Armutszeugnis für Deutschland
Ich arbeite seit zwei Monaten in Österreich und bin deshalb mehrfach sowohl mit DB als auch ÖBB unterwegs gewesen und es ist hart, es zuzugeben, aber wir Deutschen sehen im Vergleich aus, wie blutige Amateure.
Reise-Route: Villach -> Hannover. Mit ÖBB Eurocity von Villach nach München. Dann Umstieg in ICE, weiterer Umstieg von ICE zu ICE in Würzburg.
1. Teil ÖBB
Gibt's eigentlich nix zu Sagen. Jeder einzelne Bahnhof pünktlich erreicht und verlassen. München sogar zwei Minuten früher erreicht. Bordrestaurant offen, alle Resourcen vorhanden.
2. Teil München->Würzburg
ICE schon nach einer Stunde mit 6 Minuten Verspätung. Bordrestaurant nur zur Hälfte bestückt und man fragt sich, welche sexuelle Dienstleistung man anbieten muss, um bedient zu werden. Der Diensthabende sitzt an einem der Tische, frisst das Zeuch, das er eigentlich verkaufen sollte und ignoriert alle Gäste mit stoischer Präzision. Immerhin reagierte er auf mein Bitten, meine Rechnung bezahlen zu dürfen. Ich hätte da rausmarschieren können, das hätte den Typen nicht gejuckt.
Zwischendurch kommt ein ZUB vorbei, streicht einer Italienerin das Ticket durch und schreibt Ihr drauf, dass sie doch in Frankfurt Airport umsteigen möge, weil dann wäre sie eine Stunde eher in Köln. Gut gemeint, aber zwei Schönheitsfehler: Erstens, hatte die Dame einen Anschluß in Köln mit Zugbindung, hätte dann also eine Stunde um nix herumgestanden, und zweitens, besagter ZUB tat das in einem dermassen irrwitzig radebrecherischem Englisch, dass die Lady am Ende dachte, ihr Ticket sei ungültig. Epic Fail.
3. Teil Würzburg->Hannover
10 min Verspätung. Bussiness as usual. Senk ju for trevelling viss Deutsche Bahn.
Sorry. Aber das geht einfach gar nicht. Wir machen uns in Deutschland komplett zum Löffel, während die Österreicher offensichtlich sehr wohl einen Zug geordnet und ohne Vorkommnisse betreiben können - und die müssen zwischendurch noch über die Alpen!
Reise-Route: Villach -> Hannover. Mit ÖBB Eurocity von Villach nach München. Dann Umstieg in ICE, weiterer Umstieg von ICE zu ICE in Würzburg.
1. Teil ÖBB
Gibt's eigentlich nix zu Sagen. Jeder einzelne Bahnhof pünktlich erreicht und verlassen. München sogar zwei Minuten früher erreicht. Bordrestaurant offen, alle Resourcen vorhanden.
2. Teil München->Würzburg
ICE schon nach einer Stunde mit 6 Minuten Verspätung. Bordrestaurant nur zur Hälfte bestückt und man fragt sich, welche sexuelle Dienstleistung man anbieten muss, um bedient zu werden. Der Diensthabende sitzt an einem der Tische, frisst das Zeuch, das er eigentlich verkaufen sollte und ignoriert alle Gäste mit stoischer Präzision. Immerhin reagierte er auf mein Bitten, meine Rechnung bezahlen zu dürfen. Ich hätte da rausmarschieren können, das hätte den Typen nicht gejuckt.
Zwischendurch kommt ein ZUB vorbei, streicht einer Italienerin das Ticket durch und schreibt Ihr drauf, dass sie doch in Frankfurt Airport umsteigen möge, weil dann wäre sie eine Stunde eher in Köln. Gut gemeint, aber zwei Schönheitsfehler: Erstens, hatte die Dame einen Anschluß in Köln mit Zugbindung, hätte dann also eine Stunde um nix herumgestanden, und zweitens, besagter ZUB tat das in einem dermassen irrwitzig radebrecherischem Englisch, dass die Lady am Ende dachte, ihr Ticket sei ungültig. Epic Fail.
3. Teil Würzburg->Hannover
10 min Verspätung. Bussiness as usual. Senk ju for trevelling viss Deutsche Bahn.
Sorry. Aber das geht einfach gar nicht. Wir machen uns in Deutschland komplett zum Löffel, während die Österreicher offensichtlich sehr wohl einen Zug geordnet und ohne Vorkommnisse betreiben können - und die müssen zwischendurch noch über die Alpen!
Das ist nicht nur im Vergleich mit Österreich, sondern zwischenzeitlich im Vergleich mit einer ganzen Reihe von Staaten auf einer breiten Palette von Themenfeldern so - gratuliere zum Beginn der Erkenntnis.Fat Hippo @ 30 Dec 2015, 00:06 hat geschrieben: [...] und es ist hart, es zuzugeben, aber wir Deutschen sehen im Vergleich aus, wie blutige Amateure.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Naja, so "heilig" sind die ÖBB auch nicht. Und Spielball der Politik sind sie auch oft genug, wenns zwischen Rot/Schwarz, Schwarz/Blau und Schwarz/Rot hin- und hergeht.
Und eingestellt wurde auch so manches.
Der Wiener Hbf ist trotz Neubau relativ nahe an der Kapazitätsgrenze , viel Reserve ist da nicht. Die U-Bahnanbindung ist bescheidenst, vergleicht man mal mit dem Westbf.
Eigene S-Bahngleise fehlen seit Ewigkeiten auf der stark belegten Südbahn und verhindern dichteren Schnellbahntakt.
Auch vor unkoordinierten und dann nicht zugelassenen Bauten (Angertalbrücke) ist man bei den ÖBB nicht gefeit. Die steht seit zig Jahren und wurde nicht weitergebaut. Erst kürzlich hat man sich geeinigt.
Der Ausbau der Westbahn zieht sich seit Jahrzehnten, zeitweise trotz längerer Ausbauabschnitte wurde es trotzdem nicht schneller sondern langsamer. Am Tauern wurden Streckenabschnitte massiv saniert, und 2gleisig als auch mit Linienverbesserungen ausgebaut; und trotzdem braucht man die gleiche Zeit von Salzburg auf Villach wie vor 20-25 Jahren (so lang fahr ich dort schon).
