Einsatzdauer von Shinkansen und anderen HGV-Züge

Alles rund um die Eisenbahnen außerhalb von Deutschland
Antworten
corsa636
Routinier
Beiträge: 250
Registriert: 18 Dez 2012, 12:00

Beitrag von corsa636 »

Hallo,

habe im Internet und einen Hochgeschwindigkeitszüge Buch ein bisserl gelesen.. und mich über die m.M.n kruzen Einsatzdauern der Shinkansen Züge in Japan gewundert..

Laut Hochhochgeschwindigkeitszüge.com wurde die Zügen wiefolgt eingesetzt:


z.b.
Shinkansen E4 Max 1997 - 2016 --> 19 Jahre
Shinkansen 300 1992 - 2012 --> 20 Jahre

Andere Züge werden doch deutlich Länger genutzt?!

Woran liegts?
Waren die Betreiber mit den Zügen nicht so zufrieden?
Legt man man in Japan so viel Wert auf technische Neuerungen?
Oder auf andere Sachen, Störungsfreier Bahnbetrieb etc. (Wobei auf D übertragen, gibt es ja besonders mit neuen Zügen Probleme :-o)
Sind die Shinkansen günstiger als andere HGV-Züge?

??
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24559
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

Was man auf jeden Fallbeachten sollte, ist dass in Japan Hochgeschwindigkeitszüge im Gegensatz zu Deutschland tatsächlich hohe Geschwindigkeiten fahren und damit pro Zeiteinheit auf wesentlich höhere Laufleistungen kommen. Ein deutscher ICE fährt vielleicht am Tag 1500 km, das schafft ein Shinkansen in vielleicht 6 Stunden.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Benutzeravatar
Balduin
Kaiser
Beiträge: 1513
Registriert: 07 Mär 2010, 13:01

Beitrag von Balduin »

Es ist aber in grundsätzlich so, dass man in Japan Schienenfahrzeuger auch im nicht HGV-Bereich im Gegensatz zu Europa für 15 Jahre auslegt. Hier geht man in der Regel von Mind. 30 Jahren aus. Äußert sich wohl darin, dass die Fahrzeuge dort entsprechend "einfacher" konstruiert sind, und damit womöglich auch günstiger und auch zuverlässiger.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
Benutzeravatar
Iarn
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 24559
Registriert: 20 Jul 2007, 13:22

Beitrag von Iarn »

Wobei es wie gesagt möglich sein kann, dass ein Shinkansen in 15 Jahren mehr Kilometer abfährt als ein ICE. Dass man dann die nicht rollenden Teile entsprechend anders auslegt, ist klar.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
Nicht zu verwechseln mit der Populären Front
Benutzeravatar
Balduin
Kaiser
Beiträge: 1513
Registriert: 07 Mär 2010, 13:01

Beitrag von Balduin »

Iarn @ 28 Apr 2016, 14:29 hat geschrieben: Wobei es wie gesagt möglich sein kann, dass ein Shinkansen in 15 Jahren mehr Kilometer abfährt als ein ICE. Dass man dann die nicht rollenden Teile entsprechend anders auslegt, ist klar.
Wobei man sich bei der Leistung nicht zu sehr auf die Strecke als einzigen Indikator festlegen darf, sondern auch die tägliche Einsatzdauer beachten muss: Also ein Nahverkehrszug der länger am Tag unterwegs ist frisst bei weitem nicht so viel Kilometer wie ein HGV-Zug, wird aber eben durch die längere Tagesschicht stärker abgenutzt.

