Studie des Berliner Senats zu kostenlosem ÖPNV

Fragen und Diskussionen zu den Tarifen von Bahnen und Verkehrsverbünden.
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

Das Land Berlin müsste mindestens 904 Millionen Euro mehr im Jahr aufbringen als bisher, um Bürgern einen kostenlosen öffentlichen Transport zu ermöglichen. Dazu kämen notwendige Investitionen. Das teilte der Berliner Senat auf eine Anfrage der AfD im Abgeordnetenhaus mit. Eine mögliche baldige Umstellung zu einem Ticket zum Nulltarif für alle sieht der Senat vorerst nicht.
2015 zahlte das Land rund 710 Millionen Euro an die BVG, 2016 rund 680 Millionen Euro.

Ein "Konzept des Nulltarifs" würde "erhebliche Maßnahmen zur Ausweitung des ÖPNV-Angebots nötig" machen, hieß es. Und weiter: "Bisherige Erfahrungen in verschiedenen Städten zeigen, dass sich die Fahrgastzahlen mindestens um den Faktor 2 erhöhen."
Dies würde laut Senat die bereits jetzt schon stark nachgefragten und gut ausgelasteten Korridore und Zeiten betreffen – es müsste daher umfangreich in Fahrzeuge und Infrastruktur investiert werden. "Insofern müsste hier erst im Infrastrukturbereich Vorsorge getroffen werden, bevor tarifliche Entscheidungen zu treffen sind."
RBB-Link: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2017/1...ltarif-vor.html

Dort gibt es auch weitere Zahlen zu 2015 und 2016.

Zu berücksichtigen ist hier noch, dass diese Untersuchung nur auf die BVG abzielt. S-Bahn und Regionalverkehr wurden noch nicht berücksichtigt. Eine Trennung zwischen beiden Verkehrsträgern dürfte den Nutzern aber wohl keinen Gefallen tun.
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Jojo423
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Beitrag von Jojo423 »

Wie kommt man auf 900 Millionen? Tarifeinnahmen waren 2016 rd. 670 Millionen Euro. Aufgeteilt auf die 3 Millionen Einwohner machen selbst 900 Millionen pro Monat etwa 25 Euro aus. Für Sozialhilfeempfämger, Schüler und Studenten sollte eine Finanzierung machbar sein. Ebenfalls könnte man ja Geld von Touristen pauschal auf den Hotelpreis draufschlagen.

Insgesamt ist aber eher die Frage, ob ein kostenloser ÖPNV wirklich das ist, was man umsetzen sollte. Wenn etwas kostenlos ist, sinkt auch der Respekt. Daher dürfte Vandalismus und Verschmutzung stark ansteigen. Was will man zum Beispiel gegen Obdachlose machen, die dann die Verkehrsmittel als Schlafplätze missbrauchen? Das soll jetzt nicht asozial klingen, ich möchte auch niemanden für seinen Lebensstil verurteilen. Jenes sollte aber zumindest berücksichtigt werden.
Viele Grüße
Jojo423
Cloakmaster
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Beitrag von Cloakmaster »

Steht doch da. Wenn es kostenfreie Tickets gibt, werden doppelt so viele Fahrgäste einsteigen, und dafür braucht es zusätzliche Züge und Fahrzeuge, die wiederrum zusätzliches Geld kosten. Unter Umständen hat man sogar auch schon di ehöhrern reinigugnskosten, zusätzliches Wach- und Sicherheitspersonal, evtl sogar Kameraüberwachung eingerechnet, um die von dir angesprochenen Probleme offensiv anzugehen.

