Jean @ 16 Apr 2016, 09:16 hat geschrieben: Metropolenbahner hat recht. Warum treibt man da nicht den M21 Projekt voran aber diesmal für die S-Bahn?
Weil man jahrelang beide Projekte als sich ergänzend betrachtete, wobei das 2.Stammtunnel aber erstmal wichtiger war (M21 fiel in der Kosten/Nutzenrechnung ja durch, da so gut wie alle Fernzüge in München enden).
Man wollte sich deshalb die M21-Trasse für die "Zukunft" aufsparen, irgendwann in ~100 Jahren könnte mans ja mal brauchen, wenn alle restlichen SFS fertig sind und die TGVs/ICEs mit ~300 km/h Paris- Budapest durchfahren.
Blöd halt nur, dass der neu geplante Zugangsbau, der "billige" Nukleus, die M21-Trasse verhindert. Nachdem die Kosten explodiert sind, musste halt überall gespart werden. Plötzlich fuhren laut Plan auch NV-Züge durch den Tunnel, obwohl es in allen bisherigen Fachexpertisen hieß, dass der große Vorteil des Tunnels die exklusive Nutzung durch die SBahn wäre. Denn dadurch würde man sich keine Verspätungen des NV einhandelt und der Betrieb würde problemlos möglich sein ... gut man kann da jetzt zwar NV-Züge fahren lassen, aber die Planung ist dafür halt nicht ausgelegt. Es gibt keine Überhohlgleise und ein NV-Zughalt mit 76/80cm Einstieg an 96cm Bahnsteigen ist im Anbetracht der ganzen millionenschweren barrierefreien Ausbauten im Land auch ein ziemlicher Schildbürgerstreich. Aber das zeigt das Hauptproblem:
Die Planung wurde halt viel zu oft geändert um neuen Bedürfnissen zu genügen, da kann nichts Vernünftiges bei rauskommen.
Anfangs war auch mal eine Nordanbindung von M Ost geplant, damit das Kopfmachen der Sbahnen dort eingespart werden könnte, das wäre eine schöne Betriebsverbesserung gewesen. Dann aber wurde der Transrapid gestrichen und plötzlich musste es wg. des Transrapid-Ersatzes "SBahn-Flughafenexpress" doch wieder eine Südanbindung sein, denn sonst müsste ja der Flughafenexpress Kopf machen und die Flugreisenden würden wertvolle Minuten verlieren (die deutliche Mehrzahl - die Reisende aus / nach Richtung Holzkirchen und Co. - sind das aber schon gewöhnt, die paar Fluggäste sind wichtiger). Das wäre der Moment gewesen, wo man auf die M21-Trasse hätte schwenken können, aber anfangs - vor der Kostenrechnung - war die immer noch sakrosankt und wurde nicht angerührt, weil man sich die eben freihalten wollte.
Außerdem war die "kleine" Änderung bei der Tunneltrassenführung natürlich ein Klacks und auf den ersten Blick vermeintlich billig zu haben. Anstatt ein komplett neues Projekt anzufangen wurde nur die Einfädelung in M Ost "leicht" abgeändert. Nach dem Debakel mit dem Transrapid wollte man sicherlich nicht schon wieder ein neues Fass aufmachen, eher die Wogen glätten. Auf Deutsch: Parteipolitik, nicht Verkehrspolitik.
Anders gesagt: Die gesamte Planung ist ein lange gewachsener Riesenmisthaufen, der bereits Millionen verschlungen hat. Deswegen sieht sich a) keiner imstande den abzutragen, v.a. wenn man im gleichen Atemzug zugegeben müsste viel Mist gebaut zu haben und deswegen will man b) nun mit dem Kopf durch die Wand. Außerdem haben c) viele (neue) Politiker überhaupt einen Überblick oder Ahnung was man da anfangs vor ~ 20 Jahren überhaupt bauen wollte und die Nöte in München sind groß genug, dass man froh ist, wenn überhaupt irgendwas kommt.