Auch werden die EC/IC in Österreich gerne als NV "missbraucht" um NV-Leistungen einzusparen, man denke vor ein paar Jahren als EC/IC so "bedeutende" Takthalte wie Werfen oder Salzburg Süd hatten. Dorfgastein war vor einigen Jahren auch kein Halt von EC/IC, die mussten dort die entfallenen NV-Züge ersetzen.
Und über den Henry am Zug sollte man auch ein bissl lesen, so bzgl. Lohngefüge und Verfügbarkeit. Das EBFÖ spricht da Bände.
Der Vorteil am Tauern ist aber, dass es neben den Großraumwagen auch noch die guten alten EC/IC-Abteilwagen der ÖBB zur Auswahl gibt und nicht die Schienendüse.
Will sagen: man sollte nicht ganz so schwarz/weiss malen.
Und eingestellt wurde auch so manches.
Der Wiener Hbf ist trotz Neubau relativ nahe an der Kapazitätsgrenze , viel Reserve ist da nicht. Die U-Bahnanbindung ist bescheidenst, vergleicht man mal mit dem Westbf.
Eigene S-Bahngleise fehlen seit Ewigkeiten auf der stark belegten Südbahn und verhindern dichteren Schnellbahntakt.
Auch vor unkoordinierten und dann nicht zugelassenen Bauten (Angertalbrücke) ist man bei den ÖBB nicht gefeit. Die steht seit zig Jahren und wurde nicht weitergebaut. Erst kürzlich hat man sich geeinigt.
Der Ausbau der Westbahn zieht sich seit Jahrzehnten, zeitweise trotz längerer Ausbauabschnitte wurde es trotzdem nicht schneller sondern langsamer. Am Tauern wurden Streckenabschnitte massiv saniert, und 2gleisig als auch mit Linienverbesserungen ausgebaut; und trotzdem braucht man die gleiche Zeit von Salzburg auf Villach wie vor 20-25 Jahren (so lang fahr ich dort schon).
Auch werden die EC/IC in Österreich gerne als NV "missbraucht" um NV-Leistungen einzusparen, man denke vor ein paar Jahren als EC/IC so "bedeutende" Takthalte wie Werfen oder Salzburg Süd hatten. Dorfgastein war vor einigen Jahren auch kein Halt von EC/IC, die mussten dort die entfallenen NV-Züge ersetzen.
Und über den Henry am Zug sollte man auch ein bissl lesen, so bzgl. Lohngefüge und Verfügbarkeit. Das EBFÖ spricht da Bände.
Der Vorteil am Tauern ist aber, dass es neben den Großraumwagen auch noch die guten alten EC/IC-Abteilwagen der ÖBB zur Auswahl gibt und nicht die Schienendüse.
Will sagen: man sollte nicht ganz so schwarz/weiss malen.
Ich kann halt nur wiedergeben, was ich selbst erlebe. In zwei Monaten nicht eine Minute Verspätung bei den ÖBB, IMMER Verspätung bei DB. bei der Deutschen Bahn sollte man sich nicht auf's Bordrestaurant verlassen und besser am Bahnhof auftanken, bei den ÖBB kann man es. In der Hinsicht geben wir schon ein Jammerbild ab.spock5407 @ 30 Dec 2015, 01:41 hat geschrieben: Naja, so "heilig" sind die ÖBB auch nicht.
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Welcher Wiener EC?spock5407 @ 30 Dec 2015, 01:47 hat geschrieben: Nimmst halt ein EPA/MRE mit.
Ich bin schon oft genug mit Verspätung aus Ri Süden in Salzburg eingetroffen, und der Wiener EC Ri München war weg...
War aber bislang immer gerne in Österreich unterwegs. Unterm Strich insgesamt mit durchaus auch guten Erfahrungen.
Aber das Gesamtbild stimmt schon. Auch in Österreich gibt es schon mal das ein oder andere Problem, aber von der Summe her ist es wesentlich besser als in D. Das gilt aber auch für Schweiz und Tschechien und eigentlich alle Nachbarländer.
Ich weiß noch, als vor einigen Jahren in Süddeutschland Schneechaos war (was ist Schnee eigentlich?) und so gut wie alles deutlich zu spät oder gar nicht kam - in Tschechien fuhr trotz gleichem Schnee alles auf die Sekunde pünktlich (ausser die aus D kommenden Züge).
In Österreich, Schweiz und Italien ist Winter ohnehin kein Grund für Verspätungen, aber es gibt auch genug Personal vor Ort , das im Winter morgens Weichen frei schaufelt und mal nachhilft, wenn es ein Problem gibt.
In allen anderen Ländern außer D (und GB) gibt es aber EINE Bahn (auch in der Mentalität der Mitarbeiter, und es ist selbstverständlich, Kollegen zu helfen) und nicht 30 Bahntöchter und 30 dritte Bahnanbieter, die sich gegenseitig bekriegen und die Schuld zuweisen. Im Zweifel gibt es EINEN Ansprechpartner vor Ort, und der kümmert sich darum. Das dürfte wohl ein Hauptgrund für das Chaos hier sein.
Ich würde nicht sagen, die DB habe IMMER Verspätung, aber schon sehr häufig. Das System DB ist halt insgesamt etwas instabil und unzuverlässig - mal klappt alles reibungslos, und beim nächsten Mal geht wieder alles schief, was schief gehen kann (bis hin zum gänzlichen Stillstand und/oder Zugausfall).Fat Hippo @ 30 Dec 2015, 01:46 hat geschrieben: IMMER Verspätung bei DB. bei der Deutschen Bahn sollte man sich nicht auf's Bordrestaurant verlassen und besser am Bahnhof auftanken,
Was das Bordrestaurant betrifft: darauf verlasse ich mich sicherheitshalber lieber nicht mehr, denn ich bin schon einige Male reingefallen. Hungrig eingestiegen und noch hungriger am Ziel ausgestiegen, weil mal wieder das Bordrestaurant leider geschlossen war oder außer warmem Cola nichts anbieten konnte. Nach spätestens zwei solchen Vorfällen sorgt man lieber selber vor und lässt das Bordrestaurant auf sich beruhen.
