzeichen sowie Busse haben, niedrigste Relevanz PKW mit deutschen Kennzeichen. Der Rest pendelt irgendwie irgendwo dazwischen.
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Wird jede Grenze kontrolliert, oder nur die tscheschiche und österreichische Grenze, während Schweiz, Polen, Frankreich,... offen bleiben?
Schengen gilt weiterhin, Grenzkontrollen im Binnenraum sind nur für einen bestimmten Zeitraum auf einen bestimmten, anlassbezogenen Antrag hin zulässig (für die Grenze BY/AT müsste der übrigens wimre im September endgültig auslaufen). Der Antrag gilt nur für die Grenze zwischen Bayern und Österreich, alle anderen sind davon nicht berührt; dort läuft weiterhin die verdeckte, "lageabhängige" Sicherung.
Fichtenmoped @ 21 Jun 2018, 11:39 hat geschrieben:Und zusätzlich steuert die Forderung der CSU auf ein anderes rechtliches Problem zu: [...]
Schrei nicht so, Trixi
versteht deine Fragen ja gar nicht mehr (vice.com)
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JLanthyer @ 21 Jun 2018, 19:55 hat geschrieben:Das ist eine besonders zustimmungswürdige Stelle. Es kann einfach nicht sein, daß jeder abgelehnte Asylbewerber, das Klagerecht zum Gebrauch machen kann. Das muß unbedingt gesetzlich abgestellt werden.
Deutschland ist ein Rechtsstaat.
[Wer wohl als erster auf die Idee kommt, irgendwas zu schreiben von wegen "Deutschland = Bananrepublik" oder "Merkel-Deutschland = Unrechtsstatt"?
Rechtsstaatlichkeit heißt (neben vielen anderen Dingen), jeder betroffene Mensch hat das Recht, eine behördliche Feststellung juristisch auf seine Rechtmäßigkeit und seinen fehlerfreien Vollzug überprüfen zu lassen.
Das ist eine der Grundfesten des "demokratischen und sozialen Bundesstaats", in dem "die Würde des Menschen (...) unantastbar" ist und "[a]lle Menschen (...) vor dem Gesetz gleich" sind.
Schön, dass du in deinem U-Boot-Verlassen im Politik-Thread des Eisenbahnforums immer wieder deinen Salonfaschismus zeigst: Rechtsbeugung ist so lange in Ordnung, bis es einen nicht selber betrifft.
JLanthyer @ 21 Jun 2018, 19:55 hat geschrieben:Die Klage gegen den Ablehnungsbescheid sollte gut begründet sein und nicht einfach so, nur weil jemand "bleiben" möchte.
Trivial.
Das ist bereits heute der Fall. Deinesgleichen wollen nur die Trauben so hoch hängen, dass möglichst viele Schutzsuchende remigiriert werden.
JLanthyer @ 21 Jun 2018, 19:55 hat geschrieben:Im Großen und Ganzen findet die Kolumne eine Zustimmung.
Bei manchen wird sie sogar zwei Zustimmung finden.
JLanthyer @ 21 Jun 2018, 19:55 hat geschrieben:Dieses Zitat zeigt auf, daß Merkel keine Lösung, sondern eher ein Problem für Deutschland und Europa ist und ist deshalb des Amtes zu entheben. [...]
Bundesrepublik Deutschland für Dummies, 2. Teil: Wann darf ein Bundeskanzler enthoben werden?
AfD-angemessene Kurzantwort: gar nicht.
Wer weiter als bis zum nächsten Laternenpfahl denkt: Das Grundgesetz sieht zwei Möglichkeiten vor, mit der die Regierungszeit eines Bundeskanzlers vorzeitig beendet werden kann, das konstruktive Misstrauensvotum (Art. 67 GG, z.B. beim Wechsel von Schmidt zu Kohl 1982 angewendet) sowie die - durch den Bundeskanzler gestellte - Vertrauensfrage (Art. 68 GG, z.B. Schröder 2005 oder auch Kohl 1982).
