Vergabe Fernverkehr im Wettbewerb

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Hier ein Link zu einer PM des BAG-SPNV:
http://spnv.de/website/cms/upload/presse/2...and-Express.pdf

Wie kann man eurer Meinung nach den Fernverkehr, besonders den sekundären Fernverkehr, in Deutschland retten? Es war meines erachtens ein großer Fehler der Bahnreform den Fernverkehr auszuklammern und zu meinen, dieser wäre eigenwirtschaftlich zu betreiben.
Eigenwirtschaftlich kann man, wenn überhaupt, doch nur die großen Magistralen betreiben, während alles andere geopfert und auf die Länder und deren Nahverkehrstopf abgeschoben wird, so wie es auch kam.

Wie kann man ein neues Fernverkehrssystem aufbauen, das auf Wettbewerb basiert, aber das Ziel hat mehr Fahrgäste zu gewinnen. Das geht nicht mit Langläufer-RE-Linien, es muss ein Komfortsprung her und hier ist der Bund in der Verantwortung. Zusammen mit den Ländern sollte man einen Topf anlegen, der für den Fernverkehr hergenommen wird.
Dann könnte man ganze Leistungspakete vergeben, evtl. auch gemische Netze mit Nah- und Fernverkehrsleistungen. Wichtig ist, dass man lukrative Verbindungen immer mit weniger lukrativen Verbindungen mischt, um eine gute Flächenversorgung zu gewährleisten.

Der Alex ist ja ein gutes Beispiel, nur müsste man sowas ausbauen und nach diesem Vorbild solche Linien vergeben. Vielfach könnte man sich am alten IR-System orientieren (im Osten wohl weniger, aber es gab tolle Linien die bis zur Verstümmelung wirtschaftlich waren und das Gesamtsystem getragen haben, z. B. Salzburg - Karlsruhe).
JeDi
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Beitrag von JeDi »

KBS 855 @ 17 Feb 2009, 17:27 hat geschrieben: z. B. Salzburg - Karlsruhe
Hier ist aber der Freistaat am Zug - in BaWü gibts das schon.
pippo946
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Beitrag von pippo946 »

JeDi @ 17 Feb 2009, 17:29 hat geschrieben: Hier ist aber der Freistaat am Zug - in BaWü gibts das schon.
Wie darf man das verstehen? Die Route führt doch mind. die Hälfte durch Bayern? Dann kann Bayern es also auch ;)
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

JeDi @ 17 Feb 2009, 17:29 hat geschrieben: Hier ist aber der Freistaat am Zug - in BaWü gibts das schon.
Der IRE ist aber - rein vom Wagenmaterial her - kein Fernverkehr.
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

JeDi @ 17 Feb 2009, 17:29 hat geschrieben: Hier ist aber der Freistaat am Zug - in BaWü gibts das schon.
Das ist wieder die mangelnde Absprache zwischen den einzelnen Vergabebehörden. BEG und NVBW sollten zusammen eine Linie Salzburg - München - Ulm - Karlsruhe im Paket zusammen mit (hier mit Hessen) Frankfurt - Stuttgart - Ulm - Friedrichshafen - Lindau ausschreiben, die allerdings den Komfort eines Fernzuges bietet. Also eine Art Alex, nur vielleicht mit modernem Zugmaterial.
JeDi
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Beitrag von JeDi »

pippo946 @ 17 Feb 2009, 17:32 hat geschrieben: Wie darf man das verstehen? Die Route führt doch mind. die Hälfte durch Bayern? Dann kann Bayern es also auch ;)
Dann zeig mir mal die Schnelle vom Freistaat finanzierte Verbindung von Ulm nach Salzburg...
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

JeDi @ 17 Feb 2009, 17:33 hat geschrieben: Dann zeig mir mal die Schnelle vom Freistaat finanzierte Verbindung von Ulm nach Salzburg...
Naja, von Karlsruhe nach Ulm (oder gehts nur bis Stuttgart?) ist kein Kunstwerk, das ist eine einfache RE-Linie die sich als IRE bezeichnet. Vom Komfort ist das bei weitem kein Fernverkehrsersatz und der Name IRE ist ein Witz.
612 hocker
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Beitrag von 612 hocker »