Und ich habe gehört, dass bei der DB zumindest im europäischen Vergleich die Züge mit am meisten leisten müssen. Also konkret werden einem TGV deutlich mehr und längere Pausen gegönnt als einem ICE. Wie die Relation zu den Japanern ist weiß ich aber nicht.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Die selbe Laufleistung im Nahverkehr verschleißt ein Fahrzeug erheblich mehr als im Fernverkehr. Das hat man beispielsweise super gesehen beim München-Nürnberg-Express: Fahrzeuge, die aus dem Fernverkehr in den schnellen Regionalverkehr wechseln. Ein Umlauf war anfangs rund 1400 km am Tag, also durchaus genauso lang wie im Fernverkehr. Trotzdem haben die eigentlich recht zuverlässigen und recht robust konstruierten IC-Wagen begonnen störanfällig zu werden, vor allem durch die Bremserei. Einen festen Lokumlauf für den München-Nürnberg-Express gab's aus diesem Grund nie, bis heute werden die Loks jeden Tag getauscht, obwohl das im Grunde unnötige Arbeit ist. Außer eben um den Verschleiß zu reduzieren. Es ist was völlig anderes, ob man 1400 km am Tag "gemütlich" mit langen Haltabständen fährt und am Tag 20 Mal stoppt, in der Regel in große Bahnhöfe mit längeren Einfahrten oder ob man in der selben Zeit 60 Mal mit meist Verspätung auf der Uhr an Kleinbahnhöfen den Anker wirft und direkt wieder volle Kanone beschleunigt. Ein ICE muss selten jeden Tag mehrmals aus'm Stand in Kinding den Berg rauf auf Vmax beschleunigen bzw. aus Vmax bergab abbremsen. Es kennt jeder von seinem Auto. Ein Auto mit 300.000 Langstrecken-Kilometer sieht anders aus als ein Exemplar mit der halben Laufleistung im Stadtverkehr.

Kilometer und Zeit allein sind nicht das Problem, es kommt auf das Einsatzprofil und auch die technische Auslegung an.
Benutzeravatar
218 466-1
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7967
Registriert: 02 Aug 2010, 15:13
Wohnort: Red Bank NJ, ex-Ingolstadt

Beitrag von 218 466-1 »

Rohrbacher @ 28 Apr 2016, 16:07 hat geschrieben:Einen festen Lokumlauf für den München-Nürnberg-Express gab's aus diesem Grund nie, bis heute werden die Loks jeden Tag getauscht, obwohl das im Grunde unnötige Arbeit ist.
Warum sollte der MüNüX "feste" 101er haben? Auch sämtliche IC-Leistungen fahren nahezu täglich mit einer anderen Lok weiter.
Das kann man im 101-Umlauflpan sehen. Jede 101 (bis auf die vier WTB-Loks des MET) kommt vom CNL 419 über IC 2265 und IC 1074 irgendwann zum RE 4001. Ein paar Tage später dann bei EC 173 im Einsatz usw. Selbst innerhalb des Umlaufplan gibt es ständig Loktauschs, sodass nur selten mehr als zwei Tage vorab absehbar ist, welche 101 wann und wo fahren wird.
Zudem müssen sie ohnehin immer wieder ins Heimat BW Hamburg-Eidelstedt. Das würde den MÜNÜX-Loks unnötige Tfzf und ohnehin Ersatzloks nötig machen.
Eine SOBB-218 oder 245 würde man auch nicht über Wochen oder gar Monate hinweg ausschließlich EC München - Lindau fahren lassen.

Und zum Thema: Verschleiß ist bei ständigem beschleunigen und bremsen von 0 auf 200 oder gar über 300 km/h und wieder zurück auf 0 km/h natürlich höher. Rein von den Fahrzeiten zw. den Stationen sind sich MüNüX und Shinkansen z.T. sogar recht ähnlich.
Ein weiterer Grund, warum Maglev/Transrapid für HGV die bessere Wahl sind. Dort gibt es keinen Verschleiß. Einsatzzeit theoretisch über 50 Jahre und mehr.
Keine Alternative zum Transrapid MUC
Bild
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

218 466-1 @ 28 Apr 2016, 17:00 hat geschrieben:Warum sollte der MüNüX "feste" 101er haben?
Vermietung von vier Loks an Regio. Wurde aber nie umgesetzt. Wie's umgesetzt wurde/wird, weiß ich auch, brauchst du mir nicht erklären...
218 466-1 @ 28 Apr 2016, 17:00 hat geschrieben:Ein weiterer Grund, warum Maglev/Transrapid für HGV die bessere Wahl sind.
*bing*
Fichtenmoped
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2286
Registriert: 05 Jul 2010, 16:12
Wohnort: LK Freising

Beitrag von Fichtenmoped »

Bei den Japanern werden wohl auch beim Maglev 15 Jahre Lebenszeit einkalkuliert.

