Interessanter ETCS Modus in Italien: 2xInfill

Rund um die Technik der Bahn
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Metropolenbahner
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Beitrag von Metropolenbahner »

Gerade im gelben Nachbarforum entdeckt, in Italien gibts ETCS L1 mit *doppeltem* Infill:

Bild aus Urheberrechtsgründen entfernt. Bild ist unter untem genannten Link als Abbildung 8 zu finden.

Beschreibung:
Die italienische Infrastrukturgesellschaft RFI legt ihre Präferenz auf eine weitere Variante des Level 1, dem ETCS-Level 1 Radio Infill.

Zusätzlich zu den ETCS-Level 1-Funktionen ermöglicht der Radio Infill über die elektrische Sicht die Vorausschau auf zwei Blockabschnitte, den nächsten und den übernächsten. Anders als bei ETCS-Level 1 wird der Signalbegriff nicht nur von dem nächsten Signal sondern auch von dem übernächsten Signal für eine flüssigere Fahrweise im EVC verarbeitet. Die Übertragung des Signalbegriffes erfolgt vom Signal zum EVC durch den Einsatz von so genannten Radio Infill Units (RIUs), die, angebracht an jedem Signal, den Signalbegriff über GSM-R an das Fahrzeug transferieren. Um die Verbindungsaufnahme zwischen EVC und Signal RIU zu starten überfährt der Zug in ausreichendem Abstand vor dem Signal eine Kontaktaufnahme-Balise.
Quelle

Sieht schon irgendwie "lustig" aus.
Mal schauen, ob wirklich Strecken damit ausgestattet werden.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Warum nicht? Wobei ich hier mal davon ausgehe, dass die Signale hier keine GSM-R-Basisstationen sind, sondern normale "Handys", die von den Zügen angerufen werden.

Die Frage die sich mir hier vorallem stellt ist, ob da nicht das Handynetz zusammenbricht, weil ja jeder Zug demnach 2-3 Telefonverbindungen gleichzeitig führen muss. Grundsätzlich ist das von ETCS aber genau so vorgesehen, von daher finde ich es jetzt nicht so überraschend. Man spart sich gegenüber zentralen Lösungen vermutlich vorallem Projektierungskosten.

Spannend wird das ganze allerdings, wenn Weichen beteiligt sind.

Woher stammt eigentlich das Bild?
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Metropolenbahner »

Boris Merath @ 5 May 2015, 23:59 hat geschrieben: Warum nicht? Wobei ich hier mal davon ausgehe, dass die Signale hier keine GSM-R-Basisstationen sind, sondern normale "Handys", die von den Zügen angerufen werden.
Hmm was meinst Du mit "normale" Handys?

Das Radio Interface Unit hängt direkt am LEU und greift dort wie ein Euroloop den Signalzustand ab.
Im Zug bräuchte man dafür ein extra GSM-"Telefon"/Simkarte das die Signale empfängt und dann in den bordeigenen ETCS-Computer (im Text EVC) einspeist. Der RIU kann recht primitiv ausfallen, klar, ne Art "Handy" mit Signaleingang reicht da schon, es sei denn man will noch etwas mehr Daten verschicken. Wäre z.B: interessant nicht nur den Signalzustand des übernächsten Blocks, sondern auch dessen Geschwindigkeit zu kennen. Die liegt ja noch nicht vor, die überfahrene Balise gilt nur für den aktuellen Block. Ergo müsste man die Parameter des übernächsten Blocks dann auch noch per Funk übermitteln. Aber das sollte kein Problem sein.
Die Frage die sich mir hier vorallem stellt ist, ob da nicht das Handynetz zusammenbricht, weil ja jeder Zug demnach 2-3 Telefonverbindungen gleichzeitig führen muss. Grundsätzlich ist das von ETCS aber genau so vorgesehen, von daher finde ich es jetzt nicht so überraschend. Man spart sich gegenüber zentralen Lösungen vermutlich vorallem Projektierungskosten.
Ja, das RBC und aufwendige Schnittstellen zum Stellwerken entfallen, zusammen mit L1LS sollte das eigentlich ne recht billige aber doch sehr performante Lösung sein.
Handynetz hmm die Bahn hat doch noch nen ungenutzten 3 Mhz Bereich vor ein paar Jahren dazu bekommen(E-GSM-R), das sollte dann reichen

