Zagreb verfügt über ein meterspuriges Tramnetz in typisch sozialistischer Ausgestaltung - das bedeutet, jeder Außenast wird von zwei oder drei Linien bedient, die dann im Stadtzentrum andere Wege nehmen. So entstehen Direktverbindungen von jedem Außenast zu jedem Ziel der Innenstadt.
Zagreb ist ein klassischer Tatra-Betrieb, T4+B4-Traktionen sowie Solo-KT4 stellen einen beträchtlichen Teil des Wagenauslaufs. Aber die neuen Niederflur-Crotrams sind auf dem Vormarsch. Ergänzend gibt es noch einige alte Tw+Bw-Traktionen aus kroatischer Produktion der 1960er Jahre, einen moderneren kroatischen Hochflur-Typen aus den 1990er Jahren sowie einige Düwag-GT6 ex Mannheim, letztere verkehren aber nurmehr zur HVZ.
Nun aber ein paar Bilder:

Der Klassiker schlechthin - T4+B4-Traktion im älteren Farbschema. 95 Trieb- und 85 Beiwagen wurden zwischen 1976 und 1983 an Zagreb ausgeliefert. Hier bei der Einfahrt Hauptbahnhof (Glavni kolodvor)

Kein Vandalismus, sondern als "Fan-Trambahn" für den Fußballverein Dinamo Zagreb ist diese Traktion gestaltet - hier am Autobusni kolodvor (ZOB)

1985 kamen 51 Wagen vom Typ KT4 zum Fuhrpark hinzu. Leider ist ein beträchtlicher Teil der KT4 mit Ganzwerbung zugekleistert. Die Wagen verkehren u.a. auf den SL 1, 9 und 13 - hier auf SL 13 an der Heinzelova

Der ganze Stolz der ZET - die neuen Niederflurzüge vom Typ "Crotram" (Hersteller Koncar, Zagreb). 105 dieser 32 Meter langen Fahrzeuge sind bereits ausgeliefert, weitere 35 folgen in den nächsten Monaten. Die Fahrzeuge sind u.a. auf den Linien 2, 4, 6, 7 und 11 zu beobachten. Das Bild verdeutlicht auch gut die Zugfolgen in der Innenstadt - teilweise gibt es richtige Staus mit 4 Kurswagen hintereinander. Hier am Autobusni kolodvor (ZOB)

Auch für Oldtimer-Fans bietet Zagreb etwas. Noch rund 15 der klassischen "Duro Dakovic"-Traktionen aus den 1960er Jahren werden vorgehalten und laufen auf den SL 2 und 12. Hier an der Heinzelova

Wieder am Autobusni kolodvor (ZOB) habe ich einen TMK 2100 eingefangen. Dieser Hochflurwagen wurde zwischen 1997 und 2003 in nur 16 Exemplaren bei Koncar in Zagreb gebaut und verkehrt ausschließlich auf SL 5. Vom Lackschema und der Frontpartie her erinnert mich der Wagen total an die R1-Prototypen in München
Leider keine Bilder gibt es von den Mannheimer Düwags, die übrigens allesamt von einer Ganzwerbung geziert werden. Sie sind mir jeweils nur im abendlichen Berufsverkehr auf der SL 13 begegnet, als es schon dunkel war. Die Mitfahrt war aber total gemütlich - dunkle Holzbestuhlung, warme Heizung, angenehm gedämpftes Licht von ohne Abdeckung in die Fassungen geschraubten Glühlampen.
Und noch ein bisserl was zur Stadt selbst: Zagreb ist in meinen Augen keine sonderlich touristische Stadt. Die Sehenswürdigkeiten (im Wesentlichen die Kathedrale am Hauptplatz und an den Pariser Montmartre erinnernde Treppen zur Oberen Stadt/Gornij grad) ist man an einem halben Tag durch, Hotels gibt es recht wenige und Gastronomie kann man mit der Lupe suchen. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, jeden Tag kroatisch essen zu gehen (sprich das, was man in Deutschland als kroatisch kennt - Cevapcici, Pljeskavica, Raznicij, in der Art). Dem hat Zagreb doppelt einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn ich habe erstmal kein einziges kroatisches Restaurant gefunden - und in einem zweiten Schritt fast gar keine Restaurants, egal welcher Art. Das einzige war ein Chinese, und darauf hatte ich keine sonderliche Lust. Italiener, Inder, Mexikaner, kroatisches Wirtshaus - alles Fehlanzeige. Die Gastronomie scheint in Zagreb nicht besonders ausgeprägt, vielleicht gibt es dort noch Frauen die selbst kochen können und vor allem wollen (das konnte ich aber leider nicht näher herausfinden

Hier mal ein bisschen Stadtbild:

Der Hauptbahnhof (Glavni = haupt, kolodvor = Bahnhof) am Abend

Bei Tageslicht und ein paar Meter weiter nördlich - das Wetter erinnerte tagsüber fast schon an Frühling, vor allem mußte ich mir einmal 3 Tage lang keinen Schneematsch anschauen


Hier die Kathedrale - leider seit einigen Jahren immer nur mit zu 50% eingerüsteten Türmen. Aber das wird auch bald bei der Frauenkirche zu München einige Jahre so aussehen


Bonusbild des Tages - die Alpen von oben
Zagreb kann ich dem geneigten Straßenbahnfreund nur wärmstens empfehlen - vor allem unter der Woche gibt es eine tolle Typenvielfalt. Auch vom Netz her ist die Stadt interessant, von klassischen Zentrumsstrecken im Straßenplanum über kurze Abschnitte durch die Fußgängerzone bishin zur schnellen Vorstadt-Trasse mit abgetrenntem Gleiskörper und sogar einer überlandmäßigen Bergstrecke gibt es alles. Und man muß sich nicht mit vielen Sehenswürdigkeiten in der Stadt selbst aufhalten

Ich hoffe, es hat ein wenig gefallen
