Dynamische Bremse beim Güterzug anrechnen

Strecken und Fahrzeuge des Güterverkehrs
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SilvioJ

Beitrag von SilvioJ »

Nach immer wiederkehrenden Diskussionen und Meinungen:

Darf bei Güterzügen, für die im Fahrplan Bremsstellung P gefordert ist, das Bremsgewicht der dynamischen Bremse des Tfz angerechnet werden oder nicht?!?

Um die Diskussion nicht in die falsche Richtung zu lenken, gehen wir mal davon aus das das Bremsgewicht auch angeschrieben ist am Tfz und das wir einen Zug von 10 druckluftgebremsten Wagen haben.

Da die meisten Kollegen erfahrungsgemäß erstmal schreien werden "Das ist verboten!", würde ich dann gern wissen wo das steht. :)
tauRus
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Beitrag von tauRus »

Ich rechne es an, einfach auf Grund von dem Satz "Wenn mehr als ... darf angerechnet werden". Für was wäre das Bremsgewicht sonst vorhanden?

Ich lache immer wenn Kollegen sehr gut bremsende (meist leere) Züge unnötigerweise in der mittleren Zugart fahren weil sie die hohen Bremshundertstel des Wagenzuges (>111) mangels E-Brems-anrechnung "runterziehen".

Aber seit mein EVU bei Bedarf-Leerparks immer öfters 120er-Trassen bestellen rechnen die meisten Kollegen auch anders ... sonst muss man ja eine Fahrplanmitteilung schreiben :P

Ist übrigens des gleiche Thema wo (nicht) steht dass man mit der E-Bremse nicht auf Halt-zeigende Signale zufahren darf. Sicher sollte man es sinniger Weise nicht machen, aber es ist ja auch eine Definitionsfrage. Für mich ist es eine Geschwindigkeitsermäßigung und keine Zielbremsung da ich (so langsam wie ich in dem Fall fahre) jederzeit eingreifen kann sollte die E-Bremse je ausfallen.
Aber manche Kollegen schauen einen schief an das wäre doch verboten (vielleicht steht es ja doch irgendwo?) ;)
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SilvioJ

Beitrag von SilvioJ »

tauRus @ 11 Jun 2007, 09:06 hat geschrieben:Ich rechne es an, einfach auf Grund von dem Satz "Wenn mehr als ... darf angerechnet werden". Für was wäre das Bremsgewicht sonst vorhanden?
Angeblich ja nur bei Reisezügen erlaubt......... Nur konnte eben noch niemand sagen wo DAS stehen soll... :rolleyes:
tauRus @ 11 Jun 2007, 09:06 hat geschrieben:Ist übrigens des gleiche Thema wo (nicht) steht dass man mit der E-Bremse nicht auf Halt-zeigende Signale zufahren darf. Sicher sollte man es sinniger Weise nicht machen, aber es ist ja auch eine Definitionsfrage. Für mich ist es eine Geschwindigkeitsermäßigung und keine Zielbremsung da ich (so langsam wie ich in dem Fall fahre) jederzeit eingreifen kann sollte die E-Bremse je ausfallen.
Aber manche Kollegen schauen einen schief an das wäre doch verboten (vielleicht steht es ja doch irgendwo?) ;)
Hierzu heißt es in Abschnitt 1 der Ril 915.0107 unter Absatz 10 "Dynamische Bremsen":
"Haltbremsungen sind in der Regel mit dem Führerbremsventil, gekuppelt mit dem Bremssteller der dynamischen Bremse, einzuleiten."
Das die leistungsstarken dynamischen Bremsen moderner Tfz dazu verleiten dies anders zu handhaben ist bekannt. Trotz allem habe ich in meinen Ausbildungen Wert darauf gelegt, dass wie in der Vorschrift beschrieben kombiniert eingebremst wird. Es geht ja auch nicht darum das du nicht schnell genug eingreifen kannst wenn die E-Bremse wegfällt (was sehr schnell passieren kann... braucht nur mal der Hauptschalter fallen oder eine Störung im Unterwerk sein), sondern das die Druckluftbremse dann doch noch einmal eine verhältnismäßig lange Zeit benötigt, bis sie im ganzen Zug wirksam geworden ist. Dies sollte man - je nach Zug - nicht unterschätzen. :huh:
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423176
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Beitrag von 423176 »