So, wie ich die Modelle immer verstanden habe, soll es ja nur für Einwohner kostenfrei werden . also zB ein Personalausweis (oder dergleichen) mit Berliner Anschrift gilt als Fahrausweis, wogegen Touristen weiter zahlen müssten- Nur: Dann kann man auch allen Berliner Einwohnern das Jahresticket für zB 99.-€ anbieten, das wären keine 10€ im Monat. Oder wäre so eine Regel wieder eine Art von "Diskreimierung" von Fahrgästen mit Wohnsitz außerhalb Berlin?
bestia_negra
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Beitrag von bestia_negra »

Jojo423 @ 7 Dec 2017, 15:17 hat geschrieben: Wie kommt man auf 900 Millionen? Tarifeinnahmen waren 2016 rd. 670 Millionen Euro. Aufgeteilt auf die 3 Millionen Einwohner machen selbst 900 Millionen pro Monat etwa 25 Euro aus. Für Sozialhilfeempfämger, Schüler und Studenten sollte eine Finanzierung machbar sein. Ebenfalls könnte man ja Geld von Touristen pauschal auf den Hotelpreis draufschlagen.

Insgesamt ist aber eher die Frage, ob ein kostenloser ÖPNV wirklich das ist, was man umsetzen sollte. Wenn etwas kostenlos ist, sinkt auch der Respekt. Daher dürfte Vandalismus und Verschmutzung stark ansteigen. Was will man zum Beispiel gegen Obdachlose machen, die dann die Verkehrsmittel als Schlafplätze missbrauchen? Das soll jetzt nicht asozial klingen, ich möchte auch niemanden für seinen Lebensstil verurteilen. Jenes sollte aber zumindest berücksichtigt werden.
Ich denke mal auf die 900 Mio kommt man, wenn man die wegfallenden Tarifeinnahmen nimmt und die zusätzlichen Kosten durch das nötige höhere Angebot dazurechnet.

Wenn etwas kostenlos ist, dann wird es schließlich auch öfter genutzt.


Ansonsten sehe ich es auch so. ÖPNV muss bezahlbar sein, aber nicht gratis.

Die Preise müssen niedrig sein, damit möglichst viele den ÖPNV nutzen, aber bei 0 muss der Preis nicht liegen.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Cloakmaster @ 7 Dec 2017, 16:24 hat geschrieben: Steht doch da. Wenn es kostenfreie Tickets gibt, werden doppelt so viele Fahrgäste einsteigen, und dafür braucht es zusätzliche Züge und Fahrzeuge, die wiederrum zusätzliches Geld kosten. Unter Umständen hat man sogar auch schon di ehöhrern reinigugnskosten, zusätzliches Wach- und Sicherheitspersonal, evtl sogar Kameraüberwachung eingerechnet, um die von dir angesprochenen Probleme offensiv anzugehen.
Dagegen müßte man fairer Weise auch die gesparten Kosten rechnen. Weniger Autoverkehr heißt weniger Unfälle, heißt weniger Verschmutzung, heißt weniger Straßenbau/-instanshaltung,......
So, wie ich die Modelle immer verstanden habe, soll es ja nur für Einwohner kostenfrei werden . also zB ein Personalausweis (oder dergleichen) mit Berliner Anschrift gilt als Fahrausweis, wogegen Touristen weiter zahlen müssten- Nur: Dann kann man auch allen Berliner Einwohnern das Jahresticket für zB 99.-€ anbieten, das wären keine 10€ im Monat. Oder wäre so eine Regel wieder eine Art von "Diskreimierung" von Fahrgästen mit Wohnsitz außerhalb Berlin?
Sinnvoll wäre das nur für zumindest alle Einwohner im Einzugsgebiet. Es kommt aber ein weiteres Problem hinzu. Wenn einige wenige dann doch noch Fahrkarten bezahlen müssen, muss man weiterhin Kontrolleure und Fahrkartenautomaten, Stempler etc. aufstellen, warten und befüllen/leeren. Das sind erhebliche Kosten, die man bei einer komplett kostenlosen Lösung sparen würde.

