Anordnung von Bedienelementen im Fst

Rund um die Technik der Bahn
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Densha Otaku
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Beitrag von Densha Otaku »

Morgen :) .

Mich würde einmal interessieren, mit welcher Begründung in diversen Ländern bei Triebfahrzeugen die Bedienelemente im Führerstand - primär meine ich dabei Zugkraftsteller bzw. Fahrschalter und Bremssteller - gegensinnig angeordnet sind, abhängig von der Seite, auf der im Regelbetrieb gefahren wird. Dabei denke ich z.B. an die Re 420 der SBB, wo der Fahrschalter rechterhand angeordnet ist, das Fbv aber links - bei den SBB-Varianten des FLIRT wie auch bei italienischen Loks ebenso.

Die einzige Möglichkeit, die mir ad hoc einfallen würde, wäre, dass dies mit der Häufigkeit von Links- bzw. Rechtshändigkeit in der Bevölkerung zu tun haben könnte - wobei dann aber die Anordnung des m.E. nach stärker sicherheitsrelevanten Führerbremsventils auf der rechten Seite wie bei uns logischer wäre, da ja Rechtshänder wesentlich häufiger sind.

Vielleicht ist dies eine etwas ungewöhnliche Frage, aber möglicherweise hat ja jemand hierzu tiefergehende Informationen. Vielen Dank schon einmal! :)
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Mal mein Gedankengang dazu: Das ganze dürfte historisch noch aus der Dampflokzeit begründet sein. In der Dampflokzeit stand der Lokführer auf Strecken die im Rechtsbetrieb befahren wurden natürlich rechts, um am Kessel vorbei die Signale beobachten zu können. Dabei hat man die Bremsventive an der Wand angeordnet, weil die da schön aufgeräumt waren, und den Regler auf der linken Seite bei den anderen fürs Fahren relevanten Bedieneinrichtungen. Diese Anordnung hat man dann bei Elektroloks wohl beibehalten - auch hier dürfte eine Rolle gespielt haben, dass die verschiedenen Ventile der Bremsen schön übereinander an der Wand angeordnet werden konnten, während man den Fahrschalter gut stehend vor den Lokführer stellen konnte.

Die Bedienelemente der alten Loks waren ja nicht so wie heute süß klein ergonomisch in ein Fahrpult eingebaut, sondern ziemlich klobige Einzelbauteile. Heute kann man die relativ freizügig anordnen, damals ging das noch nicht so wirklich.

Vielleicht hat man auch den Lokführer nach rechts gesetzt, weil man so die Anordnung Lokführer rechts, Beimann links analog zur Dampflok beibehalten konnte - damals gab es ja eine sehr strikte Trennung zwischen den großen Lokführern einerseits, und den kleinen Heizern andererseits, und es war genau definiert was Lokführerseite und was Heizerseite der Lok ist.

Bei den links fahrenden Ländern gilt das ganze natürlich analog genau umgekehrt :-)

Dass man bei der Konstruktion von Führerpulten ergonomische Gesichtspunkte berücksichtigt ist jedenfalls erst eine vergleichsweise neue Überlegung, so dass ich nicht glaube dass man sich dabei Gedanken darüber gemacht hat was für Rechts- und was für Linkshänder besser ist.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Densha Otaku
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Beitrag von Densha Otaku »

Zu Dampfloks habe ich einmal gelesen, dass ein rechtshändiger Heizer auch beim Schaufeln von rechts nach links physisch und auch von der Koordination her leistungsfähiger sei, was ein weiterer Grund für die Platzierung des Lokführers auf der rechten Seite und des Heizers auf der linken gewesen sei.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Gegen die Theorie spricht aber, dass die meisten Länder Linksverkehr hatten bei der Bahn - und im Linksverkehr steht der Lokführer nunmal links, damit er die Signale sieht.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Densha Otaku
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Beitrag von Densha Otaku »

Boris Merath @ 2 Oct 2009, 13:34 hat geschrieben:Gegen die Theorie spricht aber, dass die meisten Länder Linksverkehr hatten bei der Bahn - und im Linksverkehr steht der Lokführer nunmal links, damit er die Signale sieht.
Das ist natürlich auch richtig. Von daher war es vielleicht im Falle Deutschlands und anderer Länder mit Rechtsverkehr bei der Bahn eher ein glücklicher Zufall, dass Heizer links und Lokführer rechts postiert wurden.

Wobei ich gerade aber auch an die Situation in Österreich denken musste, wo ja sowohl Links- als auch Rechtsverkehr üblich sind. Zumindest bei Dampfloks dürfte dies ja einst eher nachteilig gewesen sein, wenn z.B. eine für Linksverkehr ausgestattete Lok auf einer Strecke mit Rechtsbetrieb fuhr - während man z.B. auf einer Ellok meistenteils ja auch von der rechten Seite aus recht gut Signale am linken Streckenrand bei Linksverkehr erkennen kann.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

Zwar nicht Eisen- aber immerhin Straßen-Bahn zur Begründung:
Warum fährt man mit der linken Hand Trambahn? Ganz einfach: es kommt noch aus der vor-Bahn-Zeit, nämlich von den Pferdekutschen. Da die meisten Menschen Rechtshänder sind, ist der rechte Arm kräftiger als der linke. Deswegen ist bei den Kutschen die Kurbel für die Bremse natürlich rechts, die vergleichsweise einfach zu führenden Zügel hält der Kutscher mit links. Die ersten elektrischen Trambahnen hatten auch noch eine hand/kurbelbediente Bremse, und soimt war der elektrische Fahrschalter natürlich links.
Heutzutage wäre das natürlich alles einfacher anders zu bauen, aber aus Tradition isses halt nunmal so wies is :)

Gruß Michi
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