Güter gehören auf die Bahn!

Strecken und Fahrzeuge des Güterverkehrs
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E 19 01
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Beitrag von E 19 01 »

Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, das für Südostoberbayern, Salzburg und Tirol zuständige Logistikzentrum zu besuchen. Es stellt praktisch das Scharnier zwischen Industrie, Handel und Transportdienstleistern dar. Auf vielen 1000 Quadratmetern Betriebs- und Lagerfläche werden hier Güter umgeschlagen. Dirigiert werden von den Disponenten die eigenen Lastzüge sowie jene von vertraglich gebundenen mittelständischen Subunternehmern. Der Standort jedes Lastzuges ist mit GPS lückenlos unter Kontrolle, ebenso jedes einzelne Frachtstück, welches gerade transportiert wird bzw. in den Lagerhallen verfügbar ist. Sämtliche Zollformalitäten werden erledigt, ohne daß ein Zollamt angefahren werden muß. Der - vereinfachte - Ablauf eines Auftrages sieht so aus: ein regionales Unternehmen produziert eine Menge von meinetwegen Waschmaschinen oder Regelgeräten oder Fahrzeugen oder Werkzeugmaschinen für einen Besteller in Frankfurt oder Moskau oder China oder sonstwo. Sämtliche Vorgänge von der Abholung vom Werksgelände bis zur Auslieferung beim Besteller erledigt das Logistikzentrum. Die notwendige Zahl von Lastzügen lädt auf, transportiert über die ganze Strecke oder liefert bei Reedereien oder Luftfrachtgesellschaften zur Weiterbeförderung auf.
Bei diesem Punkt des Vortrages habe ich mir die Frage erlaubt: „Sie transportieren mit LKW, Flugzeugen, Schiffen. Wie sieht es denn mit der Bahn aus?" Antwort: „Es gibt keine Bahn mehr!" „Wie bitte?" „Vor der Privatisierung war es schon nicht einfach, die Bahn in ein solches flexibles und rasch reagierendes System einzubinden. Allein die Bereitstellung von Güterwagen hat manchmal länger gedauert, als der ganze Vorgang des Transportes z. B. per LKW. Mittlerweile gibt es z. B. keine Stückgutannahme mehr, keine Verladereampen, keine Güterschuppen, auch keine Gleise, keine RoLa. Wie haben hier Unternehmen, bei denen auf dem Werksgelände noch die Gleise des damals so heftig beworbenen Gleisanschlusses liegen. Nur, seit Jahren ist hier kein Güterwagen mehr geholt oder gebracht worden. Die Anschlußweiche rostet vor sich hin oder ist schon ausgebaut und um ganz sicher zu gehen, wurde auch schon da und dort ein Meter Gleis herausgeschnitten. Fazit: es gibt wirklich für uns keine Bahn mehr und es wird sie auch in Zukunft nicht mehr geben!"
Wie aber lautet der Schlachtruf z. B. der Autobahnblockierer? „Güter gehören auf die Bahn!!!"
Frage: auf welche? :angry:
ropix
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Beitrag von ropix »

E 19 01 @ 11 Jun 2006, 17:47 hat geschrieben: Wie aber lautet der Schlachtruf z. B. der Autobahnblockierer? „Güter gehören auf die Bahn!!!"
Frage: auf welche? :angry:
Na ganz so schwarz würde ich es jetzt mal nicht sehen, bei uns gibts schon noch den einen oder anderen Bahnanschluss. Und wenn das Logistikcenter wirklich auch für Österreich da ist, dann müssten die doch einen ganzen Haufen an Unternehmen die noch mit der Bahn bedient werden kennen. Immerhin steht in mehr oder weniger jedem unbedeutendem ÖBB-Bahnhof den ich kenne irgendwo ein, zwei oder viele Güterwagen rum, die entweder gleich mit einem Bügeleisen durh die Gegend gejagt werden oder von irgendwem be oder entladen werden. Und im SOBB-Netz gibts auch Güterkunden - schlecht sieht es nur für alle aus, die mal am BOB-Netz verladen haben.
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Der_Überläufer
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Beitrag von Der_Überläufer »

Von welchem Logistkcenter wird hier gesprochen? Welche Firmen sind beteiligt bzw. betreiben dieses "Center"?

Was zur Bahn und Güterverkehr:

Die Bahn kann niemals so flexibel sein wie der LKW, das ist systemimmanent. Erhöhte Flexibilität, z.B. schnelles Bereitstellen von Waggons innerhalb kürzester Zeit, ist bei der Bahn mit riesigen Investitionssummen verbunden, z.B. Vorhalten von Waggonkapazitäten, die dann teuer in der Gegend rumstehen.

In der Regel sind Waggonbestellungen am Nachmittag des Vortages am Morgen zugestellt.

Stückgutverkehre laufen natürlich noch weiter auf der Schiene, eben als KV z.B. im Kombinetz 2000+.
Wenn es denn so lukrativ wäre, dieses Geschäft, dann hätten schon längst Privatbahnen den Schritt gewagt und ein eigenes Stückgutnetz aufgebaut.
Daher bitte ich doch auf diesen wirklich alten Hut zukünftig zu verzichten.
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