Wie kann man eurer Meinung nach den Fernverkehr, besonders den sekundären Fernverkehr, in Deutschland retten? Es war meines erachtens ein großer Fehler der Bahnreform den Fernverkehr auszuklammern und zu meinen, dieser wäre eigenwirtschaftlich zu betreiben.
Eigentlich würde fast kein Fernverkehrszug in Deutschland rentabel sein, wenn man nicht über DB Netz sehr billige Trassenpreise für den Fernverkehr durchsetzen würde. Leittragend ist der SPNV der mit sehr hohen Trassenpreisen den Fernverkehr quersubventioniert.

ProBahn hat sich in ihrem Magazin "der Fahrgast" mit den Problemen der nicht vorhanden Trennung von Netz und Betrieb angenommen.
http://www.der-fahrgast.de/Archiv/2009/2009.html
pippo946
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Beitrag von pippo946 »

JeDi @ 17 Feb 2009, 17:33 hat geschrieben: Dann zeig mir mal die Schnelle vom Freistaat finanzierte Verbindung von Ulm nach Salzburg...
...ich hab deinen Kommentar überhaupt nicht verstanden. Also hab ich gemeint, falls du den IC Karlsruhe-Salzburg meinst, kann den Bayern auch bieten, denn er führt mindestens zur Hälfte der Fahrstrecke durch bayerisches Gebiet... :P
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Wie kann man eurer Meinung nach den Fernverkehr, besonders den sekundären Fernverkehr, in Deutschland retten? Es war meines erachtens ein großer Fehler der Bahnreform den Fernverkehr auszuklammern und zu meinen, dieser wäre eigenwirtschaftlich zu betreiben.
Ich denke ein ähnliches System wie beim Nahverkehr (meinetwegen vom Verkehrsministerium ausgeschrieben) wäre die richtige Lösung. Um die wirklich rentablen Strecken betreiben zu müssen, kann es eben auch passieren, dass ein Betreiber etwas zahlen muss und nichts für den Betrieb vom Staat bekommt. Damit könnten dann die nicht so rentablen, aber wichtigen Strecken wieder unterstützt werden.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Der entscheidende Satz steht im Dokument:
„Anders als im Nahverkehr gibt es im Fernverkehr … keine Konkurrenz“
Während ich beim Flugverkehr oft zwischen mehreren Gesellschaften wählen kann, bin ich bei der Eisenbahn allein auf die DB AG angewiesen. Von DUS nach MUC stehen mir zwischen 6:00h und 21:00h insgesamt 21 Verbindungen mit der Lufthansa oder Air Berlin zur Verfügung. Bei der Eisenbahn sind es 13 Direktverbindungen (ICE) ausschließlich mit der DB AG. Ich finde das bedauerlich.

Bei einem bestellten Fernverkehr habe ich als Fahrgast auch keine Auswahl, mit welchem Betreiber ich fahren möchte. Wenn ich "Pech" habe, muss ich dann (wie im Nahverkehr) mit einem mir weniger genehmen Unternehmen fahren. Und der Steuerzahler blecht kräftig mit.

Wie soll denn ein bestellter Fernverkehr aussehen? Ich meine damit Wagenmaterial, Anzahl der Stops und Reisezeiten? Soll er zusätzlich entlang bestehender ICE-Verbindungen entstehen (um billigere Reisemöglichkeiten zu schaffen) oder Strecken erschließen, wo es keinen ICE gibt?
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

KBS 855 @ 17 Feb 2009, 17:37 hat geschrieben: Naja, von Karlsruhe nach Ulm (oder gehts nur bis Stuttgart?) ist kein Kunstwerk, das ist eine einfache RE-Linie die sich als IRE bezeichnet. Vom Komfort ist das bei weitem kein Fernverkehrsersatz und der Name IRE ist ein Witz.
Es gibt einen IRE Karlsruhe - Stuttgart (der nur 1x mehr hält als der IC und über die SFS fährt), und einen IRE Stuttgart - Ulm - Lindau der auch ungefähr im IC-Rytmus hält.
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Und beide verpassen sich in Stuttgart... (4 Min sind kein offizieller Übergang)
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Wieso sollte die Bahn einen IR ähnlichen Verkehr auf der Strecke Karlsruhe - Salzburg anbieten? Damit ein paar Sparfüchse dem IC Zuschlag entkommen können.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

ChristianMUC @ 17 Feb 2009, 18:33 hat geschrieben: Und beide verpassen sich in Stuttgart... (4 Min sind kein offizieller Übergang)
Wieso?