Spannend wird das ganze allerdings, wenn Weichen beteiligt sind.
Hmm wieso? Da gibts dann halt wieder ne Balise, die dem Zug sagen, welche RIU er anfunken muss, um den entsprechenden Signalbegriff übermittelt zu bekommen. Ein RIU kann auch mehrere Blöcke "vertreten".
Also solange sich die Zuganzahl in Grenzen hält, ok :)
Woher stammt eigentlich das Bild?
Gute Frage, hab mal geschaut, das ist aus dem verlinkten Doktoraufsatz, damit öffentlich und erlaubt, oder?
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Metropolenbahner @ 6 May 2015, 01:20 hat geschrieben: Hmm was meinst Du mit "normale" Handys?
Technisch gesehen. Natürlich nicht in Handyformat :-) Und natürlich GSM-R-tauglich.

Auf der Grafik sieht es aber so aus, wie wenn RIU und Zug direkt funken würden - ich gehe doch mal sehr davon aus dass das über die GSM-R-Basisstation läuft.
Im Zug bräuchte man dafür ein extra GSM-"Telefon"/Simkarte das die Signale empfängt und dann in den bordeigenen ETCS-Computer (im Text EVC) einspeist.
Ja, das alte Problem dass ETCS verbindungsorientiert ist, und man damit für jede Verbindung ein eigenes "Handy" braucht... Wobei ich mich grade frage wie das eigentlich beim Wechsel zwischen zwei RBC abläuft... Mal bei Gelegenheit nachlesen.
Der RIU kann recht primitiv ausfallen, klar, ne Art "Handy" mit Signaleingang reicht da schon, es sei denn man will noch etwas mehr Daten verschicken.
Na, das wird wohl ein Rack mit mehreren Einschüben sein, einer für das "Handy", einer oder zwei für das sichere Rechnersystem (wird man wohl nicht drumrumkommen) und vielleicht noch einer für I/O.

Wenn ich es mir recht überlege, braucht die RIU sogar mindestens zwei Handyeinschübe - es müssen ja mindestens zwei Telefonate gleichzeitig möglich sein. Was passiert eigentlich, wenn das Telefon des RIU besetzt ist, weil der Zug davor nicht aufgelegt hat? :-)
Wäre z.B: interessant nicht nur den Signalzustand des übernächsten Blocks, sondern auch dessen Geschwindigkeit zu kennen.
Das ist nicht nur interessant, sondern zwingend erforderlich. Der Zug bekommt in Level 1 ja die Fahrerlaubnis (Movement Authority MA) normal über die Balisen. Die MA darf aber nur gegeben werden, wenn auch Einschränkungen (z.B. Geschwindigkeit) an den Zug übermittelt wurden - ETCS Level 1 hat ja im Gegensatz zu ETCS L1 LS eine durchgehende Geschwindigkeitsüberwachung und kann bei flächendeckendem Einsatz von Infillsystemen sogar Führerstandssignalisierung.

Die Geschwindigkeitseinschränkungen können aber teilweise nicht über Balisen übertragen werden, da bei Überfahren der Balisen die Beschränkung u.U. noch gar nicht bekannt ist (signalabhängige Beschränkungen). Daher muss das System diese zwingend per GSM-R übertragen können.
Ja, das RBC und aufwendige Schnittstellen zum Stellwerken entfallen, zusammen mit L1LS sollte das eigentlich ne recht billige aber doch sehr performante Lösung sein.
Es handelt sich dabei offenkundig NICHT um Level 1 LS, sondern um klassisches Level 1 Full Supervision.
Handynetz hmm die Bahn hat doch noch nen ungenutzten 3 Mhz Bereich vor ein paar Jahren dazu bekommen(E-GSM-R), das sollte dann reichen
Auch wenn man so inflationär mit den Verbindungen umgeht?
Hmm wieso? Da gibts dann halt wieder ne Balise, die dem Zug sagen, welche RIU er anfunken muss, um den entsprechenden Signalbegriff übermittelt zu bekommen.
Die Balise kann aber erst hinter dem Weichenbereich sein, damit gibt es einen ABschnitt, in dem der Zug mit keiner einzigen RIU in Verbindung steht. Das ist zwar aus Sicht von ETCS kein Problem und wäre auch kein Widerspruch zur Führerstandssignalisierung, führt aber dazu dass bei verzögertem Verbindungsaufbau zur RIU eine unnötige Bremsung eingeleitet werden muss. Speziell für Durchfahrgleise also keine Lösung.

