Lokführer erhält Schmerzensgeld

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Tim
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Beitrag von Tim »

Ich habe gestern etwas gelesen, was mich doch sehr verwundert hat.

Dem Zeitungsartikel zufolge hat sich 2005 eine Frau vor einen Zug gelegt. Der Lokführer hätte dadurch eine psychische Erkrankung erlitten und sei seither arbeitsunfähig. Nun hat er vom Ehemann und Erben der Frau Schadensersatz und Schmerzensgeld in Höhe von 9000 Euro und eine Prüfung der Schadensersatzpflicht des Erben für künftige Forderungen gefordert. Es gab dann einen Vergleichsvorschlag des Gerichts, dass der Witwer 9000 Euro zahlt und nicht für zukünftige Ansprüche haften muss. Beide Parteien haben den Vorschlag angenommen.

Ich habe sowas bisher noch nie gehört, aber ich finde das seitens des Lokfrühers skrupellos. Natürlich ist das für Lokführer schlimm, für den einen mehr, für den anderen weniger (kommt auf den Mensch drauf an), aber dass man die unschuldigen Angehörigen, für die das ja auch schlimm ist noch so finanziell bluten lässt finde ich nicht gut. Wenn der Witwer auch für zukünftige Forderungen hätte haften müssen, hätte der Lokführer nur den "richtigen" Arzt finden müssen und hätte ewig zuhause bleiben können und sich von den Angehörigen bezahlen lassen können, auch wenn er in Wirklichkeit wieder gesund wäre.

Auf so eine Weise kann man auch grad noch mehr Selbstmorde verursachen.
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ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Nur so als Info - das Geld stammt aus dem Erbe, die Angehörigen müssen also nicht "bluten"...
Tim
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Beitrag von Tim »

Naja, aber wer weiß - das Erbe ist vielleicht recht gering ausgefallen, vielleicht hatte die Frau sogar Schulden. Außerdem hätten die Angehörigen das Geld auch selbst gut gebrauchen können, schon allein für die Beerdigung, die ja heutzutage sehr teuer ist. Auch der Tod ist ja nicht umsonst.
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ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Tim @ 10 Dec 2006, 20:32 hat geschrieben: Naja, aber wer weiß - das Erbe ist vielleicht recht gering ausgefallen, vielleicht hatte die Frau sogar Schulden. Außerdem hätten die Angehörigen das Geld auch selbst gut gebrauchen können, schon allein für die Beerdigung, die ja heutzutage sehr teuer ist. Auch der Tod ist ja nicht umsonst.
Und was interessiert das den Tf? Der hat psychische Schäden erlitten, kann vielleicht nie wieder fahren, hat zukünftig ein geringeres Einkommen?
pok

Beitrag von pok »

Dann hätt er sich vielleicht vorher nen anderen Job aussuchen sollen.
Tim
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Beitrag von Tim »

Aber mal so nebenbei - für was bekommt der Lokführer eigentlich 6 Wochen Lohnfortzahlung bzw. anschließend Krankengeld!? Und für was gibt es Versicherungen!? Kann sowas nicht auch die Haftpflichtversicherung übernehmen?
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650-Kutscher
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Beitrag von 650-Kutscher »

pok @ 10 Dec 2006, 20:42 hat geschrieben:Dann hätt er sich vielleicht vorher nen anderen Job aussuchen sollen.
Falsch.
Die Frau soll sich nicht vor den Zug legen. Sie braucht bei ihrem Suicid (so leid mir dieser tut) nicht Unbeteiligte miteinbeziehen.
Denn sie weiß dies sehr genau, dass sie Dritte damit verletzt.
Das Schmerzensgeld ist mehr als gerecht.
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

also das halte ich schon für etwas arg übertrieben, als Tf solte man eigendlich wissen, das einem sowas passieren kann und wenn man das net verträgt, hat man den falschen Beruf
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pok

Beitrag von pok »