Eine ordentliche Taxe auf Übernachtungen hielte ich da für die bessere Lösung.
31 Millionen Übernachtungen hatte Berlin 2016 (Das Umland ist noch nicht eingerechnet.)
über 1 Milliarde Fahrten im ÖPNV (ohne S-Bahn) waren es im selben Zeitraum.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Wobei Berlin bei Übernachtungen in Hotels auch ohne kostenlosen ÖPNV schon eine Taxe erhebt.
Autonome Volksfront für die Wiedererrichtung der klassischen 22er Tram in München
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Beitrag von Cloakmaster »

Weniger Autoverkehr spart halt nur indirekt Kosten des Berliner Stadtsäckel, soweit wird man nicht rechnenm wenn der Haushalt vorgelegt werden soll. Und: In der Studie / Anfrage ging es explizit um ein "Ticket zum Nulltarif", nicht um komplett fahrscheinlosen Verkehr.r - womit in der Tat die Einsparungen was Ticketautomaten etc. angeht nicht zur "Gegenfinanzierung" zur Verfügung stehen,

Den 31 Millionen Fahrten stehen eben aber auch über 1 Milliarde Kosten des ÖPNV gegenüber. Selbst, wenn man nur den aktuelle Zuschuss von etwas über 600 Mio. im Jahr wären das 20€, die auf jede Übernachtung on top kommen müsste.
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Beitrag von Hot Doc »

Naja, die Touristen sollen ja auch nicht den gesamten ÖPNV finanzieren, sondern nur einen Teil beitragen. Ich hab jetzt auf die Schnelle nicht rausfinden können, wie viele Fahrten auf Touristen gehen. Der Großteil wird wohl doch Pendler und Einwohner betreffen.

Und in der Tat, ein kostenloses Ticket ist eben doch was anderes, als ein kostenloser/ticketloser ÖPNV. Das kostenlose Ticket vereint die Nachteile (weniger Einnahmen, ähnliche Kosten), während ein komplett ticketfreier ÖPNV eben zumindest auch ein gewisses Einsparpotential hätte.
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gmg
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Beitrag von gmg »

ÖPNV zum Nulltarif kann man nicht bringen! Es gäbe jede Menge unnötiger Fahrten.

Schon jetzt sieht man abends auffällig viele ostafrikanisch aussehende Gestalten in der S-Bahn, sodass sich mir der Verdacht aufdrängt, dass es unter somalischen und eritreischen Flüchtlingen zur Unsitte geworden ist, abends mit der S-Bahn spazieren zu fahren.

Ohne Fahrtkosten würde das zum Trend in vielen anderen Bevölkerungsgruppen werden (z.B. Jugendliche oder Arbeitslose).
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Beitrag von 146225 »

Hot Doc @ 7 Dec 2017, 16:34 hat geschrieben: Dagegen müßte man fairer Weise auch die gesparten Kosten rechnen. Weniger Autoverkehr heißt weniger Unfälle, heißt weniger Verschmutzung, heißt weniger Straßenbau/-instanshaltung,......
Dafür kann man halt aber ganz erstaunlicherweise keine Zahl ermitteln lassen, die man den erhöhten Nahverkehrs-Aufwendungen gegenüber stellen könnte.
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Beitrag von Rathgeber »

gmg @ 7 Dec 2017, 18:35 hat geschrieben: ÖPNV zum Nulltarif kann man nicht bringen! Es gäbe jede Menge unnötiger Fahrten.

Schon jetzt sieht man abends auffällig viele ostafrikanisch aussehende Gestalten in der S-Bahn, sodass sich mir der Verdacht aufdrängt, dass es unter somalischen und eritreischen Flüchtlingen zur Unsitte geworden ist, abends mit der S-Bahn spazieren zu fahren.

Ohne Fahrtkosten würde das zum Trend in vielen anderen Bevölkerungsgruppen werden (z.B. Jugendliche oder Arbeitslose).
Ach, das passiert beim Auto nicht?

Ansonsten kannst Du Dir Deinen diskriminierenden Quatsch an den Hut stecken.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Rathgeber @ 7 Dec 2017, 23:20 hat geschrieben:
Ach, das passiert beim Auto nicht?

