VAG Nürnberg erhält europaweite Auszeichnung

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Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Moin,

die VAG Nürnberg hat von den Verkehrsministern der EU eine hohe Auszeichnung bekommen:
VAG erhält europaweite Auszeichnung

Die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg erhielt den ersten Preis für besonders behindertengerechte Einrichtungen, Verkehrsleistungen und Infrastruktur in Europa.
Die Preisverleihung fand im Rahmen einer Jubiläumssitzung anläßlich der 50. Ministerratstagung der CEMT (Konferenz der Europäischen Verkehrsminister) und dem 10. Jahrestag der Erklärung der Vereinten Nationen (VN) am 23. April in Brüssel statt. Überreicht wurde der Preis von der Präsidentin der Ministerkonferenz der europäischen Verkehrsminister, Isabelle Durant, dem Präsidenten des Europaforums der Behinderten Yannis Vardakastanis und dem Generalsekretär der Ministerkonferenz des CEMT Jack Short.

2003 Das europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen
Angesichts der Bedeutung des Jahres 2003 als Europäisches Jahr der Menschen mit Behinderungen haben die Konferenz der Europäischen Verkehrsminister (CEMT) und das Europaforum der Behinderten (EDF) als Dachorganisation der Behindertenbewegung in Europa gemeinsam beschlossen, einen Wettbewerb auszuloben. Ziel war es, besonders gelungene Vorschläge für behindertengerechte Einrichtungen im Verkehrsbereich zu fördern und Initiativen zu prämieren, welche die Einbeziehung der Behinderten in alle Bereiche des Lebens anstreben und dabei die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit repräsentativen Behindertenorganisationen anerkennen und hervorheben.

Eine Jury hat die Qual der Wahl
Insgesamt beteiligten sich 56 Teilnehmer insbesondere aus dem Nahverkehrsbereich aus 16 europäischen Staaten an diesem Wettbewerb. Allein aus Deutschland bewarben sich acht Verkehrsbetriebe und die zwei Kommunen Kaiserslautern und Münster.
Eine hochkarätig besetzte Jury aus Mitgliedern des EDF, der CEMT, Behinderten und Experten nahm ab 15. Dezember 2002 die Bewerbungen entgegen und wählte unter den Teilnehmern am 05. Februar 2003 die drei Spitzenreiter aus. Zeitgleich mit Delegationen des Syndicat Mixte des Transports en Commun de l'agglomération grenobloise (SMTC), aus Grenoble/
Frankreich und des Helsinki kaupungin liikennelaitos (HKL), Helsinki/Finnland, machte sich eine Delegation der VAG Nürnberg am 05. März 2003 auf den Weg nach Paris, um in einer persönlichen Präsentation und Diskussion mit der Jury das Angebot der barrierefreien Mobilität in Nürnberg darzustellen.
Teilnehmer der Nürnberger Delegation waren:
Wolfgang Legath, Leiter Verkehrstechnikder VAG und Leiter der Delegation,
Wolfgang Lämmerzahl, Behintertenbeauftragter der VAG,
Thomas Fischer, VAG Projektmitarbeiter AGT,
Reni Pötzl, Vorsitzende des Bezirks Mittelfranken des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes e.V.(BBS) und
Iris Hübschmann Blindenanstalt Nürnberg, Mobilitätstrainerin.

Die Preisträger
Am 19. März unterrichtete die Jury die Preisträger:
Die VAG Nürnberg belegt den ersten Preis gemeinsam mit der SMTC Grenoble, gefolgt von Helsinki. Mit unter die ersten 10 Gewinner kamen die Verkehrsbetriebe München, Hannover und Dresden. Ein Sonderpreis geht darüber hinaus an den Hamburger Verkehrsverbund für die Kampagnenwoche „Mobilität für alle“.