64min sinds...
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Hmm - waren das nicht mal 4 Minuten? Aber auch 64 Min sind reichlich suboptimal...
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

ChristianMUC @ 17 Feb 2009, 18:40 hat geschrieben: Hmm - waren das nicht mal 4 Minuten? Aber auch 64 Min sind reichlich suboptimal...
Beide fahren im 2h Takt. Der Karlsruher fährt zur ungeraden Stunde, der Lindauer fährt zur geraden Stunde. Es gibt aber auch m.W. auch HVZ-Verstärker Richtung Ulm wo dann die 4min wirklich stimmen.
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Autobahn @ 17 Feb 2009, 18:13 hat geschrieben: Während ich beim Flugverkehr oft zwischen mehreren Gesellschaften wählen kann, bin ich bei der Eisenbahn allein auf die DB AG angewiesen. Von DUS nach MUC stehen mir zwischen 6:00h und 21:00h insgesamt 21 Verbindungen mit der Lufthansa oder Air Berlin zur Verfügung. Bei der Eisenbahn sind es 13 Direktverbindungen (ICE) ausschließlich mit der DB AG. Ich finde das bedauerlich.

Bei einem bestellten Fernverkehr habe ich als Fahrgast auch keine Auswahl, mit welchem Betreiber ich fahren möchte. Wenn ich "Pech" habe, muss ich dann (wie im Nahverkehr) mit einem mir weniger genehmen Unternehmen fahren. Und der Steuerzahler blecht kräftig mit.

Wie soll denn ein bestellter Fernverkehr aussehen? Ich meine damit Wagenmaterial, Anzahl der Stops und Reisezeiten? Soll er zusätzlich entlang bestehender ICE-Verbindungen entstehen (um billigere Reisemöglichkeiten zu schaffen) oder Strecken erschließen, wo es keinen ICE gibt?
Du kannst doch die Eisenbahn nicht mit dem Flugverkehr vergleichen. Es reicht schon wenn die Bahnmanager diesen Fehler machen (naja oftmals kommen sie aus diesem Metier).
Wie stellst du dir das vor? Es gibt nicht die Kapazitäten und Trassen damit z. B. drei verschiedene EVU Fernverkehr Düsseldorf - München anbieten, außerdem wäre es unwirtschaftlich. Und wie soll das aussehen? Jeder hätte andere Preise und man könnte nicht flexibel auf einen verpassten Zug reagieren. Die Eisenbahn kann man einfach nicht mit dem Flugverkehr vergleichen.

Es wird nie einen Wettbewerb geben, wo der Kunde wählen kann, das ist auch gar nicht praktikabel. Theoretisch müsste dann jeder Anbieter auf eigener Trasse zur selben Zeit das gleiche Angebot vorlegen, damit man auch wirklich die Wahl hat.
Und Argumente "Ich muss mit einem weniger genehmen EVU fahren" sind ja wohl besonders lustig. Jedes EVU kocht nur mit Wasser und es kann einem Fahrgast total egal sein ob außen X-Bahn oder Y-Bahn steht, solange das Gesamtpaket wie Service, Sauberkeit etc. passen (also hilft hier nicht dieses ständige DB-Bashing, das absolut nicht in Ordnung ist).
Wettbewerb ist für die Aufgabenträger da, die können zwischen den besten Betreibern wählen (was sie nicht immer machen, wenn sie nur auf den Preis schauen) und das wäre auch für den Fernverkehr das beste Konzept.