Von den Granden der GG-Weihe runter zur schnöden Realpolitik: Merkel wird absehbar (Stand jetzt) keine Vertrauensfrage stellen; das Misstrauensvotum setzt de facto voraus, dass die Opposition sich auf einen Kandidaten einigt, den sie dem Bundespräsidenten vorschlägt und der wiederum von ihm ernannt werden muss. Wer noch einigermaßen seine Füße auf dem Boden hat, glaubt doch nicht ernsthaft, dass Grüne, FDP, Linke, CSU, vielleicht noch ein paar Rebellen aus der CDU sich mit der AfD auf einen neuen Kanzler einigen. Vor allem die AfD, die ja dann mit den "Altparteien" sich auf eine Stufe begeben würde - das passt ja gar nicht zum beschworenen Bewegungscharakter der Partei, äh, ne, der Volksbewegung, die der Flügel so gerne proklamiert.
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Bayernlover @ 22 Jun 2018, 02:16 hat geschrieben:In Deutschland geht man morgens zum Bäcker, in Syrien oder dem Irak erstmal zur Massenvergewaltigung - völlig logisch.
Wer geht denn in Deutschland noch morgens zum Bäcker? :huh:
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146225 @ 22 Jun 2018, 05:56 hat geschrieben:Du verstehst das immer noch falsch, bist halt ein integrationsunfähiger Linker: Ein Deutscher macht so was nicht. Ein Gewaltverbrecher hat per Definition einen Migrationshintergrund zu haben, [...]
Wobei, abseits aller berechtigten Spötteleien über die "Nazionalromantiker", um mal den verträumten Weichwaschungsversuch Gaulands über Bernd Höcke aufzugreifen, da eine ernsthafte Antwort not tut:
Diese Diskrepanz ist natürlich auffällig und fällt entsprechend auch den Neurechten auf, die einigermaßen geradeaus denken können. Bislang habe ich an sich zwei Legitimierungsstrategien dagegen ausmachen können. Einmal eine offensive Verteidigung, die durchaus offen zugibt, da mit zweierlei Maß zu messen und entsprechend dazu steht, dass sie Vergewaltigungen und körperliche Gewalt (machen wir uns nichts vor, bei aller Kriminalität geht es im Wesentlichen darum) "Deutscher" von "Nichtdeutschen" schlimmer, verabscheuungswürdig findet. Klar natürlich, in einem zweiten Schritt muss dem ein faschistisches Weltbild zu Grunde liegen, dass Menschen außerhalb der eigenen Schubladen einen geringeren Wert beimisst.
Ist normativ gesehen ziemlicher Mist, aber wenigstens einen Pluspunkt haben diese Vertreter auf ihrer Seite: Man weiß gleich, woran man ist. Schwieriger wird es bei der zweiten Strategie:
Die möchte am liebsten ähnlich handeln, versucht sich aber um diese klare Antwort herumzudrücken und hält sich stattdessen am Narrativ des messerstechenden/dauer-vergewaltigenden/immer anschlagbereiten "Südländers" (auch so ein Bullshit-Wort der Neurechten, mit dem alle Menschen außerhalb des blass-weiß-blonden Thor-Teints zusammengerührt werden, reicht es so von Serbien über Griechenland, die arabische Halbinsel bis zu Afrika) festhalten. Es wird versucht, jedes Vorkommnis in dieses Narrativ zu pressen und so eine Art individualisiertes Kollektiv zu konstruieren. Das bringt einige Vereinfachungen mit sich, so dass u.a. jedes Individuum stellvertretend für die gesamte, konstruierte Gruppe steht.
Random, quasi im Gegenzug muss daher noch in der "Deutschen"-Gruppe alles Störende rausgeschnitten werden: linksgrünversiffte, türkischstämmige, ...
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JLanthyer @ 22 Jun 2018, 06:00 hat geschrieben:Könntest Du bitte Deine These mit nüchternen Zahlen untermauern?
Aber angetrun..., -trunk..., -trunkenne Tsahllen habenn auch wass führ sisch *hicks*
(Zur Klarstellung: Was nicht heißt, dass Cloakmasters Zahlen falsch sind; zumindest die 2017er-Zahlen für Mord und Totschlag zusammengenommen, kommt der Durchschnitt hin; und es ist außerhalb des "Alle Flüchtlinge sind Verbrecher"-Narrativs auch bekannt, dass das Risiko, Opfer eines solchen Gewaltverbrechens zu werden, im unmittelbaren und mittelbaren Bekanntenkreis größer ist als von wildfremden Menschen, deutschen wie nichtdeutschen, gemeuchelt zu werden.)
