Vernachlässigte Wartung bei ICE
Hallo!
Gestern ging es bei Kontraste mal wieder um die Bahn. Laut diesem Bericht sollen vernachlässigte Wartungen für Verspätungen im Fernverkehr verantwortlich sein.
Anscheinend schlägt der Bericht Wellen, denn auf der web.de- Startseite bin ich eben hierauf gestoßen. Mal abwarten, ob das jetzt ein großes Thema wird!
Gestern ging es bei Kontraste mal wieder um die Bahn. Laut diesem Bericht sollen vernachlässigte Wartungen für Verspätungen im Fernverkehr verantwortlich sein.
Anscheinend schlägt der Bericht Wellen, denn auf der web.de- Startseite bin ich eben hierauf gestoßen. Mal abwarten, ob das jetzt ein großes Thema wird!
Schon ein starkes Stück, aber es deckt sich mit meinen Erfahrungen und Beobachtungen über die letzten Jahre. Zwar kontrolliere ich keine Bremsen bevor ich mit einem Zug fahre, aber der äussere und innere Eindruck eines Zuges lässt oft auch gewisse Schlüsse zu.
Hartmut, Hartmut, wohin hast du uns gespart?
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Schönen guten Morgen!!!!! :rolleyes:
Auch schon gemerkt? Ist ja nicht so, als wenn das schon seit Monaten bekannt wäre...
Man hat den fatalen Fehler gemacht, im Sommer, nach dem man die "Achsen des Bösen" bei ICE 3 und T halbwegs wieder im Griff hatte, umgehend den Normalfahrplan wieder (weitesgehend) aufzunehmen. Lieber hätte man sich bis zum Fahrplanwechsel im Dezember zeitgelassen und aus einer entspannteren Fahrzeugverfügbarkeit heraus, dafür gesorgt, dass man die gesamte Flotte wieder auf ein ordentliches Wartungslevel bringt. Eigentlich hättes nämlich jedem klar sein müssen, dass ICE 1 und 2, die in den Monaten zuvor zwangsläufig auf Verschleiß gefahren wurden, irgendwann vermehrt schlapp machen würden.
Das ganze System mit den planmäßigen Ersatz-IC hatte sich ja im Laufe des Jahres halbwegs eingespielt und der Fahrgast war darauf eingestellt. Sattdessen fährt man nun seit Monaten ad hoc-Ersatzzüge, was das ganze System wesentlich anfälliger macht.
Ab dem 18.01. ist nun wieder ein planmäßiges Ersatzkonzept aufgelegt worden um alle Züge wieder in Ordnung zu bringen. Befristet allerdings bis zum 28.02.. Wer glaubt, dass das reicht... Zu diesem Zweck sind auch wieder Loks von MRCE angemietet worden. Allerdings gehen nun auch zunehmend die Wagen aus...
Mal abwarten. Die Maßnahme jetzt geht wenigstens in die richtige Richtung.
Auch schon gemerkt? Ist ja nicht so, als wenn das schon seit Monaten bekannt wäre...
Man hat den fatalen Fehler gemacht, im Sommer, nach dem man die "Achsen des Bösen" bei ICE 3 und T halbwegs wieder im Griff hatte, umgehend den Normalfahrplan wieder (weitesgehend) aufzunehmen. Lieber hätte man sich bis zum Fahrplanwechsel im Dezember zeitgelassen und aus einer entspannteren Fahrzeugverfügbarkeit heraus, dafür gesorgt, dass man die gesamte Flotte wieder auf ein ordentliches Wartungslevel bringt. Eigentlich hättes nämlich jedem klar sein müssen, dass ICE 1 und 2, die in den Monaten zuvor zwangsläufig auf Verschleiß gefahren wurden, irgendwann vermehrt schlapp machen würden.
Das ganze System mit den planmäßigen Ersatz-IC hatte sich ja im Laufe des Jahres halbwegs eingespielt und der Fahrgast war darauf eingestellt. Sattdessen fährt man nun seit Monaten ad hoc-Ersatzzüge, was das ganze System wesentlich anfälliger macht.
