Über den Stress deutscher Triebfahrzeugführer
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Es war so um 1972, der Fahrer meines Bundeswehr-LKW weigerte sich, für meine Notdurft anzuhalten. Also stellte ich mich während der Fahrt auf das Trittbrett ...........Bayernlover @ 20 Jan 2010, 16:46 hat geschrieben:"Zur Not pinkeln sie in den Kaffeebecher"![]()
Zustände sind das, im Jahre 2010...
An die Tfs hier im Forum: Hat man in dem Beitrag die Extrembeispiele herausgenommen oder ist es der Alltag der hier abgebildet wird?
Den Rest könnt Ihr Euch denken. Ich hatte aber Erfolg

Aber der Link ist nur die Spitze des Eisbergs.
http://www.amazon.de/Schwarzbuch-Deutsche-.../dp/3570100367/
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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In der 232er gibt's glaube ich als russische Lösung so ein "Pinkelloch" im Maschinenraum, wo mann während einem kurzen Stop mal dezent kann ohne die Lok verlassen zu müssen. :rolleyes: Manche sollen ja auch in andere Behältnisse pinkeln, aber das lassen wir lieber.
Was ich aber nicht ganz verstanden habe, gestern abend bei Markus Lanz ging's wieder um das Thema. Warum soll ein "Hightechzug wie ein ICE" kein WC für den Lokführer haben? Natürlich hat der vorne in der Lounge kein WC und auch kein "Pinkelloch", aber warum sollte der nicht ein WC im Zug nutzen können, man kommt ja in allen Typen nach hinten durch? Natürlich geht das während der Fahrt nicht, aber da würde es auch nicht helfen, wenn der Lokführer sein eigenes WC am Führerstand hätte. Wenn einfach nie Zeit dafür ist, kann ja das Fahrzeug nichts dafür!?
Wieder ein Argument mehr für einen doppelt besetzten Führerstand. Vielleicht sollte man mal Tests mit schlafenden Lokführern machen, die im Schlaf die Sifa betätigen, vielleicht schaltet sich dann das EBA ein und schreibt die Doppeltbesetzung (wieder) vor. Ui, das gäbe sicher auch ein lustiges Chaos, Arbeitszeiten über 24 Stunden am Tag verlängern geht ja nicht. Es bringt aber nix, wenn es wirklich öfter vorkommt, dass schlafende Lokführer den Zug fahren und nicht wissen wie sie nach XY gekommen sind. :unsure:
Vielleicht sollte man die Züge öfter mal rauswinken:
http://www.youtube.com/watch?v=iN7naLLeB0A...feature=related
Was ich aber nicht ganz verstanden habe, gestern abend bei Markus Lanz ging's wieder um das Thema. Warum soll ein "Hightechzug wie ein ICE" kein WC für den Lokführer haben? Natürlich hat der vorne in der Lounge kein WC und auch kein "Pinkelloch", aber warum sollte der nicht ein WC im Zug nutzen können, man kommt ja in allen Typen nach hinten durch? Natürlich geht das während der Fahrt nicht, aber da würde es auch nicht helfen, wenn der Lokführer sein eigenes WC am Führerstand hätte. Wenn einfach nie Zeit dafür ist, kann ja das Fahrzeug nichts dafür!?
Wieder ein Argument mehr für einen doppelt besetzten Führerstand. Vielleicht sollte man mal Tests mit schlafenden Lokführern machen, die im Schlaf die Sifa betätigen, vielleicht schaltet sich dann das EBA ein und schreibt die Doppeltbesetzung (wieder) vor. Ui, das gäbe sicher auch ein lustiges Chaos, Arbeitszeiten über 24 Stunden am Tag verlängern geht ja nicht. Es bringt aber nix, wenn es wirklich öfter vorkommt, dass schlafende Lokführer den Zug fahren und nicht wissen wie sie nach XY gekommen sind. :unsure:
Vielleicht sollte man die Züge öfter mal rauswinken:
http://www.youtube.com/watch?v=iN7naLLeB0A...feature=related
Ist ein Thema voller Widersprüche. Tut jetzt mal alle bloß nicht so überrascht, weil auch die DB (oder andere EVU) vielleicht die Mitarbeiter teilweise ausnutzen. Beispiele dafür lassen sich wohl fast in jeder Branche finden, da gibts doch so einen Drogeriemarktfilialisten ..., und auch in der für Deutschland ach so wichtigen Automobilherstellung verdienen nur die Mitarbeiter beim Hersteller selbst die dicke Kohle und profitieren von üppiger Beschäftigungssicherung, die zahlenmäßig größere Schar der Mitarbeiter bei zahllosen Zulieferern verdient weniger und wird im Zweifelsfall auch schneller gefeuert. Warum erwischt denn die Polizei bei Kontrollen immer noch LKW-Fahrer mit teilweise massiven Lenkzeitüberschreitungen ? Warum müssen Bereitschaftsärzte unter völliger Übermüdung weitreichende Entscheidungen fällen ? Und so weiter, und so weiter...