Ansonsten kannst Du Dir Deinen diskriminierenden Quatsch an den Hut stecken.
Was passiert beim Auto nicht? Falls du davon redest, dass Leute unnötige Fahrten machen, das passiert auch und ist noch problematischer. Aber es fordert ja auch niemand, die Kosten für das Autofahren in die öffentliche Hand zu geben.

Und meinen diskriminierenden Quatsch kannst du natürlich nicht nachprüfen, denn deine Political correctness erlaubt es dir nicht, äußerliche Erkennungsmerkmale bestimmter Ethnien auszumachen. Aber glaub es mir einfach, ich weiß, wie Ostafrikaner aussehen und ich bin oft mit der S-Bahn unterwegs.
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Beitrag von Rathgeber »

gmg @ 7 Dec 2017, 23:51 hat geschrieben: Und meinen diskriminierenden Quatsch kannst du natürlich nicht nachprüfen, denn deine Political correctness erlaubt es dir nicht, äußerliche Erkennungsmerkmale bestimmter Ethnien auszumachen. Aber glaub es mir einfach, ich weiß, wie Ostafrikaner aussehen und ich bin oft mit der S-Bahn unterwegs.
Dieses Spazierenfahren könnte einfach dem Umstand geschuldet sein, dass es das einfachste ist, was man als Flüchtling ohne abgeschlossenes Verfahren, eingeschränktem Aktionsradius und ohne Arbeitserlaubnis abends bei der Kälte machen kann, wenn man den ganzen Tag in der engen Unterkunft aufeinanderhockt.
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Beitrag von Hot Doc »

146225 @ 7 Dec 2017, 20:25 hat geschrieben:
Hot Doc @ 7 Dec 2017, 16:34 hat geschrieben: Dagegen müßte man fairer Weise auch die gesparten Kosten rechnen. Weniger Autoverkehr heißt weniger Unfälle, heißt weniger Verschmutzung, heißt weniger Straßenbau/-instanshaltung,......
Dafür kann man halt aber ganz erstaunlicherweise keine Zahl ermitteln lassen, die man den erhöhten Nahverkehrs-Aufwendungen gegenüber stellen könnte.
Komisch, wenn man den Nutzen einer neuen Tramstrecke berechnet, kann man diese Kosten sehr gut beziffern und den Kosten gegenüberstellen. Warum soll das bei einer Subventionierung oder Bezuschussung nicht gehen?
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gmg
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Beitrag von gmg »

Rathgeber @ 8 Dec 2017, 00:14 hat geschrieben: Dieses Spazierenfahren könnte einfach dem Umstand geschuldet sein, dass es das einfachste ist, was man als Flüchtling ohne abgeschlossenes Verfahren, eingeschränktem Aktionsradius und ohne Arbeitserlaubnis abends bei der Kälte machen kann, wenn man den ganzen Tag in der engen Unterkunft aufeinanderhockt.
Schon möglich. Das war ja auch nur ein Beispiel aus der Gegenwart und ändert nichts daran, dass unnötige Fahrten Überhand nehmen würden, wenn alle umsonst fahren könnten.
so könnten z.B. Leute, die jetzt kurze Strecke zu Fuß gehen, diese nur noch mit dem Bus fahren, wodurch die Busse überlastet werden könnten.
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Beitrag von Rathgeber »

Dein „Beispiel aus der Gegenwart“ und Dein Zukunftsszenario lassen ein Menschenbild erahnen, für das ich nur Verachtung übrig habe.
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Beitrag von Hot Doc »

