pok @ 8 Aug 2006, 22:54 hat geschrieben:So, gestern bin ich mal "schnell" per Bahn nach Karlsruhe und wieder zurück und durfte dort was tolles beobachten. Die Straßenbahn oder S-Bahn oder was immer das gewesen sein mag (irgendwie sieht dort alles wie ne Straßenbahn aus und ist es in meinen Augen auch, aber die haben scheinbar verschiedene Bezeichnungen dafür), hat dort (zumindest manche) zwei Knöpfe neben der Tür. Eine um den normalen Haltewunsch anzuzeigen, bzw. eben an der kommenden Haltestelle die Tür zu öffnen, eine andere für Gehbehinderte oder Kinderwagenfahrer o.ä. damit eine kleine Rampe ausfährt. Wie auch immer: Mir hat es wirklich gut gefallen, wie schnell und unkompliziert das funktioniert hat.
Also dass mit den zwei Türtastern gibt es in Karlsruhe schon so lange ich denken kann, übrigens selbst beim kleinsten Midibus. Von der Funktion setzt der zweite Taster lediglich die Türautomatik außer Kraft, so dass die Tür erst wieder durch den Fahrer geschlossen wird. Üblicherweise war die Funktion nur an der ersten Tür (bzw. beim Bus an der zweiten Tür) vorhanden, man hat es aber mittlerweile auf alle Türen mit Stellflächen dahinter ausgeweitet.
Das alleine wär ja noch nicht so wahnsinnig toll, das gibt's ja in München auch. Der Unterschied ist aber folgender: Die haben das dort scheinbar an jeder Tür und im Gegensatz zu unserer Straßenbahn funktioniert das bei denen auch noch schnell. D.h. diese kleine Rampe braucht zum Ausfahren genaulange wie die Tür zum Öffnen ( und das dauert nicht länger als bei uns) und genauso schnell ist alles wieder geschlossen. Es ist also ein wirklicher Vorteil auch z.B. für alte Menschen oder Leute mit Kinderwagen, denn man hält niemanden auf mit dem Ausfahren dieser Rampe.
Allerdings ist es eigentlich weniger eine Rampe, als einfach nur eine Verlängerung des Bodens nach außen hin. Das überbrückt dann das Stück zwischen Straßenbahnboden und Haltestelle (die etwa auf der Höhe eines Gehweges ist).
Genau hier denke ich wird das Problem sein, denn in München hat man nicht überall solche Haltestellen. Man könnte mit so einem Ding also an vielen Haltestellen nichts anfangen. Allerdings ist vielleicht auch damit schon geholfen, wenn man diese Rampe dann wenigstens an den Haltestellen aktiviert, an denen es möglich ist und bei den anderen eben auf das langsame System zurückgreift, das es bislang gibt. Oder man baut diese Rampe irgendwie um, und bei Haltestellen ohne Erhöhung fährt das Ding eben ein wenig weiter aus und klappt nach unten.
Diese sogenannten "Schiebetritte" sind eine feine Sache, wenn es einen auf 37cm angepassten Bahnsteig gibt. Solche Haltestellen sind bislang aber nur sehr unvollständig und in der Innenstadt gar nicht vorhanden, so dass sich der Nutzen für den betreffenden Personenkreis in Grenzen hält. Bei niedrigeren Bahnsteigen bleibt der Schiebetritt jedenfalls drin und es ist eine Höhendifferenz zu überwinden.
Das war aber dann leider schon fast alles, was mir in Karlsuhe gefallen hat. Leider zeigte sich mir die Stadt eher tot als lebendig, und das an einem Montag um 19:00 Uhr und als etwas unvorteilhaft. Auf der Suche nach einem Supermarkt bin ich sage und schreibe eine halbe Stunde durch die Stadt spaziert, und zwar eigentlich durch Gegenden, wo man hin und wieder Supermärkte vermuten könnte. Und in der halben Stunde ist mir eine Anzahl Leute über den Weg gelaufen, die man ja beinahe noch an 2 Händen abzählen kann.
Hierzu sei gesagt, dass ich als unbedarfter Tourist auch ohne weiteres eine halbe Stunde und noch eine halbe Stunde durch die Münchner Innenstadt spazieren kann, ohne einen Lebensmitteladen zu finden. Wenn man weiß wo, wird man dagegen schnell fündig. So ist es natürlich auch in Karlsruhe und siehe da, schon tut sich im Untergeschoss der "Postgalerie" mitten in der Innenstadt ein "Lidl" auf. Und zur Frequentierung der Innenstadt muss natürlich auch mal angemerkt werden, dass Karlsruhe von der Einwohnerzahl nicht mit München vergleichbar ist, ergo sind einer Viertelmillionenstadt naturgemäß auch weniger Leutchen als in einer 1,3 Mio.-Stadt unterwegs.