Dann bitte immer wieder bedenken, daß der Bericht im Sinne des ZDF zuerst mal Quote bringen soll. Natürlich darf man die Wahrheit nicht verfälschen, aber man kann sie im Sinn der Quote zurechtbiegen. Und da bringen geknechtete Lokführer einfach bessere Publicity als zufriedene. Weil "die Bahn" ja eh pauschal böse und der Inbegriff allen Übels in Deutschland ist.
Und wenn es tatsächlich alltäglich unzumutbare Arbeitsbedingungen für die Tf gibt, dann muß sich die GdL als gewerkschaftliche Interessenvertretung aber schon fragen lassen, warum sie dann nur für mehr Geld, nicht aber (ausreichend) für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft hat. Auch das wäre ureigenste Kernaufgabe einer Gewerkschaft, nicht nur die Flocken.
Als letztes sei übrigens der Hinweis auf den Artikel 12 des Grundgesetzes gegeben. Keiner von uns muß seinen Beruf machen, wenn er mit selbigem dauerhaft unzufrieden ist.
Dann bitte immer wieder bedenken, daß der Bericht im Sinne des ZDF zuerst mal Quote bringen soll. Natürlich darf man die Wahrheit nicht verfälschen, aber man kann sie im Sinn der Quote zurechtbiegen. Und da bringen geknechtete Lokführer einfach bessere Publicity als zufriedene. Weil "die Bahn" ja eh pauschal böse und der Inbegriff allen Übels in Deutschland ist.
Und wenn es tatsächlich alltäglich unzumutbare Arbeitsbedingungen für die Tf gibt, dann muß sich die GdL als gewerkschaftliche Interessenvertretung aber schon fragen lassen, warum sie dann nur für mehr Geld, nicht aber (ausreichend) für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft hat. Auch das wäre ureigenste Kernaufgabe einer Gewerkschaft, nicht nur die Flocken.
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München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Die Medien wollen Quote/Auflage und die Deutschen lieben es sich nun einmal sich in allerlei Probleme und Unbill des täglichen Lebens maßlos reinzusteigern.
Mein Opa war vor Jahrzehnten Tramfahrer in Frankfurt, in der ach so "guten alten Zeit" des Wirtschaftswunders, und da musste der ohne Pause den ganzen Tag vorne dran stehen (Sessel gab es keinen!) und es sich halt verkneifen.
Viele Leute sind heutzutage halt auch einfach unfassbar wehleidig, ohne damit jetzt jemand persönlich angreifen zu wollen. Aber dieses dauernde Gejammer und Gemecker in Deutschland hält doch kein Mensch mehr aus. Reißt's euch mal bisl zam.
Mein Opa war vor Jahrzehnten Tramfahrer in Frankfurt, in der ach so "guten alten Zeit" des Wirtschaftswunders, und da musste der ohne Pause den ganzen Tag vorne dran stehen (Sessel gab es keinen!) und es sich halt verkneifen.
Viele Leute sind heutzutage halt auch einfach unfassbar wehleidig, ohne damit jetzt jemand persönlich angreifen zu wollen. Aber dieses dauernde Gejammer und Gemecker in Deutschland hält doch kein Mensch mehr aus. Reißt's euch mal bisl zam.
...wollte ich schon lang mal bemerken: was hat dieses "Problem" mit dem geplanten Börsengang oder konkret Einsparungen, die zu Mehrbelastungen beim Personal führten, zu tun? Weiß man von diesem "Problem" nicht von je her (auch wenn man plant, den Beruf des Tf zu ergreifen)? Dies ist wieder ein Beispiel für die Volksverdummungfunktion der Medien, die dem Zuschauer Tatsachen vorbeten, die dieser dann ergriffen nachbetet: "Stimmt, die böse DB hat ja nicht mal Toiletten für die Tfs!!! Das ist ja echt das letzte! Böser Sparkurs, sogar die Toiletten hamse eingespart... Hab ich auch schon erlebt, in der S-Bahn waren auch keine mehr und ich mußte so dringend...!"ChoMar @ 21 Jan 2010, 08:38 hat geschrieben: Das Problem mit den Toiletten ist aber nicht erst, seit die DB an die Börse will.

Der Mensch soll ja am Tag genug trinken, damit der Organismus funktioniert. 2 Liter pro Tag sind empfohlen und das nicht erst nach Dienstschluss...
