Sicherheitsmängel bei unterirdischen Bahnhöfen

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uferlos
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Beitrag von uferlos »

München (dpa) - Viele der rund 650 unterirdischen Bahnhöfe auf deutschen U- und S-Bahnstrecken weisen nach einer Studie erhebliche Sicherheitsmängel auf. Das berichtet der «Focus». Die Studie hat demnach das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben. Ergebnis: Besonders ältere Anlagen mit nur einem Ausgang könnten bei Bränden zu lebensgefährlichen Fallen werden. Fluchtwege seien oft zu lang und zu schmal. Nur wenige Stationen hätten Rauchabzugsschächte.
mfg Daniel
Electron
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Beitrag von Electron »

Hallo,

das Thema ist nicht erst heutzutage aktuell:
in Paris gab es 1903 einen Brand ,ausgelöst durch einen defekten Triebwagen, an dem in den angrenzenden Stationen "Couronnes" und "Ménilmontant" (heute Linie 2) mehr als 80 Menschen an Rauchvergiftung starben. Unter anderem wegen fehlender Ausgänge (Die Menschenmenge rannte weg vom Tunnel, aus dem der Rauch kam. Allerdings war in der Station Couronnes nur an diesem Ende ein Treppenaufgang). Eine Notbeleuchtung gabs derzeit natürlich auch noch nicht - es war nicht einmal möglich , den defekten Triebwagen abzuschalten. (Diesbezüglich hat sich ja einiges getan...)Daraufhin wurden Maßnahmen versprochen, jede Station mit mindestens 2 Ausgängen auszustatten. Es gibt in Paris noch heute einige Stationen mit nur einem Ausgang (darunter auch ironischerweise Couronnes!!)

Gruß
Tobias
MünchnerFreiheit
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Beitrag von MünchnerFreiheit »

Wo gibt es denn in Deutschland solche Stationen, also welche mit nur einem Aufgang? Selbst bei heftigem Nachdenken fällt mir in München keine ein - was nix heisst, da ich ein anstrengendes WE hatte :D

Gruß Flo
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Flok
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Beitrag von Flok »

Zu den Zeiten, als die U- u. S-Bahn Netze entstanden gab es mit sicherheit nicht so strenge Vorschriften. Das sich da nach -zig Jahren was ändert ist auch klar, und völlig normal. Nur geht es halt oft nicht (selbst wenn man es wollte), solche unterirdischen Stationen dem heutigen Stand der Dinge anzupassen. Und wenn doch, ist das ganze nur mit sehr großem Aufwand und utopischen Kosten verbunden.
Electron
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Beitrag von Electron »

Hallo,

@MünchnerFreiheit: da fallen mir spontan z.B. Theresienstraße oder Bonner Platz ein. (zwar mehrere Rolltreppen/Treppen, aber alle um die Bahnsteigmitte), die aber in ein gemeinsames Verteilergeschoß gehen)
@Flok: stimmt auch wieder, das sieht man ja momentan gut im U-Bahnhof "Alte Heide"

Gruß
Tobias
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

MünchnerFreiheit @ 14 Sep 2003, 20:31 hat geschrieben: Wo gibt es denn in Deutschland solche Stationen, also welche mit nur einem Aufgang? Selbst bei heftigem Nachdenken fällt mir in München keine ein
Ausser den von Electron genannten faellt mir jetzt z.B. die Muenchner Freiheit :-) ein, dann Sendlinger Tor unten. Und natuerlich bis jetzt die Alte Heide. Also direkt ne Seltenheit isses nicht.

Boris
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Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Hallo,

ohne es genau belegen zu können, aber ich denke, daß es in Berlin eine ganze Menge U-Bahnhöfe gibt, die nur einen Ausgang haben.

