Streiks bei der Deutschen Bahn 2007/2008

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
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Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Larry Laffer @ 2 Aug 2007, 20:17 hat geschrieben:Die Urabstimmung läuft nur noch bis übermorgen. Am 6.8. sollen ggf. schon die bundesweiten Streiks losgehen.
Schön... und wer bitte schön,

[*] der keinen Führerschein besitzt

[*] der die Fahrschule nicht besucht hat

[*] der kein Auto besitzt

[*] einen Bekannten hat, der keine Zeit hat

[*] eine geringe verkehrlichen Alternative des ÖPNV hat

[*] die Taxen nicht immer kriegen kann (auch telefonisch)

zur Arbeit und von der Arbeit fahren, fall es tatsächlich zu einem Streik kommt?
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Auf einmal reden wir also doch wieder von sozialer Gerechtigkeit? Auf einmal soll soziale Gerechtigkeit als Vorwand genommen werden, Menschen ein grundgesetzlich garantiertes Recht (das Streikrecht) abzuerkennen. Vielleicht sollte man diese Fragen mal den Herren Koch und Steinbrück stellen, zwei geistige Amokläufer, die Kürzungen der Bundesmittel für den SPNV verbrochen haben.
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Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Naja, die Lokomotivführer wollen mehr Geld (auch wenn sie die Erhöhung mit dem Streik durchsetzen wollen) und die auf die ÖPNV (hauptsächlich Bahn) angewiesene Fahrgäste wollen/müssen fahren. Also ich finde, das ist ein recht schmaler Grat.

Eine Lohnerhöhung mittels Streik durchzusetzen ist ihr gutes Recht (leider), viel wichtiger ist es, daß die Verhandlungen baldmöglichst vom Tisch und eine Lohnerhöhung beschlossen ist.
MisterH
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Beitrag von MisterH »

Schön... und wer bitte schön,

# der keinen Führerschein besitzt

# der die Fahrschule nicht besucht hat

# der kein Auto besitzt

# einen Bekannten hat, der keine Zeit hat

# eine geringe verkehrlichen Alternative des ÖPNV hat

# die Taxen nicht immer kriegen kann (auch telefonisch)

die Punkte betreffen mich auch zum Großteil, trotzdem bin ich der Meinung, dass ein Lokführer für seine Arbeit angemessen bezahlt werden sollte, und wenn nicht, wie sollten sie sich sonst wehren.

Wenn bei z.B. BMW gestreikt wird stehen die Bänder still, weil das auf den AG am Meisten Druck ausübt. Und bei der Bahn können nur die Züge stillstehen, alles andere ist der Bahn doch relativ egal...


Grüße


MisterH
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

Der Adler @ 2 Aug 2007, 20:37 hat geschrieben: Naja, die Lokomotivführer wollen mehr Geld (auch wenn sie die Erhöhung mit dem Streik durchsetzen wollen) und die auf die ÖPNV (hauptsächlich Bahn) angewiesene Fahrgäste wollen/müssen fahren. Also ich finde, das ist ein recht schmaler Grat.

Eine Lohnerhöhung mittels Streik durchzusetzen ist ihr gutes Recht (leider), viel wichtiger ist es, daß die Verhandlungen baldmöglichst vom Tisch und eine Lohnerhöhung beschlossen ist.
Stellst Du jetzt das Streikrecht infrage, eine unverzichtbare Stütze in demokratischen Staaten?

Außerdem wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. :) Es ist nicht der erste Streik und die Welt wird auch dieses Mal nicht untergehen. <_<

Also, alles ein weniger lockerer sehen, wenn es wirklich zum Streik kommt und man wirklich betroffen ist, finden sich schon Auswege - ein wenig Kreativität bitte! :)
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Eins stimmt natürlich schon: Das bestreiken eigenwirtschaftlicher Fernzüge, gerade zur Schwachverkehrszeit, wenn hauptsächlich Leute mit Barfahrschein fahren, schadet der DB sehr viel stärker als das bestreiken von Regionalzügen, hier werden vermutlich nichtmal Konventionalstrafen fällig, da der Zug aus Gründen höherer Gewalt ausfällt.
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Münchner Kindl
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Beitrag von Münchner Kindl »

