DSG Speisewagen @ 3 Aug 2016, 13:18 hat geschrieben:Warum kann man da nicht auch niedrige Wände von max. 1 m aufstellen
Es gibt ziemlich viele Varianten von Lärmschutzanlagen. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile, sodass es nicht die eine perfekte Lösung gibt.
Einen (nicht vollständigen) Überblick liefert
dieses Bild.
Grundsätzlich gilt bei Lärmschutzwänden: Je näher am Ort der Emission, je höher, und je stärker die Schallabsorption, desto größer der Effekt. Es geht vorwiegend darum, die Richtung der Schallausbreitung zu ändern. Sehr schön an
dieser Grafik zu sehen.
Vielleicht kurz ein paar Worte zu den verschiedenen Varianten und den Vor- und Nachteilen.
Aus dem Grundsatz je näher und je höher, desto besser folgt also, dass es keinesfalls unsinnig ist, auf einer viergleisigen Strecke oder zwischen Bahn und Autobahn eine Lärmschutzwand zu installieren, auch wenn das auf den ersten Blick so scheint.
Die Variante mit (Teil-)Verglasung wird oft an Brücken angewendet, um Blickachsen nicht komplett zu versperren. Sie haben aber den Nachteil, dass sie den Schall gut reflektieren und der Effekt daher geringer ist.
Aus dem Grundsatz folgt also auch, dass Niedrig-Lärmschutzwände näher am Gleis stehen müssen. Während klassische Lärmschutzwände i.d.R. rund 3,80 m von der Gleisachse entfernt errichtet werden (wegen Gefahrenbereich bis 160 km/h 2,50m + 0,80m Sicherheitsraum für Arbeiter + Zusatzraum für kleine Einbauten wie Schaltkästen o.A.), werden die Niedrigwände gerade so außerhalb des Lichtraumprofils errichtet. Doch die
Variante mit 76 cm Höhe hat 2 gravierende Nachteile. 1. gibt es keinen Sicherheitsraum, also muss für Arbeiten immer voll gesperrt werden. 2. gibt es Probleme mit Lü.
Natürlich gibt es auch dafür Lösungen.
Zu 1. gibt es die Variante mit
nur 55 cm Höhe oder die
Variante 55 cm als Gabione. Die Trittstufen ermöglichen hier das Aufsuchen des Sicherheitsraumes. Bei 55 cm Höhe werden Lü kaum noch beeinträchtigt, doch der Effekt ist natürlich wieder geringer, weil sie nicht so hoch sind.
Zu 2. gibt es
wegklappbare Niedrigschallschutzwände (tolles Wort fürs nächste Hangman-Spiel...)
Dann gibt es noch die Variante
Schallschürze. Positiv ist der Lärmminderungseffekt auch ohne weitere Wand. Nachteil ist die schwierigere Instandhaltung der Räder.
Alle Niedrigschallschutzwände haben noch den Nachteil, dass sie nur gegen das Rollgeräusch wirken. Doch bei den besonders problematischen Güterzügen ist der Geschwindigkeitsbereich in der Regel
ausreichend. (S.15)
Lärmschutzwälle sind zwar vielleicht optisch angenehmer, haben aber auch einen geringeren Effekt, weil der Scheitelpunkt viel weiter vom Entstehungsort entfernt ist. Um den gleichen Effekt zu erzielen, muss ein Lärmschutzwall fast doppelt so hoch wie eine Lärmschutzwand sein. Außerdem benötigt er viel mehr Platz und Vegetationspflege und die Baukosten sind wesentlich höher.
Die Lärmproblematik ist ziemlich komplex und DIE Lösung gibt es leider (bisher) nicht.
Hier ein paar Beispiele von der Straße zu Lärmschutzanlagen und
hier einige Infos (aber auch Propaganda) von der DB zum Thema.
oder man lässt die Wände vorher von wahren Künstlern bemalen
Wäre ich auch dafür. Ein sehr positives Beispiel ist die Fußgängerunterführung am Lehrer-Götz-Weg unter der Bahn, die von einer Schule verschönert wurde. Kein Vergleich zu vorher...
Alternativ sofort Kletterpflanzen dran, dann hat man schnell eine grüne Wand.
Bedeutet aber, dass die jemand pflegen muss. Sonst wuchern sie sonstwohin. Und sinnvollerweise sollte man nicht Solarzellen an die Wand montieren und anschließend Kleterpflanzen drüberwachsen lassen wie das in Regensburg Hbf Richtung Osten passiert :rolleyes:
Ich ärgere mich auch, wenn ich nur noch Betonwände anstarre und bekenne mich einfach mal dazu, selbst auf meiner Hausstrecke stets einen Teil aus dem Fenster schauend zu verbringen. Die Landschaft wandelt sich schließlich im Laufe der Jahreszeiten und auch je nach Wetter. Mir persönlich wird die Strecke München-Dresden nie langweilig...
Andernseits kann ich auch die Anwohner sehr gut verstehen. Lärm, wie er z.B. im Rheintal vorherrscht, dürfte bei einer überwiegenden Mehrheit der Anwohner zumindest krankheitsfördernd sein.