DB greift nach Stadtbusnetzen

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Bussen
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Süddeutsche Deutsche Bahn greift nach Stadtbus-Netzen
Die Strategie der Bahn: Sie wartete nicht etwa die turnusmäßige Ausschreibung der Stadt Pforzheim ab, sondern nutzte eine Sonderregelung im Personenbeförderungsgesetz, die bei der Novelle 2013 in Kraft trat, bislang aber kaum Beachtung fand. Demnach können Unternehmen vor Beginn der Ausschreibung die Übernahme von Netzen beantragen, wenn sie diese ohne öffentliche Zuschüsse betreiben.
Meine persönlicheMeinung:

Mein Mitleid für die Kommunen ist begrenzt. Solange diese kein oder quasi kein Geld für den öffentlichen Nahverkehr ausgeben wollen, müssen sie damit rechnen, dass sich ein Privater (und da gilt die DB als privat) bewirbt.
Die beste Strategie zur Abwehr ist eine Subventionierung des Nahverkehrs, so dass es sich für Dritte nicht lohnt, auch nur den eigenwirtschaftlichen Betrieb zu versuchen.
Insbesondere der geizig Stadt München wünsche ich viel Spaß mit der Regelung. Wobei die Münchner Lösung wird sein, analog zu den U- Bahn Tunneln horrende Mieten für Buswartehäuschen zu kassieren.
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NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Ähm, "Blaupause für eine Privatisierungwelle" - das ist aber irgendwie schon ein bisschen paradox, dass da grade Pforzheim (die ihren Busverkehr an Transdev kommunal privatisiert haben!) das Maul aufreißen muss? Pforzheim, dass über Tricksereien wieder direkt an Pforzheimfährtbus vergeben wollte, obwohl klar ist dass da Transdev vorher wie nachher fahren wird?
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Beitrag von Reinhard Busfan »

NJ Transit @ 5 Oct 2016, 21:53 hat geschrieben: Ähm, "Blaupause für eine Privatisierungwelle" - das ist aber irgendwie schon ein bisschen paradox, dass da grade Pforzheim (die ihren Busverkehr an Transdev kommunal privatisiert haben!) das Maul aufreißen muss? Pforzheim, dass über Tricksereien wieder direkt an Pforzheimfährtbus vergeben wollte, obwohl klar ist dass da Transdev vorher wie nachher fahren wird?
Das hast Du sehr treffend dargestellt! Gut kommentiert! Danke!
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Baureihe 401
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Beitrag von Baureihe 401 »

Ich frage mich sowieso, wieso der Städtische Nahverkehr bislang so gut wie nirgendwo ausgeschrieben worden ist? Im Ruhrgebiet sind z.b. alle Verkehrsbetriebe in städtischer Hand, wieso setzt man nicht auch hier wie bei der Eisenbahn auf Ausschreibungen um die Kosten zu senken?
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Beitrag von Banker94 »

Ich gehe nicht davon aus, dass das Busnetz der MVG oder auch der AVG in Augsburg von der DB oder einem privaten Anbieter übernommen wird. Geschweige denn eigenwirtschaftlich betrieben wird. Viel gefährdeter sehe ich da das Stadtbusnetz in Ingolstadt oder Regensburg. Nicht umsonst wird DB Regio Bus Bayern seinen Hauptsitz nach Ingolstadt verlegt haben. ;-)
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Beitrag von NJ Transit »

Baureihe 401 @ 6 Oct 2016, 12:00 hat geschrieben: Ich frage mich sowieso, wieso der Städtische Nahverkehr bislang so gut wie nirgendwo ausgeschrieben worden ist? Im Ruhrgebiet sind z.b. alle Verkehrsbetriebe in städtischer Hand, wieso setzt man nicht auch hier wie bei der Eisenbahn auf Ausschreibungen um die Kosten zu senken?
In Hessen wird ja ganz exzessiv überall ausgeschrieben. Von der VGF ist ja quasi nix mehr übrig, die machen noch den Fahrbetrieb für Tram und Stadtbahn, Wartung; Bus fährt wenn Überreste der VGF eh Inder-Siti- In-der-City-Bus, und die ganze Planung ist eh bei traffiQ. Ist halt auch je nach Lesart der entsprechenden Richtlinien. Dann gibts Verkehrsbetriebe (vor allem in Ostdeutschland) die den kompletten Fahrbetrieb an Privat vergeben haben. Hier in NRW wird eher zarghaft ausgeschrieben oder einfach inhouse vergeben, Beispiele für ausgeschriebene Linien sind zum Beispiel der Stadtbus Bochult inklusive Sprinterbus Bocholt-Münster (den haben die SWK Mobil gewonnen :rolleyes: ). Die meisten kommunalen Betriebe dürften halt wirklich ihre Einsparungen durch Subunternehmer erzielen.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Iarn @ 5 Oct 2016, 22:36 hat geschrieben: Mein Mitleid für die Kommunen ist begrenzt. Solange diese kein oder quasi kein Geld für den öffentlichen Nahverkehr ausgeben wollen, müssen sie damit rechnen, dass sich ein Privater (und da gilt die DB als privat) bewirbt.
Na die wollten doch 3 Millionen extra ausgeben?
Die beste Strategie zur Abwehr ist eine Subventionierung des Nahverkehrs,  so dass es sich für Dritte nicht lohnt, auch nur den eigenwirtschaftlichen Betrieb zu versuchen.
Na genau das geht aber laut Deines zitierten Textes nicht. Oder meinst Du, dass die Städte möglichst viele nutzlose Strecken ausschreiben sollten, so dass sich der eigenwirt. Betrieb nicht rentiert?