Gruß

neudinho.
MünchnerFreiheit
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Beitrag von MünchnerFreiheit »

Hmm..ich hatte auch erst an die Münchener Freiheit gedacht, aber: dadurch, daß es zwei Treppen gibt (auf jeder Seite eine), kann man, wenn eine nicht geht, auf die andere Seite gehen und dort hochkommen (Rolltreppe ist ja auch als treppe nutzbar.). Andereseits gibt es, und das ists vielleicht ein kritische Punkt, eben nur einen Durchgang nach Treppe in die Halle mit ihren Ausgängen.

Gruß Flo
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reveal
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Beitrag von reveal »

Der Beitrag im Focus ist nur eine Seite lang, eigentlich wird da nur etwas über Berlin und Hamburg, die ältesten U-Bahn-Netze in Deutschland, gesagt. Ich muss den mir mal genauer durchlesen...
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

MünchnerFreiheit @ 15 Sep 2003, 09:30 hat geschrieben: Hmm..ich hatte auch erst an die Münchener Freiheit gedacht, aber: dadurch, daß es zwei Treppen gibt (auf jeder Seite eine), kann man, wenn eine nicht geht, auf die andere Seite gehen und dort hochkommen (Rolltreppe ist ja auch als treppe nutzbar.). Andereseits gibt es, und das ists vielleicht ein kritische Punkt, eben nur einen Durchgang nach Treppe in die Halle mit ihren Ausgängen.
Ja, das ist das Problem. Dass eine der beiden Treppen unbenutzbar und die andere benutzbar ist ist denke ich eher unwahrscheinlich, das Problem ist ja nicht das Feuer ( Dass die Steintreppe brennt duerfte eher unwahrscheinlich sein) sondern der Rauch. Jetzt ist natuerlich die Frage wie der sich ausbreitet und ob der eigentlich eher kleine Abschnitt oberhalb der Treppen kritisch werden koennte. Bei einem groesseren Brand ist das denke ich durchaus vorstellbar.

Boris
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Beitrag von Daniel S »

Boris Merath @ 14 Sep 2003, 22:20 hat geschrieben:Ausser den von Electron genannten faellt mir jetzt z.B. die Muenchner Freiheit :-) ein, [...]
Unweit von der Münchner Freiheit gibt es eine Fußgängerunterführung, in der seitlich Türen eingebaut sind. Sie sind mit "Notausgang" beschriftet, und es ist sogar ein typischer U-Bahn-Eingang aufgemalt, mit Entwertern usw. Ich vermute mal, dass die Türen irgendwo im Tunnel hinter den Bahnsteig führen. Auch am Westfriedhof habe ich solche Ausgänge schon gesehen, sowie an verschiedenen Punkten in der Stadt (teilweise auch mit U-Bahn-Notausgang beschriftet).

Wahrscheinlich gibt es doch genügend Ausgänge im Münchner Netz, denn es hat ja grade mal 30 Jahre auf dem Buckel :rolleyes:
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Beitrag von BG »