MisterH @ 2 Aug 2007, 20:39 hat geschrieben: Und bei der Bahn können nur die Züge stillstehen, alles andere ist der Bahn doch relativ egal...
Können nicht einfach die Leute die die Automaten ausleeren streiken?
Das trifft die Bahn doch auch?
-
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Larry Laffer @ 2 Aug 2007, 20:43 hat geschrieben:Eins stimmt natürlich schon: Das bestreiken eigenwirtschaftlicher Fernzüge, gerade zur Schwachverkehrszeit, wenn hauptsächlich Leute mit Barfahrschein fahren, schadet der DB sehr viel stärker als das bestreiken von Regionalzügen, hier werden vermutlich nichtmal Konventionalstrafen fällig, da der Zug aus Gründen höherer Gewalt ausfällt.
Aha! Da die Regionalzüge aufgrund einer Bestellung div. Länder fahren, bekommt die Bahn das vom Land bezahlt, beim Fernverkehr hingegen muß die Bahn schauen, daß die Fahrgäste die Züge benutzen können.

Also schlage ich einen Streikverbot eines Nahverkehrs und -erlaubnis eines Fernverkehrs vor.

@Münchner Kindl, das ist ein guter Vorschlag (es geht noch weiter: In den Reisezentren sollten während des Streiks nur noch Auskunft geben und keine Fahrkarten verkauft werden) Wer keine Fahrkarte lösen kann, der darf umsonst fahren, bis der "Automatenstreik" beendet ist. Das ist m.E. eine gute Alternative zum Verkehrsstreik. Vielleicht könnten die Zugbegleiter für die Lokomotivführer aus Solidarität streiken, um eine Lohnerhöhung für sie durchzusetzen.

Ich gebe es zu: Es ist ein bißchen Polemik drin.

@TramPolin: Mit dem Unterschied zu früheren Beiträgen, daß mein Beitrag lockerer ist, als vorher.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Die sind kein Fahrpersonal. Außerdem würde das Geld ja dann in den Automaten bleiben und könnte ein paar Tage später rausgeholt werden. Evtl. sogar durch Fremdfirmen.
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Beitrag von MisterH »

Ich denke nicht wirklich so stark, wie wenn einfach kein Zug mehr fährt...


Wenn Züge fahren, man nur keine Karte kaufen kann, werden die meisten ohne fahren.
Wenn jedoch keine Züge fahren herscht auch ein dementsprechender Druck der Öffentlichkeit.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Naja, es waren halt nur die Gedanken. Aber schwamm drüber.

Eine Frage zum Streik: Wenn es tatsächlich zu einem Streik kommen wird, wie lange würde ein Streik dauern?
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Der Adler @ 2 Aug 2007, 20:55 hat geschrieben: Also schlage ich einen Streikverbot eines Nahverkehrs und -erlaubnis eines Fernverkehrs vor.
Ein Streikverbot wird es nicht geben. Der Tarifvertrag ist ausgelaufen und die Leute machen von ihrem Streikrecht gebrauch.

Übrigens: Es heißt doch immer, Deutschland sei ein Gewerkschaftsstaat und Gewerkschaften, da kennt der Neoliberale sich aus, Gewerkschaften sind die Wurzel allen Übels. Zwischen 1996 und 2005 gab es in Deutschland pro 1000 Beschäftigte im Schnitt 2,4 Streiktage. In Frankreich waren es 71, in Italien 144. Seltsamerweise geht es diesen Staaten wirtschaftlich trotzdem sehr viel besser.
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Beitrag von MisterH »

Tja, seh ich ja an mir, wenn ich wenig in der Tasche hab, kann ich weniger ausgeben.
Wenn ich gut verdiene und am Ende des Monats nicht jeden Cent umdrehen muß, ist auch mal Luxus drin.


Also, je mehr Geld ich hab, desto mehr geht wieder in die Wirtschaft zurück...
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Ja klar haben Löhne eine Doppelfunktion, einerseits sind sie Kosten, andererseits Einkommen, in den letzten Jahren hatte man immer den Eindruck, Löhne würden in den großen Schredder kommen und wären dann weg, aber Löhne fließen direkt in die Wirtschaft zurück, als Einkommen. Das gilt auch für die Lohnzusatzkosten, denn auch die stecken sich nicht irgendwelche Krankenkassenbonzen ein, sondern auch die fließen als Renten, Krankengelder, Arbeitslosengelder uvm. in die Wirtschaft zurück. Zumal die Lohnnebenkosten nicht Ursache, sondern Folge der hohen Arbeitslosigkeit und der Förderung prekärer Beschäftigungsverhältnisse zu Lasten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse sind.
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Beitrag von MisterH »

Und aus genau dem Grund unterstütze ich das Fahrpersonal, jetzt für gerechter Löhne zu streiken!!!


