[M] Streckenkurzschließer / Ausklinkstab

Strecken, Fahrzeuge und Technik von U-Bahnen
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Systemfehler
Kaiser
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Beitrag von Systemfehler »

Servus!

In dem Syntegra-Drehgestell-B-Wagen-Thread ab hier abwärts gehts um den Ausklinkstab und den Streckenkurzschließer.

1. Was ist überhaupt dieser Ausklinkstab? Wozu dient der? Wie sieht der aus?

2. Als Bahnerdungsberechtigten interessiert mich natürlich auch, wie die Erdungs- bzw. Kurzschließvorrichtung für die Stromschiene der U-Bahn aussieht.

3. Ich habe mich am SA Abend auf einer Party mit einem Berufsfeuerwehrler unterhalten, der meinte, dass der Kurzschließer auch bei anliegender Spannung eingebracht werden kann. Wie lässt sich das mit den 5 Sicherheitsregeln der VDE vereinbaren? Bzw. wie ist denn die genaue Reihenfolge beim Kurzschließen der Stromschiene?

Sicherheitsregeln der VDE // Vorgehen bei der Bahnerdung:
1. Freischalten // Ausschaltung der OL durch die Zes
2. gegen Wiedereinschalten sichern // (softwaremäßige) Sperrung der Mastschalter durch die Zes
3. Spannungsfreiheit feststellen // Spannungsprüfer in die OL hängen
4. Erden und Kurzschließen // Erdung durchführen
5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken // Sicherheitsabstand von spannungsführenden Teilen einhalten

Joa, mal wieder eine Frage an die U-Bahner unter uns :D
Ich bedanke mich für die Beantwortung -gerne auch mit Foto- schon mal im Voraus.

Grüße,
Systemfehler
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Systemfehler @ 26 Sep 2011, 23:26 hat geschrieben:1. Was ist überhaupt dieser Ausklinkstab? Wozu dient der? Wie sieht der aus?
Ein isolierter Stab, der vorne einen Schlitz hat. Am Stromabnehmer ist ein Mechanismus, an dem man den Stab ansetzen kann, und damit den Stromabnehmer betätigen kann. Im Gegensatz zu Dachstromabnehmern klingt der Stromschienenstromabnehmer nämlich in der Endstellung ein, kann also von Hand an/abgelegt werden.
2. Als Bahnerdungsberechtigten interessiert mich natürlich auch, wie die Erdungs- bzw. Kurzschließvorrichtung für die Stromschiene der U-Bahn aussieht.
Es gibt zwei Kurzschließvorrichtungen. Die eine ist am Fahrzeug angebracht. Hier wird direkt am Zug durch den über Druckluft bedienten Wagenkurzschließer ein Kurzschluß zwischen Stromabnehmer und Rad hergestellt. Dieses System dient zur schnellen Abschaltung der Stromschiene im Notfall, und muss durch den Fahrer z.B. bei Personenunfällen sofort betätigt werden. Vor der Weiterfahrt des Zuges muss dann u.a. der Kurzschließer nach möglichen Schäden untersucht werden, da das eine doch recht brachiale Methode ist.

Das zweite ist der Streckenkurzschließer, das ist ein Gestell mit einer Art Ausleger, der auf die Fahrschiene aufgesetzt und dann an die Stromschiene geklappt wird. Dieser wird bei Bauarbeiten, aber auch als zusätzliche Absicherung bei Unfällen eingesetzt. Dabei muss meines Wissens nach der Kurzschluß auf beiden Seiten der Unfallstelle hergestellt werden.
3. Ich habe mich am SA Abend auf einer Party mit einem Berufsfeuerwehrler unterhalten, der meinte, dass der Kurzschließer auch bei anliegender Spannung eingebracht werden kann. Wie lässt sich das mit den 5 Sicherheitsregeln der VDE vereinbaren? Bzw. wie ist denn die genaue Reihenfolge beim Kurzschließen der Stromschiene?
Der Kurzschließer ist weitgehend isoliert ausgeführt. Außerdem wird dieser zuerst auf der Stromschiene aufgesetzt. Im Normalfall wird die Stromschiene aber natürlich zuerst abgeschaltet, und dann erst der Kurzschließer gesetzt. Im Notfall lässt er sich aber im schlimmsten Fall auch ohne vorherige Abschaltung setzen. Alle Personen die den Kurzschließer setzen dürfen bekommen eine entsprechende Ausbildung. Meines Wissens nach ist es aber doch bei der Bahn auch so, dass man prinzipiell davon ausgehen muss, dass die Oberleitung aus welchem Grund auch immer doch noch Spannung führt, oder irre ich da grade?