Ich habe auch schon mal einen Lokführer erlebt, der in Stuttgart HBF nochmal schnell ausgestiegen ist und zwischen Lok und Bahnsteig seine Notdurft verrichtet hat. Er meinte, von der Seite der Gepäckbahnsteige würde ihn keiner sehen. Dumm nur, dass wir am Nachbarbahnsteig standen und ein paar Fotos machen wollten...
Egal in welcher Branche, so lange Dienstzeiten ohne Pause sollten generell verboten gehören!
Ich habe auch schon mal einen Lokführer erlebt, der in Stuttgart HBF nochmal schnell ausgestiegen ist und zwischen Lok und Bahnsteig seine Notdurft verrichtet hat. Er meinte, von der Seite der Gepäckbahnsteige würde ihn keiner sehen. Dumm nur, dass wir am Nachbarbahnsteig standen und ein paar Fotos machen wollten...
Egal in welcher Branche, so lange Dienstzeiten ohne Pause sollten generell verboten gehören!
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Naja, da liegt ein gewisser Fehler im System.146225 @ 21 Jan 2010, 08:02 hat geschrieben: Und wenn es tatsächlich alltäglich unzumutbare Arbeitsbedingungen für die Tf gibt, dann muß sich die GdL als gewerkschaftliche Interessenvertretung aber schon fragen lassen, warum sie dann nur für mehr Geld, nicht aber (ausreichend) für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft hat. Auch das wäre ureigenste Kernaufgabe einer Gewerkschaft, nicht nur die Flocken.
Nur bei Gehaltsseigerungen steigt auch der prozentuale Mitgliedsbeitrag an die Gewerkschaften.
Von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen haben sie erstmal nichts.
Auf der anderen Seite sind das aber auch die politisch gewollten Folgen des Wettbewerbs.
Natürlich kann die DB mit hohen Kosten in Schönheit sterben.
Wenn sie sich dem Wettbewerb stellen will, dann muss sie in die Richtung marschieren, die die Wettbewerber vorgeben.
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Wo ist da ein "Fehler im System"? Mit bestimmten Berufen verbinden sich halt gewisse persönliche Einschränkungen. Kann der Chirurg aus dem OP laufen wenn er bei einer 7 stündigen Marathon-OP mal muss? Kann der Pilot während eines 10 stündigen Transkontinentalfluges seinen Sessel verlassen wenn die Maschine durch ein Sturmtief fliegt oder auch nur eine Sekunde die Augen von den Instrumenten lassen? Wer die Hitze nicht verträgt soll sich aus der Küche fernhalten, meine Meinung.
Ein Drogerie-Mitarbeiter trägt aber nicht so eine Verantwortung wie ein Tf.146225 @ 21 Jan 2010, 08:02 hat geschrieben: Ist ein Thema voller Widersprüche. Tut jetzt mal alle bloß nicht so überrascht, weil auch die DB (oder andere EVU) vielleicht die Mitarbeiter teilweise ausnutzen. Beispiele dafür lassen sich wohl fast in jeder Branche finden, da gibts doch so einen Drogeriemarktfilialisten ..., und auch in der für Deutschland ach so wichtigen Automobilherstellung verdienen nur die Mitarbeiter beim Hersteller selbst die dicke Kohle und profitieren von üppiger Beschäftigungssicherung, die zahlenmäßig größere Schar der Mitarbeiter bei zahllosen Zulieferern verdient weniger und wird im Zweifelsfall auch schneller gefeuert. Warum erwischt denn die Polizei bei Kontrollen immer noch LKW-Fahrer mit teilweise massiven Lenkzeitüberschreitungen ? Warum müssen Bereitschaftsärzte unter völliger Übermüdung weitreichende Entscheidungen fällen ? Und so weiter, und so weiter...
Und was Ärzte und LKW-Fahrer betrifft, nur weil bei denen auch schlimme Verhältnisse herrschen, darf man doch bei den Tf trotzdem anprangern wie es dort zugeht -- eigentlich sogar gerade deswegen. Die Zustände in Kliniken und Speditionen sind weithin bekannt, also sollte man auch publik machen, dass es bei der Bahn auch teilweise schlimm zugeht.
Und im alten Rom musste fast jeder Mann jung im Krieg sterben, deshalb lasst uns alle in Afganistan kämpfen! *Ironiemodus aus* Schonmal was von Fortschritt gehört? Die Zivilisation entwickelt sich weiter. Nur weil es im Zeitalter der Industrialisierung üblich war, dass der Kollege von der Nachtschicht tagsüber in deinem Bett schläft, muss man sowas heute noch lange nicht hinnehmen! Deinem Opa empfehle ich nachträglich, die Pausen an den Endstationen für Klogänge zu nutzen. Dann hätte er sich auch mal setzen können.Bayernhascherl @ 21 Jan 2010, 08:54 hat geschrieben: Mein Opa war vor Jahrzehnten Tramfahrer in Frankfurt, in der ach so "guten alten Zeit" des Wirtschaftswunders, und da musste der ohne Pause den ganzen Tag vorne dran stehen (Sessel gab es keinen!) und es sich halt verkneifen.
