Schwere (Öl-)Kesselwagenunglücke in Nordamerika

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

SpOn
In der kanadischen Provinz Quebec ist ein Zug mit mehreren unter Druck stehenden Kesselwagen voller Öl entgleist - mitten in einer Kleinstadt. Etwa 30 Gebäude wurden durch die Explosion und das danach wütende Feuer zerstört.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Bislang werden 60 Menschen aus Lac-Mégantic vermisst. Ein Sechstel der Bevölkerung des Ortes ist weiterhin evakuiert.
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andreas
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Beitrag von andreas »

warum stehen solche Kesselwagen eigentlich 'Unter Druck'? Oder kommt das wegen des Brandes?
VossBär
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Beitrag von VossBär »

andreas @ 7 Jul 2013, 07:30 hat geschrieben: warum stehen solche Kesselwagen eigentlich 'Unter Druck'? Oder kommt das wegen des Brandes?
Die Details wären in der Tat sehr interessant.
Vor allem, welches Ölprodukt sich so sehr unter Druck beladen läßt.

Denn Explodieren können bekanntlich nur Behälter mit zündfähigen Gemischen, oder mit Gasen unter hohem Druck beladene.

Der Klassiker aus Film und Fernsehen, daß Autos bereits während des Sturzes zu brennen beginnen und explodieren ist der Dramaturgie geschuldet.
Volle Benzintanks brennen (zunächst) nur, genauso volle Kesselwagen. Erst wenn der Tank leer ist und sich durch Verdunstung von Restbeständen und dem Sauerstoff das o.g. zündfähige Gemisch gebildet hat, reicht ein Funke zur Katastrophe.
Klar ist ein Brand bei einem lecken Kesselwagen nicht ungefährlich, denn irgendwann ist der Punkt erreicht, daß im Wagen nicht mehr viel drin ist, Folgen s.o. Aber alle Kombinationen jetzt und hier zu betrachten würde ausufern.
Hoffen wir mal auf sachdienliche Details aus Übersee.
Daß das Unglück allerdings solche Ausmaß angenommen hat, ist dramatisch.
NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

La Presse berichtet, dass es bereits am Freitagabend einen Feuerwehreinsatz in Nantes (da, wo der Zug, der dann ins Rollen kam abgestellt war) wegen eines Feuers auf einer Lok gab. Vielleicht ist das ja auf einen der Wägen übergesprungen, aber blieb unentdeckt? Dann könnte die Hitze das Rohöl schon während der Fahrt unter Druck gesetzt haben.
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VossBär
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Beitrag von VossBär »

Zitat:

Amateurvideos im Netz zeigen schon zu Beginn des Unglücks mächtige Flammen. Zum Entsetzen des filmenden Augenzeugen kommt es dann zu schweren Explosionen, die Flammen reichten Dutzende Meter in den Nachthimmel. Der Unglücksort ist weiträumig abgesperrt, die Hitze des riesigen Feuers erschwert die Löscharbeiten. Ein Teil des Rohöls lief in den See, der dem Städtchen seinen Namen gab.

Aus dem Spiegel

Nicht vorhergesehen, aber jetzt unpassend dazu läuft heute um 20.15 Uhr in PRO 7 "Unstoppable - Außer Kontrolle".
TravellerMunich
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Beitrag von TravellerMunich »

Kann sich ja eigentlich nur um Unfähigkeit oder Terrorismus handeln.
Würde gefühlsmäßig auf Unfähigkeit tippen.