650-Kutscher @ 10 Dec 2006, 20:58 hat geschrieben: Falsch.
Die Frau soll sich nicht vor den Zug legen. Sie braucht bei ihrem Suicid (so leid mir dieser tut) nicht Unbeteiligte miteinbeziehen.
Denn sie weiß dies sehr genau, dass sie Dritte damit verletzt.
Das Schmerzensgeld ist mehr als gerecht.
An dem was ich sagte, ist nichts falsch. Dass sich die Frau nicht unbedingt vor den Zug hätte werfen müssen ist ja unbestritten, aber jeder der Lokführer werden will, wird wohl wissen, dass dies vorkommen kann.
Dass es für viele sicherlich nciht einfach ist, zu verarbeiten, dass man gerade einen Menschen überollt hat, das bezweifle ich gar nicht, und ich wünsche es auch keinem, das erleben zu müssen, aber jeder der so einen Job annimmt, muss damit rechnen, dass es passieren kann.
Wenn ich Chirurg werden will, muss ich auch damit rechnen, dass evtl. total zerfetzte Körper auf mich zukommen. Und wenn ich Polizist werden will, dann weiß ich, dass es passieren kann, dass ich im Einsatz um's Leben komm. Und wenn ich Bergarbeiter bin, dann weiß ich, dass ein Stollen verschüttet werden kann. Und wenn ich Lokführer werden will, dann weiß ich, dass mir da mal jemand auf dem Gleis liegen kann. Wenn ich das Risiko nicht eingehen will, so eine Situation zu erleben, dann muss ich mich eben für nen anderen Job entscheiden.

Sich dann für arbeitsunfähig abstempeln zu lassen halte ich für etwas übertrieben. Bevor jetzt wieder die oberschlauen Kommentare kommen: Nein, ich habe noch nie jemanden überfahren und entsprechend weiß ich nicht wie das ist. Aber ich weiß, dass andere Menschen schon mit anderen Dingen auch fertig geworden sind und sich nicht auf Kosten anderer durchfüttern ließen, obwohl ihnen schlimmeres zugestoßen ist. Dass sowas ein Schock ist, ok ... aber das Leben geht weiter und zu seinem Leben hat er auch selbst was beizutragen.

pok
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Hallo?
wenn man das net verträgt, hat man den falschen Beruf
Die fahren, weil sie fahren wollen und nicht, weil sie Selbstmördern als unfreiwillige Assistenten dienen wollen...
pok

Beitrag von pok »

ChristianMUC @ 10 Dec 2006, 21:10 hat geschrieben:Die fahren, weil sie fahren wollen und nicht, weil sie Selbstmördern als unfreiwillige Assistenten dienen wollen...
Dann hätten sie sich besser über den Beruf informieren müssen. Denn dazu gehört nunmal, so komisch das jetzt klingen mag, dass solche Selbstmörder auf dem Gleis stehen können. Und wenn er "nur" fahren will und dann schon nicht mehr arbeitsfähig ist, wenn der, milde ausgedrückt, unangenehme Teil des Jobs auf ihn zukommt, dann hat er definitiv den falschen Beruf ergriffen.
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Lazarus @ 10 Dec 2006, 21:09 hat geschrieben: also das halte ich schon für etwas arg übertrieben, als Tf solte man eigendlich wissen, das einem sowas passieren kann und wenn man das net verträgt, hat man den falschen Beruf
Da möchte ich dagegen halten. Wer ist schon psychisch so stabil, dass er es verträgt, wenn er einen Selbstmörder in Einzelstücke zerteilt? Sicher die wenigsten. Vor allem: Woher soll er es selbst wissen? Soll man vorher vielleicht einen psychologischen Test machen, dass man im Fall der Fälle nach einem kleinen Schock weiter seinen Beruf ausüben kann? Könnte so ein Test überhaupt einigermaßen verlässliche Ergebnisse bringen? Wohl kaum.

Selbst Notärzte, die schon viel gesehen haben, können bei bestimmten Unfällen oder Verbrechen (z.B. wenn kleine Kinder beteiligt sind oder eine Leiche fürchterlich entstellt ist) auf einmal schwere Schocks erleiden und nicht jeder steht so was dann ohne Folgeschäden durch.

Lazarus, meinst Du denn, Du würdest es einfach so wegstecken, wenn Du - sagen wir mal mit dem Auto - jemand überfährst und Dich dabei keinerlei Schuld trifft?
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

ChristianMUC @ 10 Dec 2006, 21:10 hat geschrieben: Hallo?