Das hat mehrere Vorteile:
- schnellere Reaktion auf sich ändernde Kundenwünsche (Stichwort USB-Anschlüsse anstatt von Steckdosen, Entertainmentprogramme)
- schneller Reaktion auf die Mode (Stichwort Innenausstattung)
- schnellere Reaktion auf die technische Entwicklung (Stichwort GTO)

Außerdem weiß man das nach 15 Jahren Ersatz ran muss. Und nicht so wie bei uns in Deutschland, dass das Rollmaterial fahren muss bis zum Kollaps. *Hust* Silberlinge *Hust* 218 * Hust * Transrapid *Hust*
Wenn man die ICE1, ICE2 und IC-Wagen vor der Modernisiserung gesehen (und vielleicht auch drin gesessen) hat, der weiß was ich meine.
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Rev
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3369
Registriert: 28 Nov 2011, 20:15

Beitrag von Rev »

Na ja auf 30 Jahre ausgelegte Fahrzeuge finden ich schon besser und dürften auch wirtschaftlicher sein .

Das ganze andere was du genannt hast nennt sich ReDesing für Komfort Merkmale musst du nicht gleich den ganzen Zug wegschmeißen ... Und auch Technik kann man nach 15 Jahren an ner Maschine mal etwas auffrischen dafur muss man auch ned gleich das ganze Ding in die Tonne hauen
Benutzeravatar
218 466-1
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7967
Registriert: 02 Aug 2010, 15:13
Wohnort: Red Bank NJ, ex-Ingolstadt

Beitrag von 218 466-1 »

Rohrbacher @ 28 Apr 2016, 17:27 hat geschrieben:Vermietung von vier Loks an Regio.
Das wäre nicht nur wegen dem Verschleiß Unsinn gewesen s.o.
Aber dennoch ist bei den 102er, die vsl. nie etwas anderes als MüNüX fahren werden, damit zu rechnen, dass die bei Zeiten auf dem "Zahnfleich" kauen werden.
Fichtenmoped @ 28 Apr 2016, 18:06 hat geschrieben:Das hat mehrere Vorteile:
- schnellere Reaktion auf sich ändernde Kundenwünsche (Stichwort USB-Anschlüsse anstatt von Steckdosen, Entertainmentprogramme)
- schneller Reaktion auf die Mode (Stichwort Innenausstattung)
- schnellere Reaktion auf die technische Entwicklung (Stichwort GTO)
Den ganzen Zug deswegen auszutauschen, statt einem Redesign, wo alles ebenfalls und billiger zu haben ist, soll ein Vorteil sein? :unsure:

