Tag 1 München -> *ein paar Busse und Bahnen* -> Budweis
Der eilig ausgearbeitete Ersatzfahrplan macht das Ganze leider deutlich komplizierter.
München Hbf..................ab 10:16......RE 4066
Plattling.........................an 11:53
....................................ab 12:06.......WBA 83921
Zwiesel.........................an 12:58
....................................ab 13:04.......WBA 84009
Grafenau......................an 13:53
....................................ab 14:15.......Bus 7594
Neuschönau, Kirche........an 14:32
.....................................ab 14:58......Bus 6115
Teufelshäng, Grenze.......an 15:39
DB Fuß 200 m
Bucina, st. hr..................ab 15:45......Bus 710
Kvilda.............................an 15:55
.....................................ab 16:20......Bus 900
Lenora...........................an 16:57
.....................................ab 17:00......Os 18110
Volary............................an 17:14
.....................................ab 17:21......Os 18010
Cerný Kríž .....................an 17:28
.....................................ab 17:36......Os 8114
Ceské Budejovice...........an 19:36
Unspektakulär startet die Fahrt pünktlich mit dem DIX, der mich immer noch pünktlich in Plattling absetzt. Und weiter mit der Waldbahn. „Das Sommerticket ist bei uns nicht gültig!“ Wie? Was? Warum? Steht doch „Gültig in Zügen der DB einschließlich NE-Verkehr“ drauf. „Hmm, darf ich nochmal sehen?“ Bitte, jederzeit gerne. „Na gut, dann muss ich nochmal nachfragen. Wir hatten eigentlich eine Dienstanweisung…“
Zügig windet sich der RS bergauf und Zwiesel wird bald pünktlich erreicht. Der Bahnhof zeichnet sich durch seine sehr interessante Bahnsteiganordnung aus, um möglichst wenige Reisendenübergänge erforderlich zu machen.
Während die Fahrt bis hierhin zügig verlief, ändert sich das nun. Mit maximal 50 km/h quietscht der RS durch die sehr engen Bögen der Nebenbahn Richtung Grafenau. Einige technisch nicht gesicherte BÜ sind auch dabei. Auf dem Grafenauer Ast wird nur ein 2h-Takt angeboten, weil die beiden Kreuzungsmöglichkeiten in Spiegelau und Frauenau zwar rein theoretisch noch existieren, das 2. Gleis in beiden Fällen aber praktisch zum Biotop geworden und damit nicht mehr nutzbar ist. Für Sonntagmittag ist erstaunlich viel los und ich bin mir sicher, man könnte mit einem Stundentakt noch mehr Fahrgäste gewinnen. Zwei Rückfallweichen mit TUZ kann doch nicht so schwer umzusetzen sein… Aber so ist die Strecke halt – frei nach einem Kommilitonen – ein 30 km langes Abstellgleis. Ein BÜ wird nicht als gesichert angezeigt, obwohl auf den ersten Blick alles in Ordnung scheint. Der Tf hüpft ins Gleis, um den HET zu aktivieren.
„Ham Sie nen Schluck Wasser für mich?“ Ein alter Mann deutet auf seine leere Halbliterflasche. „Ich hob zwenich getrunka und mir ist schwindelig.“ Ich fülle ein wenig Wasser aus meiner Flasche um, er trinkt aus und ich schenke nach.

In Grafenau hängt ein Dutzend junger Männer ab. Einer kniet auf dem Bahnsteig mit der Stirn auf den Pflastersteinen. „Allahu akbar“, murmelt er, während er sich wieder aufrichtet.

Weiter geht´s mit dem
Igelbus.
Positiv anzumerken, dass die Busse unter der Woche wie am Wochenende verkehren, für deutsche Regionalbusse eine überdurchschnittliche Annäherung eines Taktverkehrs anbieten sowie für Touristen mit Gästekarte kostenlos sind.
Einige Minuten vor der Abfahrt öffnet der Fahrer die Tür, Eltern mit Kindern und ein paar Rentner steigen ein. Ob das Sommerticket wohl in den Regionalbussen der DB gilt? Im Internet habe ich dazu nichts gefunden. Jedenfalls habe ich sicherheitshalber Urschalling → Teufelshäng, Grenze draufgeschrieben.
Der Busfahrer überlegt. „Also ich hab ja schon viele Fahrscheine gesehen, aber Sommer-Ticket… Das weiß ich jetzt nicht. Ich denke eher nicht. Aber ich bin mir nicht sicher und weil die Fahrgäste ja nichts dafür können, wenn sich der Busfahrer nicht sicher ist, lasse ich Sie mitfahren.“
Mittagspause in Neuschönau, bis hierhin ist niemand ausgestiegen.