Die fahren, weil sie fahren wollen und nicht, weil sie Selbstmördern als unfreiwillige Assistenten dienen wollen...
das woolte ich auch net zu Ausdruck bringen, vielmehr wollt ich sagen, wenn ich mich für den Beruf des Tf entscheide, muss ich mir darüber klar sein, das mir sowas passieren kann, sei es, das sich einer das Leben nimmt oder auch durch Unfall, ansonsten schliess ich mich absolut pok an, seh das genauso
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

tra(u)mmann @ 10 Dec 2006, 21:17 hat geschrieben: Lazarus, meinst Du denn, Du würdest es einfach so wegstecken, wenn Du - sagen wir mal mit dem Auto - jemand überfährst und Dich dabei keinerlei Schuld trifft?
mit Sicherheit net, aber auch beim Autofahren muss ich damit rechnen, das ich auch mal unschuldig in einen Unfall verwickelt werden kann, auch da gibts keine Garantie, das einem sowas net passiert, wenn auch die Warscheinlichkeit kleiner ist, als bei einem Tf
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Tim
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Beitrag von Tim »

Ich denke, wenn der Lokführer so ein empfindlicher, sensibler Mensch wäre, hätte er das dem Witwer nicht angetan. Denn sowas ist kalt und herzlos. Außerdem kriegt er Lohnfortzahlung und anschließend Krankengeld, evtl. sogar vorübergehend Berufsunfähigkeitsrente (weiß nicht, ob das so schnell möglich ist). Was will er denn mehr!? Er sitzt daheim und muss nichts tun und kriegt trotzdem weiter Geld. Außerdem raten Psychologen, spätestens nach 3 Wochen wieder zu fahren, um das ganze besser verarbeiten zu können. Ich denke man kriegt ja dann anfangs auch Unterstützung und muss nicht gleich wieder alleine fahren. Aus meiner Sicht hat der einfach keine Lust mehr und will sich die paar Jahre bis zur Rente von anderen bezahlen lassen, so hart es auch klingt.
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tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Lazarus @ 10 Dec 2006, 21:27 hat geschrieben: mit Sicherheit net, aber auch beim Autofahren muss ich damit rechnen, das ich auch mal unschuldig in einen Unfall verwickelt werden kann, auch da gibts keine Garantie, das einem sowas net passiert, wenn auch die Warscheinlichkeit kleiner ist, als bei einem Tf
Ganz ehrlich, ich würde das auch nicht einfach so wegstecken. Und die meisten anderen wohl auch nicht. Wenn zu den Anforderungen eines Tf gehören würde, einen Selbstmord möglichst reibungslos abzuwickeln und auch gleich zwei oder drei Suizide ohne Frühverrentung zu überstehen, dann müsste man wahrscheinlich 80-90 % der Tfs aussortieren.

Beispielsweise waren in der Call-in-Show Domian schon mehrmals Tfs, die einen Selbstmörder überfahren haben. Diese waren in einem psychisch katastrophalen Zustand, auch wenn das Ganze schon Monate oder Jahre her war. Und das waren m.E. nicht zufällig der labile Teil unter den Lokführern, der da angerufen hat.

Ich denke, dass es normal und menschlich ist, wenn hier Tfs einen Schock erleiden. In schweren Fällen (mehrere Selbstmorde in kurzer Zeit, besonders grausamer Fall usw.) kann es auch zur Berufsunfähigkeit führen. Da kann man nicht davon sprechen, so Deine Eingangsthese, dass so jemand den falschen Beruf ergriffen hat.
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Woodpeckar
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Beitrag von Woodpeckar »

Lazarus @ 10 Dec 2006, 21:09 hat geschrieben:also das halte ich schon für etwas arg übertrieben, als Tf solte man eigendlich wissen, das einem sowas passieren kann und wenn man das net verträgt, hat man den falschen Beruf
pok @ 10 Dec 2006, 21:14 hat geschrieben:Dann hätten sie sich besser über den Beruf informieren müssen. Denn dazu gehört nunmal, so komisch das jetzt klingen mag, dass solche Selbstmörder auf dem Gleis stehen können. Und wenn er "nur" fahren will und dann schon nicht mehr arbeitsfähig ist, wenn der, milde ausgedrückt, unangenehme Teil des Jobs auf ihn zukommt, dann hat er definitiv den falschen Beruf ergriffen.
Auf den ersten Blick ist das schon eine bestechende Logik. Auch und gerade mit der Aufzählung von Berufen, die nicht nur Licht kennen, sondern auch ihre Schattenseite haben.
Entgegen halte ich dieser Logik, dass niemand, der auch um die Schattenseite eines Berufes weiß, vorhersagen kann, wie er beim Eintreffen einer solchen Situation reagieren wird.
Noch schwerer wird dies für den Fall sein, wenn die Reaktion eines Dritten "vorhergesehen" werden soll.
Da ich annehme, @Lazarus und @pok, dass Ihr die Beteiligten nicht gekannt habt, ist Eure gekonnte logische Interpretation der falschen Berufswahl - milde ausgedrückt - gedankenlos.