Wenn das so ist, dann baut man Häuser künftig auch nur noch für ~30 Jahre und reißt sie dann zugunsten von Neubauten ab, statt zu renovieren.
Und überhaupt: Wozu nur ein neuer Bahnhof für München? Die Ganze Stadt planieren und in eine zeitgemäße. moderne Metropole verwandeln, würde geänderten Einwohnerwünschen, Mode und technischer Entwicklung perfekt entsprechen. :ph34r:
Fichtenmoped @ 28 Apr 2016, 18:06 hat geschrieben:Außerdem weiß man das nach 15 Jahren Ersatz ran muss. Und nicht so wie bei uns in Deutschland, dass das Rollmaterial fahren muss bis zum Kollaps. *Hust* Silberlinge *Hust* 218 * Hust * Transrapid *Hust*
Wenn man die ICE1, ICE2 und IC-Wagen vor der Modernisiserung gesehen (und vielleicht auch drin gesessen) hat, der weiß was ich meine.
Ich bin in ICE1, ICE2 und IC-Wagen vor und nach der Modernisiserung gesessen. Nur erstere wurden verschlimmbessert.
Wenn du damit meinst, dass es schecht ist, Qualitätsfahrzeuge durch schechtere, wesentlich sparsamer ausgeführte Neufahrzeuge zu ersetzen, hast du recht, denn alles genannte ist nach wie vor des beste, was es hierzulande gibt.
GTO haben die meisten noch fahrenden 218er übrigens auch schon seit 20 Jahren.
Keine Alternative zum Transrapid MUC
Bild
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Fichtenmoped @ 28 Apr 2016, 18:06 hat geschrieben:Außerdem weiß man das nach 15 Jahren Ersatz ran muss. Und nicht so wie bei uns in Deutschland, dass das Rollmaterial fahren muss bis zum Kollaps. *Hust* Silberlinge *Hust* 218 * Hust * Transrapid *Hust*
Ob man jetzt für 15 oder 30 Jahre kalkuliert: Den Zeitpunkt verpennen, die Neuanschaffung sparen und Fahrzeuge deutlich länger im Einsatz halten geht immer. Die Schienenbusse waren analog eines Straßenbusses für 15, vielleicht 20 Jahre gebaut und sind in vielen Teilen nicht so hochwertig wie sonst. Dass einige der VT bei der DB dann doch rund 40 Jahre in Betrieb waren, war nie so geplant. Aber es ging halt irgendwie und investieren wollte fast 20 Jahre lang keiner.

Der Kollaps kann daher auch schon nach 15 Jahren kommen, wenn man das Fahrzeug entsprechend weniger langlebig auslegt. Dadurch dass man doppelt so oft neu kaufen muss, muss man die Kostendifferenz innerhalb von 30 Jahren zwischen 2x Neukauf oder nur 1x Neukauf plus ggf. 1x Redesign, Technik-Upgrade und ggf. höheren Betriebskosten irgendwie reinholen. Das heißt, es wird irgendwo gespart, in der Regel beim Material und dem Korossionsschutz. Ein Getriebe, dass nur halb so viele Schaltvorgänge können soll, kann aus billigeren Stoffen und einfacheren Konstruktionen aufgebaut werden, ebenso ein Wagenkasten, der nur halb so lang halten muss. Dass heißt aber eben auch, dass die Teile entsprechend schneller durch sind und dann entsprechend schneller auch so aussehen. Die meisten Linienbusse auf der Straße haben nach 15 Jahren den Zustand, den z.B. redesignlose 628.2 heute haben, wenn nicht sogar schlimmer.
Fichtenmoped @ 28 Apr 2016, 18:06 hat geschrieben:Wenn man die ICE1, ICE2 und IC-Wagen vor der Modernisiserung gesehen (und vielleicht auch drin gesessen) hat, der weiß was ich meine.
Das ist ja der Witz: Die Inneneinrichtung hat von vorn herein eine kürzere Lebensdauer als das Fahrzeug an sich. Wie bei einem Haus. Das Mauerwerk baut man für 100 Jahre, das Sofa im Wohnzimmer will kein Mensch 100 Jahre, selbst wenn's technisch ginge. :D Man weiß genau, dass man z.B. Farben nach 10 bis 15 Jahren nicht mehr sehen kann und dass allerlei Oberflächen spätestens nach 15 Jahren eine Behandlung oder Erneuerung nötig haben. Besonders Sitze sind gewissermaßen immer ein Verschleißteil, weswegen die Betreiber die eigentlich auch immer reichlich auf Lager haben. Wagenkästen jetzt aber eher weniger.
Benutzeravatar
karhu
Kaiser
Beiträge: 1497
Registriert: 18 Dez 2007, 17:03
Wohnort: Tampere (Stuttgart)

Beitrag von karhu »