gmg @ 8 Dec 2017, 14:11 hat geschrieben: Schon möglich. Das war ja auch nur ein Beispiel aus der Gegenwart und ändert nichts daran, dass unnötige Fahrten Überhand nehmen würden, wenn alle umsonst fahren könnten.
so könnten z.B. Leute, die jetzt kurze Strecke zu Fuß gehen, diese nur noch mit dem Bus fahren, wodurch die Busse überlastet werden könnten.
Ich halte das für ziemlichen Humbug. Das würde ja bedeuten, dass heute schon jeder Zeitkartenbesitzer die ganze Zeit sinnlos hin- und herfährt. Aus eigener Erfahrung, aber auch aus Erfahrung zigtausender Semesterticketinhaber ist das einfach Blödsinn.
Das sind Einzelfälle, deren Anzahl natürlich absolut etwas steigen würde, Prozentual glaube ich kaum an eine wesentliche Zunahme.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Hot Doc @ 8 Dec 2017, 15:02 hat geschrieben: Ich halte das für ziemlichen Humbug. Das würde ja bedeuten, dass heute schon jeder Zeitkartenbesitzer die ganze Zeit sinnlos hin- und herfährt.
So extrem habe ich das auch nicht behauptet.
Ich sage, dass die Zahl unnötiger Fahrten deutlich zunehmen würde. Ich persönlich habe bei mir schon beobachtet, dass ich mit einer Zeitkarte auch Fahrten mache, die ich sonst mit dem Rad erledigen würde. Vereinzelt kam es auch schon vor, dass ich auf der Stammstrecke meiner S-Bahn entgegen gefahren bin. (Das habe ich mir aber schnell wieder abgewöhnt.)

Jedenfalls fände ich es sinnvoller, wenn man den ÖPNV nicht völlig kostenlos machen würde. Und den Fernverkehr sollte man auch subventionieren, weil er ja eh gegenüber dem Luftverkehr und dem Straßenverkehr finanziell benachteiligt wird.
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Beitrag von 146225 »

Denk mal einen Moment lang drüber nach, wer beurteilen darf, was "sinnvolle" Nahverkehrsnutzung ist und was nicht. Ich persönlich denke, das steht überhaupt niemandem zu.
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Beitrag von Mark8031 »

Jojo423 @ 7 Dec 2017, 15:17 hat geschrieben: Was will man zum Beispiel gegen Obdachlose machen, die dann die Verkehrsmittel als Schlafplätze missbrauchen?
Einfach, kostenneutral und effizient: Nur noch Leuchtstoffröhren mit der Lichtfarbe "Daylight" einbauen. Das Licht wird als unangenehm empfunden und da hält man sich nicht länger auf als nötig. Welcher 423 war das, 089 der mal komplett damit ausgestattet wurde? In den neuen Dostos sind die auch drin.
Diese Menschen, die in einem Eisenbahnforum pro Auto argumentieren und in ihrer Kleinsichtigkeit ständig für das Auto Werbung machen, finde ich hier schon etwas deplaziert.
Valentin
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Beitrag von Valentin »

Mark8031 @ 9 Dec 2017, 17:38 hat geschrieben: Einfach, kostenneutral und effizient: Nur noch Leuchtstoffröhren mit der Lichtfarbe "Daylight" einbauen. Das Licht wird als unangenehm empfunden und da hält man sich nicht länger auf als nötig. Welcher 423 war das, 089 der mal komplett damit ausgestattet wurde? In den neuen Dostos sind die auch drin.
Zur Pendlervergraulung? :huh:
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gmg
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Beitrag von gmg »

146225 @ 9 Dec 2017, 17:15 hat geschrieben: Denk mal einen Moment lang drüber nach, wer beurteilen darf, was "sinnvolle" Nahverkehrsnutzung ist und was nicht. Ich persönlich denke, das steht überhaupt niemandem zu.
Deine Wir-wertschätzen-uns-alle-und-respektieren-jede-Meinung-Haltung mag ja schön in die Adventszeit passen aber mir geht es darum, darauf hinzuweisen, dass bei einer völlig kostenfreien Beförderung das Fahrgastaufkommen sehr viel höher wäre als bei einer sehr günstigen Beförderung.

Noch ein Beispiel: Als Kind habe ich oft sehr lange geduscht, bis ich zu Hause von meiner Mutter und im Schwimmbad vom Bademeister aus der Dusche gescheucht wurde.