Daher ist es wichtig ein sekundäres Fernverkehrsnetz aufzubauen, damit der ICE wieder ein richtiger HG-Zug wird und nicht die Halte des ehem. IR und der eingestellten IC mitbedienen muss.
Man kann attraktive Pakete schnüren, wo gute Verbindungen weniger lukrative mitziehen und so das Gesamtsystem stärken.
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Beitrag von pippo946 »

KBS 855 @ 17 Feb 2009, 19:03 hat geschrieben:

Es wird nie einen Wettbewerb geben, wo der Kunde wählen kann, das ist auch gar nicht praktikabel. Theoretisch müsste dann jeder Anbieter auf eigener Trasse zur selben Zeit das gleiche Angebot vorlegen, damit man auch wirklich die Wahl hat.
...manchmal frage ich mich, warum es in Bereichen wie Bahn und Post unbedingt Wettbewerb geben muß, denn er ist, für sich selbst betrachtet, auch wieder ineffektiv: mehrere Unternehmen halten dieselben Kapazitäten nebeneinander aufrecht.
So kommt bei meinen Eltern aufm Land zuerst der Ups-Bote, um ihnen ein Päckchen zu bringen, dann die gelbe Post, dann nachmittags der "Hermes-Bote", usw. Alle müßen, außer der gelben Post, die ALLE beliefert, extra zu ihnen rausfahren (mit Fahrer, Auto, Logistikinfrastruktur...).
Bei der Bahn ebenso: Zuerst fährt Unternehmen X nach Y-Stadt, dann der Zug von Y, dann Z... Jedes Unternehmen muß die Fahrzeuge irgendwo warten, hat eigenes Personal, etc. Letztlich entstehen hier Opportunitätskosten, deren Berechnung auch mal interessant wäre (wenn man zb. Fahrzeuge und Personal freizügiger einsetzen könnte...)
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Nightwish
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Beitrag von Nightwish »

Naja vileicht machen ja irgendwann die Privaten EVU eigene Linien im Fernverkehr! Bei Abellio wird momentan ein Komischer Kurs gefahren! Seit dem die Niederländer 100% von Abellio erworben haben Stellt Abellio ohne ende Leute ein! Wir haben jetzt schon mehr Personal als gebraucht wird! Im Mai wird wieder ein Ausbildungskurs fertig, und der nächste ist schon gebucht! Entweder wollen die im Großen Stil Personaltauschen, oder aber die haben was anderes im Sinn! <_<

Und keiner äussert sich von den Obrigen! :angry:
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

Nightwish @ 17 Feb 2009, 19:42 hat geschrieben: Naja vileicht machen ja irgendwann die Privaten EVU eigene Linien im Fernverkehr! Bei Abellio wird momentan ein Komischer Kurs gefahren! Seit dem die Niederländer 100% von Abellio erworben haben Stellt Abellio ohne ende Leute ein! Wir haben jetzt schon mehr Personal als gebraucht wird! Im Mai wird wieder ein Ausbildungskurs fertig, und der nächste ist schon gebucht! Entweder wollen die im Großen Stil Personaltauschen, oder aber die haben was anderes im Sinn!
Wie wäre es wenn Abellio mal EiB ausbilden würde, statt immer wieder diese Kurse zu fahren? Nichts gegen solche Maßnahmen zur Deckung von Minderbeständen, aber die Ausmaße sind nicht mehr lustig, das schadet dem gesamten Berufsbild. Dabei gibt es so viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, hier sollte man ansetzen und dann sollten auch mal die privaten EVU EiB ausbilden, das tun sie bis jetzt nicht, von Ausnahmen abgesehen.
Abellio wird genausowenig in den Fernverkehr einsteigen wie andere Anbieter auch, solange er eigenwirtschaftlich ist, wird es nie groß angelegten privaten Fernverkehr geben und wenn dann nur auf Strecken die auch für die DB schon lukrativ sind und niemals eingestellt würden. Davon hat die Allgemeinheit nichts.

