Ausbildung bei Lokomotion/DB Cargo?

Strecken und Fahrzeuge des Güterverkehrs
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Lokomotiv
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Beitrag von Lokomotiv »

Hallo! :)

Ich bin 24 Jahre alt, neu hier und wollte mich erkundigen, wie die Ausbildung zur Lokführerin bei der Lokomotion Gesellschaft für Schienentraktion mbH so ist. Für mich kommt nur der Güterverkehr in Frage, weil ich eine extreme Aversion gegen Knöpfe habe und daher keine Kleidung tragen kann, wo welche dran sind (also auch keine Uniformen, die man ja leider im Personenverkehr überall tragen muss).

Lokomotion scheint ein guter Arbeitgeber zu sein. Im Güterverkehr gibt es ja oft schwarze Schafe, habe ich gelesen, die ihre Lokführer gerne bis zum Zusammenbruch fahren lassen, aber bei diesem Unternehmen scheint das nicht so zu sein. Kann mir hier jemand mehr erzählen? Wie sind die Arbeitszeiten, wie lang die Schichten? Wie schaut ein typischer Arbeitstag aus? Wie ist das Betriebsklima? Ist die Ausbildung dort gut? Ab wann fährt man im Zug mit? Hat man überhaupt eine Chance, wenn man schon "älter" ist wie ich (hab Abitur gemacht und sogar studiert - was geisteswissenschaftliches, womit man keinen Job findet, das war nur aus Interesse). Sind Italienischkenntnnisse dort von Vorteil? Wie lang ist man unterwegs? Wo fährt man überall hin? Übernachtet man oft auswärts? Eine Nacht oder auch mal mehrere Nächte hintereinander? Werden diese Zeiten bezahlt oder gilt das als Freizeit? Wie ist das, wenn man nach z.B. Italien fährt, gibt man da den Zug an der Grenze ab und fährt mit einem anderen zurück oder fährt man selber durch bis Verona oder Mailand etc.?

Ansonsten wäre natürlich auch DB Cargo eine Alternative, aber ich hab gehört, dass man da nach der Ausbildung erstmal nur auf dem Rangierbahnhof beschäftigt ist. Wenn mir da jemand obige Fragen für Cargo beantworten könnte, wäre ich ebenfalls sehr dankbar :) Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie einen da nicht doch noch in den Personenverkehr stecken... :unsure:

Stimmt es, dass im Güterverkehr sogar höhere Gehälter gezahlt werden als im Personenverkehr?
Was mich auch interessieren würde: Es gibt ja sicher auch mal längere Schichten von z.B. 12 Stunden oder so. Bei einer 40-Stunden-Woche würde das ja bedeuten, dass man u. U. viel mehr freie Tage hat als jemand, der in einem normalen Bürojob immer 8 h/d arbeitet. Stimmt das, oder habe ich da einen Denkfehler drin?

Hm, ich denke, ich habe soweit alles... Ich hoffe, es finden sich hier ein paar Leute, die bei Lokomotion und DB Cargo arbeiten und meine Fragen beantworten können :) Insbesondere Lokomotion interessiert mich sehr, weil die 1. sehr schöne Strecken fahren und 2. überaus sympathisch rüberkommen.

Vielen Dank schon mal im Voraus :)
Lokomotiv
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Also prinzipiell besteht nicht bei allen EVU eine Uniformpflicht. Vor allem bei der DB wurde das die letzten Jahre sehr gelockert.