Ab dem 18.01. ist nun wieder ein planmäßiges Ersatzkonzept aufgelegt worden um alle Züge wieder in Ordnung zu bringen. Befristet allerdings bis zum 28.02.. Wer glaubt, dass das reicht... Zu diesem Zweck sind auch wieder Loks von MRCE angemietet worden. Allerdings gehen nun auch zunehmend die Wagen aus...
Mal abwarten. Die Maßnahme jetzt geht wenigstens in die richtige Richtung.
Die Zeit äußerst sich generell zum Winter bei der Bahn.
http://www.zeit.de/2010/03/Eisenbahn-und-W...Winter?page=all
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- Boris Merath
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Also erstmal: Kontraste skandaliert in diesem Beitrag schon ziemlich. Wenn bei einem ICE die Bremse an einem Drehgestell abgeschaltet ist, dann ist das sicher unschön, aber aus Gründen der Sicherheit nicht wirklich ein Problem, so viel macht die eine Bremse dann auch nicht aus. Und wenn der ICE mit 250 auf nen Baum oder ne Schafherde zufährt - mei, dann prallt er mit einer Bremse weniger halt mit 205km/h statt mit 200km/h auf, das ist dann auch schon egal.
Generell, was das Programm Reset betrifft bin ich schonmal gespannt was das wird - ich denke, eine dauerhaft höhere Wartungskapazität wäre sinnvoller als punktuell erhöhte Wartung. Speziell frage ich mich bei dem Programm, mit welcher Werkstattkapazität die das eigentlich machen wollen - mit extra dafür ausgeliehenen Arbeitern, die noch nie zuvor nen ICE von innen gesehen haben?
Generell, was das Programm Reset betrifft bin ich schonmal gespannt was das wird - ich denke, eine dauerhaft höhere Wartungskapazität wäre sinnvoller als punktuell erhöhte Wartung. Speziell frage ich mich bei dem Programm, mit welcher Werkstattkapazität die das eigentlich machen wollen - mit extra dafür ausgeliehenen Arbeitern, die noch nie zuvor nen ICE von innen gesehen haben?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Ich weiß ja nicht was du von Beruf bist - ich bezeichne deine Berufsgruppe jetzt mal in ihrer Gesamtheit als Ahnungslos.c-a-b @ 15 Jan 2010, 15:12 hat geschrieben: Es ist nicht nur ein "normaler Winter", sondern auch die Folge des Kaputtsparens und der ahnungslosen BWL-Nieten, die sich unglückseligerweise bei der Bahn wie die Karnickel vermehren, wie die Zeit so schön schreibt.
Da sollte man schon mal dauerhaft Personal aufstocken statt abbauen. Für den Betrieb der neuen Ultraschall-Radsatz-Prüfanlagen hat man ja auch 135 neue Mitarbeiter eingestellt und will das noch auf 150 erhöhen. Da muss noch mehr geschehen...Boris Merath @ 15 Jan 2010, 17:08 hat geschrieben: Speziell frage ich mich bei dem Programm, mit welcher Werkstattkapazität die das eigentlich machen wollen - mit extra dafür ausgeliehenen Arbeitern, die noch nie zuvor nen ICE von innen gesehen haben?
Gott sei Dank, Lufthansa hat nicht so gemanagt wie DB.
In ICE treffe ich manchmal defekte Trenntüre zwischen Sitzgruppe und Außentüre. Sollen wir das tolerieren?
Sollte unvorhergesehene Entgleisung durch ICE und wir stecken fest. Und wegen der verdammte Trenntüre
müssten wir noch draufgehen? Wenn ihr meint, ich mache blöde Gedanke. Was ist besser: Mögliche Problem
gleich stopfen statt später bis es passiert und dann reagieren??
Nicht nur KONTRASTE berichtet über Probleme der Bahn, sondern viele Presse reden darüber... Ich bin gespannt,
welche Kurs der DB dann nimmt?
In ICE treffe ich manchmal defekte Trenntüre zwischen Sitzgruppe und Außentüre. Sollen wir das tolerieren?
Sollte unvorhergesehene Entgleisung durch ICE und wir stecken fest. Und wegen der verdammte Trenntüre
müssten wir noch draufgehen? Wenn ihr meint, ich mache blöde Gedanke. Was ist besser: Mögliche Problem
gleich stopfen statt später bis es passiert und dann reagieren??