Müsste aber in vielen Branchen gemacht werden, dann würds wieder aufwärts gehen...
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Beitrag von Elch »

Larry Laffer @ 2 Aug 2007, 21:01 hat geschrieben: [...]Seltsamerweise geht es diesen Staaten wirtschaftlich trotzdem sehr viel besser.
Das halte ich aber für ein Gerücht, beide Länder leiden unter einem völlig verkrustetem Arbeitsmarkt und der völligen Absenz des Mittelstandes (gute Beispiele wären eher Dänemark oder Irland - ups, da sind die gewerkschaften schwach). Daß es in den vergangenen Jahren dort besser gelaufen ist als in D lag nur an einer exzessiven Fiskalpolitik (Schuldenmachen) und einem stärkeren privaten Konsum (der aber auch v.a. auf Pump finanziert war).
Exportschlager haben beide Länder nur wenige und die strukturellen Probleme (Krankenversicherung, Rentenversicherung) die in Deutschland (wenn auch schlecht) angegangen worden sind warten dort erst noch auf eine Reform. In Italien wurde das Renteneintrittsalter gerade auf 57(!) angehoben....
Zukunftsfähiger ist die Deutsche Wirtschaft allemal. Aber man wird das wohl erst im laufe der nächsten 10 Jahre erkennen.
"Lächle, es könnte schlimmer kommen" Ich lächelte [...] und es kam schlimmer [...]
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Elch @ 2 Aug 2007, 21:09 hat geschrieben: Das halte ich aber für ein Gerücht, beide Länder leiden unter einem völlig verkrustetem Arbeitsmarkt und der völligen Absenz des Mittelstandes (gute Beispiele wären eher Dänemark oder Irland - ups, da sind die gewerkschaften schwach). Daß es in den vergangenen Jahren dort besser gelaufen ist als in D lag nur an einer exzessiven Fiskalpolitik (Schuldenmachen) und einem stärkeren privaten Konsum (der aber auch v.a. auf Pump finanziert war).
Exportschlager haben beide Länder nur wenige und die strukturellen Probleme (Krankenversicherung, Rentenversicherung) die in Deutschland (wenn auch schlecht) angegangen worden sind warten dort erst noch auf eine Reform. In Italien wurde das Renteneintrittsalter gerade auf 57(!) angehoben....
Zukunftsfähiger ist die Deutsche Wirtschaft allemal. Aber man wird das wohl erst im laufe der nächsten 10 Jahre erkennen.
Irland ist ein sehr gutes Beispiel. Ein Land, das seit Jahren und Jahrzehnten konsequentes Steuerdumping betreibt. Irland lebt davon, daß viele europäische Unternehmen ihre Gewinne nach Irland verlagern, weil die Steuern da so niedrig sind. Das Land lebt von EU-Fördergeldern, es gibt da keine Straße, keinen Spielplatz, kein Bahnhof, dessen Bau nicht von der EU finanziert wird. Aber nur weil Gewinne in dieses Land transferiert werden, bedeutet das noch lange nicht, daß da tatsächlich Wertschöpfung stattfindet. Wenn das alle EU-Länder machen würden, wäre die EU samt Euro schon längst zusammengebrochen.

Eine expansive (nicht exzessive, das ist was anderes) Geldpolitik bedeutet eben kein Schuldenmachen, aber das hat schon der Hauptschullehrer Eichel nicht verstanden. Wenn Du als Privatmann in einer Zeiteinheit 100 Euro weniger ausgibst, hast Du in der nächsten Zeiteinheit 100 Euro mehr in der Tasche. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sieht das anders aus. Wenn der Staat weniger Geld ausgibt, dann fehlt dieses Geld im Wirtschaftskreislauf, denn auch wenn marktradikale Schaumschläger das behaupten, die Staatsausgaben landen genausowenig im großen Schredder wie die Lohnkosten, sondern die Staatsausgaben fließen in den Wirtschaftskreislauf und sorgen somit dafür, daß die Konjunktur besser funktioniert, und dann fließen auch die Staatseinnahmen wieder. Das nennt man Multiplikatoreffekt, so haben sich seit den 90er Jahren alle anderen europäischen Länder aus der Krise gebracht. Die wissen, daß der Staatshaushalt nicht saniert werden kann, wenn man in einer rezessiven oder stagnatierenden Konjunkturphase weniger Geld ausgibt, weil der Staat dann ein vielfaches des weniger ausgegebenen Betrages weniger einnimmt.