Da stellt sich mir die Frage, wie die Verkehrsleistungen ohne Ausschreibung überhaupt festgelegt werden sollen?
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Banker94 @ 6 Oct 2016, 12:26 hat geschrieben:Ich gehe nicht davon aus, dass das Busnetz der MVG oder auch der AVG in Augsburg von der DB oder einem privaten Anbieter übernommen wird. Geschweige denn eigenwirtschaftlich betrieben wird. Viel gefährdeter sehe ich da das Stadtbusnetz in Ingolstadt oder Regensburg. Nicht umsonst wird DB Regio Bus Bayern seinen Hauptsitz nach Ingolstadt verlegt haben. ;-)
Spekulation: Ob der Stadtverkehr Ingolstadt ein Kandidat sein könnte, weiß ich nicht, dafür ist warscheinlich das Minus zu groß. Aber was anderes ist daran interessant: Nach dem Verkauf der RBA (!) 1992 hatte die DB in den Regionen Ingolstadt, Eichstätt, Augsburg, Donauwörth, Kempten und Lindau keine Busgesellschaft mehr, die DB ist außer auf der Schiene weit und breit nicht verteten, mal abgesehen vom RBO 6008. Die Sitzverlegung in das im Gegensatz zu Coburg deutlich zentralere Ingolstadt werte ich auch als Frontalangriff auf die RBA. Erwähenswert ist dabei der Gewinn eines größeren AVV-Linienbündels in den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg, also im RBA-Kernland. Ich halte es für warscheinlich, dass da noch mehr kommt. Genau jetzt, wo in der Region Ingolstadt ein Verkehrsverbund entsteht, wo neben den subventinierten Schülerzeitkarten auch Verbundtarif-Ausgleichszahlungen zu erwarten sind und dennoch nicht groß, eigentlich gar nicht ausgeschrieben wird, könnte der richtige Zeitpunkt sein für die DB da in den Markt zu gehen.

Nachdem "DB Busverkehr Bayern" statt der RVO auch in München aktiv geworden ist, könnte wie der Name auch ein Zeichen dafür sein, dass die DB mittelfristig vielleicht vor sogar hat, die regionalen Gesellschaften in einer richtig großen bayernweiten Gesellschaft zu verwursten. Spekulation Ende.
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Beitrag von Banker94 »

Rohrbacher @ 6 Oct 2016, 16:24 hat geschrieben: Spekulation: Ob der Stadtverkehr Ingolstadt ein Kandidat sein könnte, weiß ich nicht, dafür ist warscheinlich das Minus zu groß. Aber was anderes ist daran interessant: Nach dem Verkauf der RBA (!) 1992 hatte die DB in den Regionen Ingolstadt, Eichstätt, Augsburg, Donauwörth, Kempten und Lindau keine Busgesellschaft mehr, die DB ist außer auf der Schiene weit und breit nicht verteten, mal abgesehen vom RBO 6008. Die Sitzverlegung in das im Gegensatz zu Coburg deutlich zentralere Ingolstadt werte ich auch als Frontalangriff auf die RBA. Erwähenswert ist dabei der Gewinn eines größeren AVV-Linienbündels in den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg, also im RBA-Kernland. Ich halte es für warscheinlich, dass da noch mehr kommt. Genau jetzt, wo in der Region Ingolstadt ein Verkehrsverbund entsteht, wo neben den subventinierten Schülerzeitkarten auch Verbundtarif-Ausgleichszahlungen zu erwarten sind und dennoch nicht groß, eigentlich gar nicht ausgeschrieben wird, könnte der richtige Zeitpunkt sein für die DB da in den Markt zu gehen.

Nachdem "DB Busverkehr Bayern" statt der RVO auch in München aktiv geworden ist, könnte wie der Name auch ein Zeichen dafür sein, dass die DB mittelfristig vielleicht vor sogar hat, die regionalen Gesellschaften in einer richtig großen bayernweiten Gesellschaft zu verwursten. Spekulation Ende.
Da hast du vollkommen recht. Ich gehe auch davon aus, dass mittelfristig die RBA wieder von der DB "gefressen" wird und das alles zusammengefasst wird. Ebenso bedient die DB ab Mai 2017 bereits das dritte Linienbündel im AVV innerhalb eines Jahres nun schon. :blink:
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Jean
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Beitrag von Jean »

Dabei will ja die DB den Busfernverkehr einstellen. Irgendwie lustig...und auch nicht. :ph34r:
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Gerade weil man den Fernverkehr einstellen will, hat man wahrscheinlich eher zuviel Fahrer. Da die Abfindungen teuer waren, will man lieber mit Kampfpreisen woanders rein.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Iarn @ 6 Oct 2016, 18:29 hat geschrieben:Gerade weil man den Fernverkehr einstellen will, hat man wahrscheinlich eher zuviel Fahrer. Da die Abfindungen teuer waren, will man lieber mit Kampfpreisen woanders rein.
Wie viele sind das? Die paar BEX- und IC-Bus-Fahrer sollte man, wenn's darum geht, auch bei den bestehenden Regionalbusverkehren unterbringen. Da kommen die eigenen Leute ja meine ich eh oft ursprünglich her, meine ich, sofern Busse und Fahrer nicht von Subs oder/und aus dem Ausland kamen.