Was ich mich aber wirklich Frage: Wieso hat man eine Abneigung gegen Knöpfe :blink:
Viele Grüße
Jojo423
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Jojo423 @ 5 Feb 2017, 23:41 hat geschrieben:Was ich mich aber wirklich Frage: Wieso hat man eine Abneigung gegen Knöpfe  :blink:
Inkompatiebel mit Fingernägeln (Länge, Lack).
Keine Alternative zum Transrapid MUC
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

218 466-1 @ 5 Feb 2017, 22:47 hat geschrieben: Inkompatiebel mit Fingernägeln (Länge, Lack).
Lässt sich beheben. *Nagelschere auspacken* B-)
Viele Grüße
Jojo423
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Beitrag von Lokomotiv »

Also prinzipiell besteht nicht bei allen EVU eine Uniformpflicht. Vor allem bei der DB wurde das die letzten Jahre sehr gelockert.
Wirklich? Das ist ja cool! Warum wurde das gelockert? :) D.h. man MUSS grundsätzlich gar keine tragen, wenn man das nicht möchte? Ist das bei Nah- oder Fernverkehr unterschiedlich?
Was ich mich aber wirklich Frage: Wieso hat man eine Abneigung gegen Knöpfe blink.gif
Es liegt nicht an den Fingernägeln, die sind ganz kurz ;) Es ist mir einfach unangenehm, solche Kleidung zu tragen - wie es mir auch unangenehm wäre, nackt auf die Straße zu gehen :lol: Ich kann es nicht richtig erklären, aber ich fühle mich sehr unwohl in solcher Kleidung... :blink: Eine Phobie würde ich es jetzt nicht direkt nennen, aber...
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Lokomotiv @ 5 Feb 2017, 23:00 hat geschrieben: Wirklich? Das ist ja cool! Warum wurde das gelockert? :) D.h. man MUSS grundsätzlich gar keine tragen, wenn man das nicht möchte? Ist das bei Nah- oder Fernverkehr unterschiedlich?


Es liegt nicht an den Fingernägeln. Es ist mir einfach unangenehm, solche Kleidung zu tragen - wie es mir auch unangenehm wäre, nackt auf die Straße zu gehen :lol: Ich kann es nicht richtig erklären, aber ich fühle mich sehr unwohl in solcher Kleidung... :blink:
Solange sich das ganze in den Farben der Dienstkleidung ist, sollte das eigentlich kein Problem darstellen. Sollte aber schon dunkle Hose + hellblaues Oberteil sein. Gehen Polohemden? Sind ja auch offiziell Dienstkleidung;-)
Viele Grüße
Jojo423
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Beitrag von Lokomotiv »

Sollte aber schon dunkle Hose + hellblaues Oberteil sein. Gehen Polohemden?
Polos haben leider auch Knöpfe :( Würde da auch ein hellblaues T-Shirt gehen? (Ich weiß, es ist vermutlich total unverständlich :D)
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Lokomotiv @ 5 Feb 2017, 23:08 hat geschrieben:
Polos haben leider auch Knöpfe :( Würde da auch ein hellblaues T-Shirt gehen? (Ich weiß, es ist vermutlich total unverständlich :D)
Man kann die Knöpfe ja offen lassen, falls es deswegen stört. Als Accessoire kann es einen ja nicht stören (das kann ich mir zumindest nicht vorstellen).
Viele Grüße
Jojo423
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Beitrag von Lokomotiv »

Als Accessoire kann es einen ja nicht stören (das kann ich mir zumindest nicht vorstellen).
Doch, genau ist das Problem :( Kannst mich ruhig für verrückt halten :D (Und du hättest Recht :lol:)
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Lokomotiv @ 5 Feb 2017, 23:12 hat geschrieben:
Doch, genau ist das Problem :( Kannst mich ruhig für verrückt halten :D (Und du hättest Recht :lol:)
Tante Google sagt, es gibt auch Polohemden ohne Knöpfe. Einen Kragen sollte man schon tragen, in meinen Augen (auch wenn ein normales T-Shirt auch gehen müsste).
Viele Grüße
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JeDi
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Beitrag von JeDi »

