Lokomotiv @ 5 Feb 2017, 23:00 hat geschrieben:
Hallo!
Erst einmal möchte ich einen Teil der antwortenden hier kritisieren. Typischer DSO-Kindergarten auf EBF übertragen. Da hängen sich jetzt alle an den Knöpfen auf, anstatt das als Tatsache zu akzeptieren und kaum einer trägt was zum Thema an sich bei.
Jetzt zu dir unbekannte Schreiberin.
Du bist ja erst 24 Jahre. Ich rate dir auf jeden Fall eine IHK-Ausbildung zur Eisenbahnerin im Betriebsdienst zu machen, was in deinem Alter kein Problem wäre (ich kenne da einige Beispiele die das nach Studienabbruch/Studium auch so gemacht haben).
Ich habe genug mit Umschülern und EiB zu tun und da ist ein hoher Qualitätsunterschied zu bemerken (auch wenn es natürlich auf beiden Seiten Gegenbeispiele gibt), das wird auch immer wieder von den Ausbildern bestätigt.
Dann die Frage: Wieso willst du Lokführerin werden? Ich hoffe du kannst das damit beantworten dass dich der Beruf interessiert und er dich fasziniert. Wenn du das nämlich nur machen willst weil du in Geisteswissenschaften nichts findest (was fast klar ist), dann würde ich es lieber lassen. Das ist ein klassicher Beruf den man mögen muss, sonst wirst du damit nicht glücklich.
Für mich kommt nur der Güterverkehr in Frage, weil ich eine extreme Aversion gegen Knöpfe habe und daher keine Kleidung tragen kann, wo welche dran sind (also auch keine Uniformen, die man ja leider im Personenverkehr überall tragen muss).
Du kannst dir ja auch die vielen Netze im PV suchen wo es keine Uniformpflicht gibt, dank des Sparwahns der Arbeitgeber, um noch Wegezeiten, Meldezeiten usw. zu streichen. Manche wie Regio Oberbayern lassen sich das auch noch freiwillig nehmen.
Im Güterverkehr gibt es ja oft schwarze Schafe, habe ich gelesen, die ihre Lokführer gerne bis zum Zusammenbruch fahren lassen,
Wie es bei Lokomotion ist kann ich nicht sagen, soll aber gut sein. Fakt ist jedoch dass sie keinen Tarifvertrag haben mit Rechten auf die du dich berufen kannst sowie verbindliche Regelungen über Ruhezeiten, Anrechnungszeiten usw. Wer natürlich nur aufs Geld schaut hat natürlich einen der besten Arbeitgeber in dem Bereich.
Im SGV sind die schwarzen Schafe keine Ausnahme. Ich kenne Tf die haben in einem Jahr mehrfach den Arbeitgeber gewechselt, da die Bedingungen unzumutbar waren. Aber es gibt immer genug (viele würden sagen D*mme) die 24 Stunden am Stück fahren, die sich Ladezeiten usw. als Freizeit gefallen lassen.
EVU aus Museumsbahnen heraus sind mit die schlimmsten, aber da hat man scheinbar (noch) genug 24/7-Fans die kein Privatleben haben.
Fahren bis zum Zusammenbruch muss keiner, denn wir haben einen Lokführermangel und daher verstehe ich nicht wieso sich manche so ausbeuten lassen, zumindest die die ihre Rechte kennen. Dort sind ja auch Leute die würden bei seriösen EVU gar nicht eingestellt.
Bei Lokomotion hast du das schon mal nicht, aber das werden andere dir sicher besser erklären können. Bei den tariflosen EVU sicher eines der besten.
Ansonsten gibt es auch tarifgebundene EVU im SGV, wie Ruhrtalbahn Cargo, SBB Cargo, HGK/Rhein Cargo, MEG usw.
Sind Italienischkenntnnisse dort von Vorteil? Wie lang ist man unterwegs? Wo fährt man überall hin? Übernachtet man oft auswärts? Eine Nacht oder auch mal mehrere Nächte hintereinander? Werden diese Zeiten bezahlt oder gilt das als Freizeit? Wie ist das, wenn man nach z.B. Italien fährt, gibt man da den Zug an der Grenze ab und fährt mit einem anderen zurück oder fährt man selber durch bis Verona oder Mailand etc.?
Sprachkenntnisse sind immer von Vorteil, aber für Österreich und Italien brauchst du auch eine entsprechende Landesausbildung. Meines Wissens (könnt mich gerne berichtigen) fährt Lokomotion bis zum Brenner und dort übernimmt das Partnerunternehmen RTC.