JLanthyer @ 22 Jun 2018, 06:00 hat geschrieben:Dieser Beitrag gibt mir Anlaß dazu, einen Artikel zu verlinken, indem es behauptet wurde, daß die AfD die Kriminalitätsstatistik "verbiegen" würde. [...]
Ach, ist es wieder so weit? Der beliebte Taschenspielertrick von Roland Koch bis hin zum strammrechten Neonazis, bei dem die Verhältnisse Verbrechen/Einwohnerzahl zwischen Deutschen und Ausländern nebeneinander gestellt werden.
Und überhaupt, AfD und die PKS verbiegen, das hat Trixi von Storch und Störchin eh schon geschafft, als sie behauptete, der Rückgang der angezeigten Straftaten liege im Nichtanzeigen von Fahrraddiebstählen begründet (s. letzter Link im ersten Block dieses Beitrags). Wobei das ja wenigstens noch kreativ ist, die Hess-Diagramme (wissenschaftlich!!!11) sind stupider, (nicht mal ganz so neuer) neurechter Bockmist.
JLanthyer @ 22 Jun 2018, 06:00 hat geschrieben:Wer es immer noch nicht nachvollziehen kann, wie er auf die Zahlen bzw. Statistik kommt, ...
Doch, doch, das ist nachvollziehbar. Verfälschend bleibt das trotzdem.
Ist überhaupt interessant, dein AfDler bezieht sich (muss ja seriös wirken) auf die PKS, die bekanntlich vom BKA verantwortet. Der setzt also voraus, dass die Zahlen wahr sind. Zumindest so wahr, dass er sie für seine Excel-Diagramme verwenden kann.
Im FAZ-Artikel (Link im zitierten Beitrag) selber wird eine Sprecherin des BKA (nochmal, die verantworten die PKS) zitiert, was von Hess' Verhältnisrechnungen (Mathe, Grundprinzip dürfte ungefähr in der 8. Klasse drankommen) zu halten ist:
Eine Sprecherin des Bundeskriminalamtes teilt auf Anfrage mit, es könne „nicht nachvollzogen werden“, wie Hess die Zahlen berechnet habe. „Diese Zahlen gehen nicht aus der bundesweiten PKS hervor“. Überhaupt sei ein Vergleich von Tatverdächtigen unter „Deutschen“ und „Flüchtlingen“ pro 100.000 Personen nicht möglich. In der Kriminalstatistik gibt es keine „Flüchtlinge“, sondern „Zuwanderer“ mit dem Aufenthaltsstatus „Asylbewerber“, „Schutzberechtigte und Asylberechtigte“, „Duldung“, „Kontingentflüchtling“ oder „unerlaubter Aufenthalt“. Für eine Vergleichsrechnung wäre das kein Problem. Man könnte die Tatverdächtigen unter diesen Personen zusammenzählen. Für eine Berechnung der Tatverdächtigen pro 100.000 Personen und einen Vergleich mit den Deutschen müsste man diese Summe aber mit einer Gesamtzahl ins Verhältnis setzen. Und diese existiert nicht.
Zusammengefasst, die Institutionen, die die Zahlen herausgibt, auf die Hess sich bezieht, hält Hess' Zahlenzusammenstellung für nicht haltbar.
Das kann natürlich nicht sein.
Was macht in den Untiefen des Internets also ein Salonfaschist aus seinem U-Boot, der klarmachen will, dass das BKA die Zahlen richtig, also falsch interpretiert und der "(ehemalige) Polizist" die Wahrheit ausspricht? Er verlinkt natürlich zu einer weiteren Quelle (puh, Quelle...):
JLanthyer @ 22 Jun 2018, 06:00 hat geschrieben:... ist ein Ausflug zu
diesem Interview zu
empfehlen.