Viele Leute sind heutzutage halt auch einfach unfassbar wehleidig, ohne damit jetzt jemand persönlich angreifen zu wollen. Aber dieses dauernde Gejammer und Gemecker in Deutschland hält doch kein Mensch mehr aus. Reißt's euch mal bisl zam.
Dass die Bahn mal in längst überfällige Neuerungen investieren könnte, anstatt ihr oberstes Ziel in der Gewinnmaximierung zu sehen. Die Bahn hat von Bund, Länder und Kommunen des Auftrag, Menschen, Schlachttiere und Güter zu transportieren. Dafür erhält sie Subventionen. Dass sie als allererstes diesen Auftrag zu erfüllen hat, sollte benso selbstverständlich sein, wie dass sie ihren Mitarbeitern annehmbare Arbeitsbedingungen zu schaffen hat.pippo946 @ 21 Jan 2010, 08:56 hat geschrieben: ...wollte ich schon lang mal bemerken: was hat dieses "Problem" mit dem geplanten Börsengang oder konkret Einsparungen, die zu Mehrbelastungen beim Personal führten, zu tun?
Edit: Zitate repariert, Guido
Kann er, weil ein Ko-Pilot dabei ist. Bei Transkontinentalflügen liegt sogar noch ein dritter Pilot schlafend in der Koje (schreibt man die so :unsure: )bayerhascherl @ 21 Jan 2010, 11:06 hat geschrieben: Kann der Pilot während eines 10 stündigen Transkontinentalfluges seinen Sessel verlassen wenn die Maschine durch ein Sturmtief fliegt oder auch nur eine Sekunde die Augen von den Instrumenten lassen? Wer die Hitze nicht verträgt soll sich aus der Küche fernhalten, meine Meinung.
Das stimmt so nicht ganz, Subventionen gibts nur im Regionalverkehr und - jedoch arg stiefmütterlich - in der Infrastruktur, der Rest muß sich selbst finanzieren.gmg @ 21 Jan 2010, 11:12 hat geschrieben:Die Bahn hat von Bund, Länder und Kommunen des Auftrag, Menschen, Schlachttiere und Güter zu transportieren. Dafür erhält sie Subventionen.
Im immer weiter ausartenden politischen Druck daß alles billiger und noch billiger werden muß und die Leistungen die immer mehr werden sollen quasi nichts kosten dürfen, muß man eben sparen - Stichwort Ausschreibungen. Das witzige ist, alle die, die sich lautstark für den Wettbewerb auf der Schiene aussprechen, befürworten damit auch die Sparzwänge aller beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen, und das Sparen fängt beim Personal an. Um nicht auf der Strecke zu bleiben hat die DB gar keine großartig andere Wahl als es den privaten EVU gleich zu tun, die Kosten so weit wie möglich zu senken und auf Gewinnmaximierung zu arbeiten. Für die Mitarbeiter die nicht gerade im Büro hocken, und hierbei ist es völlig egal bei welchem EVU diese tätig sind, heißt das längere Schichten, kürzere Übergänge, für Zugpersonal kürzere Wendezeiten (= Zeit am Endbahnhof von der ankommenden Zugleistung zur abfahrenden Zugleistung). Die gleichen oder sogar mehr werdende Zugleistungen müssen mit immer weniger zur Verfügung stehendem Personal erbracht werden. Um hier die Arbeitsbedingungen zu verbessern hilft nur eines: mehr Personal, mehr Personal, noch mehr Personal. Aber das wiederum ist politisch nicht gewollt, denn mehr Personal bedeutet deutlich höhere Kosten, aber das will niemand bezahlen, es muß billig, billig und bald gratis sein, Dumping ist in, für möglichst hohe Gewinne die den Aktionär freuen (wer das bei der DB ist sollte bekannt sein). DAS ist das was falsch ist im System Bahnen in Deutschland.gmg @ 21 Jan 2010, 11:12 hat geschrieben:Dass die Bahn mal in längst überfällige Neuerungen investieren könnte, anstatt ihr oberstes Ziel in der Gewinnmaximierung zu sehen. [...] Dass sie als allererstes diesen Auftrag zu erfüllen hat, sollte benso selbstverständlich sein, wie dass sie ihren Mitarbeitern annehmbare Arbeitsbedingungen zu schaffen hat.
