ET 423 @ 2 Apr 2011, 11:53 hat geschrieben: Ansichtssache - aber um die Sache zu Ende zu spinnen, ok: Der Chinese also erhält mehr Geld, der Deutsche weniger - wo treffen sie sich? Bei 800EUR, bei 1000EUR? Davon kann man in China evtl. gut leben (ich habe ehrlich keine Ahnung), aber in Deutschland ist man damit ein Fall für die Sozialhilfe. Globalisierung hin oder her, man arbeitet doch noch, um zu leben und nicht umgekehrt, oder?
Das ist wirklich eine interessante Frage. Ich denke in Euro oder Dollar wird man diese Frage nicht beantworten können, dafür ist der Lebensstandard in China zu schwer mit unseren Währungen zu erfassen (abgesehen von der Tatsache des realen Yuan Wechselkurses ist in China ein westliches Leben mit einer Wohnung, wie wir sie kennen und einem westlichen Auto genauso teuer wie hier, ein durchschnittliches chinesisches Leben mit Fahrrad in der Mietskaserne kann man aber schon von 100 €uro bestreiten).
Heute ist es so, dass in Deutschland ein Auto für jeden Normalität ist und in China für jeden 20ten (und nachdem es vor paar Jahren noch jeder 100ten war kann man sich vorstellen wie die Wahnsinnswachstumsraten zustande kommen). Meine persönliche Einschätzung (und deswegen bin ich ja für eine Verkehrswende zur Schiene

) wird es irgendwann drauf hinauslaufen, dass in China jeder fünfte ein Auto hat und in Deutschland vielleicht jeder dritte. Ohne es jetzt nur am Auto festmachen zu wollen (es wird auch für Fernreisen, Goldschmuck etc gelten) müssen wir uns in Deutschland darauf gefasst machen, weniger am globalen Kuchen zu bekommen, was auch bedeutet, dass es gegenüber den 90ern (dort gab es wahrscheinlich das absolute Maximum an Kaufkraft des deutschen Lohnes) hierzulande einen generellen Verlust an Gütern gibt, die noch in den 50ern/60ern hierzulande wie in den Schwellenländern als Luxus galten, in den letzten Jahren aber selbstverständlich geworden sind.
Dieses sozial verträglich zu gestalten ist Sache der Politik. Andereseits muss die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands erhalten werden, sonst sind die oben getroffenen Annahmen (mehr Deutsche als Chinesen werden mitte des 21 Jahrhunderts ein Auto haben) Makulatur.
Die große gesellschaftspolitische Frage des 21. Jahrhunderts in Deutschland wird sein, die Leute, die nicht mehr den heutigen Lebensstandard halten können, mitzunehmen und ihnen das Gefühl geben, zu leben, wie ET423 schrieb und nicht nur zu arbieten um zu überleben. Aber egal wie der GDL Lohnabschluss 2011 sein wird, die Tatsache, dass ein deutscher Lokführer 1990 global wahrscheinlich zu den wohlhabensten 5-10% gehört hat, wird sich wohl nicht ins Jahr 2030 retten lassen.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front