Um besonders die alten RBA-Verkehre in DB-Hand zu bekommen, braucht's bei den derzeitigen AVV-Ausschreibungen warscheinlich nichtmal Kampfpreise. Das Prinzip RBA funktioniert ja anscheinend so, dass der Laden seit der Privatisierung neben einigen Kommunen vor allem zig kleineren und mittleren Busfirmen in der Region gehört und wie dahingehende Ermittlungen und Durchsuchungen in den letzten Wochen andeuten, scheinen sich die gerne auch mal untereinander verständigt zu haben, la familia und so... Schreiben die Kreise und Kommunen wie in den letzten 25 Jahren nicht aus, sondern sehen die RBA quasi als gottgegeben, zahlen für Schülerverkehr oder einzelne bestellte Fahrten im Zweifel was die Firma haben will (oder sagen halt den Bürgern, dass das mit den Bussen leider viel zu teuer ist) und stören sich auch nicht an Schlechtleistungen (Busfahren ist halt nunmal asslig, wie jeder weiß), dann funktioniert die "Eigenwirtschaftlichkeit" super.

PS: Könnte man im Titel das Wort "Stadtbusnetze" bitte korrekt zusammen schreiben? Ich frage mich nämlich jedesmal kurzzeitig, wo die Stadt Netzen liegt. :D
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Rohrbacher @ 6 Oct 2016, 17:24 hat geschrieben: Nachdem "DB Busverkehr Bayern" statt der RVO auch in München aktiv geworden ist, könnte wie der Name auch ein Zeichen dafür sein, dass die DB mittelfristig vielleicht vor sogar hat, die regionalen Gesellschaften in einer richtig großen bayernweiten Gesellschaft zu verwursten. Spekulation Ende.
Natürlich wird das so kommen, da die Regionalgesellschaften zu gute Tarifverträge haben aus Arbeitgebersicht und der kennt nur die Abwärtsspirale.

Pforzheim ist sicher kein gutes Beispiel, aber so etwas kann man nicht gut heißen, da hier Arbeitnehmer ihre Arbeitsplätze verlieren. Busfahrer sind eh schon mies bezahlt und wenn dann eine eigenwirtschaftliche Gesellschaft kommt wird die sicher nicht das gleiche oder mehr bezahlen wie der Altbetreiber.
Hier entsteht ein Dumpingsystem in Städten wo sich der eigenwirtschaftliche Betrieb lohnt.

Hier muss man gesetzlich entgegenwirken, denn das sind Vorboten auf TISA und derartigen Mist. Inhousevergaben an eigene kommunale Unternehmen dürften nicht durch eigenwirtschaftliche Verkehre ausgehebelt werden dürfen.
Dies gefährdet unseren gesellschaftlichen Frieden, da dies rein auf Gewinnmaximierung und Ausbeutung der Arbeitnehmer basiert, sonst funktionieren derartige Modelle nicht. Wer das gut findet ist unmenschlich.
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Beitrag von 146225 »

Die Frage, ob man als Transdev-Buskutscher oder als DB-Buskutscher weniger verdient, bleibt wohl vorläufig ungeklärt. Pforzheim hat zwar mit ca. 7% mit eine der höchsten Arbeitslosenquoten in Baden-Württemberg, diese gilt aber nicht für sein nahes Umland. Von daher dürfte es auch dort eine Sackgasse sein, zu Dumpinglöhnen Buslenker finden zu wollen. Ist natürlich das Grundsatzproblem dieser Stadt, davon recht viele zu brauchen - über 120.000 Einwohner und keine Tram, das sagt doch schon alles. Aber das Stadtvermögen hat man ja lieber in dubiosen Anlagegeschäften verzockt.
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Beitrag von Martin H. »

Rohrbacher @ 6 Oct 2016, 19:13 hat geschrieben: PS: Könnte man im Titel das Wort "Stadtbusnetze" bitte korrekt zusammen schreiben? Ich frage mich nämlich jedesmal kurzzeitig, wo die Stadt Netzen liegt. :D
Könntest Du bitte zukünftig zusammen schreiben zusammenschreiben?
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Mea Culpa, die leidige Autokorrektur und meine Nachlässigkeit sind ein ungutes Duo.
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Beitrag von 218217-8 »

Martin H. @ 6 Oct 2016, 20:02 hat geschrieben:Könntest Du bitte zukünftig zusammen schreiben zusammenschreiben?
Wieso? Ich dachte, er wollte das Wort "Stadtbusnetze" mit dir gemeinsam schreiben?! :lol:
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218217-8
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Beitrag von 218217-8 »

