Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, das für Südostoberbayern, Salzburg und Tirol zuständige Logistikzentrum zu besuchen. Es stellt praktisch das Scharnier zwischen Industrie, Handel und Transportdienstleistern dar. Auf vielen 1000 Quadratmetern Betriebs- und Lagerfläche werden hier Güter umgeschlagen. Dirigiert werden von den Disponenten die eigenen Lastzüge sowie jene von vertraglich gebundenen mittelständischen Subunternehmern. Der Standort jedes Lastzuges ist mit GPS lückenlos unter Kontrolle, ebenso jedes einzelne Frachtstück, welches gerade transportiert wird bzw. in den Lagerhallen verfügbar ist. Sämtliche Zollformalitäten werden erledigt, ohne daß ein Zollamt angefahren werden muß. Der - vereinfachte - Ablauf eines Auftrages sieht so aus: ein regionales Unternehmen produziert eine Menge von meinetwegen Waschmaschinen oder Regelgeräten oder Fahrzeugen oder Werkzeugmaschinen für einen Besteller in Frankfurt oder Moskau oder China oder sonstwo. Sämtliche Vorgänge von der Abholung vom Werksgelände bis zur Auslieferung beim Besteller erledigt das Logistikzentrum. Die notwendige Zahl von Lastzügen lädt auf, transportiert über die ganze Strecke oder liefert bei Reedereien oder Luftfrachtgesellschaften zur Weiterbeförderung auf.
Bei diesem Punkt des Vortrages habe ich mir die Frage erlaubt: „Sie transportieren mit LKW, Flugzeugen, Schiffen. Wie sieht es denn mit der Bahn aus?" Antwort: „Es gibt keine Bahn mehr!" „Wie bitte?" „Vor der Privatisierung war es schon nicht einfach, die Bahn in ein solches flexibles und rasch reagierendes System einzubinden. Allein die Bereitstellung von Güterwagen hat manchmal länger gedauert, als der ganze Vorgang des Transportes z. B. per LKW. Mittlerweile gibt es z. B. keine Stückgutannahme mehr, keine Verladereampen, keine Güterschuppen, auch keine Gleise, keine RoLa. Wie haben hier Unternehmen, bei denen auf dem Werksgelände noch die Gleise des damals so heftig beworbenen Gleisanschlusses liegen. Nur, seit Jahren ist hier kein Güterwagen mehr geholt oder gebracht worden. Die Anschlußweiche rostet vor sich hin oder ist schon ausgebaut und um ganz sicher zu gehen, wurde auch schon da und dort ein Meter Gleis herausgeschnitten. Fazit: es gibt wirklich für uns keine Bahn mehr und es wird sie auch in Zukunft nicht mehr geben!"
Wie aber lautet der Schlachtruf z. B. der Autobahnblockierer? „Güter gehören auf die Bahn!!!"
Frage: auf welche?