Aber nachdem vor einiger Zeit rausgekommen ist, dass in den 80ern selbst der Geheimdienst von Luxemburg möglicherweise durch Terroranschläge inszenieren ließ, überrascht mich nichts mehr.
blubbeldiblubb
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Beitrag von blubbeldiblubb »

Artikel Anscheinend handelte es sich um einen führerlosen, abgestellten Zug
PascalDragon
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Beitrag von PascalDragon »

VossBär @ 7 Jul 2013, 11:49 hat geschrieben:Nicht vorhergesehen, aber jetzt unpassend dazu läuft heute um 20.15 Uhr in PRO 7 "Unstoppable - Außer Kontrolle".
Bei mir war es sogar so, dass ich mir den Film gestern angeschaut habe und heute früh von den Nachrichten bei Antenne Bayern mit der Meldung "ein unbemannter Zug ist mit Treibstoffwaggons in eine Stadt gefahren" (oder so...) aufgeweckt wurde. Da dachte ich mir zuerst mal "Huh?! Etwa auch Pro Sieben angeschaut?!" :unsure: Dann fiel mir erst ein, dass ich ja hier im Portal auch was von einem Zugunglück gelesen hatte (allerdings nur den Titel, nicht den Thread selbst).

Gruß,
Sven
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glemsexpress
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Beitrag von glemsexpress »

Die Polizei ermittelt wegen eines eventuellen krminellen Hintegrundes:
http://www.ka-news.de/nachrichten/schlagze...;art288,1178887
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Beitrag von GSIISp64b »

Ohne die Details des kanadischen Strafrechts zu kennen, würde ich diese Information allerdings nicht allzu hoch bewerten. Solche Ermittlungen werden zumindest hierzulande wohl recht schnell eingeleitet und enden dann auch recht oft mal mit Einstellung, weil sich herausstellt, dass sie einfach unnötig sind.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Laurum
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Beitrag von Laurum »

Was haben die Kandier für ein Bremssysten?

Folgendes wurde zum Vorfall bekannt:
Der Unglückszug wurde von 5 Loks gezogen. In dem Ort war Schichtende für das Personal und 4 von 5 Loks wurden ausgeschaltet. Die 5. blieb (nach Vorschrift) in Betrieb, um den Bremsdruck aufrechtzuerhalten. Wegen eines kleinen Feuers am Zug wurde die 5 Lok von der Feuerwehr (auch nach Vorschrift) abgeschaltet. Kurz darauf setzte sich der Geisterzug dann ungebremst in Bewegung.

Anscheinend können nicht nur in den US-Filmen einzelne Wagons während der Fahrt abgekoppelt werden. Sind dort Bremsen, wie sie z.B. von Knorr erfunden wurden, nicht üblich?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Laurum @ 10 Jul 2013, 21:40 hat geschrieben: Anscheinend können nicht nur in den US-Filmen einzelne Wagons während der Fahrt abgekoppelt werden. Sind dort Bremsen, wie sie z.B. von Knorr erfunden wurden, nicht üblich?
Auch mit den deutschen Bremsen könnte das selbe passieren - deswegen lässt man auch nicht einfach die Lok laufen (was auch nicht wirklich helfen würde bei deutschen Güterzügen), sondern legt noch eine ausreichende Zahl Handbremsen an. Die Druckluftbremse ist nur eine gewisse Zeit lang sicher.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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mapic
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Beitrag von mapic »

In Nordamerika haben Güterzüge üblicherweise einlösige Bremsen. Diese sind aber durchaus auch indirekt und selbsttätig wirkend. Also wenn man während der Fahrt einen Wagen abkuppelt, würde das auch unweigerlich dazu führen, dass beide Zugteile gebremst werden.

Nur ein abgestellter Zug ist natürlich nicht mit einem fahrenden Zug vergleichbar. Würde man beim abgestellten Zug den "Bremsdruck aufrechterhalten", dann würde sich die Bremse ja erst recht lösen.
Aufrechterhalten wird wahrscheinlich nur der Hauptbehälterdruck der Loks, damit man dann gleich mit dem Lösen für die Weiterfahrt beginnen kann und nicht erst noch warten muss, bis die Loks wieder genügend Druck dafür aufgebaut haben. Dass sich die Druckluftbremsen der Wagen nach einer gewissen Zeit der Abstellung einfach lösen, ist völlig normal, auch bei uns.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