Aus Umweltschutz Sicht ist es sicher besser wenn ein Eisenbahnfahrzeug 40 Jahre eingesetzt wird als nur 15 Jahre. Sicher die technische Entwicklung geht weiter und neue Fahrzeuge sind sparsamer beim Energieverbrauch. Aber allein die Energie und der Abfall wenn ein Fahrzeug verschrottet wird und auch um ein neues zu produzieren braucht man Material und Energie.
In Zeiten des Klimawandels sollte man erst auf die Umwelt schauen und die Kosten hintenanstellen.
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3292
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

karhu @ 28 Apr 2016, 20:50 hat geschrieben: Aus Umweltschutz Sicht ist es sicher besser wenn ein Eisenbahnfahrzeug 40 Jahre eingesetzt wird als nur 15 Jahre. Sicher die technische Entwicklung geht weiter und neue Fahrzeuge sind sparsamer beim Energieverbrauch. Aber allein die Energie und der Abfall wenn ein Fahrzeug verschrottet wird und auch um ein neues zu produzieren braucht man Material und Energie.
In Zeiten des Klimawandels sollte man erst auf die Umwelt schauen und die Kosten hintenanstellen.
Wenn man ein Fahrzeug 40 Jahre fährt macht man das wegen der Kosten, und nicht Umweltschutz. Es ist nicht im Sinne der Umwelt 40 Jahre alten Schrott durch die Gegen zu fahren.
Martin H.
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9575
Registriert: 06 Jan 2010, 00:41
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von Martin H. »

218 466-1 @ 28 Apr 2016, 18:31 hat geschrieben: Wenn das so ist, dann baut man Häuser künftig auch nur noch für ~30 Jahre und reißt sie dann zugunsten von Neubauten ab, statt zu renovieren.
Das macht man durchaus, Häuser nur auf 30-50 Jahre auszulegen. Nur die meisten Privaten stehen länger.
Dann gibt's die Amerikanischen Papphäuser, und zu guter Letzt alle Arten von Gewerbebauten.

Warum muss denn unbedingt der Königshof am Stachus abgerissen werden. Die zweite Hälfte des Hackerhauses in der Kaufingerstraße steht auch noch. Wieso die Erste nicht mehr? Gewerbebauten egal welcher Art werden häufig "völlig unnütz" plattgemacht, weit vor Erreichen der möglichen Nutzungsdauer.
Bitte Glasfront, nein, Metall ist wieder in. Und die Raumaufteilung. Ach, reißen wir ab und bauen neu.

Und immer diese Einheitsklötzchen, der "Brutalismus" des neuen Jahrtausends.
Von daher war auch die Abwrackprämie alles Mögliche, nur nicht die auch häufig genannte "Umweltprämie".
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Galaxy @ 28 Apr 2016, 22:48 hat geschrieben:Es ist nicht im Sinne der Umwelt 40 Jahre alten Schrott durch die Gegen zu fahren.
Warum nicht? Die Produktion eines Pkw benötigt bekanntlich etwa so viel Primärenergie wie der Pkw später mal auf 150.000 km verbraucht. So viel Energie kannst du mit einem neuen Pkw gar nicht reinfahren, damit die Umwelt irgendwie davon profitiert. Von der Art und Weise der Gewinnung der Rohstoffe mal ganz abgesehen. Es nutzt der Umwelt nix funktionsfähige Altfahrzeuge durch neu produzierte zu ersetzen, selbst wenn diese ein bisschen weniger Energie verbrauchen und ein bisschen weniger Schadstoffe raushauen. Du sparst trotzdem am Ende knapp 50% Energie und Umweltschäden, wenn du auf das alte nochmal 150.000 km drauffährst statt ein neues zu produzieren. Bei der Eisenbahn ist das genau das gleiche. Vielleicht ist der Schwellenwert etwas verschoben, weil Eisenbahnen intensiver genutzt werden oder schwankt bei unterschiedlichen Fahrzeugtypen stärker als bei einem Pkw. 20% Energieeinsparung bei einem ICE, der hohe Leistungen abruft, sind deutlich mehr als 20% bei einem kleinen Nebenbahndiesel, der Eichstätt Bf - Eichstätt Stadt pendelt. Dennoch auch bei der Eisenbahn ist der Bau eines neuen Fahrzeugs auch erstmal eine riesen Umweltbelastung, die erstmal in keinem Verhältnis steht zu den zu erwartenden Energieeinsparungen. Sofern die überhaupt gegeben ist, besonders bei den Dieseltriebwagen ist der Dieselverbrauch mit den neuen Generationen ja eher gestiegen. Die beginnen sich umweltmäßig erst zu rechnen, wenn dadurch weniger Autos gebaut und/oder betrieben würden.