Desweiteren sprecht Ihr jemandem den Schadenersatz ab, weil er gewusst hat, was auf ihn zukommen könnte. In letzter Schlußfolgerung bedeutet dies, dass Schadensersatz grundsätzlich nicht geleistet werden müsste, da jeder mit einem ihn betreffenden Schadensereignis tatgtäglich rechnen muss.
Oder ist es so selten, dass beispielsweise ein Fußgänger auf der Straße über- oder angefahren wird?
Nach eurer "überzeugenden" Logik hätte er keine Schadensersatzansprüche, da ein Fußgänger weiß, dass von Zeit zu Zeit seine Art von Kraftfahrzeugen über- oder angefahren wird...
Moskau

Beitrag von Moskau »

Also ich finds wenns die Frau überlebt hätte hätte er sie auf lebenslange Invalidenrente verklagen müssen, es ist doch immer wieder eine bodenlose Frechheit, dass diese Menschen, die sich vor den Zug werfen nur an sich selbst denken und nicht an die anderen Beteiligten.
TT1
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Beitrag von TT1 »

Also ich finde es gut! 3 Wochen Urlaub und 9000Euro Taschengeld! Das kann man schon mitnehmen! :lol: Nee aber mal im ernst, ihr habt noch nie einen Menschen totgefahren und bis zur unkenntlichkeit verstümmelt und schreibt: "das muss jeder Lokfüher aushalte sonst hat er den falschen Beruf!" Das finde ich schon heftig. :wacko:
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Dol-Sbahn
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Beitrag von Dol-Sbahn »

Risikofreie Arbeitsplatz ist, wer am Computer arbeitet. (abgesehen von der Gesundheit).
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Tim @ 10 Dec 2006, 21:27 hat geschrieben:Ich denke, wenn der Lokführer so ein empfindlicher, sensibler Mensch wäre, hätte er das dem Witwer nicht angetan. Denn sowas ist kalt und herzlos. Außerdem kriegt er Lohnfortzahlung und anschließend Krankengeld, evtl. sogar vorübergehend Berufsunfähigkeitsrente (weiß nicht, ob das so schnell möglich ist). Was will er denn mehr!? Er sitzt daheim und muss nichts tun und kriegt trotzdem weiter Geld. Außerdem raten Psychologen, spätestens nach 3 Wochen wieder zu fahren, um das ganze besser verarbeiten zu können. Ich denke man kriegt ja dann anfangs auch Unterstützung und muss nicht gleich wieder alleine fahren. Aus meiner Sicht hat der einfach keine Lust mehr und will sich die paar Jahre bis zur Rente von anderen bezahlen lassen, so hart es auch klingt.
Du kennst den Fall im Detail und mit allen Facetten nicht (ich kenne ihn genauso wenig), so dass es vermessen ist, eine solch genaue Interpretation des Falles mit Vorwürfen an den Lokführer vorzunehmen.
Tim @ 10 Dec 2006, 21:27 hat geschrieben:wenn der Lokführer so ein empfindlicher, sensibler Mensch wäre, hätte er das dem Witwer nicht angetan
Ich möchte den Spieß mal umdrehen. Vielleicht hat der Triebwagenführer so reagiert, weil er so empfindlich und sensibel ist und daher das Ganze nicht verarbeiten konnte. Kaum einer von uns würde wohl auf Schadensersatzforderungen verzichten, bei aller Nächstenliebe nicht. Dem Tf wäre es wahrscheinlich (auch Spekulatius, da ich wie gesagt den Fall in allen Datails nicht kenne) lieber, wieder zu arbeiten. Es ist durchaus möglich, dass der Tf schwere Depressionen hat (was so ziemlich das Unangenehmste ist, was einem passieren kann und ich rede nicht von einer psychischen Verstimmung) und nicht mit Freude seine jetzt üppige Freizeit genießen kann.

