[N] U-Strab

Strecken, Fahrzeuge und Technik von Straßenbahnen und Stadtbahnen
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stadtgrenze
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Beitrag von stadtgrenze »

Weil das Thema hier ja schon gelegentlich angeschnitten wurde:
Wie sähe das Schienennetz in Nürnberg wohl heute aus, hätte man (wie vom Stadtrat ursprünglich beschlossen) eine U-Tram oder U-Stadtbahn gebaut? Das gilt natürlich auch für München.
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Als Quelle für Nürnberg habe ich nur "Deutsche Straßen- und Stadtbahnen - Band 1: Bayern" in der 82er-Auflage von Dieter Höltge zu bieten.
Was Nürnberg betrifft, läßt er sich nur unzureichend darüber aus.
So ist zu lesen, daß in Nürnberg "bis zur Jahrhundertwende" 3 U-Bahnäste mit Verästelungen gebaut werden sollten. Das entspricht etrwa dem, was auch gebaut wurde.
Allerdings sind die Höltge-Bände keine besonders gute Quelle...
Etwas ausführlicher ist die Seite U-Bahn Nürnberg (Menü "Netzplanungen), wo die verschiedenen Netzmodelle zu sehen sind.

Zu München gibt es schon ein Thema dazu.

Gruß vom
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stadtgrenze
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Beitrag von stadtgrenze »

Die genannten Seiten beschreiben ausschließlich Planungen für die U-Bahn. Ich meine aber die einst beschlossene U-Tram.
Rathgeber
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Beitrag von Rathgeber »

Einen Beschluß gibt es dazu meines Wissens nicht. Es gab 1962 von Prof. Lambert die Empfehlung, eine Unterpflasterstraßenbahn zu bauen. Beschlossen wurde 1965 der U-Bahnbau.*
Es gab Mitte der der zwanziger Jahre, Pläne, die Strecke nach Fürth als U-Strab zu bauen. Die wurden allerdings nie verwirklicht. Gebaut wurde lediglich der U-Strab-Abschnitt zur Frankenstraße (heutige Linie7).

* Quelle: Stadt Nürnberg - Tiefbauamt / U-Bahnbau (Hrsg.): Zug um Zug - U-Bahn Nürnberg; Nürnberg 1992
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reveal
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Beitrag von reveal »

Rathgeber @ 26 Feb 2005, 13:20 hat geschrieben: Es gab Mitte der der zwanziger Jahre, Pläne, die Strecke nach Fürth als U-Strab zu bauen. Die wurden allerdings nie verwirklicht. Gebaut wurde lediglich der U-Strab-Abschnitt zur Frankenstraße (heutige Linie7).
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Die heutige Strecke nach Fürth wurde afaik eine Zeit lang als Straßenbahnstrecke genutzt, bevor die U-Bahn kam. Es müsste auch mehr Unterpflasterstrecken im Süden Nürnbergs geben die allerdings inzwischen alle stillgelegt worden sind.
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Beitrag von Rathgeber »

reveal @ 26 Feb 2005, 13:53 hat geschrieben:Die heutige Strecke nach Fürth wurde afaik eine Zeit lang als Straßenbahnstrecke genutzt, bevor die U-Bahn kam.
Da war die U-Bahn allerdings schon beschlossene Sache und im Bau. Die Hochbahnstrecke war zu Beginn sozusagen ein U-Bahn-Vorlauf-Betrieb.
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Achates
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Beitrag von Achates »

Hallo zusammen,

wobei man zwischen den Planungen aus den 1920ern und den 1960ern unterscheiden muss.
In den 1920ern war eine Art Adler, nur unterirdisch geplant.
1962 sah Lambert ja einen Ring Plärrer - Südstadt - Schweiggerstraße - Hauptbahnhof - Kornmarkt - Plärrer vor.

Von dem Ring sollten an der Landgrabenstraße eine Strecke nach Gibitzenhof abzweigen. Langwasser wäre über Südbad - Frankenstraße erschlossen worden, wobei die U-Bahn-Trasse in Langwasser meiner Meinung nach Teil der U-Strab-Planung war.
(Der Tunnel Bayernstraße - Tristanstraße/Tirolerstraße hat damit nix zu tun, der wurde bereits in den 1930ern gebaut, da die Strab den Nazis und ihren Aufmärschen im Weg war.)

An der Lorenzkirche hätte eine unterirdische Strecke Erlenstegen über Rathenauplatz-Egidienplatz an die U-Strab angeschlossen (ab/bis Rathenauplatz unterirdisch) und hätte endlich eine leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung in der Altstadt geschaffen.
Die Strab nach Fürth, wäre entlang der Fürther Straße in einfacher Tiefe (also wie in der "wanne" an der Bayernstraße") gefahren.
Das Viadukt zwischen Eberhardshof und Stadtgrenze, auf dem tatsächlich Straßenbahnen gefahren sind, war ein Vorfgriff auf den U-Bahnbau, da man wegen des Baus der A73 (Da war früher der Ludwigskanal!) Vorkehrungen treffen musste.