Manchmal muss ich schon fast wieder lachen, wenn ich mal wieder in einen Zug einsteige, in dem mehrere Störfaktoren gleichzeitig auftreten: Reservierungsanzeige defekt, Wagen fehlt oder abgeschlossen, Bordrestaurant geschlossen, Klimaanlage defekt, Triebfahrzeugstörung. Dann stelle ich mir vor, dass ich gerade eine gut gelungene Bahn-Satire erlebe, und finde es zum Schmunzeln.
Wo ist das Problem?
Die, die vor den RJ gefahren sind und als noch ein sauberer 2h-Takt München-Tauern da war. Da gabs natürlich die durchgehenden Verbindungen, aber abends z.B. auch einen mit Umstieg vom Zug aus Klagenfurt in Salzburg auf einen EC der aus Wien (oder Budapest?) kam.viafierretica @ 30 Dec 2015, 09:59 hat geschrieben: Welcher Wiener EC?
Mit der Taktverschiebung und den RJ ist die Verbindung Tauern-München dann leider schlechter geworden. 2h-Takt weg, teilw. Umstieg in Bummelzüge statt FV zwischen München und Salzburg, letzte brauchbare Verbindung von Kärnten nach München um kurz nach 1700 in Villach.
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Ich finde, dass die DB auch im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht dasteht.
In den letzten Jahren hatte ich nie größere Probleme, außer zweimal im Winter etwa 80 Minuten Verspätung in ICE 1 zwischen Stuttgart und Ulm, die auf der verschneiten Geislinger Steige liegengeblieben und mit Schlepploks geholt werden mussten. Dafür gab es kostenlose Getränke aus dem Bordbistro und sua sponte ausgegebene Erstattungsformulare.
Zugegebenermaßen buche ich mir nach Möglichkeit auch keine Umsteigeketten mit einem oder mehreren 5-Minuten-Anschlüssen, wenn es nicht unbedingt aus Zeitgründen sein muss. Mit etwas rumbasteln kann man auch bei Buchung eines Online-Tickets sich seine Anschlüsse selbst großzügiger gestalten und dann zwischen 15 und 60 Minuten Zeit lassen. Manchmal bin ich bei längeren Reisen (z.B. Marseille - München mit Umsteigen in Mannheim) dann auch ganz froh, wenn ich beim Umsteigen eine Stunde Zeit zum Füße vertreten, Lesefutter und Getränke nachfassen oder einfach rumstöbern in den Bahnhofs-Shops habe.
Ansonsten passt doch alles soweit ganz gut. Wir haben im Regelfall Stunden- oder mindestens 2-Stunden-Takte bis in jeden Winkel des Landes (zur Not Teilstrecke im Regionalverkehr), bei Vorausbuchung wirklich günstige Preise (man möge sich im Gegensatz dazu z.B. mal die AVE-Preise in Spanien selbst bei längerfristiger Vorausbuchung ansehen), kein Gedöns wie Reservierungspflicht oder abgesperrte Bahnsteige, auf die man nur nach Ticket-Kontrolle kommt. Abfahrtsgleise sind im Regelfall das ganze Jahr über fest (kurzfristige Änderungen bisweilen ausgenommen) und werden nicht erst zehn bis zwanzig Minuten vor Abfahrt angeschlagen wie in Grossbritannien, der Ukraine oder Tschechien, wo dann das große Rennen zum Bahnsteig im lustigen Hunderterpulk losgeht.
Und zum Thema Bordgastronomie: wir haben wenigstens fast flächendeckend Speisewagen im Fernverkehr. Das können auch nicht mehr viele Länder von sich behaupten, schon gar nicht im Binnenverkehr. Wir haben sogar online abrufbare Speisekarten mit festen Preisen, die nicht nach gusto des gerade diensthabenden Personals variiert werden wie anderswo.
Mit Abstand der schlechteste und unzuverlässigste Bahnbetrieb, den ich je erlebt habe, war übrigens der der ZSSK in der Slowakei, wo ich diesen Juni eine Woche unterwegs war. Verspätungen von 20 bis 25 Minuten waren im Regional- und Fernverkehr der absolute Regelfall, oft haben selbst Hauptstrecken nur noch Alibi-Betrieb mit zwei Zugpaaren je Tag, im Speisewagen auf der Hauptstrecke Bratislava-Kosice habe ich mehrere Male mindestens 90 Minuten auf mein Essen gewartet ab Zeitpunkt des Platznehmens und nach mehrfacher Abklärung zwischen Bedienung und Küche, was denn überhaupt noch da ist. Selbst Getränke waren nur noch begrenzt erhältlich. Da ist es mir ehrlich gesagt lieber, wenn einfach fünf Minuten lang was vorbereitetes in den Erhitzer kommt und dann aber auch auf dem Tisch steht, bevor ich aussteigen muss. Züge sind oft wegen Fahrzeugdefekt ausgefallen (besonders toll, wenn man eine von nur drei täglichen Fahrten benutzen wollte und wegen Rück-Anschluss zu einer anderen Strecke dann die Tour gar nicht machen kann, wegen der man extra angereist ist) oder unterwegs verreckt. Highlight war mal das Verrecken eines 14-Wagen-Schnellzuges in Bratislava-Raca wegen defekter Zuglok, kurz vor der Endstation nach etlichen Stunden Fahrt aus Kosice. Man ließ dann nach einer Stunde die mehreren hundert Fahrgäste ohne Bahnsteig (Durchfahrtsgleis) ins Gleisbett aussteigen und über das nebenliegende Bahnsteiggleis der Regionalzüge (mit Zugverkehr) auf den Bahnsteig klettern, natürlich unter der großzügigsten Anmerkung dass die Tickets im Regionalzug von Raca bis Bratislava hl.st. (Hauptbahnhof) gültig sein werden. Nach einer halben Stunde warten auf die Regionalbahn kam dann auch eine Schlepplok gefahren. Vor dem Anfahren der Regionalbahn konnte man noch einige vergebliche Kuppelversuche der Schlepplok mit der defekten Zuglok beobachten.