Einen Notausgang von der Station Quiddestr. hatte ich an meiner alten Schule immer auf dem Sportplatz. War lustig, wenn man in der Nähe standt konnte man jede U-Bahn hören und wenn man reinschaute sogar sehen :-)
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Daniel Schraeder @ 17 Sep 2003, 19:31 hat geschrieben: Unweit von der Münchner Freiheit gibt es eine Fußgängerunterführung, in der seitlich Türen eingebaut sind. Sie sind mit "Notausgang" beschriftet,
Unweit ist gut, das duerfte ziemlich genau in der Mitte zwischen Muenchner Freiheit und Dietlindenstrasse sein, da kommt zuerst das Gleisvorfeld und danach eine Abstellanlage (die oestliche, die einen Langzug fasst), un nach dieser Langzuglaenge eben geht da eine Treppe rauf. Es handelt sich dort sicher nicht um einen Notausgang der zur Evakuierung des Bahnhofes MU gedacht ist, da das im Ernstfall unpraktikabel ist (woher weiss der Normalfahrgast dass da ein Ausgang ist bzw. wo er hinlaufen muss (und in welchen Tunnel), und dann ist das auch noch zu weit weg. Ich selber wuerde diesen Ausgang im brandfall wohl nutzen, aber fuer den Normalfahrgast ist das unmoeglich.
und es ist sogar ein typischer U-Bahn-Eingang aufgemalt,  mit Entwertern usw.
Dies wurde im Zuge der Verschoenerung der Unterfuehrung (die uebrigends nur wegen der Erloeserkirche gebaut wurde) durch eine Jugendgruppe eben dieser Kirche angebracht.
Ich vermute mal, dass die Türen irgendwo im Tunnel hinter den Bahnsteig führen. Auch am Westfriedhof habe ich solche Ausgänge schon gesehen, sowie an verschiedenen Punkten in der Stadt (teilweise auch mit U-Bahn-Notausgang beschriftet).
Ja, aber wie gesagt sind die nur fuer die Evakuierung aus dem Tunnel selber, aber sicher nicht vom Bahnsteig aus.
Wahrscheinlich gibt es doch genügend Ausgänge im Münchner Netz, denn es hat ja grade mal 30 Jahre auf dem Buckel
Das mit dem Alter ist kein Argument, in Nuernberg muss in irgendeinem Bahnhof aus eben diesem Grund ein weiterer Ausgang nachgeruestet werden, soweit ich weiss.

Boris
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Beitrag von MünchnerFreiheit »

Es gibt auf der Leopoldstr., kurz vor der Karl-Theodor auch noch einen U-Bahnnotausgang - der dürfte dann wohl für U3 sein (ist eine von diesen hydraulisch betriebenen Klappen). Das Problem ist halt - wer mag schon einfach so in die Gleise springen im Brandfall, vor allem, da durchaus die Gefahr bestünde, daß sich noch ein Fzg der Station nähert?

Gruß Flo
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Beitrag von Boris Merath »

MünchnerFreiheit @ 18 Sep 2003, 12:31 hat geschrieben: Es gibt auf der Leopoldstr., kurz vor der Karl-Theodor auch noch einen U-Bahnnotausgang - der dürfte dann wohl für U3 sein (ist eine von diesen hydraulisch betriebenen Klappen).
Das stimmt, auf der anderen Seite der haesslichen Mauer ist noch so ein Teil, das duerdfte wohl der Ausstieg von Gleis 1 sein, der an der Leopoldstrasse wohl von Gleis 2, die ja dort in getrennten Roehren verlaufen.
Das Problem ist halt - wer mag schon einfach so in die Gleise springen im Brandfall, vor allem, da durchaus die Gefahr bestünde, daß sich noch ein Fzg der Station nähert?
bzw.: Wer kommt auf die Idee? ich wuerde es schon machen, aber ich weiss was ich dort hinten erwarte und koennte deswegen direkt auf das Rangiergleis/Rangierweg im Tunnel der U6, das waere dann wohl wenn dort wenig Rauch ist recht ungefaehrlich im Gegensatz zum direkt aufsteigenden Rauch wenn man aufpasst, aber das wuerde ich niemandem raten, der nicht ein gewisses Grundwissen was die U-Bahn betrifft mitbringt und z.B. fuer Gehbehinderte ist das sowieso unmoeglich, mal davon abgesehen dass das nicht geeignet ist um groessere Menschenmassen rauszuholen.

Boris
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Trennschütze

Beitrag von Trennschütze »

MünchnerFreiheit @ 18 Sep 2003, 12:31 hat geschrieben: Das Problem ist halt - wer mag schon einfach so in die Gleise springen im Brandfall, vor allem, da durchaus die Gefahr bestünde, daß sich noch ein Fzg der Station nähert?
Gegenfrage, wer will schon vorm Gleis stehen bleiben mit ner Feuersbrunst im Rücken und dann rumheulen, dass ihm das Betreten der Gleise zu lebensgefährlich wäre, und dann lieber verbrennen?
Oder anders gesagt im Notfall ist das wohl ne Abwägungssache was gefährlicher erscheint und wie man handelt...
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