Zur Postprivatisierung und -liberalisierung habe ich schon oft meine Meinung gesagt. Im Paketmarkt war es ja in Ordnung, aber die normale Postdienstleistung hätte man niemals privatisieren dürfen.
Wer hatte denn davon bisher Vorteile? Der Privatkunde braucht keine Auswahl zwischen drei Briefanbietern. Was nützt das wenn der Brief vielleicht 5 Cent billiger ist, wenn man 10-20 Brief im Jahr verschickt. Dafür aber verdienen die Mitarbeiter deutlich weniger, tw. auf HartzIV-Niveau, müssen aufstocken. Denn es werden ja nicht mehr Briefe versendet, es werden durch das Internet eher noch weniger und die sollen dann statt einer Firma plötzlich mehrere verteilen, da bleiben einfach die Mitarbeiter auf der Strecke.
Auch die Flächenversorgung leidet. In vielen Orten muss man auf mehrere Kilometer bis zur nächsten Postagentur fahren, die nächste richtige Postdienststelle ist noch weiter entfernt. Da verfährt man ja mehr als die paar Cent die vielleicht gespart wurden. Gerade die Post ist ein Allgemeingut dass man nicht privatisieren und liberalisieren hätte dürfen. Nicht mal in den USA hat man das so extrem gemacht wie die wirtschaftshörige EU, die die Arbeitnehmerrechte schon lange mit Füßen tritt.
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Nightwish
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Beitrag von Nightwish »

KBS 855 @ 17 Feb 2009, 20:21 hat geschrieben: Wie wäre es wenn Abellio mal EiB ausbilden würde, statt immer wieder diese Kurse zu fahren? Nichts gegen solche Maßnahmen zur Deckung von Minderbeständen, aber die Ausmaße sind nicht mehr lustig, das schadet dem gesamten Berufsbild. Dabei gibt es so viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, hier sollte man ansetzen und dann sollten auch mal die privaten EVU EiB ausbilden, das tun sie bis jetzt nicht, von Ausnahmen abgesehen.
Naja ich denke das Problem ist einfach das die Kurse in 10 Monaten fertig sind, und nen EIB 3 Jahre braucht! Ich bin da aber ganz deiner Meinung! Ich bin selnber gelernter EIB, und kann manchmal echt nur mit dem Kopf schütteln was die 10 Monatskinder alles nicht beigebracht bekommen! Für die ist Eisenbahn auf der Lok sitzen und fahren! Alles was dazu gehört lernen die gar nicht kennen! Das macht auch einfach das Bild des Eisenbahners kapput! Weil die 10 Monatskinder sind meistens nur Triebwagenfahrer und keine Eisenbahner!
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Beitrag von KBS 855 »

Nightwish @ 17 Feb 2009, 20:29 hat geschrieben: Für die ist Eisenbahn auf der Lok sitzen und fahren! Alles was dazu gehört lernen die gar nicht kennen! Das macht auch einfach das Bild des Eisenbahners kapput! Weil die 10 Monatskinder sind meistens nur Triebwagenfahrer und keine Eisenbahner!
Das ist es ja, es fehlt dann der Zusammenhang, man versteht das Eisenbahn als System nicht. Ich habe auch eine Zeit als Fahrdienstleiter gearbeitet und gerade in der EiB-Ausbildung lernt man den ganzen Eisenbahnbetrieb kennen, so versteht man sich gegenseitig. Wie oft erlebt man Tf die kein Verständnis für den Fdl aufbringen weil sie seine Tätigkeit nicht nachvollziehen können und umgekehrt gibts auch Fdl die nicht mehr den Bahnbetrieb als ganzes kennenlernen, die dann von Überwachungsgeschwindigkeiten, PZB-Beeinflussung usw. keine Ahnung haben.
Auch aus strukturpolitischer Sicht wäre es schön, gerade im Abellioland gibts ja eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, da könnte man mal Flagge zeigen und sich engagieren.
Es ist auch nichts gegen diese Kurse an sich einzuwenden, aber man sollte das nicht so extrem auf die Spitze treiben wie derzeit. Den Großteil des Personals sollte man so wie das immer war, aus den eigenen Reihen rekrutieren, z. B. eben die EiB-Ausbildung oder andere Eisenbahner, z. B. ehem. Fdl. Und danach kann man den Rest auffüllen, aber das sollte wirklich im Rahmen bleiben und man sollte Standards festlegen, denn es gibt auch je nach Ausbildungsfirma unterschiedliche Standards, hier muss man dann ein einheitliches System festlegen und die Zeiten deutlich erhöhen, damit auch der Bahnbetrieb abseits der eigenen Tätigkeit erfahren wird, das ist m. M. n. sehr wichtig, die Gesamtzusammenhänge überblicken zu können.
612 hocker
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Beitrag von 612 hocker »