Fotos... muss ich mal suchen, Fotos hab ich einige - aber finden :-)

Edit: Die Fotos sind zwar nicht so toll, aber bisserl was kann man erkennen:
Wagenkurzschließer
Streckenkurzschließer
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Chopper
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Beitrag von Chopper »

Ausführungen von Boris sind soweit richtig. Nur, der Streckenkurzschließer wird zu erst auf den Schienenkopf aufgesetzt, dann mit einer zügigen Bewegung mit dem Ausleger an die Stromschiene gezogen und eingerastet.
Man kann dies auch unter Spannung machen. Es sollte aber nicht hin geschaut werden bzw. sollte ein größerer Abstand zur Stromschiene sein (ausgestreckter Arm und quer zum Kurzschließer stehen), wegen einem Lichtbogen. Und es knallt auch fürchterlich.
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elchris
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Beitrag von elchris »

Boris Merath @ 27 Sep 2011, 00:18 hat geschrieben:Das zweite ist der Streckenkurzschließer, das ist ein Gestell mit einer Art Ausleger, der auf die Fahrschiene aufgesetzt und dann an die Stromschiene geklappt wird. Dieser wird bei Bauarbeiten, aber auch als zusätzliche Absicherung bei Unfällen eingesetzt. Dabei muss meines Wissens nach der  Kurzschluß auf beiden Seiten der Unfallstelle hergestellt werden.

Im Notfall lässt er sich aber im schlimmsten Fall auch ohne vorherige Abschaltung setzen. Alle Personen die den Kurzschließer setzen dürfen bekommen eine entsprechende Ausbildung.
Vor und hinter der Unfallstelle, im Zweifel also hinter dem letzten Leichenteil, ja...

Jeder Fahrer weiss, wie man das Ding aufsetzt, das Setzen ist wichtig, da der Wagenkurzschliesser nur den Teil isoliert, wo er gerade steht, die Stromschienen sind zwar (auch nur zum Teil) miteinander verbunden, stellen also manchmal einen Einspeiseabschnitt dar, jedoch ist öfters in einer durchgehend aussehenden Stromschiene eine Isolierung, d.h. dahinter ist wieder Strom drauf (wenn von der Schaltwarte noch nicht weg). Die Krux an der Sache ist, dass du als Fahrer mit Krawatte und Stoffhose das Ding rantun darfst, damit die in isolierten Schuhen und Schutzausrüstung anrückende Feuerwehr ins Gleis darf...

(Ich hoffe, man darf auch als ex-U-Bahner Antworten? ;))
GSIISp64b
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Beitrag von GSIISp64b »

Der Wagenkurzschließer wird per Schalter im Führerstand bedient, sehe ich das richtig?
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Chopper
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Beitrag von Chopper »

GSIISp64b @ 27 Sep 2011, 13:11 hat geschrieben: Der Wagenkurzschließer wird per Schalter im Führerstand bedient, sehe ich das richtig?
Das ist Richtig. Je nach Fahrzeug Typ an der Rückwand ( A & B ) oder am Armaturenbrett ( C )
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mvgmichael
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Beitrag von mvgmichael »

Richtig! Und das Ding ist auch verplombt - also nix mit "ich will mal wissen, wie das Ding funktioniert und probiere es mal aus".

Und: Nach Wagenkurzschließer-Benutzung muss der Zug ins BN, da man den Zug auf Schäden überprüfen muss.
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