Im Osten hat man früher mal gelernt "Kapitalismus ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen in höchster Potenz." Das am Kapitalismus nicht alles falsch ist weiß ich auch, ich will den hier auch gar nicht schlechter reden als er ist, zumal es kaum brauchbare Alternativen gibt, aber der Spruch hat durchaus sehr viel mehr wahres als man sich wünschen täte, vorallem wenn man das mal wirklich themenbezogen auf die Eisenbahnen betrachtet.
Um mal schnell noch was zu Gewerkschaften zu sagen: Diese sorgen nicht nur für Gehalterhöhungen auf dem Papier (in der Brieftasche kommt ja davon fast nichts an, erst recht nicht bei Steuerklasse 1), sondern sie sorgen auch für bessere Arbeitszeitregelungen. So haben wir mit dem Lokführertarifvertrage mittlerweile statt 9 Stunden Mindestübergangszeit geschlagene 10 Stunden Mindestübergangszeit *applaudier* ... Was aber für uns Mitarbeiter wie ein schlechter Scherz ausschaut, ist im Endeffekt harte Arbeit der Gewerkschaft, doch wirklich, ganz bestimmt. Hier also auf die GDL zu schimpfen sie würde in der Richtung nichts bewirken ist schlicht falsch, auch wenn das Ergebnis verbesserungswürdig wäre.
Im Endeffekt kann man aber nur die Mißstände beheben, wenn man endlich mal den Quatsch mit Privatisierung und Wettbewerb und den zwanghaften Willen der Politiker möglichst viel an Gewinnen aus dem eigenen Unternehmen raus zu holen an den Nagel hängt.
EINE Bahn für ganz Deutschland, weg mit der Privatisierung und den bald 300 verschiedenen EVU, her mit ausreichend Personal und Fahrzeugmaterial!!! Nur das würde für bessere Arbeitsbedingen sorgen, und zugleich auch noch dafür daß jeder Mitarbeiter egal auf was für einer Strecke und was für einer Lok er fährt das gleiche Geld bekommt, denn wir kämpfen da vorne auf dem Führerstand alle für das gleiche, der Beförderung von Personen oder Gütern von A nach B. Und zu allem Überfluß an positivem würden auch noch die Fahrgäste profitieren, für die man sich ja angeblich so sehr einsetzt.
Und was noch falsch ist am System Eisenbahn in Deutschland, daß man politisch einfach nicht wach werden will und den Fehler zum Jahreswechsel 1993/1994 einsieht und rückgängig macht, und man stattdessen bei medienwirksam auftretenden Unrühmlichkeiten den schwarzen Peter von Pontius nach Pilatus schickt, statt den mal in den eigenen Reihen zu suchen um dort den Ursachen fündig zu werden. Es dauert nicht mehr lange und wir haben Verhältnisse wie in Großbritannien, dem einstigen und heutige Vorzeigeland der Eisenbahn, früher in der Technologie und im Fortschritt, heute in der Zerstörung.
Und nun viel Spaß beim persönlich passenden umdrehen der Wörter

Gruß, Guido
Tf bei der S-Bahn München
[img]http://www.eisenbahner-online.de/420-423.gif[/img]
Hinweis: Der obenstehende Beitrag spiegelt - sofern nicht anders gekennzeichnet - ausschließlich die persönliche Meinung des Verfassers wider.
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Ich würde mal schätzen, dass es bei der S-Bahn Berlin im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern mehr Zwischenfälle gibt, als im GB- Durchschnitt.Guido @ 21 Jan 2010, 14:38 hat geschrieben: Es dauert nicht mehr lange und wir haben Verhältnisse wie in Großbritannien, dem einstigen und heutige Vorzeigeland der Eisenbahn, früher in der Technologie und im Fortschritt, heute in der Zerstörung.
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Ich würde mal schätzen, dass es bei der S-Bahn Berlin im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern weniger Verletzte/Tote gibt, als im GB-Durchschnitt.
Gibt's für deine Behauptung denn auch sowas ähnliches wie Quellen - außer "Bauchgefühl" ? Für meine schon, ich bin nur was zu faul durchzuzählen
Gibt's für deine Behauptung denn auch sowas ähnliches wie Quellen - außer "Bauchgefühl" ? Für meine schon, ich bin nur was zu faul durchzuzählen

Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
@ Guido
Jedes Unternehmen ist bestrebt, nein gezwungen, Kosten zu senken. Sicher auch die Personalkosten. Im produzierenden Gewerbe hat man es aber leicht, weil man automatisieren kann. Dort kann dann u.U. ein Mitarbeiter mit maschineller Hilfe und weniger körperlicher Anstrengung die Dinge erledigen, für die früher fünf Leute schwer buckeln mussten.