Der zusätzliche Umstieg in diesem beschaulichen Ort war übrigens nur aus dem Grund erforderlich, um die Strecke nach Grafenau komplett abzufahren. Ich hätte auch direkt von Spiegelau an die Grenze fahren können.
Der nächste Bus kommt mit Fahrradanhänger. Ob ich hier wohl auch mit dem Sommerticket durchkomme? „Neee! Wohin soll es eigentlich gehen?“ Die Busfahrerin wählt das Ziel aus und drückt auf BC-Rabatt, doch der Computer will nicht. Nachdem sie eine Weile fluchend herumgedrückt hat und sich die beiden alten Fahrgäste allmählich wundern, was los ist, schlage ich vor, erstmal weiterzufahren, damit keine Anschlüsse verloren gehen. „Ach, die fahren nur ne Runde.“ Die Fahrerin drückt noch ein bisschen herum – ohne Erfolg.
Leicht hinter Plan und mit einigen zusätzlichen Fahrgästen lassen wir das Nationalparkzentrum hinter uns. Dann zeigt sich der Computer doch noch gnädig und druckt mir eine Fahrkarte für 3€ aus. Wenig überraschend bin ich bald mal wieder der einzige Fahrgast, während wir über kleine Landstraßen durch die Dörfer fahren. „Ach, um die Zeit ist nicht so viel los, die meisten fahren morgens hin und um diese Zeit zurück. Aber einen mit Koffer, das hatte ich auch noch nie…“ Ich nehme den Hinweis der Neugierde auf und beginne zu erzählen.
„Soso, einen Tschechischkurs. Und das auch noch für drei Wochen. Ich hatte mich mal kurzzeitig an der Sprache versucht, aber nein… Das ist für mich wie eine kryptische Mischung aus Russisch und Polnisch.“
„Boah, muss der hier parken? Das ist eine Buswendeschleife! Aber das scheint hier keiner zu wissen. Schlimm hier auf dem Land…“ Ich beruhige sie, dass es in der Stadt keineswegs besser ist. „Ja, aber dort ist wenigstens die Polizei schnell da. Wenn ich hier die Polizei rufe, dann dauert das manchmal zwei Stunden, bis die kommen! Und ich muss noch meinen Lebenslauf hinterlassen. Von wegen, warum ich hier überhaupt mit dem Bus langfahre…“
Dann steigen doch noch fünf Fahrgäste zu, um bis zur Grenze zu fahren.
„Bist du eigentlich vom Landratsamt? Vorhin hatte ich da welche, die haben irgendwelche Sachen kontrolliert…“ Nein, nein. Ich bin hier rein aus persönlichem Interesse unterwegs.
Leicht vor Plan wird also die Grenze erreicht.

Die Wanderer beäugen mich etwas skeptisch, während ich meinen Koffer die 200 Meter über den Schotterweg zur tschechischen Bushaltestelle zerre.

Drei sind schon drin, ich zahle 13 Kronen für die Fahrt bis Kvilda. Der Bus füllt sich bald deutlich.
Im Ort herrscht reger Betrieb und ich tue mich schwer, die richtige Abfahrtsposition für den Bus nach Lenora zu finden.
Ganz untypisch für Tschechien bin ich der einzige Fahrgast. Mein Koffer wird mit Spanngurten auf der Mehrzweckfläche gesichert und ich frage mich noch, wozu. Aber als ich sehe, wie schnell der Busfahrer durch die engen Kurven der schmalen Landstraße rast, kenne ich die Antwort. Bald steigt eine Frau mit Kinderwagen zu, welcher ebenfalls mit Spanngurten verstaut wird. An einem Haus mitten im Wald verabschiedet sich ein Mann von seiner Familie und steigt ebenfalls zu. Sein fünfjähriger Sohn bleibt winkend stehen, bis der Bus davonbraust. Am Straßenrand sind noch die Reste des Sturms von vorgestern erkennbar.
Der Mann steigt zwei Dörfer weiter wieder aus, nur die Frau mit Kinderwagen und ich fahren weiter bis zum Bahnhof in Lenora, wo planmäßig 2 bzw. 3 Minuten Umsteigezeit zu den sich kreuzenden Zügen im 2h-Takt besteht. Ein Selbstmordkommando?
Wir kommen mit -3 an, bald rollen die Züge herbei.
Ich setze zum ersten Mal meine vorläufige IN-Karta 25 ein. Ob der Fahrkartenverkauf wohl bald durch den Blechschaffner übernommen wird?
112 Kronen kosten die 108 km mit zwei Umstiegen in 2h 36 min.
Holperholperklongtrööööööt!
Quietschkadongkadongtrööööööt!