Ist das Ganze auch wieder nur eine Überlieferung von alten Hasen und es steht nirgends geschrieben?
Ich habe das so nämlich auch gehört und auch gerlernt...aber mich dann nicht weiter mit beschäftigt, weil es für mich uninteressant wurde.
Vorgestern kam im Freundeskreis eben diese Frage auch wieder auf - Zufälle?
Naja, dann bin ich mal gespannt wer nun die Wahrheit rausbekommt.
tauRus
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Beitrag von tauRus »

SilvioJ @ 11 Jun 2007, 11:17 hat geschrieben:
"Haltbremsungen sind in der Regel mit dem Führerbremsventil, gekuppelt mit dem Bremssteller der dynamischen Bremse, einzuleiten."
Das die leistungsstarken dynamischen Bremsen moderner Tfz dazu verleiten dies anders zu handhaben ist bekannt. Trotz allem habe ich in meinen Ausbildungen Wert darauf gelegt, dass wie in der Vorschrift beschrieben kombiniert eingebremst wird. Es geht ja auch nicht darum das du nicht schnell genug eingreifen kannst wenn die E-Bremse wegfällt (was sehr schnell passieren kann... braucht nur mal der Hauptschalter fallen oder eine Störung im Unterwerk sein), sondern das die Druckluftbremse dann doch noch einmal eine verhältnismäßig lange Zeit benötigt, bis sie im ganzen Zug wirksam geworden ist. Dies sollte man - je nach Zug - nicht unterschätzen.  :huh:
Naja du sagst es ja selber - erstens "in der Regel" und zweitens "bei Haltbremsungen".

Angenommen ich hab eine Überholung mit Einfahrt 60. Ich bremse ausschließlich dynamisch auf sagen wir 20km/h runter, wir sind vielleicht auf Höhe des 500Hz-Magneten. Ich bremse weiter dynamisch und habe das Führerbremsventil in der Hand. Bei vielleicht 10km/h bin ich 100m vor dem Signal und ab DANN wird es aus meiner Sicht eine Haltbremsung. Alles andere ist für mich (in so einem Fall) eine Geschwindigkeitsverminderung.

Anders wäre es wenn ich mit 60km/h reinknalle und wirklich scharf und nur dynamisch auf das Signal zufahre bis zum bitteren Ende.

Und bezüglich der Anlegezeit: Jeder der einen Güterzug fährt sollte Bescheid wissen wie lange (oder kurz) es dauert bis die Bremsen im Zweifelsfall zur Wirkung kommen, das berücksichtigt man ja bei der o.g. Vorgehensweise.

Meistens bremse ich sowieso nicht ausschließlich dynamisch weil das einfach zu lange dauert - das heißt nicht dass ich auf Signale zupresche, aber ich nutze zumindest annähernd das Bremsvermögen des Güterzuges aus. Dabei wird dann meist die Druckluftbremse auf einer Stufe belassen und mit der E-Bremse "gespielt" je nach Bedarf.
Abgesehen davon ist bei dem häufigsten meiner Arbeitsgeräte, der 1144, die E-Bremse im betreffenden Geschwindigkeitsbereich zu
vernachlässigen und das Führerbremsventil das beste auf der Welt für eine anständige Zielbremsung.


Edit: Komma
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ALK
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Beitrag von ALK »

Selbst das PVG rechnet die E-Bremse des führenden Tfz mit an ...
Mfg ALK
Streiks bitte erst nach 8Uhr! ;)
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Stef
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Beitrag von Stef »

ALK @ 11 Jun 2007, 18:03 hat geschrieben: Selbst das PVG rechnet die E-Bremse des führenden Tfz mit an ...
Das rechnet die Bremsstellung (und damit auch das Bremsgewicht an), welches man ihm vorgibt. ;)
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Beitrag von ALK »

Stef @ 16 Jun 2007, 02:55 hat geschrieben: Das rechnet die Bremsstellung (und damit auch das Bremsgewicht an), welches man ihm vorgibt. ;)
Ist zwar schon etwas länger her, aber habe mich vergewissern wollen das meine Meinung net ganz falsch ist.
Zum erstellen der Bremszettels benötigt man im PVG die Lok Baureihe und die Stellung im Zug, das Bremsgewicht und die Bremsstellung sind alle hinterlegt und werden nicht eingegeben.
Ehrlich gesagt hätte mich alles andere auch gewundert, das würde ja bedeuten das die Rangierer wüßten wann se die E-Bremse mit anrechnen dürfen und das fällt manchmal ja sogar den Lokführeren schwer ;)
Also Bremsstellung und dadurch auch Bremsgewicht ermittelt das PVG selbst aus dem Zuggewicht.
Mfg ALK
Streiks bitte erst nach 8Uhr! ;)
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