Hätten die deiner Meinung nach darüber urteilen dürfen, dass ich schon lange genug geduscht hatte?
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Beitrag von 146225 »

gmg @ 10 Dec 2017, 12:36 hat geschrieben: Noch ein Beispiel: Als Kind habe ich oft sehr lange geduscht, bis ich zu Hause von meiner Mutter und im Schwimmbad vom Bademeister aus der Dusche gescheucht wurde.

Hätten die deiner Meinung nach darüber urteilen dürfen, dass ich schon lange genug geduscht hatte?
In diesem Fall ja, weil hier gegenüber dem Kind die Aufsichtspflicht ausgeübt wurde. Die hast du aber nicht über deine Mitfahrgäste.
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Beitrag von gmg »

Aber die Politik und die Verkehrsgesellschaften müssen darüber entscheiden, ob man Leute, die eine mögliche Gratis-Beförderung in unvernünftiger oder übermäßiger Weise nutzen, mitfinanzieren soll oder nicht.

Übrigens ist es mit der Aufsichtspflicht vereinbar, wenn man ein Kind alleine duschen lässt. Nur wenn das Kind zu lange duscht, dann ist das Heißwasser-Verschwendung, der man einen Riegel vorschieben muss.
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Beitrag von 146225 »

gmg @ 10 Dec 2017, 15:09 hat geschrieben: Aber die Politik und die Verkehrsgesellschaften müssen darüber entscheiden, ob man Leute, die eine mögliche Gratis-Beförderung in unvernünftiger oder übermäßiger Weise nutzen, mitfinanzieren soll oder nicht.
Und was ist "unvernünftig" oder "übermäßig" - für manch einen ist es die Leistung des Jahres, 1x zum Urlaub mit der S-Bahn auf den Flughafen und wieder zurück zu fahren, andere sind aus beruflichen Gründen den ganzen Tag und jahrein, jahraus unterwegs - also nochmal: wer entscheidet das? Deine ursprünglich mal angeführten rassistischen Gründe werden es wohl kaum sein, und kleinlaute Hosenscheißerei vor lauter Angst vor den sprungfixen Kosten beim seit zig Jahren verpennten Angebotsausbau ist wirklich auch kein Argument mehr. Also, was ist es dann? Trapo wieder her und vor der Fahrt artig Fragebogen zur Genehmigung einreichen? Würde dir bestimmt gefallen...
Übrigens ist es mit der Aufsichtspflicht vereinbar, wenn man ein Kind alleine duschen lässt. Nur wenn das Kind zu lange duscht, dann ist das Heißwasser-Verschwendung, der man einen Riegel vorschieben muss.
Je nach Alter des Kindes sollte man schon mal zwischendrin schauen, ob noch alles in Ordnung ist. Und nein, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.
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Beitrag von Entenfang »

gmg @ 10 Dec 2017, 16:09 hat geschrieben: Aber die Politik und die Verkehrsgesellschaften müssen darüber entscheiden, ob man Leute, die eine mögliche Gratis-Beförderung in unvernünftiger oder übermäßiger Weise nutzen, mitfinanzieren soll oder nicht.
Uh oh, bei meinem Verkehrsverhalten haben Politik und Verkehrsgesellschaften bei mir auch schon manch unvernünftige und übermäßige Nutzung mitfinanziert...

Oder habe ich etwa das Prinzip einer Zeitkarte missverstanden? :D

Mal im Ernst: Einerseits verstehe ich schon, was du ausdrücken willst. Andererseits muss ich sagen, dass
1. in Berlin schon lange vor dem großen Flüchtlingsansturm im ÖPNV zwielichtige Gestalten unterwegs waren
2. du meiner Meinung nach nicht das Recht hast, darüber zu urteilen, was eine unvernünftige oder übermäßige Nutzung ist. Einige selbst erlebte Beispiele:
Eine Gruppe Studenten, die mit ihrem Semesterticket Mister X spielt und den ganzen Tag kreuz und quer durch Dresden fährt?
Entenfang, der sich die Isarcard von seiner Mutter ausleiht, nur um damit eine Runde P-Wagen zu fahren?
Sachsen, die unter der Woche vormittags in der S-Bahn ein Bier nach dem anderen reinkippen?
Ein Schlipsträger, der im ICE seine BC100 demonstrativ auf den Tisch legt, seinen Rucksack auf den Nachbarplatz legt, seine Füße auf den gegenüberliegenden Platz ausstreckt und laute Musik hört?