Abellio wird genausowenig in den Fernverkehr einsteigen wie andere Anbieter auch, solange er eigenwirtschaftlich ist, wird es nie groß angelegten privaten Fernverkehr geben und wenn dann nur auf Strecken die auch für die DB schon lukrativ sind und niemals eingestellt würden. Davon hat die Allgemeinheit nichts.
Solange die DB ein Tarifmonopol und das Netz hat, wird es keinen ernstzunehmenden Wettbewerb im Fernverkehr geben. Wie ich schon geschrieben habe, sind viele Fernverkehrszüge nur rentabel, weil die Trassen durch den SPNV quersubventioniert werden. Laut http://www.privatbahnen.com/pdf/080920_NP_...trategie_EZ.pdf war es schon zu Bundesbahnzeiten so.
Die schnellen weißen Züge galten als rentabel und sollten durch Komplettierung des Hochgeschwindigkeitsnetzes noch rentabler werden. Defizitär waren aber die weißen Züge schon in Zeiten der Deutschen Bundesbahn. Schon damals flossen die Abgeltungen des Bundes für den Nahverkehr zum größten Teil in den vermeintlich eigenwirtschaftlichen Fernverkehr. Das hat sich bis heute nicht geändert: Der Fernverkehr der Deutschen Bahn vermag heute nur deshalb Gewinne auszuweisen, weil er in großem Umfang aus Regionalisierungsmitteln, das heißt aus Steuermitteln, quersubventioniert wird, insbesondere durch das Trassenpreissystem. Es ist so angelegt, dass zwei Drittel der Trassenerlöse der DB Netz AG von Regionalzügen stammen. „Sexy, aber pleite“ titelte die taz zum ICE.
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

612 hocker @ 17 Feb 2009, 20:48 hat geschrieben: Solange die DB ein Tarifmonopol und das Netz hat, wird es keinen ernstzunehmenden Wettbewerb im Fernverkehr geben. Wie ich schon geschrieben habe, sind viele Fernverkehrszüge nur rentabel, weil die Trassen durch den SPNV quersubventioniert werden.
Du machst es dir einfach. Glaubst du wirklich es würde abseits der gewinnbringenden Magistralen, die die DB doch heute eh schon bedient, einen privaten Fernverkehr geben? Das glaubst du doch selber nicht, da wird auch nur das gefahren, was die größten Gewinne bringt. Stattdessen muss der Fernverkehr ausgeschrieben werden und zwar in Paketen aufgeteilt, so wie das in GB längst der Fall ist. Bei uns natürlich ohne Franchise, aber in ähnlicher Weise.
612 hocker
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Beitrag von 612 hocker »

Du machst es dir einfach. Glaubst du wirklich es würde abseits der gewinnbringenden Magistralen, die die DB doch heute eh schon bedient, einen privaten Fernverkehr geben? Das glaubst du doch selber nicht, da wird auch nur das gefahren, was die größten Gewinne bringt.
Tu ich auch nicht, nur die meisten Abgeordneten im Bundestag sind der Meinung, dass sich die europäischen Staatsbahnen ab 2010 gegenseitig konkurrieren. http://www.der-fahrgast.de/Archiv/2009/200...009-1-11_14.pdf
Ferlemann äußerte die Überzeugung, dass sich das Problem des Fernverkehrs im Jahr 2010 schlagartig lösen werde. Ab 2010 dürfen ausländische Bahnen im Inland Fernverkehr anbieten. Wörtlich meinte Ferlemann: „SNCF, ÖBB, SBB, aber auch Regionalgesellschaften wie Veolia und Metronom, die nur Nahverkehr betreiben, werden in diesen Markt einsteigen.“ Und zum Beweis verwies Ferlemann auf den Güterverkehr, wo der Wettbewerb ja auch funktioniere.
Stattdessen muss der Fernverkehr ausgeschrieben werden und zwar in Paketen aufgeteilt, so wie das in GB längst der Fall ist. Bei uns natürlich ohne Franchise, aber in ähnlicher Weise.
Dann aber mit tariflicher Gleichstellung zwischen SPNV und SPFV, ähnlich der Schweiz.
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Beitrag von Nightwish »