Voraussetzungen für die Teilnahme
Die eingereichten Beiträge sollten sowohl den Leitgedanken, wie sie dem Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderungen zugrunde liegen, als auch den von der CEMT in der Resolution Nr. 2001/3 über behindertengerechte Verkehrssysteme und der Charta über den Zugang zu den Verkehrsleistungen und der Verkehrsinfrastruktur zum Ausdruck gebrachten Ansichten folgen und dabei insbesondere folgende Aspekte berücksichtigen:
Die Berücksichtigung der verschiedenen Arten von Behinderungen
Die Gewährleistung der Chancengleichheit für alle Behinderten
Die Förderung des uneingeschränkten Zugangs zu den Verkehrsmitteln in einer behinderten-freundlichen Umgebung
Die Förderung der Unabhängigkeit der Behinderten

Die Kriterien für die Preisvergabe
Die Teilnehmer sollten konkrete behindertengerechte Leistungen auf dem Gebiet der Verkehrssysteme und im Fußgängerbereich sowie eine funktionierende Partnerschaft mit allen maßgeblichen Interessengruppen nachweisen.

Die Nürnberger VAG erhält zusammen mit der SMTC, Grenoble den ersten Preis
In der Begründung zur Preisvergabe der Jury heißt es unter anderem:

„Beide mit dem ersten Preis ausgezeichneten Kandidaten, zeigten, dass sie sich über eine lange Zeit für die Verbesserung einer barrierefreien Nutzung des Personen-Nahverkehrs engagierten, denn sie haben schon vor 30 Jahren die ersten Initiativen für eine barrierefreie Mobilität ergriffen.“
„... Nürnberg bewies ein langfristiges und beispielhaftes Engagement, die Bedürfnisse behinderter Menschen an eine barrierefreie Mobilität, in die Planungen aber auch in bereits bestehende Systeme des Verkehrswesens zu integrieren. Durch die Arbeit des Behindertenbeauftragten der VAG konnte ein hoher Standard eines barrierefreien Zugangs zum Verkehrssystem Nürnbergs erreicht werden - insbesondere für blinde und sehbehinderte Fahrgäste - was dazu beitrug, dass die Stadt ganz oben auf die Liste der teilnehmenden Kandidaten kam.“
„Nürnberg und Grenoble engagierten sich beide, um ein Reisen ohne Hürden von Tür zu Tür für behinderte Menschen sicherzustellen, durch klare Reiseinformationen an unterschiedlichste Nutzergruppen, indem man beides, visuelle und akustische Hilfsmittel, einsetzt. Die Ausbildung war auch ein wichtiges Kriterium jeder Kandidatur, mit Schulungen für Verkehrsangestellte, und im Fall von Nürnberg, auch für behinderte Fahrgäste. Der Zugang zu Haltestellen und ihrer Umgebung, sind andere Bereiche, in denen die Städte, die gewonnen haben, langfristiges Engagement beim Einsatz ihrer Ressourcen und bei der Planung bewiesen.“

30 Jahre Mobilität für Behinderte
Schon seit den 70er Jahren verfolgt die VAG die systematische Ausrichtung des gesamten öffentlichen Personen-Nahverkehrs an den Bedürfnissen mobilitätsbehinderter Menschen. Diesen Weg hat die VAG von Anfang an in Kooperation mit der Kommune und mit verschiedenen Behindertenorganisationen, insbesondere dem Bayerischen Blinden- und Sehbehinderten-Bund und der Integrationsrunde Behindertenarbeit beschritten. Ziel war es, die durchgängige Umsetzung von Maßnahmen im gesamten System zu ermöglichen, um Menschen mit Behinderungen eine barrierefreie Mobilität und damit ein unabhängiges Leben zu ermöglichen.
Mit der Eröffnung der ersten U-Bahn 1972 begann die enge Zusammenarbeit mit Behindertenorganisationen. Schulungen zur Benutzung der Rolltreppen fanden statt. 1978 fiel die Entscheidung alle U-Bahnhöfe mit Aufzügen und die Knotenpunkte der U-Bahn mit Behindertentoiletten auszustatten. Dies ist bis heute einzigartig in Deutschland.
Aber nicht nur im Bereich der U-Bahnen sondern auch für die Straßenbahnen und Busse fielen bereits in den 80er Jahren Systementscheidungen sobald entsprechende Technologien vorhanden waren. Inzwischen besteht die gesamte Busflotte aus Niederflur-Fahrzeugen, davon sind 50 Busse mit Klapprampen ausgerüstet. Der Linienverkehr der Straßenbahnen erfolgt bis auf wenige Ausnahmen über niederflurige Straßenbahnen. Damit einher gehend wurden Haltestellen sowie ihr Umfeld den besonderen Bedingungen einer barrierefreien Mobilität angepaßt - ein Prozeß der noch lange nicht beendet ist.