Ich könnte mir vorstellen dass man das ganze vom Signalbegriff abhängig macht - wenn es nur ein Gleis gibt durch das man mit voller Geschwindigkeit fahren kann, könnte man durch eine Mini-LEU gesteuert über die Balisen die Telefonnummer des richtigen Signals übertragen. Wenn das nicht der Fall ist könnte man klassisch mit einer unlinked balise group arbeiten, wo der Zug eine Movement Authority bekommt die den kürzesten Abstand aller erreichbaren Signale angibt. Hinter dem Weichenbereich dann eine Balise Group die die MA verlängert bis zum Signal, und die Telefonnummer des Signals enthält. Bei einer Einfahrgeschwindigkeit von 40km/h könnte das ausreichen.
Ein RIU kann auch mehrere Blöcke "vertreten".
Dazu muss sie aber die Weichenstellungen wissen, anders kann sie nicht herausfinden welches Signal das Zielsignal der Fahrt ist. Genau das will man ja gerade nicht.
Gute Frage, hab mal geschaut, das ist aus dem verlinkten Doktoraufsatz, damit öffentlich und erlaubt, oder?
Nein, das ist natürlich nicht erlaubt, solange der Autor des Bildes nicht seine Erlaubnis gegeben hat. Nur durch die Veröffentlichung werden nicht alle Rechte abgegeben.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 6 May 2015, 12:27 hat geschrieben:Auf der Grafik sieht es aber so aus, wie wenn RIU und Zug direkt funken würden - ich gehe doch mal sehr davon aus dass das über die GSM-R-Basisstation läuft.

Ist zumindest beim amerikanischen Positive Train Control System auch so.

http://www.metrolinktrains.com/images/abou..._Components.jpg

Das bedeutet natürlich nicht das dieses auch bei ETCS der Fall ist, aber zumindest gibt es dafür gewisse Gründe.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Boris Merath @ 6 May 2015, 12:27 hat geschrieben: Auf der Grafik sieht es aber so aus, wie wenn RIU und Zug direkt funken würden - ich gehe doch mal sehr davon aus dass das über die GSM-R-Basisstation läuft.
Naja ich würde einfach sagen: Die RIU ist die GSM-R-Basisstation.
Was soll man unter "Radio Infill Unit" sonst verstehen, als ein Infillsystem auf Funkbasis, wodurch man ne GSM-R-Station braucht? Ist dann nur die Frage, wie das aktuelle Verhältnis Basisstationen zu Blockabständen ist und ob man die dann so einfach weiterverwenden/aufrüsten könnte...
Ja, das alte Problem dass ETCS verbindungsorientiert ist, und man damit für jede Verbindung ein eigenes "Handy" braucht... Wobei ich mich grade frage wie das eigentlich beim Wechsel zwischen zwei RBC abläuft... Mal bei Gelegenheit nachlesen.
Das Thema wurde hier etwas angeschnitten:

http://www.ertms-conference2014.com/assets...l2014iwe013.pdf

Grob gesagt wird einfach ein Packet-Mode eingeführt, sprich GPRS/Edge und dabei wird auch ein "Handover" zwischen verschiedenen Stationen beschrieben, was es bisher noch nicht geben soll.
Na, das wird wohl ein Rack mit mehreren Einschüben sein, einer für das "Handy", einer oder zwei für das sichere Rechnersystem (wird man wohl nicht drumrumkommen) und vielleicht noch einer für I/O. Wenn ich es mir recht überlege, braucht die RIU sogar mindestens zwei Handyeinschübe - es müssen ja mindestens zwei Telefonate gleichzeitig möglich sein. Was passiert eigentlich, wenn das Telefon des RIU besetzt ist, weil der Zug davor nicht aufgelegt hat? :-)
Naja, wenns ne Gleisfreimeldeanlage gibt, die das Blockeingangssignal wieder auf grün stellt, könnte man in dem Fall auch die RIU auflegen lassen. Die hängt ja an der Signalleitung.
Alternativ ne Kommunikation der RIUs untereinander z.B. mit Handoverbetrieb, wie oben erwähnt, ermöglichen. Aber das wird dann schon wieder kompliziert = teuer.
Nötig wär sowas auch nur im Notfall, nicht im Normalbetrieb.
Das ist nicht nur interessant, sondern zwingend erforderlich. Der Zug bekommt in Level 1 ja die Fahrerlaubnis (Movement Authority MA) normal über die Balisen. Die MA darf aber nur gegeben werden, wenn auch Einschränkungen (z.B. Geschwindigkeit) an den Zug übermittelt wurden - ETCS Level 1 hat ja im Gegensatz zu ETCS L1 LS eine durchgehende Geschwindigkeitsüberwachung und kann bei flächendeckendem Einsatz von Infillsystemen sogar Führerstandssignalisierung.

Die Geschwindigkeitseinschränkungen können aber teilweise nicht über Balisen übertragen werden, da bei Überfahren der Balisen die Beschränkung u.U. noch gar nicht bekannt ist (signalabhängige Beschränkungen). Daher muss das System diese zwingend per GSM-R übertragen können.
Ok, also dann ein Muss, aber solange es kein Problem darstellt ist es kein Hindernis.
Es handelt sich dabei offenkundig NICHT um Level 1 LS, sondern um klassisches Level 1 Full Supervision.
Jein, es heißt zwar "Level 1 Radio Infill", also nicht "L1LS Infill" aber im Text steht:
Auch dieses System ist in der Grundanwendung lediglich an die Signale gekoppelt und hat normalerweise keine Schnittstelle zum Stellwerk. Eine Stellwerkserneuerung ist aufgrund des Einsatzes von ETCS dadurch nicht erforderlich.
Das "Auch" bezieht sich auf das zuvor erklärte L1LS.
So wie ich das verstehe, kann man Radio Infill damit auch mit L1LS kombinieren, das ist dann halt die "Grundanwendung". Im Gegensatz zu L1LS würde L1LS mit double Infill dann aber doch eine "durchgehende" Geschwindigkeitsüberwachung ermöglichen. "Durchgehend" in der Bedeutung "durchgehenden zwischen zwei Blockabschnitten". Solange alle Blöcke per Funk abdeckt sind und es keine Funklöcher gibt, wärs damit funktional L1.
Auch wenn man so inflationär mit den Verbindungen umgeht?
Ja, denn das Radio-Infill eignet sich sowieso nur für nicht so stark befahrene Nebenstrecken, der Fall wird also quasi per Definition ausgeschlossen :)
Die Balise kann aber erst hinter dem Weichenbereich sein, damit gibt es einen ABschnitt, in dem der Zug mit keiner einzigen RIU in Verbindung steht. Das ist zwar aus Sicht von ETCS kein Problem und wäre auch kein Widerspruch zur Führerstandssignalisierung, führt aber dazu dass bei verzögertem Verbindungsaufbau zur RIU eine unnötige Bremsung eingeleitet werden muss. Speziell für Durchfahrgleise also keine Lösung.
Ahhhh stimmt. Das ist mal schön sch...lecht. Was wäre da eine einfache Lösung für Vmax-Durchfahrt? Ne Weichen-LEU samt RIU? Anfragen an *alle* potentiellen übernächsten RIUs und dann den kleinsten Gemeinsamen Nenner daraus?
Ich könnte mir vorstellen dass man das ganze vom Signalbegriff abhängig macht - wenn es nur ein Gleis gibt durch das man mit voller Geschwindigkeit fahren kann, könnte man durch eine Mini-LEU gesteuert über die Balisen die Telefonnummer des richtigen Signals übertragen. Wenn das nicht der Fall ist könnte man klassisch mit einer unlinked balise group arbeiten, wo der Zug eine Movement Authority bekommt die den kürzesten Abstand aller erreichbaren Signale angibt. Hinter dem Weichenbereich dann eine Balise Group die die MA verlängert bis zum Signal, und die Telefonnummer des Signals enthält. Bei einer Einfahrgeschwindigkeit von 40km/h könnte das ausreichen.
Naja, also bei 40 km/h fahr ich mit ETCS Level 0 ^^ Für sowas wäre das Geld für die Balistengruppe wohl rausgeworfen.
Apropos L0 ... wie löst die PZB so ne Weichenfrage?
Dazu muss sie aber die Weichenstellungen wissen, anders kann sie nicht herausfinden welches Signal das Zielsignal der Fahrt ist. Genau das will man ja gerade nicht.
Ja, das Weichensignal wär am besten, aber wieso will man das nicht? Auf was beziehst Du Dich da?
Nein, das ist natürlich nicht erlaubt, solange der Autor des Bildes nicht seine Erlaubnis gegeben hat. Nur durch die Veröffentlichung werden nicht alle Rechte abgegeben.
Ah ok, dann bitte ich um Entschuldigung und Danke fürs Entfernen.
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Beitrag von Galaxy »