Lokomotiv @ 5 Feb 2017, 22:00 hat geschrieben: Was mich auch interessieren würde: Es gibt ja sicher auch mal längere Schichten von z.B. 12 Stunden oder so. Bei einer 40-Stunden-Woche würde das ja bedeuten, dass man u. U. viel mehr freie Tage hat als jemand, der in einem normalen Bürojob immer 8 h/d arbeitet. Stimmt das, oder habe ich da einen Denkfehler drin?
Kommt immer drauf an. Das wird teilweise über freie Tage ausgeglichen, teilweise über andere, dann deutlich unter 8 Stunden liegende Schichten und teilweise durcheinander. "Mein" Dienstplanturnus (allerdings im tendenziell besser planbaren Personenverkehr) hat z.B. 33 freie Tage in 16 Wochen, also nur geringfügig mehr freie Tage als bei einem 5-2-Rhytmus. Die bezahlte Zeit bewegt sich dabei zwischen 6 Stunden und 9:45, die Schichtlängen demzufolge zwischen 6 Stunden und 10:30 (wobei es letzteres tarifvertraglich nur am Wochenende gibt). Es gibt bei uns aber durchaus Pläne, wo das anders ist, weil es (fast) nur 10-Stunden-Schichten gibt...
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S-Bahn 27
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Beitrag von S-Bahn 27 »

stelle mir grad das Vorstellungsgespräch vor: "und warum wollen Sie genau bei uns arbeiten?" - "na weil man hier keine Kleidung mit Knöpfen tragen muss!". :D Das ganze dann natürlich auch dabei stilecht ohne Hemd.
Sry, konnte nich anders, aber du kannst ja selbst drüber lachen. :D

Warum man bei der DB keine Dienstkleidung mehr tragen muss hängt übrigens mit ner Einsparung zusammen, die Bahn müsste nach neuer Regelung Umkleidezeiten an die Arbeitszeit anrechnen und das wird nur gemacht wo laut Verkehrsvertrag in Dienstkleidung gefahren werden muss. ;)
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Lokomotiv
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Beitrag von Lokomotiv »

auch wenn ein normales T-Shirt auch gehen müsste
Danke für diese Info :) Das hatte ich noch nicht gewusst, dass die Uniformpflicht da so gelockert wurde.

@JeDi: Danke auch dir :) Die Schichten wechseln aber vermutlich auch ständig. Kommt man da nicht nach kurzer Zeit mit dem Schlafrhythmus vollkommen durcheinander?
stelle mir grad das Vorstellungsgespräch vor: "und warum wollen Sie genau bei uns arbeiten?" - "na weil man hier keine Kleidung mit Knöpfen tragen muss!". biggrin.gif Das ganze dann natürlich auch dabei stilecht ohne Hemd.
Sry, konnte nich anders, aber du kannst ja selbst drüber lachen. biggrin.gif
:D :D :D Kein Problem. Ist halt eine Art Zwang.
Warum man bei der DB keine Dienstkleidung mehr tragen muss hängt übrigens mit ner Einsparung zusammen, die Bahn müsste nach neuer Regelung Umkleidezeiten an die Arbeitszeit anrechnen und das wird nur gemacht wo laut Verkehrsvertrag in Dienstkleidung gefahren werden muss. wink.gif
Oh, ok. Da kriegt man ein bisschen den Eindruck, als sei die DB geizig. Wo muss denn dann noch in Dienstkleidung gefahren werden?
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Beitrag von 146225 »

Schlafrythmus ist aber auch für Cargo-Tf ein Thema - das sind ja doch zu einem erheblichen Teil "nachtaktive" Arbeitszeiten. Muß man auch wollen und können auf Dauer.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Lokomotiv @ 5 Feb 2017, 23:00 hat geschrieben:
Hallo!

Erst einmal möchte ich einen Teil der antwortenden hier kritisieren. Typischer DSO-Kindergarten auf EBF übertragen. Da hängen sich jetzt alle an den Knöpfen auf, anstatt das als Tatsache zu akzeptieren und kaum einer trägt was zum Thema an sich bei.

Jetzt zu dir unbekannte Schreiberin.
Du bist ja erst 24 Jahre. Ich rate dir auf jeden Fall eine IHK-Ausbildung zur Eisenbahnerin im Betriebsdienst zu machen, was in deinem Alter kein Problem wäre (ich kenne da einige Beispiele die das nach Studienabbruch/Studium auch so gemacht haben).
Ich habe genug mit Umschülern und EiB zu tun und da ist ein hoher Qualitätsunterschied zu bemerken (auch wenn es natürlich auf beiden Seiten Gegenbeispiele gibt), das wird auch immer wieder von den Ausbildern bestätigt.