mapic @ 10 Jul 2013, 23:04 hat geschrieben: Nur ein abgestellter Zug ist natürlich nicht mit einem fahrenden Zug vergleichbar. Würde man beim abgestellten Zug den "Bremsdruck aufrechterhalten", dann würde sich die Bremse ja erst recht lösen.
Aufrechterhalten wird wahrscheinlich nur der Hauptbehälterdruck der Loks, damit man dann gleich mit dem Lösen für die Weiterfahrt beginnen kann und nicht erst noch warten muss, bis die Loks wieder genügend Druck dafür aufgebaut haben. Dass sich die Druckluftbremsen der Wagen nach einer gewissen Zeit der Abstellung einfach lösen, ist völlig normal, auch bei uns.
Die Frage ist halt - können die über eine seperate Leitung Nachspeisen? Dann würde das mit der durchlaufenden Lok funktionieren. Allerdings stellt sich natürlich da dennoch die Frage, ob man sich darauf verlassen kann - ein Ausfall der Lok kann ja immer passieren.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Galaxy
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Beitrag von Galaxy »

Die lassen also einen Zug mit fast 3 Millionen Barrel Öl, mit laufender Lokomotive ohne Aufsicht stehen? :blink:
mapic
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Beitrag von mapic »

Boris Merath @ 11 Jul 2013, 00:15 hat geschrieben:Die Frage ist halt - können die über eine seperate Leitung Nachspeisen? Dann würde das mit der durchlaufenden Lok funktionieren. Allerdings stellt sich natürlich da dennoch die Frage, ob man sich darauf verlassen kann - ein Ausfall der Lok kann ja immer passieren.
Gut, die Frage ist berechtigt. Aber ich gehe davon aus, dass es nicht so ist.
Beispiele:
http://www.bahnbilder.de/bild/USA~Wagen~Gu...d-ein-paar.html
http://www.bahnbilder.de/bild/USA~Wagen~Gu...gang-julia.html
Das sieht jetzt nicht so aus als ob eine zweite Leitung Standard wäre...
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Beitrag von Muc_train »

Boris Merath @ 10 Jul 2013, 22:39 hat geschrieben: Auch mit den deutschen Bremsen könnte das selbe passieren - deswegen lässt man auch nicht einfach die Lok laufen (was auch nicht wirklich helfen würde bei deutschen Güterzügen), sondern legt noch eine ausreichende Zahl Handbremsen an. Die Druckluftbremse ist nur eine gewisse Zeit lang sicher.
Wirklich ein sehr tragisches Unglück, bleibt zu hoffen da alle Vermissten unbeschadet gefunden werden können.

Liegt das mit der Druckluftbremse daran das nach einer Zeit die Luft aus dem Nebendruckbehälter langsamm entweicht und somit kein Druck mehr an den Bremsen anliegt? Ich dachte immer wenn die Luft raus ist, dann hält eine Art Feder wo gegen die Bremsklötze drückt den Zug. Ich habe aber mal gelesen dass die Bremse nur 30 Minuten sicher ist?

Ist die Handbremse das große Rad in den Reisezugwagen bzw. an dem Steg bei den Güterwagen? Wird dann jedes mal wenn der Zug länger steht manuell an jedem Wagen die Handbremse angelegt? Haben auch Loks und moderne Triebwagen so einen Handbremse?
ropix
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Beitrag von ropix »

Boris Merath @ 11 Jul 2013, 00:15 hat geschrieben:Die Frage ist halt - können die über eine seperate Leitung Nachspeisen? Dann würde das mit der durchlaufenden Lok funktionieren. Allerdings stellt sich natürlich da dennoch die Frage, ob man sich darauf verlassen kann - ein Ausfall der Lok kann ja immer passieren.
Nein, können sie nicht, da sind sich alle Webseiten über Nordamerikanische Bremssysteme einig nicht. Nach den aktuellen Zeitungsberichten war die Lok auch nur für die Lokbremse zuständig, deren Ausfall dann zur entscheidend zu wenigen Bremsleistung beitrug.