Es fehlt mindestens ein /.



[QUOTE]Auch dieses System ist in der Grundanwendung lediglich an die Signale gekoppelt und hat normalerweise keine Schnittstelle zum Stellwerk. Eine Stellwerkserneuerung ist aufgrund des Einsatzes von ETCS dadurch nicht erforderlich. [QUOTE]
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Beitrag von Metropolenbahner »

Galaxy @ 7 May 2015, 18:14 hat geschrieben: Es fehlt mindestens ein /.


Auch dieses System ist in der Grundanwendung lediglich an die Signale gekoppelt und hat normalerweise keine Schnittstelle zum Stellwerk. Eine Stellwerkserneuerung ist aufgrund des Einsatzes von ETCS dadurch nicht erforderlich.
Ahh Danke, der Retter in der Not ^^ Habs einfach nicht gesehen.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Galaxy @ 6 May 2015, 22:18 hat geschrieben: Ist zumindest beim amerikanischen Positive Train Control System auch so.

http://www.metrolinktrains.com/images/abou..._Components.jpg

Das bedeutet natürlich nicht das dieses auch bei ETCS der Fall ist, aber zumindest gibt es dafür gewisse Gründe.
Hier wird aber offenbar nicht GSM eingesetzt?
Metropolenbahner @ 7 May 2015, 18:10 hat geschrieben:Naja ich würde einfach sagen: Die RIU ist die GSM-R-Basisstation.
Das wäre total überdimensioniert. Dazu müsste man ja an jedes Signal eine BTS hängen, die aber auch eine Reichweite von >2km haben muss.

Diese Basisstation muss aber in das GSM-R-Netz voll eingebunden sein - das ETCS-Streckengerät kann sich ja nicht so ohne weiteres aussuchen, welche Basisstation jetzt genutzt wird. Die Balise teilt eine Telefonnummer mit - wenn sich das "Handy" im ETCS-Streckengerät auf Basisstation von Signal 1 anmeldet, aber die TElefonnummer von Signal 3 meldet, muss das funktionieren.

Die Basisstation an Signal 1 müsste also entweder am kabelgebundenen GSM-R-Backbone angebunden sein (was man aber nicht will, da das einen enormen Verkabelungsaufwand bedeutet), oder als Repeater fungieren. Das ist ein viel zu großer Aufwand, und vermutlich auch ziemlich störanfällig.