Dass es eineinhalb Stunden dauert, eine freie Lok in Bratislava innerhalb des Stadtgebietes zu organisieren (nicht irgendwo 100km raus auf freie Strecke), fand ich leicht krass. Dass man es nicht hinbekommen hat die Leute im Zug sitzen zu lassen und in den Bahnhof zu ziehen, ebenso.
Ich hab noch nie dermaßen viel Chaos erlebt wie in meiner Woche Bahnfahren in der Slowakei. Selbst in Rumänien war der Betrieb deutlich stabiler.
Über die DB im Fernverkehr kann ich aus heutiger Sicht nichts sagen, auch wenn manche Fahrzeiten durch NBS sicher verbesserungswürdig sind und auch bald werden (z.B. München-Leipzig etc.).
In den letzten Jahren hatte ich nie größere Probleme, außer zweimal im Winter etwa 80 Minuten Verspätung in ICE 1 zwischen Stuttgart und Ulm, die auf der verschneiten Geislinger Steige liegengeblieben und mit Schlepploks geholt werden mussten. Dafür gab es kostenlose Getränke aus dem Bordbistro und sua sponte ausgegebene Erstattungsformulare.
Zugegebenermaßen buche ich mir nach Möglichkeit auch keine Umsteigeketten mit einem oder mehreren 5-Minuten-Anschlüssen, wenn es nicht unbedingt aus Zeitgründen sein muss. Mit etwas rumbasteln kann man auch bei Buchung eines Online-Tickets sich seine Anschlüsse selbst großzügiger gestalten und dann zwischen 15 und 60 Minuten Zeit lassen. Manchmal bin ich bei längeren Reisen (z.B. Marseille - München mit Umsteigen in Mannheim) dann auch ganz froh, wenn ich beim Umsteigen eine Stunde Zeit zum Füße vertreten, Lesefutter und Getränke nachfassen oder einfach rumstöbern in den Bahnhofs-Shops habe.
Ansonsten passt doch alles soweit ganz gut. Wir haben im Regelfall Stunden- oder mindestens 2-Stunden-Takte bis in jeden Winkel des Landes (zur Not Teilstrecke im Regionalverkehr), bei Vorausbuchung wirklich günstige Preise (man möge sich im Gegensatz dazu z.B. mal die AVE-Preise in Spanien selbst bei längerfristiger Vorausbuchung ansehen), kein Gedöns wie Reservierungspflicht oder abgesperrte Bahnsteige, auf die man nur nach Ticket-Kontrolle kommt. Abfahrtsgleise sind im Regelfall das ganze Jahr über fest (kurzfristige Änderungen bisweilen ausgenommen) und werden nicht erst zehn bis zwanzig Minuten vor Abfahrt angeschlagen wie in Grossbritannien, der Ukraine oder Tschechien, wo dann das große Rennen zum Bahnsteig im lustigen Hunderterpulk losgeht.
Und zum Thema Bordgastronomie: wir haben wenigstens fast flächendeckend Speisewagen im Fernverkehr. Das können auch nicht mehr viele Länder von sich behaupten, schon gar nicht im Binnenverkehr. Wir haben sogar online abrufbare Speisekarten mit festen Preisen, die nicht nach gusto des gerade diensthabenden Personals variiert werden wie anderswo.
Mit Abstand der schlechteste und unzuverlässigste Bahnbetrieb, den ich je erlebt habe, war übrigens der der ZSSK in der Slowakei, wo ich diesen Juni eine Woche unterwegs war. Verspätungen von 20 bis 25 Minuten waren im Regional- und Fernverkehr der absolute Regelfall, oft haben selbst Hauptstrecken nur noch Alibi-Betrieb mit zwei Zugpaaren je Tag, im Speisewagen auf der Hauptstrecke Bratislava-Kosice habe ich mehrere Male mindestens 90 Minuten auf mein Essen gewartet ab Zeitpunkt des Platznehmens und nach mehrfacher Abklärung zwischen Bedienung und Küche, was denn überhaupt noch da ist. Selbst Getränke waren nur noch begrenzt erhältlich. Da ist es mir ehrlich gesagt lieber, wenn einfach fünf Minuten lang was vorbereitetes in den Erhitzer kommt und dann aber auch auf dem Tisch steht, bevor ich aussteigen muss. Züge sind oft wegen Fahrzeugdefekt ausgefallen (besonders toll, wenn man eine von nur drei täglichen Fahrten benutzen wollte und wegen Rück-Anschluss zu einer anderen Strecke dann die Tour gar nicht machen kann, wegen der man extra angereist ist) oder unterwegs verreckt. Highlight war mal das Verrecken eines 14-Wagen-Schnellzuges in Bratislava-Raca wegen defekter Zuglok, kurz vor der Endstation nach etlichen Stunden Fahrt aus Kosice. Man ließ dann nach einer Stunde die mehreren hundert Fahrgäste ohne Bahnsteig (Durchfahrtsgleis) ins Gleisbett aussteigen und über das nebenliegende Bahnsteiggleis der Regionalzüge (mit Zugverkehr) auf den Bahnsteig klettern, natürlich unter der großzügigsten Anmerkung dass die Tickets im Regionalzug von Raca bis Bratislava hl.st. (Hauptbahnhof) gültig sein werden. Nach einer halben Stunde warten auf die Regionalbahn kam dann auch eine Schlepplok gefahren. Vor dem Anfahren der Regionalbahn konnte man noch einige vergebliche Kuppelversuche der Schlepplok mit der defekten Zuglok beobachten.
Dass es eineinhalb Stunden dauert, eine freie Lok in Bratislava innerhalb des Stadtgebietes zu organisieren (nicht irgendwo 100km raus auf freie Strecke), fand ich leicht krass. Dass man es nicht hinbekommen hat die Leute im Zug sitzen zu lassen und in den Bahnhof zu ziehen, ebenso.
Ich hab noch nie dermaßen viel Chaos erlebt wie in meiner Woche Bahnfahren in der Slowakei. Selbst in Rumänien war der Betrieb deutlich stabiler.
