Tag 4 Braga & Guimaraes
Die Wettervorhersage hat für heute Regen angekündigt. Sie scheint recht zu behalten. Viele Passanten haben ihren Regenschirm aufgespannt, dabei fallen wirklich nur sehr wenige Tropfen. Nicht mal die Straße ist nass. Wir entscheiden uns für einen Ausflug.
Also ab zum ungeliebten Schalter, bei dem man eine Nummer ziehen muss. Es herrscht rege Betriebsamkeit. Hoffentlich reichen die 15 Minuten Puffer aus. Bereits nach der Hälfte der Zeit kommen wir dran, erhalten wiederaufladbare Pappkarten für die CP und zahlen 3,10€ pro Nase für die knapp 60 km lange Strecke nach Braga. Man hätte sie auch am Automaten kaufen können, da es sich offensichtlich um eine Fahrt im Verbund handelt.
Da bleibt noch Zeit für ein Bild eines S-Bahn-Triebwagens der BR 3400, die im S-Bahnverkehr rund um Porto auf vier Linien eingesetzt wird und keine Toiletten besitzt.
Durch die Breitspur ist der Innenraum jedenfalls geräumig und mit bequemen Stühlen ausgestattet.
Aufgrund der vielen Zwischenhalte dauert die Fahrt etwa 1h 15 min. An den kleinen Orten entlang der Strecke findet nur spärlicher Fahrgastwechsel statt, lediglich an einigen größeren Bahnhöfen ist etwas mehr los.
Je weiter wir fahren, desto häufiger zeigt sich die Sonne. Das Wetter scheint doch nicht so übel zu werden.
Nachdem wir die 25 Zwischenhalte abgeklappert haben, erreichen wir Braga. Mit über 100.000 Einwohnern ist es durchaus eine wichtige Stadt, einige Alfas werden von Porto bis Braga weitergeführt.
Als wir den Bahnhof verlassen, fährt gerade ein Bus mit dem Ziel Bom Jesus do Monte an die Haltestelle. Zu dieser etwa 5 km außerhalb der Stadt gelegenen Wallfahrtskirche wollten wir zwar hinfahren, wussten aber noch nicht wie. Nun wissen wir also, dass die Buslinie 2 hinfährt. Noch schnell ein Blick auf die Abfahrtszeiten – ganztägig Takt 30, wir kommen also auch wieder zurück – dann steigen wir ein und bezahlen 1,65€. Obwohl auf der DFI noch drei Minuten bis zur Abfahrt stehen, setzen wir uns in Bewegung. Moment mal. Diese Sitzbezüge kommen mir doch bekannt vor. Und die beige Deckenverkleidung. Und die LCD-Anzeige. Und hinter dem verdeckten Viereck hat doch bestimmt „Wagen hält“ gestanden.
Mit viel Karacho heizt der Busfahrer durch die Stadt, durch einen Tunnel und über steile Überführungen, die den Gelenker in kräftige Schwingungen versetzen. Bald wir auch der Grund für seine Fahrweise klar, denn nach einigen Stationen wird er abgelöst. Frisch im Dienst, hat der andere Fahrer es nicht ganz so eilig. Als es dann steil bergauf geht, kämpft der Motor. ROOOAR! 2. Gang. BRUUUUUuuuuuuuROOOOAAR! Und wieder 1. Gang.
Ich weiß nicht, ob es an der stickigen, mit Abgasen aromatisierten Luft im Innenraum liegt, dass sich meine Nase, die seit heute Morgen gelaufen ist, plötzlich beruhigt hat. Nach 15 Minuten ist die wilde Fahrt vorbei. Allein dafür hat sich der Ausflug schon gelohnt, schließlich ist es doch schon eine Weile her, dass ich mit so einem Bus zur Schule gefahren bin.
Der Bus verlässt die Hauptstraße auf einen schattigen Wendeplatz. Es bleibt jedoch keine Zeit, über den Genuss der Fahrt nachzudenken, denn ein Mann fuchtelt bereits an der Tür mit der Aufschrift „Ascensor“ herum. Da wir keine Lust haben, den beträchtlichen Höhenunterschied zu Fuß zu erklimmen, begeben wir uns zusammen mit einem weiteren Touristen, der ebenfalls mit dem Bus gekommen ist, zum Ascensor. Doch Halt. Zeit für ein schnelles Bild muss sein.
Als wir bezahlen wollen, winkt der Mann ab. Das hat später noch Zeit. In der historischen Standseilbahn fällt mir ein wichtiges Versäumnis ein. In der Hektik habe ich nicht mehr die Abfahrtszeit zurück in die Stadt nachgeschaut. Faszinierend ist auch dieses Verkehrsmittel auf jeden Fall, denn es funktioniert komplett ohne Strom.
Das an der Bergstation befindliche Fahrzeug wird mit Wasser aus einem nahen Bach befüllt, bis es so schwer ist, dass es das andere Fahrzeug nach oben ziehen kann.
Die Kirche stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, die Standseilbahn folgte erst ein Jahrhundert später. Die Kälte des Winters steckt – wie auch in vielen anderen Gebäuden mangels Heizung – noch tief im Gemäuer, sodass es drinnen kälter ist als draußen.