Wirtschaftlichkeit, bessere Fahrleistungen, Komfort etc. sind wieder ganz andere Kriterien. Für die Umwelt ist das völlig wurscht, für die Umwelt zählt nur, was unter'm Strich für Umweltbeeinträchtigungen stehen bleiben. Und da ist es halt wie gesagt so, dass du ziemlich lange mit "40 Jahre alten Schrott" fahren kannst bis sich neue Fahrzeuge unter'm Strich positiv auf die Umwelt auswirken.

Bei der Umstellung von kohlegefeuerten Dampfloks auf Diesel- oder E-Traktion war das noch am ehsten der Fall. Das Verbrennen von Kohle ist allgemein nicht sonderlich effizient. Dazu wurden Dampfloks in der Praxis so gut wie nie "abgeschaltet", die standen meist auch in mehrtägigen (!) Pausen durchgehend unter Dampf, denn das Anheizen einer kalten Lok dauert um die acht Stunden. Bei mehreren tausend Loks unter Dampf konnte man durch die Produktion von Diesel- und E-Loks erhebliche Umweltbelastungen sparen. Solche Dimensionen erreichst du bei weitem nicht mehr, wenn du heute z.B. einen 120er-Wagenzug durch einen ICE4 ersetzt oder einen 628 durch einen 622. Im Gegenteil, letzterer erkauft sich seine Vorteile sogar durch einen Dieselmehrverbrauch von etwa 100%!

Die Umwelt freut sich definitiv am meisten, wenn du 120 und Golf II so lange fährst bis sie auseinanderfallen. Und zwar wirklich. ;)
Martin H. @ 28 Apr 2016, 23:45 hat geschrieben:Das macht man durchaus, Häuser nur auf 30-50 Jahre auszulegen.
Jein. Direkt nach dem Krieg hat man nicht sehr hochwertig gebaut und die Baukunst vor allem der 60er und 70er hat so ihre Tücken, die teilweise nur durch Abriss behoben werden können. Eine Astbestsanierung beispielsweise ist teuer, wenn du dann noch ein paar andere fiese Baustoffe der damaligen Zeit hast, dann lässt du das Asbest rausmachen und reist die Hütte danach einfach ab. Bei Gewerbebauten sind es oft Stockhöhen, Traglasten von Decken, nicht änderbare Grundrisse, teilweise auch neue Vorschriften, die im Altbestand nicht durchführbare Änderungen erfordern oder die Summe aus mehreren Fehlern, die den neubau billiger/schneller machen als die Altbausanierung. Auch steuerlich mit gewissen Abschreibungszeiträumen kann's noch weitere Gründe geben, die dafür sprechen als Unternehmen hin und wieder was abzureißen und neu zu bauen. Das machst du bei Privathäusern normalerweise nicht, glaub ich.
Frisca
Mitglied
Beiträge: 49
Registriert: 29 Apr 2015, 14:56
Wohnort: München

Beitrag von Frisca »

218 466-1 @ 28 Apr 2016, 17:00 hat geschrieben:Ein weiterer Grund, warum Maglev/Transrapid für HGV die bessere Wahl sind. Dort gibt es keinen Verschleiß. Einsatzzeit theoretisch über 50 Jahre und mehr.
Selbstverständlich gibt es auch bei einer Magnetschwebebahn Verschleiß. Auch dort bedeutet jedes Beschleunigen, jedes Bremsen, jede Kurve, jeder Neigungswechsel einen Lastwechsel, und Lastwechsel sind das, was eigentlich zu Verschleiß führt. Bzw. genauer gesagt zu Ermüdung. Und jedes Aufsetzen auf der Fahrbahn erst recht. Nur, weil die Dinger keine klassichen Bremsscheiben haben, heißt das noch lange nicht, dass Du sie ewig verwenden kannst. Nach der Argumentation müssten ja beispielsweise auch Flugzeuge nahezu völlig verschleißfrei sein.