Über die DB im Fernverkehr kann ich aus heutiger Sicht nichts sagen, auch wenn manche Fahrzeiten durch NBS sicher verbesserungswürdig sind und auch bald werden (z.B. München-Leipzig etc.).
Hm, naja, in vielen Fällen hat man halt nur die Wahl zwischen fahrplanbedingtem 5-Minuten-Anschluss mit Zittergarantie oder einer äußerst großzügigen 1- oder 2-Stunden-Übergangszeit (je nach Fahrplantakt).Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben: Zugegebenermaßen buche ich mir nach Möglichkeit auch keine Umsteigeketten mit einem oder mehreren 5-Minuten-Anschlüssen, wenn es nicht unbedingt aus Zeitgründen sein muss.
Ich stimme zu, dass ich solche Anschlussverbindungen in der Regel meide, wenn es bessere Alternativen gibt, es sei denn, ich hab sowieso reichlich Zeit und im Fall des verpassen Anschlusses die Muße für einen Spaziergang. Beispielsweise wähle ich von München nach Berlin normalerweise nur Direktverbindungen, weil mir diese knappen Umsteigeverbindungen in Nürnberg zu unsicher sind. Leider hat man nicht bei allen Verbindungen die Wahl...
Allerdings muss ich leider wirklich sagen, dass ich bei meinen Zugfahrten weniger Glück hatte als Du. Hätte ich mir die Mühe gemacht, Buch zu führen, dann könnte ich wohl mit einer hübschen Sammlung an Fallbeispielen aufwarten, was beim Bahnfahren so alles nicht funktionieren oder schiefgehen kann. Nur meinem notorisch schlechten Gedächtnis ist es zu verdanken, dass ich nach wie vor in naivem Optimismus die Bahn benutze.
Wo ist das Problem?
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Man kann einen ganzen Tag mit mehr als zehn solchen Umsteigevorgängen durch die hintersten Winkel Bayerns oder Baden-Württembergs fahren, es klappt eigentlich immer - wenn man nach Möglichkeit gewisse Hauptstrecken meidet, wo Verspätungen wegen Unwettern oder defekten Bahnübergängen aus Hamburg auf süddeutsche Regionalzüge übertragen werden.rautatie @ 30 Dec 2015, 14:35 hat geschrieben:Hm, naja, in vielen Fällen hat man halt nur die Wahl zwischen fahrplanbedingtem 5-Minuten-Anschluss mit Zittergarantie oder einer äußerst großzügigen 1- oder 2-Stunden-Übergangszeit (je nach Fahrplantakt).
Ach ja. Und die Münchner S-Bahn sollte man auch meiden, im Dezember kam keine einzige (!) meiner S2-Fahrten mit weniger als +5 in Petershausen an (was bei einer Umsteigezeit von 5 Minuten von Gleis 5/6 nach Gleis 1 halt nicht klappt), wohingegen morgens in Gegenrichtung ein bahnsteiggleicher (!) Umstieg mit tatsächlicher RB-Ankunft 08:11:30 Uhr und geplanter S2-Abfahrt 08:12 Uhr in zwei Fällen auch nicht geklappt hat, weil... ja... warum eigentlich? Warscheinlich weil es eine Dienstvorschrift gibt, die besagt, dass nur an einem Zug pro Bahnsteig die Türen freigegeben sein dürfen. B-)
Dann hatte ich wohl bisher außergewöhnlich großes Pech, denn ich bin schön öfter mal in Hof oder Memmingen gestrandet.Rohrbacher @ 30 Dec 2015, 15:19 hat geschrieben: Man kann einen ganzen Tag mit mehr als zehn solchen Umsteigevorgängen durch die hintersten Winkel Bayerns oder Baden-Württembergs fahren, es klappt eigentlich immer - wenn man nach Möglichkeit gewisse Hauptstrecken meidet, wo Verspätungen wegen Unwettern oder defekten Bahnübergängen aus Hamburg auf süddeutsche Regionalzüge übertragen werden.
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Hof ist nicht so ganz meine Ecke, dort fahr' ich zu wenig, aber solche Scherze haben bei mir bisher in den meisten Fällen (an schneefreien Tagen) überraschend reibungslos geklappt:rautatie @ 30 Dec 2015, 15:23 hat geschrieben:Dann hatte ich wohl bisher außergewöhnlich großes Pech, denn ich bin schön öfter mal in Hof oder Memmingen gestrandet.
Rohrbach (Ilm) 08:30 RE -> München Hbf 09:00
München Hbf ab 09:19 ALX -> Buchloe an 10:03
Buchloe ab 10:06 RE -> Memmingen an 10:53
Memmingen ab 11:00 RB -> Sigmaringen an 12:59
Sigmaringen ab 13:33 IRE -> Neustadt (Schwarzw) an 15:25
Neustadt (Schwarzw) ab 15:31 RB -> Titisee an 15:37
Titisee ab 15:49 RB -> Seebrugg an 16:16
Seebrugg ab 16:23 Bus -> St. Blasien an 16:43
St. Blasien ab 16:55 Bus -> Albbruck 18:15
Albbruck 18:22 RB -> Bad Säckingen 18:37
Bad Säckingen 18:40 Bus -> Schopfheim 19:30
Schopfheim 19:46 Bus -> Todtnau 20:38
Probleme gibt's fast immer, wenn ich zurück in Ulm in einen ICE nach München will (kommt selten mit weniger als +15) oder halt eben, wenn man mit dem Fugger-Express auf München zufährt, der fängt sich oft ab Augsburg (oder am besten ab Pasing^^) +5 oder +10 ein und dann klappt der Umstieg in München nicht mehr. Wenn man drei Tage über badische, schwäbische und bayerische Dörfer fährt (wo teilweise Strecken mit nur einzelnen Verbindungen am Tag drin sind) und dann als einziges der letzte Anschluss mit 12 Minuten in München Hbf schiefgeht, dann ist das extrem tragisch oder halt die Bestätigung für die Beweisführung, dass große Städte und Fernverkehr zu nix als Verspätungen führen.

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Naja, genau dafür hat der Pofalla doch jetzt die Krieseninterventionsteams angekündigt.
Jetzt müsste halt nur noch der Bahnknoten $Großstadt auch so ausgebaut werden dass...