Von daher wird jedes Signal halt ein oder mehrere Handy in Rackform sein. Was aber bedeutet, dass man pro Signal und pro fahrendem Zug jeweils mindestens zwei Telefongespräche einplanen muss.
Was soll man unter "Radio Infill Unit" sonst verstehen, als ein Infillsystem auf Funkbasis, wodurch man ne GSM-R-Station braucht?
GSM ist kein Funksystem, wo jeder einfach so wie er lustig ist durch die Gegend funkt, sondern ein zentrales System mit auf Telefonnummern basierender Vermittlung. Da kann man nicht einfach lauter Stand-Alone-Basisstation hinstellen.

Wenn man auf Verkabelung verzichten will (und das will man hier offenkundig, weil die Verkabelung verdammt teuer ist), dann funkt die RIU mit der Basisstation, und die Basisstation mit dem Zug. Genauso funktioniert das ja auch mit den Radio-Block-Center, nur dass da das Radio-BLock-Center halt via Kabel am Backbone angebunden ist und nicht via Funk mit der BTS funkt.
Das Thema wurde hier etwas angeschnitten:

http://www.ertms-conference2014.com/assets...l2014iwe013.pdf
Das ist schön und gut, aber aktuell noch nicht verfügbar.
Naja, wenns ne Gleisfreimeldeanlage gibt, die das Blockeingangssignal wieder auf grün stellt, könnte man in dem Fall auch die RIU auflegen lassen. Die hängt ja an der Signalleitung.
Besser als nichts, sonderlich überzeugend find ich die Lösung jetzt aber auch nicht wirklich... Dann braucht man ja mindestens drei gleichzeitige Verbindungen, die von dem Zug der hinter dem roten Signal ist, und die zwei von den beiden Zügen die sich annähern.
Jein, es heißt zwar "Level 1 Radio Infill", also nicht "L1LS Infill" aber im Text steht:
Das "Auch" bezieht sich auf das zuvor erklärte L1LS. So wie ich das verstehe, kann man Radio Infill damit auch mit L1LS kombinieren, das ist dann halt die "Grundanwendung".
ETCS L1 LS ergibt mit Infill in meinen Augen keinen Sinn - das ist ja ein völlig anderes Prinzip. Worin soll der Vorteil von L1LS liegen?
Im Gegensatz zu L1LS würde L1LS mit double Infill dann aber doch eine "durchgehende" Geschwindigkeitsüberwachung ermöglichen. "Durchgehend" in der Bedeutung "durchgehenden zwischen zwei Blockabschnitten". Solange alle Blöcke per Funk abdeckt sind und es keine Funklöcher gibt, wärs damit funktional L1.
Nur wozu schaltbare Balisen mit Mini-Leu auslegen, wenn man eh alles per Funk überträgt? Das erhöht die Kosten, bringt aber keinen Nutzen. Also kann man bei L1 FS mit INfill weitgehend ohne schaltbare Balisen auskommen, was viel preisgünstiger ist.

Ich sehe aber auch so noch genug PRobleme, Radio Infill mit L1 LS zu kombinieren.
Ahhhh stimmt. Das ist mal schön sch...lecht. Was wäre da eine einfache Lösung für Vmax-Durchfahrt? Ne Weichen-LEU samt RIU? Anfragen an *alle* potentiellen übernächsten RIUs und dann den kleinsten Gemeinsamen Nenner daraus?
Solange es nur einen Fahrweg mit Vmax gibt, kann man alle nötigen Infos ja aus dem Signal abgreifen. Falls man mehrere Fahrwege mit Vmax hat, muss man natürlich entsprechend noch die Weichenstellungen kennen.
Naja, also bei 40 km/h fahr ich mit ETCS Level 0 ^^ Für sowas wäre das Geld für die Balistengruppe wohl rausgeworfen.
Level 0? Nein, sicher nicht, weil dann ein ÜBerfahren des Ausfahrsignals nicht verhindert werden kann. Und das bekommt man nicht zugelassen :-)
Apropos L0 ... wie löst die PZB so ne Weichenfrage?
Was hat L0 mit PZB zu tun?