Folglich kann es nur eine Lösung geben: Wer sich nicht an die Berförderungsbedingungen hält, fliegt raus. Wer einen gültigen Fahrschein hat, darf so viel fahren, wie er will. Und das unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Alter oder Geschlecht.

3. - um mal wieder zum Thema zurückzukommen - bezweifle ich eine Verdopplung der Fahrgastzahlen bei kostenlosem ÖPNV.

In Tallinn sind es gerade mal 8%, in Mitelstädten kam es allerdings teilweise zu [http://www.ticketteilen.org/wp-content/ ... _oepnv.pdf]exorbitanten[/URL] Fahrgaststeigerungen.

Ein wirklicher Freund von kostenlosem ÖPNV bin ich aber auch nicht - eine Jahreskarte für 365€ nach dem Wiener Modell finde ich da besser.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
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Beitrag von gmg »

Entenfang @ 10 Dec 2017, 18:48 hat geschrieben: 1. in Berlin schon lange vor dem großen Flüchtlingsansturm im ÖPNV zwielichtige Gestalten unterwegs waren
2. du meiner Meinung nach nicht das Recht hast, darüber zu urteilen, was eine unvernünftige oder übermäßige Nutzung ist. Einige selbst erlebte Beispiele:
Eine Gruppe Studenten, die mit ihrem Semesterticket Mister X spielt und den ganzen Tag kreuz und quer durch Dresden fährt?
Entenfang, der sich die Isarcard von seiner Mutter ausleiht, nur um damit eine Runde P-Wagen zu fahren?
Sachsen, die unter der Woche vormittags in der S-Bahn ein Bier nach dem anderen reinkippen?
Ein Schlipsträger, der im ICE seine BC100 demonstrativ auf den Tisch legt, seinen Rucksack auf den Nachbarplatz legt, seine Füße auf den gegenüberliegenden Platz ausstreckt und laute Musik hört?
1. Das würde in Berlin sicher noch zunehmen.
2. Ich finde, es macht immer noch einen Unterschied, ob jemand mit seiner Zeitkarte spazieren fährt oder gänzlich umsonst. Bei dem Schlipsträger würde mich mal interessieren, ob er die Karte bezahlt hat oder sein Arbeitgeber.


Es geht mir jedenfalls nicht darum, zu entscheiden, wer welche Fahrt machen musste oder auch nicht. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass ich ein deutlich erhöhtes Fahrgastaufkommen auf Grund von unnötigen Fahrten für wahrscheinlich halte und deshalb eine stark subventionierte Beförderung gegenüber einer Gratisbeförderung bevorzugen würde.
Die Beispiele, die ich genannt habe, sollten ja nur veranschaulichen, was ich meine.
Das Wiener Modell klingt besser, wobei es auch hier zu einer übermäßigen Nutzung kommen könnte. Besser fände ich, einfach alle Fahrkarten um einen gewissen Prozentsatz zu subventionieren.

@146225: Mein Duschenvergleich ist ein sehr guter Vergleich, der nicht hinkt, sondern dich im Dauerlauf wie auch im Sprint alt aussehen lassen würde. Mein Vergleich ist so gut zu Fuß, dass man ihm Geld geben müsste, damit er den ÖPNV nutzen würde!
Ein Kind, das unvernünftig lange duscht, würde dies nicht tun, wenn es für die entstehenden Kosten aufkommen würde. Gleiches gilt dür einen Fahrgast, der Spazieren fährt. Das duschende Kind macht sich keine Gedanken über die Ressourcenverschwendung, sondern genießt lieber das warme Wasser, so wie der nichtzahlende Fahrgast lieber die Fahrt genießt. Deshalb muss man das Kind zur Ordnung rufen.

