Spontaner Schnappschuss aus dem Fenster

Ostallgäu

In Kaufering kommen wir vor dem Esig zum Halten, doch wenig später geht es weiter. Mit leichter Verspätung erreichen wir Buchloe, wo alle quer über den Bahnsteig rennen, um den richtigen Zugteil des gegenüber stehenden RE nach Memmingen und Bad Wörishofen zu erwischen. Wohlwissend haben sich die Zub an den Türen positioniert und helfen bei der Suche nach dem korrekten Zugteil.
Mit einer herrlichen Parallelausfahrt bleibt Buchloe zurück und nach viel Gepfeife rollt der Desiro in Fahrradgeschwindigkeit durch Bad Wörishofen. Das 2. Gleis hat der ehemalige Bf verloren.

Immerhin gibt es noch ein Video-Reisezentrum mit rentnergerechten Öffnungszeiten und der Busbahnhof ist direkt daneben.

Für mich geht es von hier nach der erfolgreichen Befahrung der Stichstrecke mit dem Bus weiter. Besonders eilig hat der Fahrer es nicht und der Fahrplan lässt auch reichlich Luft. In Dorschhausen ist der geplante Weg gesperrt und der Bus muss eine Umleitung fahren. „Ob das irgendwann mal fertig wird…“, brummt der ältere Herr auf dem Mit-dem-Busfahrer-Quatsch-Sitz. „Naja, Ende Juli soll es fertig sein.“ „Ende Juli, ja. Aber welches Jahr?“ Offensichtlich dauert das Neuteeren einer Straße nicht nur in München ewig.
Wir müssen hinter einem Traktor herzuckeln. Das ist aber unkritisch, denn am Bahnhof Mindelheim steige ich ohnehin als einziger aus – und die Umsteigezeit zum Knoten der Minute 30 ist eh fast eine halbe Stunde… Hier gibt es ein beheiztes Bahnhofsgebäude, welch ein Wunder! Die tschechische Gemütlichkeit fehlt aber.

Das Bild des SPNV wird sich hier wohl bald ändern.

Mit einer Dotra RS geht es in gemütlichem Tempo unter regem Einsatz der Pfeife mit einer einstelligen Fahrgastzahl durch das hügelige Ostallgäu.

Angesichts der Uhrzeit ahne ich schon, wofür die Kapazität gebraucht wird. Besonders spannend ist auf der Strecke auch die Fahrplankonstruktion. Es ist ein klassisches Problem, welches mit von vielen tschechischen Nebenstrecken bekannt vorkommt, die an beiden Enden in Knoten eingebunden werden sollen.
Das sind die Randbedingungen: In Mindelheim gibt es einen Knoten zur Minute 30. In Günzburg treffen sich die Züge von und nach Ulm zur Minute 15. Die Beförderungszeit über die Strecke beträgt etwa 1:15, es gibt etwa in Streckenmitte in Krumbach eine Kreuzungsmöglichkeit und für die Region bedeutende Schulen. Viel Spaß!
Das Ergebnis ist: Würde ich in Mindelheim in den 612 steigen und via Memmingen – Ulm nach Günzburg fahren, wäre das immer noch 13 min. schneller als in der direkten RB. Und dabei ist die direkte Strecke mit 55 km nur gut halb so lang!
Zur Lösung des Problems hat man sich entschieden, den meisten Zügen in Krumbach einen mehr oder weniger langen Aufenthalt zu verpassen. In meinem Fall ist er mit 35 min. besonders lang. Dadurch wird der Anschluss nach Ulm in Günzburg genau verpasst und die RB mit Richtungswechsel nach Ulm durchgebunden. Vermutlich ist dies dem Abwarten des Schulschlusses zuzuschreiben.

Da bleibt noch Zeit für einen Spaziergang im Stadtpark Krumbach mit diesem Kunstwerk.

Wie man allerdings in Günzburg um 13:26 mit der RB und um 13:27 mit dem IC Richtung Ulm fahren will, ist mir ein Rätsel. Ich hätte erwartet, dass der IC auf dem Regelgleis und die RB auf dem Gegengleis verkehrt. Dies wäre denkbar, denn der ICE nach München müsste etwa um 13:25 in Günzburg durchfahren, was auch passiert.