Zuletzt hätte es eine unterirdische Verbindung in Richtung Schweinau gegeben, die verblüffende Ähnlichkeit mit der Lage des aktuellen U2-Süd-Tunnel aufweist. Allerdings hätten die Leute an der Gustav-Adolf-Straße nicht fast 25 Jahre auf einen schienengebundenen Nahverkehr verzichten müssen.

Auffallen wird zum Beispiel, dass die Strecke entlang des Frauentorgrabens gar keine U-Strab-Strecke war, die z. B. wäre Straßenbahn geblieben, hätte über Rampen am Plärrer und am Hauptbahnhof dort die U-Strab-Bahnhöfe erreicht, um an den selben Bahnsteigen zu halten und dann wieder ans Tageslicht zurückzukehren.

Was wäre gewesen wenn?

Ganz einfach, Nürnberg hätte ein genauso modernes, jedoch halbwegs bezahlbares und flexibles Nahverkehrssystem, das sich einfacher und günstiger ausbauen hätte lassen, ohne stets das Netz umzuwerfen und Verbindungen zu trennen.
(Die U-Bahn-Netz wurde nie auf die Eingemeindungen 1972 hin überarbeitet, in Kornburg hat man zwar die Wohnungen gebaut, die vielleicht in Wetzendorf (U3-Ende Plan 1972) gebaut hätten werden müssen, nach Kornburg fährt aber noch immer der Bus!)

Die Verbindung Fürth-Kaiserstraße - Ziegelstein war mal eine Direktverbindung.
Inzwischen kommt man wieder mit zweimal umsteigen dorthin.
Der Zeitgewinn U-Bahn wird durch den Umsteigzwang und die verlängerten Taktzeiten zunichte gemacht.

Der Lambert-Plan hatte seinen Charme und Stuttgart oder Hannover zeigen, dass sowas funktionieren kann.
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Beitrag von Rathgeber »

Moin Achates,

danke für die Ausführungen. Gibt es eine Quelle (Buch), wo man etwas mehr darüber erfahren kann? Über den ÖPNV in NÜrnberg habe ich noch kein brauchbares Buch gefunden...

Gruß vom
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Achates
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Beitrag von Achates »

Rathgeber @ 1 Mar 2005, 23:56 hat geschrieben:Moin Achates,

danke für die Ausführungen. Gibt es eine Quelle (Buch), wo man etwas mehr darüber erfahren kann? Über den ÖPNV in NÜrnberg habe ich noch kein brauchbares Buch gefunden...

Gruß vom
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Danke Rathgeber,

auch klugscheißen gehört zu meinen Hobbies... ;)

Ich kenne kein - verfügbares - Buch zu dem Thema, die einzige vernünftige Quelle die ich kenne und bedenkenlos weiterempfehlen möchte ist "Die Straßaboh", die Vereinszeitschrift der Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn.

Leider sterben auch da die Zeitzeugen langsam aus... :(

Wer dennoch nach Fachliteratur Ausschau halten will, dem empfehle ich in Nürnberg die Buchhandlung Jakob am Heffnersplatz, aber wem sag ich das...

Gruß Achates

In den nächsten Tagen vielleicht mit Signatur und Avatar... :)
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Jean
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Beitrag von Jean »

Ein Typ für Gera Nova: bringt ein Buch über die Nürnberger Straßenbahn. B) B)
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Beitrag von Rathgeber »

Jean @ 2 Mar 2005, 16:56 hat geschrieben: Ein Typ für Gera Nova: bringt ein Buch über die Nürnberger Straßenbahn. B) B)
Bitte nicht! Ich kenne vom GernNova-Verlag nur ein brauchbares (informatives) Trambahnbuch...
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stadtgrenze
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Beitrag von stadtgrenze »

@ Achates
Danke für die Zusammenfassung, ist wirklich gut vorstellbar. Außerdem frage ich mich sowieso dauernd, warum Strecken wie Plärrer - Hauptbahnhof sowie Hauptbahnhof - Rathenauplatz überhaupt unterirdisch sein mussten. Die Straße ist doch wirklich schon breit genug.
Die Strab nach Fürth, wäre entlang der Fürther Straße in einfacher Tiefe (also wie in der "wanne" an der Bayernstraße") gefahren
Sorry, aber das kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Dann hätte man doch auch gleich einen Tunnel bauen können, oder?
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Achates
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Beitrag von Achates »

@stadtgrenze

Na gut, was man bei "ohne Deckel" gespart hätte weiß ich nicht.
Letztendlich wäre es kreuzungsfrei gewesen und der Individualverkehr wäre über eine Brücke drüber.
"Verkehrsfluss" mal anders.

Gruß achates
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