Nachtrag: Es wäre interessant zu wissen, wie gut der ÖPNV in Tallinn nutzbar ist. Berlin ist z.B. sehr gut vernetzt und hat eine hohe Taktdichte. Da nimmt man schnell mal den ÖPNV.
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Bis zu einem gewissen Grad ist es ja Sinn eines lostenlosen/subventionierten Tickets, dass die Fahrgastzahlen steigen und im Gegensatz dazu die Autofahren sinken.
Natürlich kommt es (egal ob man nun kostenlos fährt oder nur subventioniert) zu Verlagerungen. Sinnlose Fahrten gibt es immer wieder mal, ich bin, als ich meinen Führerschein hatte auch einfach mal so durch die Gegend gefahren, obwohl ich tanken mußte.
Ingesamt werden die Fahrten deutlich zunehmen, das muss man natürlich durch ein besseres Angebot ausgleichen, die sinnlosen Fahrten werden dabei - meines Erachtens - nur einen sehr kleinen Teil ausmachen. Zudem muss man diese halt ggf. durch gewisse Regeln eindämmen.

Wie schonmal geschrieben, hat der kostenlose ÖPNV den Vorteil, dass man sich die gesamte Ticketinfrastruktur inkl. Personal sparen kann. Diesen Haufen Kohle bringt eine Subvention nicht! Daher ist die Subvention am Ende genau so teuer wie kostenlos fahren, bei ziemlich viel sinnloser Schererei und weniger Verlagerungseffekt.
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Beitrag von Cloakmaster »

so "Sinnlose" Fahrten, wie das gesamte netz innerhalb kürzrester Zeit abzufahren gehören also verboten? Natürlich werden die Fahrten zunehmen, das ist ja gerade Sinn und Zwekc der Sache. Hier nun plötzlich nach "Guten" und "Schlechten" Fahrten , oder, wie hier geschehen, gar Fahrgästen, unterscheiden zu wollen, ist gelinde gesagt obszön, ud jeglicher Versuch, das zu unterstützende Verhalten "Nutzen des ÖPNV" durch Gegenaktionen "Eindämmen" zu wollen, beschämend. Vielleicht dollten wir auch dieunnütze Internet-Nutzung wieder eindämmen, es kann und darf nicht sinnvoll sein, wirklich rund um die Uhr mit dem Internet verbunden zu sein. Das ist viel zu viel DAten verkehr, und belastet die Server nur unnütz.

Der Dusch-Vergleich ist komplett hinrissig, da endloses duschen Wasserverschwendung ist. Endloses ÖPNV-Fahren aber nichts, als Zeitverschwendung, und die bleibt jedem selbst überlasen.
Rev
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Beitrag von Rev »

Was bei diesen Kostenlosen Fahrten aber ein Problem darstellen kann und das kann man nicht ganz absprechen ist das einige die S-Bahn dann zum Wohnraum umfunktionieren. Gibt es ja schon mit BahnCard 100 ICE statt Wohnung...

Ist zwar dann schöne das es alle Obdachlosen es auf dem Ring in Berlin rund um die Uhr warm haben wird dann aber dazu führen das kein anderer mehr damit fährt wenn das überhand nimmt. Gegen sowas braucht man halt schon handhaben, ob jetzt irgendeiner Fahrten aus Langeweile oder zum Spaß macht ist egal. Nur darf es halt kein Wohnzimmer Ersatz werden.

In nem Kuhrort in Norddeutschland war das mal ein Problem das Schüler den ganzen Tag sich im Bus durch die gegen Fahren haben lassen und so Leute die von A nach B wollte nicht einsteigen konnten da die Kapazität gefehlt hat. Solange das wie Mr. X einmalige Sache sind ist das egal nur darf es halt kein Wohnzimmer Ersatz werden.
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