Dann die Frage: Wieso willst du Lokführerin werden? Ich hoffe du kannst das damit beantworten dass dich der Beruf interessiert und er dich fasziniert. Wenn du das nämlich nur machen willst weil du in Geisteswissenschaften nichts findest (was fast klar ist), dann würde ich es lieber lassen. Das ist ein klassicher Beruf den man mögen muss, sonst wirst du damit nicht glücklich.
Für mich kommt nur der Güterverkehr in Frage, weil ich eine extreme Aversion gegen Knöpfe habe und daher keine Kleidung tragen kann, wo welche dran sind (also auch keine Uniformen, die man ja leider im Personenverkehr überall tragen muss).
Du kannst dir ja auch die vielen Netze im PV suchen wo es keine Uniformpflicht gibt, dank des Sparwahns der Arbeitgeber, um noch Wegezeiten, Meldezeiten usw. zu streichen. Manche wie Regio Oberbayern lassen sich das auch noch freiwillig nehmen.
Im Güterverkehr gibt es ja oft schwarze Schafe, habe ich gelesen, die ihre Lokführer gerne bis zum Zusammenbruch fahren lassen,
Wie es bei Lokomotion ist kann ich nicht sagen, soll aber gut sein. Fakt ist jedoch dass sie keinen Tarifvertrag haben mit Rechten auf die du dich berufen kannst sowie verbindliche Regelungen über Ruhezeiten, Anrechnungszeiten usw. Wer natürlich nur aufs Geld schaut hat natürlich einen der besten Arbeitgeber in dem Bereich.

Im SGV sind die schwarzen Schafe keine Ausnahme. Ich kenne Tf die haben in einem Jahr mehrfach den Arbeitgeber gewechselt, da die Bedingungen unzumutbar waren. Aber es gibt immer genug (viele würden sagen D*mme) die 24 Stunden am Stück fahren, die sich Ladezeiten usw. als Freizeit gefallen lassen.
EVU aus Museumsbahnen heraus sind mit die schlimmsten, aber da hat man scheinbar (noch) genug 24/7-Fans die kein Privatleben haben.
Fahren bis zum Zusammenbruch muss keiner, denn wir haben einen Lokführermangel und daher verstehe ich nicht wieso sich manche so ausbeuten lassen, zumindest die die ihre Rechte kennen. Dort sind ja auch Leute die würden bei seriösen EVU gar nicht eingestellt.

Bei Lokomotion hast du das schon mal nicht, aber das werden andere dir sicher besser erklären können. Bei den tariflosen EVU sicher eines der besten.
Ansonsten gibt es auch tarifgebundene EVU im SGV, wie Ruhrtalbahn Cargo, SBB Cargo, HGK/Rhein Cargo, MEG usw.
Sind Italienischkenntnnisse dort von Vorteil? Wie lang ist man unterwegs? Wo fährt man überall hin? Übernachtet man oft auswärts? Eine Nacht oder auch mal mehrere Nächte hintereinander? Werden diese Zeiten bezahlt oder gilt das als Freizeit? Wie ist das, wenn man nach z.B. Italien fährt, gibt man da den Zug an der Grenze ab und fährt mit einem anderen zurück oder fährt man selber durch bis Verona oder Mailand etc.?
Sprachkenntnisse sind immer von Vorteil, aber für Österreich und Italien brauchst du auch eine entsprechende Landesausbildung. Meines Wissens (könnt mich gerne berichtigen) fährt Lokomotion bis zum Brenner und dort übernimmt das Partnerunternehmen RTC.
Ansonsten wäre natürlich auch DB Cargo eine Alternative, aber ich hab gehört, dass man da nach der Ausbildung erstmal nur auf dem Rangierbahnhof beschäftigt ist. Wenn mir da jemand obige Fragen für Cargo beantworten könnte, wäre ich ebenfalls sehr dankbar :) Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie einen da nicht doch noch in den Personenverkehr stecken... :unsure:
Die Ausbildung ist bei der DB jedenfalls eine der besten, kein Wischiwaschi wie bei einzelnen EVU wo (ernsthaft!) zur Prüfung dreimal die 1:1 gleiche Prüfung vorgelegt wird (habe ich von einem Ausbilder eines EVU, der das so angewiesen bekommt und gar nicht glücklich damit ist).

