Lesen Sie unbedingt den Fall, den wir Ihnen heute
erzählen möchten: Es handelt sich um den Fall
Privatdetektiv Willy W. und der verschwundene ET
Skrupellose und zu allem entschlossene Fans des Heiligen ET 420
wollen ihren Liebling vor dem (sicheren?) Verschrotten retten.
Die anderen, Skrupellosen und zu allem Entschlossenen, das sind die,
die ein für alle mal Schluß damit machen wollen und den 420 am
liebsten sofort beseitigen möchten. Und nun die Frage, um die es geht:
Wer war schneller? Wer hat den Heiligen ET vom Abstellgleis geklaut?
Nur wenigen ist bekannt, daß Willy, bevor er Professor wurde,
und sich wenig später dann doch mit einem dicken Paket
DB-Aktien, die ihn zum reichen Mann gemacht haben, zur
Ruhe setzte, eine Zeitlang (das muß so um 2005 gewesen
sein), als Privatdetektiv arbeitete. Er verdiente sich neben
seinem Studium noch ein wenig Geld als Kombifahrer für
S-Bahn München GmbH und MVG zusammen, und hatte somit
nicht nur die Schlüssel für ET 420 und 423, A-,B-und C-Wagen
der U-Bahn, P-, R2 (das ist der kurze) und R3-(das ist der lange)
Wagen, und für so manche Bustype [BUUH schreien jetzt die
Leser, der kennt sich da ja gar nicht aus! Stimmt!]. Und einen
Dienstausweis hatte er auch noch, der ihm freie Fahrt auf allen
MVV-Linien gewährte. Eine Super-tolle Sache also. Und die Agentur,
für die Willy arbeitete, hieß Gut & Wegmann, und hatte ihren Sitz
damals in einem Kellerabteil eines Verwaltungsgebäudes am schönen
Orleansplatz. Die Hausnummer spielt keine Rolle. Nachdem ein Büro
in der dritten Etage frei wurde, zog die Agentur dort ein. Eines Tages
holte der Chef Willy zu sich. Er hatte einen Auftrag für ihn! Willy freute
sich, denn es war sein erster Auftrag, und er nahm sich vor, alles richtig
zu machen. Der Chef (leider muß sein Name ungenannt bleiben, da das
in der Branche so üblich ist, aber wir können ihn uns ja vorstellen) sagte
ihm, worum es ging: Man habe da etwas gehört von ein paar Wahnsinnigen,
und daß es um einen Triebwagen der Baureihe 420 gehe. Näheres sei aber
nicht bekannt. Das müsse Willy schon selber herausfinden. Und Willy machte
sich an die Arbeit.
Es war stockdunkle Nacht, als Willy aus der S-Bahn stieg, die ihn nach Pasing
gebracht hatte. Dort hinten, da sollten sie stehen, die abgestellten ET 420,
hatte sein Chef ihm gesagt. So ein Blödsinn, natürlich wußte Willy längst,
um was es ging. Er war ja selbst Eisenbahnfan. Es ging um ALLES! Aber Willy
war nicht parteiisch. Er hatte einen Auftrag, und den führt er jetzt aus. Leise
tröpfelt der Regen, und im Schein einer einsamen Straßenlaterne sah Willy den
kleinen Trampelpfad, der ihn seinem Ziel ein ganzes Stück näher brachte. Die
abgestellten Züge waren nicht mehr weit. Ja, da vorne standen sie. Aber was
war das? Da klaffte eine Lücke zwischen den abgestellten 420ern! Eine häßliche
Lücke wie ein schwarzes Loch! Jemand hat den ET 420-018 geklaut! Das ist doch
nicht zu fassen! Gestern stand er ja noch da, zwischen all den anderen schönen
Zügen. Und jetzt? Eine häßliche Lücke! Der Zug war nicht mehr da! Willy zögerte
keinen Augenblick, und wollte sich gerade Notizen machen, als er ein leises Geräusch
hörte. Ein Astknacken, oder geht da jemand über den Schotter? Ja, da war was.
Schnell versteckte sich Willy hinter einem alten Bahnwärterhäuschen, als er auch
schon sah, was hier vorging. "Natürlich", grinste Willy zufrieden, "ich hätte es mir ja
denken können"...