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welche Kurs der DB dann nimmt?
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Meine Rede... solche Kleinigkeiten können tödlich enden! Also auch raus mit Rentnern und allem anderen was "bremst".Dol-Sbahn @ 15 Jan 2010, 18:39 hat geschrieben: Gott sei Dank, Lufthansa hat nicht so gemanagt wie DB.
In ICE treffe ich manchmal defekte Trenntüre zwischen Sitzgruppe und Außentüre. Sollen wir das tolerieren?
Sollte unvorhergesehene Entgleisung durch ICE und wir stecken fest. Und wegen der verdammte Trenntüre
müssten wir noch draufgehen? Wenn ihr meint, ich mache blöde Gedanke. Was ist besser: Mögliche Problem
gleich stopfen statt später bis es passiert und dann reagieren??
Nicht nur KONTRASTE berichtet über Probleme der Bahn, sondern viele Presse reden darüber... Ich bin gespannt,
welche Kurs der DB dann nimmt?
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB
Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Jetzt mal ein bißchen unaufgeregter und systematischer. Die Wartung der Eiszüge erfolgt durch DB Fernverkehr in den Werken Hamburg-Eidelstedt (401, 605), München (403, 411), Berlin-Rummelsburg (402) und Frankfurt-Griesheim (406, 415). Natürlich auch untereinander in gewissem Grad tauschbar. Weitere Werke können daran beteiligt sein, so wurde z.B. das Redesign der 801-804 im ehem. AW Nürnberg durchgeführt.
Auch für ICE-Fahrzeuge gibt es Untersuchungsfristen und Wartungsrichtlinien. Und es ist davon auszugehen, daß diese in ihren wesentlichen und sicherheitsrelevanten Teilen auch genau und
vollständig eingehalten werden, sonst hätte das EBA in seiner derzeitigen Verfassung schon den Bannfluch über die ICE-Flotte gesprochen.
Was also ist passiert ? Der Auslöser war sicherlich die Notwendigkeit aufgrund der Geschehnisse in Köln die Baureihen 403, 406, 411 und 415 in kürzeren Abständen als seither in den Werkstätten zu haben, Stichwort Ultraschallprüfung der Achsen. Damit nahm die Verfügbarkeit dieser Baureihen für den Zugdienst erstmal ab. Im Lauf der Zeit richteten sich die Mitarbeiter von DB Fernverkehr aber darauf ein, bastelten hier eine Ersatzgestellung, drehten hier einen Umlauf anders. Nicht alles muß unbedingt ja immer eine bestimmte Baureihe sein. Natürlich gibt es Zwänge, so ist die SFS Köln - Rhein/Main eben nur mit 403 und 406 zu bewältigen, für den Umlauf nach Amsterdam, Brüssel und/oder Paris sollte es schon ein 406 sein, und wenn man von Berlin her kommend in Hamm flügeln soll in zwei Zugteile "Ruhr" und "Wupper" ist ein 401 doch etwas ungeschickt. Aber alles, was irgendwie mit den knappen Mitteln an Löchern stopfbar war, wurde auch irgendwie gestopft.
Da war jetzt der entscheidende Punkt: Knappe Mittel. Für den derzeit als ICE zu fahrenden Leistungsumfang ist sowohl die Fahrzeugflotte zu klein dimensioniert als auch die Werkstattkapazität nicht ausreichend bemessen. Es ist wie mit den Löchern im Deich bei Hochwasser: Zunächst reichen die Stopfen und Sandsäcke aus, aber irgendwann ist der Wasserdruck eben schneller und stärker. Die reduzierte Verfügbarkeit von 403, 406, 411, 415 belastete zwangsläufig die restlichen Baureihen stärker. Und diese Belastung war bei 401 und 402 (von 101, 120 etc.pp. mal ganz zu schweigen) nicht unbedingt dazu geeignet, die Störungsanfälligkeit und Verschleißquote zu senken. Nach dem was-weiß-ich-wie-vielten "wichtig, laßt alles andere liegen und stehen - Alarm" fingen die überarbeiteten Werkstätten eben auch an, verschiebbare Dinge zu verschieben. Was solls, ob die Lampe oder das Handwaschbecken repariert sind, Hauptsache der Zug kann wieder schnell raus auf Strecke.