Dazu kommt, dass natürlich auch bei einem Transrapid die Sitze genausoschnell durchgesessen sind, die Außenhaut genauso dem Fahrwind ausgesetzt ist, die Antriebsanlagen genauso durch hohe Ströme belastet werden, etc. Beim Transrapid verschleißen logischerweise die Radbremsen nicht so schnell wie beim ICE. Dafür verschleißt das "Fahrwerk", sprich die Schwebemagnete, vielleicht sogar schneller.
Martin H.
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9575
Registriert: 06 Jan 2010, 00:41
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von Martin H. »

Bei uns inder Nähe wurde erst ein Häuschen Bauzeit Anfang 80er abgerissen, jetzt steht dort ein großer Klotz mit sechs Wohneinheiten und je einem qm Garten.
Klar, besser als mehr Fläche für fünf weitere Häuser zu verbrauchen.

Es wäre dann bestimmt auch billiger und besser, nach Auszug der Mieter der Wolnzacher Bahnhof abzureißen.
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Martin H. @ 29 Apr 2016, 12:24 hat geschrieben:Es wäre dann bestimmt auch billiger und besser,  nach Auszug der Mieter der Wolnzacher Bahnhof abzureißen.
Rein wirtschaftlich eine realistische Option. In einer Verkaufsanzeige würde auf jeden Fall ganz fett "Liebhaberstück", "Kleinod", "Schmuckkästchen" oder "Für Individualisten" drüberstehen. :D
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3292
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

Rohrbacher @ 29 Apr 2016, 01:29 hat geschrieben:Warum nicht? Die Produktion eines Pkw benötigt bekanntlich etwa so viel Primärenergie wie der Pkw später mal auf 150.000 km verbraucht. So viel Energie kannst du mit einem neuen Pkw gar nicht reinfahren, damit die Umwelt irgendwie davon profitiert.
Bei den meisten Abgasen beträgt das Delta zwischen neuen Autos, und Autos Anfang der 1980 nicht 50%, oder 100%, sondern 10.000% plus. Saurer Regen war früher ein ernstes Problem primär verursacht durch Automobile. Zumindest in der westlichen Welt ist dieses Problem weitgehend gelöst. Es ist gut das die alten Autos in Massen weg von den Strassen sind, auch wenn das energetisch negative ist. Wobei es mehr und mehr Fabriken gibt die leed platinum oder äquivalent sind. Selbstverständlich sind alte Autos - in kleineren Mengen - als Oldtimer willkommen. Ich würde selber gerne als 3 Wagen einen 1936 Duesenberg SJ Boattail mit den 265 PS Reihenachtzylinder fahren, wenn ich das nötige Kleingeld hätte. :D


Was Eisenbahnen angeht: Es würde mich nicht Überraschen wenn z.B. eine einzelne BR 218 mehr Rußpartikel ausstößt als 50 Diesel-Vectron.
Benutzeravatar
218 466-1
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7967
Registriert: 02 Aug 2010, 15:13
Wohnort: Red Bank NJ, ex-Ingolstadt

Beitrag von 218 466-1 »

Galaxy @ 29 Apr 2016, 19:28 hat geschrieben:Was Eisenbahnen angeht: Es würde mich nicht Überraschen wenn z.B. eine einzelne BR 218 mehr Rußpartikel ausstößt als 50 Diesel-Vectron.
Es kann dich garnicht überraschen, weil das nicht zutrifft.