Strukturelle Probleme haben wir in Deutschland weder bei der Renten- noch bei der Krankenversicherung, auch wenn Versicherungsvertreter wie Sinn, Lambsdorff oder Raffelhüschen sowas immer wieder behaupten. Auch die Probleme dieser Versicherungssysteme sind nicht strukturell, sondern konjunkturell bedingt. Natürlich haben die Sozialkassen ein Problem, wenn man nicht nur die Alten und Auszubildenden, sondern auch fünf bis sieben Millionen Arbeitslose finanzieren muß. Dazu kommt das politisch gewollte Umstellen von sozialversicherungspflichtigen auf prekäre Beschäftigungsverhältnisse, denn auch diese werden von den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen subventioniert.

Ein bißchen mehr selbst denken und ein bißchen weniger nachplappern würde Dich ernsthaft weiterbringen.
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Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Larry Laffer @ 2 Aug 2007, 21:23 hat geschrieben:... sondern auch fünf bis sieben Millionen Arbeitslose ...
In den Medien waren das oft von 4 - 5 Millionen Arbeitslose die Rede (nein, keine Bild-Zeitung).
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Wenn man natürlich dafür sorgt, daß alle Arbeitslosen, die in diversen Maßnahmen sind, aus der Statistik rausfallen, stellt sich die Frage, wie glaubhaft diese noch ist. Der nächste Punkt wurde von mir bereits angesprochen: Wenn man einen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten durch vier Mini-Jobber ersetzt, dann verschärft das die Lage bei den Sozialkassen und prekarisiert die Lebensverhältnisse zusätzlich. So findet keine zusätzliche Wertschöpfung statt, aber die Statistik wird geschönt.
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Tequila
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Beitrag von Tequila »

@Streik durch Unterlassen von Fahrkartenverkäufen und Automatenwartungen
Das geht nicht. Denn der Arbeitnehmer hat seine Arbeit gewissenhaft, gründlich und möglichst schadfrei für die Firma durchzuführen.
Heißt im Klartext: Entschließt man sich zu Streik, hat man zwar an der Arbeitsstelle zu erscheinen, jedoch NIX weiter arbeitstechnisches zu erledigen! In diesem Falle geht es also nicht, daß man Züge fährt, aber Karten nicht kontrolliert oder verkauft.
Ein solches Verhalten kann eine Abmahnung bzw. im Wiederholungsfalle die fristlose Kündigung zur Folge haben, da man seine Arbeit nicht gewissenhaft erledigt hatte. Und gerade angesichts der ausgesprochenen Abmahnungen während der letzten Warnstreiks zeigen, daß man seitens des Arbeitnehmers rechtlich hier SEHR GUT aufpassen muß.
Heißt also: WENN man sich entschließt zu arbeiten, hat man auch alles zu tun, was zur vereinbarten Arbeit gehört.
Dies alles wurde vom Bundesarbeitsgericht bereits höchstrichterlich so entschieden.

DESHALB sind bei Streiks auch die Züge zum Stehen zu bringen. Und DESHALB kann man auch nicht sagen, daß Regio nicht streiken darf, Fernverkehr aber wohl. Denn hier gehts um das Fahrpersonal ALLER DB-Unterfirmen.


@"Ich kann aber nicht zur Arbeit/Schule fahren"
Schlechte Nachrichten, Leute... ihr tragt das Wegerisiko im zumutbaren Rahmen.
Wer aber partout keine Fahrmöglichkeit findet oder Alternativen hat (Fahrrad bei nicht zu weiten Entfernungen, Busse/Straßenbahnen statt Bahn/S-Bahn), sollte sich ab Bekanntwerden des definitiven Streiks mit dem Chef in Verbindung setzen und Lösungen finden, z.B. Nacharbeiten an anderen Tagen oder notfalls Urlaubstag nehmen.
Nicht zumutbar ist hingegen, sich einen Mietwagen nehmen zu müssen.
02.05.1996 - 27.05.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
28.05.2000 - 04.11.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar - Hildesheim
05.11.2000 - 13.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Bad Harzburg - Hildesheim - Hannover
ab 14.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
Der ZGB beschloß im Rahmen des Regionalbahnkonzepts 2014+ zusammen mit der LNVG und RH das Brechen des RE 4 in Goslar zugunsten eines fahrzeugreinen Echtstundentaktes auf Bad Harzburg - Hannover!
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Beitrag von mellertime »

Der Adler @ 2 Aug 2007, 21:00 hat geschrieben: Naja, es waren halt nur die Gedanken. Aber schwamm drüber.