Und jetzt wurde es Winter. Das hat jetzt nichts mit Freakdiskussionen über alt-vs-neu zu tun, Winter bringt mit anderem Wetter auch andere Belastungen für die Fahrzeuge mit sich. Einmal Bugklappen und Kupplung warten bei 402/808 ? Gerne, aber erst wenn er enteist ist. Einmal Achsen schallen beim 403 ? Ja, aber erst bei Raumtemperatur. Zusätzliche Standzeiten kommen hinzu, der schmale Einsatzbestand wird zwangsläufig noch enger.
Es ist die alte Geschichte von der Waage - egal, wie solide und schwer das Gewicht auf der einen Seite scheinen mag, durch Hinzufügen von genug Sandkörnchen auf der anderen Seite kippt die Waage irgendwann unausweichlich. Und DB Fernverkehr hat derzeit letztendlich den Strom der Sandkörner nicht mehr wirklich vollständig unter Kontrolle.
Ach so, die Geschichte mit der angeblichen Schlamperei bei sicherheitsrelevanten Instandhaltungen ? Nochmals, wäre dies auch nur ansatzweise Realität, würde das EBA besondes jetzt schleunigst dafür sorgen, daß ab morgen kein einziger ICE mehr unterwegs ist. Nur für die Medien, die letztendlich ja der von ihnen selbst geschaffenen Erwartungshaltung "Bahn = böse" entsprechen müssen, sind finstere Neuigkeiten wie immer die besten, quotenreichsten Neuigkeiten. Wenn die Eisenbahner ihre Arbeit sauber, ordentlich und professionell erledigen (und die meisten von Ihnen tun dies auch unter widrigen Umständen !) ist das keine Schlagzeile. "Schlamperei bei ICE-Wartung" zieht einfach besser.
Was passieren muß, damit es wieder besser wird ? Kurzfristig ist eine schonungslose Netzanalyse nötig, wo unbedingter ICE-Einsatz notwendig ist (also die SFS'en) und wo Ersatzzüge ggf. ausreichen. Das kann auch heißen, für einen Zeitraum Zugläufe zu brechen. Hannover-Bremen muß nicht von einem 402 gefahren werden, Hannover-Würzburg aber sehr wohl. Die Fahrzeuggestellung für die Ersatzzüge wird allerdings erfordern, nochmals zahlreiche Waggons erneut zu fristen, so noch möglich. Traktionsmittel können Tauri von MRCE und ÖBB sein, so noch zu haben. Ehrlicherweise sollten Ersatzzüge dann auch grundsätzlich nur als IC bepreist sein.
Langfristig wird man nicht drumrumkommen, entweder die Zahl der ICE-Leistungen etwas zu verkleinern (auch wenn mancher Provinzfürst dann traurig ist) oder den Fahrzeugbestand zu vergrößern. Hallo Fernverkehr, ruhig ein paar 407 mehr bestellen ! Und außerdem bedarf es einem Aufrüsten der Werkstattkapazitäten. Dortmund-Spähenfelde ist so ein Stichwort, Köln-Deutzerfeld ist ein weiteres. Beides Betriebsbahnhöfe, die täglich ICE sehen und doch keine ICE-Werke im engeren Sinne sind.
Der Weg zurück in die Sonne ist ohne Zweifel langwierig, teuer und mühselig. Aber unmöglich ist er nicht.
Auch für ICE-Fahrzeuge gibt es Untersuchungsfristen und Wartungsrichtlinien. Und es ist davon auszugehen, daß diese in ihren wesentlichen und sicherheitsrelevanten Teilen auch genau und
vollständig eingehalten werden, sonst hätte das EBA in seiner derzeitigen Verfassung schon den Bannfluch über die ICE-Flotte gesprochen.
