146225 @ 11 May 2011, 20:02 hat geschrieben: Das zeigt eigentlich ganz deutlich wieder auf das leichtsinniges Verhalten am Gleis kein Problem von bestimmten Bereichen ist, sondern gefährlicher Alltag. Selbst die Kommentierungen liegen im Schnitt des üblicherweise zu erwartenden: Wahlweise Elternhaus oder Bahn sind an allem schuld...
Ich finde die Kommentare bezeichnend.
Ich würde mal sagen, dass 90% von denen, die hier über die Jugendlichen/Bahn herziehen selbst Gleislatscher sind. Das ist, und da gebe ich dir uneingeschränkt Recht, wahrlich kein Problem bestimmter Bevölkerungsgruppen. Habe da auch schon Omas mit Krückstock gesehen und konnte mir den Kommentar "Sind Sie wahnsinnig?! Sie können doch schon auf topfebenem Asphalt kaum laufen, geschweige denn auf einem Gleisbett!" nicht verkneifen (das war auch wirklich eine Harakiri-Aktion). Diese Leute glauben eben, der Unterschied sei, dass sie "aufpassen".
Damit sind wir in meinen Augen schon beim eigentlichen Problem: es fehlt grundsätzlich die korrekte Einschätzung der potenziellen Gefahr (das ist es ja, was die Gleislatscherei so gefährlich macht). Daran werden auch höhere Ordnungsgelder nichts ändern, außer, dass die Betroffenen dann noch uneinsichtiger sind ("Wieso soll ich jetzt auch noch bezahlen, ist doch weit und breit kein Zug da, ich kenn den Fahrplan, das schaff ich eh locker, ich seh doch 10km weit, usw."). Das "Problem" ist doch, dass solche Aktionen in 999 von 1000 Fällen gut gehen oder nicht einmal konkret gefährlich sind. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich an bestimmten Stellen auch nicht unbedingt einsichtig wäre (an den meisten anderen käme ich nicht mal auf die Idee), aber wenn man die Gleislatscherei auf zumindest die Stellen, wo das Gefahrenpotenzial auch abstrakt minimal ist reduzieren könnte, wäre ja schon viel gewonnen.
Allerdings mangelt es da einfach an konstruktiver Aufklärung (ich bitte das nicht als Kritik an der Bahn aufzufassen). Die meisten plärren einfach nur, dass das "gefährlich" sei und lassen das unkommentiert im Raum stehen, manche andere weisen auf sehr theoretische Fallbeispiele hin (es ist ja nicht so, dass das noch nicht passiert ist). Natürlich interessiert sich da kein Schwanz für die etwaigen Ausführungen, da die Gefahr einfach nicht konkretisiert wird. Ich laufe auch nicht einem riesigen Bleischutzschirm rum, weil ich rein theoretisch von einem Meteoriten auf offener Straße getroffen werden könnte und so fühlt sich die Belehrung für viele wohl auch an. Auch irgendwelche "Schocker-Bilder" bringen genau gar nichts (auch etwas, was gewisse Damen und Herren der Bundesregierung erst noch einsehen müssen).
Vielfach genügen schon ganz kleine pragmatische Hinweise, z.B. dass auch wenn die Situation nicht konkret gefährlich wird, dass der Tf eben massiv erschrickt und wenn er z.B. schon Mal den traurigen Fall hatte, dass es eben nicht mehr mit dem Anhalteweg gereicht hat das vielleicht auch gewisse seelische Wunden wieder aufreißt und eben, sobald er jemanden auf den Gleisen entdeckt den Anker wirft (woher soll der auch wissen, dass der Person genau so viel wie ihm daran liegt, dass es da keine Kollision gibt). Im besten Fall gibt so etwas eine kleine Verzögerung im Fahrplan und das will auch keiner. Es ist erstaunlich, dass die Leute dann vergleichsweise einsichtig sind...