http://www.railway-technical.com/brake2.shtml

Angeblich hätten an dem Zug 11 Handbremsen bedient werden müssen, man geht jedoch davon aus, dass obwohl der Lokführer gemeldet hat dies getan zu haben die Bremsen nicht angezogen waren. Warum, das ist typisch amerikanisch wird man vermutlich erst in Wochen wissen. Die Firmenchefs machen ihre Mitarbeiter verantwortlich, die Gewerkschaften sagen immer sofort das wären nur die Bauernopfer, die Fehler säßen sicher wo anders. Fakt ist - der Zug hatte zu wenig angezogene Bremsen. (Wie übersetzt man applied brakes eigentlich ins Deutsche? Eine passende Übersetzung such ich schon länger)

Die direkte Bremse der Lok (oder alternativ auch aller Loks) hat sich gelöst nachdem die Lok abgeschalten wurde und so nicht mehr mit Druckluft versorgt werden konnte.

http://online.wsj.com/article/SB1000142412...164585014.html#
Galaxy @ 11 Jul 2013, 01:16 hat geschrieben:Die lassen also einen Zug mit fast 3 Millionen Barrel Öl, mit laufender Lokomotive ohne Aufsicht stehen?  :blink:
Ja, das ist gang und gebe - und zwar auf der ganzen Welt. Gut, in Europa laufen die Loks meist nicht, das tut aber eigentlich wenig zur Sache.
Muc_train @ 11 Jul 2013, 10:33 hat geschrieben:Liegt das mit der Druckluftbremse daran das nach einer Zeit die Luft aus dem Nebendruckbehälter langsamm entweicht und somit kein Druck mehr an den Bremsen anliegt? Ich dachte immer wenn die Luft raus ist, dann hält eine Art Feder wo gegen die Bremsklötze drückt den Zug. Ich habe aber mal gelesen dass die Bremse nur 30 Minuten sicher ist?
Die Feder drückt wenn dann die Bremsbacke aktiv weg vom Rad. Ansonsten hätte man keine Chance ohne Luft die Wagen irgendwie zu bewegen. Grad im Güterverkehr werden die Wagen aber sehr sehr oft ohne Luft bewegt. Was du meinst ist vermutlich die Federspeicherbremse, die die Handbremse ersetzt. Das wird normalerweise nur dort eingebaut wo auch ein Kompressor vorhanden ist damit man im Normalfall den Federspeicher ohne fremde Hilfsmittel lösen kann. Also vor allen Dingen in Loks und Triebwagen. (So hat der 423er Federspeicher, der 420er hingegen das schöne große Handbremsrad)

Ist die Handbremse das große Rad in den Reisezugwagen bzw. an dem Steg bei den Güterwagen? Wird dann jedes mal wenn der Zug länger steht manuell an jedem Wagen die Handbremse angelegt? Haben auch Loks und moderne Triebwagen so einen Handbremse?
Wie gesagt, da wo ein Kompressor dabei ist hat man heutzutage normalerweise Federspeicher. Ansonsten nein, man geht in einer Geraden davon aus dass nur x% der Handbremsen angezogen sein müssen. Ansonsten gibt es die örtlichen Richtlinien die sagen wie viele Handbremsen pro wie vielen Wagen angezogen sein müssen oder schlimmstenfalls dass in diesem Gleis kein Wagen mehr abgestellt werden darf.

