[HH] Es fährt ein Zug - nach irgendwo

Strecken und Fahrzeuge des Regionalverkehrs (ohne S-Bahn!)
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IG S-Bahn München e.V.

Beitrag von IG S-Bahn München e.V. »

Hamburger Abendblatt @ 13 Jun 2003 hat geschrieben: Es fährt ein Zug - nach irgendwo

Ahrensburg - Verspätungen, schlechter Service, chaotisches Management bei Betriebsstörungen: Pendler auf der Strecke Hamburg-Lübeck kennen das - und können davon ein Lied singen. Nun gibt es eine neue Strophe: Es fährt ein Zug - nach irgendwo. Was ist geschehen?

Donnerstagnachmittag am Hamburger Hauptbahnhof: Regionalexpress RE 35490, fahrplanmäßige Abfahrt um 16.33 Uhr, setzt sich mit gebührender Verspätung in Bewegung. Mit an Bord: Fahrgast Wilfried Weber (52) aus Reinfeld. Es ist heiß, es ist voll. Wilfried Weber will nach Hause. Er schaut aus dem Fenster, genießt die Landschaft in vollen Zügen. Seine Gedanken beginnen zu tanzen: Da, gleich kommt Reinfeld.

Denkste! An diesem Nachmittag zeigt RE 35490 der Karpfenstadt die kalte Schulter: Volle Pulle durch den Bahnhof, weiter Richtung Lübeck. Ja, die Bahn macht Tempo! Wie bitte? Wilfried Weber glaubt zu träumen. "Das erlebe ich nun zum zweiten Mal in acht Tagen", sagt er. "Die Bahn lässt Reinfeld einfach links liegen und fährt weiter." Verdutzte Blicke. "Ich hab das hier schon fünf Mal erlebt", bemerkt ein in Würde ergrauter Herr von gegenüber. Kann nicht sein? Doch: "Der Lokführer hat vergessen, in Reinfeld anzuhalten", säuselt nun auch noch die Stimme des Zugführers aus dem Lautsprecher. Es reicht. Wilfried Weber wird sauer: Wo sind wir eigentlich?

Endstation Lübeck. RE 35490 steht ruhig auf dem Gleis, Wilfried Weber in einer Traube von Mensch daneben. Er knöpft sich den Lokführer vor. "Ja, ja, es war mein Fehler", gibt der Mann mit der Mütze zu. "Aber es ist doch nichts passiert", versucht er, der Situation zu entkommen. "Wie heißen Sie?", will Wilfried Weber noch wissen. Doch seinen Namen gibt der Lokführer nicht preis. Und der Zugführer sagt, er kenne ihn nicht. Wie bitte? Der Zugführer kennt den Lokführer nicht, der Lokführer kennt den Fahrplan nicht? Da zieht der Reisende wohl am besten die Notbremse, wenn er aussteigen will . . .

"Wir können uns für diesen äußerst unangehmen Vorfall nur in aller Form entschuldigen", sagt Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst. So etwas passiere schon mal, "aber zum Glück sehr, sehr selten". Und gelobt, der Sache nachzugehen. Sollte bei Ihnen, liebe Leser, mal wieder "ein Zug nach irgendwo" fahren, nutzen Sie doch die von der Bahn eigens für Lob und Tadel eingerichtete Hotline 01805/194 195 (12 Cent pro Minute). Oder wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihre Tageszeitung . . . jac
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Normalerweise hätte der Zug in Reinfeld eine zwangsbremsung kriegen müssen. Oder war da etwa ein Signal fälschlicherweise auf grün gestellt? Dann ist es kein Wunder, dass der Lokführer da durch fährt. Vielleicht hat der Lokführer gedacht, dass der Zug dort nicht hält wenn das Signal grün ist. Wenn der Zug da hätte halten sollen, hätte das Signal rot sein müssen. Ich habe es selber mal erlebt, dass ein IC, der in Bergedorf halten sollte, da durchgesaust ist. In Bergedorf halten nur wenige IC´s und der Lokführer hat nicht daran gedacht, dass sein IC einer der wenigen IC´s ist, die in Bergedorf halten. Also erhielt der Lokführer kurz hinter Bergedorf eine Zwangsbremsung. Jetzt weiß ich nicht, was anschließend mit dem Lokführer passiert ist, ob der den Zug danach noch weiter fahren durfte oder ob ein anderer Lokführer kommen musste. Von der Hochbahn weiß ich, dass ein Tf, der an einer Haltestelle durchgefahren ist, seine Fahrt bis zur nächsten Haltestelle forstsetzen muss und dort auf der Stelle den Führerstand zu verlassen hat. Anschließend sieht man den betreffenden Tf die nächsten 9 Monate am Servicepoint arbeiten.
Trennschütze

Beitrag von Trennschütze »

IG S-Bahn München e.V. @ 13 Jun 2003, 19:25 hat geschrieben:
Hamburger Abendblatt @ 13 Jun 2003 hat geschrieben: Wie bitte? Der Zugführer kennt den Lokführer nicht...
<ironie>
Komisch, dabei ist die Regio doch ein drei Mann Familien-Betrieb...
</ironie>
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

JanHH1974 @ 13 Jun 2003, 21:29 hat geschrieben: Vielleicht hat der Lokführer gedacht, dass der Zug dort nicht hält wenn das Signal grün ist. Wenn der Zug da hätte halten sollen, hätte das Signal rot sein müssen.
Nein. Die Signale werden in vielen Fällen von der Fahrdienstleitung schon auf Fahrt frei gestellt, lange bevor der Zug ueberhaupt eintrifft. Die Planhalte sind in den Kursbüchern des Lokführers eingetragen, und wenn der Lokführer normalerweise nicht in bestimmten Bahnhöfen hält, dann aber mal einen Kurs erwischt, wo er doch mal in so einem Bahnhof halten soll, dann kann es unter Umständen (all das soll KEINE Entschuldigung, aber eine Erklärung sein) schon mal passieren, daß man einen Halt verpennt.