NJ Transit @ 5 Oct 2016, 21:53 hat geschrieben:Pforzheim, dass über Tricksereien wieder direkt an Pforzheimfährtbus vergeben wollte, obwohl klar ist dass da Transdev vorher wie nachher fahren wird?
Wollte Transdev da nicht raus aus der Gesellschaft bzw. war zum Schluss schon raus? Laut Wiki Peter gehört SVP 100% der Stadt.
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Beitrag von Mark8031 »

Die DB kann gerne das Stadtbusnetz übernehmen :lol:

Okay, :offtopic:
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

146225 @ 6 Oct 2016, 20:36 hat geschrieben: Die Frage, ob man als Transdev-Buskutscher oder als DB-Buskutscher weniger verdient, bleibt wohl vorläufig ungeklärt. Pforzheim hat zwar mit ca. 7% mit eine der höchsten Arbeitslosenquoten in Baden-Württemberg, diese gilt aber nicht für sein nahes Umland. Von daher dürfte es auch dort eine Sackgasse sein, zu Dumpinglöhnen Buslenker finden zu wollen. Ist natürlich das Grundsatzproblem dieser Stadt, davon recht viele zu brauchen - über 120.000 Einwohner und keine Tram, das sagt doch schon alles. Aber das Stadtvermögen hat man ja lieber in dubiosen Anlagegeschäften verzockt.
Die DB-Busfahrer in Pforzheim werden kaum den RBS- oder SBG-Tarifvertrag bekommen, sondern maximal LBO oder so ein Zeug.
Transdev ist wie die DB kein Wohltätigkeitsunternehmen, aber ich gehe davon aus dass sie die Verträge der Stadtwerke oder was auch immer übernehmen mussten, bei der Übernahme.

Dieses eigenwirtschaftliche Modell führt unweigerlich zu Dumping und irgendwie schafft man es ja trotzdem Leute zu finden.
Die Sub der grünen Pest finden ja auch genug Leute oder warum gehen Tf zu kleinen SGV-Dumpern/schwarzen Schafen obwohl es einen Mangel gibt und es genug Auswahl an guten, tarifgebundenen EVU gibt?

Stadtbusverkehre gehören eigentlich in die Hand von kommunalen Verkehrsbetrieben und dann dürfte sich keiner da reindrängen. Müsste man nur gesetzlich regeln.
Eigenwirtschaftliche Verkehre nur unter Einbeziehung der Stadt (die gibt dann die Linien vor) und mit einem Tarifvertrag der nicht schlechter sein darf als der des Vorbetreibers.
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Beitrag von NJ Transit »

DSG Speisewagen @ 6 Oct 2016, 23:00 hat geschrieben: Stadtbusverkehre gehören eigentlich in die Hand von kommunalen Verkehrsbetrieben und dann dürfte sich keiner da reindrängen. Müsste man nur gesetzlich regeln.
Die tollen kommunalen Verkehrsbetriebe, die dann auch wieder an Kopulationspartner vergeben. Welcher Kommunale mit größerer Größe fährt denn bitte noch alles selber? Und grade mit den Inhousevergaben wird doch auch wieder Schindluder getrieben, siehe Pforzheimfährtbus oder auch die Regiobahn, wo an beiden Enden letztlich Transdev kommunale Inhouseleistungen fahren sollte.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

NJ Transit @ 6 Oct 2016, 23:13 hat geschrieben: Die tollen kommunalen Verkehrsbetriebe, die dann auch wieder an Kopulationspartner vergeben. Welcher Kommunale mit größerer Größe fährt denn bitte noch alles selber? Und grade mit den Inhousevergaben wird doch auch wieder Schindluder getrieben, siehe Pforzheimfährtbus oder auch die Regiobahn, wo an beiden Enden letztlich Transdev kommunale Inhouseleistungen fahren sollte.
Genau das müsste man eben mit einer gesetzlichen Regelung verhindern. Inhousevergaben dürfte es nur an kommunale Betriebe geben, die das dann auch zu 100% selber fahren müssen.

In München ist es ja schon ein Witz was die MVG ihren Busfahrern in der teuersten Stadt Deutschlands zahlt, aber die ganzen Subs sind ja oftmals noch viel schlimmer. Ein Wunder dass sich das noch Leute antun, da dürfte man ja mit Nichtstun und Wohngeld besser dran sein.
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Beitrag von NJ Transit »

Und das löst die Sache? Bedenke, die MVG stellt inzwischen weniger über ML als über MVG direkt an, weil die noch billiger sind. Scheint also auch nicht so recht das Wahre zu sein.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

NJ Transit @ 6 Oct 2016, 23:25 hat geschrieben: Und das löst die Sache? Bedenke, die MVG stellt inzwischen weniger über ML als über MVG direkt an, weil die noch billiger sind. Scheint also auch nicht so recht das Wahre zu sein.
Es gibt halt niemanden der sich dem entgegenstellt. Das ist eine Abwärtsspirale und wenn man diese nicht endlich stoppt und umgekehrt, dann sind wir hier im Bereich der modernen Sklaverei.