Es ist wirklich oft so dass du nach der Ausbildung bei Cargo gerne mal zum Lrf herangezogen wirst. Aber dann kannst du doch sofort wechseln, das machen so viele und DB Cargo schadet sich damit selber. Die Ausbildung an sich ist es aber wert das dort zu machen und wenn die dich dann nicht auf die Strecke lassen wollen kannst immer noch zu Lokomotion z. B.
Stimmt es, dass im Güterverkehr sogar höhere Gehälter gezahlt werden als im Personenverkehr?
Auf den ersten Blick ja, faktisch nicht.
Zulagen und solche Ausgleichszahlungen für Erschwernisse rechne ich jetzt nicht mit ein, das ist klar dass die bei mehr Nachtstunden, Auswärtstätigkeiten höher sind. Jedoch ist das eben auch ein Ausgleich für besondere Erschwernisse.

Bei vielen SGV-EVU relativieren sich hohe Gehälter wenn man dafür effektiv deutlich mehr arbeiten muss, hohe unbezahlte Zeiten hat (das was es als TU usw. früher im SPNV gab), Gastfahrten nicht voll bezahlt werden, Anreisen zu den Zügen (bei privaten EVU ja deutschlandweit verstreut) als Privatvergnügen betrachtet werden (wo man ja dann für BC100 dankbar sein soll und manche sind das auch noch) obwohl man eigentlich einen festen Einsatzort haben sollte: Sprich wie überall, die Anreise zur eigenen Dienststelle ist Freizeit, aber die weitere Anreise zum Zug ist dann eine "Dienstreise" und muss bezahlt werden. Machen viele nicht.
Was mich auch interessieren würde: Es gibt ja sicher auch mal längere Schichten von z.B. 12 Stunden oder so. Bei einer 40-Stunden-Woche würde das ja bedeuten, dass man u. U. viel mehr freie Tage hat als jemand, der in einem normalen Bürojob immer 8 h/d arbeitet. Stimmt das, oder habe ich da einen Denkfehler drin?
Im Personenverkehr hast du ja Turnuspläne. Im Schnitt arbeitest du etwas zwischen 38 und 40 Stunden (je nach Tarifvertrag) und je mehr längere Schichten du hast, desto mehr hast du als Ausgleich frei. So kannst du da eben auch mal drei oder vier Tage am Stück frei haben oder ich kenne Pläne die haben nie mehr als vier Schichten am Stück. Alles eine Frage der Planung.
Im Schnitt arbeitest du nicht mehr. Klar, es fallen Überstunden an, aber im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen kommen die auf ein Zeitkonto oder werden ausbezahlt. Man kann die Überstunden jedoch in Grenzen halten, denn es kann dich keiner zwingen an deinem freien Tag zu arbeiten. Durch den Mangel kann man damit aber viel herausholen und einiges an Gegenleistungen fordern, daher verstehe ich nicht wieso manche einfach ohne Gegenleistung oder für ein paar Euro kommen. Wenn der Mangel groß ist erfüllen die fast jeden Wunsch, ich muss ja nicht. ;)

Im Güterverkehr kommt es darauf an. Da gibt es ja auch Unternehmen die solche Turnuspläne haben, damit du einigermaßen planen kannst. Bei EVU mit Tarifverträgen ist das meistens auch klar vorgegeben, zum Schutz der Arbeitnehmer.
Es gibt jedoch eben auch EVU da hast du die 40-Stundenwoche nur auf dem Papier. Bei einigen darfst dich dann noch um alles selber kümmern, sogar das Hotel musst du selber buchen oder Taxifahrten usw. (in deiner Freizeit!), du arbeitest viel mehr, bekommst aber mitunter vieles nicht bezahlt und das Arbeitszeitgesetz interessiert viele auch nicht. Wer da mitmacht ist selber schuld bei dem Mangel.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

