Galaxy @ 28 Apr 2016, 22:48 hat geschrieben:Es ist nicht im Sinne der Umwelt 40 Jahre alten Schrott durch die Gegen zu fahren.
Warum nicht? Die Produktion eines Pkw benötigt bekanntlich etwa so viel Primärenergie wie der Pkw später mal auf 150.000 km verbraucht. So viel Energie kannst du mit einem neuen Pkw gar nicht reinfahren, damit die Umwelt irgendwie davon profitiert. Von der Art und Weise der Gewinnung der Rohstoffe mal ganz abgesehen. Es nutzt der Umwelt nix funktionsfähige Altfahrzeuge durch neu produzierte zu ersetzen, selbst wenn diese ein bisschen weniger Energie verbrauchen und ein bisschen weniger Schadstoffe raushauen. Du sparst trotzdem am Ende knapp 50% Energie und Umweltschäden, wenn du auf das alte nochmal 150.000 km drauffährst statt ein neues zu produzieren. Bei der Eisenbahn ist das genau das gleiche. Vielleicht ist der Schwellenwert etwas verschoben, weil Eisenbahnen intensiver genutzt werden oder schwankt bei unterschiedlichen Fahrzeugtypen stärker als bei einem Pkw. 20% Energieeinsparung bei einem ICE, der hohe Leistungen abruft, sind deutlich mehr als 20% bei einem kleinen Nebenbahndiesel, der Eichstätt Bf - Eichstätt Stadt pendelt. Dennoch auch bei der Eisenbahn ist der Bau eines neuen Fahrzeugs auch erstmal eine riesen Umweltbelastung, die erstmal in keinem Verhältnis steht zu den zu erwartenden Energieeinsparungen. Sofern die überhaupt gegeben ist, besonders bei den Dieseltriebwagen ist der Dieselverbrauch mit den neuen Generationen ja eher gestiegen. Die beginnen sich umweltmäßig erst zu rechnen, wenn dadurch weniger Autos gebaut und/oder betrieben würden.
Wirtschaftlichkeit, bessere Fahrleistungen, Komfort etc. sind wieder ganz andere Kriterien. Für die Umwelt ist das völlig wurscht, für die Umwelt zählt nur, was unter'm Strich für Umweltbeeinträchtigungen stehen bleiben. Und da ist es halt wie gesagt so, dass du ziemlich lange mit "40 Jahre alten Schrott" fahren kannst bis sich neue Fahrzeuge unter'm Strich positiv auf die Umwelt auswirken.
Bei der Umstellung von kohlegefeuerten Dampfloks auf Diesel- oder E-Traktion war das noch am ehsten der Fall. Das Verbrennen von Kohle ist allgemein nicht sonderlich effizient. Dazu wurden Dampfloks in der Praxis so gut wie nie "abgeschaltet", die standen meist auch in mehrtägigen (!) Pausen durchgehend unter Dampf, denn das Anheizen einer kalten Lok dauert um die acht Stunden. Bei mehreren tausend Loks unter Dampf konnte man durch die Produktion von Diesel- und E-Loks erhebliche Umweltbelastungen sparen. Solche Dimensionen erreichst du bei weitem nicht mehr, wenn du heute z.B. einen 120er-Wagenzug durch einen ICE4 ersetzt oder einen 628 durch einen 622. Im Gegenteil, letzterer erkauft sich seine Vorteile sogar durch einen Dieselmehrverbrauch von etwa 100%!
Die Umwelt freut sich definitiv am meisten, wenn du 120 und Golf II so lange fährst bis sie auseinanderfallen. Und zwar wirklich.
Martin H. @ 28 Apr 2016, 23:45 hat geschrieben:Das macht man durchaus, Häuser nur auf 30-50 Jahre auszulegen.
Jein. Direkt nach dem Krieg hat man nicht sehr hochwertig gebaut und die Baukunst vor allem der 60er und 70er hat so ihre Tücken, die teilweise nur durch Abriss behoben werden können. Eine Astbestsanierung beispielsweise ist teuer, wenn du dann noch ein paar andere fiese Baustoffe der damaligen Zeit hast, dann lässt du das Asbest rausmachen und reist die Hütte danach einfach ab. Bei Gewerbebauten sind es oft Stockhöhen, Traglasten von Decken, nicht änderbare Grundrisse, teilweise auch neue Vorschriften, die im Altbestand nicht durchführbare Änderungen erfordern oder die Summe aus mehreren Fehlern, die den neubau billiger/schneller machen als die Altbausanierung. Auch steuerlich mit gewissen Abschreibungszeiträumen kann's noch weitere Gründe geben, die dafür sprechen als Unternehmen hin und wieder was abzureißen und neu zu bauen. Das machst du bei Privathäusern normalerweise nicht, glaub ich.