Mobilitätsbehinderte Menschen als Maßstab
1989 initiierte die VAG eine Studie in Kooperation mit der Kommune, die zu dem Ergebnis kam, daß 20 Prozent der Bevölkerung als mobilitätsbehindert einzustufen sind. Dieser Bevölkerungsgruppe werden nicht nur Menschen mit körperlichen Behinderungen sondern auch Senioren, Eltern mit Kinderwagen oder in Begleitung von Kleinkindern und vorübergehend in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkte Menschen zugeordnet.
Diese Gruppe ist sehr inhomogen. Um sie dennoch bestmöglich zu erreichen, faßte die VAG den Grundsatz, sich künftig an den Bedürfnissen der in ihrer Mobilität schwer beeinträchtigten Menschen zu orientieren - an blinden und stark gehbehinderten Menschen.

Vom Kneeling bis zur Braille-Schrift
Die VAG orientiert sich nicht nur an technischen Neuerungen, sondern versucht permanent bestehende Systeme weiterzuentwickeln. Häufig geht es dabei um Einzelmaßnahmen wie der richtigen Positionierung von Haltestangen, die mehr Bewegungsfreiheit für Rollstuhlfahrer in U-Bahnen schaffen. Taststreifen in der U-Bahn, die zum Öffnungsknopf der Türen leiten oder das sogenannte „Kneeling“ bei Bussen, die Möglichkeit die Busse seitlich abzusenken, um das Ein- und Aussteigen zu erleichtern. Die VAG unterhält eine rund um die Uhr besetzte Fahrplanauskunft und eine elektronische Fahrplanauskunft mit einem Sprachdialogsystem.

Der Dialog als Basis
Seit über 20 Jahren ist bei der VAG ein Behindertenbeauftragter eingesetzt. Seine Aufgaben sind vielfältig. Er spricht mit den Verbänden, ist Kontaktperson und Ansprechpartner.
Die Vorschläge und die Kritik der einzelnen Vertreter der Verbände finden im frühesten Planungsstadium Eingang in die Realisation neuer Projekte.
Mitarbeiter der VAG nehmen an Meetings von Behindertenorganisationen teil. Vertreter behinderter Menschen sind auch im Fahrgastbeirat der VAG vertreten. Die VAG bietet zielgruppenorientierte Mobilitäts-Trainings für Behinderte an, aber auch Schulungen für ihre eigenen Mitarbeiter, um sie im Umgang mit behinderten Menschen zu sensibilisieren.

Die Zukunft heißt „Mobilität für alle“
Schon heute sind für die Zukunft zahlreiche Maßnahmen in Planung, die das Ziel einer durchgängig barrierefreien Mobilität für alle Bürger greifbarer machen. So sollen bis 2006 alle Straßenbahn- und Bus-Haltestellen angehoben werden, um den Einstieg für Gehbehinderte weiter zu erleichtern. Die automatisierte U-Bahn wird neue Standards setzen.

Damit ist der Preis die Würdigung einer jahrzehntelangen Arbeit, an der viele beteiligt waren - zahlreiche Vertreter der Stadt Nürnberg ebenso wie engagierte Vertreter von unterschiedlichen Behindertenorganisationen und Mitarbeiter der VAG. Gleichzeitig ist diese Auszeichnung aber auch Ansporn für die Zukunft - damit alle gleichberechtigt an ihr teilhaben können.

Gewürdigt wird die Preisverleihung auf einer Festveranstaltung am 16. Mai 2003 unter dem Motto „30 Jahre Mobilität für alle“.
(Einladungen zu der Veranstaltung gehen Ihnen gesondert zu.)
Quelle: VAG Nürnberg

Gruß

neudinho
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Beitrag von [DB] Fahrgast »

Ich möchte kein neues Thema aufmachen und finde das hier eigentlich ganz passend. In der aktuellen Ausgabe vom Warnkreuz (Zeitung von der BG) ist ein netter Bericht über die VAG drin:

VAG steht für Sicherheit, Zuverlässigkeit und Kundennähe im ÖPNV


Tante Edith meinte den Link reparieren zu müssen.
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