Was also ist passiert ? Der Auslöser war sicherlich die Notwendigkeit aufgrund der Geschehnisse in Köln die Baureihen 403, 406, 411 und 415 in kürzeren Abständen als seither in den Werkstätten zu haben, Stichwort Ultraschallprüfung der Achsen. Damit nahm die Verfügbarkeit dieser Baureihen für den Zugdienst erstmal ab. Im Lauf der Zeit richteten sich die Mitarbeiter von DB Fernverkehr aber darauf ein, bastelten hier eine Ersatzgestellung, drehten hier einen Umlauf anders. Nicht alles muß unbedingt ja immer eine bestimmte Baureihe sein. Natürlich gibt es Zwänge, so ist die SFS Köln - Rhein/Main eben nur mit 403 und 406 zu bewältigen, für den Umlauf nach Amsterdam, Brüssel und/oder Paris sollte es schon ein 406 sein, und wenn man von Berlin her kommend in Hamm flügeln soll in zwei Zugteile "Ruhr" und "Wupper" ist ein 401 doch etwas ungeschickt. Aber alles, was irgendwie mit den knappen Mitteln an Löchern stopfbar war, wurde auch irgendwie gestopft.
Da war jetzt der entscheidende Punkt: Knappe Mittel. Für den derzeit als ICE zu fahrenden Leistungsumfang ist sowohl die Fahrzeugflotte zu klein dimensioniert als auch die Werkstattkapazität nicht ausreichend bemessen. Es ist wie mit den Löchern im Deich bei Hochwasser: Zunächst reichen die Stopfen und Sandsäcke aus, aber irgendwann ist der Wasserdruck eben schneller und stärker. Die reduzierte Verfügbarkeit von 403, 406, 411, 415 belastete zwangsläufig die restlichen Baureihen stärker. Und diese Belastung war bei 401 und 402 (von 101, 120 etc.pp. mal ganz zu schweigen) nicht unbedingt dazu geeignet, die Störungsanfälligkeit und Verschleißquote zu senken. Nach dem was-weiß-ich-wie-vielten "wichtig, laßt alles andere liegen und stehen - Alarm" fingen die überarbeiteten Werkstätten eben auch an, verschiebbare Dinge zu verschieben. Was solls, ob die Lampe oder das Handwaschbecken repariert sind, Hauptsache der Zug kann wieder schnell raus auf Strecke.
Und jetzt wurde es Winter. Das hat jetzt nichts mit Freakdiskussionen über alt-vs-neu zu tun, Winter bringt mit anderem Wetter auch andere Belastungen für die Fahrzeuge mit sich. Einmal Bugklappen und Kupplung warten bei 402/808 ? Gerne, aber erst wenn er enteist ist. Einmal Achsen schallen beim 403 ? Ja, aber erst bei Raumtemperatur. Zusätzliche Standzeiten kommen hinzu, der schmale Einsatzbestand wird zwangsläufig noch enger.
Es ist die alte Geschichte von der Waage - egal, wie solide und schwer das Gewicht auf der einen Seite scheinen mag, durch Hinzufügen von genug Sandkörnchen auf der anderen Seite kippt die Waage irgendwann unausweichlich. Und DB Fernverkehr hat derzeit letztendlich den Strom der Sandkörner nicht mehr wirklich vollständig unter Kontrolle.
Ach so, die Geschichte mit der angeblichen Schlamperei bei sicherheitsrelevanten Instandhaltungen ? Nochmals, wäre dies auch nur ansatzweise Realität, würde das EBA besondes jetzt schleunigst dafür sorgen, daß ab morgen kein einziger ICE mehr unterwegs ist. Nur für die Medien, die letztendlich ja der von ihnen selbst geschaffenen Erwartungshaltung "Bahn = böse" entsprechen müssen, sind finstere Neuigkeiten wie immer die besten, quotenreichsten Neuigkeiten. Wenn die Eisenbahner ihre Arbeit sauber, ordentlich und professionell erledigen (und die meisten von Ihnen tun dies auch unter widrigen Umständen !) ist das keine Schlagzeile. "Schlamperei bei ICE-Wartung" zieht einfach besser.
Was passieren muß, damit es wieder besser wird ? Kurzfristig ist eine schonungslose Netzanalyse nötig, wo unbedingter ICE-Einsatz notwendig ist (also die SFS'en) und wo Ersatzzüge ggf. ausreichen. Das kann auch heißen, für einen Zeitraum Zugläufe zu brechen. Hannover-Bremen muß nicht von einem 402 gefahren werden, Hannover-Würzburg aber sehr wohl. Die Fahrzeuggestellung für die Ersatzzüge wird allerdings erfordern, nochmals zahlreiche Waggons erneut zu fristen, so noch möglich. Traktionsmittel können Tauri von MRCE und ÖBB sein, so noch zu haben. Ehrlicherweise sollten Ersatzzüge dann auch grundsätzlich nur als IC bepreist sein.