Und die PZB löst die Weichenfrage genauso wie ETCS L1 LS - gar nicht. Beide arbeiten ja nicht auf Basis von Movement Authorities sondern greifen ausschließlich die Signalstellung ab. Wo es hingeht ist egal. Das führt dann aber dazu, dass die Überwachungskurven nicht an die jeweilige Situation anpassbar sind.
Ja, das Weichensignal wär am besten, aber wieso will man das nicht? Auf was beziehst Du Dich da?
Das Ziel ist ja gerade keinen großen Aufwand für Datenabgriff in der Anlage zu haben. Wenn man jetzt Weichenstellungen berücksichtigen will, muss man massiv Daten abgreifen (was im Stellwerk noch leichter wäre als an den Weichensignalen der Außenanlage), und hat einen enormen PRojektierungsaufwand. Dann kann man gleich L2 bauen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 7 May 2015, 22:29 hat geschrieben: Hier wird aber offenbar nicht GSM eingesetzt?

Korrekt. Die Benutzen ein für Polizei und Militär entwickeltes System. Aber warum braucht man bei GSM-R zwingened immer die gesamte (teure) Infrastruktur im Hintergrund? Beim normalen GSM System hat man das Problem das ein Handy in Deutschland mit einem Handy in China kommunizieren soll dessen Existenz es nicht kennt. Die Infrastruktur im Hintergrund stellt die Verbindung her. Bei GSM-R lässt es sich sicherlich einrichten das jeder Zug jede Weiche, und jede Weiche jeden Zug kennt. So häufig kommen neue Teilnehmer ja nicht hinzu.



Übrigens: Es gibt auf ResearchGate ein interessantes Papier über ETCS Kommunikations Protokolle. Das sollte auch ohne Anmeldung klappen.

http://www.researchgate.net/publication/23...TMSETCS_systems
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Beitrag von Boris Merath »

Galaxy @ 7 May 2015, 23:39 hat geschrieben: Aber warum braucht man bei GSM-R zwingened immer die gesamte (teure) Infrastruktur im Hintergrund?
Weil es ohne die Infrastruktur im Hintergrund kein GSM-R wäre, sondern ein völlig anderes System?
Beim normalen GSM System hat man das Problem das ein Handy in Deutschland mit einem Handy in China kommunizieren soll dessen Existenz es nicht kennt.
Das ist bei GSM-R nicht anders. Da telefoniert man zwar im allgemeinen nicht bis nach China (würde technisch aber gehen), hier telefoniert der Zugführer im ICE in München Hbf mit der Transportleitung in Frankfurt. Oder der Lokführer einer Lok der tschechischen Staatseisenbahn mit dem Fahrdienstleiter eines französischen Bahnhofs, in dem er gerade ist. Oder der Fahrdienstleiter von Bahnhof 1 mit dem Fahrdiensleiter von Bahnhof 2. Oder der Notfallmanager am Einsatzort mit dem Fahrdienstleiter oder der Notfallleitstelle.
Oder der Lokführer von Lokomotion mit seinem Disponenten.
Oder der elektronische Buchfahrplan ruft die aktuellen Daten vom Server ab.
Das sind genau die selben Anforderungen wie an das normale öffentliche GSM.
Bei GSM-R lässt es sich sicherlich einrichten das jeder Zug jede Weiche, und jede Weiche jeden Zug kennt. So häufig kommen neue Teilnehmer ja nicht hinzu.
Also erstmal ist GSM-R ja wie oben beschrieben nicht nur ein System für ETCS, s ondern in erster Linie mal ein Telekommunikationsnetz. Und alleine in diesem Kommunikationsnetz kommen in Europa vermutlich täglich dutzende Teilnehmer dazu oder fallen weg - wenn das überhaupt reicht.

Aber auch die Infrastruktur ändert sich laufend - irgendwo in Europa werden mit Sicherheit jeden Tag diverse Signale, Weichen o.ä. umgebaut, ausgebaut, in Betrieb genommen etc. Willst Du dann jeden Zug jeden Tag updaten?