612 hocker @ 17 Feb 2009, 20:54 hat geschrieben: Ferlemann äußerte die Überzeugung, dass sich das Problem des Fernverkehrs im Jahr 2010 schlagartig lösen werde. Ab 2010 dürfen ausländische Bahnen im Inland Fernverkehr anbieten. Wörtlich meinte Ferlemann: „SNCF, ÖBB, SBB, aber auch Regionalgesellschaften wie Veolia und Metronom, die nur Nahverkehr betreiben, werden in diesen Markt einsteigen.“ Und zum Beweis verwies Ferlemann auf den Güterverkehr, wo der Wettbewerb ja auch funktioniere.
Na dann weiß ich ja jetzt wofür die Niederländer Lokführer Bunkern!
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

612 hocker @ 17 Feb 2009, 20:54 hat geschrieben: Tu ich auch nicht, nur die meisten Abgeordneten im Bundestag sind der Meinung, dass sich die europäischen Staatsbahnen ab 2010 gegenseitig konkurrieren. http://www.der-fahrgast.de/Archiv/2009/200...009-1-11_14.pdf
Und was wird dann bedient im Wettbewerb? Auf den heutigen lukrativen ICE-Linien gibts dann evtl. einen Wettbewerb. Aber doch nicht auf den ehem. IR-Linien oder sekundäre Fernverkehrsstrecken die die DB eingestellt hat, dafür interessiert sich doch keiner, weil da die Gewinnmargen zu niedrig sind.
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Beitrag von Tequila »

Eben. Solange das komplett eigenwirtschaftlich und ohne DB-Durchtarifierung läuft, wird das nichts.

Beispiel Strecke Chemnitz - Berlin beim kürzlich eingestellten VX: Potentielle Kunden wären nicht nur Chemnitz - Riesa oder Mittweida - Berlin, sondern z.B. Plauen - Stralsund. Jedoch muß man für den Vor- und Nachlauf noch extra Fahrscheine kaufen (d.h. keine Degression und durch Addition der Preise ggf. höherer Gesamtpreis als mit durchgehendem Sparpreisangebot der DB) und verpaßt man den VX, kann man mit dem VX-Fahrschein nicht mal eben auf einen DB-Zug ausweichen.
02.05.1996 - 27.05.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
28.05.2000 - 04.11.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar - Hildesheim
05.11.2000 - 13.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Bad Harzburg - Hildesheim - Hannover
ab 14.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
Der ZGB beschloß im Rahmen des Regionalbahnkonzepts 2014+ zusammen mit der LNVG und RH das Brechen des RE 4 in Goslar zugunsten eines fahrzeugreinen Echtstundentaktes auf Bad Harzburg - Hannover!
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ pippo946

Früher hatte die Deutsche Bundespost ein Monopol auf Briefe und Pakete. Sie allein bestimmte den Preis und auch den Ausliefertermin. Da konnte der Absender bitten und betteln, selbst gegen einen erheblichen Preisaufschlag war eine Terminzustellung nicht möglich (Eilzustellungen waren nicht auf an die Uhrzeit gebunden). Nach dem Fortfall des Paketmonopols wurden auch Briefsendungen mit Terminzustellung als Paket deklariert (und berechnet) und von UPS, TNT und anderen pünktlich zugestellt.

Natürlich unterhalten die heutigen Mitbewerber der Post eigene Logistikcenter, natürlich kostet es Geld. Aber genau von diesen Mitbewerbern hat die Post gelernt, nein, sie hat das Wissen eingekauft. Und nicht nur das Wissen, eine ganze Firma (DHL) hat sie übernommen.

Tante Erna wird weiterhin zur Post laufen, um ihr Päckchen oder ihren Brief aufzugeben, die Privaten sind nur für Großversender interessant.

Seltsamerweise profitieren aber alle davon.

End of O.T.

Im Eisenbahnbereich ist das nur denkbar, wenn Netz und Betrieb konsequent getrennt würden. Dann wäre neben dem bereits liberalisierten Güterverkehr auch ein Wettbewerb im Personenfernverkehr möglich.
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