Personaleinsparungen im Dienstleistungsbereich sind aber eine heikle Angelegenheit, weil dadurch die Belastung der einzelnen Mitarbeiter steigt. Die Schuld gebe ich aber nicht den Ausschreibungen oder der Privatisierung, sondern der falschen Umsetzung durch Mehdorn & Co. Zur Erinnerung, dieser Mann kam aus der Industrie (Airbus, Heidelberger Druckmaschinen). Der (notwendige) Personalabbau bei der DB erfolgte an der falschen Stelle, also nicht bei den Horden von Verwaltungskräften, die nur fürs Bleistiftspitzen bezahlt werden. Ja, die DB braucht mehr Lokführer und Zugbegleiter. Obwohl da noch einige hundert bei DB Jobservice zu miserablen Bedingungen geparkt sind. Von der Kurzarbeit bei DB Schenker Rail ganz zu schweigen (O.K., die brauchen eine Zusatzausbildung. Aber das müsste ja zu machen sein).
Billig, billig will auch Otto Normalverbraucher. Warum sonst steigern die Discounter ihre Marktanteile. Warum beginnt jedes Mal das Rennen, wenn es wieder Lidl-Tickets gibt? Nur leider bringt es nicht viel, dass die Bundesrepublik Deutschland Eigentümer der DB ist, denn wenn ich mich recht erinnere, hat der Konzern noch keine Dividende an den Eigentümer ausgeschüttet. Im Gegenteil, über den Leistungs- und Finanzierungsvertrag und die Regionalisierungsmittel zahlt der Staat kräftig an die DB. Und mit dem Gewinn aus dem Gesamtgeschäft geht die Bahn auf Tour und kauft bahnferne Unternehmen. Das Geld für mehr Personal wäre mehr als ausreichend vorhanden.
Dass die DB AG durch die Ausschreibungen am meisten profitiert hat, dürfe Dir eigentlich bekannt sein. Ich erinnere z.B. an ältere lang laufende Verkehrsverträge mit der DB Regio NRW. Das sie bei Neuausschreibungen immer häufiger den Kürzeren zieht, ist aber auch eine Tatsache. Ob das aber wirklich nur an Dumpinglöhnen der Mitbewerber (die es im Einzelfall geben wird) liegt, wage ich ganz stark zu bezweifeln. Vor wenigen Tagen hat die DB das Hanse-Netz nicht zurückerobern können, obwohl sie das billigste Angebot abgegeben hat und 15 Millionen unter der Vorgabe des Landes lag. Du kannst Dir sicher selbst vorstellen, wer die Differenz schultern soll. Nun will sie klagen.
Ich will hier keinem DB Mitarbeiter auf die Füße treten, aber die Besteller trauen den Mitbewerbern im ÖPNV wohl einen besseren Service zu. Und auf der bis zum Fahrplanwechsel einzigen Privatbahn in meiner Region hatte ich zumindest den subjektiven Eindruck, dass es stimmt.
Daher gebe ich Dir recht, dass alle Eisenbahner entsprechend ihrer Tätigkeit gleich bezahlt werden sollen. Aber bitte nicht wieder die öde Staatseisenbahn.
Und die Infrastruktur muss unabhängig von Börse oder nicht dem Konzern genommen werden.
Jedes Unternehmen ist bestrebt, nein gezwungen, Kosten zu senken. Sicher auch die Personalkosten. Im produzierenden Gewerbe hat man es aber leicht, weil man automatisieren kann. Dort kann dann u.U. ein Mitarbeiter mit maschineller Hilfe und weniger körperlicher Anstrengung die Dinge erledigen, für die früher fünf Leute schwer buckeln mussten.
Personaleinsparungen im Dienstleistungsbereich sind aber eine heikle Angelegenheit, weil dadurch die Belastung der einzelnen Mitarbeiter steigt. Die Schuld gebe ich aber nicht den Ausschreibungen oder der Privatisierung, sondern der falschen Umsetzung durch Mehdorn & Co. Zur Erinnerung, dieser Mann kam aus der Industrie (Airbus, Heidelberger Druckmaschinen). Der (notwendige) Personalabbau bei der DB erfolgte an der falschen Stelle, also nicht bei den Horden von Verwaltungskräften, die nur fürs Bleistiftspitzen bezahlt werden. Ja, die DB braucht mehr Lokführer und Zugbegleiter. Obwohl da noch einige hundert bei DB Jobservice zu miserablen Bedingungen geparkt sind. Von der Kurzarbeit bei DB Schenker Rail ganz zu schweigen (O.K., die brauchen eine Zusatzausbildung. Aber das müsste ja zu machen sein).