Langfristig wird man nicht drumrumkommen, entweder die Zahl der ICE-Leistungen etwas zu verkleinern (auch wenn mancher Provinzfürst dann traurig ist) oder den Fahrzeugbestand zu vergrößern. Hallo Fernverkehr, ruhig ein paar 407 mehr bestellen ! Und außerdem bedarf es einem Aufrüsten der Werkstattkapazitäten. Dortmund-Spähenfelde ist so ein Stichwort, Köln-Deutzerfeld ist ein weiteres. Beides Betriebsbahnhöfe, die täglich ICE sehen und doch keine ICE-Werke im engeren Sinne sind.
Der Weg zurück in die Sonne ist ohne Zweifel langwierig, teuer und mühselig. Aber unmöglich ist er nicht.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Ich hätte vielleicht noch ergänzen sollen, daß der Weg zurück zu Zuverlässigkeit und Qualität bei aller Mühsal für DB Fernverkehr auch alternativlos ist. Denn wenn das nachhaltig vergeigt wird, haben Locomore, SNCF & Co. einen Traumeinstand, der nachwirkt.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Könnte es sein, dass der Zug im wahrsten Sinne des Wortes für die DB schon "abgefahren" ist?146225 @ 15 Jan 2010, 23:04 hat geschrieben:Ich hätte vielleicht noch ergänzen sollen, daß der Weg zurück zu Zuverlässigkeit und Qualität bei aller Mühsal für DB Fernverkehr auch alternativlos ist. Denn wenn das nachhaltig vergeigt wird, haben Locomore, SNCF & Co. einen Traumeinstand, der nachwirkt.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
- Michi Greger
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- Registriert: 06 Sep 2002, 22:06
- Wohnort: mehrfach
@146225: Wahre Worte! Die Presse bauscht echt viel auf... Wie oft haben wir denn "ICE´s heute pünktlich" gehört?
Ist genauso spannend wie: "Flugzeug sicher in München gelandet" oder "Schiffe erreichen sicher den Hafen"...
Leider wurde wie so oft an der falschen Stelle gespart, jetzt rächt sich das. Hoffentlich wird aus den Fehlern gelernt und da hat der verschobene Börsengang doch etwas Druck aus dem Unternehmen genommen. Hoffe ich zumindest...
Leider sind solche Meldungen und Probleme Wasser auf die Mühlen der Bahngegner aller Art!
Ist genauso spannend wie: "Flugzeug sicher in München gelandet" oder "Schiffe erreichen sicher den Hafen"...

Leider wurde wie so oft an der falschen Stelle gespart, jetzt rächt sich das. Hoffentlich wird aus den Fehlern gelernt und da hat der verschobene Börsengang doch etwas Druck aus dem Unternehmen genommen. Hoffe ich zumindest...
Leider sind solche Meldungen und Probleme Wasser auf die Mühlen der Bahngegner aller Art!

I´ve seen the future, brother:
it is murder.
(L.Cohen, The Future)
it is murder.
(L.Cohen, The Future)
Es wird immer noch der Börsengang angestrebt. Vor diesem Hintergrund fällt es mir sehr schwer, an eine Trendwende zu glauben. Ich geh davon aus, dass man auch in naher Zukunft den Betrieb auf Kosten der Substanz fahren wird. Vielleicht nicht so extrem wie Mehdorn. Aber prinzipiell nicht anders.146225 @ 15 Jan 2010, 22:41 hat geschrieben: Der Weg zurück in die Sonne ist ohne Zweifel langwierig, teuer und mühselig. Aber unmöglich ist er nicht.
Das andere Ende der medialen Dramatisierung erlebt man dann zum Beispiel gerade hier ICE 524. Fahrgäste die mit vor Schreck erstarrten Gesichtern auf ihren Plätzen sitzen und in dem Klappern der aufgeworfenen Schneebrocken unter dem Zug gleich um die Sicherheit fürchten und sich schon in Montabaur auf die A3 rutschen sehen, während das Zugpersonal alles tut, um zu beruhigen.