Grüße

ET 423
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Churfürst August

Beitrag von Churfürst August »

JanHH1974 @ 13 Jun 2003, 21:29 hat geschrieben: ....Von der Hochbahn weiß ich, dass ein Tf, der an einer Haltestelle durchgefahren ist, seine Fahrt bis zur nächsten Haltestelle forstsetzen muss und dort auf der Stelle den Führerstand zu verlassen hat. Anschließend sieht man den betreffenden Tf die nächsten 9 Monate am Servicepoint arbeiten.
*ggg* Die müssen ja ne reichlich dicke Personaldecke haben. Bei uns (M) würden wir da im Herbst den Betrieb wohl einstellen müssen. Aber dann wären ja wenigstens reichlich Leute zur Fahrgastinformation da....
Zugbegleiter
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Beitrag von Zugbegleiter »

Was aber auch nicht heißen soll(te), das der Einsatz am Service-Point weniger Stressig ist, als der Tf-Dienst.
Die Verantwortung ist geringer, das ist wohl war.
Aber der direkte Kundenkontakt (gerade bei Störungen) ist auch nicht zu unterschätzen!
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Zugbegleiter @ 15 Jun 2003, 01:38 hat geschrieben: Was aber auch nicht heißen soll(te), das der Einsatz am Service-Point weniger Stressig ist, als der Tf-Dienst.
Die Verantwortung ist geringer, das ist wohl war.
Aber der direkte Kundenkontakt (gerade bei Störungen) ist auch nicht zu unterschätzen!
Dem würde ich auch nicht widersprechen wollen, aber ich hätte als ausgebildeter TF keine Lust, 9 Monate am Servicepoint zu arbeiten :( :( :angry: Das würde ja schon fast einer Gefängnisstrafe gleichkommen :D :D :D :D :D 9 Monate OHNE Bewährung :D :D
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Beitrag von Chep87 »

Zugbegleiter @ 15 Jun 2003, 01:38 hat geschrieben: Was aber auch nicht heißen soll(te), das der Einsatz am Service-Point weniger Stressig ist, als der Tf-Dienst.
Die Verantwortung ist geringer, das ist wohl war.
Aber der direkte Kundenkontakt (gerade bei Störungen) ist auch nicht zu unterschätzen!
Höhr bloß auf mit Service Point. Mir haben schon zwei wochen praktikum gereicht die ich dort gemacht habe. Jeden Tag kommt total fertig nach hause. Vorallem aber wenn man aber auf dem Bahnsteig sein unwesen treiben muss. Am schlimmsten war für mich ein Tag wo am selben stzück 4 mal eine Lok ausgefallen ist (eingleisig, nichts ging mehr, passagiere wützende) wodruch wir am Ende fast eine stunde hinterher wahren.

Achja, als Mitarbeiter im Servcie Poiunt kann man schon schlimme Fehler machen, wenn man einem Reisenden eine Falsche auskunft gibt und er überall hin kommt aber nur nict da hin wo er wollte kann man auch schön mecker bekommen.
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

ET 423 @ 15 Jun 2003, 08:53 hat geschrieben:Dem würde ich auch nicht widersprechen wollen, aber ich hätte als ausgebildeter TF keine Lust, 9 Monate am Servicepoint zu arbeiten :( :( :angry: Das würde ja schon fast einer Gefängnisstrafe gleichkommen :D :D :D :D :D 9 Monate OHNE Bewährung :D :D
Nach 6 Monaten am Servicepoint machen die Tf´s eine Nachschulung. Machen sie diese gut, können sie auch schon nach 6 Monaten wieder als Tf anfangen.
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Beitrag von Zugbegleiter »

Und was ist mit den Service-Point Mitarbeitern, die etwas falsch machen?
Müssen die dann 9 Monate als Lokführer ran????? ;-)
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ET 474
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Beitrag von ET 474 »

Zugbegleiter @ 16 Jun 2003, 07:40 hat geschrieben:Und was ist mit den Service-Point Mitarbeitern, die etwas falsch machen?
Müssen die dann 9 Monate als Lokführer ran????? ;-)
Weiß ich nicht. Vielleicht müssen die dann Busse und Bahnen schrubben, womöglich noch zusammen mit ertappten Schwarzfahrern.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Das ist aber schon eine Frechheit vom Tf einfach an der Haltestelle vorbei zu fahren, so was sollte es nicht geben!!! :angry: :angry: :angry: :angry:
Lezten Dienstag wollte ich um 15.48 den Zug nach Landshut in München nehmen, doch nichts ging mehr den beim Bereitstellungsbahnhof (heißt das so?) gab es eine Signalstörung. Um ca. 15.55 ging ein Zug auf das Gleis ein, eine RB die nach Landshutum 17.00 abfahren sollte. Der Zugführerer wollte unter keinen Umständen ein Sonderzug fahren, denn er halte sich ja strikt am Fahrplan. Das Ergebniss: ich mußte eine Bahn nehmen die 40 Minuten später vom Starnberger Bahnhof fuhr und die fahrgäste von 3 Zügen aufnehmen musste, außerdem war dies es Wagen eines ehemaligen IR.
DAS NENNE ICH SERVICE :angry: :angry: :angry:
Bevor ich es vergesse: lange Zeit wusste keiner was los war...
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