Billig, billig will auch Otto Normalverbraucher. Warum sonst steigern die Discounter ihre Marktanteile. Warum beginnt jedes Mal das Rennen, wenn es wieder Lidl-Tickets gibt? Nur leider bringt es nicht viel, dass die Bundesrepublik Deutschland Eigentümer der DB ist, denn wenn ich mich recht erinnere, hat der Konzern noch keine Dividende an den Eigentümer ausgeschüttet. Im Gegenteil, über den Leistungs- und Finanzierungsvertrag und die Regionalisierungsmittel zahlt der Staat kräftig an die DB. Und mit dem Gewinn aus dem Gesamtgeschäft geht die Bahn auf Tour und kauft bahnferne Unternehmen. Das Geld für mehr Personal wäre mehr als ausreichend vorhanden.
Dass die DB AG durch die Ausschreibungen am meisten profitiert hat, dürfe Dir eigentlich bekannt sein. Ich erinnere z.B. an ältere lang laufende Verkehrsverträge mit der DB Regio NRW. Das sie bei Neuausschreibungen immer häufiger den Kürzeren zieht, ist aber auch eine Tatsache. Ob das aber wirklich nur an Dumpinglöhnen der Mitbewerber (die es im Einzelfall geben wird) liegt, wage ich ganz stark zu bezweifeln. Vor wenigen Tagen hat die DB das Hanse-Netz nicht zurückerobern können, obwohl sie das billigste Angebot abgegeben hat und 15 Millionen unter der Vorgabe des Landes lag. Du kannst Dir sicher selbst vorstellen, wer die Differenz schultern soll. Nun will sie klagen.
Ich will hier keinem DB Mitarbeiter auf die Füße treten, aber die Besteller trauen den Mitbewerbern im ÖPNV wohl einen besseren Service zu. Und auf der bis zum Fahrplanwechsel einzigen Privatbahn in meiner Region hatte ich zumindest den subjektiven Eindruck, dass es stimmt.
Daher gebe ich Dir recht, dass alle Eisenbahner entsprechend ihrer Tätigkeit gleich bezahlt werden sollen. Aber bitte nicht wieder die öde Staatseisenbahn.
Und die Infrastruktur muss unabhängig von Börse oder nicht dem Konzern genommen werden.
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Welche Zusatzausbildung braucht ein Lokführer, um für DB Schenker Rail (vulgo Güterverkehr) zu fahren?Autobahn @ 21 Jan 2010, 18:38 hat geschrieben: Von der Kurzarbeit bei DB Schenker Rail ganz zu schweigen (O.K., die brauchen eine Zusatzausbildung. Aber das müsste ja zu machen sein).
(Ggf. nötige Baureihen- und Streckenkunde mal ausgenommen; die muß man auch erwerben wenn man von Region 1 zu Region 2 wechselt)
Gruß Michi
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Jain. Viele hier lehnen ja herkömmliche Medienberichte grundsätzlich als meingsmachendes "Bahnbashing" ab. Aber kennst du diesen Film hier schon? Abgesehen von den bekannten Problemen mit den 481ern zeigt er, dass sich in den letzten Jahren doch so einige Unfälle mit Verletzten bei der S-Bahn Berlin angesammelt haben. Ok, Tote gab es jetzt nicht, aber ansonsten halte ich das durchaus britische Verhältnisse.chris232 @ 21 Jan 2010, 18:19 hat geschrieben:
Gibt's für deine Behauptung denn auch sowas ähnliches wie Quellen - außer "Bauchgefühl" ? Für meine schon, ich bin nur was zu faul durchzuzählen![]()
Um auf deine Frage zurück zu kommen, ich habe es ja nicht wirklich behauptet, sondern geschätzt.
Genau das meinte ich.Michi Greger @ 21 Jan 2010, 23:20 hat geschrieben: Welche Zusatzausbildung braucht ein Lokführer, um für DB Schenker Rail (vulgo Güterverkehr) zu fahren?
(Ggf. nötige Baureihen- und Streckenkunde mal ausgenommen; die muß man auch erwerben wenn man von Region 1 zu Region 2 wechselt)
Gruß Michi
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Ich bin beileibe kein "Schönredner" sondern absolut auf "eurer Seite", ich habe auch nicht wenige Freunde im Fahrdienst.
Dennoch geht mir dieses typisch deutsche "Wir sehen immer nur das schlechte und steigern uns dann maßlos darin rein" einfach generell in diesem Land auf die Nerven und daher bin ich in der Hinsicht einfach etwas dünnhäutig bzw. "ungeduldig" geworden. Tut mir leid wenn sich dadurch jemand angegriffen gefühlt haben mag.
Darüber hinaus verschleiert das sich verrennen in "Systemfragen" und Grundsatzdebatten die wahren Verantwortlichen, "Roß und Reiter" sozusagen. Es gibt zu jedem pauschalen Negativbeispiel (Privatisierung in Großbritannien) auch ein Positivbeispiel (Privatisierung in Japan). Es kommt immer auf die Umsetzung an.