Übrigens kann ich die Lobhudelei für Österreich überhaupt nicht nachvollziehen. Der letzte genommene Zug aus dem Land stand 45 Minuten in Salzburg herum - aus Freude am Stehen. Speisewagen naja - die letzten Versuche über die Jahrzehnte ergaben eigentlich immer Probleme, keine Ahnung ob das mittlerweile besser geworden ist. Aber der nächste Franchisenehmer kommt bestimmt
Und auch sonst sind die ÖBB die Perfektion in Unpünktlichkeit. Das fällt bei dem Laden nur weniger auf weil dort erheblich mehr auf die Reisekette geachtet wird, also gern mal die Anschlüsse durchaus klappen weil eben alles zu spät ist. Und weil man dort mit mehr Infrastruktur darauf auch flexibler reagieren kann.
Da hat Deutschland halt das Problem so unpünktlich wie die ÖBB mit der Sparinfrastruktur der Schweiz ergibt das große Chaos.
Jetzt müsste halt nur noch der Bahnknoten $Großstadt auch so ausgebaut werden dass...
Übrigens kann ich die Lobhudelei für Österreich überhaupt nicht nachvollziehen. Der letzte genommene Zug aus dem Land stand 45 Minuten in Salzburg herum - aus Freude am Stehen. Speisewagen naja - die letzten Versuche über die Jahrzehnte ergaben eigentlich immer Probleme, keine Ahnung ob das mittlerweile besser geworden ist. Aber der nächste Franchisenehmer kommt bestimmt

Und auch sonst sind die ÖBB die Perfektion in Unpünktlichkeit. Das fällt bei dem Laden nur weniger auf weil dort erheblich mehr auf die Reisekette geachtet wird, also gern mal die Anschlüsse durchaus klappen weil eben alles zu spät ist. Und weil man dort mit mehr Infrastruktur darauf auch flexibler reagieren kann.
Da hat Deutschland halt das Problem so unpünktlich wie die ÖBB mit der Sparinfrastruktur der Schweiz ergibt das große Chaos.
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Solche Fahren mache ich zum Glück nur extrem selten... Bei mir sind es schon ganz banale 08/15-Verbindungen, die schief gehen...Rohrbacher @ 30 Dec 2015, 16:06 hat geschrieben: Wenn man drei Tage über badische, schwäbische und bayerische Dörfer fährt (wo teilweise Strecken mit nur einzelnen Verbindungen am Tag drin sind) und dann als einziges der letzte Anschluss mit 12 Minuten in München Hbf schiefgeht, dann ist das extrem tragisch oder halt die Bestätigung für die Beweisführung, dass große Städte und Fernverkehr zu nix als Verspätungen führen.:ph34r:
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Früher musste man sich nicht um basteln kümmern, weil die meisten Anschlüsse funktioniert haben und alle Züge bequeme Sitze hatten.Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben:Zugegebenermaßen buche ich mir nach Möglichkeit auch keine Umsteigeketten mit einem oder mehreren 5-Minuten-Anschlüssen, wenn es nicht unbedingt aus Zeitgründen sein muss. Mit etwas rumbasteln kann man auch bei Buchung eines Online-Tickets sich seine Anschlüsse selbst großzügiger gestalten und dann zwischen 15 und 60 Minuten Zeit lassen.
Heute muss muss ich mir erst die Fahrzeuge suchen, weil ehemalinge Wackeldackel auf Rädern sowohl als ICE als auch als RE zu unbequem sind.
Ich wäre dafür, dass man nicht nur Zuggattungen, sondern auch Fahrzeuge direkt bei der Buchung filtern kann. Außer BR 101, 218, 245 und 402 würde ich alles abwählen, auch wenn sich die Reisezeit dadurch vervierfacht.

Der NV ist inzwischen zu unbequem. Außer dem MüNüX gibt es fast nichts akzeptables mehr.Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben:Ansonsten passt doch alles soweit ganz gut. Wir haben im Regelfall Stunden- oder mindestens 2-Stunden-Takte bis in jeden Winkel des Landes (zur Not Teilstrecke im Regionalverkehr),
Und FV sucht man ich zu vielen Winkeln des Landes vergeblich. Das wurde in den letzten 2 Jahren ja gerade deutlich verschlechtert.
Und die IC2 kann man nicht wirklich zum FV zählen.
Ich stelle den Anspruch, dass JEDER FV-Zug Bordgastronomie zu haben hat!Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben:Und zum Thema Bordgastronomie: wir haben wenigstens fast flächendeckend Speisewagen im Fernverkehr.
Dazu NV mit über 150 km Laufweg mindestens Minibar oder Snackautomat.
Ohjeohje VIER Umstige und über 30 Minuten Fahrzeitverlängerung inkl. einmal 34 Minuten zuwarten. :wacko:Rohrbacher @ 30 Dec 2015, 16:06 hat geschrieben:München Hbf ab 09:19 ALX -> Buchloe an 10:03
Buchloe ab 10:06 RE -> Memmingen an 10:53
Memmingen ab 11:00 RB -> Sigmaringen an 12:59
Sigmaringen ab 13:33 IRE -> Neustadt (Schwarzw) an 15:25
Neustadt (Schwarzw) ab 15:31 RB -> Titisee an 15:37
Wer sich die ehemalige Kleber-Express Fahrlage unter den heutigen Bedingungen immernoch antut, ist echt ein hardore Bahnfaher - Respeckt!
Wobei man ja sagen muss, dass es zw. 2004 und 2011 noch schlimmer gewesen wäre mit Umstig auch in [acronym title="TAU: Aulendorf <Bf>"]TAU[/acronym] und nochmal 27 Minuten langsamer.