Es sind wohl mal wieder mehrere Sachen auf einmal zusammengekommen. Womöglich wurde vergessen die Handbremsen anzuziehen als das Feuer auf der Lok bemerkt wurde, was an sich hätte gut gehen können wenn in diesem Zusammenhang nicht auch noch die direkte Bremse abgeschalten worden wäre. Der Lokführer war wohl zum Zeitpunkt der Brandbekämpfung schon gegangen wie ich den Medien entnehme, hatte also keine Chance mehr festzustellen was da Sache war. Wer fürs Handbremsen anziehen verantwortlich ist steht leider nirgends - und Schutzweichen die den Zug nicht aufs Streckengleis rollen lassen sind sowieso weltweit aus der Mode gekommen, weil sie durch Trennung von Netz und Betrieb nur Kosten beim Netz verursachen, die Menschenleben im Zweifel aber aufs Schuldenkonto eines anderen Unternehmens aus dem Betrieb geschrieben werden können.
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Beitrag von Galaxy »

ropix @ 11 Jul 2013, 12:13 hat geschrieben: Wer fürs Handbremsen anziehen verantwortlich ist steht leider nirgends...
Der Lokführer der ins Hotel gegangen ist. Er behauptet die notwendigen Handbremsen an 11 Waggons betätigt zu haben, plus an allen 5 Loks.

http://edition.cnn.com/2013/07/10/world/am....html?hpt=hp_t1
- und Schutzweichen die den Zug nicht aufs Streckengleis rollen lassen sind sowieso weltweit aus der Mode gekommen...
Hätte in diesem Fall nichts gebracht denn es gab nur das Streckengleis. Es ist eine wenig benutzte Strecke die dementsprechend auch relative "verwildert" aussieht.

http://beta.images.theglobeandmail.com/8d7...meline09nw1.jpg

, weil sie durch Trennung von Netz und Betrieb nur Kosten beim Netz verursachen, die Menschenleben im Zweifel aber aufs Schuldenkonto eines anderen Unternehmens aus dem Betrieb geschrieben werden können.
Die Netztrennung ist in Nord Amerika eher selten. Auch hier was das nicht der Fall. Die betroffene Eisenbahn Gesellschaft war auch Netzbetreiber. Die Strecke wurde Mitte der Neunziger von Canadian Pacific gekauft.
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Beitrag von Laurum »

Laurum @ 10 Jul 2013, 21:40 hat geschrieben:Was haben die Kandier für ein Bremssysten?

Folgendes wurde zum Vorfall bekannt:
Der Unglückszug wurde von 5 Loks gezogen. In dem Ort war Schichtende für das Personal und 4 von 5 Loks wurden ausgeschaltet. Die 5. blieb (nach Vorschrift)  in Betrieb, um den Bremsdruck aufrechtzuerhalten. Wegen eines kleinen Feuers am Zug wurde die 5 Lok von der Feuerwehr (auch nach Vorschrift) abgeschaltet. Kurz darauf setzte sich der Geisterzug dann ungebremst in Bewegung.

Anscheinend können nicht nur in den US-Filmen einzelne Wagons während der Fahrt abgekoppelt werden. Sind dort Bremsen, wie sie z.B. von Knorr erfunden wurden, nicht üblich?
Inzwischen sidn weitere Datails bekannt geworden. Von den 72 Wagons wurden laut Lokführer an 11 die Handbremse angezogen, was aber in Zweifel gezogen wird.

Die Bahngesellschaft hat übrigens 36.1 Unfälle/1 Mio Meilen, während der Landesdurchschnitt bei 14.6/1 Mio. m liegt
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Beitrag von glemsexpress »

Galaxy @ 11 Jul 2013, 12:46 hat geschrieben: Hätte in diesem Fall nichts gebracht denn es gab nur das Streckengleis. Es ist eine wenig benutzte Strecke die dementsprechend auch relative "verwildert" aussieht.

http://beta.images.theglobeandmail.com/8d7...meline09nw1.jpg
Gibt es die in Google-earth zu sehende Ausweiche in Nantes nicht mehr?
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Beitrag von ropix »

wobei da schon die Frage bleibt - warum fährt man den Zug nicht eigentlich einfach in den nächstgelegenen Bahnhof (eben jenen von Lac-Mégantic)

nach http://goo.gl/maps/0vLdy wären das "nur" noch 12 Kilometer. Was will man in der Einöde überhaupt Personal wechseln. Selbst das sieht weiter unten doch irgendwie sinnvoller aus.

