aktuell Weile ich für einige Tage beruflich im Fernen Osten, nämlich in Singapur. Da ich beruflich eingespannt bin, kann ich leider nicht so viele Fotos machen wie ich möchte. Aber die paar Ergebnisse die ich erwischt habe, möchte ich euch selbstverständlich nicht vorenthalten.
Wie viele von Euch wissen, ist Singapur ein Inselstaat in Südostasien an der Spitze der malaiischen Halbinsel und kontrolliert eine der wichtigsten Schiffahrtsrouten der Welt, nämlich die Straße von Malakka. Die Insel hat 750 Quadratkilometer Fläche und ist mit seiner knappen 60km Ost-West-Ausdehnung überraschend groß, zumal dazu noch einige größere Nebeninseln wie Sentosa kommen. Überraschend groß ist sie allerdings nur, wenn man bedenkt was alles Platz auf dieser Fläche beansprucht:
- 5,6 Millionen Einwohner mit allen ihren Bedürfnissen
- Eine gewaltige Hafenanlage samt Raffinerien
- Eine Business-Distrikt für die Finanzbranche
- Grünflächen in großen Mengen, Parks, Botanische Gärten etc.
- Den weltbesten Drehkreuz-Flughafen
- Drei Fliegerhorste und ein Trainingsgelände für eine der besten Streitkräfte Südostasiens
...und das ist nur eine die Spitze des Eisbergs. Es ist wirklich bewundernswert, wie Singapur es schafft eine gute Lebensqualität seiner Bewohner mit ökonomischen Erfolg zu verbinden - und auch in Sachen Umwelt geben sie sich wirklich Mühe, ihre Stadt ökologisch nachhaltig zu betreiben.
Ich hatte auch Gelegenheit Gespräche mit hohen Beamten aus der Urban Development Authority und der Land Transport Authority zu führen. Das erste was auffällt: Der öffentliche Dienst gilt dort als die Königsdisziplin, da kommen nur die besten Singapurer rein die mit Bestnoten an den besten Unis der Welt (MIT, Yale, Cambridge etc.) abgeschlossen haben. Die Gehälter sind dementsprechend hoch. Diese hochqualifizierte Beamtenkaste darf sich nun hier frei austoben, denn die Politik redet ihr nur beschränkt rein. Regiert wird das Land seit seiner Unabhängigkeit von Malaysia in 1965 kontinuierlich von einer Art "CSU auf Crack", der People's Action Party, die aktuell 100 Prozent der Sitze im Parlament inne hat. Das ganze ist nicht mehr demokratisch lupenrein, aber ich glaube die Regierung würde auch eine freie Wahl überstehen (nur halt nicht mit 100 sondern mit 55 Prozent). Singapur hat seit seiner Loslösung von Malaysia ein "Mythos der Verletzlichkeit" propagiert, wonach sie durch das fehlende Hinterland verletzlich ist und daher auf Teufel komm raus zum Erfolg verdammt ist, wenn sie überleben möchte. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Singapurer sich von feindlichen muslimischen Staaten eingekreist sehen. Daher installiert die PAP diese hochqualifizierten Beamten und achtet nur darauf, dass alles läuft und sie nicht mal aus Versehen den Volkszorn erregen. So gibt es auch in Singapur eine Bürgerbeteiligung bei der Stadtplanung, wie das mir der Beamte von der Urban Development Authority geschildert hat. Sie erstellen diverse Planungen für die Insel (die einzelnen Pläne erinnern sehr an die deutschen Pläne Regionalplan, Flächennutzungsplan und Bebauungsplan) noch im Hinterzimmer der behörde. Aber diese Pläne werden auch ausgestellt und wenn sich Widerstand regt, auch schonmal geändert. Diese erfolgreiche Stadtplanung wird auch dadurch möglich gemacht, dass die Stadtplaner keine Rücksicht auf ländliche Gebiete nehmen müssen, alle Regeln sind nur für die Stadt gemacht und Stadt/Land konkurrieren nicht miteinander um Finanzmittel. Der Beamte der Land Transport Authority war für den Autoverkehr zuständig. Er hat uns deren Autopolitik vorgestellt: Seit zwei Jahren darf es keinen Nettozuwachs mehr beim Autos in Singapur mehr geben! Um das durchzusetzen, greift die Regierung zu drastischen Maßnahmen: ein Einfuhrzoll von 100% auf alle Autos, eine "road tax" von ca. 10000 SGD bei der Zulassung die alle fünf Jahre fällig ist, eine streckenabhängige Maut auf großen Straßen, teure und wenige Parkplätze. Wenn man zum Erfolg quasi gezwungen ist, muss man den öffentlichen Verkehr mit allen Mitteln stärken, so seine Aussage.
Aber genug geredet: Hier ist nun der besagte öffentliche Verkehr!

Der Rückgrat der öffentlichen Verkehrs ist der Mass Rapid Transit (MRT). Der MRT ist ein hervorragendes U-Bahn-System das extrem leistungsfähig, pünktlich und sauber ist. Fotos kann man von den Fahrzeugen leider kaum machen, denn sie fahren fast immer unterirdisch und alle Stationen verfügen über Bahnsteigtüren. Nur am oberirdischen Abschnitt der East-West-Line konnte ich mal ein Kawasaki-Zug erwischen.

Die Wägen sich alle bestens klimatisiert. Ein Einheimischer drückte es so aus: Im tropischen Singapur gäbe es zwei Jahreszeiten, 'inside' und 'outside'.

Die Züge der Circle Line werden vollautomatisch betrieben mit Alstom Metropolis Material.

Typische MRT-Station: Outram Park. Sehr sauber, hat wirklich das Feeling eines horizontalen Aufzuges. Bezahlt wird übrigens rein streckenabhängig. Das Betreten und Verlassen der Stationen ist nur durch Absperrungen möglich. Es gibt diverse Touch-Systeme (mehrere Sorten an Karten sowie das Handy). Ich habe mich für die EZ Link Karte entschieden.
Ergänzt wird das MRT durch eine Vielzahl an Buslinien. Es dominieren Solobusse und Doppeldecker, obwohl irgendwo anscheinend auch paar Gelenker rumfahren. Betrieben werden die Bussse von mehreren Unternehmen.




Bezahlt wird in den Bussen übrigens wie in der MRT mit dem Touch-System (Ein- und Auschecken notwendig). Hier gibt es jedoch Kontrolleure, da keine Schranken den Zugang versperren können.
Alles in allem eine wundervolle Stadt. Das Leben ist erstaunlich entspannt, von einem Polizeistaat ist im Alltag nichts zu spüren. Die Einheimischen machen sich sogar über die Regeln lustig, halten sich aber in Großen und Ganzen daran. Ganz ehrlich, ich vermisse es keine Sekunde dass man sein Müll in der U-Bahn hinterlässt, alles mit Graffiti vollgesprüht ist und an den Bushaltestellen sich schon Stalagmiten aus Rotze, Kippen und Kaugummi bilden. Das Essen ist hervorragend und billig und es gibt kaum Autos. Sehr gelungen was die hier auf die Beine gestellt haben!
Wie gesagt, diesmal leider zu wenige Bilder, hoffentlich seid ihr nicht enttäuscht.
Beste Grüße aus dem fernen Osten!