Keine Alternative zum Transrapid MUC


Ganz ehrlich? Das würde ich der DB (egal welcher Untergesellschaft) in einem x-beliebigen deutschen Verdichtungsraum genau so auch jederzeit zutrauen. Allerdings kämst Du hier ganz sicher nicht aus dem Zug raus, selbst wenn Du es wolltest.Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben: Dass es eineinhalb Stunden dauert, eine freie Lok in Bratislava innerhalb des Stadtgebietes zu organisieren (nicht irgendwo 100km raus auf freie Strecke), fand ich leicht krass. Dass man es nicht hinbekommen hat die Leute im Zug sitzen zu lassen und in den Bahnhof zu ziehen, ebenso.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Da hast du recht, aber warum sollte man jetzt den Einäugigen unter den Blinden herausstellen. Das deutsche Bahnsystem ist immer noch eine der besten Bahnsysteme Europas, aber da wird viel von der Aufbauarbeit der Bundesbahn profitiert.Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben: Ich finde, dass die DB auch im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht dasteht.
Früher hat ganz Europa zur Bundesbahn aufgeschaut, das war ein Vorbild, auch für die Österreicher die immer zeitverzögert der Bundesbahn gefolgt sind. Dies hat man unnötig zerstört und aus der führenden Eisenbahn einen betriebswirtschaftlich optimierten Konzern geschaffen, der eben das Netz total geschliffen hat und zwar auch auf den Hauptabfuhrstrecken und nicht nur irgendwelche Wald-und Wiesen-Nebenbahnen.
Die Reichsbahn in der Weimarer Republik war sogar das größte Unternehmen der Welt, hatte innovative Ideen und ohne das braune Idioten-Regime hätte dieses Unternehmen ohne Kriegsschulden, Autobahnbauschulden und andere Lasten (die der Bundesbahn alle unverschuldet aufgezwungen wurden) ein Bahnsystem gehabt das weltweit konkurrenzlos gewesen wäre für viele Jahre.
Das größte Problem ist immer noch der fehlende Rückhalt in der Politik. Ein Eisenbahnsystem ist immer nur so gut wie die Leute die man installiert. Wenn man karrieregeile Leute in den Führungen installiert, denen die Eisenbahn an sich sonstwo vorbeigeht (auch wenn Ropix das sicher wieder anders sieht über DB Netz und andere), muss man sich nicht wundern.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Spätestens mit der 1044 und den in Serie beschafften modernen Reisezugwagen hat die ÖBB dann aber doch sehr deutlich aufs Überholgleis gewechselt.DSG Speisewagen @ 30 Dec 2015, 22:17 hat geschrieben: Früher hat ganz Europa zur Bundesbahn aufgeschaut, das war ein Vorbild, auch für die Österreicher die immer zeitverzögert der Bundesbahn gefolgt sind.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Ich glaube, der Bruch in D kam nach der Bahnreform 1994. Die von der DB angeschafften ICE waren saubequem, wenige Jahre später wurden mit jeder Neubeschaffung und Modernisierung die ICEs jedesmal enger bestuhlt. Das ehrgeizige IR-Konzept stammt von 1988, und wenige Jahre nach der Bahnreform und der Regionalisierung hat der nun sich privat fühlende Konzern den IR erstmal nicht weiter ausgebaut und dann abgeschafft. Noch 1985 wurde europaweit das EC-System eingeführt und einige Jahre ein wirklich hochwertiger Fernverkehr durch ganz Europa angeboten. Es wurden ab 1994 für den Fernverkehr zu wenige Wagen beschafft und alte Wagen sofort abgestellt, statt als Reserve aufgehoben. Und dann mit Mehdorn war alles vorbei, was nicht Gewinn abwarf und börsentauglich gemacht werden konnte.
Ja, das kommt so in etwa auch an meine Gedanken hin.
Auch auch die 1044er waren anfang nicht wirklich betriebsfest. Auch haben die ÖBB relativ lange an der 44er festgehalten und sich damit auf 160 km/h begrenzt. Für Schnellzüge bis zu diesem Bereich aber eine starke Maschine, nachdem die Krankheiten weg waren.
Leider ist die ÖBB in den 90ern dann den Weg "was Gutes einführen, und dann kaputtsparen gegangen"; nämlich mit dem "Neuen Austrotakt".
Auch auch die 1044er waren anfang nicht wirklich betriebsfest. Auch haben die ÖBB relativ lange an der 44er festgehalten und sich damit auf 160 km/h begrenzt. Für Schnellzüge bis zu diesem Bereich aber eine starke Maschine, nachdem die Krankheiten weg waren.
Leider ist die ÖBB in den 90ern dann den Weg "was Gutes einführen, und dann kaputtsparen gegangen"; nämlich mit dem "Neuen Austrotakt".
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Der NAT wurde viel zu schnell beerdigt, denn damit hätte man ein erfolgreiches Taktsystem einführen können.
Was die 1044 angeht, so waren das keine schlechten Loks, aber weder der 120 noch der guten alten 103 überlegen. Die 103 wurden sogar gebraucht, weil es damals bei der ÖBB keine Lok gab die über 160 km/h fahren konnte.
Die modernen Wagen waren natürlich eine kluge Entscheidung, eine der besten Fernverkehrswagen Europas und da hätte sich auch mal die ansonsten guten SBB bei ihren Fernzugwagen ein Beispiel nehmen können.
Bleibt aber dabei dass die Bundesbahn "die" Eisenbahn in Europa war.
Von einem perfekten Bahnsystem wie zu Bundesbahnzeiten kann man heute nur noch träumen, auch die ganzen DDR-Reichsbahnverklärer mit ihrem maroden Verschleißnetz.
Was die 1044 angeht, so waren das keine schlechten Loks, aber weder der 120 noch der guten alten 103 überlegen. Die 103 wurden sogar gebraucht, weil es damals bei der ÖBB keine Lok gab die über 160 km/h fahren konnte.
Die modernen Wagen waren natürlich eine kluge Entscheidung, eine der besten Fernverkehrswagen Europas und da hätte sich auch mal die ansonsten guten SBB bei ihren Fernzugwagen ein Beispiel nehmen können.
Bleibt aber dabei dass die Bundesbahn "die" Eisenbahn in Europa war.
Von einem perfekten Bahnsystem wie zu Bundesbahnzeiten kann man heute nur noch träumen, auch die ganzen DDR-Reichsbahnverklärer mit ihrem maroden Verschleißnetz.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
Der NAT war ja quasi die ÖBB-Version von IC '79 , '85 und '91 und '93. FV auf festen Linien, auf gut belegten Strecken 1h-Takt und mit festen Korresponenzhalten und -anschlüssen.
