Europas sauberste Diesellok – Investitionen in die Zukunft
Im Werk Cottbus erhalten mehrere Hundert Cargo-Loks einen neuen Motor
(Berlin/ Mainz, April 2003) Die Deutsche Bahn wird in den nächsten Jahren ihren Triebfahrzeugpark weiter umfassend erneuern und modernisieren. Bis 2015 sollen neue Dieselloks nach und nach die Altbaulokomotiven ersetzen. Das Beschaffungsprogramm ist Teil der Fahrzeugstrategie, die das Ziel hat, das Alter der Flotte radikal zu senken und die Baureihenvielfalt abzuschaffen. Neben dem Kauf von Neufahrzeugen ist auch die Remotorisierung von älteren Lokomotiven ein fester Bestandteil der neuen Fahrzeugstrategie.
„Wirtschaftlichkeitsrechnungen haben ergeben: Die Remotorisierung bestimmter Lokomotiven ist für uns nach wie vor eine wirtschaftliche und umweltfreundliche Alternative zum Kauf von neuen Fahrzeugen“, sagte Dr. Sigrid Hegels, Leiterin Fahrzeuge bei DB Cargo. Von dem Modernisierungsprojekt verspreche sich Cargo neben einer höheren Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge auch eine deutlich gestiegene Verfügbarkeit.
Deshalb investiert DB Cargo in den nächsten Jahren rund eine halbe Milliarde Euro in die Ausrüstung verschiedener Baureihen mit modernen, schadstoffarmen Motoren. So werden für die Rangierlokbaureihen 364/365 und 290/294 sowie für die Streckenloks der Baureihen 232 gegenwärtig Modernisierungs- und Remotorisierungspläne umgesetzt.
„Die Bahn profitiert hierbei aus betriebswirtschaftlicher Sicht in mehrfacher Hinsicht: So sind bei Remotorisierungen, wenn der Allgemeinzustand der alten Fahrzeuge es zulässt, die Investitionen deutlich geringer als beim Kauf von neuen Lokomotiven“, sagte Matthias Müller, Systemverantwortlicher für Dieselloks bei der DB Systemtechnik. Die Verfügbarkeit der Fahrzeuge mit neuem Motor steige gleichzeitig aber annähernd auf das Niveau eines Neufahrzeuges. „Durch die modernen Dieselmotoren werden außerdem die Betriebs- und Instandhaltungskosten reduziert und so die Wirtschaftlichkeit der Lokomotiven verbessert. Gleichzeitig sinken bei höherer Traktionsleistung der spezifische Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen zur Entlastung und Schutz der Umwelt.“
Bis zum Jahr 2009 sollen im Fahrzeuginstandhaltungswerk Cottbus bis zu 398 Lokomotiven der Baureihe 290 und 294 (letztere mit Funkfernsteuerung) im Rahmen von planmäßigen Revisionen mit dem MTU-Dieselmotor 8 V 4000 R 41 ausgerüstet werden.. Als schwere Rangier-Diesellokomotiven werden sie bundesweit zum Rangieren in großen Rangieranlagen (z.B. Rangierbahnhof Maschen) und zum Überführen von Zügen oder Zugeinheiten eingesetzt. Bisher verfügen die Loks der Baureihe 290/294 über eine Leistung von 810 kW. Die neuen Motoren sind mit einer Traktionsleistung von 1000 kW wesentlich leistungsfähiger als bisher.
Untersuchungen haben ergeben: Der Dieselmotor 8 V 4000 R 41 der Firma MTU senkt den Ausstoß von Stickoxid, verglichen mit dem alten Motor, um mehr als 30 Prozent. Mit 7 Gramm pro Kilowattstunde liegt der Stickoxidwert gegenwärtig weit unter der bis 2008 gültigen UIC-Richtlinie UIC-2 (bisher ERRI 2003). Der neue Motor erfüllt außerdem hinsichtlich der Emissionsdaten von Kohlenwasserstoff, Kohlenmonoxid und Ruß bereits jetzt die Zulassungsrichtlinien des Internationalen Eisenbahnverbandes UIC, die erst ab 2008 gültig sind. Mit diesen besonders niedrigen Emissionswerten bei optimiertem Kraftstoffverbrauch gilt er als einer der saubersten Dieselmotoren auf europäischen Gleisen. Der neue Motor erfordert jedoch auch zahlreiche zusätzliche Änderungen und Anpassungen, die zeitgleich mit dem Motoreinbau im Werk Cottbus durchgeführt werden. Dazu gehören im Einzelnen:
Änderungen an der Kühlanlage: Der Einbau des neuen, leistungsstärkeren Dieselmotors macht gleichzeitig eine völlig neue Kühlanlage notwendig. In die Lokomotiven der BR 290/294 werden im Zuge der Remotorisierung so genannte Zweikreiskühlanlagen eingebaut, deren Kühlelemente wegen der höheren Effizienz in die beiden Komponenten Motorkühlung und Ladeluftkühlung aufgeteilt sind. Sie besteht vorrangig aus neuen Kühlerteilblöcken sowie aus einem neuen Ventilator mit Gehäuse.