Traurig dass sich die Stadtführung in München (Ude hat das Gebahren vor Jahren auch schon verteidigt und gesagt man müsse noch weiter absenken oder so ähnlich) noch in den Spiegel schauen kann, nachdem was man mit den Mitarbeitern des öffentlichen Nahverkehrs dort so veranstaltet.

Im SPNV wurde der Trend nach unten ja bereits vor vielen Jahren gestoppt und die Bedingungen werden immer besser. Das müsste man auch viel offensiver vermarkten, denn hat sich viel zum positiven gewandelt.
Da muss man das mal wirklich loben, denn hier hat man hart daran arbeiten müssen, aber jetzt werden langsam die Früchte geerntet (Arbeitszeitverkürzung, weniger Belastung, deutliche Sprünge in den letzten 10 Jahren usw.).

Beim städtischen ÖPNV sehe ich schwarz. Versuche vor Jahren wurden niedergebügelt und so lange man die Abwärtsspirale nicht stoppt, geht es munter weiter.
Hätte man ein Gewissen bei der Stadt, gerade bei dem hohen Kostendeckungsgrad, würde man über die SWM einstellen wie früher und zu einem anständigen Tarif.
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Beitrag von Rohrbacher »

Martin H. @ 6 Oct 2016, 21:02 hat geschrieben:Könntest Du bitte zukünftig zusammen schreiben zusammenschreiben?
Mh... danke und ich denke mal drüber nach. B-)
NJ Transit @ 6 Oct 2016, 23:13 hat geschrieben:Die tollen kommunalen Verkehrsbetriebe
Es geht drum, dass die Kommune die Wahlfreiheit hat, wie sie ihren ÖPNV organisieren will. Manche haben ja nichts gegen einen privaten Eigenbetrieb oder würden ihren kommunalen Betrieb vielleicht sogar freiwillig abgeben, wenn ihn jemand haben will (ich denke, da dürfte es am häufigsten dran scheitern) oder ob sie selbst den Betrieb in der Hand haben will. Bei anderen kommunalen Aufgaben wie dem Schwimmbad, dem Krankenhaus, der Müllabfuhr oder gar der Schulen gibt's ja die Regel auch nicht, dass sofort, wenn ein privater Bäderbetrieb, Krankenhauskonzern, Entsorgungsunternehmen oder Schulträger einen Antrag stellt, der öffentliche Betreiber quasi sofort zum nächsten ersten oder so automatisch raus ist. Das ganze folgt ja wieder der Logik Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren. Ich denke nämlich, einen Stadtbusbetrieb mit hohem betrieblichem Defizit will kein Konzern haben. Wenn's andersrum auch die Regel gäbe, dass eine chronisch klamme Kommune ihren Stadtbusbetrieb zum Sparen von Steuergeldern europaweit einer Privatfirma zwangsweise auferlegen kann, okay, dann könnten wir drüber reden. ;)

Irgendwie ist das auch Wählerbevormundung, finde ich. Mal angenommen, eine Stadt befragt ihre Bürger, ob sie den billigen ÖPNV wollen oder die Luxusvariante. Bei der Sanierung des Schwimmbads dürfen die Pfaffenhofener demnächst nämlich genau darüber abstimmen. So wie ich das verstehe, wäre das beim städtischen ÖPNV so u.U. nicht mehr möglich bzw. es bestünde immer die Gefahr einer "feindlichen" Übernahme. Wie ist das mit dem Investorenschutz von kommunalen Betrieben? Ich mach die Flotte neu und dann 12 Monate später muss ich den Betrieb abwickeln, wenn DB & Co. kommen? Das Recht des Wählers, seine Volksvertreter theoretisch auch anzuweisen, Geld zu versenken, steht nach meinem demokratischen Verständnis über der Pflicht zum wirtschaftlichen Haushalten und den Rechten von Konzernen. Oder denken wir das mal weiter. Eine Stadt hat eine Immobilie und möchte die jetzt subventioniert als Obdachlosenunterkunft, Jugendtreff oder für Vereinsräume nutzen. Was würdet ihr von einem Gesetz halten, das besagt, dass ein privater Investor die sofortige Räumung beantragen kann, wenn er eine höhere Miete bietet, selbst wenn die Stadt gar nicht will? Irgendwie greift sowas für mich auch in die Vertragsfreiheit ein, ohne dass da wirklich ein höherer Wert dahinter stünde.

PS: Netzen liegt übrigens in Brandenburg. Hat keinen Stadtbus, kommt nur der Regionalbus 553 der VG Belzig und eine Schülerlinie vorbei. :P Naja, aber immerhin Stundentakt, da muss ich als Bayer schon wieder fast weinen...
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guru61
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Beitrag von guru61 »

Rohrbacher @ 7 Oct 2016, 03:43 hat geschrieben: Wie ist das mit dem Investorenschutz von kommunalen Betrieben? Ich mach die Flotte neu und dann 12 Monate später muss ich den Betrieb abwickeln, wenn DB & Co. kommen? Das Recht des Wählers, seine Volksvertreter theoretisch auch anzuweisen, Geld zu versenken, steht nach meinem demokratischen Verständnis über der Pflicht zum wirtschaftlichen Haushalten und den Rechten von Konzernen.
Hallo
Das könnte man umgehen, indem man ganz klare gesetzliche Vorgaben macht.
PBG Schweiz:
https://www.admin.ch/opc/de/classified-comp...1345/index.html

Tarife:
Art. 16 Direkter Verkehr
1 Im Fern-, Regional- und Ortsverkehr bieten die Unternehmen in der Regel der Kundschaft für Verbindungen, die über das Netz verschiedener Unternehmen führen, einen einzigen Transportvertrag an. Soweit ein Bedürfnis besteht, ist im Fern- und Regionalverkehr zwingend ein direkter Verkehr anzubieten.

