Von Böhmen und angrenzenden Regionen (m23+1B)

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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JeDi
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Beitrag von JeDi »

Guten Abend,

zur Feier des Tages (was es zu feiern gibt, muss ich mir noch überlegen) gibts auch von mir mal wieder einen kleinen bebilderten Bericht. Erwartet bitte keine fotografischen Meisterwerke, das war nicht der Zweck dieser kleinen Tour.

Ich brauchte mal wieder eine kleine Auszeit, da kam mir die Drei-Tages-Wochenendruhe grade Recht. Nur was tun? Das Internet versprach einen Tag der Offenen Tür bei der Zittauer Schmalspurbahn, praktischerweise war im ZVON auch gleichzeitig der "Komm Rum-Tag", sodass dort eine Tageskarte nur 3,50 EUR kostete. Nun bot es sich an, die Tour noch in südliche Richtung fortzuführen, und Nordböhmen unsicher zu machen...

Fr, 1.4.2016

Los ging es erstmal damit, dass ich verschlafen hatte ;-)) - aber am freien Tag kann das ja mal passieren. Los ging es dann, wie üblich, mit S-Bahn (Juhu, 481 statt 485) und Ostdeutscher Gebäudereinigungsgesellschaft nach Cottbus, welches gegen 11 Uhr erreicht wurde. Die Stadt und ihr Verkehrsbetrieb, die Cottbusverkehr, hat zwar auch einige ganz leckere Sachen zu bieten (aktuell möbelt man z.B. seine Tatras für einen Einsatz bis mindestens 2030 auf), trotzdem ging es nach 5 Minuten schon mit der ODGRG weiter nach Zittau. Moment halt, wieso steht denn hier überall Görlitz? Na super, SEV zwischen Görlitz und Zittau. Kurz überlegte ich, diesen via Bischofswerda zu umfahren, da zwischen Wilthen und Ebersbach aber auch SEV war, blieb es beim Gedanken (und eine Umfahrung über Jelenia Gora - Liberec oder Sebnitz - Rybniste hätte meinen Zeitplan völlig gesprengt). Auf den Schreck musste ich mir erstmal einen Tee bei der TEREG-Mitarbeiterin im Zug bestellen, die mir auch problemlos das Komm-Rum-Ticket verkaufte. Der SEV kam natürlich erst etwas später in Zittau an, sodass der eigentlich anvisierte Zug um 13:00 nach Zittau Süd weg war (ich konnte ihn aber noch sehen *hmpf*). Also die Chance des TdoT genutzt, und mal in die Wagenwerkstatt spaziert. Bis auf den aufgebauten Fressstand gab es aber leider nicht viel zu sehen, schade. Das dort konsumierte Steak mit Zwiebeln war aber sehr gut. Nun fuhr ich mit dem Bus nach Zittau Süd, um mir das dortige Lehrstellwerk der Hochschule Zittau-Görlitz anzuschauen und zeigen zu lassen. Sehr interessant, was man hier auf die Beine gestellt hat, auch wenn der Bahnhof an sich inzwischen im Zugleitbetrieb betrieben wird. Zum Lehrstellwerk Zittau-Süd gibts auch ein Blog, falls sich jemand vertiefend einlesen will. Es ergaben sich auch einige interessante Gespräche mit den HSZGlern - die jedoch durch die Einfahrt des Dieselzuges nach Kurort Jonsdorf jäh unterbrochen wurden - den wollte ich nämlich nehmen. Recht ereignislos lief die Fahrt ab, in Bertsdorf gab es keine Parallelausfahrt (die scheint es nur bei den Dampfzügen zu geben), landschaftlich ist die Strecke zwar durchaus nett, aber kein wirkliches Highlight. In Bertsdorf hätte Anschluss zu einem Dampfzug nach Oybin bestanden, aber ich wollte ja das Netz abfahren. Nett fand ich an der Garnitur, dass der Zug hier offenbar nicht hinter der Lok aufhört, sondern der Wagenpark aus zur Altdampflok (fragt mich nicht was genau, ich bin da nicht so bewandert) passend scheinenden älteren Wagen bestand.
Jonsdorf war schnell erreicht (lang ist die Strecke ja nicht), die Lok umfuhr, und es ging zurück, diesmal bis Bertsdorf. Erstmal kam aber der Schaffner, und wollte 5 Euro Historik-Beitrag für die Fahrt mit der Schmalspurbahn haben. Bei der Ausfahrt in Bertsdorf ergab sich dieses Bild:

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Bald kam auch schon der (Dampf-)Zug nach Oybin, und ich fuhr ereignislos den Rest des Netzes ab. Für die Rückfahrt konnte ich sogar einen Platz im Speisewagen ergattern, und Kaba und Kuchen genießen. Am Schmalspurbahnhof Zittau konnte dann noch der Triebwagen auf einer seiner Pendelfahrten zwischen Bahnhof und Wagenhalle "erlegt" werden:

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bevor schließlich der Dieselzug aus dem Gebirge zurückkam:

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Nach einem kleinen Spaziergang durch Zittau (langsam kam die Dunkelheit, daher keine Bilder mehr) ging es dann per Trilex rüber nach Warnsdorf zur Brauerei. Dort kann man in 2 ausrangierten Schlafwagen übernachten, mich hat man aber in einem "normalen" Pensionszimmer einquartiert. Muss ich also nochmal hin. Auch wenn Bier und Essen sicher nicht jedermanns Geschmack treffen, von mir eine Empfehlung!
JeDi
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Beitrag von JeDi »

Sa, 2.4.2016

Nach einer Ruhigen, aber leider zu kurzen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück ging es am nächsten Morgen weiter. Nachdem ich bislang beim Trilex immer nur mit den hauseigenen Desiro gefahren bin, und noch nichts von deren sonstigen Fahrzeugsammelsurium mitbekommen hatte (nachdem in der Oberpfalz jetzt die LINT kommen, dürfte es damit aber auch bald vorbei sein), sollte es heute mal einer der ex-ODEG-650 sein. Hier steht der zur Dampflok umgebaute 650.71 seine Wendezeit in Warnsdorf an der Brauerei ab (SEV-Bedingt - Grund ist, dass der Infrastrukturbetreiber auf Deutscher Seite noch keine Sicherheitsbescheinigung hat):

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Nachdem mein in Landessprache geäußerter Fahrkartenwunsch mit "Zweihundertfünfzig Kronen bitte" beantwortet wurde (*hmpf*, muss ich wohl noch etwas lernen), ging es mit Umstieg in Warnsdorf "Hauptbahnhof" zunächst nach Rybniště. Dort konnte der 854 213 "Tom" als R 1110 in die nördlichste Stadt Tschechiens, nach Šluknov/Schluckenau, verewigt werden.

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Der Gegenzug, meine U8 bestand dagegen aus einem Pesa Link aka RegioShark, der bis Jedlová genutzt wurde. Hier hätte auch direkter Anschluss Richtung Česká Lípa mit einem Regionova bestanden, doch ich hatte ja noch was vor. Nach kurzem Spaziergang hatte ich eine schöne Fotostelle für den Gegenzug gefunden, planmäßig wieder ein Hai, den kann man also auch als Nachschuss machen (sonst wärs völlig gegen das Licht gewesen). Es kam jedoch anders, nämlich ein 854 mit Steuerwagen in Form der U8/Os 8864 (da die Garnitur noch nicht vernajbrtet war, war mir das aber auch recht):

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Nun ging es in die Bahnhofswirtschaft, wo es eine leckere Gulaschsuppe und ein schönes kühles Pivo gab, welches auch prompt im Außenbereich (quasi auf dem Bahnsteig) in der Sonne genossen wurde. Sehr zu Empfehlen. Nach viel zu kurzer Zeit kam die eben in Rybniště schon gesehene Garnitur zurück:

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Ich nahm in "Tom" Platz, dieser brachte mich über eine sehr sehenswerte Strecke weiter nach Česká Lipá hl. n. Im dortigen Taktknoten war Umsteigen angesagt - derweil entstanden auch ein paar Fotos. Hier kommt der R 1165 nach Liberec als "Sarg" 843 007 mit Beiwagen als "bunte" Garnitur:

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(Na, wie alt ist der VT?)