Ui, Ausflug
Krieg ich ein Eis??
zur "Jungen Freiheit" - "Bild" außen vor gelassen, das nach der gefloppten "Wir helfen Flüchtlingen"-Aktion mal wieder versucht, ein Bindeglied zwischen Spießbürgern und der harten "Das wird man wohl noch sagen dürfen"-Fraktion sein, neben "Compact" das zweite, einigermaßen populäre, überreagionale Periodikum der Neurechten. Wobei die JF immerhin noch versucht, von dem ganzen verschwörungtstheoretisch angehauchten Kommentierungszwang Abstand zu halten, und in der neurechten Gretchen-Frage, sag, wie hältst du's mit dem Nationalsozialismus, eine nicht relativierende, anerkennende Haltung zu seinem Roten Faden zählt (zuminest war's bis vor etwa zwei Jahren so). Dort darf Hess unerwidert seinen Gedankeneiter verteidigen:
Seine Statistiken (also die tollen Diagramme) würden "so in der PKS gar nicht aufgestellt" (ach?!) werden; die Widerworte sind natürlich Teil einer politischen Agenda gegen die AfD, weil "ein klassischer Beleg für unsaubere Recherche aufgrund einer politischen Tendenz" (was ist falsch an den Ausführungen? Wird natürlich nicht dazu gesagt, aber (a) hat Hess ja Recht und (b) steht ja in der Systempresse, und dieses bediente Narrativ muss reichen); er darf lang und breit seinen "einfachen Dreisatz" ausführen (so einfach war er dann wohl doch nicht), um auf die Maßzahl pro 1000.000 Einwohner zu kommen (und leugnet weiterhin, dass es Käse ist, alle deutschen Einwohner von 0 bis 99 mit einem Bauch, Stichwort Bayboomer, bei der Genartion 50+ mit allen "Zuwanderern" zu vergleichen, deren Bauch typischerweise zwischen 15 und 30, 35 Jahren liegt, was wiederum genau die Gruppe, die bei den angesprochenen Delikten auch bei Deutschen am häufigsten vorkommt); er darf seinen "Mut zur Wahrheit" ungefiltert rauspupsen, wenn "[m]anches (...) eben offiziell gar nicht ausgewiesen werden" solle;
es gibt bedeutungsschwangere rheotrische Frage der JF (etwa "Aber vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen, wenn sie Zuwanderer mit Deutschen vergleichen? [...]"), eine Brücke, mit der die allgemein wie auch wissenschaftlich anerkannten Rolle des Alters (s. z.B.
Zusammenfassung eines Gutachten des Kriminioloigschen Instituts Niedersachsen (dlf.de, PDF)) als Faktor zur Kriminalität negiert wird, und von Hess moralisch aufgeladen erweitert wird, wenn er sagt, wer so argumentiere, "betreibt genau diese unsägliche Relativierung der Kriminalitätsbelastung bestimmter Bevölkerungsgruppen" (wohlgemerkt, er sagt nicht, dass das nicht so ist, aber er sagt, was davon zu halten ist), vor der - nächster immer gern vorgebrachter Topos in Interview mit AfDlern - die AfD bereits früher immer gewarnt habe, mit der sich "doch an der heimischen Bevölkerung" versündigt werde (im Original schließt ein Ausrufezeichen diesen Satz ab). Weiterhin wird über die Brücke irgendein Schweigegebot eingeführt, dass irgendwer auferlegt hat, aber das natürlich die AfD durchbrechen will, "wir" (wer?) müssten "endlich" (wann auch sonst, unendlich geht ja kaum), sagen, was ist (was denn?), und dürfen nicht versuchen, durch irgendwelche Rechenmanipulationen ein falsches Sicherheitsgefühl zu erzeugen." Ihr AfD-Mann Ihres Vertrauens erzeugt schon das richtige Sicherheitsgefühl bei Ihnen.
Alle Negierung, Verwischung und Widersprüchlichkeit kulminiert schließlich in diesem Antwortteil Hess':
Niemand behauptet, daß alle Flüchtlinge auf der ganzen Welt krimineller sind als Deutsche. Oder daß die Gesamtheit der syrischen oder afghanischen Staatsangehörigen krimineller ist als die Deutschen. Es geht darum, daß die Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind – überwiegend junge, alleinstehende Männer aus islamisch geprägten Kulturkreisen – deutlich krimineller sind als der Durchschnittsdeutsche.