Und die andere Frage - warum hängen die Loks eigentlich nicht mehr am Zug (oder tun sie es doch?)
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Beitrag von Galaxy »

glemsexpress @ 11 Jul 2013, 19:59 hat geschrieben: Gibt es die in Google-earth zu sehende Ausweiche in Nantes nicht mehr?
Doch. Allerdings kürzer als das was als Gleise eingezeichnet ist, die Bilder sind aber korrekt. Ob der Zug mit seinen über 70 Waggons überhaupt daraufgepasst hätte kann ich nicht sagen. Aber es macht nicht wirklich einen Unterscheid, das ist kein Abstellgleis mit Prellbock, der Zug würde auch in Lac-Mégantic enden.
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Beitrag von ropix »

Eben.

Mit einem sicheren Abstellplatz wäre das Inferno halt auch nicht passiert. Dem Aussehen nach wurde der Zug ja im Gefälle zwischengeparkt.

Und die Frage ist immer noch nicht beantwortet - was ist eigentlich mit den 5 Loks passiert?
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Beitrag von Galaxy »

[QUOTE=ropix,11 Jul 2013, 20:34]wobei da schon die Frage bleibt - warum fährt man den Zug nicht eigentlich einfach in den nächstgelegenen Bahnhof (eben jenen von Lac-Mégantic)

[quote]

Es ging ja um den Lokführer wechsel USA/Canada möglicherweise gibt es eine Vorschrift das der Wechsel innerhalb von X Kilometer zur Grenze erfolgen muss.
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Beitrag von ropix »

Naja - ich denke genau diese Fragen werden sich die Kanadier jetzt dann auch stellen - und hoffentlich Verbesserungen in die Wege leiten.
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Beitrag von Galaxy »

ropix @ 11 Jul 2013, 21:35 hat geschrieben:Eben.

Mit einem sicheren Abstellplatz wäre das Inferno halt auch nicht passiert. Dem Aussehen nach wurde der Zug ja im Gefälle zwischengeparkt.
Gut, aber Nord Amerika ist zu weit um überall eine großartige Infrastruktur aufzubauen.

http://teachingchris.files.wordpress.com/2...jpg?w=500&h=370

^ Es gibt bestimmt 10 Tausende solcher grain elevators.
Und die Frage ist immer noch nicht beantwortet - was ist eigentlich mit den 5 Loks passiert?
Die Nachrichten Lage ist nicht klar. Offensichtlich sind die Loks nicht entgleist. Es sieht so aus als ob sich die Loks frei gerissen haben als die Waggons entgleisten um dann noch ein paar Kilometer weiter zu rollen.
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Beitrag von GSIISp64b »

Laut FAZ wurden mittlerweile 20 Leichen geborgen, für die verbleibenden 30 Vermissten sieht es wohl eher düster aus. :/
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
Laurum
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Beitrag von Laurum »

ropix @ 11 Jul 2013, 12:13 hat geschrieben: Nein, können sie nicht, da sind sich alle Webseiten über Nordamerikanische Bremssysteme einig nicht. Nach den aktuellen Zeitungsberichten war die Lok auch nur für die Lokbremse zuständig, deren Ausfall dann zur entscheidend zu wenigen Bremsleistung beitrug.

http://www.railway-technical.com/brake2.shtml

Angeblich hätten an dem Zug 11 Handbremsen bedient werden müssen, man geht jedoch davon aus, dass obwohl der Lokführer gemeldet hat dies getan zu haben die Bremsen nicht angezogen waren. Warum, das ist typisch amerikanisch wird man vermutlich erst in Wochen wissen. Die Firmenchefs machen ihre Mitarbeiter verantwortlich, die Gewerkschaften sagen immer sofort das wären nur die Bauernopfer, die Fehler säßen sicher wo anders. Fakt ist - der Zug hatte zu wenig angezogene Bremsen. (Wie übersetzt man applied brakes eigentlich ins Deutsche? Eine passende Übersetzung such ich schon länger)