Ja. Im Westerwald war es wettermäßig allerdings auch wirklich ziemlich heftig. Das klingt auch wahrlich nicht unbedingt toll und bekommt dem Fahrzeug mitunter auch nicht besonders gut. Der ICE 500, der uns voraus ist, hatte wohl sogar leichte Probleme. Fährt aber auch wieder.
Durch die - auch laut der vermeintlich seriösen Presse - in den Raum geworfenen Sicherheitsmängel, bekommen viele Fahrgäste sowas in den völlig falschen Hals und bewerten Situation erheblich über. Das Ergebnis ist Massenhysterie mit mitunter - betrieblich - fatalen Folgen, weil wegen jeder Kleinigkeit Züge so zum Halten gebracht werden.
Auch wenn der Fall etwas anders lag, aber besonders extrem war dieses Phänomen 2006 nach den Kofferbomben von Köln zu beobachten, wo wegen dem belanglosesten Klappern oder Ticken ganze Züge geräumt wurden.
Wenn sich die Medien mal wieder aufs Aufklären beschränken würden, anstatt mit reißerischen Formulierungen Auflage zu machen, wäre vielen - nicht nur in Sachen Bahn (was war noch gleich die Schweinegrippe?) - erheblich geholfen.
Durch die - auch laut der vermeintlich seriösen Presse - in den Raum geworfenen Sicherheitsmängel, bekommen viele Fahrgäste sowas in den völlig falschen Hals und bewerten Situation erheblich über. Das Ergebnis ist Massenhysterie mit mitunter - betrieblich - fatalen Folgen, weil wegen jeder Kleinigkeit Züge so zum Halten gebracht werden.
Auch wenn der Fall etwas anders lag, aber besonders extrem war dieses Phänomen 2006 nach den Kofferbomben von Köln zu beobachten, wo wegen dem belanglosesten Klappern oder Ticken ganze Züge geräumt wurden.
Wenn sich die Medien mal wieder aufs Aufklären beschränken würden, anstatt mit reißerischen Formulierungen Auflage zu machen, wäre vielen - nicht nur in Sachen Bahn (was war noch gleich die Schweinegrippe?) - erheblich geholfen.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Regionalzug, der letzte Woche etwa eine Stunde Verspätung hatte weil Fahrgäste "komische Geräusche" gehört haben. Und bis das mal untersucht ist... Ende vom Lied - sind halt drei Eiszapfen beim Beschleunigen abgefallen. <_<
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Das gefällt mir deine Einstellung überhaupt nicht!chris232 @ 17 Jan 2010, 15:03 hat geschrieben: Und bis das mal untersucht ist... Ende vom Lied - sind halt drei Eiszapfen beim Beschleunigen abgefallen. <_<
Du beklagst darüber. Nehmen wir an, man ignoriert das "komische Geräusch" und es kommt zu Entgleisung mit viele Tode.
Nach Ermittlung hätte ein Fahrgast das komische Geräusch gleich melden soll, damit es keine Katastrophe kommt.
Was sagst du nun jetzt???
[img]http://www.dolbrother.de/sign.jpg[/img]
Nu mach mal halblang! Ich hab nie gefordert, dass man einfach über alles hinwegsehen sollte. Aber es fehlt nicht mehr viel, bis Fahrgäste 'ne Flachstelle melden, sich dafür erst mal ein halbes BW per Auto zum Zug bewegt da man sicherheitshalber den Bahnverkehr in 100km Umgebung stillgelegt hat und nach einer vor Ort durchgeführten HU und Austausch der Gleise der Verkehr nach 2 Wochen wieder aufgenommen wird... Irgendwo muss auch mal wieder gut sein.Dol-Sbahn @ 17 Jan 2010, 15:14 hat geschrieben: Das gefällt mir deine Einstellung überhaupt nicht!
Du beklagst darüber. Nehmen wir an, man ignoriert das "komische Geräusch" und es kommt zu Entgleisung mit viele Tode.
Nach Ermittlung hätte ein Fahrgast das komische Geräusch gleich melden soll, damit es keine Katastrophe kommt.
Was sagst du nun jetzt???![]()
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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