Anpassung des Turbogetriebes: Zur Anpassung an die veränderte Motordrehzahl des neuen Dieselmotors sind außerdem Änderungen am vorhandenen Turbogetriebe (Typ L 206 RS) erforderlich. Diese umfassen eine Anpassung von Zahnradsätzen für den Hochgang und den Hilfsabtrieb für die Lichtanlassmaschine.
Erneuerung der Hydrostatanlage: Entsprechend den Erfordernissen der neuen Kühl- und Verdichteranlage wurde auch die Hydrostatanlage modifiziert. Diese Anlage besteht im Wesentlichen aus einer neuen Hydrostatikverstellpumpenkombination, neuen Hydrostatikkonstantmotoren, einer entsprechenden Steuerung sowie aus einem neuen Hydrostatikölbehälter und -kühler.
Erneuerung der Luftverdichter: Da die vorhandenen Luftverdichter technisch verschlissen sind und eine Ersatzteilbeschaffung nicht mehr gewährleistet werden kann, wurde hierfür ein Ersatz erforderlich. Dabei kommt ein hydrostatisch angetriebener Schraubenverdichter mit Lufttrocknungsanlage zum Einsatz.
In einem zweiten groß angelegten Modernisierungsprogramm sollen mehrere Hundert Lokomotiven der Baureihe 364 und 365 im Werk Chemnitz und ab Mitte des Jahres im Werk Cottbus remotorisiert werden. Bis zum Jahr 2008 werden die Loks mit neuen kraftstoffoptimierten und umweltfreundlichen Dieselmotoren vom Typ 3412DITA der Firma Caterpillar zu den Serien 362 und 363 umgerüstet. Parallel zur Installation des neuen Motors werden die Kompressoranlagen für die Bremslufterzeugung sowie der Hydrostatantrieb für die Kühlerluftanlage erneuert.
Bei den Serien 364 und 365 handelt es sich wie bei den Baureihen 290 und 294 um dieselhydraulische Rangierlokomotiven, die mit einer Leistung von 480 kW jedoch nicht zu den schweren Rangierloks gehören. Sie werden neben der Bereitstellung von Reisezugwagen vor allem auf kleineren Rangierbahnhöfen für das Rangieren von Güterwagen und in der so genannten Anschlussbedienung eingesetzt.
Noch bis Ende diesen Jahres erhalten 64 Lokomotiven der Baureihe 232, ebenfalls im Fahrzeuginstandhaltungswerk Cottbus, einen neuen Motor. Die Streckenlokomotiven, bei denen die Leistungsübertragung auf elektrischem Weg erfolgt, wird deutschlandweit für den Transport von Güterzügen im nichtelektrifizierten Bereich eingesetzt. Die Leistung der Lokomotiven beträgt vor und nach der Remotorisierung rund 2200 kW. Mit dem russischen Dieselmotor 12D49 werden die Loks zur Baureihe 233 umgerüstet. Neben der Optimierung des Kraftstoffverbrauchs sowie der Senkung der Schadstoffemissionen stellt die Remotorisierung für die Baureihe 232 einen Innovationssprung hinsichtlich der Lok-Elektrik dar. Denn gleichzeitig mit dem Einbau der neuen Motoren wird ein Großteil der alten, teilweise stark störanfälligen Elektrik, z.B. Verkabelungen, Schützen oder Schalter modernisiert.
Klingt für mich als relativen Laien gar nicht mal schlecht...