2 Sie erstellen dafür gemeinsame Tarife und Fahrausweise.


Fahrzeuge:
  Art. 32l1Wechsel des beauftragten Unternehmens

1 Wird ein Angebot des regionalen Personenverkehrs aufgrund einer Ausschreibung bei einem neuen Unternehmen bestellt, so muss das bisher beauftragte Unternehmen dem neu beauftragten Unternehmen die eigens für das betreffende Verkehrsangebot angeschafften Betriebsmittel zum Restbuchwert übergeben, wenn die Besteller dies verlangen und die Betriebsmittel für die ausgeschriebenen Linien des regionalen Personenverkehrs von zentraler Bedeutung sind.

2 Das neu beauftragte Unternehmen muss diese Betriebsmittel zum Restbuchwert übernehmen, wenn das bisher beauftragte Unternehmen oder die Besteller es verlangen.
Personal:
Das neu beauftragte Unternehmen muss die für das betreffende Verkehrsangebot notwendigen zusätzlichen Arbeitsstellen den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern des bisher beauftragten Unternehmens zu branchenüblichen Bedingungen anbieten.
Mit solchen oder ähnlichen Klauseln liessen sich die schlimmsten Auswüchse beseitigen.

Und noch was Grundsätzliches: Henry Ford hatte seinerzeit eigesehen, dass er seine Autos nur an den Mann bringen kann, wenn sie auch bezahlt werden können. Er hatte ein Interesse daran, dass seine Leute gut verdienen, damit sie die Karren auch kaufen können.

Eine Kommune, die ihre Leute zu Löhnen anstellt, die keine anständige Lebensführung erlaubt, handelt verantwortungslos.
Erstens sind 450 Euro Jobber keine Steuerzahler mehr, andererseits zahlen die Kommunen einen Teil über die Sozialausgaben.
http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zg...shalt-155861317
http://www.frankenpost.de/lokal/hofrehau/h...art2390,1318428
Wenn also ein Bürgermeister über die hohen Sozialleistungen jammert, ruhig mal fragen, wie er seine Leute bezahlt!

Gruss Guru
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Beitrag von 218217-8 »

Rohrbacher @ 7 Oct 2016, 02:43 hat geschrieben:Bei anderen kommunalen Aufgaben wie dem Schwimmbad, dem Krankenhaus, der Müllabfuhr oder gar der Schulen gibt's ja die Regel auch nicht, dass sofort, wenn ein privater Bäderbetrieb, Krankenhauskonzern, Entsorgungsunternehmen oder Schulträger einen Antrag stellt, der öffentliche Betreiber quasi sofort zum nächsten ersten oder so automatisch raus ist.
(...)
Wie ist das mit dem Investorenschutz von kommunalen Betrieben? Ich mach die Flotte neu und dann 12 Monate später muss ich den Betrieb abwickeln, wenn DB & Co. kommen?
Naja, ganz so ist es auch nicht. Möglich ist eine solche "feindliche Übernahme" nur zum Ablauftermin der Genehmigungen. Und der steht so ziemlich genau zehn Jahre vorher fest.
Irgendwie greift sowas für mich auch in die Vertragsfreiheit ein, ohne dass da wirklich ein höherer Wert dahinter stünde.
Der Wert, der dahinter steht, ist der, dass mit Steuergeldern sparsam umgegangen wird. Nicht derjenige mit den besten Beziehungen o.ä. soll gewinnen, sondern derjenige, der am wenigstens Steuergelder dafür benötigt. Und eigenwirtschaftlich = keine Steuergelder ist da natürlich der Idealfall. Soweit ist das grundsätzlich ja auch sinnvoll. Ob das Instrument in der Form für ein so spezielles Thema wie ÖPNV gut geeignet ist, steht auf einem anderen Blatt.