Und es wird selten darüber reflektiert warum die Probleme in Berlin eklatanter als anderswo sind? Obwohl alle S-Bahnen unter dem selben Konzerndach fahren und mutmaßlich die selben Renditeanforderungen erfüllen müssen? Da sind wir wieder bei der Umsetzung. Und bei konkreten Verantwortlichen die benannt und befragt werden müsen. Denen nützt es doch nur wenn sich die öffentliche Debatte im "Ungefähren" der Grundsatzdebatten bewegt, weil sie dadurch unberücksichtigt bleiben.
Und ja, natürlich gab es im Laufe der letzten 20 Jahre viele Kröten zu schlucken die es in der "alten Bundesrepublik" nicht zu schlucken gab - aber da sind wir bei Pudels Kern. Bloß weil Kohl und andere Politiker immer versprochen haben dass die "Einheit" aus der Portokasse zu zahlen sei muss man das noch lange nicht glauben. Wir haben uns mit einem Land mit komplett ruinierter Infrastruktur, maroder Bebauung, ineffizienter und veralteter Industrie vereinigt dessen Bevölkerung für die Bedürfnisse eines "Arbeiter- und Bauernstaat" ausgebildet wurde, nicht für das Informationszeitalter.
Da "zueinander" zu finden dauert lang und ist extrem teuer. Klar haben "die Schweizer" da mehr Geld übrig um in das ein oder andere Zuckerl für ihre Bahnler zu investieren. Da gibt es gar nichts zu bestreiten. Die haben aber auch keine Wiedervereinigung zu meistern. Darum finde ich auch all diese "Vergleiche" absolut unpassend und höchstens dazu geeignet sich selbst in Depressionen zu reden (wo wir wieder beim Anfang meines Posts wären). Das sind aber zwei getrennte Themen und wir müssen nun einmal - als EIN Deutschland - versuchen diese Dinge zu meistern ohne den Kopf hängen zu lassen.
Dennoch geht mir dieses typisch deutsche "Wir sehen immer nur das schlechte und steigern uns dann maßlos darin rein" einfach generell in diesem Land auf die Nerven und daher bin ich in der Hinsicht einfach etwas dünnhäutig bzw. "ungeduldig" geworden. Tut mir leid wenn sich dadurch jemand angegriffen gefühlt haben mag.
Darüber hinaus verschleiert das sich verrennen in "Systemfragen" und Grundsatzdebatten die wahren Verantwortlichen, "Roß und Reiter" sozusagen. Es gibt zu jedem pauschalen Negativbeispiel (Privatisierung in Großbritannien) auch ein Positivbeispiel (Privatisierung in Japan). Es kommt immer auf die Umsetzung an.
Und es wird selten darüber reflektiert warum die Probleme in Berlin eklatanter als anderswo sind? Obwohl alle S-Bahnen unter dem selben Konzerndach fahren und mutmaßlich die selben Renditeanforderungen erfüllen müssen? Da sind wir wieder bei der Umsetzung. Und bei konkreten Verantwortlichen die benannt und befragt werden müsen. Denen nützt es doch nur wenn sich die öffentliche Debatte im "Ungefähren" der Grundsatzdebatten bewegt, weil sie dadurch unberücksichtigt bleiben.
Und ja, natürlich gab es im Laufe der letzten 20 Jahre viele Kröten zu schlucken die es in der "alten Bundesrepublik" nicht zu schlucken gab - aber da sind wir bei Pudels Kern. Bloß weil Kohl und andere Politiker immer versprochen haben dass die "Einheit" aus der Portokasse zu zahlen sei muss man das noch lange nicht glauben. Wir haben uns mit einem Land mit komplett ruinierter Infrastruktur, maroder Bebauung, ineffizienter und veralteter Industrie vereinigt dessen Bevölkerung für die Bedürfnisse eines "Arbeiter- und Bauernstaat" ausgebildet wurde, nicht für das Informationszeitalter.
Da "zueinander" zu finden dauert lang und ist extrem teuer. Klar haben "die Schweizer" da mehr Geld übrig um in das ein oder andere Zuckerl für ihre Bahnler zu investieren. Da gibt es gar nichts zu bestreiten. Die haben aber auch keine Wiedervereinigung zu meistern. Darum finde ich auch all diese "Vergleiche" absolut unpassend und höchstens dazu geeignet sich selbst in Depressionen zu reden (wo wir wieder beim Anfang meines Posts wären). Das sind aber zwei getrennte Themen und wir müssen nun einmal - als EIN Deutschland - versuchen diese Dinge zu meistern ohne den Kopf hängen zu lassen.