Hallo zusammen
Ich habe zwei Fragen zu Gleisstromkreisen in Frankreich und zwar bei den normalen Strecken (nicht TGV Strecken):
1) Welche Art von Gleiskreisen herrschen auf den normalen Strecken in Frankreich vor, Isolierstosslose oder Gleiskreise mit Isoliertstössen?
2) Welche Gleiskreise sind auf den normalen Strecken mehrheitlich im Einsatz und was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Typen
Vielen Dank für eure Hilfe
Ritchie11
Gleisstromkreise in Frankreich
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Meinst du damit auch in Frankreich, oder hier bei uns?Ritchie11 @ 8 Oct 2011, 15:32 hat geschrieben: 2) Welche Gleiskreise sind auf den normalen Strecken mehrheitlich im Einsatz und was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Typen
Bei uns wurden bei den "alten" Relais-Stellwerken sowohl Achszähl- als auch Gleisstromkreise verbaut. Aufgrund welcher Entscheidung da jetzt wann welches System verbaut wurde, weiß ich allerdings nicht.
Bei ESTW-Neubauten werden eigentlich nur noch Achszähler verwendet. Über kurz oder lang wirds bei uns also wohl irgendwann NUR noch ESTWs mit Achszähler geben *hust*
Ansonsten wurde glaube ich mal hier relativ ausführlich über Gleisfreimeldeanlagen schwadroniert.
- Boris Merath
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Zu Frankreich kann ich leider nichts genaueres sagen, aber allgemein zur Technik der Gleisfreimeldung:Ritchie11 @ 8 Oct 2011, 15:32 hat geschrieben: 2) Welche Gleiskreise sind auf den normalen Strecken mehrheitlich im Einsatz und was sind die Vor- und Nachteile der einzelnen Typen
Generell gibt es drei Hauptbauformen:
1) Drehstrom-Gleisstromkreise
2) Tonfrequenzgleisstromkreise
3) Achszähler
Drehstrom-Gleisstromkreise arbeiten mit einem Drehstromsystem und sind - historisch gesehen - die älteste heute noch in größerem Maßstab verwendete Lösung. Diese Gleisstromkreise kommen mit handfester Elektrik aus und benötigen nur zwei Transformatoren, einen Drehstrommotor sowie bei elektrischen Strecken einen Frequenzfilter.
Zur Trennung benachbarter Gleisstromkreise werden Isolierstöße benötigt, auf elektrifizierten Strecken wird hier über einen Frequenzfilter dafür gesorgt dass der Fahrstrom fließen kann, der Strom der Gleisfreimeldung aber nicht. Wie diese Gleisstromkreise bei 50Hz-Strecken genau aufgebaut sind weiß ich aber ehrlich gesagt nicht nicht. In Deutschland wird bei 16,7Hz-Bahnstrom 100Hz bei der Gleisfreimeldung verwendet - das reicht als Abstand aus. Bei Gleichstrombahnen ist es genauso - hier hat man meist 0Hz (Triebrückströme) vs. 50Hz Gleisfreimeldeströme.
Bei Tonfrequenzgleisstromkreisen werden sehr hohe Frequenzen verwendet. Diese sind technisch anspruchsvoller und erst deutlich später entwickelt worden. Außerdem muss die Auswertungselektronik häufig vor Ort in einem Schaltkasten angebracht werden, während Drehstrom-Gleisstromkreise bis auf die Frequenzfilter keine Technik am Gleis brauchen.
Bei Tonfrequenzgleisstromkreisen kann an vielen Stellen auf einen Isolierstroß verzichtet werden, was ein großer Vorteil ist. Isolierstöße sind Verschleißteile, und müssen gewartet werden - hier hat man eine Stelle wo beide Schienen eben nicht fest verbunden sind. Außerdem kann sich das Metall durch Verschleiß durch die Räder so verformen, dass der Isolierstoß kurzgeschlossen wird, was zu einer Störung der Gleisfreimeldeanlage führt, die dafür sorgt, dass das Gleis als besetzt angezeigt wird, obwohl es frei ist.
Die Trennung der benachbarten Gleisfreimeldeabschnitte erfolgt hier über sogenannte "S-Verbinder", die beide Schienen S-förmig verbinden und den hochfrequenten Strom dämpfen. Allerdings ist die Trennung nicht ganz so scharf wie bei Isolierstößen, so dass bei Tonfrequenzkreisen häufig in Weichenbereichen trotzdem Isolierstöße angeordnet werden müssen, um eine ausreichend scharfe Trennung zu gewährleisten.
Als eine Erweiterung der Tonfrequenzgleisstromkreise gibt es noch die kodierten Gleisstromkreise, bei denen über die Schienen nicht nur die Gleisfreimeldung erfolgt, sondern auch Daten an den Zug übertragen werden können. Von dieser Möglichkeit wird u.a. bei TVM Gebrauch gemacht, aber auch andere Zugbeeinflussungssysteme nutzen das.
Beide Arten der Gleisstromkreise sind in ihrer Maximallänge begrenzt.
Achszähler sind aus Sicht des Gleisbaus die angenehmste Methode. Auch Achszähler gibt es schon sehr lange, diese waren aber anfangs sehr aufwendig zu realisieren, und wurde daher vorallem bei langen Streckenabschnitten eingesetzt, die für eine Gleisfreimeldung per Gleisstromkreis zu lang sind. Achszählimpulse lassen sich dagegen über fast unbegrenzte Entfernungen übertragen.
Erst mit der Einführung der elektronischen Achszähler begann in Deutschland der Siegeszug der Achszähler. Hier ist der größte Vorteil der komplette Wegfall der empfindlichen Isolierstöße. Außerdem gibt es keine Probleme mit Rost oder Sand - Rost und Sand können nämlich dafür sorgen, dass ein Zug isoliert steht und damit für einen Gleisstromkreis, der ja einen Kurzschluß beiden Schienen über die Achse erfordert, unsichtbar ist. Nachteil ist u.a, dass bei Baustellen aufgegleiste Fahrzeuge nicht automatisch erkannt werden.
Was verwendet wird lässt sich pauschal nicht sagen - Deutschland bevorzugt Achszähler, Österreich dagegen setzt momentan sehr auf Tonfrequenzkreise, in Österreich werden teilweise Bahnhöfe von Achszählern auf Tonfrequenzkreise umgebaut.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876