146225 @ 6 Feb 2017, 06:54 hat geschrieben: Schlafrythmus ist aber auch für Cargo-Tf ein Thema - das sind ja doch zu einem erheblichen Teil "nachtaktive" Arbeitszeiten. Muß man auch wollen und können auf Dauer.
Auf Dauer ist das sicher belastend, jedoch sehe ich größere Probleme bei den Bahnen wo die Mitarbeiter vorschriftswidrig 20 Stunden und mehr arbeiten (am Stück).

Das geht sogar so weit dass da manche Pufferküsser (die scheinbar nichts anderes in ihrem erbärmlichen Leben haben) noch stolze Gespräche führen wer denn länger arbeitet und einer aus dem blauen Erzgebirge dann stolz von 23 Stunden erzählte und er so übermüdet war dass die PZB ihn wecken musste, aber das wäre eine tolle Schicht gewesen. Das haben die beiden in einem Reisezug erzählt wo jeder umstehende das hören konnte.
Da sind hochgradig Kriminelle (aus meiner Sicht) Unterwegs!

Aber das gehört hier nicht rein. Ich will nur jedem raten sich die EVU genau anzuschauen und gerade die tariflosen EVU haben viele Fallstricke.
Interessant übrigens auch dass ein großer Teil der Tf die aus dem Personenverkehr dann in den privaten Güterverkehr wechseln innerhalb weniger Monate wieder in den PV zurückwechseln und das nicht wegen der Nachtdienste um das mal so zu sagen.
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Beitrag von Lokomotiv »

@DSG Speisewagen:

Wow, vielen Dank für deine ausführliche Antwort :) Die ist wirklich hilfreich!
Ich rate dir auf jeden Fall eine IHK-Ausbildung zur Eisenbahnerin im Betriebsdienst zu machen, was in deinem Alter kein Problem wäre (ich kenne da einige Beispiele die das nach Studienabbruch/Studium auch so gemacht haben).
Genau, das wäre auch mein Ziel. Die Kurzausbildung wäre für mich, soweit ich weiß, auch gar nicht möglich, weil man da wohl schon eine (technische) Ausbildung abgeschlossen haben muss.
Dann die Frage: Wieso willst du Lokführerin werden? Ich hoffe du kannst das damit beantworten dass dich der Beruf interessiert und er dich fasziniert. 
Das tut er :) Wenn ich so die Liste der Ausbildungsberufe durchgehe, sehe ich nur wenige, wo ich nicht sofort denke, "boah, ne, bloß nicht", und noch weniger, die ich dann ernsthaft in Erwägung ziehe. Lokführer diesbezüglich so ziemlich der einzige ;)

Du bist bei der Deutschen Bahn, nehme ich an? Es ist auf jeden Fall gut zu wissen, dass die noch immer eine gute Ausbildung machen. Ich habe nur Angst, da jetzt etwas zu spät dran zu sein für 2017, auch wenn auf der Website noch die Ausbildung in München ausgeschrieben ist.
Es ist wirklich oft so dass du nach der Ausbildung bei Cargo gerne mal zum Lrf herangezogen wirst. Aber dann kannst du doch sofort wechseln, das machen so viele und DB Cargo schadet sich damit selber. Die Ausbildung an sich ist es aber wert das dort zu machen und wenn die dich dann nicht auf die Strecke lassen wollen kannst immer noch zu Lokomotion z. B.
Da ist definitiv was dran. Als Lokführer kann man sich seinen Job wohl tatsächlich aussuchen, das ist noch ganz ungewohnt für mich, dieser Gedanke :D Weißt du zufällig, wie viele Monate/ Jahre man dann nach der Ausbildung bei Cargo auf dem Rangierbahnhof arbeitet?