@Guru: Leider machen die Besteller in Deutschland von solchen Möglichkeiten noch viel zu wenig Gebrauch. Schön, dass das in der Schweiz in Gesetz gegossen ist. Sollte man hier auch so machen. Unser lieber "Speisewagen" würde das bestimmt - zurecht - auch begrüßen, wenn dabei "branchenüblich" mit "Tarifvertrag" gleichzusetzen ist.
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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

218217-8 @ 7 Oct 2016, 23:48 hat geschrieben:Naja, ganz so ist es auch nicht. Möglich ist eine solche "feindliche Übernahme" nur zum Ablauftermin der Genehmigungen.
Aus der SZ: "Die Strategie der Bahn: Sie wartete nicht etwa die turnusmäßige Ausschreibung der Stadt Pforzheim ab, sondern nutzte eine Sonderregelung im Personenbeförderungsgesetz (...) Demnach können Unternehmen vor Beginn der Ausschreibung die Übernahme von Netzen beantragen, wenn sie diese ohne öffentliche Zuschüsse betreiben."
Der Wert, der dahinter steht, ist der, dass mit Steuergeldern sparsam umgegangen wird. Nicht derjenige mit den besten Beziehungen o.ä. soll gewinnen, sondern derjenige, der am wenigstens Steuergelder dafür benötigt. Und eigenwirtschaftlich = keine Steuergelder ist da natürlich der Idealfall.
So ist es aber nicht. Der Busbetrieb läuft formal eigenwirtschaftlich, dennoch kaufen die öffentlichen Schulträger mit Steuergeldern Schülerzeitkarten, außerdem stehen dem Unternehmer gewisse Ausgleichszahlungen zu, z.B. die Differenz zu Verbundtarifen. Fahre ich als VU eigenwirtschaftlich, lege ich den Tarif fest, den ich mir bei der Aufsicht genehmigen lasse, da kann mir die Stadt nicht reinreden. Der Verbundtarif kostet für eine gewisse Strecke 3 Euro, die tatsächlichen Kosten bzw. ein theoretischer kostendeckender Haustarif lägen bei 4 Euro, also legt die Stadt 1 Euro drauf. Das ergibt dann im Jahr die bisherigen x Millionen Defizit, die man bisher einfach als Subvention in den städtischen Betrieb gesteckt hat. Jetzt kommt aber ein neues VU und sagt, es fährt eigenwirtschaftlich, erhöht aber langsam auf einem genehmigten Tarif von 5 Euro. Um den Verbundtarif wie bisher zu halten muss die Stadt jetzt statt 1 Euro ganze 2 Euro drauflegen oder den Verbundtarif anheben...

Konkretes Beispiel: Eine Schülermonatskarte beim subventionierten Stadtbus meiner Kreisstadt kostet 21,75 Euro. Bei Schülern, die Anspruch auf Beförderung haben, zahlt der Kreis dieses Ticket. Als ich noch zur Schule ging, das war 2004, hat das Schülermonatsticket für vergleichbare Strecken auf einer nicht subventionierten Privatlinie bereits an die 40 Euro gekostet! Nähmen wir mal an, das wäre heute auch noch so, dann zahlt beim Stadtbus die Stadt pro Monat statistisch glaube ich etwa 10 Euro an Subvention allgemein, der Landkreis zahlt 21,75 Euro für den Rest. Unter'm Strich etwa 32 Euro Steuergelder im Monat für ein Schülerticket. Bei meiner Privatlinie gibt's keine allgemeine Subvention, der Bus fährt ja eigenwirtschaftlich. Das Ticket hat mir der Kreis trotzdem bezahlt, also 40 Euro Steuergelder. Wo spart da jetzt der Steuerzahler?

Man muss aufpassen, ob das große ganze betrachtet wird oder nur ein Ausschnitt. Die Genehmigungsbehörde interessiert halt nur die Bücher des VU und nicht, ob die ganzen verkauften Tickets letztlich doch durch die Hintertür vom Steuerzahler mitfinanziert werden. Im SZ-Artikel wird das so umschrieben: "Pforzheim würde sich nun Zuschüsse von drei Millionen Euro jährlich sparen. Eigentlich eine gute Nachricht für die Kämmerer angesichts meist defizitärer Verkehrsbetriebe. Doch beim Deutschen Städtetag kann man nicht an ein Erfolgsmodell glauben. Das aktuelle Recht sei ein Einfallstor für Unternehmen, die behaupten, ohne Zuschüsse klarzukommen, sagt Dedy. "In der Praxis aber erwarten auch sie öffentliche Zuschüsse, etwa für die Beförderung von Schülern und für vergünstigte Tickets im Verkehrsverbund." Damit werde "die Qualität des Verkehrsangebots gefährdet.""

Das ist halt der Witz an dieser Gesetzeslücke. Sorry, es ist einfach icht glaubhaft. Ein Stadtbusbetrieb wie Pforzheim kann eigentlich nicht mal eben so 3 Millionen Euro + x Euro Gewinn, damit die ganze Sache interessant wird, billiger werden. Ich weiß nicht, was der ganze Betrieb so an Ausgaben hat, aber 3 Millionen Euro könnten durchaus 1/4 bis 1/3 sein, nichts was man mit alle paar Jahre ein paar Tausendern billigeren Buskäufen wieder reinholt. ;)

Realistisch ist, dass der Steuerzahler keinen Einfluss mehr hat und dafür hinterher mehr als 3 Millionen Euro zahlt. Und wenn's nur das Hartz IV-Aufstocken von Billigfahrern ist. Das ist ein Bilanztrick wie der "Gewinn", den die bundeseigene DB Regio mit den Regionalisierungsmitteln des Bundes macht, um dem Bund dann Dividende zu zahlen. Der FDPler findet's geil, endlich weg von der defizitären Bundesbahn. In Wirklichkeit inkl. der ganzen Arbeitslosen und Minijobler, die man nicht mehr halbwegs menschenwürdig als ABM bei der Bundesbahn unterbringt, kostet uns das alles mindestens das gleiche wie vorher, nur anders bilanziert und mit anderen Geldtöpfen und ein paar Leuten mehr, die jetzt AfD wählen...
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Das alles zeigt doch dass hier eine gesetzliche Regelung her muss um solche perverse Praktiken zu unterbinden.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von 218217-8 »