Eine Frage zum Streik: Wenn es tatsächlich zu einem Streik kommen wird, wie lange würde ein Streik dauern?
Solange bis eine Urabstimmung über das Ende des Streiks stattfindet. Da müssen 25% zustimmen, und der Streik ist beendet.
Der Adler

Beitrag von Der Adler »

Wie wird das in Frankreich bei der Urabstimmung zum Streik gehandhabt?
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mellertime
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Beitrag von mellertime »

Bin ich Franzose? ;)
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Beitrag von Der Adler »

mellertime @ 2 Aug 2007, 23:07 hat geschrieben: Bin ich Franzose? ;)
War ja auch nur eine Frage, weil es hätte sein können, daß Ihr vielleicht aus den Lokführerkreisen etwas davon gehört habt, wie das in Frankreich gemacht wird.
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Beitrag von Elch »

Larry Laffer @ 2 Aug 2007, 21:23 hat geschrieben: Ein bißchen mehr selbst denken und ein bißchen weniger nachplappern würde Dich ernsthaft weiterbringen.
...für dich vielleicht undenkbar, aber ich denke selbst wirklich so.

Grundsätzlich ist eine antizyklische Hauhaltspolitik eine feine Sache, nur sieht der Zyklus in Europa leider meist so aus, daß man in konjunkturell guten Phasen viele und in schlechten Zeiten noch mehr Schulden macht, was nicht im Sinne des Erfinders ist.

Die Probleme der Deutschen, umlagefinianzierten, Sozialversichtungen zu verharmlosen kann man vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung *sorry* nur noch als naiv bezeichnen.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Elch @ 3 Aug 2007, 08:39 hat geschrieben: Die Probleme der Deutschen, umlagefinianzierten, Sozialversichtungen zu verharmlosen kann man vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung *sorry* nur noch als naiv bezeichnen.
Alternde Bevölkerung also. Wenn die arbeitende Bevölkerung eine höhere Altenlast und dafür eine geringere Jungenlast hat, dann ist das aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ein Nullsummenspiel. Dazu kommen weitere Entwicklungen: Durch Produktivitätssteigerungen ist es bei Lohnabschlüssen, die die Produktivitätsregel beachten überhaupt kein Problem, die steigende Altenlast zu finanzieren. Dazu kommt momentan ein recht günstiges Verhältnis zwischen arbeitsfähiger und nicht arbeitsfähiger Bevölkerung, das viel größere Problem ist die zusätzliche Last der Millionen Arbeitslosen, die nicht nur ebenfalls finanziert werden müssen, sondern zusätzlich kein Geld in die Rentenkassen einzahlen. Hier zeigt sich deutlich, daß das Problem ein konjunkturelles ist, kein strukturelles. Bei einem ständig angemessen steigenden Bruttoinlandsprodukt ist es kein Problem, ständig steigende Lasten zu tragen, weil ja beständig mehr erwirtschaftet wird.

Dazu schließt sich die Frage nach der Sicherheit kapitalgedeckter Rente an. Es ist keine zehn Jahre her, da ist erst ganz Japan zusammengebrochen und später der gesamte NeMaX. Zudem: Auch Kapitalrendite muß in der Auszahlungsphase erwirtschaftet werden, und zwar von der dann arbeitenden Bevölkerung. Mit dem Unterschied, und das eigentlich wichtige, daß private Versicherungen, mitverdienen.

Dazu, weil mir die Zeit fehlt, das weiter auszuführen, drei Buchempfehlungen:
  • Albrecht Müller: Die Reformlüge
  • Heiner Flaßbeck: 50 einfache Dinge, die Sie über unsere Wirtschaft wissen sollten
  • Heiner Flaßbeck / Friederike Spieker: Das Ende der Massenarbeitslosigkeit
Naiv ist allenfalls die Nachplapperei von Renten-Lobbyisten wie Miegel und einer Presse, die sich an der Kampagne gegen die gesetzliche Rente beteiligt, insbesondere Springer und Bertelsmann. Siehe dazu auch:
  • Albrecht Müller: MachtWahn
  • Ulrich Müller: Gesteuerte Demokratie
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Beitrag von Elch »