Sein Gegenzug (L2 nach Děčín) präsentiert sich etwas moderner in Form des 844 029 - Generationentreffen:

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Zur Abfahrtszeit wird dann auch meine U11 in Form eines Regionova bereitgestellt (hätten auch gerne 2 sein können), die Abfahrt erfolgt dann 5 Minuten verspätet. Doch alles halb so wild, schon am nächsten Halt leert sich der Zug deutlich, sodass ich einen Vierer für mich bekomme. Die Reko-Büchse rattert hinunter ins Elbtal, vorbei am oberen Bahnhof von Leitmeritz/Litoměřice horní nádraží bis Lovosice. Kurz für einen kleinen Snack in den Billa gegenüber vom Bahnhof - denn am Bahnsteig 4 steht bereits das nächste Highlight der Tour bereit: der M240.013 (oder auch 820 013) der Railway Capital (bei meiner Ankunft war das Personal grade mit Fahrzeugpolitur beschäftigt).

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Gemütlich schlängelt sich der Triebwagen mit seinem kernigen Sound durch die Landschaft, aus dem Elbtal hoch und wieder hinunter Richtung Most. Kurz vor Most, in Obrnice, haben wir einige Minuten Aufenthalt. Tschechische Bahnhofsromantik.

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Er hier ist der Übeltäter: Die U12 in Form eines weiteren RegioNova überholt uns:

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Aus irgendwelchen Gründen fahren wir (und auch die U12 vor uns) nicht direkt in den Bahnhof Most ein, sondern fahren das Gleisdreieck über České Zlatníky aus. Kurz Kopf gemacht, und wir erreichen Most. Dummerweise kommt uns während dieses Manövers die U1 nach Ustí entgegen. An sich nicht tragisch - 20 Minuten später kommt schon der Schnellzug. Für mich bleibt Zeit für einen Rundgang über den seit meinem letzten Besuch etwas aufgehübschten Bahnhofsvorplatz. Der stätdtische Verkehrsbetrieb hat mir freundlicherweise einen VarioLF (der Fahrzeugtyp fehlte mir noch) in die Schleife gestellt, gleichzeitig aber das Fahrtenangebot massiv reduziert:

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Im Schnellzug (Lok, Russenschlafwagen und die üblichen Volkseigenen Rumpelkisten) gings dann am offenen Fenster in den Abend, ich hatte mein Abteil für mich :-) Das restliche Abendprogramm war etwas OT.
JeDi
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Beitrag von JeDi »

So, 3.4.2016

Nach einer erholsamen Nacht ging es gegen 10 Uhr zum Bahnhof, wo die Tageskarte des örtlichen Verkehrsverbundes erworben wurde. Anschließend ging es mit einer Schaffnerlosen Regionova gleich weiter zum Westbahnhof, wo bereits der Schnellzug über das rechte Elbufer Richtung Kolin wartete - mit immerhin einem Abteilwagen, in dem ich wieder ein Abteil für mich hatte. Also: Fenster auf und genießen - auch wenn die Fahrt nur bis Litoměřice, dieses Mal zum Stadtbahnhof Litoměřice město, im Elbtal gelegen (übrigens gibts bis hier einen direkten RE ab Dresden). Die Stadtbesichtigung führte mehr oder weniger gradewegs (mal wieder) zum oberen Bahnhof. Dort gibt es eine durchaus einschlägige Bahnhofspinte, und regelmäßigen Zugsverkehr nach Lovosice, was in dieser Reihenfolge genutzt wurde. Hier die genutzte RegioNova "unten" in Lovosice:

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Ein CityElefant brachte mich anschließend zum nächsten Highlight der Fahrt, nach Roudnice nad Labem. In Anbetracht des recht knappen Anschlusses zitterte ich noch kurz, da wir einige Minuten vor einer Baustelle standen (die Fahrgastinfo darüber war dafür vorbildlich - sogar mit Laufschrift auf den FIS-Monitoren). Der Aufenthalt zwecks Überholung im Folgebahnhof wurde dafür aber einfach gestrichen, und die Überholung fliegend übers Gegengleis durchgeführt. Und da stand sie noch: Die Nähmaschine des KZC zur Fahrt nach Libochovice:

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Doch: Irgendwas schien nicht in Ordnung zu sein. Jedenfalls werkelte das Zugpersonal munter rum und versuchte immer wieder, den Motor zu starten. Mit etwa 10 Minuten Verspätung ging es dann los, diese waren jedoch schon in Straškov schon wieder rausgefahren. Leider hab ichs nicht ganz gecheckt, dass wir dort einen Moment stehen (der Fahrdienstleiter händigte diverse Weichenschlüssel aus), und habe so die Fotochance verpasst. Dafür konnte ich aus dem Fenster raus eine abgestellte Brotbüchse (werden ja auch selten) knipsen:

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Flott ging es weiter Richtung Libosovice. Landschaftlich hat mir die Strecke Lovosice-Most deutlich besser gefallen, der kernige Sound der Nähmaschine schlägt vom Fahrerlebnis her aber natürlich alles. Der kurze Zwischenstopp in Břežany nad Ohří konnte wiederum für ein schnelles Foto genutzt werden:

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(Zu) schnell war das Fahrvergnügen auch schon zu Ende, und Libochovice erreicht. Anhalten, Weiche aufschließen, und ab aufs hinterste Gleis. So stand die Nähmaschine da, und wartete auf weitere Schandtaten (bzw. die Rückfahrt knapp 2 Stunden später).

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Für mich war es so langsam an der Zeit, an die Heimfahrt zu denken. Per Regionova gings (wieder mal) nach Lovosice und anschließend im Elefantenschnellzug durch bis Děčín, wo ich die U28 Richtung Deutschland fahren ließ (der "neue" Grenzübergang Sebnitz war zwar auch auf der Ideenliste für diese Tour, hat sich aber einfach nicht ergeben...)

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Schnell eine Fahrkarte nach Hause gekauft, in der Bahnhofswirtschaft zu Mittag (oder schon Abend?) gegessen, ein paar Einkäufe erledigt, und so saß ich im EC 170 (welcher Berlin erstaunlicherweise knapp 10 Minuten zu Früh erreichte), in dem ich nun diese Zeilen schreibe.

Nachtrag: Die Tour endet, wie sie begonnen hat: In einem 481 als Ersatzgarnitur für einen 485...

Viele Grüße vom
JeDi

(und: Seid nicht so Schüchtern wie er hier)
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146225
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Beitrag von 146225 »

Bedankt fürs Mitnehmen. Nix gegen Langläufertatratzen übrigens, aber Cottbus ist für mich nach vielen Reisen immer noch eine der ödesten Städte Deutschlands.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
ropix
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Beitrag von ropix »

JeDi @ 6 Apr 2016, 00:10 hat geschrieben: (und: Seid nicht so Schüchtern wie er hier)
Der ist nicht schüchtern, der lautert auf Beu... - äh - will doch nur verstecken spielen :D
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JeDi
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Beitrag von JeDi »

146225 @ 6 Apr 2016, 06:00 hat geschrieben: Bedankt fürs Mitnehmen. Nix gegen Langläufertatratzen übrigens, aber Cottbus ist für mich nach vielen Reisen immer noch eine der ödesten Städte Deutschlands.
Guten Morgen,

ich fands eigentlich ganz nett. Die obligatorischen 2 Einkaufszentren mitten in der Stadt hast du ja leider überall in Neufünfland...

Gruß, JeDi
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Sehr schön! Tschechien - ein Land, das mich immer wieder fasziniert und nicht nur von der Bahnseite... :)
Mein Bahnjahr 2024
Zurückgelegte Strecke: 30.060 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 16,1 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 626 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 78 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 2,7% - Fahrtkosten: 10,6 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 87,5%
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