Teilw. 2h-IC-Takte ergänzt durch 2h Eilzugtakte als FV-Ergänzung wo sich 1h-IC-Takt plus B-Fernverkehr nicht rentierte.
Teilw. wurden die EC dann als Sprinter den IC überlagert (Westbahn) oder in den IC-Takt integriert (z.B. Tauern)
Dazu noch morgens Sprinterzüge (SC, SuperCity) Ri Wien und am späteren nachmittag retour Ri Graz, Klagenfurt und Salzburg/Innsbruck.
Wie Du aber schon schreibst, das wurde ganz schnell wieder zusammengestrichen. Zuerst um Doppelführungen im Block zu vermeiden (z.B. Schwarzach-Salzburg gabs das im Takt), dannach wurden die Takte abseits der Magistralen gedünnt.
Teilw. 2h-IC-Takte ergänzt durch 2h Eilzugtakte als FV-Ergänzung wo sich 1h-IC-Takt plus B-Fernverkehr nicht rentierte.
Teilw. wurden die EC dann als Sprinter den IC überlagert (Westbahn) oder in den IC-Takt integriert (z.B. Tauern)
Dazu noch morgens Sprinterzüge (SC, SuperCity) Ri Wien und am späteren nachmittag retour Ri Graz, Klagenfurt und Salzburg/Innsbruck.
Wie Du aber schon schreibst, das wurde ganz schnell wieder zusammengestrichen. Zuerst um Doppelführungen im Block zu vermeiden (z.B. Schwarzach-Salzburg gabs das im Takt), dannach wurden die Takte abseits der Magistralen gedünnt.
Und wie oft kannst du mit den deutschen Loks abwechselnd einen 3000-Tonnen-Güterzug und eine S-Bahn fahren? Auf welchen Strecken konnte man seinerzeit schneller als 160 fahren, bis 2000 auf gar keiner?DSG Speisewagen @ 30 Dec 2015, 23:01 hat geschrieben: Was die 1044 angeht, so waren das keine schlechten Loks, aber weder der 120 noch der guten alten 103 überlegen.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Ebent. Die 44er waren schon sehr gut auf die Verkehrsbedürfnisse abgestimmt. Die Schnellfahrabschnitte kamen ja erst sehr spät und waren nicht gerade lang.
DSG denkt da wohl i.W. an Wels-Linz als erste 200er Strecke (das war aber schon 93/94 gewesen). Dannach glaub ich kamen noch ein paar km vom Wels Ri Attnach dazu. Das wars für lange Zeit mit > 160 km/h.
Für die schnellen EC gabs dann ja die 1044.2, die als Weiterentwicklung etwas mehr auf Schnellverkehr ausgelegt waren.
DSG denkt da wohl i.W. an Wels-Linz als erste 200er Strecke (das war aber schon 93/94 gewesen). Dannach glaub ich kamen noch ein paar km vom Wels Ri Attnach dazu. Das wars für lange Zeit mit > 160 km/h.
Für die schnellen EC gabs dann ja die 1044.2, die als Weiterentwicklung etwas mehr auf Schnellverkehr ausgelegt waren.
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Nah, das war 1976-1995 und da konnte die DB mit den ebenfalls beschafften Eurofimawagen (Avmz/Apmz/Bpmz/WRmz etc.) 103, 111, 120, 151 und 218 schon noch mithalten bzw. war überlegen und zog 1991 mit ICE1 und 1996 mit 101, MET, ICE2 und IC-Steuerwagen sogar wieder davon.146225 @ 30 Dec 2015, 22:21 hat geschrieben:Spätestens mit der 1044 und den in Serie beschafften modernen Reisezugwagen hat die ÖBB dann aber doch sehr deutlich aufs Überholgleis gewechselt.
Erst ab 2000 mit dem Mehdorn-Einfluss ging es mit der DB bergab und die ÖBB konnte die "Oberhand" gewinnen.
Wobei die Auswirkungen nicht überall sofort eintreffen, denn gewisse Fehlentscheidungen in der Strategie wurden schon ab 1994 getroffen.
Keine Alternative zum Transrapid MUC


Mal überlegen - die 103, 111 und 151 haben noch Schaltwerke und Wechselstrommotoren, die etwa gleich alten 1043/1044 Thyristorsteuerung, Makroschlupf und Geschwindigkeitssteuerung. Um mal nur so die wesentlichsten Unterschiede aufzuzählen. :rolleyes:218 466-1 @ 30 Dec 2015, 23:22 hat geschrieben: Nah, das war 1976-1995 und da konnte die DB mit den ebenfalls beschafften Eurofimawagen (Avmz/Apmz/Bpmz/WRmz etc.) 103, 111, 120, 151 und 218 schon noch mithalten bzw. war überlegen und zog 1991 mit ICE1 und 1996 mit 101, MET, ICE2 und IC-Steuerwagen sogar wieder davon.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
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111 und 103 hatten aber mal Geschwindigkeitssteuerung, hat sich nur mit den Schaltwerken nicht ganz so vertragen.
Und die Güterzüge, sowie die langen und schweren ICs haben die 103er ganz schön mitgenommen.
Und die Güterzüge, sowie die langen und schweren ICs haben die 103er ganz schön mitgenommen.
Locker, ich kann aber auch vier Minuten zwischen Anforderung Hilfslok und Losrollen ebenjener bieten.146225 @ 30 Dec 2015, 19:35 hat geschrieben:Ganz ehrlich? Das würde ich der DB (egal welcher Untergesellschaft) in einem x-beliebigen deutschen Verdichtungsraum genau so auch jederzeit zutrauen. Allerdings kämst Du hier ganz sicher nicht aus dem Zug raus, selbst wenn Du es wolltest.Oliver-BergamLaim @ 30 Dec 2015, 13:44 hat geschrieben: Dass es eineinhalb Stunden dauert, eine freie Lok in Bratislava innerhalb des Stadtgebietes zu organisieren (nicht irgendwo 100km raus auf freie Strecke), fand ich leicht krass. Dass man es nicht hinbekommen hat die Leute im Zug sitzen zu lassen und in den Bahnhof zu ziehen, ebenso.