Rohrbacher @ 7 Oct 2016, 23:41 hat geschrieben:Aus der SZ: "Die Strategie der Bahn: Sie wartete nicht etwa die turnusmäßige Ausschreibung der Stadt Pforzheim ab, sondern nutzte eine Sonderregelung im Personenbeförderungsgesetz (...) Demnach können Unternehmen vor Beginn der Ausschreibung die Übernahme von Netzen beantragen, wenn sie diese ohne öffentliche Zuschüsse betreiben."
Damit ist Folgendes gemeint: Der Ablauf der Genehmigungen muss bekanntgegeben werden. Rund zwei Jahre vor dem Ende der Genehmigung muss dann die Absicht der Ausschreibung oder der Direktvergabe (was eben gerade geplant ist) bekanntgegeben werden, damit Interessenten prüfen können, ob sie die Leistung eigenwirtschaftlich (also ohne weitere Zuschüsse) fahren können. Dann können sie den eigenwirtschaftlichen Antrag stellen, und die Ausschreibung hat sich erledigt. Dieses Prozedere ist hier gemeint und ist genauso zeitlich kalkulierbar wie die Ausschreibung selbst, weil es immer im Vorfeld des Genehmigungsablaufs passiert. Die Übernahme des Verkehrs erfolgt dann selbstverständlich zum Ablaufdatum der Genehmigung und nicht jederzeit hopplahopp.

Wenn ich mich nicht täusche, muss bei der Bekanntgabe schon der Leistungsumfang festgelegt werden und bekanntgegeben werden, welche feststehenden Mittel fließen werden (z.B. Ausgleichszahlungen Schülerverkehr und Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverlustausgleich bei Verbünden). Diese Zahlungen stehen fest und stehen jedem VU in dieser Höhe zu, das den Verkehr fährt. Damit macht es für den Steuerzahler erstmal keinen Unterschied, wer es fährt. Die Städte zahlen ihren Verkehrsbetrieben (oder auch ggf. privaten Betreibern, die nicht eigenwirtschaftlich fahren) aber weitere Beträge, weil die oben genannten Ausgleichszahlungen und die Fahrgeldeinnahmen noch nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. Und auf diesen Zuschuss muss der eigenwirtschaftliche Betreiber verzichten können, sonst fährt er nicht eigenwirtschaftlich im Sinne der Definition.
Das ist halt der Witz an dieser Gesetzeslücke. Sorry, es ist einfach icht glaubhaft. Ein Stadtbusbetrieb wie Pforzheim kann eigentlich nicht mal eben so 3 Millionen Euro + x Euro Gewinn, damit die ganze Sache interessant wird, billiger werden. Ich weiß nicht, was der ganze Betrieb so an Ausgaben hat, aber 3 Millionen Euro könnten durchaus 1/4 bis 1/3 sein, nichts was man mit alle paar Jahre ein paar Tausendern billigeren Buskäufen wieder reinholt.
Alle aus der Branche, mit denen ich über das Thema gesprochen habe, können sich nicht erklären, wie das funktionieren soll. Deshalb starrt Jeder gespannt auf Pforzheim, was dort in den nächsten Jahren passiert, und wie das endet. Aber Pforzheim ist ja nicht allein; in Hildesheim, Oldenburg und bei Wuppsi laufen gerade vergleichbare Fälle.
Realistisch ist, dass der Steuerzahler keinen Einfluss mehr hat und dafür hinterher mehr als 3 Millionen Euro zahlt. Und wenn's nur das Hartz IV-Aufstocken von Billigfahrern ist. Das ist ein Bilanztrick wie der "Gewinn", den die bundeseigene DB Regio mit den Regionalisierungsmitteln des Bundes macht, um dem Bund dann Dividende zu zahlen. Der FDPler findet's geil, endlich weg von der defizitären Bundesbahn. In Wirklichkeit inkl. der ganzen Arbeitslosen und Minijobler, die man nicht mehr halbwegs menschenwürdig als ABM bei der Bundesbahn unterbringt, kostet uns das alles mindestens das gleiche wie vorher, nur anders bilanziert und mit anderen Geldtöpfen und ein paar Leuten mehr, die jetzt AfD wählen...
Das ist natürlich das wirklich Tragische daran, dass letztlich Alles auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird und der Steuerzahler dann unterm Strich trotzdem Nichts spart. Aber diese Rechnug macht ja leider Niemand auf. Diese Entwicklung ist auch nicht spezifisch im ÖPNV, sondern scheint überall um sich zu greifen. Nur ist es mit dem Staatskonzern DB als Beteiligtem natürlich besonders sensibel, um es ganz vorsichtig auszudrücken.
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