Ansonsten wäre natürlich auch DB Cargo eine Alternative, aber ich hab gehört, dass man da nach der Ausbildung erstmal nur auf dem Rangierbahnhof beschäftigt ist. Wenn mir da jemand obige Fragen für Cargo beantworten könnte, wäre ich ebenfalls sehr dankbar

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie einen da nicht doch noch in den Personenverkehr stecken... :unsure:
Die Ausbildung ist bei der DB jedenfalls eine der besten, kein Wischiwaschi wie bei einzelnen EVU wo (ernsthaft!) zur Prüfung dreimal die 1:1 gleiche Prüfung vorgelegt wird (habe ich von einem Ausbilder eines EVU, der das so angewiesen bekommt und gar nicht glücklich damit ist).
Es ist wirklich oft so dass du nach der Ausbildung bei Cargo gerne mal zum Lrf herangezogen wirst. Aber dann kannst du doch sofort wechseln, das machen so viele und DB Cargo schadet sich damit selber. Die Ausbildung an sich ist es aber wert das dort zu machen und wenn die dich dann nicht auf die Strecke lassen wollen kannst immer noch zu Lokomotion z. B.
Stimmt es, dass im Güterverkehr sogar höhere Gehälter gezahlt werden als im Personenverkehr?
Auf den ersten Blick ja, faktisch nicht.
Zulagen und solche Ausgleichszahlungen für Erschwernisse rechne ich jetzt nicht mit ein, das ist klar dass die bei mehr Nachtstunden, Auswärtstätigkeiten höher sind. Jedoch ist das eben auch ein Ausgleich für besondere Erschwernisse.
Bei vielen SGV-EVU relativieren sich hohe Gehälter wenn man dafür effektiv deutlich mehr arbeiten muss, hohe unbezahlte Zeiten hat (das was es als TU usw. früher im SPNV gab), Gastfahrten nicht voll bezahlt werden, Anreisen zu den Zügen (bei privaten EVU ja deutschlandweit verstreut) als Privatvergnügen betrachtet werden (wo man ja dann für BC100 dankbar sein soll und manche sind das auch noch) obwohl man eigentlich einen festen Einsatzort haben sollte: Sprich wie überall, die Anreise zur eigenen Dienststelle ist Freizeit, aber die weitere Anreise zum Zug ist dann eine "Dienstreise" und muss bezahlt werden. Machen viele nicht.
Was mich auch interessieren würde: Es gibt ja sicher auch mal längere Schichten von z.B. 12 Stunden oder so. Bei einer 40-Stunden-Woche würde das ja bedeuten, dass man u. U. viel mehr freie Tage hat als jemand, der in einem normalen Bürojob immer 8 h/d arbeitet. Stimmt das, oder habe ich da einen Denkfehler drin?
Im Personenverkehr hast du ja Turnuspläne. Im Schnitt arbeitest du etwas zwischen 38 und 40 Stunden (je nach Tarifvertrag) und je mehr längere Schichten du hast, desto mehr hast du als Ausgleich frei. So kannst du da eben auch mal drei oder vier Tage am Stück frei haben oder ich kenne Pläne die haben nie mehr als vier Schichten am Stück. Alles eine Frage der Planung.
Im Schnitt arbeitest du nicht mehr. Klar, es fallen Überstunden an, aber im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen kommen die auf ein Zeitkonto oder werden ausbezahlt. Man kann die Überstunden jedoch in Grenzen halten, denn es kann dich keiner zwingen an deinem freien Tag zu arbeiten. Durch den Mangel kann man damit aber viel herausholen und einiges an Gegenleistungen fordern, daher verstehe ich nicht wieso manche einfach ohne Gegenleistung oder für ein paar Euro kommen. Wenn der Mangel groß ist erfüllen die fast jeden Wunsch, ich muss ja nicht.
Im Güterverkehr kommt es darauf an. Da gibt es ja auch Unternehmen die solche Turnuspläne haben, damit du einigermaßen planen kannst. Bei EVU mit Tarifverträgen ist das meistens auch klar vorgegeben, zum Schutz der Arbeitnehmer.
Es gibt jedoch eben auch EVU da hast du die 40-Stundenwoche nur auf dem Papier. Bei einigen darfst dich dann noch um alles selber kümmern, sogar das Hotel musst du selber buchen oder Taxifahrten usw. (in deiner Freizeit!), du arbeitest viel mehr, bekommst aber mitunter vieles nicht bezahlt und das Arbeitszeitgesetz interessiert viele auch nicht. Wer da mitmacht ist selber schuld bei dem Mangel.