16V 4000 R84 (Vectronkübel) Abgas-Emmision : 10,17
16V 4000 R41 (218) Abgas-Emmision: 9

http://www.mtu-online.com/mtu/produkte/mot...e/index.de.html

Abgesehen davon, dass es keine 50 Siemesstinker gibt. :P
Keine Alternative zum Transrapid MUC
Bild
Fichtenmoped
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2286
Registriert: 05 Jul 2010, 16:12
Wohnort: LK Freising

Beitrag von Fichtenmoped »

Das Kleingedruckte hast Du schon gelesen?
Abgasoptimierung:
      (8) EU Nonroad Richtlinie 97/68 EG, Stufe IIIA konform
      (9) UIC Kodex 624V, Stufe II
      (10) UIC Kodex 624V, Stufe III (entspricht EU III A)
      (17) EU Nonroad-Richtlinie 97/68 EG, Stufe IIIB
      (33) EPA Stufe 3 (line haul loco) Carb ULEL
Viel Spaß mit dem Dokument: http://www.eba.bund.de/SharedDocs/Publikat...icationFile&v=1
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Valentin
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3326
Registriert: 31 Mai 2015, 17:41

Beitrag von Valentin »

Rohrbacher @ 29 Apr 2016, 13:53 hat geschrieben: Rein wirtschaftlich eine realistische Option. In einer Verkaufsanzeige würde auf jeden Fall ganz fett "Liebhaberstück", "Kleinod", "Schmuckkästchen" oder "Für Individualisten" drüberstehen. :D
Zentrale Lage, Verkehrsgünstig sowie Ideal für Pendler könnte sich auch in der Anzeige finden.
Ohne Fleiß kein Gleis (WL)
Benutzeravatar
Galaxy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3292
Registriert: 07 Mär 2011, 18:17

Beitrag von Galaxy »

218 466-1 @ 29 Apr 2016, 19:51 hat geschrieben:Es kann dich garnicht überraschen, weil das nicht zutrifft.

16V 4000 R84  (Vectronkübel)  Abgas-Emmision : 10,17
16V 4000 R41  (218)  Abgas-Emmision: 9

http://www.mtu-online.com/mtu/produkte/mot...e/index.de.html

Abgesehen davon, dass es keine 50 Siemesstinker gibt. :P
Die Abgasnorm erlaubt der 218 die Klassifizierung "nicht reglementiert" da über 560kw.
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 18027
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

Wozu Großdieselloks, wenn es längst überall Fahrdraht geben könnte. Mit Auslaufen der 218 könnte wirklich Schluss sein, aber, oh mei...verschnarchtes Deutschland.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Martin H.
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9575
Registriert: 06 Jan 2010, 00:41
Wohnort: München
Kontaktdaten:

Beitrag von Martin H. »

Jetzt wären mal die Abgaswerte der Originalmotoren interessant.

Hinweis: Am Bahnhof Wolnzach Markt verkehren keine planmäßigen Personenzüge mehr, liegt allerdings an einer Hauptstraße.
Fichtenmoped
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2286
Registriert: 05 Jul 2010, 16:12
Wohnort: LK Freising

Beitrag von Fichtenmoped »

Martin H. @ 29 Apr 2016, 22:05 hat geschrieben: Jetzt wären mal die Abgaswerte der Originalmotoren interessant.

Hinweis: Am Bahnhof Wolnzach Markt verkehren keine planmäßigen Personenzüge mehr, liegt allerdings an einer Hauptstraße.
Feinstaub: 0,0g/km
Grobstaub: Oha...
Aufgrund von Rostschäden besteht Signaturersatzverkehr!

Wir bitten um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.
Meikl
Haudegen
Beiträge: 703
Registriert: 10 Nov 2006, 08:05
Wohnort: P-Town

Beitrag von Meikl »

Galaxy @ 29 Apr 2016, 19:28 hat geschrieben: Saurer Regen war früher ein ernstes Problem primär verursacht durch Automobile.
Nein, die Autos waren daran nicht schuld.
Antworten