Die direkte Bremse der Lok (oder alternativ auch aller Loks) hat sich gelöst nachdem die Lok abgeschalten wurde und so nicht mehr mit Druckluft versorgt werden konnte.

http://online.wsj.com/article/SB1000142412...164585014.html#


Ja, das ist gang und gebe - und zwar auf der ganzen Welt. Gut, in Europa laufen die Loks meist nicht, das tut aber eigentlich wenig zur Sache.Die Feder drückt wenn dann die Bremsbacke aktiv weg vom Rad. Ansonsten hätte man keine Chance ohne Luft die Wagen irgendwie zu bewegen. Grad im Güterverkehr werden die Wagen aber sehr sehr oft ohne Luft bewegt. Was du meinst ist vermutlich die Federspeicherbremse, die die Handbremse ersetzt. Das wird normalerweise nur dort eingebaut wo auch ein Kompressor vorhanden ist damit man im Normalfall den Federspeicher ohne fremde Hilfsmittel lösen kann. Also vor allen Dingen in Loks und Triebwagen. (So hat der 423er Federspeicher, der 420er hingegen das schöne große Handbremsrad)

Ist die Handbremse das große Rad in den Reisezugwagen bzw. an dem Steg bei den Güterwagen? Wird dann jedes mal wenn der Zug länger steht manuell an jedem Wagen die Handbremse angelegt? Haben auch Loks und moderne Triebwagen so einen Handbremse?
Wie gesagt, da wo ein Kompressor dabei ist hat man heutzutage normalerweise Federspeicher. Ansonsten nein, man geht in einer Geraden davon aus dass nur x% der Handbremsen angezogen sein müssen. Ansonsten gibt es die örtlichen Richtlinien die sagen wie viele Handbremsen pro wie vielen Wagen angezogen sein müssen oder schlimmstenfalls dass in diesem Gleis kein Wagen mehr abgestellt werden darf.

Es sind wohl mal wieder mehrere Sachen auf einmal zusammengekommen. Womöglich wurde vergessen die Handbremsen anzuziehen als das Feuer auf der Lok bemerkt wurde, was an sich hätte gut gehen können wenn in diesem Zusammenhang nicht auch noch die direkte Bremse abgeschalten worden wäre. Der Lokführer war wohl zum Zeitpunkt der Brandbekämpfung schon gegangen wie ich den Medien entnehme, hatte also keine Chance mehr festzustellen was da Sache war. Wer fürs Handbremsen anziehen verantwortlich ist steht leider nirgends - und Schutzweichen die den Zug nicht aufs Streckengleis rollen lassen sind sowieso weltweit aus der Mode gekommen, weil sie durch Trennung von Netz und Betrieb nur Kosten beim Netz verursachen, die Menschenleben im Zweifel aber aufs Schuldenkonto eines anderen Unternehmens aus dem Betrieb geschrieben werden können.

Im Juni hat eine Expertenkommision die Kanadische Regierung empfohlen, Zugwagons mit einem automatischen Bremssystem ausrüsten zu lassen. Für dieses Unglück leider zu spät. Auch sollen die verunglückten Tankwägen wegen einses Designfehlers besonders instabil sein. Ein Wiederruf der Zulassung ist nicht ausgeschlossen.
"Safety rules lag as oil transport by train rises" http://www.cbc.ca/news/canada/story/2013/0...c-oil-rail.html

Bei dem vorangehenden Feuerweheinsatz an der Lok sollen nicht ausreichend geschulte Mitarbeiter der Eisenbahngesellschaft die Lok ausgeschaltet haben. Dies, obwohl ihnen hätte bekannt sein müssen, daß der Zug nun nicht mehr ausreichend gebremst ist
http://www.montrealgazette.com/news/montre...7480/story.html.
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