Wer ist der "Durchschnittsdeutsche"? Wo beginnt die "deutlich" kriminellere Kriminalität? Warum wird dem nicht näher typifizierten "Durchschnittsdeutschen" ein (i) junger, (ii) alleinstehender, (iii) männlicher, (iv) "islamisch geprägte[r]" "Durchschnittsflüchtling" gegenüber gestellt? Welche Rolle spielt im bisherigen Diskurs die "Gesamtheit der syrischen oder afghanischen Staatsangehörigen"? Schlussendlich, was genau war der Vorwurf, den Hess dazu bewegt hat zu sagen, niemand habe behauptet, alle Flüchtlinge dieser schönen weiten Welt seien krimineller als Deutsche? Der Satz ergibt in seiner Aussage keinen Sinn, weil er auf nichts antwortet, was bislang gesagt wurde. Aber, das ist wohl die Absicht, er immunisiert gegen den Vorwurf, Flüchtlinge sind kriminell. Sind sie ja nicht, sie sind nur krimineller. Unterschied, Differenzierung auf der sprachlichen Ebene eingeführt, politisieren lässt sich beides und in das "Flüchtlinge-sind-Kriminelle"-Narrativ einbauen. Es wird ja nirgends gesagt, junge, männliche, alleinstehende, "islamisch geprägte" (*würg* was für eine Konstruktion) Flüchtlinge sind auch nicht kriminell.
Lasst euch diesen zitierten Abschnitt mal auf der Zunge zergehen und ihr entdeckt, was der Mensch damit alles an nationalkultur-chauvinistischen, latent rassistisch anmutenden Dingen aussagt, in dem er Bevölkerungsgruppen ihren vermeintlichen Territorien zuweist, dort keine Aussagen über Kriminalität trifft und den "Durchschnittsdeutschen" auf seinem Land mit dem "Durchschnittsflüchtling" darin gegeneinander ausspielt. Das schrammt mit einigen Widerhaken an der
Idee des Ethnopluralismus (wiki) vorbei.
Kein Wunder, dass Jaecki den Artikel empfiehlt.
So, außer Reihe, wer über die Schwächen der PKS sowie auch die darauf aufbauende, problematische Deutung zwischen "Ausländern" und "Deutschen" was lesen will, kann den Artikel
"Sinn und Unsinn der Polizeilichen Kriminalstatistik" im "Katapult-Magazin" sich guten Gewissens zu Gemüte führen. Lohnt sich schon alleine deswegen, um sich den Unterschied zwischen synchroner und diachroner Betrachtung nochmal zu vergegenwärtigen und wie die AfD eben aus einer Einzelaufnahme und damit impliziter, gleicher Weiterentwicklung ein Gefühl der "Sicherheit" schafft.
JLanthyer @ 22 Jun 2018, 06:00 hat geschrieben:Es reicht nicht, nur die Berichte im Artikel zu lesen. Dazu sollte man die Kommentare lesen, [...] Allerdings ist es bei dem Welt-Artikel, [...] nicht der Fall, wie die Äußerungen mehrere Kommentatoren (man muß sie nicht alle lesen), es zeigen.
Genau, du musst die Kommentare lesen, um den Wahrheitsgehalt zu erfassen. Aber nicht alle Kommentare, bitteschön.
Abgesehen von deinem LÜGENPRESSE-LÜGENPRESSE-Vorwurf - natürlich nur so weit verdeckt, dass du hinterher sagen kannst, so habe ich das nicht gemeint (und natürlich ohne zu sagen, was du eigentlich als Eigentliches gemeint hattest) - bleibt mit der Aussage eigentlich nur noch eines übrig:
Es ist keine Schande, doof zu sein (um
146 225s Wortwahl zu verwenden - im Wesentlichen meine ich dabei, abseits von Stephen Hawking und so illustren Projektionen wie Jesus hat das menschliche Wissen Grenzen, bei dem einen weite, bei dem anderen nicht ganz so weite. Ein jeder sollte aber um seine Grenzen wissen). Die sprichwörtliche Schande beginnt dann, wenn die eigene Doofheit mit unendlicher Schlauheit, mit einer fast schon unendlichen Weite verwechselt wird, um
Ein Geisterfahrer? Hunderte! für sich zu rechtfertigen.