Der Fall, dass sich ein Tf einen schönen Lenz auf Kosten anderer macht, den Suizid nur als Vorwand nimmt und seine psychische Erkrankung nur schauspielert, ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, aber meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich. Du behauptest aber, genau dieser Vorwurf träfe zu. Woher hast Du diese Gewissheit?
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Stef
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Beitrag von Stef »

Hattet ihr schonmal einen Selbstmörder? Kennt ihr wenigstens einen Tf, der selbst einen hatte? Wenn nicht, dann am besten Mal in die Lage hineinversetzen. Und es gehört nicht zum allgemeinen Berufsbild eines Tf, Leute zu überfahren.

Sorry, aber bei solchen Ansichten geht mir echt der Hut hoch!
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Ich finds auch frech, daß hier teils die Meinung anklingt "Tja, falscher Beruf, du hättest wissen müssen, daß dir das mal passieren kann". Die Beispiele mit den Bergleuten & Co. finde ich auch teils an den Haaren herbeigezogen. Natürlich muß man da zum Beispiel damit rechnen, daß man als Bergmann verschüttet wird, aber: Das sind dann Unfälle! Bei einem Suizid hingegen ist das Ganze ja wohl absichtlich herbeigeführt worden. Oder wirds jetzt schon als Unfall angesehen, wenn sich jemand bewußt auf die Gleise legt/stellt, um vom nächsten Zug überfahren zu werden? :blink: :( :ph34r:
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Sbahnman

Beitrag von Sbahnman »

Stef @ 10 Dec 2006, 22:00 hat geschrieben:Hattet ihr schonmal einen Selbstmörder? Kennt ihr wenigstens einen Tf, der selbst einen hatte? Wenn nicht, dann am besten Mal in die Lage hineinversetzen. Und es gehört nicht zum allgemeinen Berufsbild eines Tf, Leute zu überfahren.

Sorry, aber bei solchen Ansichten geht mir echt der Hut hoch!
Mein Reden, erst mal selbst erleben, dann die Klappe aufreißen. Ich persönlich kenne einen Tf, der hat innerhalb eines Jahres 4 Suizid gehabt. Der ist ein nervliches Wrack. Hat seinen Dienst quittiert und ist seit zwei Jahren in psychiatrischer Behandlung. Also wenn man es selbst nie erlebt hat, einfach raushalten, oder dezenter ausdrücken.
Zum Thema Verdienstausfall und Lohnfortzahlung.
Hier wissen einige scheinbar nicht was ein Tf verdient, und was ohne diverse Zulagen bei Lohnsteuerklasse 1 übrig bleibt, wenn man krankgeschrieben ist. Dass die fortlaufenden Kosten für Miete usw., dann auch nicht weniger werden müssten wohl alle wissen. Es müssten viel mehr Tf den Mut haben auf Verdienstausfall zu klagen, und ich hoffe, das diese Tf auch Recht zu bekommen.

Gruß Sbahnman B)
Zeuge eines Quietschi'
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Beitrag von Zeuge eines Quietschi' »

pok @ 10 Dec 2006, 21:14 hat geschrieben: Dann hätten sie sich besser über den Beruf informieren müssen. Denn dazu gehört nunmal, so komisch das jetzt klingen mag, dass solche Selbstmörder auf dem Gleis stehen können. Und wenn er "nur" fahren will und dann schon nicht mehr arbeitsfähig ist, wenn der, milde ausgedrückt, unangenehme Teil des Jobs auf ihn zukommt, dann hat er definitiv den falschen Beruf ergriffen.
Pass auf, daß ich dir die Löffel nicht langziehe.Da kannst du, glaube ich, da gar nicht mitreden. Als ob der Lokführer vorher weiß wie er es verkraftet. Das wäre wie, wenn ein Autofahrer einen Unfall baut und danach nie wieder fahren kann, sagst du dem auch, daß er, bevor er den Führerschein macht, er es sich hätte vorher überlegen sollen. Halt bloß die Klappe, bevor wieder so ein Müll deinen Mund verlässt.
Signatur musste verändert werden. Danke VT609

GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) Homepage

FPTV.de
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Zeuge eines Quietschi's @ 10 Dec 2006, 23:33 hat geschrieben: Pass auf, daß ich dir die Löffel nicht langziehe.Da kannst du, glaube ich, da gar nicht mitreden. Als ob der Lokführer vorher weiß wie er es verkraftet. Das wäre wie, wenn ein Autofahrer einen Unfall baut und danach nie wieder fahren kann, sagst du dem auch, daß er, bevor er den Führerschein macht, er es sich hätte vorher überlegen sollen. Halt bloß die Klappe, bevor wieder so ein Müll deinen Mund verlässt.
In der Sache hast Du absolut Recht, aber ich finde es traurig, wenn hier Beleidigungen ausgetauscht werden. :(

Mit Argumenten überzeugen halte ich für wirkungsvoller als die Der-kapiert-nur-deutliche-Worte-Art.
tra(u)mmann

Beitrag von tra(u)mmann »

Hier übrigens die Quellen zu dem hier diskutierten Fall

http://www.moz.de/index.php/Moz/Article/ca...+Welt/id/164399
http://www.krone.at/index.php?http://wcm.k...d__58613/hxcms/
http://www.welt.de/data/2006/12/08/1139155.html

Steht in allen etwas sehr Ähnliches drin, aber der Vollständigkeit halber.
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gmg
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Beitrag von gmg »

Die diskussion geht schon lange am Wesentlichen vorbei. Es geht doch nicht darum, ob man Tf werden kann, obwohl man weiß, dass sich oft Leute vom Zug überfahren lassen (mal abegesehen davon, dass ich bezweifle, ob wirklich jeder weiß, dass das so oft passiert).

Die Frage ist doch, ob es vom Tf in Ordnung ist, die Angehörigen der Familie zahlen zu lassen.

Und da finde ich, es ist definitiv nicht in Ordnung. Wie hier schon erwähnt wurde, geht das Geld zwar vom Privatvermögen, der Selbstmörderin weg. Es ist aber nunmal so, dass die Ansprechpartner die Angehörigen sind. Und die stecken nach dem Selbstmord höchstwahrscheinlich tiefer in Problemen als der Tf. Von daher finde ich es ziemlich unverschämt, wenn er von ihnen Schadenersatz fordert. Die müssen ja eh schon die Bergung bezahlen. Außerdem haben sie jemanden verloren und nicht der Tf. Und sie müssen sich damit auseinandersetzen, warum es die Frau nicht mehr in ihrer Welt ausgehalten hat und nicht der Tf. Ich finde es deshalb egoistisch und unverschämt, von den Angehörigen Schadenersatz zu fordern.

Stellt euch vor, ihr wollt aus einem Hochhaus rausgehen als plötzlich nur einen Meter vor euch ein gespungener Selbstmörder auf dem Boden aufschlägt. Seit dem habt ihr Angst aus hohen Gebäuden rauszugehen. Wer von euch würde jetzt auch nur auf die Idee kommen, die Hinterbliebenen zu verklagen?
Sbahnman

Beitrag von Sbahnman »

<_< man kann auch Sachen an den Haaren herbeiziehen. Wer gibt irgendeinem Menschen das Recht, andere damit zu belasten, wenn er sich umbringen möchte? Aus welchen Gründen auch immer. Das nun einmal die Eisenbahn eines der sichersten Mittel für Suizide ist, bedeutet noch lange nicht, dass das auch so zu machen ist. :angry:
:huh: Es gibt immer irgendwelche Vorzeichen, das sich ein Suizid ankündigt, wenn diese Alarmsignale von niemanden der Angehörigen wahrgenommen werden, dann passiert es so. Ausgenommen die Personen die keine Angehörigen mehr haben oder hatten. Auch diese Leute haben keinen Freibrief sich vor irgendeinen Zug zu werfen. :ph34r:
Es ist auf jeden Fall sein gutes Recht, eine Klage wegen Verdienstausfalls zu erheben!

Gruß Sbahnman B)
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

gmg @ 11 Dec 2006, 14:24 hat geschrieben: Ich finde es deshalb egoistisch und unverschämt, von den Angehörigen Schadenersatz zu fordern.
Ich finde es egoistisch und unverschämt, sich vor einen Zug zu werfen! Denn damit nimmt Derjenige billigend in Kauf, daß der, der den Zug fährt, das alles miterlebt und derjenige nimmt auch eine ggf. lange oder andauernde psychische Störung in Kauf, was sogar dazu führen kann, daß der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. DAS ist für mich egoistisch und unverschämt! Als ob es nicht auch andere Methoden gäbe, sich das Leben zu nehmen... <_<
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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