Und jede Weiche soll jeden Zug kennen????? Soll dann jeden Tag ein Techniker zu jeder Weiche laufen und das Update mit den neuesten Änderungen bei den Fahrzeugen einspielen?

Und wozu? GSM-R kann doch genau das was man braucht. Worin soll der Vorteil liegen?
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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 9 May 2015, 15:17 hat geschrieben:Weil es ohne die Infrastruktur im Hintergrund kein GSM-R wäre, sondern ein völlig anderes System?
"Völlig" nicht unbedingt.
Das ist bei GSM-R nicht anders. Da telefoniert man zwar im allgemeinen nicht bis nach China (würde technisch aber gehen), hier telefoniert der Zugführer im ICE in München Hbf mit der Transportleitung in Frankfurt. Oder der Lokführer einer Lok der tschechischen Staatseisenbahn mit dem Fahrdienstleiter eines französischen Bahnhofs, in dem er gerade ist. Oder der Fahrdienstleiter von Bahnhof 1 mit dem Fahrdiensleiter von Bahnhof 2. Oder der Notfallmanager am Einsatzort mit dem Fahrdienstleiter oder der Notfallleitstelle.
Oder der Lokführer von Lokomotion mit seinem Disponenten.
Oder der elektronische Buchfahrplan ruft die aktuellen Daten vom Server ab.
Das sind genau die selben Anforderungen wie an das normale öffentliche GSM.
Touché. Es war mir nicht bekannt das GSM-R auch für normale Dienstgespräche verwendet wird.

Also erstmal ist GSM-R ja wie oben beschrieben nicht nur ein System für ETCS, s ondern in erster Linie mal ein Telekommunikationsnetz. Und alleine in diesem Kommunikationsnetz kommen in Europa vermutlich täglich dutzende Teilnehmer dazu oder fallen weg - wenn das überhaupt reicht.

Aber auch die Infrastruktur ändert sich laufend - irgendwo in Europa werden mit Sicherheit jeden Tag diverse Signale, Weichen o.ä. umgebaut, ausgebaut, in Betrieb genommen etc. Willst Du dann jeden Zug jeden Tag updaten?

Und jede Weiche soll jeden Zug kennen????? Soll dann jeden Tag ein Techniker zu jeder Weiche laufen und das Update mit den neuesten Änderungen bei den Fahrzeugen einspielen?

Und wozu? GSM-R kann doch genau das was man braucht. Worin soll der Vorteil liegen?

Das gleiche Problem hat man auch bei Positive Train Control. Eine Lösung wird man dafür gefunden haben. Das mit den Updates könnte man ähnlich wie bei den GPS Almanac regeln können, nur weniger zentralisiert, also das z.B. die Lok der Weiche das neuste "Telefonbuch" schickt. Außerdem kommen zwar Täglich neue Weichen und Züge hinzu, jedoch werden trotzdem Züge eher in homöopathischen Mengen produziert, und außerdem ist das ganze eher Regional gestaltet. Ein Talent2 in Nürnberg wird eher nicht mit Weichen in Spanien in Berührung kommen.


Aber ein Vorteil von GSM-R habe ich bis jetzt nicht wirklich gewürdiggt. Das GSM-Netz. In Europa hat man selbst in der sogenannten Pampa meistens GSM-Empfang, also kann man die Infrastruktur auch verwenden. In den USA haben die Eisenbahnen das Problem das i.d.R. kein Netz zu Verfügung steht, also macht das mit der Zug - Weiche direkt Verbindung mehr Sinn.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Radio Infill geht vom Labor in die Erprobung, siehe Zeitplan in der Präsentation der letzten ERMTS-Konferenz hier:

http://www.ertms-conference2016.com/IMG/pd...on_uic_v0.3.pdf

Der doppelte Infill ist mit dem Hinweis auf CR742 weiterhin dabei.

Wer sich noch anderweitig für ETCS intressiert kann gerne in den anderen Präsentationen stöbern:
http://www.ertms-conference2016.com/Presentations
Antworten