Larry Laffer @ 3 Aug 2007, 11:51 hat geschrieben:Alternde Bevölkerung also. Wenn die arbeitende Bevölkerung eine höhere Altenlast und dafür eine geringere Jungenlast hat, dann ist das aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ein Nullsummenspiel [...]
Nur daß die jetzt junge Bevölkerung bereits jetzt eine hohe Belastung hat, die bis zum Renteneintritt ohne weitere Maßnahmen noch weiter ansteigen wird. Ich möchte da nur als Beispiel mal meine Steuer- und Sozialversicherungslast von schon jetzt 45% anführen... Wenn ich meine private AV hinzurechne lande ich schließlich bei 49%..... Am Ende meiner Beschäftigungszeit bleibt dann warscheinlich noch 10% vom Brutto übrig.
In Ordnung ist diese Betrachtung wohl nur für Menschen die jetzt kurz vor der Rente stehen.
Larry Laffer @ 3 Aug 2007, 11:51 hat geschrieben:[...]das viel größere Problem ist die zusätzliche Last der Millionen Arbeitslosen, die nicht nur ebenfalls finanziert werden müssen, sondern zusätzlich kein Geld in die Rentenkassen einzahlen. Hier zeigt sich deutlich, daß das Problem ein konjunkturelles ist, kein strukturelles. [...]
Gerade bei der Arbeitslosigkeit hat sich doch längst der Wandel von der konjunkturellen Arbeitslosigkeit zur strukturellen Arbeitslosigkeit vollzogen. Während gut Ausgebildete relativ leicht wieder einen Job finden und teilweise sogar aufs heftigste umworben werden gibt es den großen Sockel der Nicht-, Gering, oder Falsch-Qualifizierten, die auch in konjunkturell guten Zeiten keinen Job mehr finden weil einfache Arbeiten in Deutschland im internationalen Wettbewerb nicht wirtschaftlich sind. Wie auch immer man zur Globalisierung steht, es ist aber schlicht und ergreifend die Realität. Wenn man es schaffen würde diese strukturelle "Sockel-Arbeitslosigkeit" durch Qualifizierungsmaßnahmen abzubauen, dann kämen freilich alle positiven genannten Effekte zum tragen. Nur davon sind wir noch weit entfernt.
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Beitrag von Larry Laffer »

Die DB macht der Lokführergewerkschaft ein neues Angebot. Spiegel-Online

So wie es aussieht, scheint man Streiks mit aller Gewalt verhindern zu wollen. Hat vielleicht doch das Bundeskanzleramt eingegriffen?

@ Elch

Ich habe einige vertiefende Literatur zum Thema empfohlen. Für ausführliche Erörterungen zu diesem Thema fehlt mir momentan leider die Zeit.
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Bat
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Beitrag von Bat »

Und wieder versucht er, mich in eine Tarifgemeinschaft zu zwingen, die ich so nicht mehr will !!! <_<

Ich habe keine Lust mich wieder in irgendwelche Friedenspflichten mit 2 anderen Gewerkschaften binden zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die GDL dann zukünftig bei Tarifstreitigkeiten immer wieder 2 zu 1 überstimmt wird ist viel zu hoch! :blink:

Genau aus diesem Grund stehen wir, als Fahrpersonal, doch jetzt vor diesem Scherbenhaufen!

Aufwachen!!! :angry:
Doofheit und Ignoranz verpflichten nicht zu Postings!
hauseltr
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Beitrag von hauseltr »

Was hier im Forum noch nicht einmal zur Diskussion gestellt wurde (oder habe ich was übersehen?):
Die Hälfte der Lohnnebenkosten trägt der Arbeitgeber (1,7% für die Pflegeversicherung, 6,5% für die Arbeitslosenversicherung, 19,5% für die Rentenversicherung, bei der Krankenversicherung sind ca. 13,8 %).
Verdient jemand 2400 € im Monat, dann betragen die Lohnnebenkosten des Arbeitgebers für die Krankenversicherung ca. 190,00 €, für die Rentenversicherung ca. 234,00 €, für die Arbeitslosenversicherung ca 75,00 € und für die Pflegeversicherung ca 27.00 €.
In diesem Fall kommen dann etwa 2926,00 € zusammen, also 526,00 € mehr.

Darum hinken auch die Vergleiche mit dem Ausland oft, weil dort andere Berechnungsgrundlagen vorliegen, die gern unterschlagen werden, z.B. Steuerrückerstattung in D usw.

Für den Arbeitgeber erhöhen sich nicht nur die Kosten für den Bruttolohn, sondern auch für die Gesamtlohnkosten, weil die Lohnnebenkosten auch mit ansteigen.

hauseltr
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