Ich habe auch gehört, dass die Ausbildung bei DB Cargo noch mehr technische Sachen beinhaltet (Wagenprüfer etc.) als bei Regio/Fernverkehr. Stimmt das?

Nochmal vielen Dank für die vielen Infos :)
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Lokomotiv hat geschrieben: Ich habe nur Angst, da jetzt etwas zu spät dran zu sein für 2017, auch wenn auf der Website noch die Ausbildung in München ausgeschrieben ist.
Ich glaube schon dass du noch gute Möglichkeiten hast, da die letzten Jahre oftmals nicht alle Ausbildungsplätze belegt waren.

Lokomotiv hat geschrieben: Ich habe auch gehört, dass die Ausbildung bei DB Cargo noch mehr technische Sachen beinhaltet (Wagenprüfer etc.) als bei Regio/Fernverkehr. Stimmt das?
Zu meiner Zeit gab es noch keine Trennung, da wurde allen alles beigebracht (auch Grundkenntnisse Fdl), daher kann ich dir nicht im Detail sagen wie das aufgeteilt ist, jedoch wirst du z. B. Wagenprüfer G machen, den du bei Regio sicher nicht bekommst (und ob da wie früher noch Wagenprüfer P gemacht wird kann ich nicht sagen).
Cargo ist jedenfalls an sich nicht verkehrt, denn der Umstieg von dort auf Personenverkehr ist auf jeden Fall leichter als umgekehrt.

Lokomotiv hat geschrieben: Weißt du zufällig, wie viele Monate/ Jahre man dann nach der Ausbildung bei Cargo auf dem Rangierbahnhof arbeitet?
Das dürfte unterschiedlich sein und vielleicht hättest du ja Glück und könntest sofort Strecken-Tf machen, das ist auch immer etwas abhängig davon wer da gerade wie entscheidet. Auf jeden Fall schneidet sich Cargo damit ins eigene Fleisch, da viele EiB dann nach der Ausbildung wechseln wenn man sie auf dem Rangierbahnhof verheizt. Heute geht das ja leicht.
Damals war das aber üblich dass man sich erst mal über das rangieren hocharbeitet (was sowohl gute als auch schlechte Seiten hatte), nur haben wir halt heute einen Arbeitnehmermarkt.
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Beitrag von Lokomotiv »

Hallo, DSG Speisewagen,
Ich glaube schon dass du noch gute Möglichkeiten hast, da die letzten Jahre oftmals nicht alle Ausbildungsplätze belegt waren.
Das ist ne gute Nachricht :) Ich werde es einfach versuchen.
jedoch wirst du z. B. Wagenprüfer G machen, den du bei Regio sicher nicht bekommst
Das finde ich interessant: Bei Cargo lernt man anscheinend mehr, als bei Regio. Oder lernt man bei Regio dann stattdessen was anderes? Wundern tut mich das schon etwas, denn so sieht es aus, als wäre die Lokführerausbildung bei Cargo besser und hochwertiger als bei Regio oder Fernverkehr.

Nochmal danke für deine Antworten ;)
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Nach wie vor sieht der Ausbildungsplan für Fdl und Tf bis zur Zwischenprüfung das gleiche vor. Ist aber sehr unterschiedlich umgesetzt, ich hab davon nichts mitbekommen.
Ob es bei Regio immer noch den Wagenprüfer gibt? Auf jeden Fall wird zumeist auch eine Zugbegleiterausbildung gemacht. Über Sinn oder Unsinn kann man sich streiten.
Die Jüngeren können so dann bis 20/21 Zub machen und manche bleiben gar dort.
Lokomotiv
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Beitrag von Lokomotiv »

Oh es bei Regio immer noch den Wagenprüfer gibt? Auf jeden Fall wird zumeist auch eine Zugbegleiterausbildung gemacht. Über Sinn oder Unsinn kann man sich streiten.
Oh, verstehe o.O Noch ein Grund, die Lokführerausbildung auf keinen Fall im Personenverkehr zu machen... :o Danke für diese Info :)
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