Weiter gehts nun in eine andere Gegend.
Wir zogen nach Klodzko, dem früheren Glatz.
Von Klodzko gehen 4 Strecken aus. Von denen haben wir vor allem die Stichstrecke nach Kudowa Zdroj, eine Gebirgsstrecke mit Scheiteltunnel, besucht.
Leider hatten wir einen Wetterumschwung. Der Winter kam wieder zurück. Und dort, im Mittelgebirge erwischte es uns voll!
Die Reise begann schon ungemütlich: Im Wagen war es saukalt: Der Uebeltäter war schnell gefunden: Ein offenes Fenster. Der Wagen hatte Uebersetzfenster, und eine untere Scheibe war herausgeschlagen. Was konnten die armen Tröpfe, die dort sassen, anderes tun, als das Fenster offen zu lassen, um wenigstens einigermassen geschützt zu sein.
An Platzwechsel war, wegen Überfüllung des Zuges, nicht zu denken.
Allerdings wurde dieses Abteil dann doch mehrere Male leer. Dann geschah immer dasselbe: Leute stiegen ein, „Oh ein leeres Abteil! Welch ein Glück!“ Sofort hindrängeln, mit steinernem Gesicht und kräftigem Ruck das Fenster schliessen, bemerken, was los war, und es dann langsam, unter dem schadenfrohen Grinsen der Mitreisenden langsam wieder öffnen.
Im Protokoll wäre dann gestanden: „Grosse Heiterkeit im Saale“.
Nach dem Umsteigen in Breslau kamen wir dann gegen Abend in Klodzko an.
Das Hotel lag am Gleis, und wir bekamen, auf Nachfrage, ein Zimmer mit Blick gegen die Bahn.
Laut Google Earth müsste es das heutige Astoria gewesen sein.
Am nächsten Tag, dem 3. April 1980, wurde es dann ernst:
Wir fuhren früh, mit dem Bummler nach Kudowa. Da mit Dampf gefahren wurde, besetzten wir natürlich eines der vordersten 4 er Abteile, wurden aber daraus vom Zugführer verjagt. Die vordersten 2 Abteile waren Dienstabteile. Dort installierte sich der Zugführer und frühstückte dann bis Kudowa ausgiebig.
Ab Kudowa gings dann zu Fuss zurück. Kalt, Schnee und Wind. Und ungeeignete Kleidung!

Der erste Höhepunkt war dann der Viadukt über die Klikawa:

Es fuhren hin und wieder noch Züge mit Doppeltraktion. Die Strecke hat es in sich.
Man konnte sich ohne weiteres auf dem Gleis bewegen. Dank der Topografie hörte man einen Zug schon längere Zeit vorher.
Diese Lok hörten wir, dank der schneckenförmigen Linienentwicklung sicher schon 10 Minuten vor der Durchfahrt.


Was auffiel, war die durchgehende Verwendung einer Streichschiene auf dem inneren Schienenstrang.
Ja die Gleise: Der Zustand war teilweise katastrophal.

Praktisch jeder Schienenstoss war auch eine Schlammpumpe! Es empfahl sich nicht, neben so einem Stoss zu stehen, wenn der Zug durchfuhr. Man wäre angespritzt worden. Teilweise war das Gleis über 10 – 20 Meter im Schlamm, so dass wir ganz vorsichtig von Schwelle zu Schwelle gehen mussten. Ein Ausrutscher wäre fatal gewesen.
Die Strecke wies auch tiefe Einschnitte auf:


Im Bahnhof Kulin Klodzki sahen wir den einzigen Nicht- Dampfzug des Tages:

Die Frage stellte sich nun, ob wir durch oder über den Tunnel gehen sollen. Wir entschieden uns, nach reiflicher Überlegung, für über den Tunnel

Auf der andern Seite war die Landschaft nicht so schroff. Die Bahn konnte sich in langgezogenen Kurven dem Hang entlangziehen.
Das Land war, in meiner Erinnerung auch offener.


In Dusniki Zdroj hatten wir genug von Kälte und frieren. Feige bestiegen wir den Zug und verzogen uns ins vermeintlich warme Hotel. Dies war aber nicht der Fall, so dass wir anderweitig nachhelfen mussten. Auf polnische Art.

Am nächsten Tag, dem 4. April 1980 zogen wir eine andere Linie entlang in Richtung Scinawka Srednina, dem ehemaligen Mittelsteine (wo das Kraftwerk stand für die elektrifizierten schlesischen Linien der Reichsbahn.)
Das Wetter hatte sich ein wenig gebessert.
Eine 52 er in Leerfahrt:
